I solve crimes and blog about it

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Mittwoch, 27. August 2025

Der Schut (1964) nach Motiven von Karl May

Angefixt durch "Das Kanu des Manitu" habe ich angefangen, meine Bluray-Box mit sämtlichen Karl May-Filmen anzusehen. Bisher waren das "Der Schatz im Silbersee" (1962), "Der Ölprinz" (1965) und "Der Schut" (1964). Gut fand ich sie alle, doch ohne Lex Barker, der in den Filmen in die Rolle von Karl May schlüpft und Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi mit phantasievollem und aufrechtem Heldenmut verkörpert, sind diese Filme für mich nicht komplett. 

"Der Schut" ist daher einer meiner Lieblinge der Reihe, die sich bis in die 2000er Jahre großer Beliebtheit erfreute und immer wieder gern zu Feiertagen im Fernsehen gezeigt wird. Ich war zwölf, als ich ihn zum ersten Mal bei Freunden sah, und der Film hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren.

 


Inhalt: Im Balkan wird Kara Ben Nemsis Freund Henri Gallingré von einer Bande entführt, die für den Schut arbeitet (oberschurkisch und abgrundtief gelb: Rik Battaglia) und Lösegeld von der Familie zu erpressen versucht. Kara Ben Nemsi heftet sich mit Gallingrés Frau (Marianne Hold) und den beiden schrulligen Engländern Sir David Lindsay (Dieter Borsche mit Hamsterbackenbart) und dessen Diener Archie (Chris Howland) auf die Fersen der Halunken. Mit von der Partie ist natürlich auch Hadschi Halef Omar, der loyale, aber etwas tumbe Sidekick Kara Ben Nemsis (Karl May wäre nicht besonders amüsiert von letzterem), gespielt von Ralf Wolter. Gleichzeitig wird auch Tschita (Marie Versini) vom Hof ihres Vaters gekidnappt, weil das das Handwerk der Halunken ist, Entführungen. Und weil Befreiung und Rettung das Handwerk Kara Ben Nemsis ist, nimmt er parallel mit Gallingrés Schicksal das des Mädchens in die Hand, um sie zu ihrem Verlobten zurückzubringen, der sich dem Suchtrupp anschließt zu dem Anwesen des Schuts. Der Weg dahin ist so steinig wie das montenegro'sche Geröll in der Felsenlandschaft, die als Drehort diente, doch natürlich siegt am Ende das Gute (kein Spoiler, weil das immer so ist bei Karl May).
 
 
Meine Karl May-Box

 
Meinung: Als Lex Barker-Fan, der ihn bereits als Fünfjährige im Winnetou bewundert hat, bin ich voreingenommen. Neben "Winnetou I" ist "Der Schut" mein absoluter Karl May-Klassiker. Das liegt auch an dem edlen und schlauen Rappen Rih und dem schneidigen Kostüm des Helden. Er macht ja eigentlich in allem eine gute Figur, sogar im Lendenschurz. Trotzdem sind die nächsten Teile der Orient-Trilogie für mich weniger reizvoll, weil er andere Kleider trägt und aus Gründen auch ein anderes Pferd reitet. Kleinigkeiten, ich weiß, aber frau achtet auf so etwas. 
 
Mit zwei Stunden Laufzeit ist "Der Schut" vermutlich der längste der Reihe, und doch wird es aufgrund des hoch gehaltenen Spannungsbogens keine Minute langweilig. Auch die Schauspieler sind bis in die Nebenrollen fantastisch besetzt (Friedrich Ledebur als klappernder Mübarek lehrt den Zuschauer selbst das Klappern, so unheimlich wirkt er). Die Filme sind allesamt digital remastered, was sie zu einem besonderen Sehvergnügen macht. Die Bildqualiät fiel mir als erstes auf. Gestochen scharf, erkennt man sogar kleine dramaturgische Ausrutscher, wenn man darauf achtet, etwa ein fallender Dietrich, den der Bandit im Würgegriff Gallingrés fallen lässt und in der nächsten Szene wieder in der Hand hält. Die trüben das Gesamterlebnis aber keineswegs. 
 
 
"Sihdi, werde einer von uns!" "Hmm... Turban steht mir nicht."

 
Wir haben uns sehr gut unterhalten gefühlt. Manchmal waren Kara Ben Nemsis Superkräfte vielleicht ein wenig zu viel des Guten, aber hey, er ist Karl May, und der war in seinen Romanen eine noch größere Naturgewalt. Außerdem nimmt man einem so athletischen Schauspieler wie Lex Barker den Alleskönner durchaus ab, der in der Tat die meisten seiner Stunts selbst ausgeführt hat - sehr zum Verdruss der Produzenten, die um Leib und Leben ihres Stars fürchteten. Hat sich aber gelohnt, denn kein anderer am Set hatte wohl ein so inniges Verhältnis zu Pferden, die in den Orientfilmen eine größere Rolle spielen als Iltschi und Hatatitla in den Western.
 
Bewertung:  👍👍👍👍👍
 

Mittwoch, 20. August 2025

Review "Das Kanu des Manitu" von Michael Bully Herbig (2025)

Im Prinzip bin ich kein Fan von Parodien. Auch nicht von denen, bei denen das Original (in dem Fall die Karl May-Filme der 1960er Jahre) unerreichbar ist. Da können sie noch so gut gemacht sein; ich kann einfach nicht darüber lachen. Aber Papa kann's. Vom "Schuh des Manitu" war er total begeistert, als er während eines Männerabends mit Kumpels vor fast fünfundzwanzig Jahren ins Kino ging. Ich habe mir den Film danach auch angeschaut, aber festgestellt, dass der Humor etwas zu derb war für meinen Geschmack. Ich weiß nicht, ob es mehreren weiblichen Zuschauern so geht, doch die Witze gingen mir oft ein bisschen unter die Gürtellinie. Und damit meine ich nicht nur den schwulen Zwillingsbruder Winnitouch. Trotzdem musste ich bei vielen Szenen lachen, vor allem bei denen des Scenestealers Santa Maria (Sky Dumont). Der kam als Ölprinz im Kanu leider etwas zu kurz.

 



Inhalt: Apahachi und Ranger sollen von einer Bande und deren Anführerin (eine endlich passend mürrische Jessica Schwarz) dingfest gemacht werden, um ihnen das Kanu des Manitu zu besorgen, das angeblich unsterblich macht und seinerzeit von Apahachis Vater in einer Höhle im See versteckt wurde. Doch die Aufgabe erweist sich als knifflig: Ranger kann nicht schwimmen, hat eine Tochter, die plötzlich auftaucht und sich in Dimitri (Rick Kavanian), den Mittelmäßigen verliebt, und außerdem befindet sich Apahachi in einer Identitätskrise...

 

 

Warten vor dem proppenvollen Cinedome

 

Meinung: Der erste Teil von 2001 hatte Highlights für mich, die vor allem der starken Leinwandpräsenz des Bösewichts Santa Maria zu verdanken waren ("Jetzt gehen alle noch mal aufs Klo, und dann reiten wir los!"). Und trotzdem fand ich den zweiten Teil besser. Vielleicht, weil Bully ein bisschen gereift ist, ohne auf wirklich alberne Gags zu verzichten. Schon der Geheimjodler am Anfang war ein Knaller. Und ich mochte den Griechen lieber als im "Schuh". Rührend, wie er sich verliebt hat und Rangers Tochter Mary (eine irgendwie süße und tatkräftige Jasmin Schwiers) beim Synchronschwimmen umwirbt. 

