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Samstag, 17. Dezember 2016

Stephen King made in Germany: Die Tür (2009). Ein Magical Thriller mit Mads Mikkelsen

Ich liebe Mads Mikkelsen. In letzter Zeit ist er meine Nummer Eins. Das geht soweit, dass ich mir sogar die Serie Hannibal besorgt habe, obwohl das Thema so gar nicht mein Ding ist. Mystery schon eher, und darum habe ich nicht gezögert, mir diesen Film anzuschauen, auch wenn Jessica Schwarz und Heike Makatsch in einer kleinen, aber bedeutenden Gastrolle nicht gerade glänzen (Vorsicht: Subjektive Meinung!).





Die Handlung: Der Maler David Andernach und seine Frau Maja (Jessica Schwarz) haben sich nicht mehr viel zu sagen. Abwechselnd passen sie auf die kleine gemeinsame Tochter Leonie auf und leben ansonsten aneinander vorbei. Als David seine Pflichten als Vater vernachlässigt und stattdessen auf einen Seitensprung bei der flippigen Gina (Heike Makatsch) vorbeischaut, geschieht das Unglück: Leonie - notorisch mit ungebundenen Schnürsenkeln unterwegs - fällt in den Pool, wobei sich ihre Schnürsenkel derart verheddern, dass sie nicht mehr an die Wasseroberfläche gelangt. David kommt zu spät und kann nur noch ihren leblosen Körper bergen.

Fünf Jahre später haben sich Maja und David schon lange getrennt. David plagen Schuldgefühle und die Trauer um Leonie, Maja letzteres und Hass und Verbitterung auf den Exmann. Da erhält David unverhofft eine zweite Chance: er findet eine magische Tür, die ihn in der Zeit zurückkatapultiert; genau an den Tag, an dem Leonie ertrinkt. Er rettet sie, doch die Tat hat ihren Preis: er ist gezwungen, den ersten David umzubringen, um nicht aufzufliegen. Sein Geheimnis hütet er gut, doch Leonie ist misstrauisch, hat sie Paps Zwei doch heimlich dabei beobachtet, wie er Paps Eins zur Strecke bringt. Als David seinem besten Freund und Malerkollegen Max die Tat beichtet, glaubt dieser ihm nicht, bis er den im Garten verbuddelten ersten David findet. Bevor er der Polizei davon berichten kann, wird er vom Nachbarn kaltgestellt, der wie David die magische Tür kennt und ihm von einer Parallelwelt erzählt, in der die Zweitausgaben der gesamten Dorfbewohner allmählich das Zepter übernehmen...

Meinung: Die Geschichte klingt spannend, dramatisch und mysteriös und hält im Großen und Ganzen, was sie verspricht. Von Mystery allerdings hatte ich fast ein bisschen zu viel des Guten: weder wurde erklärt, weshalb die Parallelmenschen ihre Vorgänger auslöschen wollen (die Behauptung, die Neuen seien "besser", fand ich *meh*), noch warum es auch für mehr Leute als David nötig war, die magische Pforte zu durchqueren und vor allem, warum sie derart kriminell handeln mussten. Schließlich hat keiner der befreundeten Nachbarn ein ähnliches Trauma erlebt wie David und Maja, so dass für mich die allgemeine Anziehungskraft der Tür nicht wirklich nachvollziehbar war - insbesondere, wenn es darum geht, bei der Ankunft in die Vergangenheit als erstes sein eigenes Leben auszulöschen, das eigentlich gar nicht mehr das eigene ist. Irgendwie... mysteriös.

Aber ganz ehrlich: wen jucken Plotlücken, wenn Mads Mikkelsen blankzieht, tieftraurig guckt, einmal lächelt, die schicke Ponyfrisur zurechtstutzt und das Drehbuch bzw. seine Textpassagen komplett in passablem Deutsch (!) absolviert? Mich nicht. Daher vergebe ich trotz Erklärungsbedarf und einer bestenfalls mittelmäßigen Jessica Schwarz


👍👍👍 und ein halber  👍






Dienstag, 22. November 2016

"The Creeping Flesh" Gothic Horror vom Feinsten mit den Gentlemen des Gruselkinos

Der deutsche Titel  lautet "Nachts, wenn das Skelett erwacht" und klingt nach trashigem 1970er Jahre-Horror. Gedreht 1972, also lange nach den glorreichen Hammer-Movies aus den 1950ern, habe ich nicht allzu viel erwartet. Aber ich muss sagen, ich habe mich sehr gut unterhalten und auch wenn der Film nicht wirklich gruselig ist mit seinen damaligen Tricktechniken und dem unvermeidlichen Pappmachee-Charme, fand ich die Darsteller überzeugend und die Geschichte ziemlich originell.


Story: 1893: Der Forscher und Wissenschaftler Emmanuel Hildern (Peter Cushing) bringt von einer seiner Forschungsreisen ein monströses Skelett aus Neuginea mit ins viktorianische England. Er findet mit Hilfe alter Bücher heraus, dass dieses Skelett das Böse in sich trägt und beginnt damit, ein Serum dagegen zu entwickeln. Sollte er erfolgreich sein, könnte er - so glaubt Emmanuel - die Menschheit vom Bösen befreien. Das hat auch einen persönlichen Grund: seine Frau wurde wahnsinnig und vegetiert seit Jahren in der Irrenanstalt seines Halbbruders James (Christopher Lee) vor sich  hin. Emmanuels Tocher Penelope weiß davon nichts und glaubt, ihre Mutter sei schon lange tot. Tatsächlich erhält Emmanuel nach seiner Rückkehr die Nachricht, dass seine Frau kürzlich verstorben ist. Er versucht, es vor Penelope geheimzuhalten, doch sie erfährt davon und regt sich dermaßen darüber auf, dass Emmanuel fürchtet, sie könnte wahnsinnig werden wie die Mutter. Er spritzt ihr das Serum, in der Hoffnung, dass es das "Böse" besiegt und Penelope vom Wahnsinn verschont bliebt.

Dummerweise ein Schnellschuss, denn das Böse lässt sich nicht mit einer kleinen Spritze aufhalten. Penelope entwickelt kriminelle Energie und bringt zwei Männer um, bevor sie zu Onkel James ins Irrenhaus gebracht wird. James findet heraus, woran sein Bruder arbeitet, und ist selbst interessiert an dem mysteriösen Knochenfund. Er lässt es aus Emmanuels Labor stehlen, was aber ziemlich schiefgeht (merke: nur ein knochentrockenes Skelett ist ein gutes Skelett). Nachdem das wiederauferstandene Böse seinen linken Mittelfinger von Emmanuel zurückfordert, den dieser für Proben analysiert hat, verliert Emmanuel den Verstand und landet in einer Zelle im Irrenhaus seines ehrgeizigen Bruders... und es bleibt mehr oder weniger dem Zuschauer überlassen, wer von den beiden Brüdern der Wahnsinnige ist.

Mir hat der Film gut gefallen, was nicht zuletzt an den beiden großen Herren des britischen Horrorkinos liegt. Mit welcher Überzeugung und Ernsthaftigkeit die beiden in einem relativ dünnen Plot spielen, das macht einfach Spaß. Und es ist einer der wenigen Filme, die den Charme der Hammer-Filme in die 70er gerettet haben. Zudem wartet "The Creeping Flesh" mit sämtlichen Zutaten klassischer Gothic-Geschichten auf, die in den überwiegend klamottigen 1970er Jahren eigentlich gar nicht mehr in Mode waren. Dadurch wirkt der Film erfrischend zeitlos, sogar fast modern und ein bisschen, als könnte er heute noch ohne allzu große Veränderungen ein Remake vertragen. Dann allerdings leider ohne die beiden charismatischen Hauptdarsteller - und das gäbe schon einen Stern weniger.

Fazit: Wirklich empfehlenswert für alle, die mehr auf Atmosphäre als auf Gemetzel stehen und sich nicht an antiquierten Tricktechniken stören.


Bewertung: 

👍👍👍👍👍
 



Freitag, 18. November 2016

Arty Farty: High-Rise von Ben Wheatley (2015) Review

Nachdem ich den Film im Kino verpasst habe, habe ich das Anschauen heute auf DVD nachgeholt. Hauptgrund war Tom Hiddleston (den neckischen Trailer mit den Stewardessen im Flur fand ich herrlich!), und normalerweise verzeihe ich einem Film einiges, wenn mir zumindest einer der Darsteller sympathisch ist. Aber High Rise schafft es nicht mal ansatzweise, eine einigermaßen schlüssige Story zu erzählen, was vielleicht auch an der eher zähen Buchvorlage (Achtung Gesellschaftskritik im 70er Jahre-Stil!) liegen kann. Nach einer halben Stunde habe ich das Ende herbeigesehnt, und das passiert mir wirklich nicht oft. Ich mag bizarres Kino und habe nichts gegen Satire, aber hier hatte ich echt das Gefühl, einen eigentlich zehnstündigen Arthaus-Film anzuschauen, den man auf gnädige zweieinhalb Stunden zusammengeschnitten hat.





Zur Story (soweit es eine gibt): England, in den 1970er Jahren. Der Arzt Robert Laing zieht in ein modernes Hochhaus, das irgendwie eine Klassengesellschaft repräsentiert: ganz unten der Pöbel, oben die Superreichen. Er selbst lebt im 25. Stock, also irgendwo dazwischen. Auf dem Dach hat sich der Architekt Royal (Jeremy "Ich bin alt aber sah mal toll aus und möchte, dass der Zuschauer sich dessen bewusst ist" Irons) eingenistet, nebst Gattin, Pferd und Schaf. Laine macht schnell Bekanntschaft  mit beiden Seiten: er besucht Parties der Upper Class, bei denen psychedelische ABBA-Lieder gespielt werden, und fängt auch rasch mal ein paar Affären an, weil Freie Liebe und so. Als im Gebäude der Strom ausfällt und / oder der Pool für private Vergnügungen genutzt wird, sorgt das für Unmut, und es liegt Revolte in der Luft. Der Frust entlädt sich, als Laing einem Kollegen mitteilt, unheilbar krank zu sein und dieser sich aus dem 39. Stock stürzt.




Statt  freier Liebe entfesselt dieses Ereignis das Tier im Menschen, und plötzlich gehen alle aufeinander los. Laing prügelt sich im Supermarkt um einen Eimer Farbe, weil es dort außer Hundefutter und verfaultem Obst sonst nichts mehr wirklich Brauchbares gibt. Nachdem er seine Wohnung (Achtung Metapher!) himmelblau angestrichen hat, treibt er es mit der hochschwangeren Bewohnerin aus der untersten Etage. Deren Mann (Luke Evans mit den haarigsten Koteletten ever) stellt derweil Royal nach, um eine Enthüllungsstory über ihn zu drehen. Am Schluss sind alle tot und Laing grillt einen Hund auf seinem Balkon. Klingt seltsam, ist es auch. Spaß hatten die Beteiligten bestimmt, mir als Zuschauer ging es aber irgendwie so wie einem Erwachsenen mitten im Kindergeburtstag. Wer auf zusammenhanglose Szenen, pseudo-intellektueller Sozialkritik und Retro-70er Jahre-Flair steht, kommt vielleicht noch ein bisschen auf seine Kosten. Ein neckisch die Hüften schwingender Tom Hiddleston mit einer Combo Stewardessen hat mir jedenfalls nicht ausgereicht.


