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Donnerstag, 29. Dezember 2022

Video "Leseprobe Milan"


Man könnte den Post auch eine Premiere nennen, denn ich versuche zum ersten Mal, eine Leseprobe vozulesen, statt selbst lesen zu lassen. Ganz ehrlich, ich bin nicht so der Fan von Videos, in denen ich zu sehen und zu hören bin. Ich mag meine Stimme nicht, die in meinen Ohren fremd und nasal klingt, wenn ich sie digitalisiert vernehme. Sei's drum. 

 

𝄠 𝅘𝅥𝅰 Alle meine Werke stehen im Regal, stehen im Regal... ♪

 

Was zählt, ist der Mut und der Wille, und ganz so übel ist das Endergebnis nicht geworden. Vielleicht produziere ich noch weitere, die dann besser werden. Übung macht ja bekanntlich den Meister. Und meine müden Augen sehen in echt nicht wirklich so müde aus (wahrscheinlich haben mich die vor-silvesterlichen Böller zu oft aus dem Schlaf gerissen).

Ich wünsche viel Vergnügen und bitte um Nachsicht. Immerhin ist es mein erstes Lese-Video, und ich muss sagen, einen Text fehlerfrei abzulesen - egal wie lang oder kurz - ist gar nicht so einfach. Respekt allen Hörbuch-Lesern und -Leserinnen. Zwar sind das in der Regel ausgebildete Schauspieler, doch das schmälert die Leistung keinesfalls.

 


 






Samstag, 24. Dezember 2022

Jahresresümee 2022

An Weihnachten wird es Zeit, zu reflektieren und danke zu sagen. Vieles war dieses Jahr nicht einfach. Persönlich und beruflich hat sich einiges verändert, was - unter uns gesagt - erst mal mit Misstrauen oder gar Schrecken betrachtet wird, auch wenn man Veränderungen meist positiv bewertet. Und trotzdem wurde mir 2022 aufs Neue bewusst, dass man an Herausforderungen wächst, wenn man sich ihnen stellt und Lösungen sucht. Und zwar auf eigene Verantwortung, ohne den Umständen zu viel Bedeutung beizumessen. Oder die Schuld bei anderen zu suchen. 
 
 
Der schmucklose Stadtbaum.

 
 Der "Höhepunkt" des ohnehin schwierigen Jahres kam im Oktober, als meine Mutter unerwartet als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Dort ging es ihr immer schlechter, vor allem psychisch, denn Ärzte und auch das Personal waren überfordert, schlechtgelaunt, kurz angebunden und kaum empfänglich für die Bedürfnisse der Patienten. Von den kräftezehrenden Untersuchungen auch in umliegenden Kliniken will ich gar nicht reden. Nach zwei Wochen wurde sie auf eigenen Wunsch widerwillig entlassen mit den Worten, sie könne jeden Tag " tot umkippen". Zum Schluss wurde deutlich, dass man ihr beinahe Feindseligkeit entgegenbrachte, weil man sie im Krankenhaus für eine Heilpraktikerin hielt (was nicht stimmt, aber dennoch kein Grund wäre, Patienten, die medzinische Prozeduren hinterfragen oder ablehnen, so barsch und fast roh zu behandeln). Sie galt dennoch als "Sonderfall" auf der Station, weil sie außer der Herzinsuffizienz - vermutlich hervorgerufen durch eine unentdeckte Mydiokarditis im Frühjahr -  in guter körperlicher Verfassung war, was die Ärzte sich nicht erklären konnten.
 
Doch nun geht es auch ihrem Herz besser, dank eines Mittels, das in Medizinerkreisen lange Zeit bewährt war, aber seit den 1970er Jahren nicht mehr verwendet wird. Ausgemustert wurde es, weil es auf pflanzlicher Basis hergestellt wird und daher für die Pharmaindustrie nicht genug einbringt. An meiner Mutter haben wir jedoch gesehen, dass es nach individuell angepasster Dosis hochwirksam ist und so effektiv, dass innerhalb weniger Wochen eine spürbare Besserung zur alten Lebensqualität festzustellen ist, die sich mit jedem Tag steigert. Ihre Herzleistung hat sich seit der Einnahme von Strophantin enorm verbessert. Mittlerweile haben wir einen der wenigen Ärzte gefunden, die es noch verschreiben, und wir sind sehr dankbar, dass sich alles so gefügt hat.
 

Schnee und Lichterkette (fast 50 Jahre alt!)


 Wichtig sind Vertrauen und in meinem Fall auch der Glaube an Gott, der uns sicher durch die oft angsteinflößende Situation geführt hat und uns alternative und gute Wege gezeigt hat, Lösungen zu finden. Daher ist Weihnachten für mich weder Stress noch Kitsch oder Konsum, sondern die Gewissheit, dass wir geliebt werden trotz unserer Fehler. 
 
Gott hat seinen Sohn geschickt, um Versöhnung zu stiften zwischen den Völkern, aber auch zwischen sich selbst und den Menschen. Ohne Gott kann es keinen Frieden geben, nicht in der Welt und auch nicht in uns selbst. Die größten Sorgen und Anstrengungen nützen nichts, wenn man sich auf das rein Menschenmögliche verlässt. Bei Gott ist nichts unmöglich. Ich habe das dieses Jahr im persönlichen Umfeld so anschaulich erfahren wie selten in meinem Leben. 
 
Daher sage ich Danke. Danke für das größte Geschenk an die Menschheit. 
 
Ich wünsche euch ein gesegnetes Weihnachtsfest mit viel Lametta! 💗🎅🎄🎇🎉

 

Montag, 19. Dezember 2022

Feine Sache: Das Medi-Swing-Trampolin.

 Lange Zeit stand es vergessen in der Ecke des Gästezimmers, das bis Juni belegt war: mein Trampolin, auf dem ich Anfang des Jahrtausends (!) regelmäßig und diszipliniert eine Stunde zu wilder Musik gehüpft bin und dabei auf spielerische Weise Gleichgewicht und Koordination trainiert habe. Meine Lieblingssongs damals waren "Rhythm Divine" von Enrique Iglesias und eine poppige Coverversion von "I.O.I.O", im Original von den Bee Gees, für mich von einer in Vergessenheit geratenen Boyband, die damals wie Pilze aus dem Boden sprießten (sprossen?).

 

 

Aber auch Bonanza-Star Pernell Roberts mit seinem Folkalbum "Come all ye fair and tender ladies" aus den 1960ern war ein beliebtes "Hüpf-Mittel", besonders die zackigen Nummern wie Bold Soldier oder Shady Grove. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich es mal wieder rauskramen könnte, denn mit Bluetooth komme ich leider nicht klar, obwohl ich extra eine Playlist fürs Trampolin mit Songs erstellt habe, die auch meiner Mutter gefallen (sie hüpft ebenfalls). 

Für mich ist das Trampolinhüpfen gerade jetzt die ideale Sportart, denn meine Wii Fit-Konsole gibt nach zehn Jahren nun so allmählich den Geist auf, und ehrlich gesagt, macht es mir auch keinen richtigen Spaß mehr. Ich bin ein bisschen faul geworden, was das betrifft. Schade, denn auch das war eine effektive Art, ohne allzu großen Aufwand in Bewegung und fit zu bleiben. Und ich merke einfach, dass das umso wichtiger ist, je älter man wird. Auf dem schwingenden Trampolin habe ich mich am ersten Tag extrem unsicher gefühlt, weil fast keine Balance mehr vorhanden war. Das war besonders deprimierend angesichts der Tatsache, dass ich früher hemmungslos verschiedene Moves ausprobiert habe und sogar auf einem Bein springen konnte. Aber auch erst nach einer gewissen Übungsphase. Was bedeutet, dass ich nicht ungeduldig sein muss oder traurig, wenn es nun nicht mehr so glatt und geschmeidig läuft - das kommt sicher wieder, sobald ich mich erneut an das Teil gewöhnt habe. 

 

Es hält noch. Nach all der Zeit!