Die Aktion im See, namentlich die Bergung des Kanus, und die Landschaftsaufnahmen aus Spanien, den USA und Mexiko waren richtig gelungene Extras, die dem Film internationales Flair verliehen haben. Über den filmischen Aufwand und die originellen Einfälle konnte ich oft nur staunen. Natürlich gab es den einen oder anderen Flachwitz, aber bei weitem nicht so viele wie im ersten Teil, die größtenteils auf männlichen und wenig subtilen Humor zugeschnitten waren. 

Was natürlich auch interessiert: wie löst Bully die Kritik der Woken, die ihm kulturelle Aneignung vorwerfen, indem er in ein *Räusper* "Indianer"-Kostüm steigt (eigentlich traurig, dass es soweit gekommen ist)? Wahrscheinlich meint man, dass den Bully das nicht wirklich schert und er wie gehabt sein Ding durchzieht - provokant und respektlos. Aber er schafft es tatsächlich, am Ende mit chaplinesker Referenz zu überraschen. Nicht mit einem Zwinkern im Auge, sondern mit einer Ernsthaftigkeit, die wohl keiner von Apahachi und seinem Erfinder erwartet hätte. Und Achtung: auch wenn der Abspann unendlich lang geht: danach erfährt man noch ein wichtiges Detail. Also durchsitzen. So wie Ranger und Apahachi.

Fazit: Empfehlenswert. Nicht nur für die große Fangemeinde der Bully-Crew.

 

Bewertung:  🤠🤠🤠🤠 und ein halber 🤠

 

Donnerstag, 14. August 2025

Ferienjob Catsitter ~ verantwortungsvoll, aber supertoll!

 Seit fast zwei Wochen versorgen wir fünf Katzen, während deren Halter im Urlaub ist. Zwei davon sind Wohnungskater, die anderen drei halten sich hauptsächlich draußen und in der anliegenden Scheune auf. Ich war zuerst etwas verunsichert, ob ich der Aufgabe gewachsen bin. Zwar haben wir selbst Mikkel und Toby, doch für fremde Katzen zu sorgen, ist eine andere Sache. Man muss sich seiner Verantwortung bewusst sein. Füttern und Klo sauber halten reicht nicht. Unsere Pflegekatzen sind Ansprache und Zuwendung gewöhnt, sowohl die drinnen als auch die "Wilden".

 

Mit der kleinen alten Dame Lilly.

Der erste Tag war auch tatsächlich etwas holprig in dem Bemühen, die richtige und rationelle Reihenfolge zu finden, doch wer uns sehr geholfen hat, war Felix. Er erinnert vom Wesen her an unseren Toby: charmant, zutraulich und wortgewaltig, hat er uns den Einstieg so gut erleichtert wie er konnte. Sein WG-Kumpel Gizmo gehört dagegen zur schüchternen Sorte wie Mikkel. Das finden wir jedoch nicht weniger liebenswert, und manchmal hat Zurückhaltung und Distanziertheit ja auch ihren Grund und etwas Positives. Der Halter meinte zu uns, es sei ok, wenn wir die Näpfe füllen; Gizmo würden wir vermutlich selten bis nie zu sehen bekommen. Wir fanden das zwar schade, aber verständlich, wenn er zu Fremden kein Vertrauen fasst. Umso mehr hat er schon am dritten Tag überrascht, als er im Wohnzimmer saß und sich malerisch von der Abendsonne bescheinen ließ, ohne sich um uns zu kümmern.

 

Gizmo

 Zu nahe kamen wir ihm nicht und haben uns erst mal um unsere Aufgaben und Felix gekümmert, der sich bald auf unseren Besuch zu freuen schien. Oft fing er uns schon am Treppenabsatz oder unten im Erdgeschoss ab. Das Haus gehörte übrigens Oma Lisbeth. Jetzt wohnt einer ihrer Enkel darin, das macht die Besuche noch einmal besonders besonders. 😊 In der ersten Zeit saßen wir oft mit Felix am Küchentisch und hatten feuchte Augen, überwältigt von Erinnerungen und auch Felix, von dem wir uns schwer trennten, da er so offensichtlich Gesellschaft und Streicheleinheiten schätzt. Die Vorstellung, er sitzt da noch und vermisst menschliche Geschäftigkeit, nachdem wir fortwaren, ist vielleicht zu menschlich gedacht für unabhängige Katzen, und trotzdem konnten wir sie nicht abschütteln. Zumal Felix erstaunlich menschenbezogen ist.

 

Der Charmeur Felix

 

Es ist für alle Katzen das erste Mal, dass der gewohnte Mensch für längere Zeit außer Haus ist, und dafür - das haben wir ihnen lobend erklärt - machen sie es wirklich gut. Keine unangenehmen Überraschungen, Protest oder sonst irgendwelche Aktionen haben wir feststellen und beseitigen müssen. Im Gegenteil; selbst der scheue Gizmo wurde zutraulicher und ließ sich sogar zu Gesprächen und zum Schmuse-Modus verleiten. Es sind ganz besondere Katzencharaktere, jeder einzelne. Obwohl wir es vorher bereits wussten, beweisen Felix und Co. wieder aufs Neue, dass jedes Tier eine einzigartige Persönlichkeit hat. Selbst die Wilden sind uns gewogen, die nach den beiden an der Reihe sind mit der Fütterung.

 Jeden Abend sitzt die kleine Lilly mit uns am Teich und lauscht unseren Gesprächen. Sie ist sicher fast zwanzig Jahre alt und einfach rührend! Sie kommt uns auch sehr weise vor. Wenn wir uns mit Lilly beschäftigen, wundert es uns, weshalb wir nur eine Katze hatten in unserer Haustierlaufbahn, während alle anderen Kater waren. Man sagt, dass Katzen oft einfühlsamer sind als ihre männlichen Artgenossen. Auf Lilly trifft das auf jeden Fall zu. 

 

Quad-Lilly
 

 Wir waren sehr verblüfft, als sie spürte, dass wir traurig waren und versuchte, uns zu trösten. Mit Köpfeln, Schmusen und dem Teilen ihres Futters, das sie uns vor die Füße legte, brachte sie uns auf andere Gedanken. Von den beiden anderen kennen wir leider die Namen nicht; doch auch sie kommen uns gelegentlich besuchen. Der eine dem ernsten Gesicht nach ein Nachfahre von Lilly und scheu, der andere schwarzweiß getigert und lautstark. 

 Gizmo haben wir übrigens mit Katzengras und einem Baldriankissen geködert. Vor allem Ersterem konnten weder er noch Felix widerstehen. Da er scheinbar etwas von einem Perser in sich und einen sehr dicken Pelz hat, kommt ihm die Verdauungshilfe offenbar zugute. Allerdings passen wir auf, dass sie sich nicht übernehmen. Beide sind schon etwas älter und haben eine Routine entwickelt, wo Veränderungen nicht mehr so leicht sind. Da sind Katzen uns Menschen doch ziemlich ähnlich. Aber man merkt, dass ihnen durch die neuen Entdeckungen nicht langweilig wird.

 

Mjam Mjam...

 

Gäbe es Catsitter als Berufsbezeichnung, die offiziell anerkannt wird, hätte ich wohl meine Berufung gefunden. Vormittags und abends verbringen wir mindestens eine Stunde mit den kleinen Tigern, und wir wissen jetzt schon, dass wir alle fünf vermissen werden, wenn der Urlaub unseres Cousins vorbei ist...