Bewertung:


👍 und ein halber👍




für den goldigen Hiddles und seinen Luxusbody, von dem man in diesem Film erstaunlicherweise mal nicht die blanke Hinterseite sah (hätte in dem Fall aber auch nichts mehr gerettet).





Sonntag, 30. Oktober 2016

Ziemlich strange: "Doctor Strange" (Review)

Drei Tage ist es her, dass ich den Film gesehen habe. Normalerweise setze ich mich sofort hin, um meine Meinung zu Kinofilmen zu verfassen; diesmal war ich mir unschlüssig, wie und ob ich den heißersehnten neuen Marvel mit Benedict Cumberbatch als Zauberlehrling überhaupt bewerten soll. Im Vorfeld habe ich gelesen, dass er anders sein soll als die anderen, actionlastigen Comic-Realverfilmungen, aber irgendwie konnte ich im Vergleich keinen rechten Unterschied feststellen. Was aber nicht heißt, dass ich mich nicht gut unterhalten gefühlt und an einem fantastischen Hauptdarsteller erfreut habe. Vom Hocker gerissen hat mich der "LSD-Trip in 3D" allerdings auch nicht.


"Follow my finger with your eyes!"


Die an sich simple Geschichte hatte gute Ansätze, die auch, wie von Marvel gewohnt, bombastisch gut umgesetzt wurden. Der arrogante und von sich selbst überzeugte Neurochirurg Dr. Steven Strange erleidet einen schweren Autounfall, bei dem seine kostbaren Hände zu Matsch werden. Er hört von einer Heilerin in Nepal (Tilda Swinton) und begibt sich sofort dorthin. Am Ziel angekommen, wird er in verschiedenen Zaubertechniken unterwiesen und erfährt - Schockschwerenot! -, dass es mehr Realitäten gibt als seine eigene. Doch er kommt auch hinter das dunkle Geheimnis der Meisterin und muss - Überraschung - die Welt retten, nachdem die drei Tempel der Weltenwächter vom bösen Mads Mikkelsen bedroht werden, der auf der Suche nach dem ewigen Leben ist (hatten wir das nicht erst neulich? Egal...). Nach etlichen Slapstickeinlagen, freiwilliger Komik und elegant-sphärischem Herumschweben im Multiuniversum gelingt es ihm, sich als Torwächter und überlegener Zauberer zu beweisen.

Meinung: Vielleicht habe ich mir ein bisschen viel versprochen. Das lag allein schon am süßen Benedict Cumberbatch, der seine Sache gut gemacht, aber m. M nach besser hätte machen können. Richtig warm wurde ich mit Dr. Strange nicht; dafür war er mir zu sehr eine Mischung aus Sherlock und "Dr. House". Einerseits witzig, andererseits oberflächlich und wenig bis gar nicht charismatisch. Aber das sei ihm verziehen, denn schließlich handelt der Film von den Anfängen des großen Dr. Strange, so dass in weiteren Teilen durchaus noch Luft nach oben ist betreffs Charakterentwicklung. Die Nebendarsteller sind dennoch neben ihm und den Effekten fast ein bisschen verblasst. Vor allem Mads Mikkelsen als Schurke hat mich enttäuscht. Super: der Umhang, der sich Dr. Strange "erwählt", ein Eigenleben hat und somit für die besten komischen Szenen des Filmes sorgt.

Auch interessant: Dr. Strange lernt mehr oder weniger autodidaktisch, die Zeit zu beeinflussen. Tricktechnisch einfach toll! Die Szene mit dem Apfel und dem Buch mit den fehlenden Seiten gehörte zu meinen Highlights. Leider nervte es dagegen, als Dr. Strange sich für die Menschen und den Tempel in Hongkong opfert - beim fünften Mal musste ich schon verhalten gähnen. Überhaupt: Streckenweise gab es Längen, doch auch das kennt man ja von Marvel und dürfte für den Fan nicht wirklich ein Kritikpunkt sein (ich bin keiner - Fan, nicht Kritikpunkt).

Vielversprechend für alle Fangirls: In der legendären ersten Schluss-Sequenz trifft sich Dr. Strange mit Hemsworth-Thor in New York und redet mit ihm bei wie von Zauberhand stets voll gefüllten Gläsern über: LOKI!!! Nun sind ja die meisten Cumberbatch-Fans ebenfalls für dessen Kumpel Tom Hiddleston / Loki entflammt, so dass die Aussicht, beide als Gegenspieler im Duell der Marvel-Magier antreten zu lassen, schon ein raffinierter Köder ist. Einer jedoch, den selbst ich mit Wohlwollen schlucken würde. ;)






Fazit: Spitzenmäßige Effekte wie Städte in auseinanderklaffender Kaleidoskop-Optik in eine durchschnittliche und nicht ganz neue Fantasy-Story verpackt. Nett für einen Abend und einen Eimer Popcorn. Wer glaubt, mit Weltanschauungsphilosophien wie in Matrix, Inception oder Lucy nachdenklich gestimmt zu werden, ist fehl am (Kino-)Platz. Zwar habe ich von einer Comicverfilmung nichts wirklich Tiefsinniges erwartet und wurde daher in dieser Hinsicht nicht enttäuscht, doch den Hype um "Dr. Strange" finde ich irgendwie schon ziemlich strange.

 Bewertung: Großzügige

👍👍👍  und ein halber 👍



Sonntag, 23. Oktober 2016

Gratis-Download Rezensionsexemplare von "Das Bildnis des Grafen"

Für zwischendurch gibt es mal wieder eine kleine Aktion von mir: bis zum 26. Oktober könnt ihr euch Gratis-Lesefutter für den Herbst besorgen.




Alles, was ihr tun müsst, ist, euch bei Xinxii kostenlos registrieren und beim Ausloggen folgenden Gutscheincode einlösen:

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Mit der Teilnahme an der Aktion und dem Registrieren bei Xinxii verpflichtet ihr euch zu nichts - außer zum Entdecken einer Menge toller ebooks und natürlich zum Lesen meines Debütromans. Eine Rezension auf Amazon, Xinxii, eurem Blog und / oder Bücherforen würde mich sehr freuen, wenn euch "Das Bildnis des Grafen" gefallen hat. 

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß beim Rästeln, Mitfiebern und Nägelkauen... ;)






Samstag, 22. Oktober 2016

Halloween Tipps in Buch und Film

Der Herbst hat uns ja wieder so richtig im Griff: prasselnder Regen, eisiger Wind und rotgolden leuchtende Blätter bestimmen Wetter und Straßenbild.

Und obwohl ich eindeutiger Sommermensch bin und nichts dagegen hätte, 365 Tage im Jahr in Shorts und Flipflops bei tropischen Temperaturen herumzuhüpfen, kann ich der düsteren Jahreszeit mit ein bisschen Mühe etwas Positives abtrotzen: die langen Schmöker- und Fernsehabende, am liebsten zu zweit unter einer Kuscheldecke und einer Kanne Tee.

Daher habe ich ein kleines Video mit meinen Lieblingen - passend zum Thema Halloween - zusammengestellt. Vielleicht kennt ihr ja den einen oder anderen noch nicht und werdet neugierig auf meine Tipps.





Welches ist denn euer Halloween-Schmankerl? Schreibt mir einen echt gruseligen Roman oder Film in den Kommentarbereich, wenn euch etwas einfällt.


Mittwoch, 19. Oktober 2016

Review "Die Insel der besonderen Kinder" (Tim Burton, 2016)

Endlich scheint mein Vorsatz zu klappen, öfter ins Kino zu gehen, so wie gestern in die Buchverfilmung von Ransom Riggs. Von dem Roman habe ich zwar öfter schon gehört, ihn aber nicht gelesen, daher weiß ich nicht, ob sich Tim Burtons neuestes Werk detailgetreu daran hält oder er sich einige Freiheiten erlaubt hat, die mir nicht ganz klar waren. Jedenfalls habe ich mich gut unterhalten, und der Film war originell, mit gigantischen Effekten und tollen Darstellern. Allerdings fehlte mir ein bisschen das gewisse Etwas, das die früheren Tim Burtons auszeichnet, wie z.B. "Edward mit den Scherenhänden."




Handlung: Der sechzehnjährige Jacob Portman lebt in Florida, ist ein Außenseiter und hat eine besondere Beziehung zu seinem Großvater Abe, der ihm als kleinem Jungen Geschichten erzählt hat, die Jakes Eltern für eine Ausschmückung der Geschehnisse im zweiten Weltkrieg halten. Eines Nachts findet der Enkel ihn ohne Augen hinter seinem Bungalow und kann gerade noch ein schreckliches Monster durch den Wald laufen sehen, das es offensichtlich auf den Großvater abgesehen hatte. Bevor er stirbt, teilt Abe Jake noch mit, dass er zu Miss Peregrine nach Wales gehen soll und sie ihm alles erklären wird.

Der Tod des geliebten Opas löst eine Depression in Jake aus, deretwegen er sich in psychiatrische Behandlung begeben muss. Da die Alpträume nicht nachlassen, rät die Psychologin Jake, eine Reise nach Wales zu unternehmen, um sein Trauma bewältigen zu können. Gemeinsam mit seinem Vater befolgt Jake den Rat und erlebt seltsame Dinge auf der Insel Cairnholmes. Er lernt die besonderen Kinder kennen - sie altern nicht und nehmen Jake mit in eine Zeitschleife, in der sich unaufhörlich ein Tag im September 1943 wiederholt; der Tag, an dem Miss Peregrines Kinderheim bombardiert wurde. Miss Peregrine stellt die Zeitschleife selbst her und kann so sich und die Kinder beschützen. Nicht jedoch vor einer Gruppe "Hollows", die einst ebenfalls besondere Kinder waren und durch eigene Experimente "misslungen" und nun böse sind. Sie sind auf der Jagd nach Augen, die sie essen müssen, um ihre Suche nach dem ewigen Leben fortsetzen zu können. Dank Jakes Fähigkeit, die an sich unsichtbaren Monster sehen zu können,  kommt es zum Kampf zwischen den Hollows und den besonderen Kindern. Als dieser nach dem Durchtreten diverser Zeitschleifen gewonnen wird, hat Jake seinen Großvater retten können, kann durch die Zeit reisen und hat außerdem die Liebe seines Lebens gefunden: die leichtgewichtige Emma, die nur dank Bleischuhen nicht den Boden unter den Füßen verliert.

