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Dienstag, 25. November 2025

Das ideale Cover!

Möchte mein Glück mit euch teilen, denn ich habe das perfekte Cover für meinen Roman "Ein Spiel zu viel" gefunden! Und zwar mit Irving Van Sanders Porträt. Erstaunlich ist der Fund in zweierlei Hinsicht: Es handelt sich bei dem Bild um einen Schauspieler in einem Theater (Opernhaus), der etwas bedrohlich wirkt (passt), und außerdem sieht er fast genauso aus, wie ich mir Orests großen Bruder vorstelle. Wer seine Personenbeschreibung liest, wird verblüfft sein. Und er hat auch zwei Gesichter, wie das die Maske impliziert. Ich bin echt happy!

 


Früher hätte ich gesagt, ein Nackenbeißer... so sahen doch immer die Kerle auf Groschenromanen aus, die eine ihnen zu Füßen liegende vollbusige Blondine anschmachten und umgekehrt.😏 Aber nun finde ich es total cool und absolut passend. So ändert sich der Geschmack. 

Besser noch gefällt mir die Printbuchausgabe, doch ich habe vergessen, einen Screenshot zu machen, und die neuen Ausgaben werden erst in den nächsten Tagen sichtbar sein auf Amazon, so dass ich mich mit der ebook-Ausgabe zufriedengeben muss. Ich kann's kaum erwarten, bis sie zu bestellen sind. 

Nachfolgend noch die tolle Rezension von Petra vom Witch-Journal . Ihr hat das alte Cover auch sehr gut gefallen, doch ich bin sicher, sie stimmt mir zu, dass dieses mindestens ebenso Lust macht, das Buch zu lesen: 

 

Mr. Blakes Schäfchen / Pixabay, ELG21

 

Petras und Jaspers Meinung zu "Ein Spiel zu viel": 

Christine Wirth hat einen faszinierenden Roman geschaffen, dessen Story super umgesetzt wurde und den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Dieses Buch ist mehr als nur eine Lektüre – es ist ein tiefes Eintauchen in eine Geschichte, die man noch lange mit sich herumträgt. Die Autorin entführt uns in ein spannendes Netz aus Intrigen, in dessen Zentrum das schlechte Spiel steht, das der mysteriöse Irving treibt. Die Geschichte ist so komplex und vielschichtig, dass der Leser tief in das Geschehen eintaucht. Man spürt, dass sich Christine Wirth sehr intensiv mit der Story auseinandergesetzt hat, denn jeder Handlungsstrang ist sorgfältig verwoben und logisch aufgebaut.

Ein besonderes Highlight ist die malerische Kulisse: Die Landschaften an der Südwestküste Englands werden so lebendig beschrieben, dass man sie unmittelbar vor dem geistigen Auge sehen kann. Die raue Schönheit der Küste verleiht der Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre. Ebenso überzeugend sind die Charaktere, die jeder ein eigenes Leben zu haben scheinen. Sie sind hervorragend eingesetzt und verleihen der gesamten Handlung Tiefe und Glaubwürdigkeit. Man fühlt mit ihnen mit, leidet und hofft mit ihnen. Der Schreibstil von Christine Wirth ist flüssig, bildhaft und äußerst fesselnd. Er trägt dazu bei, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Das zum Buch prima passende Cover rundet das Gesamtbild ab und lädt förmlich zum Lesen ein. Ein großartiges Buch, das man uneingeschränkt empfehlen kann. Von solchen tiefgründigen und atmosphärischen Büchern wünscht man sich als Leser gern mehr! Vielen Dank, liebe Christine.





 

 

 

Montag, 24. November 2025

Auffrischung meiner Romane

In den letzten Tagen habe ich mir ernsthaft Gedanken um die Verzaufszahlen meiner Romane gemacht. Wenn ich brutal ehrlich bin, sind die praktisch nicht vorhanden. Trotz Werbung auf Facebook, regelmäßigem Posten und Gewinnspielen auf meinem Blog läuft so gut wie nichts. Das Interesse ist mäßig, und das enttäuscht mich manchmal schon, wobei ich sagen muss, dass ich mittlerweile besser damit umgehen kann als zu Beginn der Veröffentlichungen. 

 



Dennoch finde ich es schade, dass meine Bücher so wenig Leser/innen erreichen. Außer die Biografie über Mama, die vor allem lokale und familiäre Beachtung genießt und darüber hinaus viele fremde Herzen berührt. 

Als neulich eine Freundin zu Besuch war, fragte ich sie, was ich denn noch tun könnte, um meine Bücher mehr in den Fokus zu rücken und zu bewerben. "Frag' doch mal die KI", war ihre Antwort. Hm. Na gut. Das habe ich dann auch getan. Die Tipps, die Gemini ausgespuckt hat, habe ich sorgfältig gelesen und festgestellt, dass ich sie alle schon ausprobiert habe - aber vielleicht nicht ausdauernd genug dabei war. Allerdings sitzt das Geld nicht so locker, dass ich ständig Werbeanzeigen schalten könnte. Eine Idee hat mich trotzdem nicht losgelassen. Die Covergestaltung. Auf die hat er nämlich ordentlich beharrt, der Gemini. Was mich dazu brachte, auf Facebook nachzufragen, wie meine Cover auf potentielle Leser wirken. Das Ergebnis war: Bieder. Altbacken. Und mit dem objektiven Blick einer Unbeteiligten musste ich dem zustimmen. Ich mochte meine Cover bis dato und dachte auch immer an den Spruch "Don't judge a book by its cover", falls es mal wirklich nicht gefallen sollte. Der Inhalt zählt, meinte ich. 

Aber das, ich sehe es ein, ist irgendwie nicht mehr zeitgemäß oder vereinbar mit dem, wie Bücher heute ausgestattet sind. Viele sind richtige Kunstwerke, wenn ich so durch die Buchhandlungen streife. Mit Farbschnitt, Prägung, Glitzer, interativem Menü und so weiter. Damit kann ich als Selfpublisher nicht dienen, aber ich kann meine Cover überarbeiten. Das habe ich getan und viel Spaß dabei gehabt. Weil ich gemerkt habe, dass der erste Eindruck sich gewandelt hat im Lauf der Zeit, in der ich Bücher schreibe.

 

 

Ich gebe zu, dass mir auch da wiederum die KI ein wertvolles Tool war. Denn durch den Datenschutz und Urheberrecht ist es gar nicht so leicht, ein ansprechendes Cover zu erstellen, wenn man kein Profi ist. Zwar bin ich kreativ und habe auch Hilfe bei der Gestaltung, aber die KI eröffnet doch Möglichkeiten auch für den Hausgebrauch, an die bis vor ein paar Jahren nicht zu denken war. Jedes meiner zehn Bücher hat nun auch einen Untertitel, in dem deutlich wird, um was es in der Geschichte geht. Natürlich gibt's auch noch den Klappentext. 

Es ist halt ein bisschen schwierig, wenn man als Autor/in in verschiedenen Genres unterwegs ist und kein Pseudonym zur Unterscheidung verwendet. Vielleicht liegt da mein Problem, außer der Sichtbarkeit. Wäre ich eine Fantasy- oder Liebesromanautorin, wüsste der Leser eher, auf was er sich einlässt. Ich hoffe, dass die Cover gefallen und auch neugierig machen auf den jeweiligen Inhalt. Denn als ich diesen Sommer meine Romane nach langer Zeit wieder einmal durchgelesen habe (strenggenommen das erste Mal seit Fertigstellung), fand ich sie immer noch originell und unterhaltsam. Selbstverständlich ist das nicht. Lange Zeit habe ich mich für einen bestimmten Roman geniert, und "Milan" hatte ich nur veröffentlicht, weil Mama meinte, er sei es wert. 

 

 

Genauso wertvoll zur Gestaltung ist natürlich die Plattform Pixabay, auf der man Millionen von lizenzfreier Bilder und Fotos finden kann. Alle meine Coverbilder stammen von dort. Über "Vom Ernst des Lebens" freue ich mich besonders, und auch "Ausnahmsweise doppelgleisig" hat eine große Veränderung durchgemacht. Wenn ihr sie euch alle einmal anschauen möchtet, folgt dem Link: *Klick*

Und nicht vergessen: in vier Wochen ist Weihnachten. Vielleicht möchtet ihr euch selbst oder Freunde mit einem guten Buch beschenken. Einige meiner Romane sind im Kindle Unlimited-Programm vertreten und können kostenfrei heruntergeladen werden.

