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Donnerstag, 26. September 2019

Warum ich kein Greta-Anhänger bin... und auch kein "Hater".

Man kommt ja nicht drum rum, sich Gedanken über sie und ihre Omnipräsenz zu machen. Seit einem Jahr stürmt sie die Medien, um die Welt in Sachen Klimaschutz aufzurütteln: die junge Schwedin Greta Thunberg. Am von ihr initiiertem "Friday for Future" wird regelmäßig demonstriert, selbst in den entlegendsten Käffern. Auch vor meinem Haus.

Bildquelle: Mysticsartdesign / Pixabay


Auf den ersten Blick finde ich das gut. Oder besser gesagt, fand ich gut. Anfangs. Nämlich für diejenigen, die wahrscheinlich bis Greta nichts über Umweltschutz und Klimawandel gehört hatten bzw. sich nicht / wenig darum scherten. Das gibt es doch sicher auch, oder? Zwar ein wenig merkwürdig, wenn man bedenkt, dass Umweltschutz seit über dreißig Jahren ein Thema ist, aber ok. Wenn Greta eine Veränderung im eigenen Denken (und Handeln) in Bezug auf Respekt für den Planeten bewirkt, dann bravo.

Was mir jedoch negativ auffällt, ist Gretas grenzenlose Wut, ihre Hoffnungslosigkeit, ihre Weltuntergangsstimmung und vor allem die Schuldzuweisungen an alle, die ihrer Meinung nach für den Zustand der Erde verantwortlich sind.

Eindrucksvoll bewiesen hat sie das während ihrer Rede vor den Vereinten Nationen. Sich selbst und ihre Generation klammert sie dabei aus, denn sie ist ja noch ein "Kind" (sonderbar, wenn sich eine Sechzehnjährige so bezeichnet), das nichts weiter tun kann, als auf die Missstände aufmerksam zu machen, die ihre Träume und Kindheit zerstört haben. Ja, irgendwie bewundere ich sie auch dafür. Für diese "Ich bin Kind mir steht alles zu"-Einstellung. Aber selbst mit sechzehn und als Asperger-"Patient" sollte man reif genug sein, sich klarzumachen, dass jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist. Jeder Schritt zählt. Nicht nur die der großen Politik. Die im Übrigen in Sachen Klimaschutz nicht so untätig ist, wie Greta ihr das vorgeworfen hat. Man muss nur die Augen offenhalten und sich informieren. Wer will, kann etwas ändern. Kann ausbrechen aus dem "Nach-mir-die-Sintflut"-Massenverhalten, indem man bewusst einkauft und auf Nachhaltigkeit achtet. Man wird dann zwar schnell als Freak angesehen, aber hey, das passiert Greta ja alle naslang. Und irgendwann macht das eigene Verhalten evtl. Schule und findet Beifall, wer weiß?

Jüngst habe ich einen Bericht über Greta von dem von mir sehr geschätzten Journalisten Henryk M. Broder gelesen, der mit gewohnt scharfem Blick das Medien-Phänomen Thunberg betrachtet und analysiert. Mit allen Punkten, die er anführte, war ich nicht einverstanden, und doch ist mir aufgegangen, dass der Artikel im Kern unbequeme Wahrheiten enthält, die man nicht gerne hört.

Und ich dachte mir, dass Greta, ohne es zu beabsichtigen, die Meinungen selbst unter umweltbewussten Menschen weiter spaltet statt sie zu einigen und ihre Energie zu bündeln für das große Ziel, die Erde zu retten. Bei allem Respekt für ihre Taten und Reden kommt es mir vor, als kämpfe sie ohne Bandagen und ein Lächeln gegen den Rest der Welt. Oder auch gegen Windmühlen. Denn mit Drohungen und Schmähungen, die sich dann auch in den Hass-Kommentaren der Greta-Anhänger und Greta-Gegnern spiegeln, hat noch niemand etwas zum Positiven verändert.

Mittwoch, 11. September 2019

Altes Eisen und keine Wertschätzung mehr?

Diese Woche habe ich etwas zum Thema Nachhaltigkeit erlebt, das mich doch sehr nachdenklich gemacht hat.

Ich besitze eine Tisch-Drehpendeluhr aus den 1970er Jahren der Firma Kundo, Erbstück meines Opas. Obwohl sie keinen besonderen Wert hat, mag ich sie und möchte sie trotz ihres etwas nervigen Schlagwerks nicht missen. Das liegt vermutlich daran, dass ich mit dieser Uhr schöne Stunden bei meinen Großeltern verbinde. Irgendwie war sie immer da und hat trotz ihrer geringen Größe gravitätisch das gesamte Wohnzimmer dominiert. Jetzt steht sie bei uns im Esszimmer, und manchmal schaue ich - wie früher - gern dem beruhigend meditativen Kreisen der Drehpendel zu.




Vor etwa zehn Jahren habe ich sie zum Juwelier gebracht, da das Schlagwerk verstummt war und sie nicht mehr korrekt lief. Schon damals gab es die Herstellerfirma nicht mehr, doch der Chef - ein Tüftler und Uhrenliebhaber - versprach mir ganz enthusiastisch, sich darum zu kümmern, obwohl ich versicherte, dass der halbstündlich erschallende Klang nicht unbedingt wieder hergestellt werden musste. Dennoch. Er wurde, mitsamt allem anderen, was nicht in Ordnung gewesen war: Nachmittags konnte ich eine fast wie nagelneue Uhr wieder abholen.

Mittlerweile spinnt sie wieder. Geht bis zu einer Stunde nach oder schlägt vierzehnmal (!) hintereinander. Da ich beim Juwelier so gute Erfahrungen gemacht hatte, ging ich dort wieder hin in der Hoffnung, man könne ihre Altersmacken ein zweites Mal beheben.

Der Senior-Chef ist allerdings nicht mehr da oder war gerade anderweitig beschäftigt, und der Nachfolger hat sich kaum die Mühe gemacht, der Uhr fünf Minuten zu widmen, nachdem er lapidar festgestellt hatte, dass diese Art Uhren nicht für Reparaturen gemacht wurde (weil's ja wohl ein billiges G'lump ist, mit dem man damals ältere Leute auf Kaffeefahrten gelockt hat).

Mehr oder weniger durch die Blume gab er mir zu verstehen, dass ich mir entweder eine neue kaufen, oder, wenn ich so sehr an der alten hänge, mich im Internet schlaumachen, eine andere bestellen und das Uhrwerk austauschen soll. Damit und mit einem schief eingesetzten Batteriedeckel in meiner Uhr hat er sich dann wieder ohne ein Wort des Abschieds in sein Kabuff zurückgezogen.

Mir kam der Gedanke, dass die unselige Konsumwegwerfgesellschaft wohl auch deswegen entstanden ist, weil es immer weniger Handwerker gibt, die sich mit Mechanik auskennen und es selbst für fachkundige Verkäufer zu aufwendig und teuer ist, alte Dinge wertzuschätzen und zu reparieren. Das fand ich schon traurig.

Meiner Uhr hat der Ausflug in die Stadt wohl gefallen: seitdem läuft sie auf mysteriöse Weise wieder auf ein paar Minuten genau. Mal sehen, wie lange noch. In Ehren gehalten wird sie übrigens so oder so.