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Dienstag, 29. Oktober 2013

"Sherlock verliebt" ~ Sena Jeter Naslund

Bisher ist mein selbstauferlegter Lesemarathon ein echter Erfolg. Erstens mal bleibt der Fernseher aus, und zweitens lese ich in Gesellschaft. Nicht das gleiche Buch, aber es ist irgendwie kuschelig und gemütlich zu zweit auf dem Sofa mit einer Kanne Tee und einer wunderbar duftenden Yankee-Candle.




Das erste neu gekaufte Buch, das ich nun schneller fertig gelesen habe als erwartet (weil ich ja ein bisschen aus der Übung bin), ist "Sherlock verliebt". Es war so spannend und originell, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte!

Inhalt: Endlich wird die Fan-Gemeinde des berühmtesten Detektivs aller Zeiten darüber aufgeklärt, was es mit Sherlock Holmes' lebenslanger Reserviertheit gegenüber Frauen auf sich hatte.

Der alte Witwer Watson kehrt nach dem Tod seines Freundes Holmes in die gemeinsame Wohnung in der Baker Street zurück. Heimgesucht von geisterhaften Visionen des verstorbenen Freundes versucht er, seinem Leben einen Sinn zu geben, indem er beschließt, eine Biografie über Sherlock Holmes zu verfassen. Seine Recherchen werden von anonymen Drohbriefen und einem Eindringling in das Apartment 221b durchkreuzt, der es offenbar auf Notizen und Tagebücher abgesehen hat. Doch Watson ist durch die Widerstände umso entschlossener, sein Werk zu Ende zu bringen und Holmes ein Denkmal zu setzen. Beim Stöbern in alten Dokumenten werden in Watson allmählich wieder Erinnerungen an ungelöste Fälle lebendig. Darunter auch die an jenen jungen Musiker, dem die beiden Freunde einst bis nach Bayern an den Hof Ludwig II. folgten. War Victor Sigerson Sherlock Holmes' große Liebe?

Meinung: Anfangs hatte ich enorme Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Sie ist - wie die meisten Originalgeschichten - aus Watsons Sicht geschrieben, aber zuweilen gerade zu Beginn ein wenig konfus. Einige Sätze musste ich zweimal lesen, um sie zu verstehen. Doch je weiter die Handlung sich entwickelt, desto mehr habe ich gestaunt über die eingeflochtenen Referenzen zu den Originaltexten und über das Geschick der Autorin, beinahe unerträgliche Spannung aufzubauen und reale Persönlichkeiten mit fiktiven zu vermischen, ohne dass es albern wirkt. Auch die Charakterisierungen der Figuren - historisch oder fiktiv - sind gut getroffen.

Traurig und rührend waren die Passagen, in denen Watson sich an Holmes' Anwesenheit in der Baker Street erinnert, wehmütig die jetzt verstummte Geige betrachtet und teilweise Holmes' Gewohnheiten adaptiert, wie das Aufbewahren des Tabaks im persischen Hausschuh. Auch das Ende ist kein glückliches, geht dafür aber unter die Haut.

Über den wahren Grund, weshalb sein Freund Frauen gegenüber stets distanziert blieb und der Identität des Musikers, der zugleich fingerfertig im Violinspiel und der Zauberei und zudem ein wahrer Verkleidungskünstler ist (klingelt's?), tappt Watson bis zuletzt im Dunkeln. Als er Besuch von einer Dame in Rot erhält, die Holmes-Fans durchaus ein Begriff ist, wird ihm klar, dass Holmes ihm trotz der Vertrautheit zwischen ihnen zeitlebens ein Geheimnis verschwiegen hat.

Fazit: Lesenswert, nicht nur für Sherlock Holmes-Fans. Um wirklich Spaß am Roman zu haben, schadet es allerdings nicht, Vorkenntnisse über den Meisterdetektiv zu besitzen. Zuerst wollte ich vier Sterne vergeben, doch das Ende war so überraschend und bittersüß, dass mir die volle Punktzahl angemessen scheint.


Bewertung: 





Sonntag, 27. Oktober 2013

Lesen! Lesen! Lesen!

Mein Blog bringt es an den Tag: In der kälteren Jahreszeit lese ich zu wenig, blogge zu viel und verbringe unnötige Stunden vor dem Fernseher *schäm*. Das soll sich jetzt ändern. Ich hätte es ja vorher nie für möglich gehalten, aber ich plane jetzt eine "Pflicht-Leserunde".

Statt abends faul vor der Glotze abzuhängen, werde ich versuchen, mindestens eine Stunde zu lesen. Vor ein paar Tagen habe ich in der Stadtbibliothek ausrangierte Bücher ergattert, die recht interessant klingen. "Es scheint die Sonne noch so schön" habe ich vor Jahren im Sommerurlaub gelesen und war begeistert.




Angefangen habe ich mit "Sherlock verliebt", mit dem ich bisher ein bisschen Probleme habe, obwohl ich die Grundidee originell finde. Nach Holmes' Tod lebt der alte Dr. Watson in der Baker Street (und schläft auch in Holmes' Bett!) und wird vermeintlich vom Geist des Verstorbenen heimgesucht. Um sich abzulenken, will er eine Biografie über Sherlock Holmes und der Zeit an seiner Seite schreiben. Nebenbei bemerkt: zwischen den Zeilen lese zumindest ich mehr als *nur* eine lebenslange Freundschaft... manchmal kommt mir Watson vor wie der trauernde Witwer.

