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Freitag, 28. Mai 2021

Filme in Zeiten von Corona (VIII): "The keeping hours" (2017) ~ Mystery mit Lee Pace

 Das Fernsehprogramm interessiert mich im Allgemeinen nicht besonders, aber vor kurzem lief ein Film, der mich sehr beeindruckt hat. Lee Pace, seines Zeichens edler Thranduil aus den Hobbit-Filmen, und außerdem mein süßer Kuchenbäcker aus "Pushing Daisies" spielte die Hauptrolle in "The keeping hours" - übrigens weder Horrorgeschichte noch Mystery Thriller, wenn man's genau nimmt. Aufgrund der eher schlechten Kritiken war ich skeptisch, um dann nicht zum ersten Mal festzustellen, dass man sich zu Filmen und Büchern immer eine eigene Meinung bilden sollte.

 

 

Inhalt: Mark (Lee Pace) und Elizabeth (Carrie Coon) sind seit dem Unfalltod ihres kleinen Sohnes Jacob geschieden. Sieben Jahre sind seitdem vergangen. Als Mark endlich das ehemalige Haus verkaufen möchte und zu diesem Zweck eine Aufräumaktion startet, erlebt er den Schock seines Lebens: Im Haus geschehen seltsame Dinge, und er glaubt, den verstorbenen Jacob darin spielen zu sehen. Die chaotischen Vormieter meinten, es spuke dort, weshalb auch bald eine Frau in Amy Winehouse-Optik bei Mark anklopft, die sich als Medium anbietet, um mit Jacob in Kontakt zu treten. Doch eine Vermittlung ist nicht nötig: schon am nächsten Tag begegnet Mark seinem kleinen, unbeschwert plappernden Sohn, der sich eine Modelleisenbahn wünscht und auch sonst wenig verändert scheint. 

Zwischen Entgeisterung und Hoffnung hin und her gerissen kontaktiert Mark Elizabeth, die inzwischen eine neue Familie hat, um ihr von Jacob zu berichten. Zunächst tut sie seine Aufregung als Folge seines jetzt unmäßigen Alkoholkonsums ab, doch auch sie kann Jacob zwar nicht berühren, aber ihn sehen und mit ihm zusammen sein. 

 

 

 

Mark kündigt seinen Job in New York City und zieht vorläufig wieder ins alte Haus, wo er mit Elizabeth auf ihren gemeinsamen wiedergefundenen Sohn "aufpasst". In den nächsten Tagen sind die zuvor schuldbeladenen Eltern glücklich. Allmählich kommen sich beide sogar wieder näher. Videoclip-Ästhetik, Strandidylle und sogar ein Schäferstündchen folgen. Doch Jacob hat etwas auf dem Herzen, das er seiner Familie mitteilen möchte und das der Grund ist, weshalb er nicht gehen kann und stattdessen im Haus festsitzt. Erst wenn alles geklärt ist, kann er in die nächste Dimension weiterreisen.

Elizabeth entdeckt unter den Sachen im Speicher ihre "To-Do-Liste", die sie nach Jacobs Geburt angefertigt hatte. Zusammen unternehmen sie nun, was verpasst wurde und im Rahmen des Möglichen liegt. So basteln sie z.B. einen altmodischen Sonnenfänger aus Granulat - eine Szene, die zur Schlüsselszene wird, als Jacob seiner Mutter sagt, dass er den Knopf gedrückt habe. Elizabeth und auch der Zuschauer sind der Meinung, er habe den Backofen angeheizt, doch Jacob geht es um etwas ganz anderes. Etwas, das er schließlich Mark erzählt, der aus allen Wolken fällt. Es trifft ihn noch härter, als Jacob ihm wie nebenbei den baldigen Tod seiner Mama voraussagt, indem sie in absehbarer Zeit mit ihm "Zug fahren" wird. Und tatsächlich ist Elizabeth unheilbar krank...

   Meinung: Zugegeben, es klingt nach Klischee und ist auch ein bisschen vorhersehbar. Trotzdem hat mich der Film in seiner Tiefe, Unaufdringlichkeit und Zartheit so berührt, dass ich am Ende ein wenig weinen musste. Die Darstellungen von allen Schauspielern, selbst die des hundeliebenden Winehouse-Mediums und die Nachbarin mit ihrem Sohn Dash, der Kindergeburtstage kindisch findet und sie nur seiner Mutter zuliebe feiert, waren toll und nachvollziehbar. Das Ende ist fast genauso rätselhaft wie der Rest der verbleibenden Stunden, und doch findet Mark einen neuen Weg, mit der Trauer umzugehen. Es geht weniger um Schockeffekte oder Grusel als vielmehr um das Loslassen-Können und Vergeben, und das ist eine Thematik, die mich anspricht. Besonders wenn sie so gut und auch bittersüß in Szene gesetzt wird wie hier. 

 



    Fazit: Ein Film mit übersinnlichen Elementen, der nachdenklich macht, und der von Schuld erzählt, die eine Familie zerstört und die doch keine war. Wirklich sehenswert!


Bewertung: 💫💫💫💫



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