Maskenpflicht
I solve crimes and blog about it
I solve crimes and blog about it
Translate
Freitag, 11. Juli 2025
Maskenpflicht. Ein Gedicht über meinen Weg ohne Mama.
Dienstag, 8. Juli 2025
Brief an Mama. Gefunden in meinen Erinnerungen von letztem Jahr.
Sonntag, 6. Juli 2025
Interview für die RNZ zu meinem Buch "Shalom Mamele"
Wie bist du darauf gekommen, dieses Buch zu schreiben und warum?
Eigentlich wollte ich es gar nicht schreiben, weil ich dachte, es sei zu schmerzhaft. Meine Trauer über den Verlust war so groß, dass ich meine Gedanken in den sozialen Medien geteilt habe und darauf überraschend positive Kommentare und auch PNs erhielt. Oft kannte ich die Leute nicht einmal persönlich, doch einer regte dazu an, meine Geschichte mit Mama niederzuschreiben, weil er so viel Liebe aus meinen Beiträgen spürte. Das fand ich enorm und berührend. Zunächst scheute ich mich davor, eine Art „kreatives Trauerschreiben“ in Gang zu setzen. Ich hatte Angst, es könnte mich emotional belasten, nachdem Mamas Krankengeschichte so unerwartet unglücklich verlaufen war. Aber es ließ mich nicht los, und als ich anfing, zu schreiben, habe ich mich jeden Tag darauf gefreut und die Trauer während des Schreibens tatsächlich etwas vergessen. Ich hatte Spaß daran, alte Familienfotos für das Buch auszusuchen und in Erinnerungen zu schwelgen, die durchweg schön sind. Erst jetzt wird mir bewusst, wie außergewöhnlich unser Familienzusammenhalt war und wie viele Menschen uns darum beneiden. Intakte Familien gibt es anscheinend nicht mehr viele, doch dafür ist der Schmerz umso größer, wenn ein Familienmitglied geht, das so elementar dazugehört wie Mama.
Wie lange hast du gebraucht, das Buch zu schreiben?
Weniger als zehn Tage. Das glaubt mir keiner, wenn ich es sage. Jemand meinte sogar, ich hätte ChatGPT bemüht, doch ich weiß nicht mal genau, was das ist, geschweige denn wie man es bedient. Diesen Flow beim Schreiben hatte ich lange nicht mehr, und ich bilde mir gern ein, dass Mama mich inspiriert hat, indem sie unsichtbar mit im Schreibzimmer saß. Sie hat mich immer ermutigt, Geschichten zu schreiben und damit an die Öffentlichkeit zu gehen, daher weiß ich, dass sie nun im Himmel vor Freude in die Hände klatscht, wenn sie ihr Schaufenster in der Buchhandlung sieht. Es war für mich bittersüß, zu erfahren, dass ausgerechnet „Shalom Mamele“ hier am Ort größere Beachtung findet als meine Romane. Vielleicht liegt es daran, dass meine Mutter in Sinsheim eine bekannte Persönlichkeit ist und man uns als Familie durch den „Bastel-Wirth“ kennt, den wir bis 2013 betrieben.
Wie hast du dich beim Schreiben gefühlt?
Ich war überrascht, wie gut es mir ging und wie wohltuend es war, meine Geschichte mit Mama in möglichst vielen Einzelheiten Revue passieren zu lassen. Mir fielen Begebenheiten ein, an die ich vorher nie mehr gedacht hatte. Einiges wurde mir auch klarer, z.B. ihre Initiative in Sachen Gesundheit und ihre Neugier in sämtlichen Bereichen. Sie liebte Menschen. Nichts war ihr ein größerer Lohn als zu wissen, dass sie ihnen geholfen hatte, wenn sie ratsuchend zu ihr kamen. Ich habe große Bewunderung und Respekt, dass sie den Mut hatte, in Eigenverantwortung unbetretene Pfade zu gehen; etwas, das für viele undenkbar ist. Da war sie eine Inspiration für uns alle.
Was ist dein Lieblingskapitel?
Ein spezielles könnte ich jetzt nicht nennen. Es war besonders schön, über meine Großeltern – Mamas Eltern - zu schreiben, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist. Man erfährt darin, dass es sich häufig auszahlt, Neues und Ungewöhnliches zu probieren – etwas, das meine Mama immer gern und auf eigenes Risiko getan hat. Im Nachhinein hat es mich verblüfft, wie rund und ineinander verwoben alle Kapitel sind, und die Tatsache, dass deutlich wird, wie viel Liebe und Wertschätzung in unserer Familie vorhanden sind. Auch ohne Mama, die wir alle schmerzlich vermissen. Wir müssen neue Strukturen im Alltag finden. Das braucht Zeit und ist nach so langer Zeit eingespielter Teamarbeit nicht einfach.
Meinst du, das Schreiben hat dir bei der Trauerbewältigung zumindest etwas geholfen?