Der Stil der Autorin wird hochgelobt, da sie dem des Urhebers der Protagonisten treu geblieben sein soll. Mir erschließt sich das nach 70 Seiten noch nicht. Zwar fand ich einige Passagen und die Charakterisierung Holmes' durchaus gelungen, andere dagegen sind m. M. nach wirr und wenig nachvollziehbar. Etwa wenn Watson Besuch von einem ehemaligen "Mitarbeiter" von Holmes erhält, den Watson sofort als zurückhaltend einstuft, obwohl nichts an seinem Auftreten darauf schließen lässt. Da hat Holmes wohl ein Erbe hinterlassen, das Watson zu dessen Lebzeiten selten bis nie gezeigt hat.

Oder - ein grober Schnitzer - Holmes bezeichnet Irene Adler verächtlich als "das Weibsbild" (!), während er von ihr im Original von Arthur Conan Doyle mit widerwilligem Respekt als "The Woman" redet. Auch stören mich einige überflüssige Kommas (pingelig, ich weiß), und erstaunlicherweise die Tatsache, dass der Roman noch in der alten Rechtschreibung übersetzt wurde.

Amüsant ist das Buch allemal. So, wie ich es verstehe, spielt der Tod des Kinis im Jahr 1886 eine Schlüsselrolle, und es ist schon ziemlich clever, den großen Detektiv auf den bis heute ungelösten Fall anzusetzen. Dass er aber auf Ludwig II. stehen soll, wäre selbst für eine altehrwürdige Ikone eine gewagte These, daher vermute ich, es geht um jemand anderen.

Heute Abend darf ich den Münchner Tatort nicht verpassen, aber spätestens übermorgen bin ich schlauer.



Samstag, 26. Oktober 2013

House MD 01X21 "Three Stories"




Ehrlich gesagt, bin ich nach vier Jahren intensivem House-Marathon ein bisschen müde, mir die Serie anzuschauen. Ich sehe mir die Folgen auf DVD an und denke oft, was es eigentlich war außer dem süßen Aussie Jesse Spencer, das mich zu einem so großen Fan von "House" gemacht hat. Tatsächlich gibt es nur noch ganz wenige Folgen, an denen ich nicht rumzumeckern habe - sei das über den Patient of the Week, die Hauptfiguren oder die unglaubwürdige Handlung.

Selbst die ersten drei Staffeln - mit meinem Lieblingsteam Chase, Foreman und Cameron - finden nicht mehr allzu häufig Gnade vor meinen Augen. Manche Dinge nutzen sich einfach ab, wenn man sie zu gut kennt.

Gestern allerdings konnte mich eine Folge begeistern, die ich bisher für eher durchschnittlich und überwertet (preisgekrönt) und zu *cleverclever* hielt. Das war die berühmte Folge "Three Stories" (deutscher Titel "Drei Beine") - ein Werk von David Shore The Inventor Himself. Darin muss House als Dozent im Hörsaal auftreten und erzählt den Studenten durch die Blume seine eigene Krankengeschichte, indem er die angehenden Ärzte durch drei verschiedende Szenarien führt und sie rückblickend jedes einzelne diagnostizieren lässt, bis sich die Fälle zu einem einzigen zusammenfügen. Drei Studenten übernehmen übrigens die Rollen seines Teams; etwas, das sehr subtil angedeutet und trotzdem offensichtlich wird. 

 

Die echten Fellows mit Dr. Wilson



Ich mochte besonders, dass man House in gerade dieser Folge ganz anders erlebt als später - wie eng er noch an sein "Vorbild" Sherlock Holmes angelehnt ist: wahrheitsliebend, wissbegierig, gerade heraus, aber nie absichtlich verletzend. Selbst optisch kommt er dem literarischen Holmes - wie man ihn sich vorstellen könnte - ziemlich nah. Groß, hager, einschüchternd, "Adlernase". Fehlt nur noch der charakteristische Hut und die Pelerine. Und wie zärtlich und beschützend ritterlich er sich seiner großen Liebe Stacy gegenüber verhält, die mittlerweile mit einem anderen verheiratet und für House unwiderruflich verloren ist, wirkt hoffnungslos romantisch und fast schon kitschig, wenn man an die siebte und achte Staffel denkt.

Irgendwie hatte Hugh Laurie in der ersten Staffel für mich den größten Sex-Appeal, weil er so britisch, lässig und unprätentiös war, ohne Armani-Sakko und auf jugendlich getrimmten Mittfünfziger. Vielleicht lag es auch daran, dass ich immer dachte, dass House im Grunde ein sensibler Typ ist, dem die Menschen nicht gleich sind, selbst wenn es so den Anschein hat. In der ersten Staffel war das - im Gegensatz zu den späteren - noch sehr gut zu merken.

In "Three Stories" fällt mir auch auf, was für ein brillanter Schauspieler Hugh Laurie ist. Hat er die letzten Staffeln von House eher gelangweilt, lustlos und manieriert absolviert, so zeigt er in dieser Folge als Patient eine echte Glanzleistung und porträtiert House außerdem nicht als eindimensionalen Kindskopf, sondern mit einem hohen Maß an Sympathie seiner Figur gegenüber.