 

 

Sonntag, 3. August 2025

"Siebzehn Silben Ewigkeit" ~ Denis Thériault

Dieses Buch hat mir eine Freundin geschenkt mit den Worten, dass es etwas ganz Außergewöhnliches und Zauberhaftes wäre. Eine ungewöhnliche Geschichte um einen Briefträger, der heimlich die ihm anvertraute Korrespondenz liest und sich dabei in eine Frau auf Guadeloupe verliebt. Klingt ganz ok, dachte ich, und wenn sie mir das empfiehlt, muss es ja etwas Besonderes sein... das Cover fand ich auch recht ansprechend.

 

 

Die Kurzbeschreibung zum Inhalt klaue ich ausnahmsweise von Amazon: Bilodo, ein junger Postbote aus Montreal mit einer Vorliebe für Kalligraphie, geht seinem Beruf voller Leidenschaft nach: Heimlich öffnet er abends über Wasserdampf handgeschriebene Briefe und träumt sich in fremde Lebenswelten. Eines Tages stößt er auf die ungewöhnliche Korrespondenz zwischen Professor Grandpré und Ségolène, einer Lehrerin aus Guadeloupe, die sich Gedichte schicken. Bilodo verliebt sich in Ségolène. Als Grandpré bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, ersinnt Bilodo einen waghalsigen Plan: Will er den Kontakt zu Ségolène nicht abreißen lassen, muss er in die Identität des anderen schlüpfen und lernen, wie man mit siebzehn Silben die Ewigkeit einfängt ... 

 



Meinung: Ich habe mir Mühe gegeben, das Buch zu mögen. Anfangs schien es mir auch noch recht interessant und lehrreich, wenn man etwas über japanische bzw. fernöstliche Kultur erfahren möchte. Ich hätte auch gut weiterleben können ohne zu wissen, wie ein Haiku und ein Tanka aufgebaut ist. Aber ich habe mich sogar an einem Haiku probiert und war neugierig, wie die Geschichte ausgeht zwischen Bilodo und Ségolène (die Namen fand ich schwierig, was aber vielleicht daran liegt, dass ich so gut wie keine französischen Romane lese). 

Doch etwa ab der Hälfte war ich gelangweilt. Zunächst dachte ich, das Ende bereits zu kennen, und der schüchterne und von Haikus besessene (und mir daher unsympathische) Bilobo erkennt die schmachtende Liebe der Kellnerin Tania und vergisst darüber die unerreichbare Ségolène, doch es kam viel schlimmer, weil haarsträubend für meine Begriffe. Um einen Mega-Spoiler zu vermeiden, sage ich nur ganz lapidar, dass die Entdeckung des Tankas (das siebzehnsilbige "Gedicht") der Untergang des neugierigen Briefträgers war... was daran romantisch sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Besser hätte es mir gefallen, wenn der Fluch ("Enso") auf irgendeine Weise gebrochen worden wäre.

Auch fand ich die hin und her gehenden Gedichte, - drei verteilt auf einer Seite - oft ein bisschen too much und außerdem erstaunlich "derb", gerade die letzten. Da kann weniger robusten Leser/innen schon mal die Fremdschamröte ins Gesicht schießen - ich fand's eher unfreiwillig komisch. 

 


Fazit: Ich muss meine Freundin mal ernsthaft fragen, warum sie mir diesen Roman geschenkt hat. Sie ist wie ich keine Japan-Kennerin und auch kein Fan von Zeitschleifen, so originell sie vielleicht für andere sein mögen. Nee, nix für mich. Für Sushi-, Haiku-, Manga-, und Japanfans im Allgemeinen vielleicht. Oder man betrachtet "Siebzehn Silben Ewigkeit" als abgefahrenes Märchen für Erwachsene. Darauf war ich allerdings nicht eingestellt.

Bewertung:  👺

 

 

Donnerstag, 31. Juli 2025

Ich verstehe diese Welt nicht mehr... oder: mir platzt der Kragen.

Meist halte ich mich raus aus politischen Debatten. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass das einfach besser ist für meinen Blutdruck. Und dennoch kann ich manchmal nicht schweigen, weil ich denke, dass ich es nicht mehr aushalte, die Ignoranz der Menschen, die laut schreien und trotzdem, so hoffe ich, in der Minderheit sind. So wie die Israel-Hasser. Ja, ich sag's: die Judenhasser. 

 

AAARRRGH!!!

 

 Denn mittlerweile stellt sich heraus, dass trotz aller Lügenpropaganda der Hamas, die von den westlichen Medien ungefiltert und ungeprüft übernommen wurde, viele "vernünftige" Menschen offen und ungehemmt auf Juden schimpfen. Und das, obwohl die Mär von hungernden Kindern in Gaza widerlegt wurde, das Erscheinungsbild und angebliche Beweisfoto eines mangelernährten Kindes auf dessen seltene Erbkrankheit zurückzuführen ist und die angeblich unterlassenen Hilfsgüter für die Bevölkerung von der eigenen Bevölkerung abgefangen werden, namentlich der Terrorgruppe Hamas. Die verschachert die Lebensmittel zu Wucherpreisen an die "armen Unterdrückten". Arm und unterdrückt ja, aber nicht von Israel. Mich wundert es wirklich, weshalb das nicht in die Köpfe der Gutmenschen und Linken reingeht? 

Stattdessen wird gefordert, keine Waffen mehr an Israel zu schicken. Weil klar, wenn zum Beispiel die Österreicher in Deutschland ein Massaker angerichtet und hunderte Geiseln genommen hätten, die unter schlimmsten Bedingungen gehalten werden, ja klar, dann würden wir alle die andere Wange hinhalten und uns freiwillig in den Gewahrsam des Terrors begeben und ihnen unser Land schenken. Die Überlebenden würden alle den Freitod durch Ertränken in der schönen blauen Donau wählen. Nein? Doch nicht? Dann liegt's vielleicht doch an den Juden, die sich hierzulande schon lange nicht mehr sicher fühlen. 

Ganz ehrlich, ich schäme mich. Für ein Deutschland, dem ich nie zugetraut hätte, so blind zu sein. Das vielbeschworene "Nie wieder!", wem gilt das überhaupt? Ich habe immer gedacht, man möchte die Geschichte nicht wiederholen. Doch wie es scheint, steuern wir mit dem neu entfachten Judenhass (und ich sage nicht Antisemitismus) direkt darauf zu. Lügen werden verbreitet, und manch' einer auf Facebook verfasst schon antijüdische Gedichte oder glaubt, den "Juden" entlarvt zu haben, sei es am Nachnamen oder der Form seiner Nase. "Kulturschaffende" schreiben einen offenen Brief an einen schwachen Kanzler, der ohnehin kein Freund der israelischen Kriegstaktik ist und meint, die Regierung ständig kritisieren zu müssen. Weil er ja offenbar auch gern in die Donau gehen würde. Immerhin zögert er, einen "palästinensischen Staat" anzuerkennen. Mal sehen, wie lange noch.

 

Ich habe eine jüdische Nase.


 Ich könnte kotzen, wenn ich darüber nachdenke und mir bewusst werde, dass Europa ohnehin irgendwie kein Rückgrat zeigt. Wir sollten froh sein, dass das kleine demokratische Israel aufsteht und Werte verteidigt, die doch auch mal in unserer Demokratie etwas bedeutet haben. Nun wahrscheinlich schon lange nicht mehr. Denn wenn das so wäre, dann würden auch die unverbesserlichen Gutmenschen innehalten und sich fragen, warum es überhaupt soweit gekommen ist. Und würden nicht ständig auf die Lügen der Hamas hereinfallen. 