 

Es wäre schön, das Medi-Swing-Tampolin über Networkmarketing weiterempfehlen zu können. Unten gibt es einen Link zu Amazon, über den man es erwerben kann. Es war seinerzeit nicht ganz billig. Vermutlich ist es heute noch teuerer als damals. Trotzdem lohnt sich die Anschaffung, denn nicht nur die Balance und Koordination werden verbessert; Rücken und Muskulatur werden gestärkt, der Stoffwechsel wird angeregt und die Verdauung kommt auf Trab.  

Durch die auswechselbaren Gummis als Federung ist das Trampolin außerdem gelenkschonend und kann auch unsportlichen Menschen Freude an der Bewegung verschaffen. Für Senioren, Gehandicappte und Anfänger ist es sogar mit beidseitigem Handgriff erhältlich.

Ich finde, es ist ein tolles Geschenk für einen selbst oder den Lieblingsmenschen, der viel im (Home) Office sitzt. Sinnvoll, gesundheitsfördernd und daher auf jeden Fall die Investition wert. Und nein, das ist keine bezahlte Werbung, sondern meine volle Überzeugung und eigene Erfahrung...

*Klick* auf das Bild




Freitag, 16. Dezember 2022

Vorweihnachtlicher Schnee - wie schee!

 Allen Klimavorhersagen zum Trotz (und vielleicht auch aufgrund der Gasknappkeit... ) haben wir heuer mal Minusgrade mit Schnee vor Weihnachten, der länger liegenbleibt als nur einen Tag. Das freut mich sehr, denn wenn schon Winter, dann ist eine weiße Pracht das höchste der Gefühle. Naja, ganz so weiß ist sie schon nicht mehr, aber immerhin noch da. 

 

Still erleuchtet jedes Haus...

Für Toby und Mikkel ist der Schnee eine relativ neue Erfahrung. Letztes Jahr gab es eher wenig, und sie durften auch nur auf den Balkon nach draußen. Nun hüpfen sie im Hof herum und sind nicht wirklich so begeistert wie ich von dem selten auftretenden, kalten Element. Mikkel sucht recht schnell wieder die häusliche Wärme, während Abenteurer Toby stundenlang unter dem Stuhl sitzen kann und dort auf die Nachbarskatze wartet, um sie mit wutentbrannt dickem Schwanz zu vertreiben (was mir mitunter leidtut, denn "Kätzi" war vor zwei Jahren ein gern gesehener Gast und würde sich offenbar mit den beiden feschen Buben gern befreunden).


Polarfüchsle


Vermutlich hat Toby als Rotschopf den dichteren Pelz, in dem er länger im Freien ausharren kann als der graugetigerte Mikkel. Jedenfalls sind beide gern bei Dunkelheit draußen - was das Aufpassen schwierig macht. Zudem ist es so kalt, dass man sich warm einmummeln muss - selbst der Stadtbummel oder der kurze Gang zur Post ist momentan kein Vergnügen. Und dennoch - es fühlt sich weihnachtlicher an als sonst. Irgendwie gehört Schnee einfach zum Fest, das wissen ja schon diverse Songs, allen voran Bing Crosby. Wäre schön, wenn noch mal eine Ladung runterkäme, damit es so richtig heimelig wird in der Stube. 

Allerdings sollte sie - die Stube also - schön warm sein, und das ist dieses Jahr durch den Krieg mit Russland leider keine Selbstverständlichkeit. Eigentlich schade, dass man hiesigen Biogas-Höfen keine Unterstützung zukommen ließ all die Jahre. Wenn ich recht informiert bin, gibt es deutschlandweit so einige. Hätte man sich früher um  alternative Energiequellen bemüht, hätten wir jetzt nicht das Dilemma in so einem Ausmaß.

 

Mikkel findet's nicht so prickelnd.


Aber ich will nicht rumnörgeln, denn das hilft ja auch nicht weiter. Positiv ist jedenfalls das Wetter, das ich genieße - und für mich als absoluter Sommermensch ist das schon etwas Besonderes. Da macht dann auch das Plätzchenbacken viel mehr Spaß. 

Inzwischen ist die dritte Fuhre weg - und das sind jedesmal zweieinhalb und drei Blech voll. Ich backe übrigens keine konventionellen "Ausstecherlen", auch wenn das Rezept ähnlich ist. Ich verwende zwei Sorten Dinkelmehl und weniger Zucker als angegeben, walze den Teig superdünn aus und lasse die Kekse knusprig braun brutzeln, weil meine Familie sie so am liebsten mag - und ich auch. 😋


Montag, 12. Dezember 2022

Einen weiteren Schatz gehoben! Und eine philosophische Betrachtung über das Handwerk.

Seit einiger Zeit bin ich fleißig dabei, meine alten Kinder- und Jugendbücher zusammenzutragen. Das ist gar nicht so einfach, denn abgesehen davon, dass sie schon recht alt sind, hatte ich viele Bücher als Sondereditionen oder vom Schneider-Verlag, der seinerzeit sogar einen Hauslieferservice anbot (die "belesenen" Älteren erinnern sich). 

 


 Ein Märchenbuch aus den späten 1970ern, das ich besonders mochte, obwohl es nicht meines war, habe ich tatsächlich durch eine Online-Anfrage wiedergefunden. Ich war mehr als perplex und glücklich, es wieder in den Händen halten zu können, nachdem es mir fix über Booklooker geschickt worden war. Allerdings als "stark abgenutzt" was auf den ersten Blick überhaupt nicht zu erkennen war. Auf den zweiten bzw. beim Durchblättern dann schon: sämtliche hinteren Seiten lösten sich. Das finde ich zwar sehr bedauerlich, trotzdem überwiegt die Freude, wieder in dieses außergewöhnliche Buch reinlesen zu können und die unterschiedlichen, aber allesamt ausdrucksvollen Illustrationen zu bewundern. 

 

Die heiß aussehende Gänseliesel war mein Favorit...

Vielleicht finde ich jemanden, der Bücher bindet, damit es wieder zu altem Glanz kommt, den es mehr als verdient hat, weil ich so viel Spaß daran habe, nachdem ich gar nicht wirklich gehofft habe, mal wieder darin schmökern zu können. Und das nicht nur aus nostalgischen Gründen. Ich finde es auch vom ästhetischen Standpunkt aus interessant und ansprechend. Die Geschichten sowieso, da sie aus bekannten und weniger bekannten Märchen und Fabeln bestehen.

 

...und die Hexe aus Rapunzel ein frühkindliches Trauma.

 

 Leider sind Berufe wie Buchbinder und sonstige handwerklichen Begabungen im allgemeinen nicht mehr weit verbreitet. Ich frage mich manchmal, wie das in ein paar Jahrzehnten aussehen soll, wenn es keine Handwerker und Elektriker mehr gibt (was ich nicht hoffe). Mir wäre es sehr wichtig, das Handwerk zu boostern und attraktiv zu bewerben, damit die Berufswelt abwechslungsreich bleibt und ausgeglichen. Praktische Jobs und diesbezügliche Fachkräfte sind in meinen Augen genauso ehrenwert wie Lehrer oder Arzt. Oder IT-Manager.  Und bringen häufig die größere Befriedigung.

Wenn es nämlich so weitergeht, dass Handwerk keinen goldenen Boden mehr hat und es gerade mal noch als Hilfsarbeiterjob gilt, den man insgeheim belächelt, haust die Menschheit wahrscheinlich früher oder später wieder in Höhlen. Und das meine ich vollkommen ernst. 

Manchmal habe ich eh den Eindruck, dass wir uns irgendwie rückwärts entwickeln in bestimmten Bereichen. Natürlich kann ich mich täuschen, aber wenn ich mir die allgemeine Lage / die Gesamtsituation in Deutschland ansehe, gibt es wenig, was mich meine Meinung ändern lässt. Als ich dieses Blog begonnen habe, schrieb ich in meine "Über mich"-Seite, dass ich froh bin, in einer relativ sicheren Zeit zu leben. Würde ich heute nicht mehr behaupten. In neun Jahren hat sich viel getan. Zu dumm.




Mittwoch, 7. Dezember 2022

Adventszeit ~ auch für Erwachsene relevant.