 

Montag, 10. November 2025

Flow (2024) ~ Review

Gestern sahen wir uns mit "Flow" einen Film an, von dem ich zwar nur Gutes gehört hatte, aber nie genau wusste, um was es eigentlich geht oder warum die Kritiker und Zuschauer ihn so loben. Ich dachte, es wird irgendeine Weltanschauung mehr oder weniger verbrämt dargestellt, aber als ich ihn angeschaut habe, war ich zunächst wenig beeindruckt. Obwohl der Hauptprotagonist eine Katze ist. 

 


Erst mal sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig fand ich die Computeranimation und dass nicht gesprochen wird. Der Film besteht akustisch nur aus Musik und Tierlauten. Aber mit der Zeit fiel das gar nicht mehr auf. 

Der Anfang zeigt eine Katze (wohl in Südamerika), die alleine und ohne Menschen in ihrem Revier herumstreunt und sich bei Bedarf durch ein zerbrochenes Fenster des Hauses ihrer verschwundenen Menschen in einem Bett schlafen legt. Man bekommt dann recht schnell mit, dass mit den Menschen irgendetwas passiert sein muss, denn es gibt nur noch vereinzelte Tiere - und eine Flut. Daraus leitet sich der Titel des Films ab, und zugleich wirkt er - auf die Handlung bezogen - zweideutig. Denn ein bisschen Philosophie spielt doch mit hinein. Die Katze trifft auf ihrer Flucht vor dem steigenden Wasser andere Tiere in menschenverlassenen Booten, mit denen sie reist: ein Capybara/Wasserschwein, einen Labrador, einen habgierigen Lemuren und einen beschützerischen Sekretär (afrikanische Vogelart), der auch als Steuermann fungiert, nachdem er durch einen unglücklichen Zwischenfall mit seiner Herdenschar und der Katze nicht mehr fliegen kann. 

 


 

Immer wieder geraten sie in gefährliche Situationen, und hin und wieder büxt die Katze aus, um alleine durch die Gegend zu streifen oder unterzutauchen. Das waren immer Momente, in denen ich den Atem anhielt, denn ich hatte dann ein wenig Angst, sie könnte ertrinken, und tatsächlich ist sie einmal knapp davor. 

In der ersten Hälfte des Films verhalten sich die Tiere eher gleichgültig gegenüber den anderen, doch ein besonderer Moment ist der, als die Katze für alle auf Fischjagd geht. Aber von Anfang an besonders ist ein urtümlich wirkender Wal, der die Tiere auf großer Fahrt begleitet und ein Auge auf sie hat. 

"Flow" ist für mich ein Film, der - ähnlich wie "The Life of Chuck" - seine Wirkung erst nach dem Anschauen entfaltet, wenn man noch eine Weile über ihn nachdenkt. Und obwohl ich entschlossen war, nicht zu heulen (dass er emotional mitnehmen würde, hatte ich im Vorfeld irgendwo gelesen), und mir das auch ganz passabel geglückt ist, musste ich mich am Ende doch ins Klo verdrücken, um meine verräterisch roten Augen zu kühlen. 

 


Fazit: Definitiv kein Kinderfilm. Dazu wirft er zu viele Fragen auf, auf die nicht mal ein Erwachsener befriedigende Antworten findet. Der Film berührt allein durch den wachsenden Zusammenhalt der unterschiedlichen Tiere und vielleicht auch durch die Musik, die mir jedoch nicht so markant oder ätherisch vorkam, dass sie die Szenen passend unterstrichen hätte. Auch die Animation oder die hochgelobten Bilder konnten nicht so recht überzeugen. Überraschend war aber doch, dass der fehlende Dialog absolut nicht gestört hat, und dass ich zu den Tieren irgendwie eine Connection fand, die ich nicht recht erklären kann. Ich mochte jedes, und hätte sie gern alle gerettet. Den Zauber, von dem viele Zuschauer schwärmen, habe ich allerdings nicht empfunden. Vielleicht muss ich noch gründlicher darüber nachdenken...

 

Bewertung:  💫💫💫💫

 

 

 

Freitag, 7. November 2025

"Shalom Mamele" im neuen Gewand

Es war abzusehen: mein "Bestseller" Shalom Mamele erhält ein neues Cover. Das fiel mir tatsächlich schwer, denn das Foto von Mama, das sie vor den (unsichtbaren) Triberger Wasserfällen zeigt, ist mein absolutes Lieblingsbild von ihr. Genauso möchte ich sie wiedersehen, wenn wir uns im Himmel begegnen: jung, verschmitzt, humorvoll und warmherzig. Denn all das, was sie sich ihr ganzes Leben lang bewahrt hat, ist auf diesem Foto vereint. Nicht, dass das auf anderen Fotos nicht der Fall wäre, aber ich mag ihren Gesichtsausdruck, der einem beinahe verschwörerisch zuzwinkert. 

 

Im Sommer 2022. Ohne KI. Liebe dich sehr, Mama! 

Und dann hab' ich die KI für Bildbearbeitung entdeckt und war geflasht von den Möglichkeiten auf einen Klick. Was dazu geführt hat, dass zunächst das Ebook und das Taschenbuch einen anderen Anstrich bekam. Wortwörtlich. Denn Farbe ist ein größerer Hingucker als eine Schwarzweißaufnahme, so schön sie auch ist. Das Cover zeigt jetzt Mama als "reife" Frau, die ihr kleines Ich im Arm hält. Beide sitzen auf einer bunten Blumenwiese mit Margariten, Klatschmohn und Kornblumen im Sonnenuntergang, und ich glaube, das gefällt Mama sehr! Ist sie doch so eine große Naturfreundin.

 

 

Ehrlich, ich habe geweint, als ich das Ergebnis der beiden Fotos nach der gewünschten Komposition sah. Und war auch verblüfft, wie ähnlich sich Mama sieht, sowohl als Kind als auch Erwachsene. Denn das genau zu treffen, ist für die KI dann doch oft etwas tricky. Sogar das geliehene Schildkröt-Püppchen vom Kindergarten hatte Platz auf dem Cover. Ich bin echt gespannt auf das Original. Autorenexemplare habe ich mir erst bestellt und muss also noch ein Weilchen warten, bis ich die Bücher in den Händen halten kann. 

Auf mein Lieblingsbild wollte ich dennoch nicht verzichten. Wie erstaunt war ich, als ich feststellte, dass Kolorieren zu den leichtesten Übungen der KI gehört... ich weiß, dass Mamas selbstgenähtes Blazerkostüm dunkelgrün war, und mehr brauchte meine künstliche Intelligenzbestie nicht zu wissen. Die Schrift, die irgendwie an Bücher der 1970er Jahre erinnert (was dann ja auch passend ist) und eine Vignette habe ich hinzugefügt, und fertig war das neue Cover für die gebundene Ausgabe. 

 



Edel sieht sie aus, oder? Ich werde ein paar der Exemplare wieder ins Bücherland bringen, und ich durfte sogar meinen Grafen dort auslegen. Er scheint allerdings durch seinen Umfang etwas abzuschrecken. Aber ach, ich freue mich, dass die netten Mädels mir die Möglichkeit geben. Leider liegen meine Romane ja nicht in jeder Buchhandlung aus. 