Überhaupt sind alle Kinder in Miss Peregines Heim tatsächlich außergewöhnlich. Natürlich passt da auch der in der gewöhnlichen Welt als Sonderling geltende Jake hinein - wie sein Großvater vor ihm.





Meinung: Wie bereits erwähnt, fand ich den Film sehr unterhaltsam. Überraschend ist er und voller Ideen, die mich zum Staunen und auch zum Gruseln gebracht haben. Mein Highlight war das Schiffswrack RMS Augusta, das durch die luftige Emma und den vereinten Kräften der allesamt schnuckeligen Kinder wieder fahrtüchtig gemacht wurde. Wahnsinn, wie viel Detailgenauigkeit da drinsteckt! Aber irgendwas an der Geschichte war nicht ganz rund. Ich bin es eigentlich von Tim Burton gewohnt, dass er bittersüße Gefühle weckt (vielleicht auch durch Danny Elfmans zauberhaften Soundtrack, der hier fehlt), und das war in keiner einzigen Szene der Fall. Technisch super und einwandfrei gespielt, mangelt es der Insel der besonderen Kinder m. M. nach an Tiefe und märchenhaft rührenden Momenten. Auch war ich unzufrieden mit dem Schicksal des armen Victor, der später, als sich die Zeitschleife auf Cairnsholmes auflöst, mit keiner Silbe mehr erwähnt wird. Was hätte ich mich gefreut, wenn er ebenfalls den Hollows entkommen wäre! Vielleicht wird im Buch genauer auf ihn eingegangen ebenso wie auf Grandpa Portmans Vergangenheit. Aber um das herauszufinden, müsste ich es lesen... und ich bin mir nicht sicher, ob mir der Film in diesem Maß Lust darauf gemacht hat. Teilweise fand ich die Horror-Effekte für Kinder auch zu krass - ich konnte selbst kaum die Augen schließen in der Nacht aus Angst, jemand reißt sie mit rosaroten Tentakeln heraus.


Bewertung:

👍👍👍 und ein halber 👍




Montag, 12. September 2016

Rezension "Der Kastrat" von Richard Harvell

Kurzbeschreibung Amazon: Hoch in den Schweizer Alpen, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, nimmt eine unglaubliche Geschichte ihren Anfang: Moses Froben erblickt als uneheliches Kind das Licht der Welt. Der Dorfpfarrer muss fürchten, als Vater entlarvt zu werden, und stößt den Jungen in einen Gebirgsbach. Moses wird gerettet und kommt in die Abtei St. Gallen, wo er zum Meistersänger des Chores heranreift. Dann wird er kastriert, damit seine Engelsstimme erhalten bleibt. Und Moses feiert Erfolge auf Europas Bühnen. Aber ein Geheimnis bleibt: Wie kam der weltbekannte Kastrat zu einem Sohn?

›Der Kastrat‹ ist die hinreißende Lebensbeichte eines unwahrscheinlichen Liebhabers, eines Mannes mit der Stimme eines Engels, dessen Gehör zum tragischen Fluch wie auch zum größten Segen seines Lebens wurde.



Inhalt und Meinung: Zunächst einmal etwas zum Klappentext, und das wird der einzige Kritikpunkt sein, den ich anzubringen habe: Er klingt reißerisch und wird den leisen und doch lauten Tönen des Romans nicht gerecht. Jedes Kind, das der Zielgruppe von Lesern angehört, weiß, dass Kastraten keine solchen zeugen können, und es ist daher auch beileibe kein Geheimnis, dass Moses das Kind eines anderen "Sohn" nennt. Aber die Mutter ist nicht irgendeine; es ist Amalia Riecher, geborene Duft, die Liebe seines Lebens. Doch vor lauter Begeisterung greife ich vor. Allerdings ist es gar nicht leicht, diesen ungewöhnlichen und doch so klar und einfach erzählten Roman - die fiktive Biografie des Erzählers Moses - zu beschreiben.

Die Geschichte beginnt mit Moses' tauber Mutter, die in einem Schweizer Bergdorf die Glocken läutet und im Glockenturm wohnt. Der Klang ist etwas Besonderes für sie, weil sie ihn im ganzen Körper spüren kann - eine Eigenschaft, die sie ihrem kleinen Sohn weitergibt, der namenlos bleibt, bis er von den Mönchen Nikolai und Remus aus einem reißenden Fluss gerettet und adoptiert wird. Vor allem mit Nikolai freundet sich der schweigsame Junge an, er bewundert ihn und wird von ihm beschützt, als er im Kloster von St. Gallen ein neues Zuhause findet. Genauer gesagt, wird er dort geduldet; die Chorknaben verspotten ihn aufgrund seiner schönen Stimme und finden in ihm ein Opfer ihrer grausamen Streiche. Der Chorleiter erkennt Moses' Stimmwunder und fördert ihn; als er zehn Jahre alt ist, lässt er ihn heimlich kastrieren, damit er seine Stimme nicht verliert.

Erst Jahre später findet Nikolai es heraus und rächt sich furchtbar an Chorleiter Ulrich, der fortan des Klosters verstoßen wird, ebenso wie die beiden Mönche. Moses erhält die "Gnade", Novize zu werden, da sich für ihn laut Aussage des Abtes die Frage nicht stellt, ob er weltlicher Liebe entsagen kann. Außerdem würde ihn ohnehin keiner haben wollen. Aber es gibt jemanden: Amalia Duft, die Moses bereits seit Kindertagen kennt. Doch Moses schämt sich. Er ist ein "halber Mann mit dem Gesicht eines Engels" und daher darf Amalia ihn bei ihren heimlichen nächtlichen Treffen nicht ansehen. Trotzdem kann man in jeder Zeile lesen, wie sehr sich die beiden lieben. Für mich wurde schon bald klar, dass Amalia recht früh um Moses' Geheimnis wusste und ihn dennoch zu keiner Zeit deswegen verachtet oder belächelt hat - ebenso wie Moses ganz sicher war, dass Amaila trotz eines steifen Beines die Frau seines Lebens ist.

Und das war für mich irgendwie der Schlüssel und die Schönheit des Buches. Ohne großes Gewese oder Kitsch wird eine Liebesgeschichte erzählt, die tief zu Herzen geht und trotz der oft schlimmen Dinge, die Moses widerfahren, mit Humor und (Selbst-)Ironie gewürzt ist. Als Moses unter beschwerlichen Bedingungen nach Wien reist, um die dort reich verheiratete Amalia ausfindig zu machen, musste ich über seine Unerfahrenheit und seinen Sinn fürs Unpraktische manchmal schmunzeln, und man möchte ihn manchmal einfach in die Arme nehmen und ihm übers Haar streichen. Mir gefallen Protagonisten, die nicht perfekt, aber liebenswert und gelegentlich auch unsicher sind, und Moses ist einer der wenigen dieser Sorte. Er trifft einen weiteren "Bruder des Messers", seinen Maestro, der ihn zum professionellen Opernsänger ausbildet. Doch Amalia verliert Moses nie aus den Augen.

Im wahren Leben, das er im Rückblick seinem Sohn erzählt, ist er eher schweigsam und ein stiller Beobachter von Klängen, oft ungeschickt und weltfremd, doch der Autor Richard Harvell schreibt ihn in poetischen, eloquenten und anrührenden Sätzen nieder, lässt ihn ein wenig wie einen Sonderling wirken und dann doch wieder wie jemand, der das möchte, was alle wollen und dafür bereit wäre, auf alle Reichtümer und Gaben dieser Erde zu verzichten. Da ihm und Amalia kein langes Glück beschieden ist (das ich den beiden von Herzen gegönnt hätte), liebt er ihren Sohn wie seinen eigenen.

Fazit: Ein toller Roman, unaufdringlich, gefühlvoll, ungekünstelt und trotzdem von großer Sprachgewalt, die mich als Leser am Ende sprachlos gelassen hat. Eine absolute Leseempfehlung!



Bewertung:               👍👍👍👍👍



Montag, 29. August 2016

Review "Wuthering Heights" (1992) nach Emily Bronte

Momentan versuche ich mich an den englischen Klassikern. Es ist ein bisschen beschämend, wenn man als quasi anglophile Autorin die Brontes und Jane Austen nur vom Hörensagen kennt. Das im Titel genannte Buch habe ich tatsächlich irgendwann mal angefangen zu lesen - und wieder aufgegeben. So sehr es wohl zu Recht ein Klassiker ist, konnte es mich nicht wirklich fesseln. Da ich aber wie die Brontes eine Vorliebe habe für einsame, schaurige Gegenden, menschliche Abgründe und dramatische Wendungen, habe ich es bequemerweise mit der Verfilmung probiert, die sich nahe an die Vorlage hält. Ralph Fiennes als Heathcliff hat seinen Teil dazu beigetragen, aber nicht wirklich geholfen, was mein Verständnis für den Stoff respektive meine Begeisterung entfacht hätte. Ich glaube fast, es ist für mich kein Versäumnis, bei britisch-literarischem Allgemeinwissen nicht zu punkten. Außer für den unwahrscheinlichen Fall, ich säße mal bei einer Quizsendung auf dem heißen Stuhl.

Die doch recht simple Handlung hat sich mir nicht im Detail eingeprägt, leider. In Emily Brontes Roman geht es um Rache und alles verzehrende Liebe, die doch keusch bleiben muss, und ich fragte mich die ganze Zeit, weshalb, waren Catherine Earnshaw (Juliette Binoche) und Heathclifff doch gar keine leiblichen Geschwister, nicht einmal entfernt miteinander verwandt. Warum die Tussi ihn nicht haben wollte und stattdessen den faden Edward geheiratet hat, blieb mir ein Rätsel. Immerhin haben sich beide in schwülstigen Ergüssen seit Kindesbeinen ihre Liebe zueinander geschworen, und was macht's, dass Heathcliff ein Zigeuner ist? Oder habe ich etwas Wichtiges verpasst?

Jedenfalls kommt seine Rache für die stumme Zurückweisung über die gesamte Familie, wenn er nicht gerade die Diva spielt und sich gekränkt zurückzieht. Die Sprache fand ich gewöhnungsbedürftig, die Dialoge fast zu symbolträchtig für alles Kommende ("Wenn du mich noch einmal küsst, Heathcliff, dann sterbe ich." - und so war es.). Catherine segnet das Zeitliche natürlich im Kindbett wie alle anderen schwangeren Frauen im Roman. Siebzehn Jahre später ergreift Heathcliff die Gelegenheit, ihre Tochter zu kidnappen, nachdem er sich bereits Hareton, den Sohn von Catherines leiblichem Bruder Hindley, unter den Nagel gerissen hat, seines Zeichens legitimer Erbe von "Wuthering Heights", was dieser jedoch nicht weiß. Ziemlich perfide, vor allem, da Heathcliff Catherines Tochter aus Habsucht mit seinen eigenen Spross zwangsverheiratet, der dem frühen Tod geweiht ist wie alle Protagonisten. Denn Heathcliffs Handeln bleibt nicht ungesühnt: als ein zufälliger Besucher von einer merkwürdigen Erscheinung des Nachts im Anwesen berichtet, weiß er sofort, dass es sich um Catherines Geist handelt, die ihn zu sich lockt. Sein Ende wird als Unfall dargestellt, und für Catherines Catherine und Hindleys Hareton beginnt ein neues Leben... (und *das* wäre doch skandalöser als eine Verbindung zwischen Catherine Earnshaw I. und Heathcliff, oder? Immerhin sind die beiden Cousin und Cousine.)