 Man sagt ja, dass die Vorweihnachtszeit so ziemlich die stressigste des Jahres ist. Früher, als wir noch unser Einzelhandelsgeschäft hatten, hätte ich das mit voller Überzeugung unterschreiben können. Jetzt sehe ich das ein wenig anders. "Advent" heißt Ankunft und bedeutet warten und ist daher schon vom Wortstamm her alles andere als hektisch.

 

Zum besseren Lesen anklicken!

 

Warten tun gläubige Menschen auf die Ankunft von Jesus, der in die Welt kam, um sie zu retten. Ob das am 24. Dezember war oder irgendwann im Sommer oder Herbst, ist eigentlich schnurz. Hauptsache, er ist gekommen. Und um das zu feiern, wartet man gern. Ich kann mich auch erinnern, dass ich als Kind immer eine gewisse Feierlichkeit zusätzlich zur Vorfreude auf die Geschenke empfunden habe. Vielleicht weil mir schon damals die Einmaligkeit und das Wunder des Ereignisses bewusst war. 

Gesungen wurde ebenfalls bei uns und in der Grundschule vor den Weihnachtsferien - wobei ich die typischen, getragenen Adventslieder wie "Es kommt ein Schiff geladen" oder "Maria durch ein Dornwald ging" nie so wirklich mochte. Aber immer war da dieses Gefühl, dass etwas Besonderes bevorsteht. Meine Freude war nicht nur die auf Geschenke oder einen Abend mit der gesamten Familie, die in vorgetäuschter Eintracht zusammen im nach Tannennadeln und Kerzen duftenden Wohnzimmer sitzt.

Um das Gefühl ein bisschen zurückzuholen, habe ich mir seit einiger Zeit vorgenommen, den Advent wörtlich zu nehmen und zu warten und in den Wochen vor Weihnachten tatsächlich zur Besinnlichkeit bzw. Besinnung zu kommen. Ein bisschen dekorieren gehört auch dazu. Nicht mehr so üppig und glitzernd wie zu Ladenzeiten, aber doch genug, um mich in Stimmung zu bringen. 

 

Haiiiiyaaah! Dir teig ich's!

 

Glücklicherweise habe ich den Stress nicht mehr, der mich früher im Dezember im Karree hat springen lassen. Das, was man als obligat zu Weihnachten versteht, wie z.B. Kekse backen, mache ich in aller Ruhe mit meiner Lieblingsmusik im Ohr und plane dafür mindestens einen Nachmittag ein. Auf diese Weise habe ich richtig Spaß dabei, und die Familie ist begeistert von meinen knusprig-krossen Dinkelplätzchen, von denen ich gewiss nicht die letzte Fuhre gebacken habe. Ein bisschen schade dabei war lediglich, dass ich meine alten Ausstecherformen unauffindbar verlegt habe, unter denen ein Eselchen war, das ich sehr mochte. Aber das Haus verliert nichts. Vermutlich tauchen sie irgendwann im Hochsommer wieder auf...

Dieses Jahr habe ich mir sogar einen hochpreisigen Adventskalender gegönnt bzw. von meiner Tante spendiert bekommen. Das trägt natürlich auch zum klassischen Advents-Feeling bei. In ganz jungen Jahren hatte ich sogar zwei Kalender - den mit Schokolade und einen selbstgebastelten aus Filz, der im Flur hing und mit Leckereien, kleinen Figuren und anderen Kinderkostbarkeiten gefüllt war. Einige davon sitzen noch im Setzkasten. 

Wahrscheinlich haben es Kinder leichter, Vorfreude zu empfinden, weil sie sich um nichts kümmern müssen. Kein Einkaufstress, kein Festessen vorbereiten, sich nicht sorgen, ob alles gut geht an den Feiertagen und es keinen Streit gibt, sondern sich nur verwöhnen lassen und freuen auf eine besondere Zeit. Das sollten Erwachsene doch auch, oder? Denn die haben genauso viel Anteil am Sinn von Advent und Weihnachten wie die Kleinen. 

 

Ist er nicht schön?

 

Was mir in diesem Zusammenhang neben der Freude ebenso wichtig erscheint, ist die Dankbarkeit. Gerade dieses Jahr war für meine Familie und mich nach 2013 kein leichtes, da  etwas sehr Unerwartetes geschah, mit dem man erst mal nicht gerechnet hatte und uns alle total aus der Bahn warf. Trotz der prekären Situation haben wir gemeinsam einen alternativen Weg gefunden, der uns heraushilft aus einer unbestreitbar ernsten Angelegenheit, und dafür sind wir dankbar. Dankbar auch, dass man es erleben darf, wie schön es ist, göttliche Hilfe zu erhalten, wenn man sich keine Sorgen macht oder Angst hat, sondern auf den HErrn vertraut. 

Jetzt klingt der Artikel fast wie das Wort zum Sonntag... Sorry, das war nicht die Absicht. Ich wünsche auf jeden Fall viel Freude und heitere Gelassenheit im Advent und hoffe, das klingt nicht zu fromm oder anbiedernd.


Montag, 28. November 2022

Der Weihnachtsflohmarkt. Jedes Jahr etwas Besonderes.

 Jedes Jahr am ersten Adventwochenende findet in meiner Stadt ein karitativer, riesengroßer Weihnachtsflohmarkt statt. Für mich das Highlight der Vorweihnachtszeit, da ich es liebe, in alten Dingen zu stöbern und mir mehr als einen Hauch Nostalgie um die Nase wehen zu lassen. Selbst wenn ich dort nichts finde, das ich mit nach Hause nehme, freue ich mich, als Besucher durch die (oft vollgestopften) Gänge zu schlendern.

 

Diesjährige Ausbeute

 

Zum ersten Mal hatte man den Markt dieses Jahr in die frisch renovierte Stadthalle umgesiedelt, und ich hatte den Eindruck, dass trotz der enormen Geräumigkeit weniger Waren angeboten wurden als sonst. Es gab viel Kram, Geschirr und Glaswaren, dafür weniger Bücher und Spielzeug. Sehr gern halte ich mich bei den Kinder- und Jugendbüchern auf, da es dort mit ein wenig Glück das eine oder andere Schätzchen gibt, das mir als kleines Mädchen viel bedeutet hat - und ich hatte viele Bücher. Eines davon war das blaue im Foto, das ich mitgenommen habe, ohne zu wissen, ob ich es besonders mochte. Aber die dezente Farbgebung und das Design haben mich sofort darauf gebracht, dass ich es gehabt haben muss und wohl mehrmals gelesen habe.

 


 

Und in der Tat sind die ABC-Geschichten, die sich das Ehepaar Anton und Lena ausdenkt, um Anton das Alphabet näherzubringen, keine Unbekannten. Ich weiß nicht, ob sie - abgesehen von der alten Rechtschreibung - überhaupt noch zeitgemäß sind, denn ältere Leute als Protagonisten sind nicht so wirklich die Zielgruppe für Leseanfänger, oder? Aber seinerzeit mochte ich sie sehr und finde sie immer noch rührend - Lena und Anton und die Geschichten. Letztere sind einfach, aber auch lehrreich und originell. Wer käme bei der C-Geschichte zum Beispiel auf die Stadt Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio? 

Auf die anderen Bücher bin ich sehr gespannt und hoffe, dass ich bald zum Lesen komme. Erfahrungsgemäß habe ich nämlich eher im Sommer Zeit und Muße dazu.


Schön gedeckt nach dem ersten Spülgang.


Beinahe nicht fassen konnte ich mein Schnäppchenglück bei den Tassen. Wir haben die Gedecke "Fasan" und "Burgenland" von Villeroy & Boch mühsam auf Online-Börsen zusammengetragen und schon lange als Frühstücksgeschirr, aber die Tassen sind nicht mehr so schön, einige angeschlagen oder mit Sprüngen bzw. ominösen Kreuzchen versehen. Außerdem muss recht schnell immer die Spülmaschine angeworfen werden. Diese vier "Fasan"-Tassen sind wie neu und haben mich nur vier Euro gekostet. Und das, wo auf einschlägigen Online-Plattformen bereits sechs oder acht Euro pro Tasse verlangt wird.