 

Sonntag, 2. November 2025

Gedicht nach dem 23. Psalm

 

Mein Hirte, er kennt meinen Namen
Wo ich hingeh', gibt's keine Dramen
Er ist der Quell des Lebens
Keiner kommt zu ihm vergebens 

 




Durst und Hunger quälen uns nicht mehr
Wenn wir wandeln neben ihm her
Auch Angst und Schmerz verschwinden
Lassen wir uns von ihm finden

Wenn Andere über uns lachen
Wird er uns ein Ställchen machen
Wir wissen uns sicher und geborgen
In seiner Gegenwart vergehen alle Sorgen

Auf seinen guten Wegen
Gewinnen wir dann neuen Segen
Die Stätte, die er uns verspricht
Ist wunderschön und mitten im Licht

Text und Bild: Christine Wirth 

 

 

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Das Mädchen Friederike ~ Ines Widmann

Vor kurzem habe ich in einem Bücherregal gestöbert, das ich immer nur im Vorbeifahren sehe. Mitnehmen wollte ich eigentlich nichts, nur mal schauen. Zeit zum Lesen habe ich nicht mehr viel, und auch die Muße nicht, wenn ich ehrlich bin. Doch sehr zu meiner Freude fand ich drei alte Mädchenromane plus ein neuerer Roman über die Titanic. Ich muss dazu sagen, dass ich alte Bücher liebe. Nicht so sehr wegen der Sprache und den oft etwas umständlich erzählten Geschichten, sondern wegen der griffigen Haptik und der Covergestaltung. Das älteste ist kartoniert wie einst mein geliebter Wassermann von Otfried Preußler. So sieht es aus:

 


  

Mama hat ähnlich gemalt als Jugendliche, und die warmherzige Friederike ist ihr tatsächlich etwas ähnlich. Das Buch spielt in den späten 1950er Jahren, erschienen ist es 1963. Friederikes beste Freundin heißt sogar Elvira und ist dunkel "wie eine Zigeunerin" (Ups!). Wieder eine Referenz an Mama... 

Inhalt: Laura Niedling hat vor kurzem ihren Mann verloren und ist mit 65 Jahren auf sich allein gestellt. Ihre Ehe blieb kinderlos, und zu den Nachbarn hat sie aus Gründen keinen Kontakt. Da fällt ihr ein, dass der nach Kanada ausgewanderte Neffe ihres Mannes eine Tochter hat, die im Waisenhaus lebt. Sie macht Friederike ausfindig und möchte sie adoptieren, damit sie im Alter und im Haushalt Hilfe hat, aber auch, um nicht mehr allein zu sein. 

Friederike hat ein sonniges Gemüt, beim Lachen ein Grübchen in der Wange und tut ihr Bestes, um ihre Großtante zu unterstützen. Doch sie merkt auch, dass Tante Laura nicht ganz unschuldig ist daran, dass die Nachbarn sie meiden und sie ihre Isolation selbst gewählt hat. Nach und nach verändert sich das Zusammenleben zwischen den beiden und den Nachbarn, ohne dass Tante Laura es wirklich merkt. Denn Friederike ist pfiffig, hegt aber keine deutlichen Absichten, die Tante zu mehr sozialen Kontakten zu bewegen. Ihre Bemühungen, die dazu führen, sind eher zufällig. Oder ihre Gebete spielen eine Rolle, denn oft ist sie nicht gerade glücklich bei Tante Laura, hat es ihr im Waisenhaus bei all den anderen Mädchen, Elvira und der lustigen Tante Marta doch viel besser gefallen.

 

Herr Meier muss ein Setter sein...

 Meinung: Ich weiß nicht so recht, wie anfangen, so berührt hat mich die Geschichte auf mehreren Ebenen. Erst einmal Friederikes Ähnlichkeit zu Mama, die in derselben Zeit aufgewachsen und auch so alt ist wie die Romanheldin. Auch mag ich Bücher aus der Zeit, weil sie sich mit vielem decken, was die Eltern erzählt haben: Die Küche als einziger Wirk- und Wohnbereich, da die übrigen Zimmer nicht beheizt wurden, "Kinoabende" bei den Nachbarn in der Siedlung, die schon ein TV-Gerät hatten, und die Verantwortung im Haushalt, selbst wenn man erst zehn Jahre alt ist. 

Ich habe ein Faible für die 1950er bis 1970er Jahre, und "Friederike" lässt die 1960er richtig aufleben. Den Obstgarten und das idyllische Haus "Höhenruh", ihr neues Daheim, konnte ich fast riechen und besichtigen.

Friederike ist für Tante Laura fast so etwas wie der kleine Lord Fauntleroy für seinen eigenbrötlerischen Großvater, aber viel subtiler und frei von Kitsch. Manchmal hatte ich beim Lesen Tränen in den Augen. Ich mochte die unerschrockene, burschikose Friederike, die sich nie unterkriegen lässt, und die vor lauter Einsamkeit bei der einengenden Tante unerlaubt an einem Preisauschreiben teilnimmt, bei dem man einen Hund aus dem Tierheim gewinnen kann - undenkbar heutzutage! Sie ist mutig, hilfsbereit, freundlich, unvoreingenommen, aber sie erkennt Ungerechtigkeit gegen sich und gegen andere, und ist bereit, zu handeln. Auch ihrem neuen Freund Max hilft sie aus der Patsche, als er seinem Ferienjob aufgrund einer Verletzung nicht nachkommen kann. Und natürlich ist da noch Elvira, ihre kleine Schutzbefohlene, der sie ein Versprechen gegeben hat...

Für mich ist "Das Mädchen Friederike" ein Kleinod. Eine herzerwärmende Geschichte, die wohl nur noch antiquarisch zu erwerben ist. Oder auf Bücherflohmärkten und in öffentlichen Regalen. Für mich als kleine Nostalgikerin ein Glücksgriff.

Bewertung:  💫💫💫💫💫

 

 

Freitag, 24. Oktober 2025

Gedicht vom Paradies


 
Im Paradies kuscheln der Löwe und das Lamm
Es gibt kein Bad Hair Day und keinen Kamm
Menschen streicheln Bären, Wölfe und Tiger
Auf Reisen steigen sie weder in Busse noch Flieger
 
 

 
 Sie beamen sich von Ort zu Ort
Bewegen sich wie Engel fort
Die Zeit, man sagt sie gibt's dort nicht
Doch jeder hat sie, ohne Pflicht 
 
In größter Harmonie sind wir vereint
Ob Mensch ob Tier, und keiner weint
Alle Wesen dieser Erde
sehnen sich dass dies bald werde
 
 
 
 


Donnerstag, 16. Oktober 2025

Meine Eltern Elvira und Werner

Es ist an der Zeit, ein bisschen etwas über meine wundervollen Eltern zu erzählen, die ich sehr liebe und auch bewundere. Nicht nur, weil sie mich gut erzogen haben (😊), sondern, weil sie ein sehr bewegtes Leben hatten schon bevor sie sich gefunden hatten. Meine Mama und mein Papa trennt ein Tag voneinander, und das ist gut so, denn Mama hätte keinen Partner akzeptiert, der jünger ist als sie... 😁

Wir mussten / durften nur zweimal im Jahr Geburtstag feiern, und das meist ohne große Party und Tamtam. Später waren die beiden oft im Urlaub, um in aller Stille zu feiern. 

 

Wanderung im April 2023

Kennengelernt haben sie sich als Kinder, doch wirklich gefunkt hat es dann an ihrem 18. Geburtstag, der von gemeinsamen Freunden ausgerichtet wurde. Ein bisschen klingt ihre Verbindung wie im Märchen, auch wenn sie gewiss wie alle Beziehungen neben den Höhen auch ihre Tiefen hatte. Ihre erste gemeinsame Wohnung hatten sie in Rosenheim, wo Papa am Holztechnikum studiert hat. Seitdem zog es sie immer wieder nach Oberbayern. Schade, dass sie nicht dort geblieben sind, denn auch wir Kinder lieben bayerisches Flair und die Berge. 

Meine Mama war das älteste von vier Kindern und musste auf die jüngeren Brüder aufpassen. In den 1960er Jahren zog sie in den Ort, in dem Papa wohnte. Laut eigenen Angaben war sie ein schüchternes, aber umschwärmtes Mädchen (was ich verstehen kann!), das Selbstbewusstsein erst lernen musste. Irgendwann als junge Erwachsene sagte sie sich, dass sie sich ändern möchte. Nicht mehr zu allem schweigen, peinlich berührt sein, schüchtern, brav und angepasst. 

Sie hat erneut zu Jesus gefunden, den sie bereits als Vierjährige in der Sonntagsschule als ihren Heiland angenommen hat. Ihr neu entfachter Glaube hat sie auf den Weg gebracht, sich für Menschen zu interessieren, ihre Geschichten anzuhören und sich mit Naturheilkunde und gesunder Ernährung zu befassen, was der Familie und auch anderen zugute kam. Ihr profundes Wissen auf diesem Gebiet fehlt mir unheimlich. Seit sie nicht mehr da ist, bin ich stressbedingt leider wieder häufiger krank, gerade in der kalten Jahreszeit. Glücklicherweise hat sie uns einiges mitgegeben, doch die Intuition, die Mama hatte, wenn es darum ging, Hausmittel anzuwenden, geht mir abhanden. 