Nun muss ich mir ein wenig weibliche Oberflächlichkeit zugestehen: Trotz der schlecht sitzenden Perücke oder den lieblos angeknüpften Extentions war Ralph Fiennes ein Hingucker in dem zeitgenössischen Gehrock. Außerdem war er zu Prä-Voldemort-Zeiten einer der international gefragtesten Schauspieler auf der Bühne und im Film, und auch das hat seinen Grund. Der verschlossene und eifersüchtige Heathcliff agiert und reagiert nicht sympathisch, aber nachvollziehbar, während mir Catherine wie eine Parodie einer Frau vorkam, die in den 1800ern unabhängig dargestellt werden sollte. Viel zu aufdringlich und spöttisch, und dabei keine Spur mitfühlend, finde ich, hat sie ihr Schicksal selbst heraufbeschworen. Sympathiepunkte gab es bei mir keine. Dass ihre Tochter charakterlich in diesselbe Kerbe schlägt, war mir ein bisschen zu klischeebeladen. Schwamm drüber. Sobald sie Haretons Kind zur Welt gebracht hat, wird sie eh ins Gras beißen... wetten?

"Wuthering Heights" war mir zu morbid und zu wenig hoffnungsvoll, obwohl ich immer noch glaube, dass ich Emily und Charlotte gern mal zum Tee eingeladen hätte und wir nett miteinander hätten plaudern können. Mir gefällt, dass sie glaubwürdig Männer wie Heathcliff und Mr. Rochester aus "Jane Eyre" porträtieren, die Fehler und Unsicherheiten hatten, was selbst heute noch - besonders für weibliche Schriftsteller - eher die Ausnahme ist. Auch die unheimlichen Elemente finden meine Zustimmung und wecken mein Interesse an ihren Werken. Insofern liegen die Brontes mir näher als z.B. Jane Austen mit ihrem perfekten Mr. Darcy. Aber um mir da ein genaues Urteil bilden zu können, werde ich wohl mal einen ihrer Romane lesen müssen. Oder eine der unzähligen BBC-Verfilmungen anschauen.

Bewertung:
👍👍👍







Dienstag, 16. August 2016

Rezension "Die Überfahrt" ~ Joseph O'Connor (leichte Spoiler!)

Romane über (fiktive) Schiffsfahrten in vergangenen Zeiten liebe ich. Mein Lieblingsbuch in dieser Hinsicht ist "To the Ends of the Earth" von William Golding, zu dem es eine grandiose BBC-Verfilmung in drei Teilen gibt. Man lernt viel über die Charaktere der Passagiere, leidet mit ihnen, kann sich viele eigene Gedanken zum Geschehen auf engstem Raum machen und wie man selbst als Schiffsreisender gehandelt hätte (und ist dann froh, dass es heute bequemere Reiserouten und komfortablere Kabinen gibt - sofern man in der damaligen Zeit (19. Jahrhundert) das Glück hatte, letzteres zugeteilt zu bekommen).

In Joseph O'Connors "Die Überfahrt" werden drei Schicksale raffiniert miteinander verwoben.






Inhalt und Meinung:
1847, zur Zeit der Hungersnot in Irland: Der Lord und ehemalige Großgrundbesitzer David Merridith geht mit seiner Familie und dem Kindermädchen Mary Duane an Bord der "Stella Maris" in der Hoffnung, sich in Amerika ein neues Leben als Architekt aufzubauen, ohne zu ahnen, dass eine Gesellschaft von vertriebenen Pächtern nach seinem Leben trachtet und zu diesem Zweck den Iren Pius Mulvey als Mörder und Mitpassagier auf ihn ansetzt. Mulvey ist vom entbehrungsreichen Leben gezeichnet; er wird von Crew und Passagieren als Sonderling bezeichnet, höflich zwar, aber doch irgendwie unheimlich und abstoßend. Tatsächlich entwickelt man im Lauf der Geschichte keinerlei Sympathie zu ihm, denn er ist nicht nur skrupellos, sondern schwach und opportunistisch und am Ende ein jämmerliches winselndes Etwas.

Die Kapitel werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt, oft in Logbucheinträgen vom Kapitän der "Stella Maris", dann wieder aus Sicht des Lords, Mary Duane und Pius Mulvey oder dem amerikanischen Journalisten Dixon, der ein Verhältnis mit der Frau des Lords hat und darauf aus ist, seinen Rivalen bloßzustellen.

"Die Überfahrt" ist kein einfaches oder erhebendes Buch. Ich hatte Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden, was auch an den oft sehr ausführlichen Fußnoten über den historischen Hintergrund lag und der mitunter zu ausschweifenden Eloquenz des Autors, der nicht selten zehn Zeilen für einen Ausdruck gebraucht, um die Vielfältigkeit und Sprachgewalt des irischen Wortschatzes zu unterstreichen. Doch ich mochte Mary Duane, und besonders den feingeistigen und sensiblen Lord David Merridith, der sich als Kind schon in sie verliebt hatte.

Die Rückblenden seiner Kindheit und Jugend sind anrührend beschrieben und zeigen, wie sehr er eigentlich unter seiner privilegierten Stellung und der strengen Hand des Vaters gelitten hat. Zum Ausgleich strebt er ein kameradschaftliches Verhältnis zu seinen eigenen Söhnen Jonathan und Robert an, das nicht ohne Fettnäpfchen vonstatten geht, mir den Lord aber umso liebenswerter erscheinen ließ. Seine Ehe steht schon lange auf der Kippe, nicht zuletzt Mary Duanes wegen, für die er immer noch zaghafte Gefühle hegt. Deren Lebenslauf liest sich - ähnlich wie Pius Mulveys - wie aus einem Dickens-Roman: traurig, trist und dennoch voller Tragödien und Entbehrungen. Beide Männer, die sie einst liebte, sind mit ihr auf dem Schiff, und von beiden erwartete sie Kinder, die entweder bei der Geburt starben oder aus Verzweiflung im hungernden Irland vom Adoptivvater getötet wurden. Bis zuletzt bleibt ihre Herkunft im Dunkeln, doch eine wirkliche Überraschung war sie nicht mehr wirklich, obwohl ich aufgrund des Umfangs des Buches nicht mehr genau weiß, ob sie zu einem früheren Zeitpunkt erwähnt wurde. Auch das Ende des Lords ist abzusehen und vorgezeichnet - selbst wenn der Mord an dem armen Nichtsahnenden angesichts seiner gesundheitlichen Lage zum Schluss der Reise beinahe als Gnadentod zu werten wäre.

Überhaupt: Die Schilderungen von Mord, Elend, Not und Verzweiflung im Allgemeinen und den Zuständen auf der "Stella Maris" im Besonderen sind teilweise recht krass und nichts für zartbesaitete Gemüter. Es geht mir dabei nicht so sehr um die vielen, ohne Zweifel beklagenswerten Todesfälle an Bord, sondern vor allem um die Grausamkeit Mulveys und die fatalistische Hoffnungslosigkeit der Nebenfiguren. Beileibe kein Feel-Good-Buch, aber interessant für geschichtlich Interessierte.

Fazit: Nach einer gewissen (und etwas zähen) Eingewöhnungszeit möchte man schon wissen, wie es weitergeht mit den Charakteren; die Geschichte ist spannend und gut erzählt, doch ganz ehrlich: richtigen Spaß hatte ich bei "Die Überfahrt" nicht. Ein bisschen mehr Leichtigkeit hätte trotz oder gerade wegen des ernsten Themas nicht geschadet. Deprimierend, an einigen Stellen verwirrend, ohne Humor oder einen Funken Hoffnung für die Beteiligten, die mir aufgrund der häufigen Perspektivenwechsel erstaunlich fern bleiben, kann ich den Roman trotz seiner Raffinesse und sorgfältiger Recherche nur Geschichtsfans und geduldigen Stoikern empfehlen.


Bewertung: 
👍👍👍






Freitag, 12. August 2016

Review "Eine dunkle Begierde" ~ A Dangerous Method (2011)

Zurzeit durchlaufe ich meine "Fassy-Phase". Das hat nichts mit Michael Fassbenders stahlblauen Augen zu tun oder damit, dass ich ihn als Schauspieler besonders toll fände. Vielmehr - so denke ich - sind Heimatgefühle mit im Spiel: Michael Fassbender wurde als Sohn eines Deutschen in der Stadt geboren, in der ich gerne bummeln gehe, nur knapp 30 km von meinem Wohnort entfernt. Da macht es mich schon ein bisschen stolz, dass er mittlerweile zur internationalen Schauspielriege gehört. Und na ja, er ist nicht mein Typ mit dem seltenen Nussknackerlächeln, aber hässlich nun auch wieder nicht...^^




Gestern habe ich mir "Eine dunkle Begierde" angeschaut, ein Semi-Biopic über die Beziehung von Sigmund Freud (ein nicht zu erkennender Viggo Mortensen) und Carl Gustav Jung (Michael Fassbender). Mitmischen musste durfte auch Keira Knightley, die ich leider so gar nicht abkann. Vielleicht ist sie für viele Männer die neue Audrey Hepburn, aber ich finde sie übertrieben in jedem Film, den ich bisher mit ihr gesehen habe. Auch als die frühere Jung-Patientin und spätere Psychoanalytikern Sabina Spielrein macht sie keine rühmliche Ausnahme. Gewissenhaft hysterisch und irgendwie trotzdem steif und unglaubwürdig porträtiert sie Spielrein, die sich in Jung verliebt und zu dessen Mätresse sie wird. Eigentlich wollte Jung sie mit der von Freud entwickelten "Sprechtherapie" heilen, doch der Schuss geht nach hinten los: seit sie als Kind geschlagen wurde, steht sie auf Demütigungen und lässt sich am Nachmittag gern mal von Jung mit dem Rasierriemen verdreschen. Der tut das zwar eher widerwillig, kann aber nicht von Fräulein Spielrein lassen (ganz unter uns: die gleichgültige Eleganz, mit der Fassy Frau Knightley den Hintern versohlt, hätte ihn für mich zu einem Uber-Christian Grey qualifiziert). Trotz Frau und vier Kindern trifft er sie immer wieder mehr oder weniger heimlich (Achtung Wortspiel!).