Manchmal, oder eigentlich sehr oft, sind es halt doch die kleinen Dinge, die glücklich machen. 😍 In dem Sinne wünsche ich euch eine besinnliche und glückliche Adventszeit. Und vergesst nicht, dass sie nicht nur aus Kitsch, Kommerz und Last Christmas besteht...



Um ein wenig in Stimmung zu kommen, empfehle ich meinen Pagewizz-Artikel über Weihnachtslieder. *Klick* Wobei ich zugebe, dass er nicht mehr so ganz meinem Geschmack entspricht. Zwar höre ich immer noch gern Neil Diamond, Nat King Cole und Dean Martin, aber die deutschen, alten Kirchenlieder wie "Macht hoch die Tür" und "Es ist ein Ros' entsprungen" haben mittlerweile für mich auch ihren Reiz. Besonders die poetischen Texte verkünden die Botschaft von Weihnachten sehr treffend.


Mittwoch, 23. November 2022

Buchverlosung "Milan"

 Was bietet sich in der Vorweihnachtszeit besser an für einen Autor, als eine Buchverlosung zu verstalten? Richtig, nix. 

Deshalb könnt ihr meine Erzählung "Milan" bis zum 30. November gewinnen, wenn ihr auf meiner Fanpage "Romane von Christine Wirth" in den Lostopf hüpft.

 


 Ich mache es diesmal kurz: Die Teilnahmebedingungen sind einfach. Nennt mir auf meiner oben verlinkten Facebookseite einen Roman, in dem der Protagonist oder die Protagonistin eine dissoziative Störung hat, also ein nicht überwundenes Trauma, eine Persönlichkeitsauffälligkeit oder irgendetwas, das ihn / sie von den anderen unterscheidet und nicht "normal" ist (was ist schon normal, gell?). Ihr wisst, was ich meine. Ein bisschen tricky, ich gebe es zu. Aber nicht unmöglich. Ich glaube, mir würden spontan vermutlich fünf Bücher einfallen...

Wie immer werden eure Adressen nicht an Dritte weitergegeben und am Ende der Verlosung gelöscht. Auf meiner Seite gebe ich am 30. November dann den Gewinner / die Gewinnerin bekannt. Ich versende deutschlandweit. 

Und nun wünsche ich allen Teilnehmer/innen viel Glück! 💗


Freitag, 11. November 2022

Hommage an unseren Laden "Bastel-Wirth" und "WIRTHs HAUS"

Seit fast zehn Jahren Nostalgie: das Verkäufercockpit unseres Bastel- und Modellbauladens (übrigens das erste am Ort mit EC-Zahlung anno 1990er). Im Sommer 2013 haben wir beschlossen, einen Schlussverkauf zu starten und im Winter desselben Jahres zu schließen. Es war eine gute Entscheidung in buchstäblich letzter Minute, denn verbessert hätte und hat sich die Situation nicht mehr; auch, wenn gelegentlich tatsächlich noch Leute kommen und nach Strohkränzen, Pinsel und Schmuckzubehör fragen.  

 

  

Trotzdem wird mir oft bewusst, wie gern ich den Laden geführt, neue Techniken im Bastelbereich ausprobiert und hauseigene Kurse nach auswärtigen Seminarbesuchen gegeben habe. Am Jahresende auf Kunsthandwerkermärkten ausgestellt habe und im Frühjahr durch Messen der Branche von Nürnberg (die Spielwarenmesse - ein Traum für das Kind in mir!) und München bis Frankfurt getigert bin, um neue Trends zu entdecken, die einem entweder gefielen oder man schlicht gruselig fand. Da musste man den eigenen Geschmack schon mal zugunsten der aktuellen Mode hintanstellen. Das Leben als Ladeninhaber ist ziemlich abwechslungsreich und häufig von Intuition geprägt. Was gefällt den Kunden, was eher nicht? 

 

Leider unscharf. Die Wirths mit Kater Knitz.

Heute kann man sich nicht mehr vorstellen, dass wir zu Hoch-Zeiten schon im Morgengrauen zum Großhändler gefahren sind und Ware eingekauft haben, weil sich die Kunden wie verrückt darauf gestürzt haben (wer erinnert sich an den Window Color-Boom und die Flechtschnur-Manie Scoubidou? Oder die kitschigen Fimobroschen und Bel Vetro?). War Window Color Kirschrot auch beim Großhändler ausverkauft, mussten wir uns eine glaubwürdige Strategie zurechtlegen, um die Kunden zu besänftigen. Ich glaube, in abgespeckter Form gibt es diese Basteltechnik noch immer, und immer noch sieht man vom Alter verblasste Motive an meist blinden Fenstern kleben.

Doch natürlich blieben Dauerbrenner wie Künstler- und Töpferbedarf ebenfalls im Programm - wir boten sogar einen Brennservice für Ton und einen Fixierdienst für Seidenmalerei an.


Ein Evergreen: Trockengestecke
 

Es war manchmal Stress, und später konnten wir als kleines Familienunternehmen dem Kundenanspruch und der Konkurrenz aus dem Internet nicht mehr gerecht werden, so dass auch der Spaß am Verkauf auf der Strecke blieb. 

Aber ich werde mich immer liebevoll an unser Lädchen erinnern, das im Lauf der Jahre viele Veränderungen erlebt hat und später ein Kleinod der Stadt war mit amerikanischem Patchwork, Tee und selbstgefertigten Geschenkideen und irgendwie nostalgisch englisch angehaucht. 


Frühe Aufnahme Mitte 1980er mit Schlachthaustor

  

Vielleicht waren wir in der falschen Stadt, wie viele meinten ("In Heidelberg wärt ihr der Hit!"), oder einfach unserer Zeit voraus, als wir begannen, den Laden umzustrukturieren. Das war Ende der 1990er und für einige Stammkunden nicht nachvollziehbar, die ihren alten "Bastel-Wirth" wiederhaben wollten, wo Holz- und Wattekügelchen in allen Größen einzeln verkauft wurden (bereits mit neunstelliger Nummer für die PC-Erfassung!).

 

Stempelgalerie mit Embossingzubehör

  

Dabei verschwanden die bewährten Artikel nicht einmal, sondern wurden um neue erweitert, wie z. B. die Motiv- und Schriftstempel aus den USA, die für Verblüffung gesorgt haben, wenn ich sie auf Ausstellungen oder vor Ort mit dem Prägeeffekt vorgeführt habe. Damals wurden Einladungskarten noch selbstgemacht - mehr Zeit als heute hatte man in der Regel nicht; man nahm sie sich und war stolz auf das entstandene Werk, das von den Beschenkten entsprechend gewürdigt wurde. Schade, dass sich die Freizeitbeschäftigung so sehr gewandelt hat und Hobbybastler und Selbermacher so etwas wie rosa Einhörner sind - schrecklich selten, nämlich.

 

Die Malabteilung


Immerhin führen wir weiterhin Mal-Workshops in unseren Räumlichkeiten, die auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken könnten, wenn sie ein Gedächtnis hätten... ich hätte gern ein paar mehr Fotos, die die Verwandlung dokumentieren.

Das Offene Atelier findet jeden Samstag statt, und es werden auch Basiskurse in bestimmten Techniken angeboten. 

Interessierte finden *hier* mehr Info. Wir freuen uns über jeden Neueinsteiger!

 

 

Freitag, 30. September 2022

Theo Thede - Eine Geschichte über die einzigartigen Träume und Talente in jedem von uns ~ Martin Hahn / Franziska Vinzis

 Aufmerksam geworden bin ich auf dieses wunderschön gestaltete Bilderbuch durch die Illustratorin Franziska Vinzis, mit der ich auf Facebook verbunden bin. Ich fand das Cover und die Zeichnungen so entzückend, dass ich es gleich bestellt habe. Am nächsten Tag konnte ich es in meiner örtlichen Buchhandlung abholen und war total fasziniert von der ornamentalen Goldumrahmung. Auch die Geschichte von Theo berührt und macht nachdenklich. Guter Gesprächsstoff für Klein und Groß.