 

Mama mit ihrem kleinen Ich (Gemini)

 

Angeeckt ist sie hin und wieder mit ihrer "radikalen" Einstellung zu Jesus und zum Glauben, und auch ihre Meinung zu anderen Dingen war nicht unbedingt populär, aber oft progressiv wie das Thema Ernährung, das sie schon in den frühen 1980er Jahren fasziniert und praktisch umgesetzt hat. Sie hat sich nie beirren lassen und vielen Menschen von Gott erzählt. Allein deswegen hat sie bestimmt einen besonderen Platz im Himmel und den schönsten Garten, mit Bergen und einem See, in dem sie baden und schwimmen kann. Da war sie unerschrocken. Egal, wie kalt das Wasser war, sie sprang hinein. Das gilt nicht nur im buchstäblichen Sinn. Mutig hat sie jedes Problem ("jede Herausforderung", sagt sie) angepackt und nach Lösungen gesucht. Sie war ein bisschen unser "Aushängeschild", das gern mit Menschen zusammen war, kommunikativ, kreativ und gern in Gesellschaft. In der elterlichen Wohnung blieben die Gäste manchmal jahrelang, weil sie sich so wohlfühlten, und weil Mama ihnen das Gefühl gab, daheim zu sein. Für uns Kinder war das nicht immer einfach, aber wir konnten uns später in unsere eigene Wohnung zurückziehen. Ich vermisse die Zeit sehr, in der immer Leben in der Bude war. Unser Haus - der ehemalige Laden - sei still geworden, sagen uns Freunde. Und sie haben recht. Wir versuchen, klarzukommen, doch es fällt uns schwer ohne Mama. Immer noch. Sie war es auch, die den Rest der Familie für den Glauben gewinnen konnte. Dafür sind wir ihr unendlich dankbar, auch wenn es in Anbetracht der letzten zwei Jahren schwierig war, das Vertrauen in Gott zu behalten. Aber wir werden uns wiedersehen und belohnt werden, das steht außer Zweifel.

 

Papa und der kleine Prinz (Gemini)

 

Papa und wir Kinder sind uns in den zwei Jahren näher gekommen. Das war eine Erfahrung, die uns trotz allem Schmerz und tiefer Trauer gutgetan und Trost gegeben hat. Er ist dankbar, dass wir uns um den Haushalt kümmern, denn als "kleiner Prinz", der er von Kindesbeinen an war, sind Männersachen für ihn besser zu bewältigen als Kochen, Putzen und Wäschewaschen. Als Schreiner war er nicht nur zeitlebens unser Handyman, wenn etwas kaputtging, sondern ist verantwortlich für Finanzen und Geschäftliches. Das ist bis heute so, obwohl wir wissen, dass wir uns auch mal damit beschäftigen sollten. Wenn Papa ein Hobby hat, das er nicht mit Mama teilt(e) wie Wandern, ist das sicher seine Vorliebe für Autos im Allgemeinen und BMW im Besonderen. 

Als Mama in den 1970ern einen Bastelladen eröffnete, stieg Papa nach seinem Beruf als Monteur und Vertreter einer Sägewerksfirma mit ein und erweiterte die Modellbau-Abteilung, um dort kompetent beraten zu können, wenn es um ferngesteuerte Schiffe, Segelflugzeuge und Benziner ging. Noch heute erinnert man sich an ihn am Ort liebevoll als den "Herrn Bastelwirth". Die Autos, die er fuhr, darunter vor allem Dienst- und Leasingwagen, kann er nach Jahr und Urlaub einordnen. Wenn wir eine Anekdote erzählen oder ihm ein Foto zeigen, heißt es meist: "Da hatten wir den gelben Mercedes, dann muss das in Anzère gewesen sein." Darüber haben wir uns immer köstlich amüsiert.

 

Im Schwarzwald, Mitte der 1960er.

 

Man hat so seine Familiengeschichten. Ich merke, dass ich mich häufig in diese Nostalgie hineinflüchte, seit Mama fort ist. Wir hatten so viele schöne Jahre zusammen, dass es wie ein Schock kam, wie abrupt sie endeten. Meine Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit ist manchmal nahe daran, zu kippen, weil ich finde, dass es doch recht früh war. Vor allem, wenn ich bedenke, wie gern Mama 120 Jahre alt werden wollte. Es tut weh, daran zu denken. Ich hoffe, dass wir Papa noch lange haben und wir so weit es geht glücklich sein können. 

Anmerkung: Die Fotos von den Eltern als Erwachsene mit ihren kindlichen Ichs sind unter Verwendung von Familienaufnahmen und Gemini entstanden (ich bin KI gegenüber nach wie vor skeptisch, aber fasziniert von den Möglichkeiten, die sie bietet). 

 

 

Montag, 22. September 2025

"The Time of my Life" ~ Patrick Swayze, Lisa Niemi

 Ein Fan von Patrick Swayze war ich nie. Nicht einmal "Dirty Dancing" konnte mich begeistern. Ich habe es nur einmal gesehen und fand, das genügt. Seinen ersten großen Erfolg, die Miniserie "Fackeln im Sturm" von 1986 über den amerikanischen Bürgerkrieg, fand ich zwar interessanter, mochte aber seinen Yankeefreund George Hazard, gespielt von James Read, mehr als den hitzköpfigen Südstaatler Orry Main.


 

Die Biografie, an der auch seine Frau mitgearbeitet hat, habe ich zu einem Spottpreis auf einem Bücherflohmarkt gekauft. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht hat mich das Cover angesprochen, und Biografien lese ich in der Regel auch gern von unbekannten Leuten. Es stand lange im Regal, bis ich nun endlich Zeit hatte, es zu lesen. Entstanden ist es kurz vor seinem Tod im Jahr 2009, als er seiner schweren Krankheit erlag. Und ich war überrascht, wie positiv und ehrlich diese Biografie ist. Obwohl Patrick Swayze vor allem in den 1980 / 90er Jahren ein ziemlich großer Star war, wirkt nichts glamorös oder abgehoben. Er erzählt chronologisch von seiner Erziehung, wie und wo er aufwuchs, und wie hart er für eine Profikarriere als Sportler und Tänzer gearbeitet hat. Beides musste er aufgrund schwerer Unfälle und Verletzungen aufgeben, doch sein Optimismus bleibt. "Wenn ein Traum zerplatzt, kommt ein anderer" war sein Motto. Und er gab wirklich alles, um seine Träume zu verwirklichen. 

Von unschätzbarem Wert und eine große Unterstützerin dabei ist seine Frau Lisa, die er im Tanzstudio seiner Mutter kennenlernt. Sie ist 15, er 19 Jahre alt. Es braucht eine Weile, bis die beiden ein Paar werden. Vier Jahre später heiraten sie und gehen durch Höhen und Tiefen. Das hat mich am meisten beeindruckt. Viele Projekte realisieren sie zu zweit durch gemeinsame Interessen wie Tanz, Schauspiel und Pferde. 

Als Mitte der 1980er Jahre mit "Fackeln im Sturm" der Durchbruch für Patrick Swayze kommt, können sie nach einer langen finanziellen Durststrecke zwei Ranches nach ihren Vorstellungen bauen, in Los Angeles und New Mexiko. Man hat es ihnen von Herzen gegönnt! Doch Reichtum bewahrt nicht vor Schicksalsschlägen, das wurde in der Geschichte des Paares immer wieder deutlich. Manchmal habe ich mich gefragt, woher der Mann die Energie nahm, nie aufzugeben. Selbst als er nach seiner Krebsdiagnose im Jahr 2008 in eine weitere schwere Depression fällt, die er früher mit zu viel Alkohol zu betäuben pflegte, steht er vor der Kamera, entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen oder eine Sonderbehandlung zu beanspruchen. 