Sigmund Freud weiß lange nichts davon, doch er hält Jung ständig unter die Nase, dass aller Ursprung und die Muster menschlichen Verhaltens stets in der Sexualität zu finden seien - eine Theorie, die Jung zu simpel erscheint und die letztendlich zum Bruch zwischen ihm und seinem großen Vorbild führt; schließlich sollte es mehr geben, was die Welt im Innersten zusammenhält. Als Jung endgültig eigene Wege und auf die Suche nach dem Innersten geht, erhält Freud noch einmal Besuch von Sabina und muss eingestehen, dass Frauen eventuell auch ganz passable Psychoanalytiker abgeben könnten.

Die letzte Begegnung zwischen ihr und Jung verläuft weniger bravourös: sie ist jetzt die toughe Superfrau, während er ihr immer noch nachweint und einen unzureichenden Ersatz aufgetrieben hat, nämlich eine weitere Patientin. Und vielleicht - vielleicht hat das Innerste doch mit dem Instinkt zu tun...

Meinung: Ein bisschen fad, langweilig und profan war's. Von einem Werk des innovativen und kontroversen David Cronenberg habe ich mir mehr versprochen (warum eigentlich?). Schöne Innenaufnahmen, tolle Kostüme und die liebliche Bodenseelandschaft - gedreht wurde in Überlingen und Konstanz - machen den Kohl nicht fett.

Auch waren die Dialoge teilweise verwirrend für psychologische Laien, dann wiederum zu oberflächlich und politisch, und wirkliches Interesse konnte keiner der drei Protagonisten bei mir wecken - das macht für mich immer ein gutes Biopic aus: wenn ich mehr über die dargestellten historischen Persönlichkeiten wissen möchte.

Fazit: Malerische Kulisse, eine nervige Keira Knightley und ein bisweilen zu behäbig erzählter Film, in dem die Thematik und die Beziehung zwischen Freud und Jung für mich nicht wirklich ausgereizt wurden. Da hätte man mehr draus machen können.

Bewertung: 

                                ganz knappe drei

 👍👍👍



Freitag, 15. Juli 2016

Review "Der Mann ohne Gesicht" (1993) ~ Mel Gibson - Leichte Spoiler -

Filme wie diesen muss man suchen. Eine Perle, die heute kaum jemand mehr kennt, und Mel Gibsons Regiedebüt (für die Küken unter uns: der Michael Fassbender der 1980er und 1990er Jahre), ist "Der Mann ohne Gesicht" eine Charakterstudie zweier Menschen, die sich aufgrund ihrer Andersartigkeit und der Reaktion auf ihr soziales Umfeld finden und sich gegenseitig helfen. Das Thema ist nicht neu, und dennoch habe ich es selten so sensibel und zugleich unterhaltsam umgesetzt gesehen.



Inhalt: Sommer 1968: Der zwölfjährige Charles lebt mit seinen beiden nervigen Halbschwestern und der heiratswütigen Mutter in einem Küstenort in der Nähe von Boston. Aufgrund gelegentlicher Absencen und Konzentrationsschwäche gilt er als geistig minderbemittelt und besteht die Prüfung zur weiterführenden Schule nicht. Da er jedoch unbedingt aufs College möchte, lernt er durch einen Zufall oder die Fügung den ehemaligen und schroffen Lehrer Justin McLeod (Mel Gibson) kennen, der in einem großen Haus am Rande der Stadt mit Hund und Pferd ein Eremitendasein führt. Nicht zu Unrecht, wie sich herausstellt. McLeods Vergangenheit und die Brandnarben an Gesicht und Körper stempeln ihn zum Freak und "Matschkopf" ab, und der Dorfklatsch tut ein Übriges. Charles "Chuck" Norstadt lässt sich weder von Gerüchten noch von der abweisenden Art McLeods einschüchtern, und bald entwickelt sich eine Freundschaft, von der beide profitieren. Chuck findet eine Vaterfigur in McLeod, während dieser neuen Lebensmut schöpft. Doch die Beziehung der beiden ungleichen Außenseiter bleibt nicht ohne Aufsehen und Folgen...

Meinung: Allein die Zeit, in der die Geschichte spielt, finde ich faszinierend. Retrocharme, wenn er gut gemacht ist, kann ich mich nicht entziehen. Und er war gut gemacht! Eine Citroen DS, niedliche, altmodische Küstenwohnungen, bunte Mode, das sommerliche Setting und Flower Power-Flair tragen viel zur Atmosphäre bei, und die Schauspieler wirken ebenso authentisch. Besonders Mel Gibson als McLeod liefert eine Glanzleistung. Zwar hat der Mann durchaus keinen Grund zum Lachen, doch man spürt als Zuschauer, dass er sich mit der Situation abgefunden hat, wenn auch recht widerwillig. Er gibt sich die Schuld an dem Unfall, der zu seiner Entstellung führte, meidet Gesellschaft und geht erst nach Geschäftsschluss im Krämerladen einkaufen, um niemanden zu begegnen.

Durch Chuck lernt er allmählich wieder, sich gebraucht und akzeptiert zu fühlen. Umgekehrt geht es dem Jungen genauso; seine Zuneigung zu dem älteren Mann hat fast schwärmerische Züge, und auch das war schön und unschuldig porträtiert von dem damals vierzehnjährigen Nick Stahl. Gelegentlich war er mir ein bisschen zu aufgedreht, aber naja, Chuck ist ein Prepubertierender mit Geltungsbedürfnissen, und er hat mit McLeod viel nachzuholen, was er in seinen harten ersten Lebensjahren nicht erfahren durfte. Ein wenig Klischee wie die idealisierte und dann zerstörte Vater-Sohn-Beziehung musste auch rein, aber da der Film so toll ist, war das völlig ok. Weniger toll fand ich die etwas zu schwülstige Musik von James Horner, der damals wohl schwer gefragt war. Da wären moderne Evergreens passender gewesen - bestimmt gibt es welche, die melancholisch genug sind ("Moon River" zum Beispiel, das auf einer Party gespielt wird). Oder etwas weniger Schweres.

Gänsehautmomente gab es viele. Sehr berührend ist die Szene, in der McLeod im Rahmen von Charles' Prüfungsvorbereitungen Shakespeares "Kaufmann von Venedig" zitiert, und ich glaube, ich muss die Szene youtuben.





Am allerbesten gefallen hat mir allerdings das Haus - fast schon eine Villa - in der Mel Gibson haust. Und die psychologische Komponente des Films. Nicht nur, dass sich zwei "Freaks" fanden - sie haben ihre Ängste und Schwächen mit gegenseitiger Hilfe überwunden und konnten ihrem Leben Sinn geben. Gut daran war auch, dass McLeods Vergangenheit relativ offen bleibt und man als Zuschauer nicht genau weiß, wie und wo er sein neues Leben begonnen hat und ob er am Ende kein Eremit mehr ist. Trotzdem ein stilles, hoffnungsvolles Feel-Good-Movie mit der richtigen Balance zwischen Unterhaltungs- und Besinnlichkeitsfaktor, ohne in Kitsch abzudriften.

Fazit: Hätte für mich das Zeug zum Klassiker. Aber das hat ja dann "Braveheart" ein paar Jahre später geschafft.

Bewertung:

👍👍👍👍 und ein halber  👍




Mittwoch, 15. Juni 2016

Sommeraktion: "Das Bildnis des Grafen" für € 2,99 !

Eigentlich ist mein historischer Schauerroman ja eher ein Herbst- und Winterschmöker. Aber mal ehrlich, der Sommeranfang hat ziemlich viel vom Herbst mit seinen unerwarteten Regengüssen und niedrigen Temperaturen. Was ist also schöner, als sich bei Schmuddelwetter mit einer Decke und einer Kanne Kaffee oder Tee aufs Sofa einzukuscheln und dabei ein dickes, spannendes Buch zu lesen, das einen in eine andere Welt entführt?




Bis zum 19. Juni (danach wird es heiß, ganz bestimmt, und ihr könnt mit eurem Kindle nach Balkonien oder den Strand umsiedeln!) läuft auf Amazon mein Angebot, bei dem ihr das ebook zum Grafen zur Hälfte des regulären Preises erstehen könnt. Den Link gibt es unten im Widget - einfach draufklicken.




Donnerstag, 9. Juni 2016

Hurra! Sie steht noch!

Es gibt Dinge, die nimmt man einfach als selbstverständlich oder glaubt, dass sie sich niemals ändern werden. Das können Menschen, Situationen oder auch die Natur und Orte sein. Eines dieser Dinge ist für mich die Pappel am Fluss, ein Platz, an dem ich schon sehr lange wohne bzw. den ich seit meiner Kindheit kenne.

Gestern Nachmittag schlug in die schöne, riesige Pappel während eines Unwetters der Blitz ein. Da sie sich sehr nahe an meinem Haus befindet, dachte ich zuerst, es wäre unmittelbar bei mir und geriet fast ein bisschen in Panik (der Krach war wirklich ohrenbetäubend!). Auch, weil für einen Moment alles hell war und ich schon befürchtete, es hätte meine Linde im Hof erwischt. Kurz darauf musste ich noch etwas besorgen und war erstaunt über die Holzsplitter entlang der Brücke, die die Straße säumten. Ich fand nämlich nichts, was sonst auf einen Blitzeinschlag in einen Baum hingedeutet hätte. Erst auf dem Rückweg entdeckten mein Nachbar und ich die lange "Streifwunde" an der Pappel. Ich war nicht weiter beunruhigt, bis gegen neun Uhr abends die Feuerwehr auftauchte, die Straße an meinem Geländer abgesperrt hat und sich bei andauerndem Leuchtsignal des Dienstwagens stundenlang beriet, was zu machen sei.

Ich fragte einen greifbaren Feuerwehrmann, was sie denn vorhätten, und er meinte, sie müssten wohl die Pappel aufgrund der Instabiltiät fällen, die der Blitz verursacht hat. Mein entsetztes Gesicht muss Bände gesprochen haben. Obwohl ich ihr in den letzten Jahren kaum mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe, weil sie so selbstverständlich geworden ist, ist die Pappel ein alter Freund aus Kindertagen. Damals wirkte sie auf mich immer ein bisschen unheimlich, sobald die Dunkelheit anbrach und sie sich - alles andere überragend - irgendwie gespenstisch und vertraut zugleich im Wind wiegte und mir zuwinkte.

Jedenfalls war ich schockiert. Meine Pappel, ein Relikt aus meiner Kindheit - einfach fort! Aber es musste wohl sein, denn sie befindet sich im Wohngebiet, und wäre sie mit ihren fast vierzig Metern auf die Häuser gekracht, wer weiß, was passiert wäre. Trotzdem tat es weh, zu sehen, wie die Feuerwehrmänner Ast um Ast absägten und alles aus großer Höhe ans Ufer und ins Wasser fiel. Ich brachte es nicht einmal über mich, ein Foto zu machen und ging schweren Herzens zu Bett.





