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Dienstag, 29. März 2016

Eine Hommage an die Unsterblichkeit von Sherlock Holmes: "Die Braut des Grauens"

Nach der Enttäuschung über die letzte, dritte Staffel der Serie "Sherlock" hielt sich die Vorfreude auf das Special, das in Großbritannien bereits an Neujahr ausgestrahlt wurde, in Grenzen. Normalerweise hätte ich als Goth-/Mystery- und Benedict Cumberbatch-Fan alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Original zu sehen. Aber nicht einmal die Aussicht auf den gestrigen deutschen Sendetermin hat mein Herz hüpfen lassen. Zu Recht, wie sich herausgestellt hat.

"Die Braut des Grauens" war bestenfalls durchschnittliche Fernsehunterhaltung mit einem Touch Nostalgie, aber vor allem war sie eine Verbeugung an die Figur Sherlock Holmes, und das ist ja nicht soooo schlecht...





Zur verworrenen Handlung kann ich wenig sagen. Sie stand der Zerstückelung und den rasanten Schnitten der dritten Staffel in nichts nach. Innovative Kameraführung, raffinierte Computertricks und eine wirklich tolle opulente Ausstattung haben das zwar nicht wettgemacht, trugen aber doch nicht unwesentlich zu meiner Belustigung bei. Das Highlight war für mich die Szene im Diogenes Club, in der sich Holmes und der Diener Wilder aufgrund absolutem Ruhegebots in der Gebärdensprache unterhalten. Watson wird miteinbezogen und macht dabei einige witzige Fehler. Ich mochte die Szene vor allem, weil ich die Gebärdensprache selbst faszinierend finde. Es sah sehr elegant aus, wie Sherlock sie eingesetzt hat mit seinen schönen langen Händen...

Ein weiteres Highlight (*Ironie an*): Mycroft in a Fatsuit!!! Mann, das war wirklich der Hammer! WTF?! Wieso das denn? Nur weil er gerne Kuchen isst? Das musste genauso wenig sein wie Molly Hooper als Mann verkleidet. Dass Sherlock darauf hereinfällt, zeugt nicht gerade von großer Kombinationsgabe. Und da wirft er Watson noch mangelnde Vorstellungskraft an den Kopf!

Aber vielleicht ging es in "Die Braut des Grauens" nicht nur um Holmes' Unsterblichkeit, sondern auch um die Rolle der Frau. Ich wüsste zwar nicht, was das mit Sherlock zu tun hat, aber sei's drum. Irgendwie wusste ich eh die ganze Zeit nicht, worum es ging in den konfusen anderthalb Stunden, die sich - ehrlich - zäh wie Kaugummi gezogen haben.

Eindeutig war für mich nur, dass der Kindskopf Moriarty und Sherlock Holmes derselbe sind bzw. Moriarty seine "schlechte" Seite (oder der böse Zwilling) - und das seit über hundertzwanzig Jahren, wenn man Gatiss und Moffat glauben darf. Schließlich spinnt Sherlock sich im Jet das alles zusammen... oder doch nicht? Ist nicht eher der "alte" Sherlock im Drogenrausch ein Visionär, der die Zukunft voraussagt?

Eigentlich mag ich Mystery und Rätselhaftes, aber ich fühle mich verkohlt, wenn die vielen Fäden einfach abgeschnitten werden, ohne eine Lösung anzubieten oder wenigstens etwas konsequent zu Ende zu erzählen. Davon haben die Verantwortlichen der Serie zu oft schon Gebrauch gemacht für meinen Geschmack. Das hochgelobte Special entpuppt sich für mich als weitere Enttäuschung. Es war mehr eine Parodie aus wahllos aneinander gereihten Zutaten aus dem Potpourri von Conan Doyle und Gatiss/Moffat als eine Story zum Mitfiebern und Miträtseln.

Vielleicht bin ich einfach nicht clever genug, um den Gedankengängen der (Neu-)Erfinder des Meisterdetektivs zu folgen, aber ich kann mir nicht denken, dass jeder Sherlock-Fan, der über die Folge in Jubel ausbricht, alles verstanden hat und mir eine kurze und knackige Inhaltsangabe zum Wesentlichen geben könnte. Und das macht für mich eine gute Geschichte aus. No shit, Sherlock.