Mamas unerwarteter Heimgang war für uns traumatisch. Bis zuletzt haben wir daran geglaubt, dass sie wieder gesund wird. Es war daher ein großer Schock, als es nicht so kam. Wir alle hatten Schuldgefühle und Fragen, die nicht beantwortet wurden. Wenn ein geliebter Mensch geht, ist das schlimm. Fast noch schlimmer ist die Ungewissheit über das Warum und die eigene Hilflosigkeit. Für mich war das Schreiben ein Ventil, meine Gefühle zu ordnen. Dankbar zu sein für die gemeinsame Zeit. Ich glaube, dass ich während des Schreibprozesses weniger traurig war, weil die schönen Erinnerungen auflebten. Natürlich flossen dabei hin und wieder Tränen, aber ich würde jedem Trauernden raten, aufzuschreiben, was besonders schön war mit dem geliebten Menschen. Für mich als gläubiger Mensch ist es zudem ein Trost, dass Mama uns nur vorausgegangen ist.
Wie sind die Rückmeldungen zu deinem Buch?
Sehr positiv. Ich denke, das liegt auch daran, dass unsere Geschichte zeigt, wie gut eine Familie funktionieren kann. Mama war immer offen für jeden, sie knüpfte gern Kontakte und hatte eine große Liebe nicht nur für uns, sondern für alle, die zu ihr kamen. Sie wollte die Welt ein Stück verbessern, und ich denke, es ist ihr im eigenen Umfeld auch gelungen. Ihren Optimismus und ihre Fröhlichkeit, ihr Vertrauen auf Gott – selbst in Krisen - hat sie nie verloren. Und sie liebte ihre Familie, obwohl sie selbst es nicht leicht hatte in ihrer Kindheit. Das imponiert meinen Lesern, die mir schrieben, dass dieses Buch „die Seele wärmt“. Andere meinten, in jeder Zeile seien die Schönheit und die Intensität unseres Familienlebens zu spüren. Und nicht zuletzt ist das Buch auch ein Trost für diejenigen, die selbst trauern. Daher ist es nicht unbedingt nötig, Mama persönlich gekannt zu haben, um das Buch zu lesen. Vielen mir unbekannten Lesern gibt es das Gefühl, Teil einer Familie zu werden, die zwar einzigartige Erlebnisse hatte, aber in ihrer Trauer nachvollziehbar ist und es erlaubt, den eigenen Trauerprozess besser zu verstehen, statt zu verdrängen. Das war mir neben dem liebevollen Andenken an Mama und meiner eigenen Bewältigung des Verlustes das größte Anliegen mit „Shalom Mamele“.
Donnerstag, 5. Juni 2025
Buchverlosung / Gewinnspiel
Ihr Lieben, ich feiere meine 9100 Follower auf Facebook mit einem Gewinnspiel. Verlost wird eines meiner Bücher, das ihr euch aussuchen dürft. Kommentiert mit dem Titel, der euch interessiert. Zur Auswahl stehen:
"Shalom Mamele", "Das Bildnis des Grafen", "Milan", "Fairlight", "Vom Ernst des Lebens", "Ausnahmsweise doppelgleisig", "Ein Spiel zu viel", "Furchtlos zum Himmel", "Affettuoso" & "Camera Obscura".
Dienstag, 3. Juni 2025
Katze fürs Leben ~ Stefanie Zweig
Meine Tante liest viel. Noch viel mehr, seit ihr langjähriger Partner, mein Onkel, recht überraschend im Frühling starb. Abends liest sie im Bett, bis ihr die Augen zufallen, sagt sie. Und sie liebt Katzen. Leider hatten sie und mein Onkel keine mehr, nachdem sie älter wurden, und nun kommt keine Katze mehr ins Haus. Dafür liest sie dann gern Tiergeschichten. Ich habe ihr einige Bücher von mir ausgesucht, von denen ich annahm, sie könnten ihr gefallen. Eins dieser Bücher habe ich jetzt selbst gelesen, nämlich "Katze fürs Leben" von Stefanie Zweig.
Inhalt: Die Siamkatze Cleo verirrt sich auf der Flucht vor ihren Besitzern in das gemütliche und katzenkompatible Haus der Therapeutin Julia, die sie sich als neues Personal aussucht. Bald ist auch der Therapeutin mit menschlichen Fehlern klar, dass sie mit "Sissi" eine perfekte Symbiose eingegangen ist: Sissi entpuppt sich als weise, manchmal knallharte Kollegin, die die mitunter hilflose Julia nach besten Kräften unterstützt und ihr auch mal zeigt, wie man die Krallen ausfährt. Nicht nur die Patienten profitieren von der neuen Psychologin - auch Julia verändert sich...
![]() |
MaruRodriguez76 / Pixabay |
Meinung: Anfangs hatte ich fast einen Widerwillen gegen die etwas eingebildete und merkwürdig erzählende Siamkatze, die ihren ursprünglichen, lieblosen Dosenöffnern ausbüxt und eine Therapeutin findet, die zwar ahnungslos im Umgang mit Samtpfoten ist, aber ihr mithilfe eines katzenkundigen Patienten immerhin den Namen "Sissi" verpasst. Puh, dachte ich. Wie kitschig. Und wie kitschig manche Sätze, bemüht und irgendwie komisch. Besonders grinsen musste ich bei diesem Satz: "Schlimm war nur, dass bei uns fortan die Fleischeslust nur noch für besondere Tage galt". Der war unmissverständlich missverständlich... es geht darin um die Ernährung, nicht um das, was man gemeinhin unter Fleischeslust versteht. Ansonsten habe ich mich jedoch an ihre blumigen Wortschöpfungen und Formulierungen bald gewöhnt und fand sie mit der Zeit sogar irgendwie goldig. Dass Sissi ein eigenwilliges Wesen ist, merkt man bereits ihrer Sprache an. Und das ist ein ziemlich origineller Kniff.