Mir kann keiner erzählen, dass Israel unbegründet oder unverhältnismäßig handelt. Überall auf der Welt ist Krieg, herrscht Hunger und Not, und das weit schlimmer als in Gaza. Warum kommt das eigentlich nicht in die Medien? Denkt mal drüber nach.

 

 

Freitag, 18. Juli 2025

Review "King's Land" (2023) mit Mads Mikkelsen

 Nach langer, langer Zeit mal wieder einen Film geschaut statt Serien. Und der hatte es gleich in sich. Als treuer Fan von Mads Mikkelsen stand "King's Land" (Originaltitel: Bastarden) schon lange auf meiner Watchlist. Aus verschiedenen Gründen habe ich es erst jetzt geschafft, ihn anzuschauen, und das bei über zwei Stunden Länge auch nur etappenweise. 

 


 Inhalt: Mitte des 18. Jahrhunderts sucht der dänische König Männer, die die unfruchtbare Heide in Jütland urbar machen sollen. Es handelt sich dabei offenbar um eine Marotte des Königs, denn keinem ist es bisher gelungen, dort etwas anzupflanzen. 

Der ehemalige Soldat und Hauptmann Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen) verspricht sich von dieser Aufgabe Wohlstand, eine Kolonie und einen Adelstitel. Er möchte auf der Heide Kartoffeln kultivieren, die er während seines langjährigen Dienstes in Deutschland kennengelernt hat, die dort tatsächlich gedeihen. Mithilfe eines jungen Geistlichen und Freunden erhält er Arbeiter, darunter der Pachtbauer Johann und seine Frau Ann Barbara, die vor dem gewalttätigen und skrupellosen Landadligen Frederik de Schinkel flohen, der das Land und somit auch Kahlens neu erworbene Heide beansprucht. Kahlen lässt nicht mit sich verhandeln, und so fährt Schinkel (Simon Bennebjerg) schwerere Geschütze auf...

 

Almai Mus(s) weg...

 

Meinung:  "King's Land" hat mich sehr an "Michael Kohlhaas" erinnert, der, ebenfalls mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle, 2013 in Spanien gedreht wurde. Mit genauso gewaltigen (und teilweise gewalttätigen) Bildern, wenig Dialog für den Helden, und der Landschaft als heimlichem Star. Und natürlich Mads Mikkelsens herzerwärmende Interaktion mit einem kleinen Mädchen. War es in "Michael Kohlhaas" seine Tochter Lisbeth, so ist es in "King's Land" das Zigeunermädchen Almai Mus, das nach dem Volksglauben der Ansässigen Unglück bringt, und das Kahlen darum nach Odense in ein Waisenhaus schickt; sehr zum Missfallen von Ann Barbara, die nach Johanns gewaltsamem Tod nicht nur Hauswirtschafterin für Kahlen ist, sondern mit ihm und Almai Mus wie eine kleine Familie im "Königshaus" auf der Heide lebt. Doch das karge, selbstbestimmte Leben ist nicht sicher: der machtgierige und abgeblitzte de Schinkel greift zu immer perfideren Methoden, die ungebetenen Siedler zu vertreiben.

 Irgendwann eskaliert die Situation. Ludvig, der es auf keinen Streit ankommen lassen wollte, tötet die von de Schinkel angeheuerten Gendarmen und gerät in de Schinkels Gewahrsam. Dort droht ihm der Foltertod, denn de Schinkel ist auch Landrichter... doch Ann Barbaras Rache ist furchtbar.

 

Landvermesser

Mir waren die Bilder teilweise zu heftig. Obwohl im Allgemeinen ein ruhiger Film, der wirklich schön inszeniert und Mads Mikkelsen wie immer ein Hingucker ist mit seinem stoischen und doch irgendwie anrührenden Spiel, musste ich manchmal die Lautstärke runter- und den Kopf wegdrehen. Vielleicht bin ich nach zwei Jahren (Heim)Kinoabstinenz auch empfindlicher geworden. Besonders schön allerdings fand ich die kräftigen Rappen (Hannoveraner?), die im Film majestätisch auftraten. Umso tragischer war der Verlust des Pferdes des Hauptmanns. Da musste ich schwer schlucken. Versöhnt hat mich, dass es trotz aller Dramatik und Tragödien ein einigermaßen gutes Ende nimmt. Anders als bei Michael Kohlhaas...

 



 

Bewertung: 💫💫💫💫

 

 

Freitag, 11. Juli 2025

Maskenpflicht. Ein Gedicht über meinen Weg ohne Mama.

Maskenpflicht

Ich lache, manchmal bin ich heiter
Doch oftmals weiß ich nicht mehr weiter
Mein Weg, er war noch nie so eben
Wie man sich das wünscht im Leben
Es ging voran bisher, und das ganz gut
Denn mir fehlte nie der Mut
Das tut er jetzt, und auch das Lachen
Muss ich mir mühsam selber machen
 
 

 
 
Die Masken sind's, die meinen Weg nun kreuzen
Ich heb' sie auf, mit Tränen und mit einem Schneuzen
So wandle ich durch Tag und Nacht
Zeige nie, wie es mir geht, hab' acht
Dass keiner meine Trauer sieht
Die in der Gesellschaft unbeliebt
 
Ach wie schön der Tag, wenn sie dann fallen
Mit lautem Echo zu Boden knallen
Zersplittern wie gesprengte Glieder
Und der Schein, er liegt darnieder
Dann lache ich aus vollem Herzen
So wie einst, ohne Maske, ohne Schmerzen
Bin wieder glücklich, frei von Pflicht
Und halte mein Gesicht ins Licht
 
 

Dienstag, 8. Juli 2025

Brief an Mama. Gefunden in meinen Erinnerungen von letztem Jahr.

 

Liebe Mama, 
 
manchmal fällt es mir so schwer zu akzeptieren, dass du nicht mehr da bist. So lebhaft und lustig und aktiv hast du das Leben genossen. Du hast immer ein Thema gehabt, über das du dich unterhalten hast und das dich begeistert hat. Dein Glaube an Gott, Gesundheit, die Pflanzenwelt, unsere Tiere, die Familie. Das Leben hatte viele Überraschungen für dich, und nicht selten hast du sie den Menschen gemacht. Schöne, unerwartete Überraschungen, voll mit deiner Liebe und Freundlichkeit.

Du wolltest leben und wieder eine liebevolle, freudige Frau sein, das waren deine Worte in der Notaufnahme. Glaub mir, Mama, du warst immer liebevoll, immer da für deine Familie und diejenigen, die dich brauchten oder deinen klugen Rat suchten. Ich glaube, das bist du auch jetzt noch - liebevoll und mitfühlend. Im Himmel bei deinem guten Hirten. 
 
 

 
Es tut sehr weh, dass deine letzten Wochen hier auf Erden nicht von Aufmerksamkeit und Hilfe geprägt waren und wir den Eindruck hatten, wir seien irgendwelche Freaks, weil wir fest davon überzeugt waren, dass du es schaffst - so wie immer zuvor, denn du warst als robustes vitales Stehauffrauchen bekannt. Es tut weh, dass du Angst hattest, weil wir keinen anderen Weg wussten, als dich ins Krankenhaus zu bringen. Ich weiß, du hast uns verziehen, noch hier. Und trotzdem denke ich manchmal, ob es nicht besser gewesen wäre, dich zuhause zu lassen. Als wir dich nach der langen OP besuchten, hast du nach dem Auto gefragt, das uns vier nach Hause bringen würde. Wenn es doch nur möglich gewesen wäre! Wie sehr hätten wir deine Rückkehr gefeiert! Du sagtest oft, dass wir viel zu selten feiern. Jetzt sitzt du an der himmlischen Tafel und lässt es bestimmt krachen mit alten und neuen Freunden und Verwandten, die dir schon vorausgegangen sind. 
 