 

 

Was zum Großteil bewunderswert schien, hatte aber doch einen bitteren Beigeschmack. Ich glaube, das von der Mutter und später selbst eingetrichterte Ziel, perfekt und überall der Beste sein zu müssen, sich nie zu schonen, wenn es angebracht gewesen wäre, hat vermutlich dazu beigetragen, dass Patrick Swayze nur 57 Jahre alt wurde.

Über seine Kollegen berichtet er nicht viel, und wenn, dann erwähnt er sie lobend - selbst seine Tanzpartnerin Jennifer Grey, die ihn nicht mochte. Das fand ich sehr sympathisch. Als extrem physischer und sportlicher Mensch hatte er es nicht leicht, gute Rollen zu ergattern, und tatsächlich ist das ein Punkt, der ihm bis zuletzt zu schaffen gemacht hat. Die meisten Filme mit ihm in der Hauptrolle wurden oft als Teenagerschmonzes oder tumbe Actionkracher abgetan, weil er darin mitspielte. Das tut natürlich weh. Und dabei ging er oft an seine Grenzen, um einen Charakter glaubwürdig darzustellen, fast wie ein Daniel Day Lewis oder ein Robert de Niro. Und wenn man ihm glauben darf, war "Dirty Dancing" eigentlich noch viel kitschiger, wenn seine Frau und er nicht am Drehbuch gefeilt hätten... unglaublich! 

Das Ende im Buch ist aber versöhnlich und voller Hoffnung. Das und der unverbrüchliche Zusammenhalt des Paares, der mehr als einmal auf eine harte Probe gestellt wurde, hat mir wohl am besten gefallen. Und es tat mir leid, dass sein Kampfgeist nicht mehr ausgereicht hat, den Krebs zu besiegen. Ein bemerkenswerter Lebenslauf hatte er, voller Drama und Abenteuer, aber auch viel Segen mit seiner Lisa, die ihn nie aufgab. Auf jeden Fall eine Empfehlung, nicht nur für Fans. Vielleicht schau' ich mir demnächst sogar "Dirty Dancing" mal wieder an... damit ich nicht wie schon einmal ein T-Shirt mit einem Zitat daraus trage, ohne es zu wissen. 😏
 

Bewertung: 💫💫💫💫 

 

Donnerstag, 18. September 2025

Die flotte Lotte

Ich denke gern an Lotte. Lotte war (oder ist?) ein Quarter-Haflingermix, auf dem ich in meinen Versuchen, das Reiten wieder ernsthaft anzufangen, mein Training absolviert habe. Sie wohnte in einem Ort ca. 15 km entfernt von mir, aber der Weg hat sich gelohnt. Meine Reitlehrerin / Lottes Besitzerin war sehr nett, und wir haben uns über alles Mögliche unterhalten, das nicht nur mit dem Reiten zu tun hatte. Sie hatte zwei Pferde, nämlich Lotte, und Caruso, ein brauner, riesiger Hannoveraner. Gemeinsam sind wir bei fast jeder Witterung durch die nahen Weinberge geritten. Nur wenn es sehr kalt war oder regnete, blieben wir in der Halle nahe des Stalls. Eine schöne Zeit war das. Aber auch lehrreich. Denn obwohl Lotte und ich laut meiner Reitlehrerin ein gutes Paar abgaben und ich sie auch wirklich mochte, habe ich nach drei Jahren festgestellt, dass ich keine Reiternatur bzw. kein Pferdemensch bin. 

So sehr ich Pferde liebe, so bin ich doch im Umgang mit ihnen nicht energisch genug und manchmal auch ungeduldig. Das hat mir Lotte vor allem am Boden gern gezeigt. Da war sie eine gute Lehrerin. Hier erfährt man, warum und wie:

 
 
 
Lotte und ich,
Das war eine Klasse für sich
Ging es um das von der Koppel holen
Blieb ich ihr oft gern gestohlen
 
Nicht einmal die Möhre konnt' sie locken
Eh' sie sich widerwillig ließ anpflocken
Bis die Trense war an Ort und Stelle
Schwitzte ich schon in der Pelle
 
Das Satteln gleich 'nem Kräftemessen
Hatte sie zu viel gegessen?
Nein, sie blähte ihren Bauch
Weil sie lieber knabberte am Strauch
 
Doch saß ich dann auf ihrem Rücken
Schnaubte sie voller Entzücken
Das war für mich das größte Glück
Ich lernte von ihr Stück für Stück
 
Lotte hat mir stets gezeigt
Dass man sich besser nicht versteigt
Zu glauben, Pferde seien unterlegen
Lotte war für mich ein Segen.
 
 

 
Text und Bilder: Christine Wirth
 

Dienstag, 9. September 2025

An Mama

Vor zwei Jahren war der schlimmste Tag in meinem Leben. Mama ging nach Hause zu Jesus. Ich spreche bis heute nicht von ihrem "Tod" und weigere mich auch, in der Vergangenheitsform von ihr zu erzählen. Weil ich weiß, dass beides nicht zutrifft. Ihr echtes Leben hat mit dem himmlischen Dasein erst begonnen, und die Eigenschaften, die sie hier auf Erden hatte, gehen dort nicht verloren; selbst ihre "Fehler" waren liebenswert und bestimmt keine, die Gott ihr genommen hat: allen voran die Freude am Reden, von der sie sagte, dass es ihre Schwäche sei. Für mich, die ich nicht viel rede, war es eine bewunderswerte Stärke. Denn abgesehen davon, dass ihr nie die Gesprächsthemen ausgingen, konnte sie auch zu einem Unrecht nicht schweigen. Dazu gehört nicht nur Eloquenz, sondern auch Mut. Wo andere sich zurückzogen und lieber den Mund hielten (auch ich), hat Mama sich nie gescheut, ihren aufzumachen.

 


Einige meinen vielleicht, ich würde sie glorifizieren, auch in meinem Buch "Shalom Mamele". Da hörte ich hin und wieder Stimmen, die sie "so nicht gekannt hatten." Andere wiederum sagten mir, dass sie genau so sei und ich sie unglaublich treffend beschrieben habe. Als Tochter, die ich bin, habe ich meinen Eindruck von ihr mir gegenüber gegeben, und der war immer positiv und schön. Ich bin voller Dankbarkeit, dass ich so tolle Eltern habe. 💕💕💕 Das einzige Negative, das mir einfällt, war der Arrest in der Besenkammer, als ich etwa fünf oder sechs Jahre alt war. Ich muss sie da schon sehr genervt haben, und es tat ihr hinterher auch leid. Einmal habe ich sie darauf angesprochen, viele Jahre später. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern... Immer war sie da für mich, teilte Freude und Sorgen und half, wann und wo immer man sie darum bat. 

Ich denke, man glaubt mir deshalb oft nicht, weil es Menschen wie sie nicht viele gibt. Menschen mit unsichtbaren Flügeln schon auf der Erde. Sie ließ mich meine eigenen Schlachten kämpfen, doch wenn ich nicht mehr weiterwusste, war sie zur Stelle. Zuverlässig, voller Liebe und Wärme. Wobei ihr wichtig war, meine Eigenständigkeit zu respektieren. 

 


 

Ich würde mir wünschen, dass einiges, was ich über sie schrieb und noch schreibe, von ihr gelesen werden könnte. Dass sie es auf irgendeine Weise erfährt, wie wertvoll sie mir ist als Mama, und vor allem als Freundin, die sie uns Kindern immer sein wollte und auch war. Dass ich sie so sehr liebe und sie nicht vergessen möchte, ihre Stimme, ihren Duft, ihre Berührungen. Ich träume selten von ihr (schade!), aber wenn, dann sind es Träume, die mir Mut machen, weil wir wieder zusammen sind, ganz selbstverständlich. Zum Beispiel unterwegs in den Urlaub. Ohne ein "Bis wir uns wiedersehen!" - obwohl auch das schön wäre und ich die in meiner Trauergruppe ein bisschen beneide, die "eindeutige" Zeichen erhalten.