Gemessen daran, dass Stefanie Zweig eine Bestsellerautorin ist, die vor allem über ihre Kinderheimat Afrika und über die historische Rothschildallee geschrieben hat, in der sie danach wohnte, ist "Katze fürs Leben" sicher nur eine kleine "Schnurre" gewesen (Mann, jetzt muss ich mich selbst beglückwünschen für das originelle Wort!), aber sie hat mich doch erreicht, selbst wenn es ein bisschen gedauert hat und ich mit Sissi erst spät, mit Julia gar nicht warm geworden bin. Die Geschichte ist unterhaltsam und kurzweilig; genau das Richtige, wenn man den Kopf abschalten will. Und da ich noch mehr Tierbücher habe, hat sie in mir die Lust geweckt, dort auch mal wieder reinzulesen.
Bewertung: 😺😺😺😺
Montag, 12. Mai 2025
Danke!
Mein Blog als Tagebuch hat seit Mamas Heimgang einen etwas traurigen Tenor angenommen. Das tut mir leid, nicht zuletzt für mich selbst. Ich bin eigentlich ein fröhlicher und kreativer Mensch, dem es Freude macht, etwas zu erschaffen, woran andere ebenfalls Freude haben. Sei das ein Buch, eine Anekdote oder eine Unterhaltung, die für alle angenehm und inspirierend verläuft. Von Mama habe ich eine positive Einstellung zum Leben mitbekommen, die jetzt auf eine harte Probe gestellt wird.
Umso erstaunter und auch dankbar bin ich, wenn ich in der letzten Zeit meine Statistiken betrachte. An manchen Tagen hat mein Blog fast 200 Besucher. Häufig gelesen werden dabei die Berichte über Mama, und wie wir ohne sie zurechtkommen müssen. Vielleicht gibt es mehr Menschen in einer ähnlichen Situation, als ich es mir denken kann. Kommentare werden selten abgegeben - die meisten hat ohnehin mein Mamele verfasst, wenn ihr ein Artikel besonders gut gefiel. Später anonym, damit es nicht so auffiel. Goldig. 💖 Es hat mir nichts ausgemacht, im Gegenteil.
Auch wenn ich nicht viel von meinen anderen Lesern und Leserinnen höre, so möchte ich mich von Herzen bedanken für euer Interesse an meinem Blog! Es ist nicht mehr so einfach, Themen zu finden, und da ich weniger lese, schreibe ich auch weniger Rezensionen.
Vor kurzem sahen wir uns alte Tatort-Folgen mit Hansjörg Felmy als Kommissar Haferkamp an - das wäre vielleicht einen Artikel wert. Ich mochte seine Ex Ingrid, gespielt von Karin Eickelbaum. Bis auf eine oder zwei Folgen fanden wir sie durchweg spannend, obwohl die Verbrechen eher im kleinen Stil begangen wurden. Originell war auch der Einfall, die gewitzte Ex häufig als Sidekick einzusetzen, wenn der Kommissar auf konventionelle Weise nicht weiterkam. Und dass die beiden sich nach ihrer Scheidung besser verstanden als vorher. Sie hat mich ein bisschen an Mama erinnert. Es gibt zwanzig Felmy-Folgen, was für damalige Tatort-Kommissare viel war, die in den 1970ern noch öfter wechselten als später. Trotz seiner anfänglich biederen Art wurde uns Haferkamp sehr sympathisch. Meinetwegen hätten es mehr sein dürfen.
![]() |
Bild: TV Spielfilm |
Ansonsten hangeln wir uns von einem Tag zum nächsten. Manchmal unternehmen wir Tagestouren, das sind meine Highlights der Woche. Nicht zu vergleichen mit unseren Wanderungen, doch zur Stärkung packe ich dann auch hin und wieder so was wie ein Picknick zusammen, das wir dann auf einer Bank verzehren, wenn wir ein bisschen ausruhen müssen. Ende April sind wir nach Ludwigsburg zum "Blühenden Barock" gefahren. Das war wirklich schön, denn wir hatten auch ein Superwetter mit fast 30°. Da war das Spazierengehen fast anstrengend. Ein Karussell für Erwachsene gab es im Schlosspark, das aus dem 18. Jahrhundert rekonstruiert wurde, mit Kutschgondeln und lebensgroßen Pferden. Ich bin kaum hochgekommen, obwohl es eine Trittleiter gab. Dass man den Steigbügel benutzen konnte wie bei richtigen Pferden, daran habe ich nicht gedacht. Ich war froh, als ich oben saß, und noch froher, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Ein Erlebnis der besonderen Art. In früheren Zeiten haben sich auf diese Pferde tatsächlich die vornehmen Herren gesetzt, während unter der Plattform Strafgefangene das Karussell angekurbelt haben.
Dieses Foto hat der freundliche Herr an der Kasse für mich gemacht. Mein Lächeln fällt etwas verkrampft aus, und als ehemalige Reiterin hätte ich mich gern lässiger positioniert. Aber es war echt nicht so leicht, einen ausbalancierten Sitz zu erwischen.
