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Donnerstag, 11. April 2024

"Joey - wie ein blindes Pferd uns Wunder sehen ließ" ~ Jennifer Marshall Bleakley

Aufmerksam geworden bin ich auf "Joey" nach der Lektüre von "Solomon" und dem wunderschönen Appaloosa vor dem verkaufswirksam roten Gatter auf dem Cover. Ich nehme an, dass "Joey" auch das Buch war, das Jodi Stuber zu ihrer eigenen Pferde-Biografie über Solomon inspiriert hat, für die sie sich Mrs. Marshall Bleakley als Co-Autorin ins Boot geholt hat. 



Die Geschichte von Joey fand ich anfangs fast noch berührender als Solomons, bis mich der Schreibstil und die Atmosphäre auf "HopeReins" - der Therapieranch, auf der Joey stand - zu sehr an das Leben und Schicksal von Solomon erinnert hat. Beide waren auf ihre Art besondere Pferde, und doch fand ich die Parallelen ein bisschen too much, was vielleicht auch an der ähnlichen Schreibe lag. 

Was mich sehr bewegt hat, war die Freundschaft von Joey zu dem launenhaften Speckles, dessen einzige Aufgabe es war, Joey die Augen zu ersetzen. Als Speckles recht jung stirbt, trauert Joey. Es ist schwierig, einen passenden Gefährten für ihn zu finden, und trotz aller Bemühungen und einem tierischen "Blindenführer" wird er nicht mehr der alte. Es gelingt ihm aber, anderen mit seiner sanftmütigen Art zu helfen. So fängt die traumatisierte kleine Aly zu sprechen an, als sie ihm beim Reiten aufgrund seiner Blindheit Anweisungen geben muss, die er gelernt hat. Zu ihr knüpft Joey ein starkes Band, das alle auf der Ranch und ihre Adoptivmutter überrascht und erfreut. 


SorcerySoapHP / Pixabay

 

Der "echte" Joey sah eher so aus wie auf dem obigen Foto, war also keine solche Schönheit wie das Pferd auf dem Cover, dafür ein Charakterpferd, das früher im Springreiten preisgekrönte Erfolge einfuhr. Aber gerade die Fotos im Schlussteil haben mich besonders angesprochen und zeigen, wie beliebt Joey war, der leider an einem unheilbaren Tumor stirbt. Sein Ende markiert auch das Ende des Buches, was sehr traurig war. Doch genau wie bei Solomon wird sein Andenken in Ehren gehalten. Besucher der Ranch zeichnen sein Porträt, und an seiner Gedenkfeier fliegen hunderte Luftballons in den Himmel. Jennifer Marshall Bleakley hat er so beeindruckt, dass sie sich entschloss, seine Geschichte und die seiner Besitzerin Kim aufzuschreiben, obwohl sie sich anfangs nie zugetraut hätte, das zu tun, zumal sie keine Erfahrung mit Pferden hatte. 

Schön war die Liebe, die während der Lektüre zu spüren war, und die Gewissheit der Protagonisten, dass Gott alle Dinge zum Guten lenkt. Und die Feststellung, dass bestimmt auch Tiere in den Himmel kommen. 

Hätte ich nicht unmittelbar vor "Joey" Solomons Geschichte gelesen, würde ich dem Buch ohne Zögern die Höchstwertung von fünf Sternen geben. So muss ich leider einen abziehen, da ich zu dem Fazit gelangt bin, dass man entweder "Solomon" oder "Joey" liest, wenn man nicht den Eindruck erhalten will, dass man eigentlich dasselbe Buch mit kleinen Abänderungen in den Händen hält. Dafür kann der gute Joey nichts, daher würde ich es allen Pferdefreunden und Menschen empfehlen, die sich auf Wunder einlassen können. Für mich persönlich reicht es "nur" zu vier Sternen.


💫💫💫💫



 




Mittwoch, 27. März 2024

"Shalom Mamele" im "Bücherland"!

Gerade bin ich emotional ein wenig überwältigt. Mein Buch "Shalom Mamele" hat in der lokalen Buchhandlung am Kirchplatz ein eigenes Schaufenster bekommen. Und das kurz vor Ostern, das mit Pfingsten Mamas Lieblingsfest ist. Ich habe es heute Nachmittag fotografiert und war so glücklich über die schöne Gestaltung und Dekoration. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ein Buch von mir im Selbstverlag so toll in einer Buchhandlung präsentiert wird. 💕💕💕


Im Bücherland

 

Ich hatte es zuerst bei der christlichen Bücherstube vorgestellt, weil das Thema gut in deren Sortiment passt - vieles dreht sich ja um unseren Glauben und unser Vertrauen in Gott. Ich hatte da auch sehr positive Resonanz, besonders von einer Verkäuferin, mit der ich später per Du war, weil sie meinte, sie kennt mich nun so gut, dass es sich falsch anfühlt, "Sie" zu mir zu sagen. Auch hat sie mir eine ganz liebe und tolle Rezension auf Amazon geschrieben - nur leider konnten sie mein Buch aus technischen Gründen nicht auslegen. Ich muss Cornelia trotzdem mal wieder einen Besuch abstatten, denn sie ist echt eine Nette und meinte, wir könnten mal zusammen einen Kaffee oder Tee trinken; das Angebot will ich unbedingt annehmen. 