Die letzten Wochen waren für uns als Familie kräftezehrend und ein Alptraum. Bis heute können wir nicht darüber sprechen, ohne zu weinen. Bilder und Situationen bleiben im Kopf, und manchmal scheinen sie uns zu überwältigen. Die Ohnmacht und Hilflosigkeit, die wir dem Krankenhaus gegenüber fühlten in der Zeit, kann man schlecht erklären. Warum es so war, ist uns ein Rätsel. Antworten bekommen wir in dieser Welt vermutlich nicht mehr. Darum spielt Akzeptanz eine große Rolle, und die anzunehmen, ist nach dem, was passiert ist, schwer. Wir hatten es immer gut als Familie. Selbst durch Krisen gingen wir - wenn schon nicht gestärkt, dann doch um eine Erfahrung reicher. Auf diese hätten wir gern verzichtet. Mama fehlt, und das wird hier nie aufhören. 

 



So schön wie es auf dieser Welt sein kann (wir haben es erlebt), ist mir doch klar, dass es etwas jenseits davon gibt, ein Ort, zu dem Mama uns vorausgegangen ist und in dem es so schön ist, dass wir Menschen uns den Himmel nicht vorstellen können, bis wir eines Tages selbst ankommen. Und irgendwie passt das trotz aller quälenden Fragen: Sie war uns häufig um eine Nasenlänge voraus, egal, um was es sich handelte.
 

 

 

 

 

Montag, 1. September 2025

Versuch eines Reviews von "The Life of Chuck" (2024) nach Stephen King

 Hmm... es wird schwierig. Ich muss gestehen, dass ich auf den Trailer (die Vorschau) des Films hereingefallen bin. Und darauf, dass Tom Hiddleston die Hauptrolle spielt und eine siebenminütige flotte Sohle zu Straßenmusik aufs Pflaster legt. Ich versuche trotzdem, eine Meinung und etwas vom (für mich) wirren Inhalt widerzugeben. Immerhin war es das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass ich ein Kino besucht habe. Und ich war sehr froh, dass der Film noch irgendwo lief, bin ich doch bekennender Hiddles-Fan. 

 

 

Inhalt und Meinung: Jedes Leben ist ein Universum, lautet der Untertitel des Films. Und genau an dem Tag, an dem Charles "Chuck" Krantz mit 39 Jahren das Zeitliche segnet, geht nicht nur sein Leben, sondern auch das Universum zu Ende. Das aber mit einer Ruhe, Gelassenheit und Surrealität, dass man die Apokalypse erst bemerkt, als die Sterne und Planeten über Martin und seiner Exfrau Felicia explodieren und Martin abrupt das Wort abgeschnitten wird. Währenddessen und davor taucht überall das Konterfei des Buchhalters Chuck auf - auf Werbeplakaten, als Graffiti ("Thanks Chuck!"), im störungsanfälligen Fernsehen und sogar als Hologramm in allen Häusern der Stadt. Doch merkwürdigerweise kann sich keiner der Bewohner an Chuck erinnern, der doch jedes ihrer Leben gekreuzt hat.

Der Film gliedert sich in drei Absätze und läuft rückwärts, d. h. von Chucks Tod bis zu seiner Kindheit, in der er beide Elternteile verlor und von den Großeltern in einer amerikanischen Kleinstadt aufgezogen wird. 

Die ersten beiden Absätze fand ich stimmig - Chucks Kindheit und Jugend, seine Liebe zum Tanz, die Beziehung und die Prägungen zu seinen Großeltern und das Gespräch mit seinem Sabah / Opa, in dessen Fußstapfen er schließlich tritt, weil auch Mathematik eine Kunstform ist, wie der Opa sagt. Die plakativ esoterische Lehrerin, die Chuck erklärt, dass in seinem Kopf ein ganzes Universum Platz hat. Chucks großer Tag, als er mit seiner Tanzpartnerin einen neuen Move präsentiert und danach voller Endorphine ins Freie rennt. Und ich fand sogar das mysteriöse Turmzimmer interessant, nachdem mein Papa, der mit im Kino war, es mir erklärt hat.

 

Gehn wir zu mir oder vor die Hunde?
 

Doch der erste bzw. letzte Absatz war mir zu abstrus. Leider war Tom Hiddleston nur selten zu sehen und hat auch wenig Text. Dafür ging es um Martin und Felicia und die Endzeitstimmung, und das war mir oft zu mystisch. Vielleicht ging es ja um Chucks Universum, das zerfällt mit seinem Tod. Denn wie gesagt, hat ja jeder Mensch ein ganzes in seinem Kopf. Vielleicht hat sich Chucks sterbende Welt noch in den letzten Zügen bedankt, dass sie in seinen Gedanken existiert hat. So muss es gewesen sein. 

Die Botschaft des Films habe ich dennoch irgendwie nicht verstanden, obwohl mir schon klar ist, dass jeder Mensch einen einzigartigen Weg geht und dabei das Leben vieler anderer streift und bestenfalls emotional oder prägend berührt. Und dass sich viele Situationen und Dialoge von verschiedenen Menschen wiederholen ("Gehen wir vor die Hunde? So'n Scheiß!"). Aber war Chuck dafür ein gutes Beispiel? Immerhin hat er das Beste aus seinem kleinstadt-miefigen Leben gemacht. Als er nach Feierabend zum Rhythmus eines mitreißenden Schlagzeugs tanzt und hinterher nicht weiß, warum er es gemacht hat, war es doch wohl so, dass Tanzen ein größerer Traum von ihm war als Buchhaltung, aber er konnte es nicht sagen. Sein Leben war trotzdem erfüllt. Denn offenbar war er auch ein guter Buchhalter, Vater und Ehemann. Vielleicht war das die Botschaft. Dass man nichts Großes erreichen muss, um wunderbar zu sein. Und dass mit jedem irdischen Abschied ein bisschen Weltuntergangsstimmung herrscht.

 


 

 Im Nachhinein und nach einer Nacht, in der ich nochmal über den Film nachgedacht habe, fällt mein Urteil milder aus als kurz nach dem Kinobesuch. Ich war nämlich ziemlich irritiert von dem Gesehenen. Gelohnt hat sich "The Life of Chuck" aber auf jeden Fall für die megageile Tanzeinlage. 

 

 Bewertung: 💫💫💫


 

Mittwoch, 27. August 2025

Der Schut (1964) nach Motiven von Karl May

Angefixt durch "Das Kanu des Manitu" habe ich angefangen, meine Bluray-Box mit sämtlichen Karl May-Filmen anzusehen. Bisher waren das "Der Schatz im Silbersee" (1962), "Der Ölprinz" (1965) und "Der Schut" (1964). Gut fand ich sie alle, doch ohne Lex Barker, der in den Filmen in die Rolle von Karl May schlüpft und Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi mit phantasievollem und aufrechtem Heldenmut verkörpert, sind diese Filme für mich nicht komplett. 

"Der Schut" ist daher einer meiner Lieblinge der Reihe, die sich bis in die 2000er Jahre großer Beliebtheit erfreute und immer wieder gern zu Feiertagen im Fernsehen gezeigt wird. Ich war zwölf, als ich ihn zum ersten Mal bei Freunden sah, und der Film hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren.

 


Inhalt: Im Balkan wird Kara Ben Nemsis Freund Henri Gallingré von einer Bande entführt, die für den Schut arbeitet (oberschurkisch und abgrundtief gelb: Rik Battaglia) und Lösegeld von der Familie zu erpressen versucht. Kara Ben Nemsi heftet sich mit Gallingrés Frau (Marianne Hold) und den beiden schrulligen Engländern Sir David Lindsay (Dieter Borsche mit Hamsterbackenbart) und dessen Diener Archie (Chris Howland) auf die Fersen der Halunken. Mit von der Partie ist natürlich auch Hadschi Halef Omar, der loyale, aber etwas tumbe Sidekick Kara Ben Nemsis (Karl May wäre nicht besonders amüsiert von letzterem), gespielt von Ralf Wolter. Gleichzeitig wird auch Tschita (Marie Versini) vom Hof ihres Vaters gekidnappt, weil das das Handwerk der Halunken ist, Entführungen. Und weil Befreiung und Rettung das Handwerk Kara Ben Nemsis ist, nimmt er parallel mit Gallingrés Schicksal das des Mädchens in die Hand, um sie zu ihrem Verlobten zurückzubringen, der sich dem Suchtrupp anschließt zu dem Anwesen des Schuts. Der Weg dahin ist so steinig wie das montenegro'sche Geröll in der Felsenlandschaft, die als Drehort diente, doch natürlich siegt am Ende das Gute (kein Spoiler, weil das immer so ist bei Karl May).
 