Danke fürs Lesen und für eure Treue. Abonnenten habe ich nicht, auch keine Follower, aber dennoch freut es mich sehr, nicht ins Leere zu schreiben.
Samstag, 26. April 2025
Immer noch traurig...
Hin und wieder überlege ich, Trauerportalen beizutreten oder einer entsprechenden Gruppe auf Facebook. Aber dort wird das Trauern nahezu zelebriert, und ich fürchte, dass mir das nicht hilft. Es ist sicher richtig, dass das Leben ohne den geliebten Menschen sich massiv verändert, und das nicht zum Guten. Dennoch hoffe ich, dass wir noch eine relativ gute irdische Zeit haben werden. Vielleicht bricht die Traurigkeit bei manchen Gelegenheiten wieder durch, aber das wäre besser, als ständig den Schmerz des Abschieds mit sich herumzutragen und beim nächstbesten Anlass loszuweinen.
![]() |
Mama auf Kur mit Kurschatten, 1970er |
Ich denke auch, dass es schwierig ist, Trauer zu verstehen, wenn man kein besonders gutes Verhältnis zu den Eltern hat, was bei vielen meiner Bekannten der Fall ist. Manche haben / hatten sogar lange keinen Kontakt mehr zu Mutter und Vater. Daher mag ich auch gar nicht mehr darüber reden. Die Antwort auf meine Trauer ist fast immer die gleiche. "Ihr wart halt als Familie so eng beisammen." Das trifft auf die Jahre 2020 - 23 zu, und ich bin froh, dass es so war. Unsere Wanderungen sind so wertvoll gewesen, weil wir uns während der Corona-Zeit etwas geschaffen hatten, das uns im Elend der weltpolitischen und inneren Spaltung zusammengeschweißt hat.
Mir fällt oft ein, wie abwechslungsreich Mamas Leben hier war. Wie viel sie gemacht, um wie viel sie sich gekümmert hat. Stillstand gab es bei ihr nie. Manchmal hätte sie sich vielleicht mehr Freizeit gewünscht, mehr Zeit mit ihrem Schatz und fürs Reisen, aber sie hat alles in Liebe getan. Wenn es ihr nicht leichtfiel, hat sie sich ermahnt, und ich weiß, ihre Hingabe und Liebe zu den Dingen, die sie anpackte, war immer authentisch. Nur mit dem Computer - da tat sie sich wirklich schwer. Aber es spricht für sie und ihre Neugier, dass sie es versucht hat.
![]() |
Mamas türkisfarbener Pullover |
Es ist merkwürdig, dass jeder Mensch etwas hinterlassen will, wenn er geht. Auch Mama hat das gesagt, irgendwann mal, als es ihr nicht mehr so gut ging, selbst da sie es sicher besser wusste. Aber immerhin hat sie so viel bewegt hier, vieles ausprobiert und auch vielen Leuten in Gesundheitsangelegenheiten geholfen. Und das Allerwichtigste ist glaube ich, dass man seine Persönlichkeit entwickelt und sich und andere auf die Ewigkeit vorbereitet, ohne das Leben hier zu vernachlässigen. In der Ewigkeit geht der Spaß dann erst richtig los. Und das ist meine volle Überzeugung. Ohne Scheiß. Wenn ich bis dahin traurig sein muss, dann sei es so. Aber es wäre strenggenommen ein Rückschritt.
Auf dem Autorenportal "Pagewizz" habe ich nach Joschis Heimgang vor dreizehn Jahren einen Artikel über Trauerbewältigung geschrieben - und muss heute erkennen, dass es doch ein Unterschied ist, wenn Mensch oder Tier unwiderbringlich nicht mehr da sind. Allerdings habe ich um Joschi viele Jahre getrauert, wenn auch nicht so schmerzerfüllt und ständig wie um Mama.
Dienstag, 22. April 2025
Weitere Gedichte aus meiner Feder
Dienstag, 15. April 2025
Witzgedichte
Ein schlummerndes Talent habe ich vor kurzem in mir entdeckt. Ich kann dichten! Manchmal etwas holprig, aber ich finde das nicht schlimm, macht der Stil doch deutlich, dass ich frei von KI meine geistigen Ergüsse niedertippe. Und das erstaunlicherweise innerhalb weniger Minuten am Smartphone. Ich teile sie dann in meinem FB-Account, finde aber, dass ein paar es durchaus wert sind, auch im Blog Beachtung zu finden. Einige meiner Gedichte erzielen immerhin weit über hundert Likes. Das beliebteste bisher ist
Die Reise ins Ich
Wenn ich nun die Augen schließe
Und mich sanft verführen ließe
Von meinen Gedanken
Ohne Schranken
Wo würde ich landen?
In meinem Kopf, Herz oder Bauch
Vielleicht in manchen Abgründen auch
Die mir bisher fremd gewesen
Weil man sie nur hielt für Thesen
Oder wollte sie nicht lösen
Es gibt sie versteckt in mir
Und ganz sicher auch in dir
Doch ist da jemand, dem sie nicht verborgen
Der uns kennt und unseren Morgen
Wozu also sich sorgen?