Da ich weiß, dass das "Bücherland" gern Autoren und Künstler aus der Region unterstützt, bin ich dorthin gegangen mit meinem Anliegen, und siehe da, man bot mir sogar ein Schaufenster an, wenn ich ein Plakat drucken lassen würde! Schließlich hat das Buch einen lokalen Bezug und auch Mama ist keine Unbekannte am Ort durch das Ladengeschäft, das wir jahrzehntelang nur wenige Meter vom Bücherland entfernt betrieben. Ich habe mich sooo gefreut, weil "Das Bildnis des Grafen" bei seinem Erscheinen eher widerwillig ausgelegt wurde und man es auch bald in die untersten Regale verbannte, wo ich es nach ein paar Wochen entdeckt und wieder mitgenommen habe. 

Natürlich finde ich es dennoch ein bisschen schade, dass ausgerechnet dieses Buch von mir ein größeres Forum bekommt. Nicht falsch verstehen. Ich bin sehr dankbar und ich weiß, dass Mama im Himmel vor Freude in die Hände klatscht - aber ich wünschte, sie könnte es noch hier tun und ich hätte das Buch anders geschrieben; nicht mit ihr in der schmerzlichen Vergangenheitsform. Ich musste vor Rührung über das liebevoll gestaltete Schaufenster, aber auch vor Wehmut und Schmerz über den erlittenen Verlust, von dem sich meine Familie noch nicht erholt hat, nach dem Verlassen der Buchhandlung bitterlich weinen. 


An unserer Werkstattwand


Ich bin so froh, dass ich mich überwunden habe, zu fragen. Mir wurde sogar der Vorschlag unterbreitet, eine Lesung zu geben, um das Buch einem interessierten Publikum vorzustellen, doch das habe ich dankend abgelehnt. Lesungen sind etwas, vor dem ich mich im Autorenleben bisher gedrückt habe, obwohl ich früher in der Grundschule im Vorlesen eine der Besten war und auch bevorzugt aufgerufen wurde. Im Teenageralter ging das beispielhafte Artikulieren verloren, und ich habe die Souveränität, vor mir unbekannten Zuhörern zu lesen, bis heute nicht wiedererlangt. Zudem wäre dieses Buch zu emotional für eine Lesung. Vielleicht müsste ich losheulen, und das wäre ein bisschen peinlich für alle Beteiligten. Ich höre von einigen Leuten und auch von Freunden von Mama, dass sie an manchen Stellen weinen mussten oder sich scheuen, einen Blick reinzuwerfen, aus Angst, es könne sie gefühlsmäßig überwältigen. Dafür habe ich auch vollstes Verständnis, und ich möchte niemanden zwingen, das Buch zu lesen. Allerdings habe ich es in Mamas großem Freundeskreis verschenkt und würde mich doch sehr über die eine oder andere Rezension auf Amazon freuen von denen, die dort angemeldet sind. Oder wenigstens eine Sternebewertung, das ist in einer Sekunde erledigt

"Shalom Mamele" ist als Taschenbuch und Hardcover im Bücherland in Sinsheim erhältlich. Wer den Weg über den Burgplatz nicht scheut, kann sein Exemplar auch gern von mir signieren lassen. Ich freue mich über jeden Leser und jedes Feedback!

 

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Montag, 25. März 2024

"Solomon - Ein vereinsamtes Pferd findet ein neues Zuhause und berührt Herzen" ~ Jodi Stuber, Jennifer Marshall Bleakley

Mit über 300 Seiten ist das erste "lange" Buch, das ich seit Herbst letzten Jahres gelesen habe, zugleich auch eines mit einer Thematik, die mich sehr berührt, da die Autorin Jodi Stuber - Gründerin der HopeWell-Farm in Michigan - einen ähnlichen Schmerz durchlebt hat. 

Ihre Trauer führt zu etwas Neuem und Wunderbarem, und dazu trägt ein kastanienbrauner, vereinsamter Quarter-Wallach nicht unerheblich bei. 

