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Dienstag, 29. Oktober 2013

"Sherlock verliebt" ~ Sena Jeter Naslund

Bisher ist mein selbstauferlegter Lesemarathon ein echter Erfolg. Erstens mal bleibt der Fernseher aus, und zweitens lese ich in Gesellschaft. Nicht das gleiche Buch, aber es ist irgendwie kuschelig und gemütlich zu zweit auf dem Sofa mit einer Kanne Tee und einer wunderbar duftenden Yankee-Candle.




Das erste neu gekaufte Buch, das ich nun schneller fertig gelesen habe als erwartet (weil ich ja ein bisschen aus der Übung bin), ist "Sherlock verliebt". Es war so spannend und originell, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte!

Inhalt: Endlich wird die Fan-Gemeinde des berühmtesten Detektivs aller Zeiten darüber aufgeklärt, was es mit Sherlock Holmes' lebenslanger Reserviertheit gegenüber Frauen auf sich hatte.

Der alte Witwer Watson kehrt nach dem Tod seines Freundes Holmes in die gemeinsame Wohnung in der Baker Street zurück. Heimgesucht von geisterhaften Visionen des verstorbenen Freundes versucht er, seinem Leben einen Sinn zu geben, indem er beschließt, eine Biografie über Sherlock Holmes zu verfassen. Seine Recherchen werden von anonymen Drohbriefen und einem Eindringling in das Apartment 221b durchkreuzt, der es offenbar auf Notizen und Tagebücher abgesehen hat. Doch Watson ist durch die Widerstände umso entschlossener, sein Werk zu Ende zu bringen und Holmes ein Denkmal zu setzen. Beim Stöbern in alten Dokumenten werden in Watson allmählich wieder Erinnerungen an ungelöste Fälle lebendig. Darunter auch die an jenen jungen Musiker, dem die beiden Freunde einst bis nach Bayern an den Hof Ludwig II. folgten. War Victor Sigerson Sherlock Holmes' große Liebe?

Meinung: Anfangs hatte ich enorme Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Sie ist - wie die meisten Originalgeschichten - aus Watsons Sicht geschrieben, aber zuweilen gerade zu Beginn ein wenig konfus. Einige Sätze musste ich zweimal lesen, um sie zu verstehen. Doch je weiter die Handlung sich entwickelt, desto mehr habe ich gestaunt über die eingeflochtenen Referenzen zu den Originaltexten und über das Geschick der Autorin, beinahe unerträgliche Spannung aufzubauen und reale Persönlichkeiten mit fiktiven zu vermischen, ohne dass es albern wirkt. Auch die Charakterisierungen der Figuren - historisch oder fiktiv - sind gut getroffen.

Traurig und rührend waren die Passagen, in denen Watson sich an Holmes' Anwesenheit in der Baker Street erinnert, wehmütig die jetzt verstummte Geige betrachtet und teilweise Holmes' Gewohnheiten adaptiert, wie das Aufbewahren des Tabaks im persischen Hausschuh. Auch das Ende ist kein glückliches, geht dafür aber unter die Haut.

Über den wahren Grund, weshalb sein Freund Frauen gegenüber stets distanziert blieb und der Identität des Musikers, der zugleich fingerfertig im Violinspiel und der Zauberei und zudem ein wahrer Verkleidungskünstler ist (klingelt's?), tappt Watson bis zuletzt im Dunkeln. Als er Besuch von einer Dame in Rot erhält, die Holmes-Fans durchaus ein Begriff ist, wird ihm klar, dass Holmes ihm trotz der Vertrautheit zwischen ihnen zeitlebens ein Geheimnis verschwiegen hat.

Fazit: Lesenswert, nicht nur für Sherlock Holmes-Fans. Um wirklich Spaß am Roman zu haben, schadet es allerdings nicht, Vorkenntnisse über den Meisterdetektiv zu besitzen. Zuerst wollte ich vier Sterne vergeben, doch das Ende war so überraschend und bittersüß, dass mir die volle Punktzahl angemessen scheint.


Bewertung: 





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