Was mich bringt zu dem Schluss
Ohne Bedauern, Enttäuschung und Verdruss
Die Reise ins Ich
Ist philosophisch interessant
Aber für mich nicht relevant
Was mich beim Dichten selbst überrascht, ist der oft unbeabsichtigt tiefere Sinn. Aber meine Favoriten sind die echt albernen, z. B. das über meinen Teddybär, der sich in einen Präriehund verwandelt. Auch dieses Gedicht könnte beim Lesen zwischen den Zeilen einen ernsten Hintergrund enthalten. Wie passt man sich an fremde Sitten und Kulturen an? Meinem Teddy ist das im Gedicht besser gelungen als mir.
Hier kommt es:
In der Prärie
War ich noch nie
Drum hab ich meinen Bär genommen
Um nicht zu reisen so beklommen
Ganz allein so weit
Ging über meine Möglichkeit
Die Lage wurd' alsbald prekär
Er hielt sich für 'nen Präriebär
Nun habe ich ihn schon recht lang
Mir wurde um ihn etwas bang
Wie willst du denn hier überleben
Bei der Hitze, und das Land so eben!
Da hinten seh ich Berge
Es leben dort nach Tolkien Zwerge
Die haben Schätze ohne Ende
Was kümmert mich das flach' Gelände?
Gastfreundlich sind sie zwar nicht
Doch ich mach' ein Knuddelbärgesicht
Du kommst jetzt mit, sag' ich sehr streng
Da macht es auf einmal Peng!
Der Bär, einst nett und rund
Verwandelt sich zum Präriehund
Ich heule jetzt mit den Kojoten
Sprach er und schüttelt in einer Drohgebärd' die Pfoten
Geschwind eilt er über die Weite
Bevor ich weiter mit ihm streite
Jetzt wart' ich einsam und verlassen
Am Lagerfeuer, um die Meute abzupassen
Zu deren Anführer man ihn erkoren
So hab ich meinen Bär verloren
Mit Marshmellows will ich ihn fangen
Die locken auch herbei die Schlangen
Hilfe, ruf' ich wie von Sinnen
Da kommen mein Bär und die Meute von hinnen
Was folgt, ist das Präriegesetze
Das man besser nicht verletze
Nach dieser unschönen Geschicht'
Erkennt mein Bär die notwendige Pflicht
Seinen Menschen zu bewahren
Vor weiteren Wildwest-Gefahren
Lass uns heimkehr'n, sagt er dominant
Die Prärie ist nicht dein Land
Weitere Gedichte werde ich hier nach und nach einstellen. Irgendwann starte ich dann eine Karriere als Poetin.
Freitag, 28. März 2025
Adieu, Annchen!
Es ist merkwürdig. Seit Mama nicht mehr da ist, verliert die Welt. Sie verliert nicht nur an Freude und Licht, sondern auch an Menschen, die einen langen Weg in meiner Lebenslinie gegangen sind. Überraschend starb am 19. mein Onkel, der noch im Januar in einem Restaurant mit Geburtstagstafel seinen 90. gefeiert hat - und das relativ rüstig.
Ich war sehr traurig, als meine Tante am nächsten Morgen anrief, um es uns mitzuteilen. Sie waren 65 Jahre lang verheiratet, eine lange Zeit. Und dann wurde knapp eine Woche später eine Karte bei uns eingeworfen, die mich genauso traurig machte. Sie unterrichtete uns vom Heimgang von Mamas bester und längster Freundin. Das war fast noch surrealer. Und ich habe gemerkt, es tut nicht nur bei den nächsten Verwandten weh.
Annchen war Mama sehr ähnlich in ihrer Art, unkonventionelle Wege zu gehen, und auch in ihrer Herzlichkeit - obwohl sie ursprünglich aus Norddeutschland kommt. Sie und ihr Mann Peter sind mit Mama und Papa jahrelang gewandert, waren auf diversen Friedensbewegungen und haben sich einfach gut verstanden. Ich erinnere mich an eine gemeinsame Wanderung mit ihrem Sohn Martin, in den ich ein bisschen verliebt war und der leider früh verstorben ist. Oder an ein Open Air-Konzert in Ulm, das meine Schwester und ich mit ihrem jüngsten Sohn Achim und dessen Kumpel besuchten.
Vermutlich wissen es nur noch wenige, doch aufgrund ihrer Initiative wurde das "Bücherland", der hiesige Buchladen, Anfang der 1980er Jahre ins Leben gerufen. Literatur war ein Steckenpferd von ihr. Sie recherchiert zu dem Findling Kaspar Hauser, der "ihr fünftes Kind" wird. In einem Briefroman beschreibt sie ihre Nachforschungen zu Kaspar, und wird auf viele Vorträge zu dem Thema eingeladen.
Im Sommer waren wir manchmal zu Gast auf ihrem idyllischen Grundstück im Grünen, das sich einige Kilometer entfernt von der Stadt befindet, in der sie wohnten, und in dem sie sich ein bisschen wie im Paradies fühlen konnten, da es weit abseits von weiteren menschlichen Behausungen lag. Da gab es auch Kaulquappen, deren Entwicklung zu winzigen Fröschen wir beobachtet haben, wo wir Erbsen auspuhlten, und wo wir durch die Gegend gestreift sind. All das hat einen nostalgischen Rotgelb-Filter, wenn ich es nun Revue passieren lasse.
