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Sonntag, 14. August 2022

Eine Biografie von Francis und Eugene "Florey" Fairlight aus meinem Roman Fairlight.

 Viele Autoren geben ihren Charakteren eine Biografie, bevor sie beginnen, die Handlung weiterzuentwickeln. Manche machen sich akribisch Angaben zu Herkunft, Größe und Aussehen der Protagonisten, was bisweilen hilft, keine Widersprüchlichkeiten über das Äußere der Figur im Manuskript niederzuschreiben (schon oft gelesen, dass aus grünen Augen auf einmal blaue wurden?). Ganz so gründlich bin ich nie gewesen, doch auch ich habe eine genaue Vorstellung davon, wie meine Figuren aussehen und woher sie stammen.

 In meinen gebundenen Manuskripten mit der Rohfassung finden sich einige Skizzen, meist von meiner Schwester angefertigt, die meinen Geschmack und meine Interessen auf vielen Gebieten teilt. Ich war etwas gerührt, als ich neulich "Fairlight" durchgeblättert habe und dort diese Zeichnung auf der ersten Seite fand. Nicht nur optisch sind die beiden jungen Männer perfekt eingefangen, auch ihr jeweiliger Charakter und ihr Temperament kommen fantastisch zur Geltung.


Francis und Florey, ©Nikky Wirth


Francis, der ältere, ist mit Anfang Dreißig ein Zyniker; eine Eigenart, die sich mit der Teilnahme als Soldat im Ersten Weltkrieg wohl verstärkt hat. Er gibt sich Fremden gegenüber unnahbar, fast feindselig, ist aber impulsiv und vor allem besitzergreifend in Bezug auf seinen jüngeren Bruder Eugene, als dessen Beschützer er sich nicht nur gefällt, sondern diesen Schutz auch als Notwendigkeit sieht. Denn Florey ist nicht "normal". Schon als Junge fällt er durch Pyromanie und paranoides Verhalten auf, das später von den zufällig auf Fairlight House gestrandeten Medizinern als Schizophrenie diagnostiziert wird. 

Beide sind nicht die biologischen Söhne von Chester Fairlight, der mit zwei weiteren Söhnen auf dem großen Anwesen lebt, doch ihre Herkunft bleibt lange Zeit im Dunkeln. Florey lernt erst spät die englische Sprache, und auch Francis spricht sie als Jugendlicher nur gebrochen. Innerhalb der Familie lösen die Exoten seit ihrer rätselhaften Ankunft zwiespältige Gefühle aus - vor allem der unberechenbare und doch weltfremde Florey muss viel einstecken, sowohl vom Alten als auch von den Geschwistern. Mit Neunzehn ist er eigentlich bereits erwachsen, aber häufig handelt er wie ein Kind, das keine Regeln kennt. Austeilen kann er auch und ist sich seines Status als gutsituierter Fairlight-Spross besonders im Umgang mit den Dienstboten wohlbewusst. Doch seine Arroganz resultiert aus Unsicherheit und der Tatsache, dass er auf Fairlight keine Zuneigung erfährt außer der von Francis. Und die ist nicht immer rein brüderlich und manchmal ziemlich anstrengend. Allerdings vergöttert Florey seinen launischen Bruder trotz dessen Fehler und der mitunter derben Art, die in Sekundenschnelle zu fast zärtlichen Liebesbekundungen wechseln kann.


Aleviva-Medien / Pixabay

Auch wenn Francis bei einigen Lesern und Leserinnen Unverständnis weckt, war er mir beim Schreiben am nächsten. Ich mochte ihn von Anfang an, eine seit früher Kindheit gebrochene Seele, deren Gefühle sich nicht steuern lassen und in manchen Szenen hochgehen wie eine Granate (der etwas unglückliche Vergleich vor dem Hintergrund des Krieges sei mir verziehen). Mir gefallen störrische Figuren wie er, die im tiefsten Inneren ein weicheres Herz haben, als sie es vor anderen zuzugeben bereit sind.

Wer mehr über die beiden erfahren möchte, kann sich das Buch als Print oder Ebook bei Amazon bestellen.



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