Ein paar beeindruckende technische Gimmicks gibt es auch - unerwartete Kameraschnitte und Überblendungen, die sicherlich zum Kultstatus und Erfolg der Episode beigetragen haben, ebenso wie die wirklich recht verwirrende Handlung, die man nicht einmal nach dem zweiten Anschauen völlig versteht. Beim dritten Mal vielleicht. Aber das macht ein fantastischer Hugh Laurie wieder wett.







Bildquelle: fanpop

Donnerstag, 24. Oktober 2013

The Age of Aquarius (O;

Knapp zehn Tage nach dem Adieu seines Vorgängers stellt sich mein neuer kleiner Wassermann vor. Ich muss sagen, ich finde ihn sehr knuffig - fast goldiger als den ersten, obwohl er vielleicht noch nicht ganz fertig ist, dafür aber sozusagen frisch geschlüpft.



Die Augen sind nun vollständig aus Filz, und er hat eine etwas andere Plunderhose an als der erste, ein bisschen peppiger mit bunten Akzenten. Ich bin noch nicht ganz sicher, ob ich ihn nicht - wie sein Vorbild im Buch - in eine Jacke statt eine Weste stecken soll. Ob man's glaubt oder nicht: an der Jacke bin ich am längsten gesessen. Die Ärmel einzunähen, war mir heute Abend einfach zu viel G'schäft...

Und sein Seetang gehört eventuell ein wenig gestutzt. Da er aber 2013 geboren wurde und nicht 1956 wie das Original, darf er ruhig ein bisschen moderner aussehen, oder?

Ich mag ja gerade den zeitgenössischen Charme der Zeichnungen so sehr im "kleinen Wassermann"... mal sehen, morgen bei Tageslicht sieht die Sache eventuell anders aus. Er braucht auf jeden Fall noch rote Lippen (charakterisch für den Wasser-Bub) und die Andeutung einer Nase, die beim zweidimensionalen Wassermann ziemlich ausgeprägt ist. Leider habe ich meinen Rotstift verlegt und muss ihn erst wieder finden, um sein Gesicht noch ein wenig auszuarbeiten.


 

Mittwoch, 23. Oktober 2013

I werd narrisch!

Zufälle gibt's, die gibt's gar nicht. Gestern bin ich auf eine Meldung im Netz gestoßen, die mich in helle Aufregung versetzt hat! Ich mach's kurz: *Mein* Benny ist im Gespräch, die Hauptrolle in einem Film über meine große Inspiration George Mallory zu übernehmen! Bestätigt wurde es noch nicht, doch da Mr. Mallory in Großbritannien den Status eines Volkhelden inne hat und ich finde, dass eine Verfilmung der "Erstbesteigung" des Mount Everest schon lange fällig wäre, könnte es für mich als Fan von Mr. Cumberbatch und Mr. Mallory nicht besser kommen! Ich hoffe so sehr, dass es klappt und Benny nicht wieder zu beschäftigt ist oder das Projekt zu aufwändig. Das wäre soooo geil!

 

Inkrise /Pixabay


Optisch sind sich die beiden auf den ersten Blick nicht so wirklich ähnlich, aber wenn ich genauer darüber nachdenke, würde mir kein besserer Schauspieler einfallen, dem die Ehre zuteil wird. Ralph Fiennes, der Anfang 2000 den schneidigen und kühnen George Mallory verkörpern sollte, ist mittlerweile zu alt und hat zu wenig Haare auf dem Kopf (mir persönlich hätte damals Gary Oldman in der Rolle besser gefallen). Außerdem hat BC tatsächlich eine gewisse "Erfahrung" am Himalaya und ist aufgrund seiner Wandelbarkeit wie Mr. Oldman universell einsetzbar, besonders in historischen Schinken und Biopics. Und dann umgibt ihn natürlich das Flair eines durch und durch britischen Gentleman. Etwas, das er auf jeden Fall mit George teilt.

Als Grundlage dient Jeffrey Archers Roman "Paths of Glory" (leider nicht meiner *grins*), den ich bisher noch nicht gelesen habe, der aber schon seit Jahren auf meinem SUB liegt. Bei dem Film wäre ich die erste, die ins Kino stürmt, und das sicher nicht nur einmal. Hach ja... manchmal spielt das Leben einen lustigen Takt.



  




Montag, 21. Oktober 2013

My body is a Wonderwork...

Anfang Oktober habe ich davon berichtet, dass ich zurzeit "gezwungen" bin, meine Brille statt Kontaktlinsen zu tragen. Der Grund war - wie ich meinte - eine Bindehautentzündung. Allerdings ging sie bis heute nicht zurück, bzw. ich hatte einen kleinen Fleck in der Iris entdeckt, den ich für eine Verletzung hielt. Aufgrund meiner Ärztephobie und weil ich keine nennenswerten Beschwerden hatte, wollte ich warten, bis sie von selbst heilt. Aber wie das so ist - je länger ein ungewohnter Zustand anhält, desto unruhiger wird man.

Heute habe ich mir das in die Hose gerutschte Herz gefasst und einen Termin beim Augenarzt vereinbart und durfte gleich vorbeikommen. War ein bisschen eigenartig. Das Wartezimmer funktioniert nach dem Amt-Prinzip, und bis ich gerafft habe, dass ich eine Nummer abreißen muss, die aufgerufen wird, war ein Patient vor mir dran, der mich zwar freundlicherweise in die praxiseigenen Mysterien einweihte, aber doch vor meiner Nase ins Sprechzimmer entschwand, obwohl ich länger gewartet habe. Naja, ich hatte Zeit. Ein bisschen Bammel auch. Die Käseblätter im Wartezimmer waren ganz durchweicht von meinem Angstschweiß.