Letztes Jahr kurz vor Weihnachten rief mich Annchen an, um mir mitzuteilen, wie sehr ihr mein Buch "Shalom Mamele" gefallen hat, das ich ihr im Frühjahr überreicht habe, und wie gut und lebendig ich Mama beschrieben habe. "Genauso war sie!" sagte sie mir, und ich habe mich so sehr gefreut. Manche andere Freundinnen waren nämlich überrascht von meinem Buch und meinten, sie hätten Mama nicht ganz so erlebt. Das zeigt vielleicht, wie eng die beiden befreundet waren, und vor allem, wie lang. Annchen und Mama hatten viele gemeinsame Interessen, z.B. die Naturapotheke Gottes. Das Buch nach Maria Treben lag stets griffbereit auf ihrem Wohnzimmertisch, und auch bei Mama stand es im Regal. Auch politisch fanden sie einen Konsens. Mama hat Annchen oft besucht, um in ihrem Garten Feldblumen zu pflücken und sich mit ihr auszutauschen. Bis zuletzt machte sie den kleinen Spaziergang durch die Schrebergartenanlage zu Annchens und Peters Bungalow am Rand der Stadt.
![]() |
Annchens Garten |
Wir waren auf der Trauerfeier, die im kleinen Familien- und Bekanntenkreis stattfand, und ich musste weinen. Ein weiterer Teil meiner Kindheit geht mit Annchen. Mein Kontakt zu ihr war nicht intensiv, aber durch Mama war sie immer präsent. Ähnlich lebenslustig, fürsorglich und liebevoll. Sie hat immer dafür gesorgt, dass ihr Peter am Nachmittag ein Bierchen trinken und dabei aus dem Fenster auf die Straße sehen konnte. Sie wird mir fehlen.
Ich glaube, Mama hat schon am Himmelstor auf sie gewartet. Vielleicht gehen sie jetzt gemeinsam durch blühende Wiesen mit Kräutern, die sie sammeln und begeistert einander zeigen. Und ich wünsche ihrer Familie und vor allem Peter, dass sie Trost und Kraft im Gedanken finden, sich an einem schöneren Ort wiederzusehen.
Samstag, 15. März 2025
Trauer, wie lange?
Es fällt mir unglaublich schwer, mich an die Situation ohne Mama zu gewöhnen. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass es das irgendwann einmal gibt, und wenn, dann erst, wenn beide Eltern weit über Neunzig sind und ich dann auch nicht mehr taufrisch und bereit für die Ewigkeit. Mama selbst wollte gut über Hundert werden.
Eigentlich war mein Wunsch immer, dass wir alle mitsamt unseren Katzen von einem goldenen Wagen abgeholt werden würden wie einst der Prophet Elias in der Bibel. Das habe ich auch Mama erzählt, als es ihr schon nicht mehr so gut ging. Sie hat nicht gelacht. Es hat sie getröstet. Und wie gern hätte ich gehabt, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht! Dass es nicht nach des Menschen Willen geht, sondern Gottes, das weiß ich nun. Selbst wenn dieser Wunsch niemandem schadet und man darum bittet.
Bald kommt der Frühling wieder, und ich empfinde keine Freude darüber. Mein Alltag, der früher eher unabhängig war, hat sich gewandelt. Und ich weine öfter. Immer noch. Manchmal wegen Kleinigkeiten. Dinge, die mich an Mama erinnern und an die ich mit Wehmut denke. Lieder, die sie gern gehört hat. Ihre schönen Hände, ihre gepflegten, unlackierten Fingernägel mit den hellen Halbmonden. Das Streicheln, wenn sie manchmal meine Hand nahm. Früher mochte ich das nicht immer; jetzt sehne ich mich danach. Nach ihrer jugendlich klingenden Stimme, in der oft ein Lachen mitschwang. Und nach ihrem unerschütterlichen Humor, der auch in schwierigen Zeiten da war und uns andere ermutigt hat.
Aber nicht nur die Erinnerung bringt mich zum Weinen, sondern auch die Welt an sich, die mir jetzt unsicherer und unfreundlicher vorkommt ohne sie. Mitunter glaube ich sogar, dass Gott sie uns nahm, damit sie die Zwistigkeiten hier nicht mehr erleben muss, die ihr als sensibler Mensch zweifelsohne zugesetzt hätten. Zum Beispiel das Massaker am 7. Oktober 2023 in dem israelischen Kibbuz oder der jetzt salonfähige Antiamerikanismus wegen eines tatkräftigen Präsidenten, der immerhin Bewegung in viele Angelegenheiten bringt, die längst angepackt gehören. Aber wir hätten ja uns gehabt, um damit gemeinsam fertigzuwerden.
Viele meinen, es sei für mich besonders schwer, weil ich Mamas "Sorgenkind" gewesen sei. Das stimmt nicht. Es ist für uns alle schwer. Immer noch gehe ich nicht auf den Friedhof. Es kommt mir nicht richtig vor, richtig surreal, und ich bin froh, dass Nicole sich um die Bepflanzung dort kümmert, obwohl auch ihr der Gang nicht leichtfällt. Mama ist nicht mehr dort, das wissen wir alle.
