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Sonntag, 22. April 2018

Rezension "Der Falke des Lichts" ~ Gillian Bradshaw

Dieser Klassiker aus dem Fantasybereich steht als aussortierte Büchereiausgabe schon seit Jahren in meinem Regal - sträflicherweise ungelesen, wie ich nun gestehen muss. Damals hatte ich mir die Trilogie besorgt, weil mir die Cover so gut gefielen, und danach habe ich sie irgendwie vergessen. Fantasy ist nicht so wirklich mein Ding, und von König Artus habe ich zwar gehört und Gemälde der Prärafaeliten sogar im Original bewundert, mich aber nie sonderlich für die Legenden um ihn herum interessiert.



Mehr aus Langeweile als aus Neugier habe ich den ersten Teil der Saga jetzt bei herrlichem Balkonwetter angefangen zu lesen - und war innerhalb von vier Tagen fertig und total beeindruckt! Geschichten wie die des jungen Gawain aus Orkney, Sohn des Lots und Morgas, der sich danach sehnt, ein Gefolgsmann Artus' und ein Mitglied der "Runde" zu werden, das ist der Stoff, aus dem für mich Märchen gewebt werden, die auf unterhaltsame und lehrreiche Art etwas von der Realität widerspiegeln. Besser kann man ein Buch dieses Genres meiner Meinung nach nicht schreiben.

Inhalt: Der elfjährige Gawain wächst als mittlerer Königssohn im Inselreich Orkney auf. Er kann seinen Vater nicht zufriedenstellen, da er sich lieber mit Harfenspiel und Reiten beschäftigt als mit der Kriegskunst, in der er im Haus der Knaben unterrichtet wird. Sein verträumtes Wesen gibt dem ältesten Bruder Agravain häufig Anlass zu Spötteleien und sogar Herausforderungen zu Zweikämpfen, die Gawain zwar erträgt und stoisch verliert, die aber dennoch an ihm nagen. In seiner Not, gebraucht zu werden und Agravain überlegen zu sein, wendet er sich seiner Mutter Morgas zu, die eine mächtige Zauberin ist und von der Finsternis regiert wird.

Rasch erlernt er die dunkle Magie, doch er erkennt bald, dass er damit sich und alle anderen ins Verderben stürzt. Ein barbarischer Ritus seiner Mutter wird von ihm in letzter Sekunde vereitelt bzw. abgemildert. Als er vor Morgas Zorn darüber fliehen will, die fortan danach trachtet, ihn zu töten, wird ihm auf der "Insel der Glücklichen" ein Schwert gegeben, mit dem er das Böse bekämpfen soll. Er entscheidet sich, dies in König Artus' Truppe zu tun, von dem er in Träumen und von Untertanen viel Gutes gehört hat. Artus ist Morgas' Halbbruder und in seinem Bestreben, Britannien zu vereinen und von den Sachsen zu befreien, ein sehr charismatischer und warmherziger Herrscher. Doch auch in ihm schlummert eine dunkle Seite, die ihn davon abhält, Gawain als Ritter der Tafelrunde zu akzeptieren...


Prawny / Pixabay

Meinung: Tatsächlich wenig fantasyerprobt, habe ich dennoch erkannt, dass "Der Falke des Lichts" klassische Muster, vielleicht sogar Klischees der High Fantasy, bedient und mich trotzdem auf keiner Seite gelangweilt. Im Gegenteil, oft war ich amüsiert von den Dialogen und den Konstellationen der Familienmitglieder, die in den wenigen Fantasyromanen, die ich bisher gelesen habe, einander gleichen.

Gawain hat es nicht leicht - weder im Kreis seiner Familie noch später bei Artus' Gefolgsleuten und vor allem nicht bei diesem selbst. Obwohl er sich in verschiedenen Schlachten bewährt, ihm schwört, dem Licht zu dienen und Artus loyal zu sein, traut der Kaiser von Britannien ihm nicht über den Weg. Er erklärt dies mit der Weigerung, einen Zauberer als Krieger haben zu wollen und somit nicht auf ehrenvolle Art zu kämpfen. Der wahre Grund seines Misstrauens gegenüber dem Jungen ist jedoch tiefer und war für mich ein echter Überraschungsmoment, genauso wie der Grund, weswegen er ihn schließlich doch als Krieger seiner Truppe anerkennt; und das, als Gawain bereits beschließt, leicht entmutigt, aber tapfer und seiner Mutter Morgas trotzend auf seinem Wunderpferd wieder nach Hause zurückzukehren.

Die Story war so toll, zeitlos und teilweise so ergreifend erzählt, dass ich an manchen Stellen Gänsehaut hatte, und immer eine große Sympathie für den etwas naiv wirkenden, aber entschlossenen Jungen hegte, der sich in Artus' Heer mit seinem als Geisel genommenen Bruder aussöhnt und am Ende sein Ziel mit einer Tat erreicht, von der ich zuerst dachte: "Was soll das denn jetzt? Wie passt eine verzweifelte Frau in die Geschichte?" Solche Dinge liebe ich, denn es kam unerwartet und doch logisch.

Als Gawain schließlich von Artus mit seinem eigenem Schwert zum Ritter geschlagen wird und niemand darüber erstaunter ist als Gawain selbst (nicht nur, weil er  gar nicht mehr darauf zu hoffen gewagt hatte), war ich vor Glück den Tränen nah. Jetzt freue ich mich auf strahlendes Sonnenwetter und die nächsten Teile, die hoffentlich genauso spannend sind wie der Auftakt!

Fazit: Lesenswert trotz seiner fast vierzig Jahre. Ein echter Klassiker unter den Fantasyromanen, der viel zu lange warten musste, um von mir verschlungen zu werden.


Bewertung:



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