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Samstag, 10. Mai 2014

Fazit zu meiner zweiten Leserunde als begleitende Autorin

Ende April fiel der Startschuss für die Leserunde zu "Vom Ernst des Lebens" auf dem Büchertreff. Insgesamt waren wir (anfangs) zu fünft, und ich war guter Dinge, dass die Sache aufgrund der bereits vorhandenen positiven Meinungen rund laufen würde - was vielleicht naiv war.

Nicht dass es schlimm gewesen wäre, im Gegenteil. Aber zu Beginn doch recht durchwachsen. Während die Teilnehmer sich bei meiner erster Autoren-Leserunde zum "Bildnis des Grafen" sehr neugierig und fragewütig zeigten und auch Hintergrundinfos wie die Idee zur Entstehung und die Geschichte zum Coverfoto wissen wollten oder die Atmosphäre des Romans lobten, hatte ich den Eindruck, dass die Protagonisten Miles und Rupert in "Vom Ernst des Lebens" nicht besonders gut ankamen. Man schoss sich ziemlich auf die zwei und ihre markanten und bisweilen etwas überspitzten Eigenschaften ein und ließ dabei alles andere wie Setting, interagierende Charaktere und den Plot ein wenig außen vor. Vielleicht reagiere ich da zu empfindlich und mimosenhaft (Stichwort *Drama Queen* hehe!), aber ich hatte in der ersten Zeit das Gefühl, man mache sich über meinen Roman lustig. Und irgendwie ist das nicht unbedingt ermutigend, wenn es sich dabei nicht um ein absichtlich witziges Buch und obendrein noch das eigene handelt.




Es wurde später allerdings besser, nachdem sich die Teilnehmer an die Charaktere gewöhnt hatten und an die Geschichte, die doch innerhalb 200 Seiten recht überraschende Wendungen nimmt und vielleicht auch mal nicht ganz der Realität entspricht. Vor allem nicht der des Post-Millenniums - darum habe ich die Handlung in die 1950er Jahre gesetzt.

Erstaunlicherweise sind ja viele Leser eher mit ihrer Lektüre zufrieden, wenn die Ereignisse so ihren Lauf nehmen, wie der Leser es erwartet. Das hat mich erst mal verdutzt, denn andererseits wird oft abfällig von "vorhersehbarer" Handlung und ewig gleichen Mustern gesprochen. Bricht man daraus aus, wird man kritisch hinterfragt ("Wie ist das denn möglich?"). Andererseits muss ich aber sagen, dass Überraschungen in der Runde im Allgemeinen wohlwollend aufgenommen wurden, auch wenn ein "Da musste ich erst mal schlucken" und "Ich war baff" die Folge war.

Jedenfalls hatte ich dann doch Spaß daran, meine Leser *logisch* zu verblüffen, und ich glaube, besonders das Ende, in dem Miles mit dem wahren Grund seiner Abreise nach Paris herausrückt, ist ziemlich nicht so, wie man es nach Miles' Verhalten Rupert gegenüber eigentlich erwartet, aber dann doch wieder plausibel.

In "Vom Ernst des Lebens" muss man, wie in allen meinen Romanen, ein bisschen zwischen den Zeilen lesen, sich vor allem Zeit nehmen und aufmerksam sein, um mitzuverfolgen, wie die Handlung sich entwickelt und wie sich Ereignisse und Informationen auf die Figuren auswirken, denn die haben meist einen direkten Bezug zu deren Verhalten. Auf die Charakterisierung meiner Helden und Antihelden lege ich viel Wert, so dass sie trotz aller Extreme, in die sie hin und wieder fallen, glaubwürdig sind und ihrem Wesen im Großen und Ganzen treu bleiben. Eine Verwandlung von der grauen Maus zu Superman innerhalb eines kurzen Romanes fände ich nicht so prickelnd.

Sehr süß war der Wunsch einer Leserin, den Bildband, den Miles und Rupert als "Hobbyfotografen" veröffentlichen, in echt in Händen halten zu dürfen, weil sie ungewöhnliche Aufnahmen wie rivalisierende Kater auf einem Friedhof machen oder kamerabehängt auf den Obelisk steigen.

Alles in allem bin ich zufrieden mit der Leserunde und den Bewertungen, die besser ausfielen, als ich gedacht hatte. Es wäre schön gewesen, wenn alle Teilnehmer dabei geblieben wären bis zum Schluss, aber wenn jemandem das Buch nicht gefällt, muss ich akzeptieren, dass es abgebrochen wird. Manchmal - ich gebe es zu - geht mir Rupert mit seinen Eskapaden ja auch auf die Nerven. Trotzdem finde ich bei aller mir angeborenen Bescheidenheit, dass es nicht immer nötig ist, Sympathieträger zu erschaffen, um eine originelle und tiefsinnige Story auf die Beine zu stellen. Und das habe ich - mit Verlaub - in "Vom Ernst des Lebens" getan. (O; Da würde ich es sogar wagen, meine Mitleserinnen zu zitieren, die mir versichert haben, dass der Roman sie noch nachhaltig auf gute Art beschäftigt. Und ganz ehrlich: toll mitgemacht haben alle, sogar die spätere Aussteigerin.





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