 

Inhalt: Der kleine Junge Theo Thede lebt im Land der Tiere bei Familie Wombat. Das Elefantenmädchen Emma ist seine beste Freundin. Sie will Malerin werden und ihre Bilder verkaufen. Theo ist beeindruckt, weiß er doch selbst nicht, was er später einmal machen soll. Alle um ihn herum scheinen zu wissen, was sie gern tun, was sie begeistert und wo ihre Talente liegen. Als ihm bewusst wird, dass er so gar keinen Plan für sein Leben hat, lässt er erst mal den Kopf hängen. Da kommt der weitgereiste Eisbär Onkel Thede zu Besuch. In einem Gespräch mit ihm erkennt Theo, dass Samen säen wohl auch ein Talent ist - und das macht er doch wirklich sehr gern! Er liebt es, zu säen und zu beobachten, wie die Samen durch sein Zutun groß und zu wohlschmeckenden Früchten werden. In der Nacht darauf hat er einen Traum von einem Acker mit einem Schatz darauf, den er fortan entschlossen ist, zu suchen und zu heben. Auf seiner Reise durch die Welt besteht er Gefahren, begegnet vielen Tieren, einem Hirten mit einem Buch und stellt fest, dass auch die kleinen Dinge groß werden und andere glücklich machen - etwa der köstliche Honig die Bären, die dafür aus allen Teilen der Erde angereist kommen und geduldig Schlange stehen, um ein Töpfchen zu ergattern. 

 


 

Meinung: Ich würde die Geschichte für Kinder im Schulalter ab ca. acht Jahren empfehlen, denn sie ist schon sehr komplex, in manchen Bereichen speziell, zieht Parallelen zum aktuellen Hype der sozialen Medien und wirft Fragen auf. Wer ist der Hirte, der Theo aus den Fängen des Schakals der Dunkelheit rettet und ihm verspricht, seine Bestimmung zu finden? Was ist das lebendige Wasser in der Wüste? Da ist auch Wissen der Eltern gefragt. 

Mich selbst hat Theos Reise begeistert, was vor allem an den liebevollen Zeichnungen lag. Die Symbolik in vielen beschriebenen Szenen lohnt es, ergründet zu werden, denn gerade das macht "Theo Thede" zu einem anspruchsvollen Kinderbuch. 

 



Was die Frage der Bestimmung und den Begabungen angeht, hatte ich zunächst ein bisschen Schwierigkeiten (dieser Artikel gibt Aufschluss darüber, weshalb). Doch nachdem ich länger darüber nachdachte, war klar, dass Theo ebenfalls nie daran dachte, etwas Großes, Weltbewegendes auf die Beine zu stellen. Dass es sich später so entwickelt, ist einzig seiner auf den ersten Blick "banalen" Freude zu verdanken, etwas wachsen zu lassen. Mithilfe des Hirten und dem Buch, das dieser ihm als Ratgeber mit auf den Weg gibt, gelingt es Theo, Großes zu bewegen. Er schließt Freundschaft mit dem fremden Mädchen Marie und kann gemeinsam mit ihr noch Größeres bewirken. All das ergibt sich erst im Laufe seiner Reise. 

Genauso ist es auch im richtigen Leben: Gemeinsam ist man stärker und kommt zum Ziel. Vielleicht nicht auf geradem Weg, aber wenn man unbeirrt bleibt und sich von Rückschlägen nicht entmutigen lässt so wie Theo, dann hat jeder etwas von dem, weswegen man auf der Erde ist. Mit Leistung hat es nichts zu tun, wie das schöne, altbekannte Beispiel am Anfang des Buches zeigt, als es um die Versetzung in die nächste Klasse geht. Da taten mir alle leid, die keine Affen waren - sie bleiben buchstäblich sitzen und haben keine Chance auf ein Vorwärtskommen, obwohl sie ihr Bestes gegeben haben, der Aufgabe zu entsprechen. 

Nein, das, was man gut kann, ist es, was dich und andere weiterbringt. 

Theos Botschaft finde ich sehr wichtig. Ich werde das Buch allein schon wegen dem schönen Einband und der Zeichnungen in Ehren halten und auch gern verleihen. 

Zu beziehen ist das Buch direkt bei Entfalt-Media oder über den Buchhandel. Eine klare Empfehlung für Geburtstage und Weihnachten!

 

Bewertung: 💫💫💫💫💫

 

Dienstag, 20. September 2022

Queen Elizabeth und ich...

 ...haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Ich bin nicht einmal Fan der königlichen britischen Familie und interessiere mich weder für ihre Skandälchen noch für einen Prinzen. Der trotz ihrer 96 Jahre doch relativ unerwartete Tod der Queen am 8. September hat mich dennoch erschüttert. Tatsächlich habe ich am nächsten Tag auch ein bisschen geweint und getrauert, als ich es habe sacken lassen. 

 

 

Warum mich ihr Tod so traurig gemacht hat, konnte ich nicht einmal genau sagen. Viele, die wie ich nicht britisch, extrem anglophil und / oder Fans der Monarchenfamilie sind, meinen, es läge daran, dass sie eben immer da war. Man kennt es nicht anders, und das ist ungewohnt und verursacht Unbehagen. Auch auf nichtbritischem Boden. Sicher mit ein Grund. Siebzig Jahre als Staatsoberhaupt sind eine lange Zeit. Aber ich fand noch einen zweiten Grund, der für mich persönlich mehr Gewicht hat. Obwohl ich wie erwähnt kein Fan bin, mochte ich die Queen und ihren verstorbenen Ehemann Prinz Philip schon zu deren Lebzeiten, wobei Prinz Philip mit seinem skurrilen Humor, der oft politisch unkorrekt gefärbt war (vermutlich ohne böse Absicht), noch einen Tick cooler wirkte als Elizabeth. 

Während seiner Beisetzung unter Corona-Auflagen letztes Jahr sah man die Queen ganz allein in der Loge sitzen, und ich dachte mir, dass - obwohl man ihr von außen nichts anmerkte - sie ihn bestimmt sehr vermissen wird. Er war derjenige, der alles mit ihr geteilt hat, buchstäblich immer hinter ihr stand und sie zum Lachen gebracht hat. Diese unverbrüchliche Treue und Liebe waren etwas, das mich sehr beeindruckt hat. Man stellt sich die Engländer immer ziemlich distanziert vor, und als Königin und Prinzgemahl haben Elizabeth und Philip in der Öffentlichkeit ja auch selten bis nie Gefühle gezeigt. Trotzdem hatten sie wohl viele gemeinsame Interessen (z.B. Dudelsackklänge, Hunde und Reiten) und waren ein eingespieltes Team, das viel gemeinsam erlebt und gemeistert hat.

 


Und was vielleicht am wichtigsten ist: Sie nahmen sich selbst nicht so ernst oder wichtig wie andere Königsmitglieder, die durch die Regenbogenpresse geistern. 

Was nicht das Verdienst der Queen schmälert, mit ganzer Kraft ihrem Volk gedient zu haben. Irgendwie scheint sie jeden angesprochen zu haben, von Working Class bis Upper Class, selbst im nun bröckelnden Commonwealth hatte sie Respekt, und sie hat es schon als junges Mädchen vor ihrer Zeit als Regentin verstanden, den Briten in Krisenzeiten Mut zu machen. Davon sollten sich die Politiker mal eine Scheibe abschneiden, die aktuell die schlimmsten Horrorszenarien orakeln. 

Es lag wohl an ihrem Glauben, dass Queen Elizabeth eine so imponierende und würdevolle Persönlichkeit war, die zwar nie Interviews gab, aber immer für Versöhnung, Zusammenhalt und Unerschütterlichkeit stand. Ein Fotograf meinte, sie habe von innen heraus gestrahlt und jeden Raum erhellt, den sie betreten hat. Menschen wie sie werden fehlen in zukünftigen Generationen. Menschen, die tatkräftig und entschlossen sind und dabei warmherzig, freundlich, demütig und humorvoll bleiben. Ganz ehrlich, ich gebe es zu: viel wusste ich nicht über diese kleine große Frau, bis ich ein paar Dokumentationen anlässlich ihres Todes gesehen habe, nach denen ich das Bedürfnis hatte, mich voller Sympathie und in stiller Ehrfurcht zu verneigen. 