 


 

Inhalt: Solomon erreicht HopeWell mehr durch Zufall. Ein mit Jodi und ihrem Mann Ty befreundetes Paar gibt ihn als Spende, da er sich einsam fühlt, seit seine Herdenkameraden kurz hintereinander gestorben sind. 

Nach einer gewissen Trainingszeit zum Therapiepferd wird er zu einem unentbehrlichen Teammitglied auf HopeWell, einer Farm, auf der Menschen mit besonderen Bedürfnissen den Umgang mit Tieren lernen und dadurch psychische Heilung erfahren. Ohne es zunächst zu merken, profitiert vor allem Jodi von Solomons außergewöhnlicher Fähigkeit, Menschen das Gefühl zu geben, wichtig und geliebt zu sein. Sie vertraut ihm alles an, was sie bedrückt, und findet in ihm einen geduldigen, erstaunlich empathischen Zuhörer. Oft erkennt Jodie während der Gespräche mit Solomon Gott, der ihr zeigt, dass er sie trotz ihrer Trauer und ihrer Unsicherheit in zwischenmenschlichen Bereichen nicht vergessen hat. 

Solomon selbst hat es anfangs nicht leicht, in der neuen Herde akzeptiert zu werden, doch auf seine sanftmütige Art etabliert er sich schließlich zum Anführer der sechs Pferde und Bubba Jack, dem frechen weißen Esel. 

 

kaeferwerbung / Pixabay

Meinung: Mit viel Gefühl und Liebe zu Mensch und Tier schildern Jodi Stuber und ihre Co-Autorin Jennifer Marshall Bleakley das Leben auf der HopeWell-Farm mit Solomon als Mittelpunkt, der nicht nur eine Bereicherung für die Farm und das Seelenpferd seiner neuen Besitzerin wird, sondern auch ein Held, indem er den Herdenverband vor einer Gefahr schützt und dabei (Achtung Spoiler!) sein Leben gibt.

Seinen Namen trägt später ein Veteranen-Projekt, das Jodi realisiert, als sie die Bekanntschaft mit dem kriegstraumatisierten Vater eines Jungen macht, der HopeWell besucht. 

Gefallen hat mir besonders, dass Jodi trotz ihrer Verluste nicht aufgibt und Gott vertraut. Ihre Therapie-Farm stellt sie immer vor Herausforderungen, finanziell und privat, doch sie lässt sich nicht entmutigen und findet durch alle Widrigkeiten zu sich selbst und zu einem erfüllenden Leben mit ihrer Familie. Ein wichtiger Wegbereiter dazu war Solomon, der mir richtig ans Herz gewachsen ist. Im Mittelteil gibt es Fotos der Familie, den Pferden mit ihren "Patienten" und der Farm. Auch das war eine nette Idee.

Man lernt viel über das Verhalten von Pferden und Tieren im Allgemeinen in diesem Buch, und ist bisweilen erstaunt, wie sensibel und empathisch sie gerade auf seelisch verletzte Menschen reagieren.

 

Alexas_Fotos / Pixabay

 

Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass "Solomon", das ich in einem christlichen Buchladen entdeckt habe, auf mich gewartet hat, um mich in meiner Trauer zu trösten. Vielleicht ist es für viele zu "amerikanisch", vor allem wegen dem symbolträchtigen Veteranen-Teil, der für Europäer oft schwer nachzuvollziehen ist, aber ich fand es großartig und zum richtigen Zeitpunkt. 

Schade nur, dass Solomon nicht ein längeres Dasein auf HopeWell vergönnt war. Da habe ich sehr weinen müssen. Wirklich ein Pferd und ein Buch, die Herzen berühren!

 

Bewertung: 💫💫💫💫💫

 

 

Samstag, 2. März 2024

Trauer-Tröster

Seit September letzten Jahres ist mein Leben nicht mehr dasselbe. Ich habe es geliebt, mein Leben, obwohl vieles nicht so war, wie ich es mir gewünscht hätte. Öfter verreisen, mehr von der Welt sehen, das hätte ich gern gemacht. Nun nicht mehr.

Mein Mamele ist fort und kommt nicht wieder. Da scheint plötzlich alles sinnlos, und auch materielle Güter werden unwichtig. Seit einem halben Jahr habe ich einiges an Sachen aussortiert - nicht nur Mamas - um die es mir leid getan hat. Nicht selten musste ich dabei bittere Tränen vergießen. Aber es hat irgendwie auch befreit. Man häuft so viele Dinge an im Lauf des Lebens, die man letztendlich nicht braucht. Selbst auf vermeintliche Schätze kann ich gut verzichten. 

Außer auf meine Mama, die ich so sehr vermisse, dass es nach einem halben Jahr immer noch schmerzt und ich manchmal schreien möchte. Ob das je anders sein wird hier auf Erden?