Die Ärzte sagten uns nach ein paar Wochen, sie seien "frustriert" über dich und stellen die Behandlung ein. Die war ohnehin kein Erfolg, im Gegenteil, aber dennoch - so etwas über dich hören zu müssen, das war schmerzhaft. Das tat so weh. Hatte keiner dort gemerkt und gesehen, was für ein wundervoller Mensch du bist? 
 
Es tut mir so leid, dass ich nicht mehr da war, Mama, auch wenn Papa und Nicole nach dem Anruf vom Krankenhaus ohnehin zu spät kamen. Du hast schon die Hand deines Schöpfers ergriffen und beschlossen, mit ihm zu gehen. Ich weiß nicht genau, ob du dich von uns vielleicht schon lange vorher verabschiedet hast. "Morgen um die Zeit bin ich bei Jesus" hast du zu mir bereits in Heidelberg gesagt, und ich hatte zum ersten und einzigen Mal Angst um dich. Ich wollte nicht, dass du gehst. "Ach, Christinchen", war deine Antwort. Und ich glaube, dass du dich wirklich darauf gefreut hast, zu ihm zu gehen. Weil ich es dir auszureden versuchte, hast du gekämpft. Fünf lange Wochen auf einer Intensivstation, die für uns alle zum Alptraum wurde.
 
 

 
Liebes Mamele, nie hätte ich geahnt oder gefürchtet, dass uns das einmal passieren würde. Ich halte es bis heute für einen schlimmen Traum. So gesegnet waren wir als Familie, so glücklich. Du fehlst uns immer noch jeden Tag, auch wenn wir Kinder unser eigenes Leben hatten. Trotzdem hoffe ich, dass du auch ein bisschen stolz auf uns sein kannst. Manchmal gehen wir Wege, die wir noch zu viert gegangen sind, essen in Lokalen, die du mochtest. Aber es ist nicht mehr dasselbe. "Ich wünsche mir, dass wir wieder eine Einheit sind" hast du mal gesagt. Das werden wir immer bleiben. Und wenn wir wieder zusammen sind, dann sind da noch viel mehr Menschen, die eine Einheit sind. Der Gedanke tröstet mich. Und ich glaube fest, dass du immer noch so lebhaft und gewitzt bist wie hier. Wahrscheinlich bist du wieder jung, d. h. du siehst jung aus, denn im Herzen warst du es immer. Eine junge Elvi, die strahlt und leuchtet und sich an Gottes Himmelreich freut und ihren Schatz hebt, das bist du jetzt. Das wiegt den Leidensweg auf, den du auf dich nehmen musstest und an den du vermutlich nicht mehr denkst - oder Groll hegst. Das ist gegen deine Natur. Nachtragend warst du nie.
 
Außerdem gibt es im Himmel nur Freude und Lachen. Deine Tränen hat Jesus schon lange abgewischt. Unsere werden noch eine Weile fließen. Aber wir wissen, dass wir dich wiedersehen, Mama. Auch deshalb halten wir am Glauben fest, den du uns vermittelt hast und der uns Kraft gibt. Sei geduldig mit uns, wenn wir hin und wieder schwach sind. Die Trauer um dich geht nicht einfach vorüber. Aber sie wird hoffentlich ein bisschen weniger mit der Zeit.
 
 

💖Ich liebe dich, Mama. Für immer.💖



Sonntag, 6. Juli 2025

Interview für die RNZ zu meinem Buch "Shalom Mamele"

 Wie bist du darauf gekommen, dieses Buch zu schreiben und warum?

Eigentlich wollte ich es gar nicht schreiben, weil ich dachte, es sei zu schmerzhaft. Meine Trauer über den Verlust war so groß, dass ich meine Gedanken in den sozialen Medien geteilt habe und darauf überraschend positive Kommentare und auch PNs erhielt. Oft kannte ich die Leute nicht einmal persönlich, doch einer regte dazu an, meine Geschichte mit Mama niederzuschreiben, weil er so viel Liebe aus meinen Beiträgen spürte. Das fand ich enorm und berührend. Zunächst scheute ich mich davor, eine Art „kreatives Trauerschreiben“ in Gang zu setzen. Ich hatte Angst, es könnte mich emotional belasten, nachdem Mamas Krankengeschichte so unerwartet unglücklich verlaufen war. Aber es ließ mich nicht los, und als ich anfing, zu schreiben, habe ich mich jeden Tag darauf gefreut und die Trauer während des Schreibens tatsächlich etwas vergessen. Ich hatte Spaß daran, alte Familienfotos für das Buch auszusuchen und in Erinnerungen zu schwelgen, die durchweg schön sind. Erst jetzt wird mir bewusst, wie außergewöhnlich unser Familienzusammenhalt war und wie viele Menschen uns darum beneiden. Intakte Familien gibt es anscheinend nicht mehr viele, doch dafür ist der Schmerz umso größer, wenn ein Familienmitglied geht, das so elementar dazugehört wie Mama. 

 


 Wie lange hast du gebraucht, das Buch zu schreiben?

Weniger als zehn Tage. Das glaubt mir keiner, wenn ich es sage. Jemand meinte sogar, ich hätte ChatGPT bemüht, doch ich weiß nicht mal genau, was das ist, geschweige denn wie man es bedient.  Diesen Flow beim Schreiben hatte ich lange nicht mehr, und ich bilde mir gern ein, dass Mama mich inspiriert hat, indem sie unsichtbar mit im Schreibzimmer saß. Sie hat mich immer ermutigt, Geschichten zu schreiben und damit an die Öffentlichkeit zu gehen, daher weiß ich, dass sie nun im Himmel vor Freude in die Hände klatscht, wenn sie ihr Schaufenster in der Buchhandlung sieht. Es war für mich bittersüß, zu erfahren, dass ausgerechnet „Shalom Mamele“ hier am Ort größere Beachtung findet als meine Romane. Vielleicht liegt es daran, dass meine Mutter in Sinsheim eine bekannte Persönlichkeit ist und man uns als Familie durch den „Bastel-Wirth“ kennt, den wir bis 2013 betrieben.

Wie hast du dich beim Schreiben gefühlt?

Ich war überrascht, wie gut es mir ging und wie wohltuend es war, meine Geschichte mit Mama in möglichst vielen Einzelheiten Revue passieren zu lassen. Mir fielen Begebenheiten ein, an die ich vorher nie mehr gedacht hatte. Einiges wurde mir auch klarer, z.B. ihre Initiative in Sachen Gesundheit und ihre Neugier in sämtlichen Bereichen. Sie liebte Menschen. Nichts war ihr ein größerer Lohn als zu wissen, dass sie ihnen geholfen hatte, wenn sie ratsuchend zu ihr kamen. Ich habe große Bewunderung und Respekt, dass sie den Mut hatte, in Eigenverantwortung unbetretene Pfade zu gehen; etwas, das für viele undenkbar ist. Da war sie eine Inspiration für uns alle. 

 

 

 Was ist dein Lieblingskapitel?

