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Samstag, 14. Dezember 2013

Eine kleine Biografie von 2011


Diese Biografie stand eine Zeit lang auf dem Autorenportal Pagewizz. Es gibt sie dort nicht mehr, weil "persönliche" bzw. Erfahrungsberichte nicht mehr erwünscht sind (es sei denn Erfahrungsberichte über ein bestimmtes Produkt)  und Pagewizz sich mittlerweile als Plattform für professionelle Texter und Journalisten versteht. Für meine Schreibe ist da nicht mehr so wirklich Platz. No hard feelings...

Es fällt mir nicht ganz leicht, den Artikel hier einzustellen, doch er sagt viel über mich aus und hilft vielleicht einigen, mich besser zu verstehen. Außerdem hat er vielen Lesern Mut gemacht, die Ähnliches erlebt haben (leider konnte ich die Kommentare zum Bericht nicht mit hinüber retten).


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Kinderzeit - auf den ersten Blick unbeschwert... aber prägend

 



Dieser Bericht wird ein bisschen persönlich. Ich hoffe, nicht zu sehr, denn ich neige dazu, meine Gefühle mit mir durchgehen zu lassen, wie mir die letzten anderthalb Jahre gezeigt haben, die alles andere als ein Honigschlecken waren. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass ich - eigentlich optimistisch, fröhlich und fantasievoll - ein recht komplizierter Mensch bin.

Von klein auf habe ich eine halbseitige Lähmung, verursacht durch eine Folgeerscheinung der unzähligen Impfungen, die ich als Frühchen über mich habe ergehen lassen müssen. Die Ärzte prophezeiten mir ein Leben im Rollstuhl oder bestenfalls auf Krücken. Überrascht habe ich alle, als ich nur etwas später als der Durchschnitt laufen lernte. Krankengymnastik, Beinschiene und Übungen zuhause gehörten zum Alltag, und ich glaube, dass daher meine Krankenhausphobie rührt, die ich nie überwunden habe. Glücklicherweise bin ich selten krank und brauche auch keine Medikamente, so dass ich mich als Kind und Teenager nicht sehr von meinen nicht behinderten Freundinnen und Freunden unterschied. Überhaupt: als behindert habe ich mich nie betrachtet. Alles, was andere Gleichaltrige machten, wollte ich auch tun und habe es durch eisernen Willen auch geschafft. Reiten, Schwimmen, Radfahren, am Sportunterricht teilnehmen... alles Dinge, an denen ich Spaß fand und die mir das Gefühl gaben, kein Außenseiter aufgrund einer körperlichen Einschränkung zu sein.

 

Der Ernst des Lebens...  beginnt nach der Grundschule


Nach der vierten Klasse kam ich aufs Gymnasium. Fast alle meine Freundinnen waren auf anderen Schulen, und ich hatte es schwer, Anschluss zu den neuen Klassenkameraden zu finden. Es gab Fächer, in denen ich gut war. Englisch, Deutsch und Religion. Das, was mir vorher sehr viel Freude gemacht hat, nämlich der Sportunterricht, wurde zur Qual. Früher bekam ich Anerkennung dafür, dass ich daran teilgenommen habe - jetzt wurde ich regelmäßig als Letzte für Mannschaftssportarten ausgewählt und bekam meine physischen Unzulänglichkeiten nicht nur von Mitschülern zu spüren. Fast schlimmer waren die Lehrer, die mir vorwarfen, mir die "Rosinen" herauszupicken, wenn mir etwas zu schwer schien, oder solche, die Hänseleien oder Handgreiflichkeiten keinen Einhalt geboten. Manche sahen meine Behinderung nicht und beschimpften mich als ungeschickt. Noten? Gab es in Sport nicht mehr. Selbst auf ein "Mit Erfolg teilgenommen" habe ich später vergebens gehofft. Wie sehr mich das Verhalten von damals verletzt hat, habe ich erst in jüngster Zeit rekapituliert und verstanden. Ich hoffe, dass man das heute auf Schulen anders handhabt.

Nach Abschluss der neunten Klasse verließ ich das Gymnasium, um die Mittlere Reife und anschließend eine Lehre als Einzelhandelskauffrau zu machen.


 

 Begabungen und Erfolge... sind nicht abrufbar


Mit meiner Familie habe ich ein Geschäft aufgebaut, das zu der Zeit, als ich es als Selbständige übernahm, ganz gut lief. Wir waren auf Ausstellungen, Fortbildungsseminaren und jagten jedem Trend in der Bastelbranche hinterher. Nebenbei habe ich ernsthaft das Schreiben angefangen und zwei Romane veröffentlicht. So weit, so gut.

Anfang 2010 machten sich erste Burn-Out-Erscheinungen bemerkbar. Beruflich hatte ich mich verausgabt, viel investiert, nicht viel zurückbekommen. Dazu kam die Enttäuschung, dass offenbar niemand Interesse an meinen Büchern zeigte. Die Meinung, ich schreibe halt "über Themen, die nicht so populär sind" fand ich als Entschuldigung ein bisschen dürftig. Natürlich gibt es auch positives feedback, was mir viel bedeutet hat. Trotzdem waren meine Unbeschwertheit und mein Selbstwertgefühl plötzlich wie weggeblasen. Ich hatte keinen Appetit mehr, war apathisch und mutlos und wollte oft gar nicht aufstehen, weil mir alles so sinnlos schien.

Als ich nur noch 45 Kilo wog und ein Schatten meiner selbst war, schleppte mich meine Mutter zum Arzt, der zugleich auch Psychotherapeut ist. Der stellte Perfektionismus, selbst auferlegten Leistungsdruck und ein straffes Bindegewebe fest (immerhin!). Gefallen hat mir mein Zustand selbst nicht. Dank meiner Familie, meinem Willen und nicht zuletzt meinem Glauben an Gott, den ich nie verloren habe, geht es mir heute wieder besser. Ich weiß, dass ich mich nicht anstrengen muss, um geliebt zu sein und zu werden.




Meine Schreibblockade macht mir immer noch zu schaffen, aber ich bin doch stolz auf das, was ich bisher erreicht habe. Demütigung und Verletzungen von Menschen sind schlimm und können sich wie in meinem Fall unbewusst durch das gesamte Leben ziehen. Daher bin ich froh, dass ich mein Problem erkannt habe und mir jetzt erst mal eine Pause gönnen darf. Alles andere wird sich finden.



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