Eine Postkarte für Mama, geschickt zur guten Besserung.

Ihre Dinge, Kleider und Unterlagen anzusehen, tut weh. Als würde man sich an die Hoffnung klammern, sie käme wieder. Nein, ich werfe nicht alles fort, das käme mir auch nicht richtig vor. Aber ich kann mich nicht damit beschäftigen. Es passiert, dass ich heulend vor ihren Habseligkeiten sitze, zu ergriffen, sie anzufassen oder sie zu begutachten. Einige Bücher habe ich zum Verkauf online gestellt - eigentlich eine ganze Menge, denn sie hatte vielseitige Interessen und viele Nachschlagewerke. Das war schon ein großer, beinahe unerhörter Schritt.

Ein Trost in dieser schweren Zeit ist die Routine; Lebewesen, Sachen und Handgriffe, die sich trotz der kopfstehenden Welt nicht geändert haben. Unsere Kater sind als erstes zu nennen. Hätten wir sie nicht, gäbe es kaum mal ein Lachen aus meiner Kehle. Denn sie verhalten sich wie immer. Mal sind sie Clowns, dann ein bisschen nervtötend (Toby am Morgen) und gemütlich (Mikkel den ganzen Tag über, wenn er sich nicht gerade auf die Zwischendecke verkriecht). Ein Highlight ist es, wenn sie beide abends bei uns im Wohnzimmer sitzen. Da kommt fast so etwas wie Glückseligkeit auf.

 

 

 Wir gehen jetzt häufiger weg als vorher. Zu Bekannten, Verwandten und Freunden. Oder sie kommen zu uns auf einen Kaffee. Auch das hilft sehr. Wenngleich wir mitunter merken, dass unsere Trauer für viele nicht leicht zu verkraften ist und sich einige doch zurückziehen. Auf der einen Seite kann ich es verstehen, andererseits wünsche ich mir mehr Verständnis - gerade von denen, die Mama so gut kannten.

 Und natürlich das Radio. Obwohl in den Nachrichten oft schlimme Ereignisse verkündet werden, sind die Moderatoren stets heiter und gutgelaunt auf unserem Oldiesender. Schon morgens zum Frühstückmachen wird es eingeschaltet, und auf der Arbeit läuft es bis zum Abend. 

Manchmal werden dort Lieder gespielt, die mir die Tränen in die Augen treiben und die eigentlich gar nichts Trauriges an sich haben. "Sugarbaby" von Peter Kraus zum Beispiel. Ich höre dann immer Mama, wie sie fröhlich mitsingt. Und kann sie doch nicht mehr hören. Das bricht mir dann schier das Herz. Trotzdem: das Radio und der Sender sind wie alte Bekannte, die versuchen, mich aufzumuntern mit ihrer konstanten Happiness. Darum wäre mir etwas genommen, hätte ich das Radio nicht. Natürlich können wir auch reden, und doch sorgt es auch dafür, dass die Stille nicht unerträglich wird. Mama war diejenige, die viel geredet und immer ein Thema gefunden hat von uns vier, so dass es schon mal vorkommt, dass langes (aber nicht unangenehmes) Schweigen herrscht.

Abends haben wir kleine Rituale eingerichtet, mit denen wir es uns schön machen. Nach dem gemeinsamen Vesper (neu) kochen wir uns eine Tasse Tee mit Honig und suchen in der Mediathek Filme und Serien, die uns interessieren. Auf diese Weise haben wir "München Mord" entdeckt (das Papa vorher gemeinsam mit Mama geguckt hat), und sogar den "Ur"-Alten Siegfried Lowitz aus den 1970er Jahren. Erstaunlicherweise wirkt er nur wenig angestaubt und ist ein spannendes Zeitdokument. Damals waren die Autos echt noch schöner als heute! 

Im Lauf des Films holen wir eine Flasche Wein, von der wir zu dritt ein oder zwei Gläschen leeren. Vorher oder dazu gibt es einen Sahnepudding, Orangen oder Schokolade. Nicht unbedingt gesund, und ich weiß, unter normalen Umständen würde Mama dafür schelmisch rügend mit dem Finger wackeln. Aber sie versteht es bestimmt, wenn wir uns damit ein wenig trösten. Nichts und niemand kann sie ersetzen. Dennoch ist der Abend für mich derzeit der beste Tröster. Denn da ist man ein bisschen abgelenkt durch Film und mein leckeres Toffifee, oder durch das PC-Spiel "Homescapes" mit dem Butler Austin, das Nicole und ich seit bereits fünf (!) Jahren mehr oder weniger regelmäßig spielen. Auch das tut ein bisschen weh, denn Mama hat sich ebenfalls mit Austin beschäftigt und ihn gut gekannt. Eine Zeitlang haben wir daher das Tablet nicht mehr eingeschaltet.