Ein spezielles könnte ich jetzt nicht nennen. Es war besonders schön, über meine Großeltern – Mamas Eltern - zu schreiben, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist. Man erfährt darin, dass es sich häufig auszahlt, Neues und Ungewöhnliches zu probieren – etwas, das meine Mama immer gern und auf eigenes Risiko getan hat. Im Nachhinein hat es mich verblüfft, wie rund und ineinander verwoben alle Kapitel sind, und die Tatsache, dass deutlich wird, wie viel Liebe und Wertschätzung in unserer Familie vorhanden sind. Auch ohne Mama, die wir alle schmerzlich vermissen. Wir müssen neue Strukturen im Alltag finden. Das braucht Zeit und ist nach so langer Zeit eingespielter Teamarbeit nicht einfach.

Meinst du, das Schreiben hat dir bei der Trauerbewältigung zumindest etwas geholfen?

Mamas unerwarteter Heimgang war für uns traumatisch. Bis zuletzt haben wir daran geglaubt, dass sie wieder gesund wird. Es war daher ein großer Schock, als es nicht so kam. Wir alle hatten Schuldgefühle und Fragen, die nicht beantwortet wurden. Wenn ein geliebter Mensch geht, ist das schlimm. Fast noch schlimmer ist die Ungewissheit über das Warum und die eigene Hilflosigkeit. Für mich war das Schreiben ein Ventil, meine Gefühle zu ordnen. Dankbar zu sein für die gemeinsame Zeit. Ich glaube, dass ich während des Schreibprozesses weniger traurig war, weil die schönen Erinnerungen auflebten. Natürlich flossen dabei hin und wieder Tränen, aber ich würde jedem Trauernden raten, aufzuschreiben, was besonders schön war mit dem geliebten Menschen. Für mich als gläubiger Mensch ist es zudem ein Trost, dass Mama uns nur vorausgegangen ist.

 


 

Wie sind die Rückmeldungen zu deinem Buch?

Sehr positiv. Ich denke, das liegt auch daran, dass unsere Geschichte zeigt, wie gut eine Familie funktionieren kann. Mama war immer offen für jeden, sie knüpfte gern Kontakte und hatte eine große Liebe nicht nur für uns, sondern für alle, die zu ihr kamen. Sie wollte die Welt ein Stück verbessern, und ich denke, es ist ihr im eigenen Umfeld auch gelungen. Ihren Optimismus und ihre Fröhlichkeit, ihr Vertrauen auf Gott – selbst in Krisen - hat sie nie verloren. Und sie liebte ihre Familie, obwohl sie selbst es nicht leicht hatte in ihrer Kindheit. Das imponiert meinen Lesern, die mir schrieben, dass dieses Buch „die Seele wärmt“. Andere meinten, in jeder Zeile seien die Schönheit und die Intensität unseres Familienlebens zu spüren. Und nicht zuletzt ist das Buch auch ein Trost für diejenigen, die selbst trauern. Daher ist es nicht unbedingt nötig, Mama persönlich gekannt zu haben, um das Buch zu lesen. Vielen mir unbekannten Lesern gibt es das Gefühl, Teil einer Familie zu werden, die zwar einzigartige Erlebnisse hatte, aber in ihrer Trauer nachvollziehbar ist und es erlaubt, den eigenen Trauerprozess besser zu verstehen, statt zu verdrängen. Das war mir neben dem liebevollen Andenken an Mama und meiner eigenen Bewältigung des Verlustes das größte Anliegen mit „Shalom Mamele“.

 

 

Donnerstag, 5. Juni 2025

Buchverlosung / Gewinnspiel

Ihr Lieben, ich feiere meine 9100 Follower auf Facebook mit einem Gewinnspiel. Verlost wird eines meiner Bücher, das ihr euch aussuchen dürft. Kommentiert mit dem Titel, der euch interessiert. Zur Auswahl stehen: 

 


 "Shalom Mamele", "Das Bildnis des Grafen", "Milan", "Fairlight", "Vom Ernst des Lebens", "Ausnahmsweise doppelgleisig", "Ein Spiel zu viel", "Furchtlos zum Himmel", "Affettuoso" & "Camera Obscura". 

 
Die jeweilige Buchbeschreibung findet ihr auf
 


  Die Verlosung findet am Sonntag, den 8. Juni statt. Der Gewinner wird benachrichtigt. 
 
🍀🍀🍀 Allen Teilnehmern viel Glück!🍀🍀🍀 
 
 

Dienstag, 3. Juni 2025

Katze fürs Leben ~ Stefanie Zweig

 Meine Tante liest viel. Noch viel mehr, seit ihr langjähriger Partner, mein Onkel, recht überraschend im Frühling starb. Abends liest sie im Bett, bis ihr die Augen zufallen, sagt sie. Und sie liebt Katzen. Leider hatten sie und mein Onkel keine mehr, nachdem sie älter wurden, und nun kommt keine Katze mehr ins Haus. Dafür liest sie dann gern Tiergeschichten. Ich habe ihr einige Bücher von mir ausgesucht, von denen ich annahm, sie könnten ihr gefallen. Eins dieser Bücher habe ich jetzt selbst gelesen, nämlich "Katze fürs Leben" von Stefanie Zweig.

 


Inhalt: Die Siamkatze Cleo verirrt sich auf der Flucht vor ihren Besitzern in das gemütliche und katzenkompatible Haus der Therapeutin Julia, die sie sich als neues Personal aussucht. Bald ist auch der Therapeutin mit menschlichen Fehlern klar, dass sie mit "Sissi" eine perfekte Symbiose eingegangen ist: Sissi entpuppt sich als weise, manchmal knallharte Kollegin, die die mitunter hilflose Julia nach besten Kräften unterstützt und ihr auch mal zeigt, wie man die Krallen ausfährt. Nicht nur die Patienten profitieren von der neuen Psychologin - auch Julia verändert sich...

 

MaruRodriguez76 / Pixabay

Meinung: Anfangs hatte ich fast einen Widerwillen gegen die etwas eingebildete und merkwürdig erzählende Siamkatze, die ihren ursprünglichen, lieblosen Dosenöffnern ausbüxt und eine Therapeutin findet, die zwar ahnungslos im Umgang mit Samtpfoten ist, aber ihr mithilfe eines katzenkundigen Patienten immerhin den Namen "Sissi" verpasst. Puh, dachte ich. Wie kitschig. Und wie kitschig manche Sätze, bemüht und irgendwie komisch. Besonders grinsen musste ich bei diesem Satz: "Schlimm war nur, dass bei uns fortan die Fleischeslust nur noch für besondere Tage galt". Der war unmissverständlich missverständlich... es geht darin um die Ernährung, nicht um das, was man gemeinhin unter Fleischeslust versteht. Ansonsten habe ich mich jedoch an ihre blumigen Wortschöpfungen und Formulierungen bald gewöhnt und fand sie mit der Zeit sogar irgendwie goldig. Dass Sissi ein eigenwilliges Wesen ist, merkt man bereits ihrer Sprache an. Und das ist ein ziemlich origineller Kniff. 

Gemessen daran, dass Stefanie Zweig eine Bestsellerautorin ist, die vor allem über ihre Kinderheimat Afrika und über die historische Rothschildallee geschrieben hat, in der sie danach wohnte, ist "Katze fürs Leben" sicher nur eine kleine "Schnurre" gewesen (Mann, jetzt muss ich mich selbst beglückwünschen für das originelle Wort!), aber sie hat mich doch erreicht, selbst wenn es ein bisschen gedauert hat und ich mit Sissi erst spät, mit Julia gar nicht warm geworden bin. Die Geschichte ist unterhaltsam und kurzweilig; genau das Richtige, wenn man den Kopf abschalten will. Und da ich noch mehr Tierbücher habe, hat sie in mir die Lust geweckt, dort auch mal wieder reinzulesen.