 
Meine Karl May-Box

 
Meinung: Als Lex Barker-Fan, der ihn bereits als Fünfjährige im Winnetou bewundert hat, bin ich voreingenommen. Neben "Winnetou I" ist "Der Schut" mein absoluter Karl May-Klassiker. Das liegt auch an dem edlen und schlauen Rappen Rih und dem schneidigen Kostüm des Helden. Er macht ja eigentlich in allem eine gute Figur, sogar im Lendenschurz. Trotzdem sind die nächsten Teile der Orient-Trilogie für mich weniger reizvoll, weil er andere Kleider trägt und aus Gründen auch ein anderes Pferd reitet. Kleinigkeiten, ich weiß, aber frau achtet auf so etwas. 
 
Mit zwei Stunden Laufzeit ist "Der Schut" vermutlich der längste der Reihe, und doch wird es aufgrund des hoch gehaltenen Spannungsbogens keine Minute langweilig. Auch die Schauspieler sind bis in die Nebenrollen fantastisch besetzt (Friedrich Ledebur als klappernder Mübarek lehrt den Zuschauer selbst das Klappern, so unheimlich wirkt er). Die Filme sind allesamt digital remastered, was sie zu einem besonderen Sehvergnügen macht. Die Bildqualiät fiel mir als erstes auf. Gestochen scharf, erkennt man sogar kleine dramaturgische Ausrutscher, wenn man darauf achtet, etwa ein fallender Dietrich, den der Bandit im Würgegriff Gallingrés fallen lässt und in der nächsten Szene wieder in der Hand hält. Die trüben das Gesamterlebnis aber keineswegs. 
 
 
"Sihdi, werde einer von uns!" "Hmm... Turban steht mir nicht."

 
Wir haben uns sehr gut unterhalten gefühlt. Manchmal waren Kara Ben Nemsis Superkräfte vielleicht ein wenig zu viel des Guten, aber hey, er ist Karl May, und der war in seinen Romanen eine noch größere Naturgewalt. Außerdem nimmt man einem so athletischen Schauspieler wie Lex Barker den Alleskönner durchaus ab, der in der Tat die meisten seiner Stunts selbst ausgeführt hat - sehr zum Verdruss der Produzenten, die um Leib und Leben ihres Stars fürchteten. Hat sich aber gelohnt, denn kein anderer am Set hatte wohl ein so inniges Verhältnis zu Pferden, die in den Orientfilmen eine größere Rolle spielen als Iltschi und Hatatitla in den Western.
 
Bewertung:  💫💫💫💫💫
 

Mittwoch, 20. August 2025

Review "Das Kanu des Manitu" von Michael Bully Herbig (2025)

Im Prinzip bin ich kein Fan von Parodien. Auch nicht von denen, bei denen das Original (in dem Fall die Karl May-Filme der 1960er Jahre) unerreichbar ist. Da können sie noch so gut gemacht sein; ich kann einfach nicht darüber lachen. Aber Papa kann's. Vom "Schuh des Manitu" war er total begeistert, als er während eines Männerabends mit Kumpels vor fast fünfundzwanzig Jahren ins Kino ging. Ich habe mir den Film danach auch angeschaut, aber festgestellt, dass der Humor etwas zu derb war für meinen Geschmack. Ich weiß nicht, ob es mehreren weiblichen Zuschauern so geht, doch die Witze gingen mir oft ein bisschen unter die Gürtellinie. Und damit meine ich nicht nur den schwulen Zwillingsbruder Winnitouch. Trotzdem musste ich bei vielen Szenen lachen, vor allem bei denen des Scenestealers Santa Maria (Sky Dumont). Der kam als Ölprinz im Kanu leider etwas zu kurz.

 



Inhalt: Apahachi und Ranger sollen von einer Bande und deren Anführerin (eine endlich passend mürrische Jessica Schwarz) dingfest gemacht werden, um ihnen das Kanu des Manitu zu besorgen, das angeblich unsterblich macht und seinerzeit von Apahachis Vater in einer Höhle im See versteckt wurde. Doch die Aufgabe erweist sich als knifflig: Ranger kann nicht schwimmen, hat eine Tochter, die plötzlich auftaucht und sich in Dimitri (Rick Kavanian), den Mittelmäßigen verliebt, und außerdem befindet sich Apahachi in einer Identitätskrise...

 

 

Warten vor dem proppenvollen Cinedome

 

Meinung: Der erste Teil von 2001 hatte Highlights für mich, die vor allem der starken Leinwandpräsenz des Bösewichts Santa Maria zu verdanken waren ("Jetzt gehen alle noch mal aufs Klo, und dann reiten wir los!"). Und trotzdem fand ich den zweiten Teil besser. Vielleicht, weil Bully ein bisschen gereift ist, ohne auf wirklich alberne Gags zu verzichten. Schon der Geheimjodler am Anfang war ein Knaller. Und ich mochte den Griechen lieber als im "Schuh". Rührend, wie er sich verliebt hat und Rangers Tochter Mary (eine irgendwie süße und tatkräftige Jasmin Schwiers) beim Synchronschwimmen umwirbt. 

Die Aktion im See, namentlich die Bergung des Kanus, und die Landschaftsaufnahmen aus Spanien, den USA und Mexiko waren richtig gelungene Extras, die dem Film internationales Flair verliehen haben. Über den filmischen Aufwand und die originellen Einfälle konnte ich oft nur staunen. Natürlich gab es den einen oder anderen Flachwitz, aber bei weitem nicht so viele wie im ersten Teil, die größtenteils auf männlichen und wenig subtilen Humor zugeschnitten waren. 

Was natürlich auch interessiert: wie löst Bully die Kritik der Woken, die ihm kulturelle Aneignung vorwerfen, indem er in ein *Räusper* "Indianer"-Kostüm steigt (eigentlich traurig, dass es soweit gekommen ist)? Wahrscheinlich meint man, dass den Bully das nicht wirklich schert und er wie gehabt sein Ding durchzieht - provokant und respektlos. Aber er schafft es tatsächlich, am Ende mit chaplinesker Referenz zu überraschen. Nicht mit einem Zwinkern im Auge, sondern mit einer Ernsthaftigkeit, die wohl keiner von Apahachi und seinem Erfinder erwartet hätte. Und Achtung: auch wenn der Abspann unendlich lang geht: danach erfährt man noch ein wichtiges Detail. Also durchsitzen. So wie Ranger und Apahachi.

Fazit: Empfehlenswert. Nicht nur für die große Fangemeinde der Bully-Crew.

 

Bewertung:  🤠🤠🤠🤠 und ein halber 🤠

 

Donnerstag, 14. August 2025

Ferienjob Catsitter ~ verantwortungsvoll, aber supertoll!

 Seit fast zwei Wochen versorgen wir fünf Katzen, während deren Halter im Urlaub ist. Zwei davon sind Wohnungskater, die anderen drei halten sich hauptsächlich draußen und in der anliegenden Scheune auf. Ich war zuerst etwas verunsichert, ob ich der Aufgabe gewachsen bin. Zwar haben wir selbst Mikkel und Toby, doch für fremde Katzen zu sorgen, ist eine andere Sache. Man muss sich seiner Verantwortung bewusst sein. Füttern und Klo sauber halten reicht nicht. Unsere Pflegekatzen sind Ansprache und Zuwendung gewöhnt, sowohl die drinnen als auch die "Wilden".

 

Mit der kleinen alten Dame Lilly.

Der erste Tag war auch tatsächlich etwas holprig in dem Bemühen, die richtige und rationelle Reihenfolge zu finden, doch wer uns sehr geholfen hat, war Felix. Er erinnert vom Wesen her an unseren Toby: charmant, zutraulich und wortgewaltig, hat er uns den Einstieg so gut erleichtert wie er konnte. Sein WG-Kumpel Gizmo gehört dagegen zur schüchternen Sorte wie Mikkel. Das finden wir jedoch nicht weniger liebenswert, und manchmal hat Zurückhaltung und Distanziertheit ja auch ihren Grund und etwas Positives. Der Halter meinte zu uns, es sei ok, wenn wir die Näpfe füllen; Gizmo würden wir vermutlich selten bis nie zu sehen bekommen. Wir fanden das zwar schade, aber verständlich, wenn er zu Fremden kein Vertrauen fasst. Umso mehr hat er schon am dritten Tag überrascht, als er im Wohnzimmer saß und sich malerisch von der Abendsonne bescheinen ließ, ohne sich um uns zu kümmern.