Sie lebt jetzt bei Jesus. Und ich bin sicher, wir sehen sie wieder. Doch bis dahin fehlt mir erst mal die Freude am Leben. Sie kommt auch nach nun anderthalb Jahren nicht wieder, was mich bedenklich stimmt und doch nicht wundert. Der Verlust von Mama verändert mich, macht mich ernster und nachdenklicher, vielleicht auch trauriger im Allgemeinen. Und manchmal fast depressiv, wogegen ich mich aber wehre, auch wenn es Tage gibt, an denen mir alles sinnlos erscheint. Ich möchte sie gern wieder umarmen, ihren heimeligen Duft einatmen und von ihr hören, dass alles gut ist. Kind sein. Das konnte ich bei Mama. Nirgends sonst. Um so vieles muss man sich kümmern, regelmäßig kochen, viel mehr putzen, der Job im Rolloshop, der wohl bald nicht mehr in der Form ausgeführt werden wird wie in den letzten Jahren, da sich vieles in der Firma verändert. Ich hoffe, dass er mir auf die eine oder andere Weise trotzdem erhalten bleibt, denn er bietet ein bisschen Ablenkung und beschäftigt mich.
Gern würde ich schreiben, dass ich mit schönen Gefühlen und in Liebe an Mama denke. Dass ich das Leben trotz des Verlustes noch genießen kann. Zumindest Ersteres trifft zu. Ich bin dankbar dafür, dass sie mich so lange begleitet hat. Ich wollte keine andere Mama haben. Es gibt keine Situation, von der ich sagen müsste, dass ich als Kind darunter gelitten oder sie sich falsch verhalten hätte. Und das ist etwas ganz Seltenes innerhalb von Familien. Im Gegenteil, sie hat uns immer unterstützt, wenn wir nach Hilfe fragten, uns aber auch zur Eigenständigkeit erzogen. Und später waren wir mehr Freundinnen als Mutter und Töchter.
Ich bereue ein wenig, dass ich sie generell selten in die Arme genommen habe. Oder dass ich sie nicht mehr gesehen habe am letzten Tag im Krankenhaus. Vielleicht hätte ich doch wenigstens noch einmal Adieu sagen sollen, später. Doch ich konnte nicht. Ich möchte sie lebendig in Erinnerung behalten, mit ihrem herzlichen Lachen und ihrer Warmherzigkeit. Das versteht sie bestimmt. Aber es macht mich traurig, wie alles gelaufen ist. Auch wenn sie jetzt im Himmel ist und sich freut an Dingen, die sie hier nie zur Vollkommenheit erlebt hat; davon bin ich überzeugt. Möchte es sein, denn einen anderen Weg, sie wiederzusehen, gibt es nicht. Ich weiß, dass viele mich auslachen für diese Überzeugung. Genauso sicher weiß ich aber, dass sie wahr ist. Das gibt mir Hoffnung und Trost. Auch für Nicole und Papa.
Freitag, 7. März 2025
Anderthalb Jahre nach Mama...
"Wie geht es euch eigentlich so ohne Elvira?" Das werden wir merkwürdigerweise nicht oft gefragt. Vielleicht weil man ahnt, dass es immer noch weh tut. Dass es vermutlich nie aufhören wird und wir sie vermissen. Jeden Tag.
![]() |
Happy Times im Sommer 2021 |
Es wird besser nach einem Jahr, hat man uns gesagt. Ich weiß nicht, ob das die Regel ist oder davon abhängt, wie eng und herzlich das Familienleben war. Unseres war gerade in den letzten Jahren durch die gemeinsamen Wanderungen und Corona sehr aufeinander abgestimmt. Das hatten wir schon während unserer "Bastel-Wirth"- Zeit perfektioniert, wenn dort auch eher auf beruflicher Basis. Doch auch in persönlichen Angelegenheiten konnten wir uns aufeinander verlassen und haben uns ergänzt. Dass es für Freunde und Bekannte schwer ist, darüber zu reden, ist darum verständlich. Es fehlt der kommunikative Teil, der Mittelpunkt, der Mama nun einmal war. Sie hat viel bewirkt durch ihre offene Art und dafür gesorgt, dass häufig Gäste im Haus waren, wenn auch in jüngster Zeit nicht mehr so sehr. Aber wie leer das Haus nun ohne sie geworden ist, schmerzt schon. Allerdings möchte ich nicht jammern, denn auch wir drei pflegen nun für unsere Verhältnisse intensiv Kontakte und gehen mehr raus, wenngleich wir dazu oft über unsere Schatten springen müssen (ach ja, der alte innere Schweinehund...).
![]() |
Unterwegs im Herbst 2024 |
Aber es ist schön, Freunde zu haben. Menschen, die sich nach uns erkundigen und zum Kaffee kommen oder einfach mal anrufen. Papa hat über Facebook durch mein Buch "Shalom Mamele" eine nette Frau kennengelernt (nur freundschaftlich, versteht sich), und es tut ihm gut, mit ihr zu telefonieren - beinahe täglich. Da hat er Nicole und mich ziemlich überrascht. Aber es ist auch wichtig, sich mit jemandem im gleichen Alter auszutauschen. Nachdem es ihm körperlich in den letzten Monaten nicht gut ging, hat er nun mit einem Physioprogramm begonnen, das er diszipliniert durchzieht. Mittlerweile absolviert er sogar ein Workout an digital abgestimmten Geräten. Zweimal in der Woche geht er hin, was uns sehr stolz macht. Er merkt auch die Fortschritte und sagt, dass es ihm gut tut. Auf Anraten seiner Therapeutin zog sogar ein Hometrainer bei uns ein, auf den auch Nicole und ich uns gelegentlich schwingen. Durch das tägliche Kochen sind ein paar Pfunde zu viel auf den weiblichen Hüften, die wieder runter müssen. Papa dagegen sollte wieder etwas zunehmen. Aber ich glaube, da ist er auf einem guten Weg. Manchmal kommt er mir am stärksten von uns dreien vor, obwohl ich glaube, dass es - wie bei uns Töchtern - von Tag zu Tag wechselt. Heute war er beim Friseur. Auch das sind Kleinigkeiten, aber Schritte, für die wir dankbar sind.