 

Bewertung:  😺😺😺😺

 

 

Montag, 12. Mai 2025

Danke!

Mein Blog als Tagebuch hat seit Mamas Heimgang einen etwas traurigen Tenor angenommen. Das tut mir leid, nicht zuletzt für mich selbst. Ich bin eigentlich ein fröhlicher und kreativer Mensch, dem es Freude macht, etwas zu erschaffen, woran andere ebenfalls Freude haben. Sei das ein Buch, eine Anekdote oder eine Unterhaltung, die für alle angenehm und inspirierend verläuft. Von Mama habe ich eine positive Einstellung zum Leben mitbekommen, die jetzt auf eine harte Probe gestellt wird.



  

Umso erstaunter und auch dankbar bin ich, wenn ich in der letzten Zeit meine Statistiken betrachte. An manchen Tagen hat mein Blog fast 200 Besucher. Häufig gelesen werden dabei die Berichte über Mama, und wie wir ohne sie zurechtkommen müssen. Vielleicht gibt es mehr Menschen in einer ähnlichen Situation, als ich es mir denken kann. Kommentare werden selten abgegeben - die meisten hat ohnehin mein Mamele verfasst, wenn ihr ein Artikel besonders gut gefiel. Später anonym, damit es nicht so auffiel. Goldig. 💖 Es hat mir nichts ausgemacht, im Gegenteil. 

Auch wenn ich nicht viel von meinen anderen Lesern und Leserinnen höre, so möchte ich mich von Herzen bedanken für euer Interesse an meinem Blog! Es ist nicht mehr so einfach, Themen zu finden, und da ich weniger lese, schreibe ich auch weniger Rezensionen. 

Vor kurzem sahen wir uns alte Tatort-Folgen mit Hansjörg Felmy als Kommissar Haferkamp an - das wäre vielleicht einen Artikel wert. Ich mochte seine Ex Ingrid, gespielt von Karin Eickelbaum. Bis auf eine oder zwei Folgen fanden wir sie durchweg spannend, obwohl die Verbrechen eher im kleinen Stil begangen wurden. Originell war auch der Einfall, die gewitzte Ex häufig als Sidekick einzusetzen, wenn der Kommissar auf konventionelle Weise nicht weiterkam. Und dass die beiden sich nach ihrer Scheidung besser verstanden als vorher. Sie hat mich ein bisschen an Mama erinnert. Es gibt zwanzig Felmy-Folgen, was für damalige Tatort-Kommissare viel war, die in den 1970ern noch öfter wechselten als später. Trotz seiner anfänglich biederen Art wurde uns Haferkamp sehr sympathisch. Meinetwegen hätten es mehr sein dürfen.

 

Bild: TV Spielfilm

 

Ansonsten hangeln wir uns von einem Tag zum nächsten. Manchmal unternehmen wir Tagestouren, das sind meine Highlights der Woche. Nicht zu vergleichen mit unseren Wanderungen, doch zur Stärkung packe ich dann auch hin und wieder so was wie ein Picknick zusammen, das wir dann auf einer Bank verzehren, wenn wir ein bisschen ausruhen müssen. Ende April sind wir nach Ludwigsburg zum "Blühenden Barock" gefahren. Das war wirklich schön, denn wir hatten auch ein Superwetter mit fast 30°. Da war das Spazierengehen fast anstrengend. Ein Karussell für Erwachsene gab es im Schlosspark, das aus dem 18. Jahrhundert rekonstruiert wurde, mit Kutschgondeln und lebensgroßen Pferden. Ich bin kaum hochgekommen, obwohl es eine Trittleiter gab. Dass man den Steigbügel benutzen konnte wie bei richtigen Pferden, daran habe ich nicht gedacht. Ich war froh, als ich oben saß, und noch froher, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Ein Erlebnis der besonderen Art. In früheren Zeiten haben sich auf diese Pferde tatsächlich die vornehmen Herren gesetzt, während unter der Plattform Strafgefangene das Karussell angekurbelt haben.

 


Dieses Foto hat der freundliche Herr an der Kasse für mich gemacht. Mein Lächeln fällt etwas verkrampft aus, und als ehemalige Reiterin hätte ich mich gern lässiger positioniert. Aber es war echt nicht so leicht, einen ausbalancierten Sitz zu erwischen.

Danke fürs Lesen und für eure Treue. Abonnenten habe ich nicht, auch keine Follower, aber dennoch freut es mich sehr, nicht ins Leere zu schreiben.





Samstag, 26. April 2025

Immer noch traurig...

Manchmal denke ich, ich bin nicht normal. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht den Tränen nah bin, weil mir etwas mit Mama einfällt. Eine gute Erinnerung, die Wanderungen, ihre liebevolle Art, ihr Humor und ihr verschmitztes Lachen.
 
 
Wir imitieren Orgelpfeifen


 Alles, was mit ihr zu tun hat, macht mich traurig. Und dabei weiß ich, dass ihr das so gar nicht gefällt. Anfangs, ja, da trauert man. Aber dass es so lange anhält und womöglich nie vergeht, macht mir zu schaffen. Ich habe heute im Radio eine Frau gehört, die nach langer Ehe vor acht Monaten ihren Mann verloren hat. Sie erzählte es der Psychologin am anderen Ende der Leitung und brach plötzlich in Tränen aus - und ich mit ihr. Das war mir irgendwie peinlich, aber ich konnte sie so gut verstehen. Vorher war sie eine lebensbejahende, fröhliche Frau gewesen, sagte sie, und nun sei alles weg. Ich weiß nicht mehr, was die Psychologin geraten hat außer die Trauer zuzulassen und mit Bekannten zu reden, die sich anbieten. Wahrscheinlich meinte sie, dass der Schmerz irgendwann nachlässt, denn es sei ja erst vor kurzem geschehen im Vergleich zu der Dauer ihrer Ehe. Ich wünsche mir auch, dass er nachlässt, der Schmerz, ohne dass Mama zur Erinnerung verblasst (das kann eh nie passieren).

Hin und wieder überlege ich, Trauerportalen beizutreten oder einer entsprechenden Gruppe auf Facebook. Aber dort wird das Trauern nahezu zelebriert, und ich fürchte, dass mir das nicht hilft. Es ist sicher richtig, dass das Leben ohne den geliebten Menschen sich massiv verändert, und das nicht zum Guten. Dennoch hoffe ich, dass wir noch eine relativ gute irdische Zeit haben werden. Vielleicht bricht die Traurigkeit bei manchen Gelegenheiten wieder durch, aber das wäre besser, als ständig den Schmerz des Abschieds mit sich herumzutragen und beim nächstbesten Anlass loszuweinen. 

 

Mama auf Kur mit Kurschatten, 1970er

 

Ich denke auch, dass es schwierig ist, Trauer zu verstehen, wenn man kein besonders gutes Verhältnis zu den Eltern hat, was bei vielen meiner Bekannten der Fall ist. Manche haben / hatten sogar lange keinen Kontakt mehr zu Mutter und Vater. Daher mag ich auch gar nicht mehr darüber reden. Die Antwort auf meine Trauer ist fast immer die gleiche. "Ihr wart halt als Familie so eng beisammen." Das trifft auf die Jahre 2020 - 23 zu, und ich bin froh, dass es so war. Unsere Wanderungen sind so wertvoll gewesen, weil wir uns während der Corona-Zeit etwas geschaffen hatten, das uns im Elend der weltpolitischen und inneren Spaltung zusammengeschweißt hat. 

