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Sonntag, 1. März 2020

"Kramer gegen Kramer" (1979) Review (weitgehend spoilerfrei)

Diesen Film habe ich - damals noch auf Videocassette - als Souvenir aus Liverpool während meines Englandurlaubs mitgenommen, nebst einem Dustin Hoffman-Starbuch. Den fand ich nämlich total klasse, nicht nur als Schauspieler. Besonders seine schwarzen Haare hatten es mir angetan... (O:

Seitdem gehört "Kramer vs. Kramer" zu meinen Evergreens, die ich immer wieder gucken und mitsprechen kann. So wie gestern nach recht langer Zeit mal wieder. Und es hat mich verwundert, dass es noch keine Rezension dazu auf meinem Blog gibt, was ich hiermit nachzuholen gedenke.




Inhalt: Der erfolgreiche Werbefachmann Ted Kramer lebt für seinen Job. Abends kommt er oft spät nach Hause, tüftelt an neuen Ideen und hat wenig Zeit für seine Frau Joanna (Meryl Streep) und den kleinen Sohn Billy (Justin Henry). Bis Joanna ihn vor vollendete Tatsachen stellt: Buchstäblich zwischen Tür und Angel eröffnet sie ihm, sich von ihm zu trennen, und da ihr Grund der ist, sich selbst finden zu müssen und sie sich für eine wenig geeignete Mutter hält, beschließt sie schweren Herzens, Billy in der Obhut seines Vaters zu lassen. Dieser glaubt zunächst an einen Scherz oder eine vorübergehende Phase, doch Joanna, unglücklich in ihrer Ehe und entfremdet von Ted, macht Nägel mit Köpfen. Sie zieht aus, wohin, weiß keiner. Nicht einmal die Nachbarin und Freundin Margarethe Phelps (Jane Alexander), die der Familie freundschaftlich verbunden bleibt und Ted im Lauf der Geschichte besser kennenlernt.

Von nun an bleibt Ted nichts anderes übrig, als Job und Familie unter einen Hut zu bringen. Nach anfänglichen Hindernissen und Missverständnissen werden Vater und Sohn ein eingespieltes Team, und Ted erlebt die Höhen und Tiefen eines alleinerziehenden Elternteils, wobei liebgewonnene Rituale wie das abendliche Vorlesen die alltäglichen Dramen wie der böse Sturz vom Klettergerüst auf dem Spielplatz überwiegen. Kurz, Ted und Billy sind happy. Obwohl der Kleine sich nach Streitigkeiten mit Daddy hin und wieder nach der Mutter sehnt, wird der Vater zu seiner wichtigsten Bezugsperson.

Nach achtzehn Monaten taucht Joanna wieder auf, behauptet, sich mithilfe einer Psychologin vollkommen geändert zu haben und fordert ihren Sohn zurück. Ein erbitterter Kampf um das einzige Kind beginnt... und scheint aussichtslos, als Ted gekündigt wird.

Bildquelle: www.IMDb.com

Meinung: Selbst nach mehrmaligem Anschauen hat der Film für mich etwas Magisches. Das liegt neben dem authentischen (weil echten) 1970/80er Jahre-Flair und dem im Vergleich zu heute fast noch beschaulich anmutendem New York vor allem an dem großartigen, intensiven Spiel der beiden Hauptakteure Dustin Hoffman und Justin Henry. Es hat mich überrascht, zu erfahren, wie tief die Beziehung zwischen den beiden tatsächlich auch hinter der Kamera war. Dustin Hoffman nahm den Siebenjährigen beiseite und ließ ihn seinen Text improvisieren, wobei Szenen aus dem Drehbuch mit solchen ersetzt wurden, wie sie Hoffman mit seiner eigenen Tochter erlebt hatte (die aufmüpfige Chocolate-Chip Icecream-Auseinandersetzung ist eine davon). "Kramer vs Kramer" lebt von der Charakterentwicklung aller Figuren, und ich mag auch die sehr humorigen Passagen, die zu Beginn noch häufiger sind als später. Etwa wenn Ted Billy verspätet vom Kindergeburtstag abholt und Billy vorwurfsvoll feststellt: "All the other mothers were there before you." Meryl Streep darf in dem Film nur wenig glänzen, aber das tut ihm keinen Abbruch...

Es sind die kleinen Momente, die anrühren und von denen man als Zuschauer der wachsenden Beziehung Zeuge wird. Das stille gemeinsame Frühstück zum Beispiel oder das Fahrradfahrenüben im Central Park mit einem vor Stolz strahlenden Papa. Aber besonders schön und vielleicht meine Lieblingsszene ist die, als Ted versucht, Billy zu erklären, warum Joanna sie beide verlassen hat, nachdem Billy sich sorgenvoll erkundigt, ob sein Dad ihn nun auch allein lässt, weil er ungehorsam war. Ich glaube, eine so herzzereißende Szene habe ich zwischen einem Kind und Erwachsenen im Film noch nicht gesehen. Oder ist es doch die, in der Billy Ted weinend fragt, wer ihm von nun an seine Gute-Nacht-Geschichten vorlesen wird?

Jedenfalls bin ich nach wie vor begeistert von dem Film. Er wirkt trotz seiner mittlerweile einundvierzig Jahre in der Thematik kein bisschen antiquiert, sondern immer noch frisch, aktuell und sehr originell, da hier mal ein Vater verzweifelt um sein Kind kämpft, das ihm anfangs eher eine Bürde war bzw. das er kaum wahrgenommen hat und dessen Bedürfnisse ihm nach und nach in Fleisch und Blut übergehen. Der Schluss ist ebenso originell und unerwartet, so dass man sich doch fragt, ob ein Sinneswandel wie der von Joanna in der Realität möglich wäre. Andererseits war er für alle Kramers anscheinend das Beste.

Bewertung: Von mir gibt es die volle Punktzahl, und das wirklich nicht nur wegen der schönen schwarzen Haare von Mr. Hoffman...









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