Heute Morgen war die Absperrung entfernt, und wer noch da war, war die Pappel! Etwas dezimiert zwar (man sieht noch den Blitzeinschlag), aber sie steht und wird wohl noch eine Weile bleiben und mir zuwinken. Ich hätte nie gedacht, wie sehr mich das freut. Und mein Respekt für die Arbeit der Feuerwehr ist noch größer geworden als ohnehin schon. Auch der für die Gewalten der Natur, aber das ist eine andere Geschichte.




Samstag, 4. Juni 2016

Buchtrailer meiner Romane Up to Date

Leider hat sich bei mir in der letzten Zeit nicht besonders viel getan, das es wert wäre, auf meinem Blog kundzutun, und Bilder von der Sonne und braungebrannter Haut kann ich bei dem durchwachsenen Wetter nicht bieten.

Aber ich experimentiere immer wieder gerne mit dem Videoprogramm von Animoto und erstelle kleine Filmchen. Es bot sich an, nach der Neugestaltung der Cover einen passenden Trailer hochzuladen.





Der erste ist der aktuelle, doch da ich einen weiteren produziert habe, der noch nicht auf dieser Seite verewigt wurde (und wo sonst könnte ich meine Teaser besser sammeln als hier?), poste ich ihn als kleines Bonusmaterial. Vielleicht kann ja der eine oder andere Leser etwas damit anfangen und Autoren Animoto als Marketingtool nutzen, das sie zuvor nicht kannten. Dann würde es mich freuen, geholfen zu haben.





Auch für Privatpersonen ist das Programm ein Riesenspaß, etwa um Urlaubserinnerungen in den passenden Rahmen zu rücken oder eine individuelle Grußbotschaft zu senden, über die der Empfänger staunt und sie in Ehren hält. 



Sonntag, 8. Mai 2016

Alles neu macht der Mai... Angebot meiner "alten" Cover mit Inhalt!

Die meisten meiner Romane haben nun - nachdem ich in www.pixabay.com. eine wirklich formidable Quelle aufgetan habe, einen Generalanstrich erhalten. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei den erstklassigen Fotografen der Plattform bedanken, die ihre Aufnahmen lizenz- und kostenfrei in verschiedenen Größen zur Verfügung stellen. Einfach großartig, dass es so etwas gibt!

Die Auswahl ist grenzenlos und die Entscheidung, welches Bild meine Cover zieren soll, fiel mir nicht immer leicht. Auch wenn es einige gab, die mir sofort ins Auge hüpften, z. B. die "Countryside" für "Ein Spiel zu viel". Genauso stelle ich mir den Landstrich vor, in dem Raphael Blake im mörderisch heißen Sommer 1902 seine Schäfchen hütet.



Aufgrund der Änderungen des Covers stelle ich nun diesen und zwei weitere Titel zum Angebot ein. "Ein Spiel zu viel", "Fairlight" und "Das Bildnis des Grafen" werden als Originalausgaben exklusiv auf meinem Blog zum halben Preis angeboten. Es ist jeweils nur ein Exemplar verfügbar, das ich gern mit Widmung versehe. Für Porto und Verpackung innerhalb Deutschlands kommen pauschal € 2,00 hinzu, d.h. ihr zahlt € 9,60 pro Buch. Jedes ist in einwandfreiem Zustand und ungelesen. Nur eben mit den alten Covern, die - unter uns - auch was hermachen.





Falls euch das eine oder andere Buch interessiert, meldet euch bei mir, am besten über Facebook oder kontaktiert mich direkt über den Blog bzw. im Kommentarbereich.

Hier kommen noch einmal die Kurzbeschreibungen zu den einzelnen Titeln und die Cover, die es nun nicht mehr geben wird und sich nur noch in meinem Privatbesitz befinden.

Das Bildnis des Grafen:
England, Winter 1917
Der französische Psychologe Gaspard Renoir wird vom Earl of Whitehurst nach Yorkshire beordert, um dessen kriegsgeschädigten Neffen Valentine zu kurieren. Im Park des Herrenhauses trifft der Arzt Mallord Grimby, der Renoir und seinem Patienten den Aufenthalt in einem verwaisten Schloss anbietet, in dem Mallord früher beschäftigt war. Der Schlossherr Carrick Escaray verschwand auf rätselhafte Weise. Genauso rätselhaft erscheinen das Schloss selbst, Mallord und seine Umwelt. Als Renoir beginnt, über Escaray Hall und seine früheren Bewohner Nachforschungen anzustellen, stößt er im Dorf auf heftige Ablehnung und Unverständnis. Ein Geheimnis umweht die Escarays, das offenbar eines bleiben soll. Auch der Landarzt Elwyn Hazelgrove – einst Ziehvater des jungen Carrick – scheint mehr zu wissen, als er preisgibt. Nach und nach entwirrt Renoir mit Hilfe seines jungen Patienten das Geflecht zwischen den beiden seit Generationen verfeindeten Familien Whitehurst und Escaray.



Ein Spiel zu viel:  Sommer 1902
Fünf junge Schauspieler – darunter die Brüder Irving und Orest Van Sander – machen scheinbar Ferien an der Südwestküste Englands. In Wahrheit jedoch treibt Irving Van Sander ein anderer Grund nach Sherborne: der Adoptivvater seines Geliebten Galen Asquith, ebenfalls bei der Truppe, wohnt dort und soll nach Irvings Plänen ausgeschaltet werden, da er fürchtet, Galen zu verlieren, wenn dieser erfährt, dass Raphael Blake noch lebt.
Orest mag den reservierten, aber sympathischen Blake und möchte nicht, dass ihm etwas geschieht. Er überredet Galen, mit ihm zu Blake zu gehen und ihn vor Irving zu warnen.
Die beiden unerwarteten Gäste bringen Unruhe in das beschauliche Dorf, und auch innerhalb der Schauspieltruppe spalten sich nach und nach die Gemüter. Das von Irving Van Sander inszenierte Drama gerät bald außer Kontrolle…




Fairlight: 
Mittelengland, Herbst 1916
Drei Ärzte sind auf dem Weg zu einem Londoner Medizinerkongress. In einem unwirtlichen Stück Wald zwingt sie eine Reifenpanne zur Rast. Ein Reiter, gerade als versehrter Soldat aus Frankreich zurückkehrend, begegnet ihnen zufällig und bietet seine Hilfe an, indem er sie auf das geheimnisumwitterte Fairlight House einlädt, wo ein merkwürdiger Lord abgeschieden mit seinen vier Söhnen haust.
Bald beginnen die Mediziner Interesse an der seltsamen Familie zu bekunden. Besonders Eugene, der jüngste der Söhne, der zudem in eine über geschwisterliche Bande hinausgehende Beziehung zu seinem Bruder Francis verwickelt zu sein scheint und hin und hergerissen ist zwischen verwehrter Flucht aus Fairlight und der Liebe zu Francis, weckt ihre Neugier mit seinem bizarren Verhalten, in dem Dr. Raeburn Schizophrenie vermutet. Eine ihm unerklärliche, jedoch nicht unbegründete Zuneigung zu dem Jungen veranlasst ihn dazu, tiefer in die verstörte Seele zu schauen und die Bewohner des Anwesens genauer zu beobachten, die sich allesamt höchst merkwürdig benehmen.




Ich freue mich über Anfragen! Das Angebot gilt, solange die Titel mit den alten Covern verfügbar sind. Natürlich könnt ihr auch alle drei zum Preis von € 24,80 oder zwei für € 17,20 haben.


Samstag, 30. April 2016

Neues Cover zu "Das Bildnis des Grafen"

Es gibt Neues zum Grafen. Das Cover der Printausgabe wurde noch einmal umgestaltet, und ich muss sagen, ich bin mehr als zufrieden damit. 

 

 

Nun zeigt das Taschenbuch den erwachsenen Carrick Escaray, während man auf der Kindleausgabe den jugendlichen sieht. Und alles passt so wunderbar, dass ich ganz aufgeregt bin und es kaum erwarten kann, den Grafen mit dem neuen Cover in den Händen zu halten. Die Moorlandschaft, das diesige Licht, der einsame Mann - all das wirkt rätselhaft und romantisch, und irgendwie möchte man das Buch sofort anfassen, streicheln und beschnüffeln. (O;

Der Inhalt bleibt gleich. Vor längerem schon habe ich aufgrund der Kritik, die Geschichte beinhalte zu viele Fremdwörter bzw. alte Begriffe, das Manuskript überarbeitet, so dass nun auch für recht junge Leser die sprachlichen Unklarheiten weitgehend beseitigt sind, wie ich hoffe. Falls es doch noch den einen oder anderen Begriff gibt, der nicht im alltäglichen Wortschatz verwendet wird, so bitte ich um Nachsicht. Ich liebe Sprache mit all ihren Facetten und Eigenheiten, und zur damaligen Zeit (1917) war sie noch ein wenig anders und vielleicht auch etwas blumiger oder "gestochener" als heute.





Mittwoch, 27. April 2016

Agentenkram aus dem Hochglanzherrenmagazin: The Night Manager (BBC / AMC, 2015)

Keine Angst, der Titel des Beitrags klingt schlimm, aber die Serie ist es ganz und gar nicht. Was sich in der Mini-Serie zwischen Tom Hiddleston und Hugh Laurie entwickelt, ist große Schauspielkunst und ein noch größeres Vergnügen, wenn man James Bond mag, der bekanntermaßen in teurer Kleidung und exotischen Locations am besten zur Geltung kommt. Und obwohl ich kein 007-Kenner bin, habe ich mich bisher - durch die Hälfte der Serie - prächtig unterhalten.

Inhalt so far: Jonathan Pine (Tom Hiddleston), Ex-Soldat, sehnt sich nach einem ruhigeren Leben und hat es mehr oder weniger als Nachtportier in einem Hotel in Kairo gefunden. Dort sucht ihn eine geheimnisvolle Dame auf, die ihn bittet, Dokumente zu kopieren, die streng geheim sind. Pine kann es nicht lassen: er liest die Akten und geht mit der Schönen ins Bett. Wenige Tage später ist sie tot, ermordet von den Männern des Gangsterbosses und Wirtschaftmoguls Richard Onslow Roper (erst unfreiwillig komisch, dann subtil einschüchternd: Hugh Laurie). Pine trauert und lässt sich nach Zermatt versetzen. Die britischen Behörden bekommen Wind von der Geschichte, werden auf Pine aufmerksam und setzen ihn mit neuer Identität und einer kriminellen Vorgeschichte auf Roper an, um diesem das schmutzige Handwerk zu legen.