 

Gizmo

 Zu nahe kamen wir ihm nicht und haben uns erst mal um unsere Aufgaben und Felix gekümmert, der sich bald auf unseren Besuch zu freuen schien. Oft fing er uns schon am Treppenabsatz oder unten im Erdgeschoss ab. Das Haus gehörte übrigens Oma Lisbeth. Jetzt wohnt einer ihrer Enkel darin, das macht die Besuche noch einmal besonders besonders. 😊 In der ersten Zeit saßen wir oft mit Felix am Küchentisch und hatten feuchte Augen, überwältigt von Erinnerungen und auch Felix, von dem wir uns schwer trennten, da er so offensichtlich Gesellschaft und Streicheleinheiten schätzt. Die Vorstellung, er sitzt da noch und vermisst menschliche Geschäftigkeit, nachdem wir fortwaren, ist vielleicht zu menschlich gedacht für unabhängige Katzen, und trotzdem konnten wir sie nicht abschütteln. Zumal Felix erstaunlich menschenbezogen ist.

 

Der Charmeur Felix

 

Es ist für alle Katzen das erste Mal, dass der gewohnte Mensch für längere Zeit außer Haus ist, und dafür - das haben wir ihnen lobend erklärt - machen sie es wirklich gut. Keine unangenehmen Überraschungen, Protest oder sonst irgendwelche Aktionen haben wir feststellen und beseitigen müssen. Im Gegenteil; selbst der scheue Gizmo wurde zutraulicher und ließ sich sogar zu Gesprächen und zum Schmuse-Modus verleiten. Es sind ganz besondere Katzencharaktere, jeder einzelne. Obwohl wir es vorher bereits wussten, beweisen Felix und Co. wieder aufs Neue, dass jedes Tier eine einzigartige Persönlichkeit hat. Selbst die Wilden sind uns gewogen, die nach den beiden an der Reihe sind mit der Fütterung.

 Jeden Abend sitzt die kleine Lilly mit uns am Teich und lauscht unseren Gesprächen. Sie ist sicher fast zwanzig Jahre alt und einfach rührend! Sie kommt uns auch sehr weise vor. Wenn wir uns mit Lilly beschäftigen, wundert es uns, weshalb wir nur eine Katze hatten in unserer Haustierlaufbahn, während alle anderen Kater waren. Man sagt, dass Katzen oft einfühlsamer sind als ihre männlichen Artgenossen. Auf Lilly trifft das auf jeden Fall zu. 

 

Quad-Lilly
 

 Wir waren sehr verblüfft, als sie spürte, dass wir traurig waren und versuchte, uns zu trösten. Mit Köpfeln, Schmusen und dem Teilen ihres Futters, das sie uns vor die Füße legte, brachte sie uns auf andere Gedanken. Von den beiden anderen kennen wir leider die Namen nicht; doch auch sie kommen uns gelegentlich besuchen. Der eine dem ernsten Gesicht nach ein Nachfahre von Lilly und scheu, der andere schwarzweiß getigert und lautstark. 

 Gizmo haben wir übrigens mit Katzengras und einem Baldriankissen geködert. Vor allem Ersterem konnten weder er noch Felix widerstehen. Da er scheinbar etwas von einem Perser in sich und einen sehr dicken Pelz hat, kommt ihm die Verdauungshilfe offenbar zugute. Allerdings passen wir auf, dass sie sich nicht übernehmen. Beide sind schon etwas älter und haben eine Routine entwickelt, wo Veränderungen nicht mehr so leicht sind. Da sind Katzen uns Menschen doch ziemlich ähnlich. Aber man merkt, dass ihnen durch die neuen Entdeckungen nicht langweilig wird.

 

Mjam Mjam...

 

Gäbe es Catsitter als Berufsbezeichnung, die offiziell anerkannt wird, hätte ich wohl meine Berufung gefunden. Vormittags und abends verbringen wir mindestens eine Stunde mit den kleinen Tigern, und wir wissen jetzt schon, dass wir alle fünf vermissen werden, wenn der Urlaub unseres Cousins vorbei ist...

 

 

Sonntag, 3. August 2025

"Siebzehn Silben Ewigkeit" ~ Denis Thériault

Dieses Buch hat mir eine Freundin geschenkt mit den Worten, dass es etwas ganz Außergewöhnliches und Zauberhaftes wäre. Eine ungewöhnliche Geschichte um einen Briefträger, der heimlich die ihm anvertraute Korrespondenz liest und sich dabei in eine Frau auf Guadeloupe verliebt. Klingt ganz ok, dachte ich, und wenn sie mir das empfiehlt, muss es ja etwas Besonderes sein... das Cover fand ich auch recht ansprechend.

 

 

Die Kurzbeschreibung zum Inhalt klaue ich ausnahmsweise von Amazon: Bilodo, ein junger Postbote aus Montreal mit einer Vorliebe für Kalligraphie, geht seinem Beruf voller Leidenschaft nach: Heimlich öffnet er abends über Wasserdampf handgeschriebene Briefe und träumt sich in fremde Lebenswelten. Eines Tages stößt er auf die ungewöhnliche Korrespondenz zwischen Professor Grandpré und Ségolène, einer Lehrerin aus Guadeloupe, die sich Gedichte schicken. Bilodo verliebt sich in Ségolène. Als Grandpré bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, ersinnt Bilodo einen waghalsigen Plan: Will er den Kontakt zu Ségolène nicht abreißen lassen, muss er in die Identität des anderen schlüpfen und lernen, wie man mit siebzehn Silben die Ewigkeit einfängt ... 

 



Meinung: Ich habe mir Mühe gegeben, das Buch zu mögen. Anfangs schien es mir auch noch recht interessant und lehrreich, wenn man etwas über japanische bzw. fernöstliche Kultur erfahren möchte. Ich hätte auch gut weiterleben können ohne zu wissen, wie ein Haiku und ein Tanka aufgebaut ist. Aber ich habe mich sogar an einem Haiku probiert und war neugierig, wie die Geschichte ausgeht zwischen Bilodo und Ségolène (die Namen fand ich schwierig, was aber vielleicht daran liegt, dass ich so gut wie keine französischen Romane lese). 

Doch etwa ab der Hälfte war ich gelangweilt. Zunächst dachte ich, das Ende bereits zu kennen, und der schüchterne und von Haikus besessene (und mir daher unsympathische) Bilobo erkennt die schmachtende Liebe der Kellnerin Tania und vergisst darüber die unerreichbare Ségolène, doch es kam viel schlimmer, weil haarsträubend für meine Begriffe. Um einen Mega-Spoiler zu vermeiden, sage ich nur ganz lapidar, dass die Entdeckung des Tankas (das siebzehnsilbige "Gedicht") der Untergang des neugierigen Briefträgers war... was daran romantisch sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Besser hätte es mir gefallen, wenn der Fluch ("Enso") auf irgendeine Weise gebrochen worden wäre.

Auch fand ich die hin und her gehenden Gedichte, - drei verteilt auf einer Seite - oft ein bisschen too much und außerdem erstaunlich "derb", gerade die letzten. Da kann weniger robusten Leser/innen schon mal die Fremdschamröte ins Gesicht schießen - ich fand's eher unfreiwillig komisch. 

 


Fazit: Ich muss meine Freundin mal ernsthaft fragen, warum sie mir diesen Roman geschenkt hat. Sie ist wie ich keine Japan-Kennerin und auch kein Fan von Zeitschleifen, so originell sie vielleicht für andere sein mögen. Nee, nix für mich. Für Sushi-, Haiku-, Manga-, und Japanfans im Allgemeinen vielleicht. Oder man betrachtet "Siebzehn Silben Ewigkeit" als abgefahrenes Märchen für Erwachsene. Darauf war ich allerdings nicht eingestellt.

Bewertung:  👺