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Montag, 25. März 2013

The (dark) Side of the Angels


Auf meinem Bücherforum (nicht meins, aber das, auf dem ich mich häufig aufhalte), haben wir im Smalltalk-Bereich eine interessante Diskussion über die Serie "Sherlock". Gerade rätseln wir darüber, inwieweit Sherlock Holmes und sein "Erzfeind" James Moriarty identisch sind. Leider bin ich kein ausgesprochener Kenner der Bücher, so dass ich nicht weiß,  ob die beiden "Uber-Fans" Steven Moffat und Mark Gatiss bei den vielen Andeutungen die Originalfiguren im Hinterkopf haben, aber es ist schon interessant, darüber ein wenig zu phantasieren. 

 

Giada_jn / Pixabay


Es nervt ja schon manchmal, diese subtilen Wortgefechte zu verfolgen und überflüssigerweise auch zu analysieren (was man als Fan eben so tut), aber es kommt mir schon so vor, dass Moriarty als Spiegelbild Sherlocks angelegt wurde, der zwar genauso launenhaftes Kind sein kann wie Moriarty (großartig in der Rolle: Andrew Scott), aber im Gegensatz zu ihm das Gute will. Trotzdem sind beide besessen von Rätseln und sich nicht nur in dieser Hinsicht ähnlich. Sherlock ist "consulting Detective", während sich Moriarty gern als "consulting Criminal" bezeichnet. Und da schließlich jeder Mensch zwei Seiten hat - die eine mehr oder weniger ausgeprägt -, liegt der Schluss nahe, dass Moriarty Sherlocks böse Seite verkörpert, die unterdrückt bzw. vernichtet werden muss.

Sehr gut zum Ausdruck kommen die Gemeinsamkeiten im mysteriösen Showdown auf dem Krankenhausdach in der "Reichenbach"-Folge, die - wie ich finde - großes Kino ist trotz der markigen Sprüche. Moriarty konfrontiert Sherlock mit seiner "gewöhnlichen" Seite ("You're ordinary. I'm disappointed in you.") und provoziert ihn damit prompt ("I may be on the side of the angels, but don't think for one second that I am one of them."). Auch Sergeant Sally Donovan äußert diesbezüglich häufig im Lauf der Serie Bedenken, nämlich dass Sherlock im tiefsten Inneren ein Psychopath ist. Die sind vermutlich gar nicht so sehr aus der Luft gegriffen, wie man meinen sollte. Langeweile ist ein Motiv, das beide - Sherlock und Moriarty - antreibt und das sie zu Dingen anstiftet, die für Außenstehende unverständlich sind. Und Langeweile kann ein Motivator sein, Schlimmes zu verursachen, ohne die Konsequenzen zu bedenken.

Vielleicht wäre Sherlock gelegentlich ebenso skrupellos wie Moriarty, oder - unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen - der Schurke sitzt nur in seinem Kopf, und Sherlock hat eine verbrecherische Ader und lässt ihr mittels der Fantasiefigur James Moriarty freien Lauf. Andeutungen darüber macht Moriarty genug. Umso tragischer wäre es dann, dass Sherlock springt - denn die Scharfschützen würden folglich ebenfalls nur in seiner Einbildung existieren. Stellt sich die Frage, wie John Watson ihn sehen und sogar von ihm bedroht werden konnte, wenn es wahr wäre und Moriarty tatsächlich Sherlocks Hirngespinst.... und geht Molly Hooper lieber mit dem bösen Buben in Sherlock aus als mit gar keinem? Ist Moriarty Sherlocks imaginärer Feind bzw. das personifizierte Böse in ihm? Fragen über Fragen... Puh, naja. Das ist jetzt mein Hirngespinst, und ich glaube selber nicht wirklich daran. Soweit würden Moffat / Gatiss nicht gehen. Ihre Serie ist schon geheimnisvoll und ominös genug. Komisch nur, dass die Theorie von Moriarty als Sherlocks zweitem Ich sich hartnäckig hält.

Eigentlich ist Andrew Scott ein sehr Netter, glaube ich, der auch Benedict Cumberbatch mag. Aber das ist ja der Vorteil von überzeugenden Filmschurken: privat sind es meist Schmusekätzchen, die keiner Fliege etwas zuleide tun können.

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