Als Austin noch "neu" war. September 2019.


Wir hatten eine so innige, schöne und kostbare Zeit zusammen, für die man nur dankbar sein kann. Sie war dennoch viel zu kurz, und niemand von uns hat damit gerechnet. Vielleicht macht es das nochmal schwerer. Alles kam so unerwartet. So geballt und mit plötzlicher Wucht. 

Ja, Mama ging es schon einige Zeit nicht allzu gut, und trotzdem haben wir anscheinend den Ernst der Lage unterschätzt; fühlten wir uns doch sicher und geborgen mit Gott, der uns schon durch einige Krisen getragen hat. Obwohl er es diesmal nicht tat, ist er der größte Tröster in dieser immer noch surrealen Situation. Hoffentlich gibt er uns Frieden und ein Stück Normalität, das uns ohne Mama einfach entsetzlich fehlt. Vielleicht heilen er und die Zeit doch Wunden. Langsam, aber vielleicht... vielleicht darf man hoffen. Der nahende Frühling und das sonnige Wetter sind jedenfalls keine Stimmungsaufheller, wie fälschlicherweise oft suggeriert wird.



Donnerstag, 29. Februar 2024

Signierte Hardcover-Ausgaben von "Shalom Mamele"

Mein persönlichstes Buch gibt es in drei verschiedenen Formaten auf Amazon. Das schönste ist meiner Ansicht nach das Hardcover. Es ist griffig und sieht irgendwie besonders wertvoll aus. Durch die farbigen Abbildungen (es gibt auch Schwarzweißfotos im Buch, doch der farbige Teil war mir wichtig) ist es mit € 25,95 nicht gerade ein Schnäppchen, aber dafür hat man eine wirklich außergewöhnliche Lektüre, die anrührt und auch zum Nachdenken anregt. Im Schlussteil findet man sogar ein Süßspeisenrezept aus Mamas umfangreicher Koch- und Backsammlung.

 


Unsere Geschichte bzw. Mamas ist keineswegs "banal", wie in zwei Rezensionen auf Amazon behauptet wird. Der Rezensent beider Texte ist mir bekannt, daher hat mich seine Kritik wenig getroffen, die er sofort auf gleich zwei Konten kundgetan hat - in Worten, die unter die Gürtellinie gehen. Vor allem, wenn man bedenkt, vor welchem Hintergrund ich dieses Buch verfasst habe. Aber sei's drum. 

Mittlerweile überwiegen die guten Bewertungen von "Shalom Mamele", denn meine Leser haben in der Regel kein Herz aus Stein. Außerdem kann ich in aller Bescheidenheit sagen, dass es auch vom Layout gut gelungen ist. Das Feedback, das ich erhalte, sagt mir ebenfalls, dass es richtig und auch wichtig war, meine doch sehr persönlichen Erinnerungen mit Mama zu veröffentlichen. Ich weiß, dass auch sie selbst sich darüber freut bzw. mich ermutigen würde, das Buch zu bewerben. Was spräche dagegen, es in einer Buchhandlung auszulegen? Eine Buchhändlerin jedenfalls sagte mir, es sei das schönste und liebevollste Buch, das sie seit langem gelesen hat. Nach dem Gespräch waren wir per Du, weil sie das Gefühl hatte, mich zu gut zu kennen, um mich zu siezen... vielleicht tut sich in der Richtung ja noch etwas; es würde mich sehr freuen, mal ein Buch von mir irgendwo ausliegen zu sehen.


 

Eine Freundin von Mama meinte, man sieht schon allein auf den ausgewählten Bildern, was für eine besondere Frau sie war. Ich füge immer im Stillen ein korrigierendes "Ist" hinzu, denn in der Vergangenheitsform von Mama zu reden, schmerzt sehr. Zumal sie ja immer noch da ist, wenn auch nicht sichtbar.

Das Hardcover könnt ihr auch über mich beziehen, auf Wunsch mit Signatur und Widmung. 

Und natürlich freue ich mich über Kommentare hier auf meinem Blog, Diskussionen, Reaktionen und weitere Rezensionen auf Amazon



Dienstag, 23. Januar 2024

Shalom Mamele. Königskinder sterben nicht. Sie gehen nach Hause.

Nie hätte ich gedacht, dass ich ein Buch wie dieses schreiben und veröffentlichen würde. Und nun, da ich's gewagt habe, bedauere ich, es nicht schon früher in Angriff genommen zu haben. Mama hätte so viel Freude gehabt, mir ihre Geschichte noch ausführlicher zu erzählen, und sie wäre so stolz auf ihre Tochter gewesen. Das ist sie sicherlich auch so, doch ich habe keinen sichtbaren Anteil mehr an ihrer Freude. Die Veröffentlichung hätte sie groß gefeiert. "Wir feiern viel zu selten", meinte sie oft.

 


 

Entstanden ist mein neues und persönlichstes Buch eher als eine Art Therapieprojekt. Auf Facebook bekam ich zum Teil sehr nette und verständnisvolle PNs bezüglich meiner Trauer. In vielen davon - wie auch in Kommentaren zu Beiträgen - riet man mir, unsere Geschichte als Familie aufzuschreiben. Ich war sehr skeptisch. Zum einen, weil ich dachte, es ginge nur um die unselige Krankenhausgeschichte, zum anderen, weil ich mir das nicht zutraute, ohne emotional zu zerbrechen. 

Doch erstaunlicherweise war das Gegenteil der Fall, nachdem ich mich an Mamas Rechner in ihrem schönen kleinen Arbeitszimmer setzte, in dem ich von ihren wunderschönen, farbenfrohen Bildern und Visionboards umgeben bin, um die ersten Zeilen über die Anfänge meiner Eltern zu tippen. Es ging richtig leicht und beschwingt, und häufig habe ich meine Trauer vergessen. Hin und wieder flossen Tränen, wenn mich eine Erinnerung besonders berührt hat. Aber das war ok. Es ist halt schade, dass ich diese Erinnerungen nicht mehr mit Mama teilen kann.

Wir haben so viel erlebt als Familie; viel mehr, als ich vermutet hatte. Und wir waren wirklich eine außergewöhnliche Kombination, wir vier. Unschlagbar. Das wurde mir beim Schreiben wieder bewusst. Wie viel Glück und Segen darauf lag und liegt, dass wir uns so gut verstehen und uns in Liebe begegnet sind. Unsere Krisen hatten wir selbstverständlich auch, doch wir haben sie immer gut gemeistert - bis auf die letzte. Auf die habe ich weitgehend verzichtet im Buch, denn es soll ein aufbauendes, Mut machendes Werk sein. Auch für Menschen, die durch diesselbe Phase im Leben laufen wie wir und die Welt nicht mehr verstehen. Es gibt da nichts zu verstehen. Erst im Himmel werden uns die Augen geöffnet, das ist sicher. Genauso sicher, wie Mama jetzt weiß, warum alles so sein musste. 



Die reich bebilderte Familienchronik ist auch eine Erinnerung und ein Geschenk für die vielen Gefährten, die im Lauf der Jahre ein Stück des Weges mit uns - und vor allem mit Mama als kommunikativstes Familienmitglied - gegangen sind. Viele sind darin erwähnt (ohne Nachnamen, und immer im Guten). Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich alle waren: verschiedene Nationen, Alter, Geschlecht und kulturelle Herkunft. Mama hat nie Unterschiede gemacht. Jeder, der in unser Haus kam, war in erster Linie Mensch mit einer eigenen Geschichte, die es wert ist, angehört zu werden. Das hat mir immer sehr imponiert, wie vieles mehr an Mama. 

Jeder Mensch ist einzigartig, aber eine Frau wie Mama wird es im Ansatz hier auf Erden nicht mehr geben. Ihre Herzlichkeit und verschmitzte Fröhlichkeit, ihr Optimismus und ihr helles, heraussprudelndes Lachen, all das hatte nur sie. Obwohl sie es nicht immer leicht hatte im Leben, hat sie so viel bewirkt. Ich finde es deshalb legitim, dass sie als "Nicht-Promi" eine Biografie in Buchform erhält, die vielleicht auch Menschen, die sie nicht persönlich kannten, Mut gibt. Das fände sie schön, denn eine Ermutigerin ist sie immer gewesen.

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Samstag, 6. Januar 2024

"Menschengeschichten" von Hans Joachim Gelberg / Beltz & Gelberg

  Nachdem mir die 1972er Anthopologie "Geh und spiel mit dem Riesen" schon so gut gefallen hatte, wurde ich auf die beiden Folgebände aufmerksam, für die im Buch hinten geworben wurde. Eines der beiden habe ich nun über Booklooker erstanden. Es heißt "Menschengeschichten" und ist - so scheint es - eigens für mich geschrieben worden. Darum ist es kein Zufall, dass ich auf dem Foto das Covergirl abklatsche. Allein ihre (spekulative) Geschichte im Vorwort des Herausgebers hat mich nachdenklich-nostalgisch gestimmt. Und ganz unter uns, ich bin doch eh so eine. So eine hoffnungslose Nostalgikerin.

 

Volltreffer!