Für meine Tränen habe ich mich nicht geschämt, nachdem mir klar wurde, dass es so bald keine zweite Queen mehr geben wird - eine Queen, die mir trotz ihrer anerzogenen Etikette zutiefst mütterlich und menschlich erschien und das Beste aus ihrem Monarchendasein gemacht hat. 

Und wie Paddingtonbär möchte ich sagen: "Thank you, Ma'am. For everything."

 







Donnerstag, 15. September 2022

Milan ~ eine Leseprobe

Eine meiner ersten Geschichten war "Milan", welche die Beziehung zwischen einem erfolgreichen Theaterregisseur und seiner wesentlichen jüngeren Partnerin beleuchtet.
Sie ist ein wenig bis ziemlich altmodisch, da sie in den 1970er angesiedelt ist; ein Jahrzehnt, in dem Frauen erstmals gegen ihre Rolle als Vollzeit-Mama und Hausfrau aufbegehrten, Selbstverwirklichung suchten und die erste Ausgabe der "Emma" erschien. Und weil die Erzählerin alles andere ist als selbstbewusst. In ihren frühen Zwanzigern, macht sie sich viele Gedanken und lernt mit Milan, ihre traumatische Kindheit aufzuarbeiten. Die beiden haben ein recht ambivalentes Verhältnis; sie ist nicht einmal sicher, ob sie ihn liebt oder nur braucht, um sich weiterzuentwickeln auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Was sie über sich und Milan herausfindet, lässt sie weitere Schritte gehen, die sie zu Beginn ihrer Beziehung nicht gewagt hätte.
 
 

 


Obwohl "Milan" mit 236 Seiten eher eine Kurzgeschichte ist, erlebt die Ich-Erzählerin Höhen und Tiefen an der Seite ihres rätselhaften, aber unerschütterlichen Liebhabers und Mentors.

Hier kommt die Leseprobe (diesmal ohne Jump Break, da sie relativ kurz ist). Für moderne Ohren klingt sie wahrscheinlich ein bisschen sexistisch von Milans Seite und blondchen-naiv von Seiten der jungen Frau. Doch ich versichere, zumindest Milan ist nicht so, wie es scheint.


***


Er bleibt immer ein Rätsel, er hat keine Geschichte in dem Sinn wie ich eine habe, ich glaube, niemand kennt ihn wirklich, nicht einmal Maria. Die Sache mit Frederic ist alles, was ich von ihm weiß, wirklich weiß, alles andere haben Leute zusammengedichtet, die ihm nur flüchtig auf der Straße begegnet sind, die ein liebenswürdiges Grüß Gott mit ihm gewechselt haben, um sich hinterher verstohlen anzuschubsen: War das nicht-?

Ich kenne weder seine Vergangenheit noch seine Ziele, vermuten kann ich viel, aber die führen nicht zum gegenseitigen Verständnis, wahrscheinlich versteht keiner von uns beiden den anderen, wobei Milan der größere Heuchler ist. Ich gebe mir schon gar keine Mühe mehr, ihn zu verstehen. Doch ich will wissen, warum er mich fesselt, und was würde ich tun, falls er mich gehen lässt. Bin ich nicht im Gegenteil froh darüber, von ihm beherrscht zu werden? Jemanden zu haben, der über einen wacht, der aufpasst, dass man keine Fehler macht, und wenn doch, einen tröstet in der Not? Muss jede Beziehung nicht darauf hin wachsen, nicht umsonst heißt es in der Bibel "Die Frau sei dem Mann Untertan". Oder ist es altmodisch, deute ich es falsch? Wie denkt Milan darüber? Bei nächster Gelegenheit werde ich ihn fragen.

Milan: Wie kommst du jetzt wieder darauf, ich habe jetzt wirklich keine Zeit, ich muss dieses Buch zu Ende schreiben, vielleicht ein andermal -
Ich: Aber es steht dort ganz klar, dass die Frau sich dem Mann unterordnen soll. Ich kann das einfach nicht glauben, gerade in unserer Zeit -
Milan: Meinetwegen schließ dich der Frauenbewegung an.
Ich: Das ist nicht, worauf ich hinauswollte; ist es zuviel verlangt, zu fragen, was du davon hältst?
Milan: Der liebe Gott wird seine Gründe gehabt haben, dieses Gesetz zu erlassen. Ich maße mir nicht an, klüger zu sein als Gott.
Ich: Also hat es noch Gültigkeit für dich?
Milan: Du musst zugeben, es ist kein schlechtes Gesetz für die Männer. Es würde mich interessieren, warum dich das beschäftigt.
Ich: Ich habe viel Zeit, viel mehr als ich bräuchte, da ist es mir doch wohl erlaubt, mich mit unnützen Dingen zu befassen.
Milan: Wer spricht denn von unnützen Dingen, ich finde es gut, dass du dir Gedanken machst, aber musst du ausgerechnet jetzt darüber debattieren?
Ich: Willst du mich behalten?
Milan: Ich halte dich nicht. Ich halte niemanden.
Ich: Dann lasse ich mich halten von dir.
Milan: So wird es wohl sein.

Was ist so schlimm daran, Geborgenheit zu suchen, ist es verachtenswert, sich auf andere zu stützen, schwach zu sein, manchmal still in den Armen des anderen zu weinen, sei es aus Freude oder Unglück. Ich schäme mich nicht mehr meiner Tränen, er nimmt sie gelassen hin, doch begreift sie nicht, er ist eben anders. Unsere Gespräche bringen mich fast immer zum Weinen, ich weine mit oder ohne Tränen, doch jedes Mal enden sie schmerzlich, jedes Mal lässt er mich in eine Leere fallen, aus der es kein Entrinnen gibt. Doch ich will nicht ungerecht sein, denn er ist der einzige, dem ich alles anvertraue, niemandem sonst könnte ich erzählen, was ich ihm erzählt habe, und von niemandem sonst könnte ich mich ohne Vorbehalte berühren lassen.


xxolaxx / Pixabay

Freitag, 19. August 2022

Leseprobe "Ein Spiel zu viel" (III)

 Manchmal gönne ich mir den Spaß und lese in meine eigenen Bücher rein. Viele davon sind nun nicht mehr ganz taufrisch, und trotzdem gefallen mir meine Geschichten en gros noch immer. 

"Ein Spiel zu viel" ist kein einfaches Buch. Es geht um Eifersucht, Verlustangst, das Verselbständigen einer Gruppendynamik und um einen Vater und seinen Adoptivsohn, die nach Jahren wieder aufeinandertreffen - der Vater Raphael Blake dabei ohne Ahnung, dass es sich um seinen unangepassten, ein wenig psychotischen Sohn handelt, der diesen durch eine Verkettung von Umständen wiedersieht und der mittlerweile als Theaterschauspieler ein Pseudonym angenommen hat. 



Bei der Einordnung des Genres habe ich mich seinerzeit etwas schwergetan. Es ist am ehesten vermutlich ein historischer Psycho-Thriller der unblutigen Art, in dem fünf junge Schauspieler einen Trip nach Sherborne im Südosten des Landes machen, wobei Irving Van Sander, der "Anführer" der Clique, damit eine recht perfide Absicht hegt. Der "Landurlaub" stellt sich als wenig erholsam für alle Beteiligten heraus, denn Irving sinnt auf Rache für seinen Liebhaber Galen und fürchtet zugleich, ihn an Raphael Blake zu verlieren. 

Von Blakes leiblichem Sohn Zachary, der seinen verschollenen Bruder aus Gründen schon lange sucht, erfuhr Irving, dass Galen dessen Adoptivsohn war und von Blakes Frau misshandelt und verstoßen wurde. Blake selbst glaubt, er sei tot.