Der Garagen ähnlichen Praxis hätte eine Feng-Shui-Runderneuerung gut getan, aber wichtig ist, dass der Arzt gut ist, und er war auch recht nett. Nachdem ich ihm mein Problem erklärt hatte, untersuchte er meine Augen und war dann ziemlich baff. Er konnte nicht glauben, dass ich mich vor Höllenqualen nicht in die Praxis gewunden habe, denn was die Entzündung verursacht hat, war ein Fremdkörper in der Hornhaut. Das tut normalerweise sakrisch weh (leide ich an dem höchst seltenen CIPA-Syndrom?) und hätte mich viel früher dazu verleiten müssen, einen Doktor aufzusuchen. Denn mittlerweile ist mein Körper eifrig dabei, Blutgefäße zu bilden, die den organischen Fremdkörper (kleines Insekt oder Ästchen) zersetzen bzw. "dauen" (seine Worte. Das bedeutet soviel wie dass der Körper den Fremdkörper in körpereigene Substanz umwandelt). In einer Woche wären meine Beschwerden von selbst wieder vergangen, da der Selbstheilungsprozess fast schon abgeschlossen ist. Faszinierend!




Da hätte ich mir die unangenehme Prozedur des Entfernen des *dauten* Dings (doch kein CIPA!) und die fünf Euro für die rezeptpflichtige Augensalbe sparen können. (O; Ich bin trotzdem erleichtert, dass es nichts Ernstes war und ich jetzt Gewissheit habe.

Samstag, 19. Oktober 2013

Halloween Klassiker ~ Sleepy Hollow (1999)

Bald steht es wieder vor der Tür, buchstäblich. Das Grauen am letzten Tag des Monats. Halloween geht mir - wenn ich ehrlich bin - ziemlich am A**** vorbei. Erstens bin ich zu alt für "Trick or Treat", und zweitens nicht sonderlich scharf auf Süßigkeiten und Gruselfratzen vor meiner Haustür. Wenn sie auftauchen und ich mich vom ersten Schock erholt habe, zeige ich mich aber in der Regel großzügig: in meinem Schrank finden sich immer irgendwelche Reste, die bei uns keiner haben wollte. (O;

Gruseln tue ich mich dagegen hin und wieder ganz gern, gerade im Dunkeln, auf dem Sofa aneinandergekuschelt. Darum wird bei mir am 31. bestimmt wieder "Sleepy Hollow" laufen, entweder im Fernsehen oder auf DVD (was mir mehr Spaß macht, denn die Vorteile liegen klar auf der Hand: Originalton und keine Werbepausen).



Ziemlich abgefahren ist die Geschichte ja schon. Ich bin auch kein Fan von Hexen, deren aus Ekelzutaten gebrautem Frühschoppen und Magie, gleich ob schwarz oder weiß. Einmal im Jahr drücke ich aber ein Auge zu. Ich mag die düstere Atmosphäre, die den für seine Zeit (1799) unkonventionellen Constable Ichabod Crane gleich zu Beginn seiner Ankunft in dem verschlafenen Loch gefangen nimmt, und die Tatsache, dass die Handlung auf einer Legende beruht, die ihren Ursprung in Deutschland bzw. Hessen hat und nach Amerika übergeschwappt ist, um dort kleinen Kindern den Schlaf zu rauben. Der kopflose Reiter hat dort in etwa den gleichen Stellenwert wie bei uns der Nachtkrabb. Das gibt der Story irgendwie etwas Episches.

Die Figuren sind bis zu den Nebenrollen und Gastauftritten grandios besetzt. Goldig, wie Johnny Depp aus dem Hasenfuß Ichabod Crane einen felsenfest entschlossenen Ermittler macht, der aufgrund der unerklärlichen Ereignisse in Sleepy Hollow auch gerne mal in Ohnmacht fällt. Trotzdem bleibt er am Ball bzw. rollenden Kopf - nicht zuletzt, weil er sich in Katrina verliebt, der Tochter eines höhergestellten Beamten, der unter Verdacht gerät, die Morde zu begehen, die Crane auflösen soll. Sie hilft dem Constable bei seinen weiteren Recherchen, gemeinsam mit einem Jungen, dessen Vater auf mysteriöse Weise den Kopf verlor - wie so viele Bewohner des Dorfes vor ihm.

Mein absoluter Favorit ist aber - wie könnte es anders sein? - Christopher Walken als Hesse / kopfloser Reiter. Er spricht keinen Ton (wie auch, ohne Mund), und selbst als ihm Ichabod verzweifelt seinen Schädel zuwirft, der im Zeitraffer wieder an seinen Hals wächst (Grusel pur!), entweicht nur ein undefinierbares Gegrunze seinen neu geformten Strichlippen, ehe er sich die Übeltäterin schnappt und auf seinem Daredevil zum Tor der Unterwelt prescht, um die Lebenden nicht weiter zu behelligen bzw. heimzusuchen.

Die einzige Enttäuschung ist die Tatsache, dass Chris Walken im scharfen Ritt gedoubelt wurde. Obwohl er ein so toller Tänzer ist und daher bestimmt ein guter Reiter wäre, hat er Angst vor Pferden und saß daher meist auf einer Attrappe. Naja, passt ja auch wieder...