Meinung: Von der Geschichte war ich zuerst nicht sonderlich angetan, außer von Tom Hiddleston und den schönen, exklusiven Drehorten wie die Schweiz, Mallorca und Ägypten. Ein kleiner Downer war auch die Art, mit der Hugh Laurie den steinreichen und gefährlichen Waffenhändler spielt: der erste Eindruck von ihm ist der eines zweitklassigen Mick Jagger-Imitators in einer Agentenparodie: enge, rote Hosen, eine junge, freizügige Frau im Arm, rotzige Sprüche und eine polierte Tonsur, die in "House M.D." diskret mit einem Haarteil kaschiert wurde. So wirklich ernst konnte ich ihn nicht nehmen - anfangs. 

Aber ab der intensiven Szene der (von Pine inszenierten) Entführung seines kleinen Sohnes hat sich mein Urteil verbessert. Da blitzt ein bisschen Dr. House durch, der auch im Umgang mit Jonathan Pine nicht mehr ganz verschwindet. Er gibt sich bewusst patriarchisch-väterlich, als er durch seine Informanten erfährt, dass Pine eine enge Beziehung zu seinem Vater hatte, der in Belfast bei einem Einsatz getötet wurde, und erklärt Pine zu einem Mitglied der "Familie" - sicherlich kommt es da noch knüppeldick hinter der freundlichen Fassade.

Pine bleibt auf seinem Anwesen in Mallorca (supertolle, großzügige Architektur, da möchte frau sofort einziehen und Tom Hiddleston als Sonnenöl-Eincremehilfe am Pool und im Bett sitzen haben!), und beobachtet das Kommen und Gehen der "Familie", teils mit skeptischen, teils mit waidwunden Blicken. Besonders Frauen vertrauen sich ihm an, und so kommt es auch, dass Ropers giraffenlange Geliebte Jed mit ihm anbandelt, die ebenfalls ein Geheimnis hat.





Fazit: Ich bin erst mit der ersten Disc der Staffel durch, freue mich aber wie Schneekönig auf die kommenden Folgen. Das liegt - ich gestehe - vor allem an Tom Hiddleston. Der Mann hat etwas an sich, das über Talent und gutes Aussehen hinaus geht. In dem Cast, der an sich superb besetzt ist, leuchtet er unter all den zwielichtigen Gestalten des Roper-Universums wie eine kleine Sonne, auch wenn er als Jonathan Pine hin und wieder den toughen Verbrecher und kaltblütigen Geschäftsmann mimt, um Roper an der Nase herumzuführen. Bisher eine absolute Empfehlung!





Samstag, 23. April 2016

Welttag des Buches: "Vom Ernst des Lebens" für € 0,99 !

Zwar wieder ein bisschen spät, aber ich habe daran gedacht und mir eine Aktion zum Welttag des Buches überlegt, der doch gebührend gewürdigt werden sollte:

Von heute bis Ende April könnt ihr meinen Roman "Vom Ernst des Lebens" zu einem Schnäppchenpreis von nur 0,99 Cent auf Amazon herunterladen.





Inhalt (Kurzbeschreibung Amazon): London, 1958

Der lebenslustige, weltgewandte Miles Mayhew bedrängt den introvertierten, menschenscheuen Rupert Grayson dazu, mit ihm nach Paris zu fahren. Beide kennen sich, wenn auch nicht besonders gut, aus der gemeinsamen Studienzeit in Oxford, wo Miles bereits Gefallen an dem gegensätzlichen Rupert gefunden hatte.

Miles scheint vor etwas zu fliehen, denn er bricht überhastet auf und lässt sich im Pariser Hotel unter Pseudonym eintragen. Zudem gibt er sich und seinen unfreiwilligen Begleiter als Brüder aus.

Rupert, der zum ersten Mal im Ausland ist, sind Paris und die französische Lebensart verhasst, während Miles sich sofort willkommen fühlt. Überraschenderweise ist es jedoch Rupert, der einen engeren sozialen Kontakt zum Bistrobesitzer Thierry knüpft, der verzweifelt um seinen Lebensunterhalt kämpft, da die Gäste ausbleiben.

Miles – aus wohlhabender Familie stammend und sehr spendabel – beschließt, ihm um Ruperts willen zu helfen und das Bistro zu einem Anziehungspunkt zu gestalten. Mithilfe des Hotelpagen und dessen Onkel renovieren sie die Gaststätte.

Die Freundschaft zwischen Miles und Rupert vertieft sich. Im Lauf der Zeit hilft Miles Rupert zu entdecken, was wirklich in ihm steckt, und genauso ermutigt Rupert Miles auf seine Weise, mehr von sich preiszugeben. Er erkennt, dass die Fröhlichkeit häufig nur als Selbstschutz dient, denn auch Miles hat seine empfindsamen, aber auch dunklen Seiten, die er jedoch eisern unter Kontrolle hält.


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In diesem Roman war es mir wichtig, zu zeigen, wie unterschiedlich Freunde sein können. Miles und Rupert sind weder Seelenverwandte noch Sandkastenfreunde, und dennoch profitieren beide von der jeweiligen Beziehung zueinander. Es gibt ernste, tiefgründige Szenen, die die Zeit berücksichtigen, in der das Buch spielt, aber auch humorvolle und fröhliche. Vor allem ist "Vom Ernst des Lebens" eine Charakterstudie der beiden ungleichen Männer, die durch die gemeinsam verbrachte Zeit lernen, dass man den Ernst des Lebens gar nicht so ernst nehmen muss.





Viel Spaß beim Erkunden des nostalgischen Paris und seiner Gäste!




Montag, 18. April 2016

Die Amigurumi-Mama ~ Häkelpüppchen à la Christine

Etwas, das mir zurzeit sehr viel Spaß macht, ist mein kleines Häkel-Hobby. Ich kaufe mir keine Fachzeitschriften, um besonders knifflige Häkelschriften zu erlernen (die ich ohnehin nicht lesen kann - auch die einfache nicht), sondern tüftle eigene Entwürfe aus, die ich in mein Mini-Notizbuch packe, um sie bei Bedarf eines zweiten Püppchens nach derselben Vorlage nachzuarbeiten.


John und Sherlock in edlem Zwirn


Dieses kleine Büchlein ist bald vollgekritzelt, und ich bin am Überlegen, ob ich die Anleitungen nicht mal ins Reine schreibe, damit ich irgendwann nicht immer rätseln muss, was dies oder jenes Geschnörkel und Durchgestrichene eigentlich bedeutet, das ich während des Häkelns hastig notiert habe, um die einzelnen Schritte später ja nicht zu vergessen.


Richard Sharpe in noch edlerem Zwirn


Am liebsten sind mir Aufträge und Wünsche von Leuten, die mir etwas völlig Neues vor die Nase legen, das sie gerne als kleines Maskottchen hätten. So zum Beispiel der königliche Scharfschütze Richard Sharpe alias Sean Bean aus der historischen TV-Serie, von der ich zuvor nie etwas gehört habe. Da freue ich mich dann wie Schneekönig auf das Ergebnis und bin auch ordentlich herausgefordert. Glücklicherweise ist es dank Google kein Hexenwerk, sich Bilder zu beschaffen, nach denen man die Kostüme so weit wie möglich detailgetreu fertigen kann. Und auch der Ausdruck - so minimalistisch er ist bei den Püppchen - soll authentisch sein und Persönlichkeit verleihen.





Selbst vor Fantasy- und Comicfiguren wie Loki und Dr. Strange aus den Marvel-Verfilmungen schrecke ich nicht zurück. Die sind allerdings ziemlich aufwendig zu machen und nehmen gut und gerne eine ganze Woche in Anspruch - zumal Häkeln nicht meine einzige Beschäftigung ist. Es freut mich sehr, dass meine "Kunden" meine Arbeit, Zeit und Phantasie zu schätzen wissen, die ich in jedes Püppchen investiere. Sie sind meist zwischen 25 und 30 cm groß und freuen sich darauf, in die große weite Welt zu ziehen wie Major John André, der mittlerweile zu einer festen Größe in Colonial Williamsburg geworden ist. Die Schausteller und -spieler reißen sich um ein Souvenir mit ihm... siehe folgendes Foto.


Der Marquis de La Fayette, Mini-Major und Holly in Virginia / USA


Wer seinen Film- und Serienliebling im handlichen und knuddeligen Taschenformat gern bei sich zuhause hätte, darf sich bei mir melden. (O:




Sonntag, 10. April 2016

Britischer Humor trifft Mystery: "Stag" (2016, BBC)

Diese Miniserie der BBC gibt es leider nicht mit deutscher Tonspur, doch als absoluter JJ Feild-Fan musste ich sie einfach gesehen haben - und wer hört schon gern die deutsche Synchro, wenn der Mann eine Stimme zum Reinlegen hat? (O;

Außerdem liebe ich Jungs / Männer auf Abenteuertrips und ein bisschen Grusel, und genau das hat "Stag" versprochen. Enttäuscht wurde ich trotz des makaberen Plots nicht.

Inhalt: Ian Telford (Comedian Jim Howick) ist ein eher langweiliger und unscheinbarer Lehrer aus Eastbourne, der nicht trinkt, Vegetarier ist und alles verabscheut, was mit Sport und Blut zu tun hat. Umso überraschender, dass sein zukünftiger Schwager Angus Johnners (Steven Campbell Moore im albernen Plüschhirschkostüm) einwilligt, ihn auf Anraten von Ians Schwester als Aufpasser mit auf den Junggesellenausflug in die schottischen Wälder mitzunehmen. Johnners und seine Freunde planen ein Jagdwochenende, bei dem sie einen oder mehrere kapitale Hirsche erlegen wollen.

Doch was als harmloser Spaß und jungenhaftes Imponiergehabe beginnt, entwickelt sich bald für alle zum Horrortrip. Ian findet heraus, dass die Freunde doch nicht so herzlich befreundet sind wie es scheint, und dass jeder der Beteiligten in einen Bankskandal verwickelt ist, der vertuscht werden soll, da jeder davon profitieren möchte. Damit nicht genug: die Männer werden nach und nach auf mysteriöse Weise eliminiert und somit selbst zu Gejagten - manche Opfer tauchen erst nach Tagen wieder kopfüber hängend in verlassenen Hütten auf, andere als zwei Hälften.

Die Überlebenden verdächtigen sich gegenseitig, und besonders der arrogant wirkende Ledge (JJ Feild) macht mehr als einmal sarkastische Bemerkungen, die nicht gerade für Vertrauen in der Gruppe sorgen. Leider muss ziemlich zum Ende auch er auf unappetitliche Weise dran glauben (*Heul!*), so dass Ian/Ewok/R2-D2 keinen Zweifel mehr hat, in eine Falle geraten zu sein, aus der es kein Entrinnen gibt.