Nicole ist ebenfalls sehr tapfer. Sie sagt, Mama will nicht, dass wir in Trauer versinken und das Leben für uns nun keine Perspektive mehr bietet. Leider kommt es mir oft so vor. An die neue Situation wird sich wohl niemand von uns gewöhnen, aber man muss versuchen, damit zu leben und auch wieder Freude zuzulassen. Wenn es auch kleine Dinge sind.
Eines davon ist Roman, Mamas Römertopf. Ich würde am liebsten jeden Tag damit kochen, doch es ist recht zeitaufwendig, da er lange im Ofen stehen muss. Ich habe mich bereits an Kirschenplotzer rangewagt, von dem ich nicht wusste, dass es ihn auch als Auflauf gibt. Er hat allen geschmeckt, auch unserem Besuch.
Schwierig für uns alle ist immer noch die Frage, warum und wie Mama gehen musste. Ich sagte gestern zu Nicole, dass es ihr so ungemäß war, sich nicht von uns zu verabschieden, kein Wort (oder nur wenige) mehr in den Wochen auf der hiesigen Intensivstation mit uns zu wechseln. Das ist mir immer noch rätselhaft. Ich merke dann, dass ich es nicht verarbeiten kann, den Schmerz und das Gefühl des Versagens, weil wir Mama ins Krankenhaus gebracht haben. Hätte Gott - wenn er sie nicht heilt - dann nicht wenigstens dafür sorgen können, dass sie dort nicht so würdelos behandelt wurde? Aus menschlicher Sicht wird es lange brauchen, bis ich damit klarkomme. Und ich hoffe, dass dieser Zeitpunkt nicht allzu fern ist. Oft tröste ich mich damit, dass sie das alles nicht mehr interessiert und sie jetzt ein Leben hat, von dem sie hier auf der Erde nur träumen konnte, obwohl sie so gern hier war. Doch das ändert leider nicht die Tatsache, dass ich mich mit unnötigen Fragen quäle. Nicht mehr so häufig wie zu Beginn, aber doch immer wieder. Und dann immer wieder in Tränen ausbreche. Wofür ich mich schäme. Denn ich weiß, Mama ist dann traurig. Zumindest würde sie es gern anders sehen. Ich glaube auch, dass sie sich über jedes echte Lachen von uns freut. Oder über Papas Tatkraft. Die Wohnung, die Nicole so schön gestaltet und putzt.
![]() |
Mamas Segenswunsch für 2005 |
Eigentlich darf ich das gar nicht denken geschweige denn schreiben, aber ich sehne mich danach, in einer Welt zu sein, in der es Liebe und Frieden im Überfluss gibt. Da, wo Mama jetzt ist. Es ist merkwürdig, dass andere auf solche Eröffnungen oft ärgerlich bis geschockt reagieren. Ich finde, es ist ok, sich mit dem Ewigen Leben zu befassen. Wenn man es selten bis nie tut, wird man so kalt überrascht wie wir vor anderthalb Jahren. Aber wer sich vorbereitet auf ein sorgenfreies und glückliches Dasein mit Gott in der Ewigkeit - ohne es herbeizuführen, natürlich - der hat doch einen Halt, wenn alles um einen herum aus den Fugen ist.
Freitag, 28. Februar 2025
Ein neues Leben ~ Gedicht für Mama
Mittwoch, 26. Februar 2025
Mein Bär
Dieses Gedicht ist für Hans, meinen Teddybär. Ich bekam ihn als Vierzehnjährige von meiner Oma Lisbeth geschenkt, nachdem ich ihr sagte, dass ich keinen klassischen Bär mit Gelenken und Brummstimme habe. Vorab durfte ich ihn in einem Clemens-Katalog aussuchen und wusste sofort: Der mit der Maske soll es sein. Seitdem begleitet mich Hans.
Er war mit im Schüleraustausch in Paris, und er hat mich getröstet, wenn ich Kummer hatte. Gespielt habe ich naturgemäß nicht viel mit ihm. Aber ich würde ihn nicht hergeben, auch wenn ich mich von anderen Kuscheltieren längst getrennt und nur noch eine Handvoll habe, die entweder im Regal sitzen oder im Schrankfach schlafen. Nicht zuletzt ist er eine liebe Erinnerung an Oma Lisbeth, die mit ihrer fröhlichen und selbstironischen Art die Heldin meiner Kindheit war.
Montag, 17. Februar 2025
Eden ~ ein Gedicht (wie immer ohne KI - ausgenommen der Bildhintergrund)