Fazit: Gelungener Gruselspaß und ein Muss für die lange Halloween-Nacht








Bildquelle: Pinterest


Dienstag, 15. Oktober 2013

Leb wohl, kleiner Wassermann!

Vergangenes Wochenende war Stadtfest (verrückt, was sich in einer Kleinstadt bei derlei Veranstaltungen durch die Hauptstraße und die Fußgängerzone quetscht und tummelt - mich eingeschlossen!). Wir hatten unseren etwas abseits liegenden Laden geöffnet, und verhältnismäßig wenige Kunden - doch es gibt immer was zu tun, so dass der verkaufsoffene Sonntag kein allzu großes Opfer war. 




Ein älteres Ehepaar bekundete besonderes Interesse an meinem Amigurumi-Regal, bis sie sich schließlich für meinen Wassermann entschieden haben.

Komischerweise habe ich ihm ein bisschen nachgetrauert: ich habe bei der Herstellung versäumt, eine Anleitung von ihm niederzuschreiben, so dass ich ihn nicht 1:1 nachhäkeln kann. Aber gefreut habe ich mich trotzdem. Die Frau ging so liebevoll mit dem Wassermann um, als würde er tatsächlich durch Kiemen atmen. Als ihr Mann ihn in den Korb legte, meinte sie: "Ganz vorsichtig mit dem Zipfelmützchen!" Das ist angenäht, es kann also nicht viel passieren *grins*. Trotzdem fand ich das sehr süß. So weiß ich, dass mein Wassermann-Bub in gute Hände gekommen ist. Demnächst wird an einem Nachfolger gearbeitet...




Montag, 14. Oktober 2013

Erste Trockenübungen zum Malkurs im November.

Wie bereits im Sommer berichtet, verändert sich das Konzept unseres Ladens. Allzu viel verraten kann ich an dieser Stelle noch nicht, da wir jeden Tag eifrig dabei sind, daran zu basteln bzw. die Neuerungen zu besprechen. Heute ging's zum ersten Mal ans Eingemachte: unsere Künstlerabteilung soll ausgebaut werden und ein Atelier entstehen, in dem Interessierte, die zu Hause nicht den Platz haben, auf Staffeleien ihrer Phantasie freien Lauf lassen können, oder - was wir heute geprobt haben - an einem Seminar teilnehmen. Diese Seminare werden sich bewusst von Malkursen in der VHS unterscheiden. Wer ein atemberaubend naturgetreues Blumenbild für die Wohnzimmerwand malen möchte, kann sich getrost dort anmelden.

Nein, es geht um etwas anderes. Darum, sich überhaupt zu *trauen*, einen Stift und Pinsel in die Hand zu nehmen und sein Talent zu entdecken - wie immer das aussehen mag. Vielleicht lachen jetzt einige, aber selbst ich habe das lange nicht getan - und ich habe früher gern gemalt und gezeichnet, bis ein Tiefpunkt in meinem Leben mir jegliche Spontaneität und den Mut, nicht perfekt zu sein, schlagartig genommen hat.



In erster Linie geht es darum, sich wohlzufühlen und in der Gemeinschaft von anderen mitzuwerkeln statt gegeneinander. Leistungsdruck, Konkurrenzdenken und das Be- und Verurteilen aus der Schulzeit abzulegen (Das kannst du aber besser!). Das ist gar nicht so leicht wie man denkt, aber sehr viel entspannender als zu glauben, man müsse jetzt Wunder was aus dem Ärmel schütteln respektive aufs leere Blatt zaubern, damit alle Beifall klatschen. Ich war lange so geprägt, gleich in welchen Bereichen, und durch meinen bereits erwähnten Tiefpunkt hatte ich gar keine Lust mehr, irgend etwas anzufangen. In Sachen Kreativität war ich wie gelähmt durch den falschen Gedanken "Ach, lass es. Kriegst du doch nicht hin."

Ich muss sagen, es war schön heute. Wir haben mit Bleistift gerade Linien und Wellen gemalt (mit vollem Körper- bzw. Armeinsatz), und waren erstaunt über die unterschiedlichen Ergebnisse und wie die Persönlichkeit des Einzelnen durch die Bilder sichtbar wurde. Besonders schön war für mich, dass es doch ganz gut geklappt hat und kein bisschen anstrengend war. Meine Bilder sind nicht weltbewegend, aber sie anzufertigen, hat mir sehr viel mehr Spaß gemacht als erwartet. Vor allem, weil auch noch genug Zeit zum Scherzen und Diskutieren war und das bewusst langsame Zeichnen etwas Meditatives hatte, das ich total genossen habe. Trotzdem ging es lustig zu in unserer Runde mit Wasser, Kaffee und Keksen.




Ganz ausgereift ist das Konzept noch nicht, aber ich bin sicher, wir kriegen das hin.

Freitag, 11. Oktober 2013

Biografie Benedict Cumberbatch ~ Marc Halupczok

Den baldigen Kinostart von "The fifth Estate" (Biopic über Wikileaks-Gründer Julian Assange) und "Der Hobbit - Smaugs Einöde" nehme ich zum Anlass, diesen großartigen, charismatischen  Schauspieler mit der deutschsprachigen Biografie von Marc Halupczok etwas näher zu beleuchten.
 

 

Beschreibung Amazon:
Brillanter Wissenschaftler, Meisterdetektiv, intergalaktischer Terrorist und Drache in Mittelerde.

