Liebe Mama,
manchmal fällt es mir so schwer zu akzeptieren, dass du nicht mehr da bist. So lebhaft und lustig und aktiv hast du das Leben genossen. Du hast immer ein Thema gehabt, über das du dich unterhalten hast und das dich begeistert hat. Dein Glaube an Gott, Gesundheit, die Pflanzenwelt, unsere Tiere, die Familie. Das Leben hatte viele Überraschungen für dich, und nicht selten hast du sie den Menschen gemacht. Schöne, unerwartete Überraschungen, voll mit deiner Liebe und Freundlichkeit.
Du wolltest leben und wieder eine liebevolle, freudige Frau sein, das waren deine Worte in der Notaufnahme. Glaub mir, Mama, du warst immer liebevoll, immer da für deine Familie und diejenigen, die dich brauchten oder deinen klugen Rat suchten. Ich glaube, das bist du auch jetzt noch - liebevoll und mitfühlend. Im Himmel bei deinem guten Hirten.
Es tut sehr weh, dass deine letzten Wochen hier auf Erden nicht von Aufmerksamkeit und Hilfe geprägt waren und wir den Eindruck hatten, wir seien irgendwelche Freaks, weil wir fest davon überzeugt waren, dass du es schaffst - so wie immer zuvor, denn du warst als robustes vitales Stehauffrauchen bekannt. Es tut weh, dass du Angst hattest, weil wir keinen anderen Weg wussten, als dich ins Krankenhaus zu bringen. Ich weiß, du hast uns verziehen, noch hier. Und trotzdem denke ich manchmal, ob es nicht besser gewesen wäre, dich zuhause zu lassen. Als wir dich nach der langen OP besuchten, hast du nach dem Auto gefragt, das uns vier nach Hause bringen würde. Wenn es doch nur möglich gewesen wäre! Wie sehr hätten wir deine Rückkehr gefeiert! Du sagtest oft, dass wir viel zu selten feiern. Jetzt sitzt du an der himmlischen Tafel und lässt es bestimmt krachen mit alten und neuen Freunden und Verwandten, die dir schon vorausgegangen sind.
Die Ärzte sagten uns nach ein paar Wochen, sie seien "frustriert" über dich und stellen die Behandlung ein. Die war ohnehin kein Erfolg, im Gegenteil, aber dennoch - so etwas über dich hören zu müssen, das war schmerzhaft. Das tat so weh. Hatte keiner dort gemerkt und gesehen, was für ein wundervoller Mensch du bist?
Es tut mir so leid, dass ich nicht mehr da war, Mama, auch wenn Papa und Nicole nach dem Anruf vom Krankenhaus ohnehin zu spät kamen. Du hast schon die Hand deines Schöpfers ergriffen und beschlossen, mit ihm zu gehen. Ich weiß nicht genau, ob du dich von uns vielleicht schon lange vorher verabschiedet hast. "Morgen um die Zeit bin ich bei Jesus" hast du zu mir bereits in Heidelberg gesagt, und ich hatte zum ersten und einzigen Mal Angst um dich. Ich wollte nicht, dass du gehst. "Ach, Christinchen", war deine Antwort. Und ich glaube, dass du dich wirklich darauf gefreut hast, zu ihm zu gehen. Weil ich es dir auszureden versuchte, hast du gekämpft. Fünf lange Wochen auf einer Intensivstation, die für uns alle zum Alptraum wurde.
Liebes Mamele, nie hätte ich geahnt oder gefürchtet, dass uns das einmal passieren würde. Ich halte es bis heute für einen schlimmen Traum. So gesegnet waren wir als Familie, so glücklich. Du fehlst uns immer noch jeden Tag, auch wenn wir Kinder unser eigenes Leben hatten. Trotzdem hoffe ich, dass du auch ein bisschen stolz auf uns sein kannst. Manchmal gehen wir Wege, die wir noch zu viert gegangen sind, essen in Lokalen, die du mochtest. Aber es ist nicht mehr dasselbe. "Ich wünsche mir, dass wir wieder eine Einheit sind" hast du mal gesagt. Das werden wir immer bleiben. Und wenn wir wieder zusammen sind, dann sind da noch viel mehr Menschen, die eine Einheit sind. Der Gedanke tröstet mich. Und ich glaube fest, dass du immer noch so lebhaft und gewitzt bist wie hier. Wahrscheinlich bist du wieder jung, d. h. du siehst jung aus, denn im Herzen warst du es immer. Eine junge Elvi, die strahlt und leuchtet und sich an Gottes Himmelreich freut und ihren Schatz hebt, das bist du jetzt. Das wiegt den Leidensweg auf, den du auf dich nehmen musstest und an den du vermutlich nicht mehr denkst - oder Groll hegst. Das ist gegen deine Natur. Nachtragend warst du nie.
Außerdem gibt es im Himmel nur Freude und Lachen. Deine Tränen hat Jesus schon lange abgewischt. Unsere werden noch eine Weile fließen. Aber wir wissen, dass wir dich wiedersehen, Mama. Auch deshalb halten wir am Glauben fest, den du uns vermittelt hast und der uns Kraft gibt. Sei geduldig mit uns, wenn wir hin und wieder schwach sind. Die Trauer um dich geht nicht einfach vorüber. Aber sie wird hoffentlich ein bisschen weniger mit der Zeit.
💖Ich liebe dich, Mama. Für immer.💖
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