Obwohl ich erst angefangen habe mit dem Lesen, weiß ich jetzt schon, dass diese meine Lieblingsanthologie sein wird von den dreien, die ich bisher gesehen habe. Herrlich schräg die Geschichten, originell, witzig und vor allem nostalgisch und manchmal traurig. Man macht sich Gedanken in diesem Buch, die sich jeder einmal macht, die aber irgendwie zu unwichtig sind, um ihnen weiter Beachtung zu schenken oder sie weiterzuverfolgen. Gedanken über Erfahrungen, Zeit und Raum, über die Welt von Kindern und Erwachsenen und wie sie leben, aber vor allem über Menschen allgemein. 

Sehr gefallen hat mir ein Fotovergleich in dem der Fotograf 1945 eine Gruppe Leute ablichtete und dreißig Jahre später per Annonce dieselben Leute dazu aufrief, sich am selben Ort wieder fotografieren zu lassen. Das war unheimlich interessant, denn es waren nur wenige, die dem Ruf nicht folgten oder nicht kommen konnten. Selbst die Namen der Personen und ihre Beziehungen untereinander (sofern vorhanden) wurden festgehalten.

Apropos: viele alte Fotografien beinhaltet dieses Kleinod, oft als eine Art Lebenslauf. Für mich ein gefundenes Fressen. Ich liebe es, mich mit alten Dingen zu befassen, mich zu fragen, welche Geschichte in diesem Gegenstand oder jener Person steckt. Heute kurios anmutende Traueranzeigen von 1899, Hochzeitsbekanntgebungen und die Bedeutung von Parkbänken, all das wird neben vielem anderen unter die Lupe genommen. Irgendwie ist "Menschengeschichten" auch eine Sammlung über die Vergänglichkeit und den Wandel der Zeit, der schon immer spürbar war. Die auf den ersten Blick sinnlosen, aber durchaus reizvollen Geschichten wie im Vorgänger gibt es natürlich auch, etwa die Geschichte vom Mann, der sich durch die Parkprinzessin in einen Storch verwandelte.

Und als kleines Goodie und wie als Bonusmaterial, das die Theamtik unterstreicht, findet man in meiner gebraucht gekauften Ausgabe noch jede Menge gepresster Blumen. Das finde ich sehr charmant, weil auch eine Art Zeitdokument (wer trocknet und presst heute noch Blumen, um sie anschließend in Fotoalben oder Tagebücher - vorausgesetzt, man fotografiert und schreibt noch analog -  zu kleben? Viel zu aufwendig!). 


Vorwort mit Blume

 

Mit über 330 Seiten ist "Menschengeschichten" noch etwas umfangreicher als "Geh und spiel mit dem Riesen." Das freut mich sehr, denn der erste Band war recht schnell gelesen, auch wenn mein Tempo derzeit einer Schnecke zur Ehre gereicht. 

Wie schön, dass es diese Bücher noch gibt und man sie relativ preisgünstig auf Onlineplattformen erwerben kann. Tatsächlich scheint eine ganze Reihe davon erschienen zu sein, die sich "Kinderjahrbuch" nennen dürfen.

Für mich sind diese Anthologien eine echte Entdeckung, die ich selbst Kindern von heute noch ans Herz lege. Vielleicht wirkt die Sprache etwas altmodisch und sperrig, und einiges ist nicht mehr zeitgemäß. Aber gerade das macht den besonderen Reiz aus, zeigt es doch, dass jedes von Menschenhand erschaffene Werk vergänglich und irgendwann auch vergessen ist. Ich konnte zum Beispiel nichts mit Wolfdietrich Schnurres Erinnerungen an seinen Kittel anfangen, der zwar schrecklich und kratzig war, aber eine Bauchtasche vorne hatte, die für seinen Träger das Allerheiligste war und auch vom Rest der Freunde und Familie als solches nicht angerührt wurde. So nahm Herr Schnurre seine Kindheitschätze mit ins Erwachsenenalter. Ich mag solche Geschichten. Klein, fast banal aber bei näherer Betrachtung doch bedeutend und anrührend.

 

 

Wer ebenfalls wie ich nostalgisch angehaucht ist und sich gern mit der Vergangenheit befasst, in der es ihn / sie noch nicht gab - oder einfach mal neugierig ist auf die ungewöhnliche Aufmachung und die Geschichten in diesem Buch, der kann auf verschiedenen Plattformen danach stöbern. Es gibt es auch als handliche Taschenbuchausgabe, aber ich finde, man muss es als großes Hardcover besitzen und genießen. Bei Amazon gibt es derzeit nur die Taschenbuchausgaben, daher empfehle ich, auf Plattformen wie Booklooker danach zu suchen. Es lohnt sich! Als Familienlesebuch ist "Menschengeschichten" nämlich hervorragend geeignet und bietet eine Menge Diskussionsstoff.



Donnerstag, 4. Januar 2024

Danke, Mama!