Benedict Cumberbatch kam scheinbar aus dem Nichts wir dürfen live dabei sein, um ihn bei seinem unaufhaltsamen Weg an die Spitze zu begleiten.

Ruhm und Ansehen sind ihm gewiss, denn auch in kleineren Rollen schafft es der britische Gentleman, mächtig Eindruck zu hinterlassen. In Großbritannien ist sein Name längst Synonym für die Rolle, mit der ihm
den internationalen Durchbruch gelang Sherlock Holmes. In der TV-Serie brillierte er und erweckte diesen hochgradig leistungsfähigen Soziopathen zum Leben.

Doch kam Benedict Cumberbatch tatsächlich aus dem Nichts? Und wer ist dieser Mensch, der das britische Understatement mit dieser grandiosen Gelassenheit zur Schau stellt, nur um im nächsten Moment vor Emotionen zu explodieren?

Marc Halupczok zeichnet den Weg des Mimen in dieser Biografie nach, von den bescheidenen Anfängen als Theaterschauspieler zum preisgekrönten TV- und Filmstar. Unterstützt wird die Biografie von zahlreichen
großformatigen Bildern. Das perfekte Buch für den Liebhaber und Kenner!

Meinung:
Ein bisschen zu vollmundig, das Versprechen von Amazon. Gerade mal 125 Seiten stark, hat man diese fundierte Biografie recht schnell durchgelesen. Als großer Fan dieses vielseitigen Schauspielers und Ausnahmetalents habe ich allerdings auch nicht allzu viele Überraschungen und Offenbarungen erwartet. Wer einen Einblick über Cumberbatchs berufliches Schaffen gewinnen möchte, wird nicht enttäuscht.

Chronologisch aufgelistet und kurz kommentiert werden Inhalte von Theaterstücken, Radiosendungen und Fernsehrollen, die Benedict vor dem internationalen Durchbruch als Sherlock in der gleichnamigen BBC-Serie angenommen und gespielt hat.

Es mag überraschen, dass er 2003 an der Seite von "Dr. House" Hugh Laurie dessen Sohn in einer britischen Sitcom verkörperte - der wahre Fan hat "Fortysomething" (deutscher Titel "Dr. Slippery") schon längst auf DVD. Leider kamen mir in diesem Zusammenhang Hintergrundinformationen wie Privates, die Beziehung zu Kollegen und Anekdoten im Allgemeinen über den zurückhaltenden, aber sehr eloquenten Benedict Cumberbatch zu kurz. Dafür werden einige Dinge erwähnt (u. a. ein unangenehmer Zwischenfall in einer Londoner Parfümerie), die holprig geschrieben sind und auf die der Autor besser verzichtet hätte, wenn er schon nicht selbst dabei war.

Bewunderswert ist Benedicts Bescheidenheit trotz des durchschlagenden Erfolges in den letzten Jahren und seine Selbstironie (ich musste lachen, als er die private Filmaufnahme zu seinem ersten Tandemsprung beschreibt), die in Interviewausschnitten deutlich wird. Auch seine Einstellung zum Leben und die ihm gebliebene Bodenständigkeit verdienen Respekt und machen mir den Mann sympathisch. Ein wichtiger Auslöser, der zu dieser Einstellung führte, ist die Entführung in Südafrika bei Dreharbeiten im Jahr 2005, bei der er und zwei Kollegen nur knapp mit dem Leben davongekommen sind. Allerdings wird nicht näher darauf eingegangen - schade. Die Ehrlichkeit, mit der der Schauspieler über dieses einschneidende Erlebnis einer britischen Tageszeitung berichtet hat, wäre mehr als eine Seite im Buch wert gewesen. Zu den Bildern und Fotos muss gesagt werden, dass ich mir da eine sorgfältigere und bessere Auswahl gewünscht hätte - aber das ist natürlich Geschmacksache. Teilweise wird mir auch zu sehr auf Benedicts "exotischem" Aussehen herumgeritten.

Fazit:
Für unbedarfte Fans und Neueinsteiger eine passable informative Quelle, die einem vor allem den Schauspieler bzw. seine Arbeit näher bringt. Der faszinierende Mensch hinter den Rollen bleibt im Buch ein wenig blass - nicht nur im bildlichen Sinn.

Bewertung: Für mich persönlich würde ich die Biografie bei zwei Sternen ansetzen, doch für den "durchschnittlich" Interessierten bietet sie einiges an solider Info und erhält daher gnädige drei Sterne.







Dienstag, 8. Oktober 2013

Heureka! Es ist da!

Mit fast dreiwöchiger Verspätung hat mich heute mein neues Buch erreicht. Das habe ich indirekt Benedict Cumberbatch zu verdanken, über den ich mir eine deutschsprachige Biografie bestellt habe, an der offensichtlich noch gefeilt wurde, ehe sie auf den neuesten Stand gebracht wurde und jetzt im Oktober erschienen ist.


Mit 490 Seiten ist das Buch nach "Vom Ernst des Lebens" und "Ausnahmsweise doppelgleisig" wieder mal ein richtiger Wälzer! Das Cover sieht so aus wie oben abgebildet (ich war mir nicht sicher, welches Bild verwendet wird), und sogar das Autorenfoto auf der letzten Seite, das mich auf einer Löwenstatue vor der Alten Pinakothek in München zeigt, ist trotz Anmahnung gut herausgekommen.