Mir fällt oft ein, wie abwechslungsreich Mamas Leben hier war. Wie viel sie gemacht, um wie viel sie sich gekümmert hat. Stillstand gab es bei ihr nie. Manchmal hätte sie sich vielleicht mehr Freizeit gewünscht, mehr Zeit mit ihrem Schatz und fürs Reisen, aber sie hat alles in Liebe getan. Wenn es ihr nicht leichtfiel, hat sie sich ermahnt, und ich weiß, ihre Hingabe und Liebe zu den Dingen, die sie anpackte, war immer authentisch. Nur mit dem Computer - da tat sie sich wirklich schwer. Aber es spricht für sie und ihre Neugier, dass sie es versucht hat. 

 

Mamas türkisfarbener Pullover


Da sie auch gern gehäkelt, gestrickt und genäht hat, wollte ich das auch wieder aufnehmen, habe es aber noch nicht geschafft. Der Gedanke, ich käme nicht weiter mit einem Schnittmuster und müsste im Internet nachschauen statt Mama zu fragen, die mir alles geduldig erklärt und gezeigt hat, ist immer noch schmerzlich. Der Pullover, den ich auf dem Foto trage, ist ihrer. Ich habe ihn aufgehoben als eine der wenigen Sachen, die noch im Haus sind von ihr. Es klingt vielleicht hart oder wehleidig, aber wir wollten alle nicht von persönlichen Habseligkeiten abhängig sein. Es gibt eine von Nicole zusammengestellte Familiengalerie im Eingangsbereich (überwiegend Fotos vom Wandern), und auch handschriftliche Aufzeichnungen (ihre schöne Schrift, die ich stets bewundert habe, bringt mich zum Weinen), Klamotten und Schuhe - ein paar wenige, die man nicht weitergeben kann. Mama nimmt uns das nicht übel, das weiß ich. Ich habe sie mehr im Herzen und weiß sie bei Gott als dass ich mich an etwas klammere, das ihr gehört hat hier auf Erden. Eine Freundin, der wir eine Patchworktischdecke von Mama geschenkt haben, sagt immer, wenn wir dort sind: "Und guckt, die Elvi ist auch wieder dabei." Obwohl auch sie weiß, wo Mama in Wirklichkeit ist, tröstet mich dieser flapsige Spruch jedes Mal. 

 


Es ist merkwürdig, dass jeder Mensch etwas hinterlassen will, wenn er geht. Auch Mama hat das gesagt, irgendwann mal, als es ihr nicht mehr so gut ging, selbst da sie es sicher besser wusste. Aber immerhin hat sie so viel bewegt hier, vieles ausprobiert und auch vielen Leuten in Gesundheitsangelegenheiten geholfen. Und das Allerwichtigste ist glaube ich, dass man seine Persönlichkeit entwickelt und sich und andere auf die Ewigkeit vorbereitet, ohne das Leben hier zu vernachlässigen. In der Ewigkeit geht der Spaß dann erst richtig los. Und das ist meine volle Überzeugung. Ohne Scheiß. Wenn ich bis dahin traurig sein muss, dann sei es so. Aber es wäre strenggenommen ein Rückschritt. 

Auf dem Autorenportal "Pagewizz" habe ich nach Joschis Heimgang vor dreizehn Jahren einen Artikel über Trauerbewältigung geschrieben - und muss heute erkennen, dass es doch ein Unterschied ist, wenn Mensch oder Tier unwiderbringlich nicht mehr da sind. Allerdings habe ich um Joschi viele Jahre getrauert, wenn auch nicht so schmerzerfüllt und ständig wie um Mama. 





 

 

Dienstag, 22. April 2025

Weitere Gedichte aus meiner Feder

Das erste Gedicht ist für Toby, der sich als vehementer Freiheitskämpfer entpuppt. Anders als sein Bruder Mikkel will er ständig Neues erleben, die Umgebung erkunden und am liebsten den ganzen Tag bei jedem Wetter draußen sein. Es tut uns sehr leid, dass wir ihm diesen Wunsch nicht erfüllen können, da wir in einer extrem verkehrsreichen Gegend wohnen und beide Bürschchen keine Freigänger-Erfahrung haben. Aber auch im anderen Fall wäre es für uns nicht mehr so selbstverständlich wie früher, unseren Katzen Freigang zu gewähren. Wenn ich daran denke, wie unbekümmert wir Knitz und Joschi selbst in der Innenstadt laufen ließen, muss ich mich heute wundern. Und uns bewundern. Aber es war einfach eine andere Zeit: langsamer, nicht so verrückt, und es gab mehr Scheunen, in denen sie auf Mäusejagd gingen und somit weitgehend der Straße fernblieben (soweit ich das beurteilen kann).

Toby
 
Mein Toby, das ist ein ganz Schlauer
Ständig liegt er auf der Lauer
Nach einem Weg, der in die Freiheit geht
Wenn ihm der Wind ums Näschen weht
 
Doch ist er erst einmal ganz draußen
Bekommt er großes Muffensausen
Die Freiheit ist dann viel zu mächtig
Da fühlt sich Toby mittelprächtig
 
 
Freiheit oder nicht, das ist keine Frage!

 
 Er sucht das Tor, das ihm vertraut
Wo Bruder Mikkel ihm laut nachmiaut:
Der Toby macht auf dicke Hose
Dabei öffnet man doch nur zuhaus die Dose!
 
So spricht Mikkel, der es besser weiß
Die Sicherheit hat ihren Preis
Toby will das nicht recht glauben
Die Freiheit, die muss doch was taugen
 
 
Hier ist's doch auch Gutsein!
 
 
 Ach Goldmann, das kann ich gut verstehen
Doch vielleicht kannst du's irgendwann auch sehen:
Die Freiheit die macht oft anstrebt
Zuweilen auch daneben geht.
 
 
Das nächste Gedicht handelt von schlaflosen Nächten, auf vorwiegend heitere Weise. Ich habe oft Gedanken, die mich nicht schlafen lassen, und von denen ich weiß, dass sie nichts bringen außer weitere Schlaflosigkeit. Trotzdem kann man sie nicht abstellen; das kennt sicher jeder.
 
 
Gute Nacht!

Gute Nacht sagt man so leicht
Doch häufig dann der Schlaf nicht reicht
Man wälzt sich hin, man wälzt sich her
 
Es fällt aus dem Bett der Teddybär
Die Decke ist auch viel zu warm
Oder man umklammert deinen Arm
Der wird lahm
 
Taub leider auch
Das ist bei Umklammerungen Brauch
Im Halbschlaf man dann pinkeln geht
Und sich das ganze Zimmer dreht
 
 

 
 
Schnell wieder in die Heia, Schäfchen zählen
Sich mit fiesen Gedanken quälen
Bis die Schäfchen hilflos straucheln
Und die Gehirnzellen raucheln
 
Die Lösung ist die Flasche Bier
So hofft man, doch die wurde getrunken um Vier (am Nachmittag, natürlich)
Irgendwann, so kurz nach Ach
Ist man plötzlich wieder wach
Und die Uhr zeigt schon halb sieben
Wo ist die gute Nacht geblieben?