Folgend nach dem ersten Bild und ein paar wehmütigen Zeilen ein Gedicht für meine Mama, die letztes Jahr in den Himmel ging und an die ich mit großer Zärtlichkeit und Liebe denke. Es ist ein bisschen holprig, aber von Herzen geschrieben.

Obwohl es jetzt schon fast vier Monate her ist, kann ich nicht begreifen, warum sie so früh gehen musste. Meine Tage sind trüb, nicht nur durchs Wetter. Sie war ein wichtiger Teil in meinem Leben, eine Konstante der Positivität und Freude auch in schweren Zeiten. Viele der Kommtare auf meinem Blog stammen von ihr. Immer freudig, immer begeistert. Irgendwann schickte sie sie anonym ab, weil sie dachte, es sei peinlich, wenn die Mama kommentiert. Ach, Mamele, überhaupt nicht. Im Gegenteil. 

Sie selbst sprach immer von der Fülle, die Gott für uns bereithält. Ich glaube, die hat sie jetzt. Nein, ich bin ganz sicher. 

Es macht mich zusätzlich traurig, dass durch das Missverstehen meiner Trauer ein paar Bekanntschaften und Kontakte in die Brüche gingen. Das war bestimmt nicht beabsichtigt. Mir ist es selbst arg, dass es sehr lange dauert, in den Alltag und die "Normalität" zurückzufinden, die es ohne meine Mama nicht mehr geben wird. Beides muss neu gestaltet und strukturiert werden. Das braucht Zeit. 


 

💖 Für mein Mamele 💖

Du warst immer für mich da, als Freundin, Mama und Ratgeber, das ist wunderbar. Ich hatte es nicht leicht am Start, Du wusstest es, der Chefarzt nicht, das war natürlich hart. Entmutigen ließt Du dich nicht, und führtest mich alsbald zum Licht. 

Ich lernte Leben, Lieben, Lachen, alles mit Dir, Du ließt mich machen.

Du lehrtest mich, mich selber sein, auch wenn der Weg ging über Stock und Stein. Er lohnte sich, denn all' die Mühe ward belohnt mit Liebe, Freude und dem eigenen Sein. 

Das war nicht immer leicht, doch Trost kam von dir und deiner Art, die alle stets ermuntert hat. Aufgeben war nie eine Option, ganz egal wie sie aussah, die Situation.


 

Du hast ein Herz für jeden, groß und klein, für Mensch und Tier bist du ein Sonnenschein. Dein Glaube hat uns angesteckt - ans Leben, Liebe und an Gott, der alles lenkt und an uns denkt. Daran halten wir uns fest, selbst wenn die Zuversicht uns mal verlässt. 

Ohne Dich scheint alles schwer, und manchmal hab' ich keine Hoffnung mehr. Doch weiß ich, du wärst darüber traurig, darum versuche ich, auch wenn es schaurig, nach vorn zu blicken, so wie Du es tust, aus freien Stücken. 

So stolz warst du auf deine Familie, und sollst es weiter sein, auf deiner Himmelsbühne. Ich denke oft, wie wird unser Wiedersehen wohl sein. Ob du mich abholst und mir alles zeigst. Wie auf Erden könnt's ja auch im Himmel werden. Dagegen wär' nichts einzuwenden, denn ich wüsst' mich in den besten Händen.


 

Ein Schutzengel, das bist du nicht, ich denk' das stünd' dir nicht besonders zu Gesicht. Du bist ein höherer, ganz nah bei Jesus, und lachst und tanzt wie Krösus. Denn Freude ist deine Natur, die dort oben noch größer ist, I'm sure.

Ich hoffe, du vermisst uns nicht. Vielleicht bist du am Singen, Tanzen und hast Spaß, und siehst uns gelegentlich winzig wie durch Glas. Wenn wir dann trauern, sei nicht bang, der Weg scheint uns halt doch recht lang. Wir kommen zurecht, es geht ganz gut, auch wenn du uns fehlst - und manchmal der Mut. Den hast du uns immer gegeben, so wie mir das Gefühl, die schönste Kindheit zu leben.

Nun "bin ich erwachsen", wie jemand mir sagte. Nicht dass ich darüber klagte. Doch hab' ich mir das anders vorgestellt, und wer es mir vorwirft, der möge verzeihn wenn ich sage: "Eine Mama wie du, die gibt's nicht alle Tage".



Ich liebe dich, Mama! Du fehlst uns allen so sehr. Wenn wir wieder zusammensind, mit den Katzen, den Menschen, die wir lieben und Jesus, dann feiern wir ein großes Fest. Und wenn man den Büchern glauben darf, dann ist es für dich ja nur ein Wimpernschlag bis dahin.