Ich bin immer noch tierisch aufgeregt, sobald ich ein eigenes Werk in den Händen halte, was sicher jeder nachvollziehen kann. Wahnsinn, wie viel Arbeit, Schweiß und vor allem Spaß am Tun darin steckt. Da ich die Geschichte erst kürzlich überarbeitet und mir vor allem am Format und dem Layout fast die Zähne ausgebissen habe, genieße ich momentan einfach, es bei mir stehen zu haben statt reinzulesen. Komplett ist mein Regal noch nicht - ich sollte wirklich mal alle meine Bücher auf einen Schlag bestellen und sie nicht verschenken oder verkaufen.^^

Die Biografie von Benny hat sich dagegen nicht wirklich gelohnt. Als notorisches Cumberbabe wusste ich den Großteil des mitunter eigenartigen Inhalts (auf einige allzu detailierte Infos hätte ich gut verzichten können - wer will schon erfahren, dass er als Jobber in einer Edel-Parfümerie schwer verschnupft das neu erworbene Eau de toilette von Schauspielkollegen Richard E: Grant versehentlich mit seinem Rotz (Zitat des Autors!) veredelt hat?), und die Fotos kenne ich auch bereits samt und sonders - ich finde sie nicht einmal wirklich toll. Da gibt es auf Tumblr bessere. Teilweise wirkt es eher wie ein Girlie-Fanbuch, obwohl der Autor angeblich männlichen Geschlechts ist.




Montag, 7. Oktober 2013

Warum ich meine Brille nicht mag...

Ich bin kurzsichtig. Ziemlich sogar. Das wurde relativ spät entdeckt, und seitdem wundere ich mich, wie ich unfallfrei durch die Schule und mir fremde Städte kam. Mit achtzehn bekam ich meine Brille, die ich bis heute besitze. So sieht sie aus:



Ziemlich hip, möchte man meinen. Harry Potter-Style. Aber ich verrate jetzt ein Geheimnis: ich trage sie kaum und konnte mich nie an sie gewöhnen. Vor allem draußen in freier Wildbahn war sie für mich ein echter Horror. Weniger, weil sie nicht kleidsam wäre, sondern einfach, weil sie mich dann extrem beeinträchtigte und ich das Gefühl hatte, sie immer zu verlieren. Darum war ich froh, als ich mir Kontaktlinsen anpassen lassen konnte. Anfangs bin ich zwar stundenlang zu "I did it my way" in der Früh vor dem Handspiegel gesessen und habe mit den glitschigen Dingern herumgepfriemelt, aber mittlerweile kann ich sie - die Macht der Gewohnheit - notfalls ohne Spiegel einsetzen.

Zur Zeit laboriere ich an einer Augenentzündung und muss zwangsläufig auf meine alte Brille zurückgreifen, um die Hornhaut zu schonen.  Die Kommentare von Freunden und Bekannten, die mich nur *oben ohne* kennen, bleiben dann natürlich nicht aus. Die Bemerkung "Du siehst aus wie eine Lehrerin" schmeichelt mir kein bisschen. Vielleicht bin ich da empfindlich, weil meine bebrillten Lehrerinnen alle keine guten und dafür sehr streng waren - außer meine erste in der ersten und zweiten Klasse. Manche halten das ja für ein Kompliment. Ich find's irgendwie doof, vor allem, wenn man es mehrmals täglich verdauen muss. Überhaupt. Was man nicht alles zu hören bekommt, wenn man mit einem ungewohnten Accessoire auftritt. Seit vier elenden Tagen renne ich damit herum, und heute habe ich zum ersten Mal ein ermutigendes "Hey, die steht dir echt gut!" zu Ohren bekommen.

Samstag, 5. Oktober 2013

Passend zur Jahreszeit: Der Club der toten Dichter

Bisher war dieser Film über ein Jungeninternat in Neuengland in den 1950er Jahren einer meiner Lieblingsfilme. Ich mag die Schauspieler (grandios: der junge Robert Sean Leonard und sein Best Buddy Ethan Hawke!), die Geschichte, den Gänsehaut erzeugenden Schluss mit der Dudelsack-Untermalung und sogar Robin Williams, den ich als Komiker so gar nicht komisch finde.



Gestern lief "Der Club der toten Dichter" auf ZDFNeo. Ich weiß nicht, ob es an der deutschen Fassung lag oder daran, dass "Carpe Diem" überstrapaziert wurde, dass ich ihn auf einmal nicht mehr so mochte. Vieles kam mir zu plakativ vor, u. a. der Schauspieler, der Knox Overstreet spielt (den ich süß fand, früher). In seiner Schwärmerei zur Parodie einer High School-Cheerleaderin, die klischeebehaftet und zu allem Übel mit einem fäusteschwingenden Muskelprotz verbandelt ist, wirkt er einfach nur peinlich. Kann man nicht mal stehen lassen, dass das Mädel schwülstigen Gedichten nichts abgewinnen kann? Mir kam es so vor, als hätte sie Knox nur deshalb erhört, weil er - durch den Lehrer Keating ( Robin Williams) mit dem "Carpe Diem"- Virus infiziert - hartnäckig um sie wirbt und dabei verzweifelt aufdringlich wirkt. Quasi aus Mitleid. Egal, was Keating über Frauen und Gedichte sagt (übrigens auch ein böses Klischee): So einen würde ich gleich in den Wind schießen.