Bewertung:  ganz knappe






Freitag, 11. März 2016

Ein (teutonisch schwerfälliges) Versprechen (2013) - Review

Nach meinem Empfinden schlechte Filme rezensiere ich eigentlich ungern - vor allem, wenn mehrere Schauspieler darin mitwirken, die ich generell gerne sehe, wie in "Ein Versprechen" Rebecca Hall und Alan Rickman als Ehepaar. Das hätte trotz des großen Altersunterschiedes reizvoll sein können. War es aber nicht. Die beiden hatten kaum miteinander zu tun; dafür schiebt sich ein vampiristisch blutleerer Typ zwischen sie, dem Lachen oder eine Mimik überhaupt zu zeigen offenbar wehtut und der so arrogant und plump agiert, dass ich ihn an der Stelle der Fabrikantengattin sofort hochkant rausgeworfen hätte aus meinem Leben.

Wirklich, einer banalen und behäbigen Dreiecksgeschichte wie dieser aus der Feder des deutschen Schriftstellers Stefan Zweig hätte es gutgetan, der jungen Frau Charlotte Hoffmeister wenigstens einen charismatischen Liebhaber zur Seite zu stellen und kein Bübchen, das höchstens Teenagerherzen höher schlagen lässt, denen der blasse Richard Madden aus "Game of Thrones" ein Begriff ist (und der dort vielleicht besser spielt - das kann ich nicht beurteilen). Aber jetzt mal der Reihe nach:




Inhalt: Deutschland, 1912. Ein junger blutleerer Typ namens Edward Friedrich bewirbt sich in der Gießerei des wohlhabenden Carl Hoffmeister und steigt schon bald zu dessen Privatsekretär auf. Was niemand weiß: der Chef ist todkrank und möchte seine "Schwäche" vor den Angestellten und seiner Familie geheimhalten. Nur Friedrich weiß "zufällig" durch einen Herzanfall in der Fabrik davon. Er verliebt sich außerdem in die lebensfrohe Gattin des Großindustriellen und macht sich im Kreis der Familie Hoffmeister bald lieb Kind unentbehrlich.

Carl bleiben die Avancen und begehrlichen Blicke, die zwischen Friedrich und Charlotte fallen, nicht verborgen. Er schickt Friedrich für zwei Jahre nach Mexiko, damit er dort die Fortschritte des neuen Werks überwacht. Der Krieg in Europa verzögert das Wiedersehen. Doch eigentlich stellt der altruistische und selbstlose Carl die Liebe der beiden auf die Probe, denn er gesteht Charlotte auf dem Sterbebett, dass es von Anfang an sein Plan gewesen war, die zwei vor dem Hintergrund seiner tödlichen Krankheit zusammenzubringen (Ach nee jetzt!).





Meine Meinung: Abgesehen davon, dass mir der Jüngling so überhaupt nicht gefiel, gibt es zum Film selbst wenig zu sagen. Die Ausstattung war schön und üppig, wie man das von Hollywood-Kostümfilmen gewöhnt ist, und dennoch ist der Nachgeschmack fade wie der ganze Film. Nichts Überraschendes geschieht, nichts Emotionales oder Berührendes (einzige Ausnahme: Charlotte schreckt von einem Alptraum hoch und wird von Carl liebevoll zurück in den Schlaf gewiegt), und wie sollte es auch, wenn das Drehbuch von deutscher Biedermeierei nur so strotzt und einer der Hauptdarsteller sich einzig darauf konzentrieren muss, sich gut in Szene zu setzen. Von ihm hätte ich gern weniger gesehen und stattdessen mehr von Alan Rickman. Es war nicht seine Glanzrolle, und in der Tat konnten weder er noch Rebecca Hall den Film retten, aber er ist ein toller Schauspieler, der Besseres verdient gehabt hätte als neben einem hölzernen Brad Pitt der Neuzeit zum Statisten zu verkommen.

Fazit: Langweilige Literaturverfilmung. Wechselt zwischen deprimierend, melodramatisch, schwerfällig und ist absolut kein Spaß. Hätte ich vorher gewusst, dass es sich um die Verfilmung eines Werkes von Stefan Zweig handelt, dessen Bücher in der Schule Pflichtlektüre sind (warum auch immer), ich hätte die Finger davon gelassen - trotz Rickman / Hall, die eine gute Chemie gehabt hätten, wäre man mehr darauf eingegangen. Allerdings wurde bei der öden Vorlage wahrscheinlich nicht mal Potential verschenkt...