Das Cover hat sich mittlerweile geändert und sieht so aus: *Klick*

Hier kommt die Leseprobe, in der Raphael zum ersten Mal vage dämmert, wen er möglicherweise als Gast bei sich aufgenommen hat. 

Sonntag, 14. August 2022

Eine Biografie von Francis und Eugene "Florey" Fairlight aus meinem Roman Fairlight.

 Viele Autoren geben ihren Charakteren eine Biografie, bevor sie beginnen, die Handlung weiterzuentwickeln. Manche machen sich akribisch Angaben zu Herkunft, Größe und Aussehen der Protagonisten, was bisweilen hilft, keine Widersprüchlichkeiten über das Äußere der Figur im Manuskript niederzuschreiben (schon oft gelesen, dass aus grünen Augen auf einmal blaue wurden?). Ganz so gründlich bin ich nie gewesen, doch auch ich habe eine genaue Vorstellung davon, wie meine Figuren aussehen und woher sie stammen.

 In meinen gebundenen Manuskripten mit der Rohfassung finden sich einige Skizzen, meist von meiner Schwester angefertigt, die meinen Geschmack und meine Interessen auf vielen Gebieten teilt. Ich war etwas gerührt, als ich neulich "Fairlight" durchgeblättert habe und dort diese Zeichnung auf der ersten Seite fand. Nicht nur optisch sind die beiden jungen Männer perfekt eingefangen, auch ihr jeweiliger Charakter und ihr Temperament kommen fantastisch zur Geltung.


Francis und Florey, ©Nikky Wirth


Francis, der ältere, ist mit Anfang Dreißig ein Zyniker; eine Eigenart, die sich mit der Teilnahme als Soldat im Ersten Weltkrieg wohl verstärkt hat. Er gibt sich Fremden gegenüber unnahbar, fast feindselig, ist aber impulsiv und vor allem besitzergreifend in Bezug auf seinen jüngeren Bruder Eugene, als dessen Beschützer er sich nicht nur gefällt, sondern diesen Schutz auch als Notwendigkeit sieht. Denn Florey ist nicht "normal". Schon als Junge fällt er durch Pyromanie und paranoides Verhalten auf, das später von den zufällig auf Fairlight House gestrandeten Medizinern als Schizophrenie diagnostiziert wird. 

Beide sind nicht die biologischen Söhne von Chester Fairlight, der mit zwei weiteren Söhnen auf dem großen Anwesen lebt, doch ihre Herkunft bleibt lange Zeit im Dunkeln. Florey lernt erst spät die englische Sprache, und auch Francis spricht sie als Jugendlicher nur gebrochen. Innerhalb der Familie lösen die Exoten seit ihrer rätselhaften Ankunft zwiespältige Gefühle aus - vor allem der unberechenbare und doch weltfremde Florey muss viel einstecken, sowohl vom Alten als auch von den Geschwistern. Mit Neunzehn ist er eigentlich bereits erwachsen, aber häufig handelt er wie ein Kind, das keine Regeln kennt. Austeilen kann er auch und ist sich seines Status als gutsituierter Fairlight-Spross besonders im Umgang mit den Dienstboten wohlbewusst. Doch seine Arroganz resultiert aus Unsicherheit und der Tatsache, dass er auf Fairlight keine Zuneigung erfährt außer der von Francis. Und die ist nicht immer rein brüderlich und manchmal ziemlich anstrengend. Allerdings vergöttert Florey seinen launischen Bruder trotz dessen Fehler und der mitunter derben Art, die in Sekundenschnelle zu fast zärtlichen Liebesbekundungen wechseln kann.


Aleviva-Medien / Pixabay

Auch wenn Francis bei einigen Lesern und Leserinnen Unverständnis weckt, war er mir beim Schreiben am nächsten. Ich mochte ihn von Anfang an, eine seit früher Kindheit gebrochene Seele, deren Gefühle sich nicht steuern lassen und in manchen Szenen hochgehen wie eine Granate (der etwas unglückliche Vergleich vor dem Hintergrund des Krieges sei mir verziehen). Mir gefallen störrische Figuren wie er, die im tiefsten Inneren ein weicheres Herz haben, als sie es vor anderen zuzugeben bereit sind.

Wer mehr über die beiden erfahren möchte, kann sich das Buch als Print oder Ebook bei Amazon bestellen.



Samstag, 13. August 2022

"Wiedersehen in Hannesford Court" ~ Martin Davies

Selten, dass ich einen Roman lese, der, mal wieder als "typisch britisch" beschrieben, mich dermaßen im Dunkeln gelassen hat, dass ich das Buch leicht verärgert zugeschlagen habe. Vielleicht war aber das, was im Klappentext stand, gar nicht das Wesentliche, sondern die Tatsache, dass es eine Vorgeschichte dazu gibt, in der sämtliche Figuren Mitwisser sind außer dem Protagonisten. Dann hätte der Plot bedingt etwas wahrlich Raffiniertes.



 

Inhalt: England, 1919: Captain Tom Allen, ein Freund der Familie Stanbury, kehrt aus dem Krieg zurück und erhält eine Einladung nach deren Anwesen Hannesford Court in Devon, um dort den Jahreswechsel zu feiern. Er erhält außerdem einen Brief von Freddie Masters, ebenfalls ein Freund der Familie, in dem er gebeten wird, den Tod des deutschen Professors Schmidt genauer zu untersuchen, der sich kurz vor Ausbruch des Krieges während des Rosenballs der Stanburys ereignet hat. Auch die Gesellschafterin Anne Gregory trifft dort ein, die Tom in die delikate Natur seiner Mission einweiht. Der Besuch weckt viele Erinnerungen, viele unausgesprochene Gefühle und Dinge, die man den gutbetuchten und distinguierten Stanburys nicht zugetraut hätte... und dann muss Tom auch noch einen Nachruf auf Harry beim Gedenkgottesdienst zum besten geben, obwohl er den ältesten Stanbury-Sohn kaum kannte.

 

Alice_Alphabet / Pixabay

Meinung: Erzählt wird die Geschichte abwechselnd von Tom Allen und Anne Gregory, was ich bisweilen ein bisschen irritierend fand. Auch mit den Zeitabschnitten bin ich nicht so ganz klar gekommen - was war Pre-WW1 und was Post-WW1, welches Ereignis dazwischen. Um das zu unterscheiden, muss man wohl ziemlich flott und aufmerksam sein beim Lesen, und ganz ehrlich, ich war es nicht wirklich, dazu war mir das Ganze zu viel Geplätscher mit Bällen, Jagdausflügen und Müßiggang der Reichen. 

Das Buch ist trotzdem recht unterhaltsam geschrieben, auch die Stanburys und die Schrecken des "Great War" sind gut dargestellt. Sympathisch war mir indes niemand; nicht der gutmütige Tom, nicht die scheinbar unscheinbare Anne, und schon gar nicht die Familie Stanbury. 

Überhaupt, die Verwandtschaftsverhältnisse und Geklüngel waren - nach alter englischer Tradition - ziemlich verzwickt, am Ende dann aber schlüssig. Vielleicht war die Aufforderung Freddie Masters', den Tod des Professors aufzuklären, nur ein Vorwand, denn ich war, was das betraf, nicht schlauer als am Anfang. Ansonsten gab es wenig Überraschungen: den verbitterten jüngeren Sohn, der nun das Anwesen erben wird und es dabei abgrundtief hasst, ihm gegenüber die unwiderstehlichen Geschwister, die jeden um den Finger wickeln und von denen der gefallene Bruder nun in den Heldenstatus gehoben wird. Ich fand das ein bisschen zu konstruiert, zu flach. Zumal Harry, um den es in der Hauptsache geht, als nur Nebenfigur auftaucht und für den Leser kaum greifbar wird. Ich glaube, er spricht nicht einmal einen einzigen Satz. Das war schade, weil ich gerne mehr über ihn gewusst hätte, dem geborenen Siegertypen, der Schwierigkeiten gekonnt umschifft und in der Regel charmant, aber auch entschlossen seine Ziele erreicht. 

Psychologisch betrachtet, ist der Roman nicht uninteressant, und auch geschichtlich hat er mich überzeugt. Allerdings waren in der Geschichte zu viele angefangene Fäden, die ich gern zu Ende gesponnen gesehen / gelesen hätte. 

 

Bewertung: 💫💫💫


Sonntag, 7. August 2022

A walk down memory lane - die Gartenstadt.

 ... sagt der Engländer, wenn er sich auf die Spuren der eigenen Vergangenheit bzw. Kindheit begibt. Und genau das habe ich getan. Wortwörtlich. Nicht, dass ich nicht öfter in Stadtvierteln unterwegs bin, zu denen ich liebevolle Erinnerungen knüpfe. Aber irgendwie führten mich meine Schritte an diesem faulen, heißen Sonntagmorgen in die sogenannte Gartenstadt, obwohl ich eigentlich woanders hinwollte. Und mit einem Hauch von Wehmut habe ich festgestellt, dass in dieser Gegend ein bisschen die Zeit stehengeblieben ist.


Detail eines alten Brunnens

 

Uralte Sandsteingemäuer, Einfamilienhäuser mit 1960er- und 1970er Jahre-Flair und enge, altmodische "Schleichwege" zwischen den Häusern und Spielplätzen lassen das Viertel anders wirken als die übrigen Gebiete der Stadt. Heimeliger und sicher. Fast wie aus der Zeit gefallen. Ein wenig wie früher, als ich mich mit meinen Freundinnen dort verabredet hatte. Viele von ihnen wohnten nämlich in der Gartenstadt (wofür ich sie gelegentlich beneidete, obwohl wir auch ein großes Grundstück mit Garten hatten). Und merkwürdigerweise hat vieles auch noch denselben Charme. Bisher wurde die Gegend von den Bausünden der 2000er Jahre verschont.


Schee, gell?

 

Natürlich gibt es hier und da auch Neuerungen, die in einer so altmodischen Umgebung dann aber auch erstaunlich massiv und störend ins Auge fallen. Etwa ein kastenförmiger Anbau des kleinen Häuschens von Bekannten, von dessen Interieur ich als Kind entzückt war (ich weiß noch, dass es eine Art eingerahmtes Podest im Wohnzimmer gab, wo gelegentlich Kaffee im kleinen Kreis getrunken wurde). Manchmal würde ich die Häuser meiner inzwischen erwachsenen Freundinnen gern wieder besuchen. Die meisten wohnen allerdings nicht mehr hier, und vielleicht sind auch deren Familien weggezogen, wenngleich ich den Vater einer Freundin noch ab und zu in der Stadt radeln sehe. 

Attraktiv ist die Gartenstadt vermutlich nicht mehr wirklich in ihrer Stetigkeit, die viele vermutlich als spießig bezeichnen würden. Außerdem liegt sie ziemlich steil am Hügel mit teilweise langen Haustreppen und bietet wenig Wohnraum, dafür mehr Grünflächen, mit denen der moderne Mensch nicht mehr viel anfangen kann oder will. 




In meinem Viertel wohnen mittlerweile sehr viele Migrantenfamilien, was vielleicht auch einer von mehreren Gründen dafür ist, dass ein hässlicher Betonklotz nach dem anderen hochgezogen und das, was ich von früher kannte, plattgemacht wird. Alles sieht seelenlos und grau aus - kein Vergleich mit den schnuckeligen Häusern und dem ewigen Hinterhofcharme der Gartenstadt. Ich hoffe, dass das dort noch lange so bleibt.



Dienstag, 19. Juli 2022

Hitze oder "Schaukelsommer"? Lasst uns mal übers Wetter sprechen.

 Bestimmt bekommt es jede/r mit, der Nachrichten hört und Social Media nutzt: Der Sommer wird zur unberechenbaren Bedrohung. Und ich frage mich, warum eigentlich. Hat Panikpapst Karl L. nach Corona nun auch das Klimazepter übernommen? Wird nach dem Virus nun auch die Sonne die Menschheit nach und nach dezimieren? Gibt es eine Spritze dagegen? 

Spaß beiseite. Mal als "Hitzewelle" und dann wieder als "Schaukelsommer" tituliert, macht man aus den heißen Tagen im Jahr meines Erachtens eine größere Katastrophe, als sie ist. Heiße, trockene Sommer gab es nämlich bereits vor hundert Jahren. Der heißeste wurde - wenn meine Quelle aus den Radionachrichten stimmt - in den 1940er Jahren gemessen.

 

NickyPe / Pixabay


Ganz klar, der Klimawandel ist da und nicht zu verharmlosen (genau wie Corona auch, von der jetzt trotz steigender Inzidenz kein (Medien-)Mensch mehr spricht). Aber das wusste man bereits vor vierzig Jahren, wobei ich hier nur einen Beweis anführen möchte, der im folgenden Song von 1983 auftritt. Ich kenne die politische Gesinnung von Peter Schilling nicht, doch damals demonstrierten nicht nur die Grünen für einen sensibleren Umgang mit der Erde. Viel gebracht hat es leider nicht, und irgendwann geriet das Ansinnen einiger "Ökofreaks" in Vergessenheit, bis Greta Thunberg auftauchte.





 Es ist wichtig, dass das Bewusstsein (erneut) geschärft wird für das, was rund um den Globus geschieht: Naturkatastrophen, Gletscherschmelze, Regenwaldrodung. Denn all diese Dinge holen uns ein, wenn sich nichts ändert. Da ist nicht nur die Politik zum Handeln aufgefordert, sondern jeder Einzelne. Gerade darum finde ich, ist es mit rotblinkenden Hitzewarnungen auf Smartphonedisplays nicht getan. Der Hitze kann man ein Schnippchen schlagen, wenn man ausreichend Wasser trinkt, sich am besten im Schatten oder in der verdunkelten Wohnung aufhält und nicht ständig darüber lamentiert. Der nächste Regen kommt bestimmt... oder doch nicht? Keiner weiß es so genau, und genau hier hakt es auch. Ich weiß es auch nicht. Ein Patentrezept dafür, wie man die Entwicklung aufhält, gibt es nicht. Und selbst wenn, so bezweifle ich, dass es praktisch durchführbar wäre. Man müsste auf so vieles verzichten. Vielleicht sogar das Internet runterfahren - was für ein Jammer! Die gesamte Weltwirtschaft läge brach, und das wäre nur die Spitze des Eisbergs, um beim Thema zu bleiben.


jasongillman / Pixabay


Eines ist klar: der Klimawandel (den es übrigens immer gab - man denke an die verheerende Eiszeit) ist uns Menschen gefährlich, nicht aber der Natur. Die überlebt und regeneriert. Der Natur sind wir Menschen piepegal. Wenn wir uns für die Umwelt einsetzen, dann tun wir das letztendlich für uns. Daher sollte jeder überlegen, wie er in kleinen Schritten anfängt, weniger Müll zu produzieren, weniger Wasser und Strom zu verbrauchen (sehr aktuell auch durch den Ukrainekrieg) und auf Dinge verzichten, die nicht wirklich sein müssen. Warum das so schwer ist, verstehe ich irgendwie nicht. 

Na gut, es gibt vieles, was ich nicht verstehe. Auch die Panik vor dem Sommer nicht. Ich liebe heiße, träge Sommertage seit meiner Kindheit und kann mich an "schlimmere" erinnern. Mit vernünftigen Maßnahmen und Einschränkungen sollte ein Sommer mit weit über 30°C keine lebensbedrohliche Situation sein, und sie ist es auch nicht. Vielleicht liegt es eher daran, dass immer mehr Menschen - und nicht nur ältere - medizinisch "überversorgt" sind, so dass der Körper mit kleineren Anstrengungen nicht mehr Schritt halten kann. Und dass sich viele der Natur hilflos ausgeliefert fühlen, statt sich als Teil von ihr zu sehen. Vielleicht eine gewagte These, aber zum Nachdenken auf jeden Fall nicht aus der Luft gegriffen (huch, ich mag meine pfiffigen Wortspiele).

In diesem Sinn nehme ich jetzt ein kühles Fußbad.