Meinung: Wie bereits erwähnt, war JJ Feild der Auslöser, die Serie anzuschauen. Wahrscheinlich hätte ich darauf verzichtet, hätte er nicht mitgespielt. Ich liebe den Mann einfach und finde ihn umwerfend! Er ist ein toller, vielseitiger Schauspieler, blendend aussehend, groß und athletisch, und er wirkt so nett, lieb und geerdet, dass ich mich wundere, weshalb er nicht einem größeren Publikum bekannt ist *Schmacht*. "Stag" zeigt ihn in einer Rolle, die ihn ein wenig gegen den Strich bürstet, wenn man seine anderen Filme kennt - als prolligen und lauten Banker, der erst am Schluss von seinen Qualitäten als "Best man" nicht mehr überzeugt ist und sich am gewaltsamen Tod der Kameraden die Schuld gibt. Trotzdem hat Ledge etwas ungeheuer Liebenswertes an sich (kann JJ Feild überhaupt anders?).

Aber auch die anderen Charaktere mochte ich. Die Chemie zwischen den Schauspielern war zwar nicht so deutlich zu spüren wie zwischen dem Cast in Third Star, doch im Lauf der Zeit bekamen alle sieben Männer ein Gesicht und - soweit möglich - Eigenschaften und Macken, die sie mir sympathisch oder unsympathisch gemacht haben. Die Guten waren neben Ledge der etwas eingebildete, aber gutmütige Cosmo (Rufus Jones), der den Cockerspaniel des ansässigen "Spielführers" rettet, und Mex (Amit Shah), der eigentlich Inder ist und am liebsten "Hitesh" genannt werden möchte statt Mexican, weil ersteres sein richtiger Name ist.

Es gab Witze und Situationskomik, über die ich lachen musste, und Szenen, bei denen ich mich gegruselt habe. Teilweise war mir "Stag" ein bisschen zu blutig, und mit Ledges brutalem Ende war ich überhaupt nicht einverstanden. Die Handlung und vor allem der Schluss fallen fast banal aus, und trotzdem fand ich die Serie unterhaltsam und durch den unerschrockenen Mix verschiedener Genres auch sehr originell.

Zudem waren trotz des eher gewaltsamen und nicht ganz ernst gemeinten Themas innige Freundschaftsmomente zu entdecken (Stichwort "Calmex), lustige Popkultur-Referenzen für die Nerds (Gruffalo-Bullshit, Star Wars, Lost und Elton Johns "I'm still standing"), eine geheimnisvolle, unberührte und weite Landschaft, und natürlich mein schöner John Joseph. Need I say more?






Bewertung: 

  👍👍👍👍




Dienstag, 29. März 2016

Eine Hommage an die Unsterblichkeit von Sherlock Holmes: "Die Braut des Grauens"

Nach der Enttäuschung über die letzte, dritte Staffel der Serie "Sherlock" hielt sich die Vorfreude auf das Special, das in Großbritannien bereits an Neujahr ausgestrahlt wurde, in Grenzen. Normalerweise hätte ich als Goth-/Mystery- und Benedict Cumberbatch-Fan alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Original zu sehen. Aber nicht einmal die Aussicht auf den gestrigen deutschen Sendetermin hat mein Herz hüpfen lassen. Zu Recht, wie sich herausgestellt hat.

"Die Braut des Grauens" war bestenfalls durchschnittliche Fernsehunterhaltung mit einem Touch Nostalgie, aber vor allem war sie eine Verbeugung an die Figur Sherlock Holmes, und das ist ja nicht soooo schlecht...

Zur verworrenen Handlung kann ich wenig sagen. Sie stand der Zerstückelung und den rasanten Schnitten der dritten Staffel in nichts nach. Innovative Kameraführung, raffinierte Computertricks und eine wirklich tolle opulente Ausstattung haben das zwar nicht wettgemacht, trugen aber doch nicht unwesentlich zu meiner Belustigung bei. Das Highlight war für mich die Szene im Diogenes Club, in der sich Holmes und der Diener Wilder aufgrund absolutem Ruhegebots in der Gebärdensprache unterhalten. Watson wird miteinbezogen und macht dabei einige witzige Fehler. Ich mochte die Szene vor allem, weil ich die Gebärdensprache selbst faszinierend finde. Es sah sehr elegant aus, wie Sherlock sie eingesetzt hat mit seinen schönen langen Händen...

Ein weiteres Highlight (*Ironie an*): Mycroft in a Fatsuit!!! Mann, das war wirklich der Hammer! WTF?! Wieso das denn? Nur weil er gerne Kuchen isst? Das musste genauso wenig sein wie Molly Hooper als Mann verkleidet. Dass Sherlock darauf hereinfällt, zeugt nicht gerade von großer Kombinationsgabe. Und da wirft er Watson noch mangelnde Vorstellungskraft an den Kopf!

Aber vielleicht ging es in "Die Braut des Grauens" nicht nur um Holmes' Unsterblichkeit, sondern auch um die Rolle der Frau. Ich wüsste zwar nicht, was das mit Sherlock zu tun hat, aber sei's drum. Irgendwie wusste ich eh die ganze Zeit nicht, worum es ging in den konfusen anderthalb Stunden, die sich - ehrlich - zäh wie Kaugummi gezogen haben.

Eindeutig war für mich nur, dass der Kindskopf Moriarty und Sherlock Holmes derselbe sind bzw. Moriarty seine "schlechte" Seite (oder der böse Zwilling) - und das seit über hundertzwanzig Jahren, wenn man Gatiss und Moffat glauben darf. Schließlich spinnt Sherlock sich im Jet das alles zusammen... oder doch nicht? Ist nicht eher der "alte" Sherlock im Drogenrausch ein Visionär, der die Zukunft voraussagt?

Eigentlich mag ich Mystery und Rätselhaftes, aber ich fühle mich verkohlt, wenn die vielen Fäden einfach abgeschnitten werden, ohne eine Lösung anzubieten oder wenigstens etwas konsequent zu Ende zu erzählen. Davon haben die Verantwortlichen der Serie zu oft schon Gebrauch gemacht für meinen Geschmack. Das hochgelobte Special entpuppt sich für mich als weitere Enttäuschung. Es war mehr eine Parodie aus wahllos aneinander gereihten Zutaten aus dem Potpourri von Conan Doyle und Gatiss/Moffat als eine Story zum Mitfiebern und Miträtseln.

Vielleicht bin ich einfach nicht clever genug, um den Gedankengängen der (Neu-)Erfinder des Meisterdetektivs zu folgen, aber ich kann mir nicht denken, dass jeder Sherlock-Fan, der über die Folge in Jubel ausbricht, alles verstanden hat und mir eine kurze und knackige Inhaltsangabe zum Wesentlichen geben könnte. Und das macht für mich eine gute Geschichte aus. No shit, Sherlock.


Bewertung:  ganz knappe




👍👍👍



Freitag, 11. März 2016

Ein (teutonisch schwerfälliges) Versprechen (2013) - Review

Nach meinem Empfinden schlechte Filme rezensiere ich eigentlich ungern - vor allem, wenn mehrere Schauspieler darin mitwirken, die ich generell gerne sehe, wie in "Ein Versprechen" Rebecca Hall und Alan Rickman als Ehepaar. Das hätte trotz des großen Altersunterschiedes reizvoll sein können. War es aber nicht. Die beiden hatten kaum miteinander zu tun; dafür schiebt sich ein vampiristisch blutleerer Typ zwischen sie, dem Lachen oder eine Mimik überhaupt zu zeigen offenbar wehtut und der so arrogant und plump agiert, dass ich ihn an der Stelle der Fabrikantengattin sofort hochkant rausgeworfen hätte aus meinem Leben.

Wirklich, einer banalen und behäbigen Dreiecksgeschichte wie dieser aus der Feder des deutschen Schriftstellers Stefan Zweig hätte es gutgetan, der jungen Frau Charlotte Hoffmeister wenigstens einen charismatischen Liebhaber zur Seite zu stellen und kein Bübchen, das höchstens Teenagerherzen höher schlagen lässt, denen der blasse Richard Madden aus "Game of Thrones" ein Begriff ist (und der dort vielleicht besser spielt - das kann ich nicht beurteilen). Aber jetzt mal der Reihe nach

Inhalt: Deutschland, 1912. Ein junger blutleerer Typ namens Edward Friedrich bewirbt sich in der Gießerei des wohlhabenden Carl Hoffmeister und steigt schon bald zu dessen Privatsekretär auf. Was niemand weiß: der Chef ist todkrank und möchte seine "Schwäche" vor den Angestellten und seiner Familie geheimhalten. Nur Friedrich weiß "zufällig" durch einen Herzanfall in der Fabrik davon. Er verliebt sich außerdem in die lebensfrohe Gattin des Großindustriellen und macht sich im Kreis der Familie Hoffmeister bald lieb Kind unentbehrlich.

Carl bleiben die Avancen und begehrlichen Blicke, die zwischen Friedrich und Charlotte fallen, nicht verborgen. Er schickt Friedrich für zwei Jahre nach Mexiko, damit er dort die Fortschritte des neuen Werks überwacht. Der Krieg in Europa verzögert das Wiedersehen. Doch eigentlich stellt der altruistische und selbstlose Carl die Liebe der beiden auf die Probe, denn er gesteht Charlotte auf dem Sterbebett, dass es von Anfang an sein Plan gewesen war, die zwei vor dem Hintergrund seiner tödlichen Krankheit zusammenzubringen (Ach nee jetzt!).





Meine Meinung: Abgesehen davon, dass mir der Jüngling so überhaupt nicht gefiel, gibt es zum Film selbst wenig zu sagen. Die Ausstattung war schön und üppig, wie man das von Hollywood-Kostümfilmen gewöhnt ist, und dennoch ist der Nachgeschmack fade wie der ganze Film. Nichts Überraschendes geschieht, nichts Emotionales oder Berührendes (einzige Ausnahme: Charlotte schreckt von einem Alptraum hoch und wird von Carl liebevoll zurück in den Schlaf gewiegt), und wie sollte es auch, wenn das Drehbuch von deutscher Biedermeierei nur so strotzt und einer der Hauptdarsteller sich einzig darauf konzentrieren muss, sich gut in Szene zu setzen. Von ihm hätte ich gern weniger gesehen und stattdessen mehr von Alan Rickman. Es war nicht seine Glanzrolle, und in der Tat konnten weder er noch Rebecca Hall den Film retten, aber er ist ein toller Schauspieler, der Besseres verdient gehabt hätte als neben einem hölzernen Brad Pitt der Neuzeit zum Statisten zu verkommen.

Fazit: Langweilige Literaturverfilmung. Wechselt zwischen deprimierend, melodramatisch, schwerfällig und ist absolut kein Spaß. Hätte ich vorher gewusst, dass es sich um die Verfilmung eines Werkes von Stefan Zweig handelt, dessen Bücher in der Schule Pflichtlektüre sind (warum auch immer), ich hätte die Finger davon gelassen - trotz Rickman / Hall, die eine gute Chemie gehabt hätten, wäre man mehr darauf eingegangen. Allerdings wurde bei der öden Vorlage wahrscheinlich nicht mal Potential verschenkt...



Bewertung: 
👍👍