Und die deutschen Stimmen der Jungs klangen richtig blöde. Übertrieben großspurig und dramatisch. Klar, sie sind siebzehn, da sind Buben so. Zumindest hier. Nicht unbedingt in Neuengland. Ich kann mich erinnern, dass sie in der Originalfassung allesamt erwachsener und weniger laut scheinen.

Gestört hat mich auch die aufgeregte Performance von Neil Perry als "Puck" - unter schauspielerischem Talent verstehe ich etwas anderes. Wahrscheinlich war wieder die Synchro schuld, denn Robert Sean Leonard ist an sich ein professioneller Theaterdarsteller und war es schon damals mit Anfang Zwanzig. Goldig sah er aus, richtig herzzereißend im unterlegenen Clinch mit dem verbohrten Vater, der nur das Beste für seinen Sohn wollte und ihn letztlich zu einer folgenschweren Entscheidung treibt. Da musste ich wirklich schlucken.

Traurig fand ich, dass mir zum ersten Mal klar wurde, wie schwer es Neues hat, vor Altem - in diesem Fall der Tradition des alterwürdigen Internats und des veralteten Schulsystems - zu bestehen oder gar ohne Aggression dagegen anzugehen. Mr. Keating hat nichts Falsches getan.

Das weiß er auch, sonst würde er die Schule nicht mit dem heiteren Lächeln eines weisen Buddhas und inbrünstig hervorgestoßenen "O Captain, mein Captain!"- Rufen im Rücken verlassen, und dennoch wird sich nichts ändern in Welton und an den vorbestimmten Anwalts- und Ärztekarrieren der Schüler. Vielleicht spricht die Klasse noch mit großer Ehrfurcht vom schrulligen Querdenker, aber bald wird sie die Hierarchie wieder einholen. Das hat sie eigentlich bereits, als ausnahmslos alle Schüler mehr oder weniger freiwillig Keatings "Strafversetzung" unterschrieben haben.




Ein nachdenklich stimmender, aber nicht besonders ermutigender Film für Individualisten und Weltverbesserer. Weil ich ihn im Original einer Fünf-Sterne-Wertung für würdig erachte, ziehe ich nur einen Stern ab. Und jetzt mach' ich Carpe Diem. Cheerio!


Bewertung:




 



Mittwoch, 2. Oktober 2013

Winter wird's... *schnüffi*.

Ein bisschen weit vorgegriffen für Anfang Oktober. Und dennoch werden die Nächte jetzt wieder frostig, die Tage kürzer und das Laub auf den Bäumen spärlicher und auf den Wegen dichter. Selbst in meiner Wii Fit-Konsole wirbelt es seit gestern herum.



Viele denken jetzt mit Freude an wohlig warme Stricksocken, leckere Kürbis-Suppe, Kerzenlicht und lauschige Abende vor dem Kamin bzw. dem Fernseher oder hinter ihren Büchern, die vielleicht in den Sommermonaten zu kurz gekommen sind. Und dann dauert es ja auch nicht mehr lange bis Weihnachten - das Wichtelfieber hat bereits um sich gegriffen, zumindest online. Kaum versieht man sich, gilt es, Listen anzufertigen, Plätzchen zu backen  und Adventskalender und Geschenke für die Lieben zu besorgen und zu basteln.

Insofern hat die kalte Jahreszeit sicherlich positive Seiten. Aber ich kann mir nicht helfen: ich hätte am liebsten das ganze Jahr über Sommer, wo ich barfuss oder in Flipflops und Shorts ins Schwimmbad schläppeln kann und mir keine großen Gedanken machen muss, was ich tagsüber anziehe und nachts im Schlafzimmer bei geöffnetem Fenster ungeniert die Laken durchschwitze. Klingt komisch, ist aber so. Außerdem feiert meine Familie kein Weihnachten, nicht im traditionellen Sinn mit Geschenken und Tannenbaum. Einerseits ist es ganz entspannend, sich dem Konsumstress zu verweigern und einfach faul zu sein; andererseits gäbe es schon ein paar Dinge, die ich mir wünsche - manchmal auch ein bisschen weihnachtliche Stimmung oder schnöde materielle Geschenke. Allerdings muss ich von Büchern vorerst Abstand nehmen, oder mein SUB (Stapel ungelesener Bücher) wächst wie einst der Turm zu Babel. In diesem Jahr habe ich so wenig gelesen wie selten vorher. Dafür gab es ein paar literarische Schmankerln, die in englischer Sprache erschienen sind und mir in meinen Mußestunden schon Spaß gemacht haben, auch wenn sie bis auf zwei oder drei Ausnahmen storytechnisch nicht besonders anspruchsvoll und zuweilen auch fast unerträglich *sappy* und / oder vorhersehbar waren.

Ein paar Kisten voll von deutschsprachigen Büchern, CDs und DVDs habe ich dieses Jahr rigoros aussortiert. Ich finde es trotz meiner Hoarder-Neigung immer sehr befreiend, Platz zu schaffen und sie somit zu überlisten. Vergangenes Wochenende hatte ich einen kleinen Flohmarkt im Hof organisiert und erstaunt festgestellt, dass Bücher nicht so begehrt waren wie Filme und Musik. Ich bin seit Jahren auf Trödel- und Flohmärkten unterwegs - meine sehr gut bis wie neu erhaltenen Bücher waren bisher meist der Renner. Bedeutet das letztlich doch, dass das ebook auf dem Vormarsch ist? Täte mir irgendwie leid. So wie der Rückzug des Sommers. Aber zum Glück kommt der ja wieder.


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