Bewertung: 


Montag, 7. März 2016

The Awakening ~ Geister der Vergangenheit (2011) - Spoilerfrei -

Diesen Film mit Rebecca Hall und Dominic West in den Hauptrollen hatte ich vor kurzem schon einmal gesehen - und irgendwie nicht verstanden, weil ich den Kopf nicht freihatte oder schon zu müde war, um aufmerksam zu sein. Daher gab ich ihm gestern eine zweite Chance, die sich gelohnt hat.



Inhalt: England, kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Die junge Florence Cathcart ist "Geisterjägerin", die nicht an Geister glaubt. Neben Bücher schreiben, in denen sie die Existenz von Geistern mit wissenschaftlichen Argumenten abstreitet, besucht sie Häuser, in denen es vermeintlich spukt, um Betrügereien aufzudecken. Auch die damals schwer in Mode gekommenen Séancen lehnt sie rigoros ab und entlarvt jede Schwindelei - sehr zum Verdruss der Veranstalter und Besucher, die sich gerne an Illusionen klammern. Eines Tages steht der Lehrer Robert Malory vor ihrer Tür - nicht um sich ein Buch signieren zu lassen, wie Miss Cathcart annimmt, sondern um sie zu bitten, geisterhafte Phänomene an seiner Internatsschule aufzuklären. Ein entstellter Junge erschreckt dort angeblich die Mitschüler, und es gab sogar einen Jungen, der den Geist gesehen haben soll, nun aber unter ungeklärten Umständen ums Leben kam.

Florence lässt sich überreden und fährt mit ihm zu dem abgelegenen Gebäude, das früher in Privatbesitz war. Gleich bei ihrer Ankunft versichert ihr die Hauswirtschafterin Maud (Imelda Staunton), sie nach besten Kräften bei ihrer Aufgabe zu unterstützen, da sie ein großer Bewunderer ihrer Bücher sei.

Zunächst scheint es, als hätte Florence Erfolg. Der Mord entpuppt sich als tragischer Streich an einem Außenseiter. Doch die Phänomene suchen Florence weiter heim, als sie kurz nach der Aufklärung ihre Abreise ankündigt. Bald zweifelt sie an ihrem wissenschaftlich kühlen Verstand - und das nicht ohne Grund. Kann sie dem Bann des Hauses noch entkommen?








Meinung: "The Awakening" bietet alles, was m. M. ein wirklich gruseliger Gänsehautfilm haben muss: historisches, nebliges Setting, ein unheimliches Haus abseits der Zivilisation, eine unerwartete Handlung, tolle Schauspieler und Menschen, die traumatisiert sind und / oder schreckliche Geheimnisse verbergen. Nicht zu vergessen ein wirklich grandioser, unaufgeregter und wehmütiger Soundtrack, der viel zur düsteren Atmosphäre des Films beiträgt. Sehr amüsant fand ich auch die klassischen Referenzen an weitere Filme des Genres, wie das Herabrollen eines Balles von der Treppe und bedeutungsvolles altes Spielzeug - in diesem Fall ein mechanischer Plüschhase, der ein Kinderlied singt, und ein Puppenhaus, das wie aus dem Nichts heraus Szenen aus Florence' Vergangenheit zeigt.

Die Schauspieler haben mich durch die Bank überzeugt, und Rebecca Hall ist eine meine Lieblingsdarstellerinnen, seit ich sie in "Parade's End" an der Seite von Benedict Cumberbatch gesehen habe. Doch besonders hervorheben möchte ich den kleinen Thomas (Isaac Hempstead-Wright), der während der Ferien als einziger Junge im Schulgebäude bleiben muss - das glaubt zumindest Florence Cathcart.

Kinder in Filmen sind für mich meist ein Garant für Overacting und ziemlich nervig, aber Thomas bleibt eher im Hintergrund und hat außer zu Florence nur mit Maud Kontakt. Was das bedeutet, wird der jungen Geisterjägerin erst ganz zum raffiniert aufgebauten Schluss klar.

Fazit und Bewertung: Sehenswert für Fans von subtilem Grusel und spannenden, psychologischen und dennoch fantastischen Geschichten mit einem Hauch Nostalgie und geschichtlichem Hintergrund. Genau das Richtige für mich, daher volle Punktzahl: