Translate

Mittwoch, 7. Dezember 2022

Adventszeit ~ auch für Erwachsene relevant.

 Man sagt ja, dass die Vorweihnachtszeit so ziemlich die stressigste des Jahres ist. Früher, als wir noch unser Einzelhandelsgeschäft hatten, hätte ich das mit voller Überzeugung unterschreiben können. Jetzt sehe ich das ein wenig anders. "Advent" heißt Ankunft und bedeutet warten und ist daher schon vom Wortstamm her alles andere als hektisch.

 

Zum besseren Lesen anklicken!

 

Warten tun gläubige Menschen auf die Ankunft von Jesus, der in die Welt kam, um sie zu retten. Ob das am 24. Dezember war oder irgendwann im Sommer oder Herbst, ist eigentlich schnurz. Hauptsache, er ist gekommen. Und um das zu feiern, wartet man gern. Ich kann mich auch erinnern, dass ich als Kind immer eine gewisse Feierlichkeit zusätzlich zur Vorfreude auf die Geschenke empfunden habe. Vielleicht weil mir schon damals die Einmaligkeit und das Wunder des Ereignisses bewusst war. 

Gesungen wurde ebenfalls bei uns und in der Grundschule vor den Weihnachtsferien - wobei ich die typischen, getragenen Adventslieder wie "Es kommt ein Schiff geladen" oder "Maria durch ein Dornwald ging" nie so wirklich mochte. Aber immer war da dieses Gefühl, dass etwas Besonderes bevorsteht. Meine Freude war nicht nur die auf Geschenke oder einen Abend mit der gesamten Familie, die in vorgetäuschter Eintracht zusammen im nach Tannennadeln und Kerzen duftenden Wohnzimmer sitzt.

Um das Gefühl ein bisschen zurückzuholen, habe ich mir seit einiger Zeit vorgenommen, den Advent wörtlich zu nehmen und zu warten und in den Wochen vor Weihnachten tatsächlich zur Besinnlichkeit bzw. Besinnung zu kommen. Ein bisschen dekorieren gehört auch dazu. Nicht mehr so üppig und glitzernd wie zu Ladenzeiten, aber doch genug, um mich in Stimmung zu bringen. 

 

Haiiiiyaaah! Dir teig ich's!

 

Glücklicherweise habe ich den Stress nicht mehr, der mich früher im Dezember im Karree hat springen lassen. Das, was man als obligat zu Weihnachten versteht, wie z.B. Kekse backen, mache ich in aller Ruhe mit meiner Lieblingsmusik im Ohr und plane dafür mindestens einen Nachmittag ein. Auf diese Weise habe ich richtig Spaß dabei, und die Familie ist begeistert von meinen knusprig-krossen Dinkelplätzchen, von denen ich gewiss nicht die letzte Fuhre gebacken habe. Ein bisschen schade dabei war lediglich, dass ich meine alten Ausstecherformen unauffindbar verlegt habe, unter denen ein Eselchen war, das ich sehr mochte. Aber das Haus verliert nichts. Vermutlich tauchen sie irgendwann im Hochsommer wieder auf...

Dieses Jahr habe ich mir sogar einen hochpreisigen Adventskalender gegönnt bzw. von meiner Tante spendiert bekommen. Das trägt natürlich auch zum klassischen Advents-Feeling bei. In ganz jungen Jahren hatte ich sogar zwei Kalender - den mit Schokolade und einen selbstgebastelten aus Filz, der im Flur hing und mit Leckereien, kleinen Figuren und anderen Kinderkostbarkeiten gefüllt war. Einige davon sitzen noch im Setzkasten. 

Wahrscheinlich haben es Kinder leichter, Vorfreude zu empfinden, weil sie sich um nichts kümmern müssen. Kein Einkaufstress, kein Festessen vorbereiten, sich nicht sorgen, ob alles gut geht an den Feiertagen und es keinen Streit gibt, sondern sich nur verwöhnen lassen und freuen auf eine besondere Zeit. Das sollten Erwachsene doch auch, oder? Denn die haben genauso viel Anteil am Sinn von Advent und Weihnachten wie die Kleinen. 

 

Ist er nicht schön?

 

Was mir in diesem Zusammenhang neben der Freude ebenso wichtig erscheint, ist die Dankbarkeit. Gerade dieses Jahr war für meine Familie und mich nach 2013 kein leichtes, da  etwas sehr Unerwartetes geschah, mit dem man erst mal nicht gerechnet hatte und uns alle total aus der Bahn warf. Trotz der prekären Situation haben wir gemeinsam einen alternativen Weg gefunden, der uns heraushilft aus einer unbestreitbar ernsten Angelegenheit, und dafür sind wir dankbar. Dankbar auch, dass man es erleben darf, wie schön es ist, göttliche Hilfe zu erhalten, wenn man sich keine Sorgen macht oder Angst hat, sondern auf den HErrn vertraut. 

Jetzt klingt der Artikel fast wie das Wort zum Sonntag... Sorry, das war nicht die Absicht. Ich wünsche auf jeden Fall viel Freude und heitere Gelassenheit im Advent und hoffe, das klingt nicht zu fromm oder anbiedernd.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen