I solve crimes and blog about it

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Freitag, 28. März 2025

Adieu, Annchen!

Es ist merkwürdig. Seit Mama nicht mehr da ist, verliert die Welt. Sie verliert nicht nur an Freude und Licht, sondern auch an Menschen, die einen langen Weg in meiner Lebenslinie gegangen sind. Überraschend starb am 19. mein Onkel, der noch im Januar in einem Restaurant mit Geburtstagstafel seinen 90. gefeiert hat - und das relativ rüstig. 

Ich war sehr traurig, als meine Tante am nächsten Morgen anrief, um es uns mitzuteilen. Sie waren 65 Jahre lang verheiratet, eine lange Zeit. Und dann wurde knapp eine Woche später eine Karte bei uns eingeworfen, die mich genauso traurig machte. Sie unterrichtete uns vom Heimgang von Mamas bester und längster Freundin. Das war fast noch surrealer. Und ich habe gemerkt, es tut nicht nur bei den nächsten Verwandten weh. 

 


Annchen war Mama sehr ähnlich in ihrer Art, unkonventionelle Wege zu gehen, und auch in ihrer Herzlichkeit - obwohl sie ursprünglich aus Norddeutschland kommt. Sie und ihr Mann Peter sind mit Mama und Papa jahrelang gewandert, waren auf diversen Friedensbewegungen und haben sich einfach gut verstanden. Ich erinnere mich an eine gemeinsame Wanderung mit ihrem Sohn Martin, in den ich ein bisschen verliebt war und der leider früh verstorben ist. Oder an ein Open Air-Konzert in Ulm, das meine Schwester und ich mit ihrem jüngsten Sohn Achim und dessen Kumpel besuchten. 

Vermutlich wissen es nur noch wenige, doch aufgrund ihrer Initiative wurde das "Bücherland", der hiesige Buchladen, Anfang der 1980er Jahre ins Leben gerufen. Literatur war ein Steckenpferd von ihr. Sie recherchiert zu dem Findling Kaspar Hauser, der "ihr fünftes Kind" wird. In einem Briefroman beschreibt sie ihre Nachforschungen zu Kaspar, und wird auf viele Vorträge zu dem Thema eingeladen.

Im Sommer waren wir manchmal eingeladen auf ihrem idyllischen Grundstück im Grünen, das sich einige Kilometer entfernt von der Stadt befindet, in der sie wohnten, und in dem sie sich ein bisschen wie im Paradies fühlen konnten, da es weit abseits von weiteren menschlichen Behausungen lag. Da gab es auch Kaulquappen, deren Entwicklung zu winzigen Fröschen wir beobachtet haben, wo wir Erbsen auspuhlten, und wo wir durch die Gegend gestreift sind. All das hat einen nostalgischen Rotgelb-Filter, wenn ich es nun Revue passieren lasse. 

Letztes Jahr kurz vor Weihnachten rief mich Annchen an, um mir mitzuteilen, wie sehr ihr mein Buch "Shalom Mamele" gefallen hat, das ich ihr im Frühjahr überreicht habe, und wie gut und lebendig ich Mama beschrieben habe. "Genauso war sie!" sagte sie mir, und ich habe mich so sehr gefreut. Manche andere Freundinnen waren nämlich überrascht von meinem Buch und meinten, sie hätten Mama nicht ganz so erlebt. Das zeigt vielleicht, wie eng die beiden befreundet waren, und vor allem, wie lang. Annchen und Mama hatten viele gemeinsame Interessen, z.B. die Naturapotheke Gottes. Das Buch nach Maria Treben lag stets griffbereit auf ihrem Wohnzimmertisch, und auch bei Mama stand es im Regal. Auch politisch fanden sie einen Konsens. Mama hat Annchen oft besucht, um in ihrem Garten Feldblumen zu pflücken und sich mit ihr auszutauschen. Bis zuletzt machte sie den kleinen Spaziergang durch die Schrebergartenanlage zu Annchens und Peters Bungalow am Rand der Stadt.

 

Annchens Garten

 

Wir waren auf der Trauerfeier, die im kleinen Familien- und Bekanntenkreis stattfand, und ich musste weinen. Ein weiterer Teil meiner Kindheit geht mit Annchen. Mein Kontakt zu ihr war nicht intensiv, aber durch Mama war sie immer präsent. Ähnlich lebenslustig, fürsorglich und liebevoll. Sie hat immer dafür gesorgt, dass ihr Peter am Nachmittag ein Bierchen trinken und dabei aus dem Fenster auf die Straße sehen konnte. Sie wird mir fehlen. 

Ich glaube, Mama hat schon am Himmelstor auf sie gewartet. Vielleicht gehen sie jetzt gemeinsam durch blühende Wiesen mit Kräutern, die sie sammeln und begeistert einander zeigen. Und ich wünsche ihrer Familie und vor allem Peter, dass sie Trost und Kraft im Gedanken finden, sich an einem schöneren Ort wiederzusehen.

 

Samstag, 15. März 2025

Trauer, wie lange?

Es fällt mir unglaublich schwer, mich an die Situation ohne Mama zu gewöhnen. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass es das irgendwann einmal gibt, und wenn, dann erst, wenn beide Eltern weit über Neunzig sind und ich dann auch nicht mehr taufrisch und bereit für die Ewigkeit. Mama selbst wollte gut über Hundert werden. 

Eigentlich war mein Wunsch immer, dass wir alle mitsamt unseren Katzen von einem goldenen Wagen abgeholt werden würden wie einst der Prophet Elias in der Bibel. Das habe ich auch Mama erzählt, als es ihr schon nicht mehr so gut ging. Sie hat nicht gelacht. Es hat sie getröstet. Und wie gern hätte ich gehabt, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht! Dass es nicht nach des Menschen Willen geht, sondern Gottes, das weiß ich nun. Selbst wenn dieser Wunsch niemandem schadet und man darum bittet.

 



Bald kommt der Frühling wieder, und ich empfinde keine Freude darüber. Mein Alltag, der früher eher unabhängig war, hat sich gewandelt. Und ich weine öfter. Immer noch. Manchmal wegen Kleinigkeiten. Dinge, die mich an Mama erinnern und an die ich mit Wehmut denke. Lieder, die sie gern gehört hat. Ihre schönen Hände, ihre gepflegten, unlackierten Fingernägel mit den hellen Halbmonden. Das Streicheln, wenn sie manchmal meine Hand nahm. Früher mochte ich das nicht immer; jetzt sehne ich mich danach. Nach ihrer jugendlich klingenden Stimme, in der oft ein Lachen mitschwang. Und nach ihrem unerschütterlichen Humor, der auch in schwierigen Zeiten da war und uns andere ermutigt hat. 

Aber nicht nur die Erinnerung bringt mich zum Weinen, sondern auch die Welt an sich, die mir jetzt unsicherer und unfreundlicher vorkommt ohne sie. Mitunter glaube ich sogar, dass Gott sie uns nahm, damit sie die Zwistigkeiten hier nicht mehr erleben muss, die ihr als sensibler Mensch zweifelsohne zugesetzt hätten. Zum Beispiel das Massaker am 7. Oktober 2023 in dem israelischen Kibbuz oder der jetzt salonfähige Antiamerikanismus wegen eines tatkräftigen Präsidenten, der immerhin Bewegung in viele Angelegenheiten bringt, die längst angepackt gehören. Aber wir hätten ja uns gehabt, um damit gemeinsam fertigzuwerden.

Viele meinen, es sei für mich besonders schwer, weil ich Mamas "Sorgenkind" gewesen sei. Das stimmt nicht. Es ist für uns alle schwer. Immer noch gehe ich nicht auf den Friedhof. Es kommt mir nicht richtig vor, richtig surreal, und ich bin froh, dass Nicole sich um die Bepflanzung dort kümmert, obwohl auch ihr der Gang nicht leichtfällt. Mama ist nicht mehr dort, das wissen wir alle. 

Sie lebt jetzt bei Jesus. Und ich bin sicher, wir sehen sie wieder. Doch bis dahin fehlt mir erst mal die Freude am Leben. Sie kommt auch nach nun anderthalb Jahren nicht wieder, was mich bedenklich stimmt und doch nicht wundert. Der Verlust von Mama verändert mich, macht mich ernster und nachdenklicher, vielleicht auch trauriger im Allgemeinen. Und manchmal fast depressiv, wogegen ich mich aber wehre, auch wenn es Tage gibt, an denen mir alles sinnlos erscheint. Ich möchte sie gern wieder umarmen, ihren heimeligen Duft einatmen und von ihr hören, dass alles gut ist. Kind sein. Das konnte ich bei Mama. Nirgends sonst. Um so vieles muss man sich kümmern, regelmäßig kochen, viel mehr putzen, der Job im Rolloshop, der wohl bald nicht mehr in der Form ausgeführt werden wird wie in den letzten Jahren, da sich vieles in der Firma verändert. Ich hoffe, dass er mir auf die eine oder andere Weise trotzdem erhalten bleibt, denn er bietet ein bisschen Ablenkung und beschäftigt mich.

 


Gern würde ich schreiben, dass ich mit schönen Gefühlen und in Liebe an Mama denke. Dass ich das Leben trotz des Verlustes noch genießen kann. Zumindest Ersteres trifft zu. Ich bin dankbar dafür, dass sie mich so lange begleitet hat. Ich wollte keine andere Mama haben. Es gibt keine Situation, von der ich sagen müsste, dass ich als Kind darunter gelitten oder sie sich falsch verhalten hätte. Und das ist etwas ganz Seltenes innerhalb von Familien. Im Gegenteil, sie hat uns immer unterstützt, wenn wir nach Hilfe fragten, uns aber auch zur Eigenständigkeit erzogen. Und später waren wir mehr Freundinnen als Mutter und Töchter. 

Ich bereue ein wenig, dass ich sie generell selten in die Arme genommen habe. Oder dass ich sie nicht mehr gesehen habe am letzten Tag im Krankenhaus. Vielleicht hätte ich doch wenigstens noch einmal Adieu sagen sollen, später. Doch ich konnte nicht. Ich möchte sie lebendig in Erinnerung behalten, mit ihrem herzlichen Lachen und ihrer Warmherzigkeit. Das versteht sie bestimmt. Aber es macht mich traurig, wie alles gelaufen ist. Auch wenn sie jetzt im Himmel ist und sich freut an Dingen, die sie hier nie zur Vollkommenheit erlebt hat; davon bin ich überzeugt. Möchte es sein, denn einen anderen Weg, sie wiederzusehen, gibt es nicht. Ich weiß, dass viele mich auslachen für diese Überzeugung. Genauso sicher weiß ich aber, dass sie wahr ist. Das gibt mir Hoffnung und Trost. Auch für Nicole und Papa. 



Freitag, 7. März 2025

Anderthalb Jahre nach Mama...

"Wie geht es euch eigentlich so ohne Elvira?" Das werden wir merkwürdigerweise nicht oft gefragt. Vielleicht weil man ahnt, dass es immer noch weh tut. Dass es vermutlich nie aufhören wird und wir sie vermissen. Jeden Tag. 

 

Happy Times im Sommer 2021

Es wird besser nach einem Jahr, hat man uns gesagt. Ich weiß nicht, ob das die Regel ist oder davon abhängt, wie eng und herzlich das Familienleben war. Unseres war gerade in den letzten Jahren durch die gemeinsamen Wanderungen und Corona sehr aufeinander abgestimmt. Das hatten wir schon während unserer "Bastel-Wirth"- Zeit perfektioniert, wenn dort auch eher auf beruflicher Basis. Doch auch in persönlichen Angelegenheiten konnten wir uns aufeinander verlassen und haben uns ergänzt. Dass es für Freunde und Bekannte schwer ist, darüber zu reden, ist darum verständlich. Es fehlt der kommunikative Teil, der Mittelpunkt, der Mama nun einmal war. Sie hat viel bewirkt durch ihre offene Art und dafür gesorgt, dass häufig Gäste im Haus waren, wenn auch in jüngster Zeit nicht mehr so sehr. Aber wie leer das Haus nun ohne sie geworden ist, schmerzt schon. Allerdings möchte ich nicht jammern, denn auch wir drei pflegen nun für unsere Verhältnisse intensiv Kontakte und gehen mehr raus, wenngleich wir dazu oft über unsere Schatten springen müssen (ach ja, der alte innere Schweinehund...).

 

Unterwegs im Herbst 2024

 

Aber es ist schön, Freunde zu haben. Menschen, die sich nach uns erkundigen und zum Kaffee kommen oder einfach mal anrufen. Papa hat über Facebook durch mein Buch "Shalom Mamele" eine nette Frau kennengelernt (nur freundschaftlich, versteht sich), und es tut ihm gut, mit ihr zu telefonieren - beinahe täglich. Da hat er Nicole und mich ziemlich überrascht. Aber es ist auch wichtig, sich mit jemandem im gleichen Alter auszutauschen. Nachdem es ihm körperlich in den letzten Monaten nicht gut ging, hat er nun mit einem Physioprogramm begonnen, das er diszipliniert durchzieht. Mittlerweile absolviert er sogar ein Workout an digital abgestimmten Geräten. Zweimal in der Woche geht er hin, was uns sehr stolz macht. Er merkt auch die Fortschritte und sagt, dass es ihm gut tut. Auf Anraten seiner Therapeutin zog sogar ein Hometrainer bei uns ein, auf den auch Nicole und ich uns gelegentlich schwingen. Durch das tägliche Kochen sind ein paar Pfunde zu viel auf den weiblichen Hüften, die wieder runter müssen. Papa dagegen sollte wieder etwas zunehmen. Aber ich glaube, da ist er auf einem guten Weg. Manchmal kommt er mir am stärksten von uns dreien vor, obwohl ich glaube, dass es - wie bei uns Töchtern - von Tag zu Tag wechselt. Heute war er beim Friseur. Auch das sind Kleinigkeiten, aber Schritte, für die wir dankbar sind. 

Nicole ist ebenfalls sehr tapfer. Sie sagt, Mama will nicht, dass wir in Trauer versinken und das Leben für uns nun keine Perspektive mehr bietet. Leider kommt es mir oft so vor. An die neue Situation wird sich wohl niemand von uns gewöhnen, aber man muss versuchen, damit zu leben und auch wieder Freude zuzulassen. Wenn es auch kleine Dinge sind.

 


 

Eines davon ist Roman, Mamas Römertopf. Ich würde am liebsten jeden Tag damit kochen, doch es ist recht zeitaufwendig, da er lange im Ofen stehen muss. Ich habe mich bereits an Kirschenplotzer rangewagt, von dem ich nicht wusste, dass es ihn auch als Auflauf gibt. Er hat allen geschmeckt, auch unserem Besuch. 

Schwierig für uns alle ist immer noch die Frage, warum und wie Mama gehen musste. Ich sagte gestern zu Nicole, dass es ihr so ungemäß war, sich nicht von uns zu verabschieden, kein Wort (oder nur wenige) mehr in den Wochen auf der hiesigen Intensivstation mit uns zu wechseln. Das ist mir immer noch rätselhaft. Ich merke dann, dass ich es nicht verarbeiten kann, den Schmerz und das Gefühl des Versagens, weil wir Mama ins Krankenhaus gebracht haben. Hätte Gott - wenn er sie nicht heilt - dann nicht wenigstens dafür sorgen können, dass sie dort nicht so würdelos behandelt wurde? Aus menschlicher Sicht wird es lange brauchen, bis ich damit klarkomme. Und ich hoffe, dass dieser Zeitpunkt nicht allzu fern ist. Oft tröste ich mich damit, dass sie das alles nicht mehr interessiert und sie jetzt ein Leben hat, von dem sie hier auf der Erde nur träumen konnte, obwohl sie so gern hier war. Doch das ändert leider nicht die Tatsache, dass ich mich mit unnötigen Fragen quäle. Nicht mehr so häufig wie zu Beginn, aber doch immer wieder. Und dann immer wieder in Tränen ausbreche. Wofür ich mich schäme. Denn ich weiß, Mama ist dann traurig. Zumindest würde sie es gern anders sehen. Ich glaube auch, dass sie sich über jedes echte Lachen von uns freut. Oder über Papas Tatkraft. Die Wohnung, die Nicole so schön gestaltet und putzt.

 

Mamas Segenswunsch für 2005

Eigentlich darf ich das gar nicht denken geschweige denn schreiben, aber ich sehne mich danach, in einer Welt zu sein, in der es Liebe und Frieden im Überfluss gibt. Da, wo Mama jetzt ist. Es ist merkwürdig, dass andere auf solche Eröffnungen oft ärgerlich bis geschockt reagieren. Ich finde, es ist ok, sich mit dem Ewigen Leben zu befassen. Wenn man es selten bis nie tut, wird man so kalt überrascht wie wir vor anderthalb Jahren. Aber wer sich vorbereitet auf ein sorgenfreies und glückliches Dasein mit Gott in der Ewigkeit - ohne es herbeizuführen, natürlich - der hat doch einen Halt, wenn alles um einen herum aus den Fugen ist.

 



 



Freitag, 28. Februar 2025

Ein neues Leben ~ Gedicht für Mama

 

Für mein Mamele 
 
Irgendwann bin ich wieder bei dir.
Ohne dich ist alles so anders hier.
Geborgenheit und Mitgefühl
Das war immer dein Stil.
 
 
💕💕💕💕💕

 
Beides fehlt mir in der Welt
Schau ich hinauf zum Himmelszelt.
Da ist etwas, was wir nicht kennen
Und es darum kaum benennen.
 
Doch ahne ich, du bist dort angekommen
Wo Schmerz und Leid die Kraft genommen.
Wenn ich lachend dich umarmen kann
Dann fängt ein neues Leben an.
 
 

Mittwoch, 26. Februar 2025

Mein Bär

Dieses Gedicht ist für Hans, meinen Teddybär. Ich bekam ihn als Vierzehnjährige von meiner Oma Lisbeth geschenkt, nachdem ich ihr sagte, dass ich keinen klassischen Bär mit Gelenken und Brummstimme habe. Vorab durfte ich ihn in einem Clemens-Katalog aussuchen und wusste sofort: Der mit der Maske soll es sein. Seitdem begleitet mich Hans. 

Er war mit im Schüleraustausch in Paris, und er hat mich getröstet, wenn ich Kummer hatte. Gespielt habe ich naturgemäß nicht viel mit ihm. Aber ich würde ihn nicht hergeben, auch wenn ich mich von anderen Kuscheltieren längst getrennt und nur noch eine Handvoll habe, die entweder im Regal sitzen oder im Schrankfach schlafen. Nicht zuletzt ist er eine liebe Erinnerung an Oma Lisbeth, die mit ihrer fröhlichen und selbstironischen Art die Heldin meiner Kindheit war.

 

Mein Bär
 
Der Bär und ich, wir kennen uns schon lange
Begleiter, Freund und Tröster ist er.
Wenn ich traurig war, lag er sanft an meiner Wange.
Sein staubiges Fell roch nach Heimat und mehr.
 
 
 

 
 
Meine Kindheit ging vorbei, der Bär blieb, ihm war's einerlei.
Nun sitzt er stumm auf dem Regal, ernst und gelassen
Und manchmal krieg' ich ihn zu fassen
Dann denke ich, die Zeit, sie ändert sich.
Der Bär hat kein Problem mit der Vergangenheit
Er tröstet mich
Mit gleichbleibender Freundlichkeit.

 

Montag, 17. Februar 2025

Eden ~ ein Gedicht (wie immer ohne KI - ausgenommen der Bildhintergrund)

 

Eden
 
Im Garten Eden, da fühl' ich mich zuhaus'
Viele meiner Lieben gehen dort ein und aus
Mama ist dort, und Joschi und Knitz,
Lasst mich euch sagen, das ist kein Witz
Sie haben ein neues sorgenfreies Leben
das ihnen der Schöpfer hat gegeben
 
Sie warten auf mich, geduldig und froh
Und glücklich sind sie sowieso
Sie lachen und spielen den ganzen Tag,
ein jeder tut dort, was er mag.
 
 

 
Es gibt kein Gendern und kein Streit,
dafür Vielfalt und Liebe in Ewigkeit
Was für ein Segen, dass ich daran glaube
Denn bin ich erst dort, kommt zu mir eine Taube
Mit einem Ölzweig im Schnabel sagt sie Willkommen
Die anderen sind da, wo du sie vernommen
 
Für immer vereint in der himmlischen Stadt
Wo jeder seinen Frieden hat.
Das wär' zu schön, um wahr zu sein?
Dann komm doch mit, Gott lädt dich ein.
 
 

Donnerstag, 13. Februar 2025

Roman und Silvanus ~ Tolle Gerichte zaubern mit dem Römertopf.

 Seit Mama nicht mehr da ist, koche ich öfter als früher. Das ist notwendig, weil Papa sonst nichts Gescheites isst und er ohnehin ziemlich abgenommen hat in den letzten Monaten, die so schwer für uns waren. Vielleicht tue ich ihm da unrecht, aber er würde sich ein Brot schmieren und gut is(s). Das Kochen stellt mich und meine Schwester vor Herausforderungen. Gesund und abwechslungsreich soll das Essen sein, so wie wir es von Mama gewohnt sind, die ja Ernährungsberaterin war (und im Himmel bestimmt immer noch ist). 


Roman trage ich auf Händen.

Im Zuge des Aussortierens von Mamas Sachen (was uns immer noch schwerfällt - aber sie hat jetzt viel schönere Dinge, mit denen sie sich umgibt und an denen sie Freude hat) stieß ich auf ihre Römertöpfe, mit denen sie vor der Ernährungsumstellung durch Dr. Weiss mehrmals in der Woche Fleisch zubereitet hat. Das war, als Mama und Papa jung verheiratet waren. Ich kann mich nicht mehr an die Zeit erinnern, als es très chic war, mit dem Römertopf zu kochen, aber Papa hat davon geschwärmt, wie zart besonders das Geflügel war, das darin geschmort wurde. 

Mama besitzt zwei Römertöpfe - eine rohen (Roman) und einen glasierten (Silvanus - nach dem römischen Gott der Landwirtschaft. Die Namen habe ich ihnen gegeben). Beide standen Jahrzehnte geduldig und unbenutzt im Schrank. Mir gefiel die Idee, dass schon die alten Römer mit so etwas geschlemmt hatten, und unter uns: ein findiges Völkchen waren sie, die Römer. Progressiv und erfindungsreich. So ist es auch kein Wunder, dass die Zubereitung im Römertopf  nicht nur gesund und schonend ist. Bei sachgerechtem Wässern vor Gebrauch brennt auch nichts an. Fleisch und Gemüse werden durch die abgegebene Feuchtigkeit der Keramik schön saftig und bissfest. Verkochtes, das ist ein Fremdwort für Roman und Silvanus. 


Rinderrouladen mit Kartoffeln.


Nachdem ich die tiefgefrorenen Rinderrouladen als Premierenrömertopfgericht auf den Tisch gebracht hatte, waren alle so begeistert von Geschmack und Aussehen, dass mir Frank für das zweite Gericht ein Biohuhn anvertraut hat mit der Bitte, es schön kross zu braten wie seinerzeit seine Oma. Obwohl ich das Rezept in einem alten Kochbuchklassiker aus den 1960er Jahren (erstanden auf Ebay) nachgelesen habe, wurde es nicht wirklich knusprig. Das war eine kleine Enttäuschung, und ich hätte mir sehr gewünscht, die Oma noch fragen zu können, wie sie es gemacht hat. Oder Mama, die bestimmt auch gewusst hätte, wo der Fehler lag. 

Der zweite Versuch mit Hähnchenschenkeln gelang etwas besser, allerdings immer noch suboptimal. Ich gebe aber nicht auf. Irgendwann präsentiere ich ein knackiges Brathuhn, besser als von jeder Imbissbude.

Ich bin echt froh, dass ich Roman nicht weggegeben und stattdessen seine Qualitäten entdeckt habe. Nach der langen Zeit im dunklen Schrank hat er das mehr als verdient. Und ich traue mich endlich an mehr Fleischgerichte heran als nur Hackbraten. Selbstverständlich kann man auch Fisch und vegetarische Gerichte im Römertopf zubereiten. Als nächstes habe ich mir Forelle blau vorgenommen, bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich das emotional auf die Reihe kriege...


Silvanus kann auch Brot backen.

Die Reinigung hatte ich mir viel komplizierter und aufwendiger vorgestellt, als sie tatsächlich ist. Im Kochbuch wird ein spezieller Schwamm empfohlen, der jedoch vom Markt verschwunden ist (und das, wo ich erstaunt bin, wie viele Menschen noch mit dem Römertopf hantieren und ihn als treuen Küchenbegleiter nutzen - die Römertopfgruppe auf Facebook hat über 20 000 Mitglieder!). Macht nichts, denn Wasser und eine Spülbürste erfüllen den Zweck ebenso gut. Ganz aus der Mode geraten ist der Römer trotz Schnellkochtopf und Thermomix übrigens keineswegs. Roman (mit den Verzierungen und dem Schriftzug der Firma Bay) ist für ca. sechzig Euro immer noch erhältlich.

Ich bin total happy mit meiner neuen Kocherrungenschaft und wünschte nur, ich könnte Mama davon erzählen und mit ihr zusammen Rezepte ausprobieren. Sie würde laut lachen, dass ich nach fast fünfzig Jahren etwas von ihr gefunden habe, was schon lange in Vergessenheit geraten ist. Typisch Ninchen, hör' ich sie sagen. 



Sonntag, 9. Februar 2025

Ein Gedicht für Mama

 

Für Mama. 
 
Manchmal, wenn ich nach Hause komme denk' ich, du wärst da. 
Und möchte so gern glauben, es wär' wahr.
Das Haus ist leer, du bist fort
an einem wunderschönen Ort.
Ich fühl' mich fremd, will bei dir sein
Und bin im Herzen wieder klein.
Das Kind, das ich einst war, macht mir jeden Tag aufs Neue klar:
Ich sehne mich nach dir,
nach deiner Liebe, die so ganz besonders war.
 
 

 
Das ist sie immer noch, denn sie kann nicht vergehen.
Und dennoch wünsche ich mir nichts mehr, als dich im Himmel wiederzusehen.
Dass deine Arme mich umschließen
und du mir sagst:
Es ist kein Traum, alles ist wahr. Es werden keine Tränen fließen.
Komm mit, hier darfst du alles sein, 
selbst wieder Kind
Weil wir im Herzen alle Kinder Gottes sind. 
 
 
Miss you so much, Mamele! 💕💕💕
 
 

Freitag, 24. Januar 2025

"Das Bildnis des Grafen" ~ neues, selbstgestaltetes Cover

Es musste sein: der Graf bekommt sein... Moment ... siebtes neues Kleid. Manchmal schäme ich mich, dass ich so unbeständig bin, was meine Cover angeht, sind sie doch oft in Farbe und Design ein Erkennungsmerkmal für den Autor. Das gilt allerdings eher bei weiß-grau-schwarz-blutigroten Thrillern, die - wie ich finde - immer gleich aussehen, so dass man mittlerweile genau hingucken muss, um seinen Lieblingsschriftsteller ausfindig zu machen. 😏

Jedenfalls habe ich mich für ein Cover entschieden, das nicht nur unheimlich und mystisch wirkt und somit zum Inhalt passt, sondern mir auch so gut gefällt, dass ich in der Buchhandlung sofort danach greifen würde (unter uns: mich würde schon allein der Titel neugierig machen).

 

 

Das Haus könnte Escaray Hall oder Whitehurst Manor sein, wobei letzteres ja eher eine nüchterne Architektur vorzuweisen hat; etwas, das Escarays Butler als einen der vielen Gründe zur Missgunst interpretiert. 

Was mich besonders freut, ist, dass es auch bei meinen Freunden und Bekannten auf Wohlwollen stieß. Schrift, Layout und eben auch das Foto seien sehr gut gewählt und würden das Gruselige im Roman unterstreichen. Auch die Rückseite kann sich sehen lassen. Oft hat man beim Klappentext das Problem, dass einige Buchstaben mit dem Hintergrund verschwimmen, wenn man keine grelle Schriftfarbe wählen möchte. Hier ist alles paletti, und das auf Anhieb. Ich hatte wirklich keinen großen Aufwand, und trotzdem ist das Buch jetzt perfekt für mich. Um den Klappentext zu lesen, Bild anklicken:



An dieser Stelle bedanke ich mich bei sananthropis auf Pixabay, wo ich das Foto gefunden und anschließend etwas abgeändert habe. Diese Plattform ist einfach eine Supersache für Autoren, die ihre Artikel und Romane mit lizenzfreien Bilder versehen, um sie zu einem Blickfang zu machen. Gern würde ich dort auch ein paar meiner Fotos hochladen und zur Verfügung stellen, aber ich fürchte, Handyfotos sind nicht genehmigt.






Freitag, 3. Januar 2025

Zwölf Jahre "I solve crimes and blog about it" !

 Happy Birthday to my Blog! Kaum zu glauben, doch heute betreibe ich ihn seit zwölf Jahren! 🎂 Ich hätte mir nie zugetraut, dass ich so lange durchhalten würde! Vor allem in der Startphase nicht, die nicht einfach war aufgrund persönlicher und beruflicher Veränderungen. 

Ich hatte mich gerade halbwegs von meiner Depression erholt und mir vorgenommen, einen Blog zu führen, damit meine schriftlichen Fähigkeiten nicht völlig einrosten. Eigentlich war er eine Art Notnagel, eine Möglichkeit, mich auszudrücken, ohne Druck oder Angst vor Kritik, was bei meinen Romanen und den Artikeln, die ich seinerzeit für ein Online-Portal verfasste, immer gegeben war. Damals ging es mir wirklich sehr schlecht, und ich war extrem dünnhäutig. Durch den Blog gewann ich wieder etwas Selbstvertrauen, wenn auch der Löwenanteil meinem Mamele zufällt, die mich ermutigt und bestärkt hat, andere Wege zu gehen und mir auch in praktischer Weise aus meinem Tief herausgeholfen hat.

 

Tommsel / Pixabay

 

Es ist für mich trotzdem etwas Besonderes, diesen Blog immer noch zu pflegen, denn ich bin bekannt dafür, dass ich zwar schnell für eine Sache entbrenne, aber fast genauso schnell die Lust daran verliere. Inzwischen ist "I solve crimes and blog about it" so etwas wie meine virtuelle Visitenkarte, die - im Gegensatz zu meiner obligatorischen, aber kaum frequentierten Homepage - nie statisch bleibt. Neben Büchern und Filmen, die nach wie vor das Hauptthema meines Blogs bilden, hat er sich vor allem im letzten Jahr als eine Art Tagebuch bewährt, das nicht allzu intim, aber doch ausführlich meine Gedanken zu Mamas unerwartetem Heimgang wiedergibt - mit Gedichten und Berichten, die mir helfen, alles halbwegs zu verarbeiten, sofern das möglich ist. 

 



Mein erstes Bloggerjahr war dennoch das intensivste - ich erinnere mich, dass ich zuweilen zwei Berichte pro Tag verfasst habe. Meine Themenauswahl war nicht festgelegt. Erst mit der Zeit stellte sich heraus, dass ich am liebsten Rezensionen blogge über Bücher und Filme, die ich mir zu Gemüte geführt habe. Meist abseits des Mainstream, denn irgendwie liegt mir das eher Unbekannte mehr, oder auch Autoren und Filme, die weniger Aufmerksamkeit erhalten als Neuerscheinungen. Das wird auch in Zukunft so bleiben. In diesem Sinn freue ich mich darauf, weitere Artikel zu schreiben. 

Ein gutes und gesegnetes 2025 wünsche ich euch!


Samstag, 14. Dezember 2024

"Shalom Mamele" als Hörbuch. Jetzt vorbestellbar!

 "Shalom Mamele" wird ab dem 21.12.2024 als Hörbuch verfügbar sein. Vorbestellungen und eine Hörprobe gibt es unter folgendem Link: Shalom Mamele Hörbuch

Ich bedanke mich sehr herzlich bei meiner Sprecherin Veronika Huke, die den Text mit soviel Empathie und Freude liest, dass man gebannt zuhört, und beim Audio-Paradies-Verlag für die angenehme Zusammenarbeit. 💝

 


Veronika und ich sind richtige Freundinnen geworden während der Produktion. Das war eine neue und schöne Erfahrung. Als Sprecherin kann ich sie allen empfehlen, die ihr Buch in eine ansprechende Audio-Form bringen möchten. Sie liest gerne Geschichten aus dem Leben, und als Mutter von zwei Kindern auch Kinder- und Jugendbücher. "Shalom Mamele" hat ihr so gut gefallen, weil sie das Besondere in unserem Leben als Familie und mit Mama als Mittelpunkt erkannt hat. 

Ich freue mich über Bestellungen und auch, dass der Veröffentlichungstermin zeitnah auf Weihnachten fällt - das Buch ist ein tolles Geschenk für interessierte Hörer. Wer jetzt vorbestellt, kann vielerorts Rabattaktionen nutzen. Herunterladen kann man es auf allen gängigen Kanälen wie Audible, Spotify etc, aber auch in großen Buchhandlungen. Es ist mein erstes Hörbuch, und da es zudem mein persönlichstes ist, eine besondere Ehre. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk!




Samstag, 7. Dezember 2024

Weihnachten... wieder einmal anders.

Die Adventstage und auch Weihnachten sind für uns schwer geworden. Ich denke so oft an die Dezembertage mit Mama, die sich um diese Jahreszeit immer sehr gefreut hat, weil man die Geburt unseres Erlösers feiert. Viel gemacht haben wir an Weihnachten seit Omas Tod vor vielen vielen Jahren nicht mehr; vielleicht waren wir durch unseren Bastel-Laden, den wir jedes Jahr üppig dekoriert haben bis zu seiner Schließung vor elf Jahren, auch ein bisschen müde, Lichterketten aufzuhängen und Bäume zu schmücken. Das tat unserer Stimmung jedoch keinen Abbruch. Bis vorletztes Jahr besuchten wir Weihnachtsmärkte, um dort eine Kleinigkeit zu essen, und wir haben viele Gespräche geführt, die sich um das Wunder von Weihnachten drehten. So gern hat sie die morgendlich ausgestrahlten tschechischen Märchenfilme angeschaut; zusammen mit Papa wurde das ein richtiger Marathon - jedes Jahr. Dass es häufig Wiederholungen waren, hat sie beide nicht gestört. Außer das Aschenbrödel behielt man die Handlung meist eh nicht.

 

Mamas Patchworksterne

 

Ich habe sogar angefangen, wieder Plätzchen zu backen. Damals - vor zwei Jahren - war ich noch überzeugt, dass wir die Krise überstanden hatten und war Gott so sehr dankbar für seine Führung. Es ging Mama auch tatsächlich besser bis zum Sommer 2023, der so schlimm war für uns. Auch deshalb ist es so unverständlich, wie es letzten Endes doch gekommen ist. 

Dieses Jahr haben wir uns wenigstens dazu aufgerafft, den ehemaligen Schaufensterbereich und das aktuelle Art-Café zu erleuchten, und ich möchte eventuell auch mal wieder Plätzchen backen. Das wird nicht so einfach, denn bei Papa wurde im November ein erhöhter Blutzuckerwert festgestellt, der wohl unseren "Trost"-Abenden mit Schokolade und Toffifee zu verdanken ist. Vorher hatte er keine Probleme damit. Aber irgendwie wird es schon gehen. Kochen ist schwieriger geworden seitdem, und dabei hat Papa so viel abgenommen, seit Mama nicht mehr da ist. Sie hätte mit Sicherheit gewusst, was zu tun ist, hat sie doch stets auf gesunde Ernährung geachtet, ohne zu verzichten. Soll heißen, es gab auch Süßigkeiten. Aber eben in Maßen. 

 


Meine Weihnachtskarten habe ich geschrieben - es sind um die dreißig und damit mehr als vermutet. Aber es war mir wichtig. Von einer lieben Nachbarin gab es sogar einen Nikolaus in Form von einem süßen Schneemann und Leckerlis für die Buben. Das war so unerwartet, dass ich fast geweint habe vor Freude und Rührung. An Weihnachten selbst ist Frank da, der sich dieses Jahr als unser Glücksmensch und Anker erwiesen hat. Seit dem Frühjahr kommt er regelmäßig für zwei Tage in der Woche, um uns zu helfen mit dem Rollladenshop und als guter Freund, der er schon seit den 1990ern ist, als er bei uns gewohnt hat. Er genießt die Zeit bei uns auch, da er eine Familie in unserem Sinn nicht kannte. Und er bringt uns oft zum Lachen und hat einen guten Draht zu Papa, mit dem er abends die Champions League schaut, obwohl Papa kein Fußballfan ist. Ihm gelingt es auch eher als uns Kinder, Papa zu motivieren, etwas zu tun oder Veränderungen zuzulassen wie z.B. ein neues Sofa, das wir bzw. die Eltern schon lange gebraucht hätten, auf das zugunsten der kleinen Katzen aber vor drei Jahren verzichtet wurde. Das tut gut in einer eher traurigen Zeit. Vielleicht kramen wir mal wieder Trivial Pursuit aus der Kommode, das wir traditionellerweise zu viert in Teams an Heiligabend gespielt haben. Was wir dabei oft gelacht haben! Mama am lautesten.


Mit Frank in der Küferschänke.

Überhaupt, unsere Freunde sind ein echter Segen. Am 20. sind wir bei Bea und Agi eingeladen, die uns in den Monaten nach Mamas Heimgang auch viel geholfen haben mit ihren Gesprächen und Zuhören an Beas gemütlichem Esstisch. Wie Silvester aussieht, weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich feiert Frank woanders. Es gibt auf jeden Fall kein Raclette. Das Set wollte ich im Sommer letzten Jahres zum Mitnehmen auf die Straße stellen, habe es mir dann aber doch anders überlegt. Trotzdem birgt es noch schmerzliche Erinnerungen, wie alles, was mit Mama zu tun hat. Vor kurzem rief eine alte Freundin von ihr an, um sich für mein Buch "Shalom Mamele" zu bedanken, das ich in Mamas großem Bekanntenkreis verschenkt habe. Sie hat sich so herzlich bedankt und war so fest überzeugt, dass Mama, die sie während des Lesens immer vor sich sah, sich über dieses lebendige Andenken im Himmel einen Ast freut. Das hat mich sehr gerührt, denn so überschwenglich kenne ich die norddeutsche Freundin gar nicht. 

Das Buch wird voraussichtlich noch im Dezember als Hörbuch erscheinen; spätestens im Januar. An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei meiner Sprecherin Veronika Huke vom Audioparadies-Verlag, die von sich aus Kontakt mit mir aufnahm, um mich zu fragen, ob ich Interesse daran hätte, Mamas Geschichte zu vertonen. Du hast großartige Arbeit geleistet, Veronika! 💖

Den genauen Erscheinungstermin gebe ich hier und auf Facebook bekannt.




Donnerstag, 28. November 2024

Weihnachtskarten verschicken. Und der Versuch von Dankbarkeit.

Ich will dieses Jahr Karten schreiben, bzw. meine Familie. Eigentlich halte ich den Brauch für fast überflüssig, denn am nächsten Weihnachten kann man sich in der Regel nicht mehr an die Grüße vom vorigen Jahr erinnern, sofern man die Karte nicht aufgehoben hat (ein paar schöne aus dem Ausland habe ich noch, aber ich neige nicht (mehr) zur Sammelleidenschaft).


Fleißiges Elferlein

 

Dennoch haben wir beschlossen, dieses Jahr an Freunde und Bekannte unsere Dankbarkeit auszudrücken mit guten Wünschen auf einer schönen Karte. Die Unterstützung, die uns in der schweren Zeit zuteil wurde und immer noch wird, bedeutet uns sehr viel. Und erstaunlicherweise habe ich beim Erstellen der Liste festgestellt, dass es viel mehr Menschen sind, als gedacht, die uns zur Seite stehen und sich nicht - wie andere - zurückziehen. Viele haben wir regelmäßig besucht oder zu uns eingeladen, gute Gespräche geführt und auch mal gelacht. Manche haben es sogar darauf angelegt, uns zum Lachen zu bringen. Und das hat wirklich gut getan, auch wenn die Unbeschwertheit von früher weg ist und auch nicht mehr in der Form kommen wird, als Mama noch da war.

 


Es sollen keine 08/15-Wünsche sein, sondern für jeden ein individueller Gruß mit Worten der Wertschätzung. Umso mehr, weil wir von den Besuchen, Einladungen und Anrufen von Menschen, die überwiegend aus Mamas Freundeskreis stammen, überwältigt waren. Wir sind nicht so kontaktfreudig wie sie, und doch tut uns Gesellschaft gut. Ein bisschen haben wir uns vielleicht sogar erholt - nach mehr als einem Jahr kommt die Trauer immer noch mit unerwarteter Wucht - und man kann sagen, dass wir recht gut zurechtkommen zu dritt. Nicole hat sogar das Art-Café ein bisschen weihnachtlich dekoriert, nachdem uns letztes Jahr nicht danach zumute war. Wenngleich es immer wieder Situationen gibt, die nicht nur heraus- , sondern gelegentlich auch überfordern. 

 

 

Gott in all dem zu finden, was wir letztes Jahr durchmachen mussten, ist immer noch schwer. Ich habe hoffentlich nicht den Glauben verloren - brauche ich ihn doch, um Mama wiederzusehen. Denn dass sie bei Jesus ist, weiß ich ganz sicher. Wären da nur nicht die Zweifel und die Fragen, weshalb er es zugelassen hat, dass wir als Familie so auseinandergerissen wurden. Man sagt ja, dass Gott einen nicht mehr loslässt, wenn man sich für ihn entschieden hat, und dafür bin ich dann doch dankbar. 

So wie für die Freunde, die da sind, wenn wir sie brauchen. Das ist nämlich keine Selbstverständlichkeit, erst recht nicht, wenn man berücksichtigt, dass es keine "First-Hand-Friends" sind.


Samstag, 23. November 2024

Die KI (Künstliche Intelligenz) - ein witziges Spiel

 Sie ist in aller Munde, und auch häufig in Apps im Einsatz: die KI. Obwohl sie für mich als Kunstschaffende und Autorin ein wertvolles Tool wäre, habe ich sie bisher kaum genutzt. Wie man Texte mit ChatGPT "veredelt", erschließt sich mir bis heute nicht, und ich will es auch gar nicht wissen. Was mir allerdings gut gefällt, ist die Bildbearbeitung von Porträts. Sicher wird sie gern zur Covergestaltung genutzt, und hätte es sie früher gegeben oder ich eher davon gewusst, hätte ich sie bestimmt das eine oder andere Mal verwendet.

 

 

Dieses Foto ist ein Beispiel, was so eine App alles möglich macht. Es zeigt mich im typischen Hollywood-Divenlook der 1950er Jahre (Audrey Hepburn?), und auch, wenn es ein wenig steif und unecht wirkt, finde ich es recht gelungen. Besonders fasziniert hat mich ein Versuch mit Mamas Foto als junges Mädchen, das ich durch die KI gejagt habe. Das Ergebnis war so schön, dass ich für einen Moment sprachlos war, denn es zeigt Mama nicht so, wie sie auf dem Foto aussieht (im geblümten Sommerkleid und in die Kamera lächelnd), sondern so, wie ich sie noch als ganz junge Mutter in Erinnerung habe, mit ihren schelmischen Grübchen und ihrem wunderschönen Mund, der so charakteristisch für sie ist. Dass sie kein Kleid mehr anhatte, habe ich der KI verziehen, muss das Bild hier jedoch etwas zurechtstutzen, um nicht so viel nackte Haut zu zeigen.

 


Fast habe ich weinen müssen, weil es so lebendig wirkt und Mamas Wesen so gut eingefangen hat. Ich kann jetzt verstehen, dass die KI ein beliebtes Werkzeug ist bei Kulturschaffenden, die sich scheuen, reale Menschen abzubilden und sie stattdessen mithilfe von speziellen Apps bzw. Programmen verfremden. Oft erscheint das Ergebnis ganz anders. Doch wie gesagt, Mama sieht sich dermaßen ähnlich, nur um ein paar Jahre älter (auf dem Foto unten ist sie siebzehn). Andere, die sie nicht persönlich kennen, hätten es jedoch nie bemerkt. Und das ist irgendwie das Verblüffende an KI. Auch bei Texten - wurde mir gesagt - sind die Ergebnisse sehr gut formuliert; besser vielleicht, als ein linguistisch gebildeter Geist es hinbekommen hätte. Kein Wunder, dass Schriftsteller verärgert sind und gerichtlich gegen KI-Schreiberlinge vorgehen, die durch eine schlichte Angabe für ihr Programm deren Stil kopieren.


Das Originalfoto

 

Wie weit entwickelt die KI mittlerweile ist, überrascht mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich die verschiedenen Funktionen meiner App ausprobiere. Allerdings nur zu privaten Zwecken. Dass ich sie kommerziell nutze, kann ich mir momentan nicht vorstellen, und doch spiele ich nach anfänglicher Skepsis gern damit. Wohlgemerkt, ich möchte nicht mehr damit machen. Ein Cover irgendwann vielleicht, wenn ich mal wieder schreiben sollte und mir eine Gestaltung sichern möchte, die lizenzfrei und trotzdem ansprechend ist. Dafür ist die KI ein wirklich gutes Hilfsmittel. Ich weiß, dass sie in anderen Bereichen inzwischen viel weiter ist und auch dort eingesetzt wird, wo es "einfache" Leute wie ich gar nicht für möglich halten würden oder es überhaupt bemerken. Das macht mir ein bisschen Angst für die Zukunft, in der die KI und Roboter die menschliche Schöpferkraft allmählich in den Hintergrund drängen könnten. 


Das bezauberndste Lachen


Ich bin kein Freund von KI, weil ich finde, dass Kunst Kunst bleiben muss - handgemacht und individuell. Die Handschrift des Künstlers muss sichtbar sein. Ich erinnere mich an ein Experiment mit einer unvollendeten Symphonie von Beethoven - Fachleute meinten, der KI-Komposition fehle trotz ihrer Perfektion die Seele. Vielleicht kann man das so sagen, aber wenn ich ehrlich bin, hat für mich das KI-Porträt von Mama Seele - ihre ganz eigene, schöne. 



Freitag, 18. Oktober 2024

Warum spricht niemand über Mama?

 Mein Leben hat sich verändert ohne Mama. Kein Zweifel, nicht zum Besseren. Ich bin oft sehr traurig, und oft weine ich auch. Sie fehlt mir unendlich. Viel mehr, als ich es mir je hätte vorstellen können, habe ich mich doch nie als "Mama-Kind" betrachtet. 


Demnächst auch als Hörbuch.

 

Sie war / ist mir viel mehr als Mama. Als es mir aufgrund meiner Depression so schlecht ging, wollte sie meine Freundin sein. Und das ist sie. Je länger sie fehlt, desto mehr wird mir bewusst, wie wertvoll nicht nur ihre Liebe und Fürsorge waren, sondern auch ihr Wissen in ganzheitlicher Naturmedizin. Mit dem sie letztendlich dem Grund meiner Depression auf die Schliche kam. 

Ihr Lachen, das oft so laut war, dass man es im Nachbarhaus hören konnte. Und ihr Talent, mit Menschen umzugehen. Neugierig und offen zu sein für andere, ihre jeweiligen Geschichten und Nöte. Sie hat das Leben so vieler Leute berührt, und wenn es nur war, um sich gut mit ihr zu unterhalten. Ihre Offenheit hat sie mit vielen verschiedenen Frauen und Männern zusammengebracht. Ihr Witz und ihr Humor waren besonders. Wenn man in geselliger Runde saß, konnte man sich auf Mama als anpassungsfähige Gesprächspartnerin verlassen. Auch, weil sie an allem interessiert war, was man ihr erzählte, seien das geistliche Dinge oder die Schwärmerei für einen Popstar. Tatsächlich hat sie es nie abgelehnt, sich mit meinen albernen Teenagersorgen zu befassen. Oder Anrufe entgegenzunehmen von Menschen, die fünfmal am Tag mit ihr sprechen wollten, weil sie alleine nicht weiter wussten. Ihre Sensibilität hat möglicherweise mit dazu beigetragen, dass sie irgendwann überfordert war. Doch es war ihr nie zuwider, anderen zu helfen und sie anzuhören. Außerdem verfügt sie durch ihren Glauben an Jesus über eine große Anziehungskraft, die unser Haus zum Leuchten gebracht hat.

 

Auf unserer Terrasse im Rittersbruch
 

Umso mehr schmerzt es mich, dass fast niemand aus unserem Bekannten- und Verwandtenkreis mit uns über sie spricht. Es ist, als würde man es vermeiden. Oder als hätte man sie vergessen. Verstehen kann ich das nicht. Sie war kein unauffälliges Mäuschen, das zwar lieb, aber ansonsten nicht weiter erwähnenswert gewesen wäre. Im Gegenteil. Für viele war sie unbequem mit ihren Überzeugungen und ihrer Meinung. Aber nie feindselig oder unversöhnlich. Und für noch viel mehr war sie eine helfende Hand, für manche sogar ein Engel.

Oder fürchtet man, wir könnten davon emotional überwältigt werden? Ich würde mich freuen, wenn jemand mal über Mama sprechen würde. Nette Erinnerungen mit uns teilen. Neulich war eine ihrer Freundinnen zu Besuch, mit der sie oft telefoniert hatte. Sie erzählte meiner Schwester, dass sie manchmal weint, wenn sie an Mama denkt, weil sie ihr so sehr fehlt. Dass sie sich oft fragt, was Mama ihr in ihrer aktuellen Situation geraten hätte. Und ehrlich, das hat gut getan! Selbst wenn es die Freundin traurig macht, zeigt es doch, dass sie ihr wichtig ist. Mama sagte irgendwann im letzten Jahr zu Nicole: "Was bleibt denn von mir, wenn ich mal nicht mehr hier bin?" Sie hat viel hinterlassen, ihre Aufzeichnungen, ihre Bücher über Gott und über Naturheilkunde. Das, was sie uns als ihren Töchtern weitergegeben hat. Aber am allerwichtigsten ist das liebevolle Angedenken, das ich bei unseren Freunden und Verwandten irgendwie vermisse. 

 

Im Art-Café, Dezember 2022

Allerdings: noch viel wichtiger ist ihr Platz im Himmel, und den hat sie sicher, das weiß ich. Ein Platz in meinem Herzen wird sie immer haben. Und durch mein Buch, das demnächst auch als Hörbuch erscheint, können sie viele weitere Menschen kennenlernen und lesen / hören, was für eine besondere Mama sie ist. Wer sie dann nicht ins Herz schließt, dem kann ich auch nicht helfen...


Freitag, 11. Oktober 2024

Ich lese gerade... Schaurige Nächte ~ Unheimliche Geschichten für den Winter

 Ich bin ein Grusel-Fan. Schon immer. Am liebsten subtil, ohne Blut, ohne Splatter, plakative Effekte oder Horrorfratzen. Einsame, verlassene Herrenhäuser mit Geheimnissen und Rätseln üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus. Daher griff ich bei meinem letzten Buchhandlungsbesuch zu "Schaurige Nächte", eine Zusammenstellung von unheimlichen Geschichten, die mir bisweilen eine Gänsehaut über die Arme jagen. 

 


Die Autoren sind aktuell und für ihre Vorliebe für Mysteriöses bekannt, so etwa Laura Purcell, die mit der viktorianischen Geistergeschichte "Die stillen Gefährten" ihren Durchbruch hatte. 

Auffällig für mich ist die ausgefeilte Erzählweise, die bisher jeder Episode eigen ist. Wobei das schnell ins etwas gekünstelte abdriftet. "Die Aal-Sänger" von Natasha Pulley z.B. hat so ausführliche und weitschweifende Fußnoten, dass man nach deren Lesen komplett die eigentliche Geschichte vergisst. So etwas mag innovativ sein auf schriftstellerischer Basis, stört meinen Lesefluss aber doch erheblich. Am besten gefallen hat mir bisher "Eine Studie in Schwarzweiß" von Bridget Collins. Darin mietet sich ein zufällig Vorbeifahrender in einem Haus ein, das früher offenbar einem Schachliebhaber gehört hat und in dem der neue Mieter seltsame Dinge erlebt. Die war wirklich spooky!

 

Tama66 / Pixabay

Bisher sind es Geschichten aus vergangenen Zeiten, was nicht wunder nimmt. Die viktorianische Epoche scheint für Gruselexperten am meisten Potential zu bieten, was unerklärliche Phänomene angeht. Kenne ich auch von mir selbst, obwohl mein Roman "Das Bildnis des Grafen" zeitlich etwas später angesiedelt ist. Bisher kann ich das Buch mit den relativ kurzen, aber griffigen und unheimlichen Begebenheiten jedem Leser empfehlen, der wie ich ein Faible dafür hat. Ein paar Abzüge gibt's für die Aal-Sänger, denn die waren echt anstrengend zu lesen.



Donnerstag, 3. Oktober 2024

Digital Creator bei Facebook - nicht so leicht, wie man denkt.

Letztes Jahr im Februar habe ich darüber berichtet, dass ich zum Digital Creator ernannt wurde. Eine Ehre, mit der ich nicht allzu viel anzufangen wusste. Mittlerweile freue ich mich sehr über die Wahl, mein Konto aufgewertet zu haben. Denn ich verdiene nun tatsächlich Geld damit. Auch ohne Sterne, die mir meine Follower schicken dürfen, dafür aber von Herrn Zuckerberg vorher zur Kasse gebeten werden, was ich ein bisschen unfair finde.

 


Die Testphase begann irgendwann im Frühjahr und nannte sich Bonusprogramm; über mehrere Wochen habe ich unterschiedlich viel Geld durch meine Reichweite, Kommentare und geteilte Beiträge eingenommen. Einmal sogar fast $ 170.00 in einem Monat. Das ist schon ein beträchtliches Zubrot (was für ein altmodisches Wort)! Am allerwichtigsten ist die Reichweite, und man erhält Tipps, was, wann und wie viel man posten kann. Postet man z.B. etwas "Anrüchiges" oder auch nur Inhalte Dritter, kann die Reichweite empfindlich eingeschränkt werden. Manchmal bin ich da ein wenig naiv und ahnungslos. Ich als leichtbekleidete Siebenjährige im Planschbecken, Luftpumpengitarre spielend, wurde schwer geahndet.

Außerdem gibt es die wöchtentliche Challenge. Manchmal packt mich der Ehrgeiz und ich mache mit; meist versuche ich sie aber zu ignorieren, denn sie ist nicht leicht zu meistern. Die vorgeschriebene Mindestanzahl an Beiträgen posten, Reels erstellen und auf Kommentare zu reagieren lässt sich noch einigermaßen bewerkstelligen, doch für die 50 Follower, die man in einer Woche gewinnen muss, hat es bisher selten gereicht. 

Ich ertappe mich dabei, dass ich öfter aufs Handy schaue als früher. Eigentlich, sagen mir viele, hat Herr Zuckerberg dich damit total unter der Fuchtel. Und vermutlich haben sie recht. Und trotzdem freue ich mich über jeden Cent, den ich mit dem Posten verdiene. Für mich ist das keine Pflicht; nach einer gewissen Eingewöhnungszeit war ich gern auf Facebook unterwegs. Schlechte Erfahrungen habe ich dort keine gemacht, und was einem nicht so gut gefällt, kann man ja ignorieren bzw. blöde Kommentare überlesen. Mit meinem Account habe ich mittlerweile eine kleine Marke aufgebaut: ich poste meine Katzen, Humorvolles, Rezepte / Bilder vom Mittagessen, und auch in der Tat eine Art Online-Tagebuch ohne allzu persönliche Details. Durch meine FB-Freunde habe ich auch viel Trost und Verständnis in meiner Trauer um Mama erhalten. Das tut mir immer gut, denn obwohl wir jetzt über ein Jahr ohne sie sind, fehlt sie so sehr, dass ich noch oft weinen muss. 

 

Auf dem Sachsweg

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass die Trauer mal nicht mehr so stark sein wird - obwohl ich es mir so sehr wünsche. Auch da lenkt mich Facebook ein wenig ab. Ich glaube, Mama würde und wird sich freuen, dass ich den Schritt zum Digital Creator ernstnehme und mir der Status dennoch Spaß macht. Wenn es möglich ist, möchte ich weiter dranbleiben. Da so viel Mist gepostet wird, finde ich es auch gut, einen Beitrag für positive und / oder hintergründige Nachrichten zu leisten, ohne jemandem wehzutun. In der Hinsicht kann Herr Zuckerberg mit mir zufrieden sein, glaube ich.

Ich bin übrigens happy über jeden neuen Follower! Hier geht's zu meinem Profil: Christine Wirth.


Montag, 16. September 2024

Ein Jahr danach...

Vor einem Jahr war der zweitschwerste Tag in meinem Leben: Mamas Trauerfeier.  Das Wetter war - anders als heute - schön. Sonnig und spätsommerlich heiß. Ich wusste nicht genau, was ich anziehen sollte, und habe mich dann für Jeans und ein dunkles T-Shirt mit Blümchen entschieden. Blümchen mochte Mama sehr (und ich weiß, sie mag sie immer noch...).

 


In Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr an den Tag. Ich weiß noch, dass ich überwältigt war von den vielen Gästen, und doch enttäuscht, dass einige nicht kommen konnten oder den weiten Weg scheuten. Freundinnen von Mama aus Ulm, Frankfurt und Saarbrücken sind angereist. Die Feier selbst war Mamas Naturell gemäß nicht traurig, sondern hoffnungsvoll und leicht. John und Lisa Wabulo hielten ihren ersten und wunderbaren Gedenkgottesdienst. Sie sind Leiter der "Freedom Church", die Mama als ältestes Mitglied ein paar Mal besucht hat und von den überwiegend jungen Familien dort sofort ins Herz geschlossen wurde. Der Gemeinde haben wir viel zu verdanken, denn sie hat uns nach Mamas Heimgang in beispielloser Weise unterstützt, auch bei alltäglichen Dingen, die uns schwer fielen, etwa Essen vorbeibringen und putzen. 

John hat ein so schönes Lied gesungen, das er m. M. nach besser interpretiert hat als die Outbreakband, die den Titel komponiert hat. Obwohl ich beim ersten Zuhören nicht viel verstanden habe, weil mein Kummer so groß war, hätte man für Mama kein passenderes Stück finden können. Es hat ihr bestimmt sehr gefallen, und für John hatte sie ohnehin eine kleine Schwäche... ich kann "Ewigkeit" allerdings immer noch nicht hören, ohne zu weinen. Trotzdem, die musikalische Untermalung war besonders schön, mit dem 131. Psalm in Hebräisch und Harry Belafontes "Island in the sun". Sie und Papa sind seit Jahrzehnten große Fans von Mr. Belafonte.

Die Dekoration in der Kapelle bestand aus Sonnenblumen und Blumen in pink, mauve und violett - Mamas Lieblingsfarben. Mir kam alles so surreal vor. Ich weiß, dass Wolfgang, Papas ältester Freund, nach vorn ging und sich verbeugt hat aus Respekt vor Mama. Er hat sie sehr gemocht. Ich war so gerührt von der Szene, dass mir allein beim Gedanken daran die Tränen kommen.

 


Den Aussegnungsteil empfand ich als schlimm. Als die Glocken zu läuten anfingen und die ersten Takte von "Swing low, sweet chariot" von Freds Orgel erklangen, hätte ich mich am liebsten in Luft aufgelöst. Meine Cousine Petra kam an meine Seite und hat mich ein bisschen gestützt, das war sehr lieb. Aber ich konnte nicht ans Grab und kann es bis heute nicht. Ein paar Mal war ich dort, aber ich empfinde nicht den Trost, von dem mir viele erzählen. Ein Kindergartenfreund ist mit achtzehn Jahren bei einem Unfall verunglückt, und sein Grab war immer vernachlässigt, wenn wir oben waren. Ich konnte das nie verstehen - bis jetzt. Für viele ist es einfach zu schmerzlich, auch für mich. Dabei habe ich bei Joschi im Bepflanzen seines kleinen Gartengrabes Trost gefunden. Aber es ist doch ein Unterschied, ob ein Tier als Familienmitglied oder die Mama geht. 

Zu dritt nahmen wir auf einer Bank in der Nähe Platz, während die übrigen Gäste sich verabschiedet haben. Es war uns einerlei, dass wir damit eine Gepflogenheit nicht erfüllten, die besagt, dass die engsten Angehörigen den Gang als erste auf sich nehmen. Ich habe alles nur durch einen Tränenschleier gesehen und mich in verschiedene Arme nehmen lassen, auch in die unserer Sandkastenfreundin Marion, die uns sagte, dass sie auch deshalb immer so gern bei uns war, weil Mama so herzlich gewesen sei.

Später gab es Kaffee und Kuchen bei uns; das war nicht einfach, doch ich hatte auch gute Gespräche mit Freunden von Mama, die mir lustige Begebenheiten erzählt haben, die sie mit ihr teilen. Es war schön zu wissen, dass sie so viele Menschen nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Lachen und Staunen gebracht hat. Nicht, dass es mich überrascht hat.

 

 

Sie fehlt immer noch wie am ersten Tag. Ich vermisse sie als meine liebevolle Mama und aufmerksame Gesprächspartnerin. Wie sie sich anfühlt. Wie sie spricht. Ihre Herzlichkeit und Wärme, die jetzt anderen Menschen im Himmel gelten. Man sagt so oft, sie lebt in deinem Herzen weiter mit einem unsichtbaren Band, aber dort spüre ich sie nicht. Mein Leben ist immer noch auf den Kopf gestellt und schwerer als vorher, aber für die Zeit mit Mama bin ich so dankbar und unglaublich froh, dass sie meine ist. Ich hätte keine bessere haben können. Und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit ihr. Das wird es geben, ich bin ganz sicher. 

 


Und was sind schon ein paar Jahre in der Ewigkeit? Mama muss nicht mehr lange warten, und ich glaube auch, dass wir ihr nicht so sehr fehlen wie sie uns. Im Himmel gibt es keine Traurigkeit. Vielleicht würde sie es gern sehen, dass wir uns nach einem Jahr mehr gefangen hätten und es keine Tage mehr gäbe, an denen uns alles sinnlos erscheint. Besonders Papa würde ich gern neuen Lebensmut geben. Über jedes Lächeln und Grinsen von ihm freue ich mich und schaue auch Sendungen mit ihm an, die ihn zum Lachen bringen. Solche Momente soll es in Zukunft öfter geben. Unser Leben wird nie mehr komplett und so schön sein ohne unsere Sonne, und dennoch sind wir bemüht, das Beste aus der uns verbleibenden Zeit zu machen.