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Mittwoch, 11. März 2020

Review "Goodbye Christopher Robin" (2017)

Eher zufällig, weil nach einem Missverständnis gekauft, bin ich auf diesen kleinen feinen Film gestoßen. Ich hatte gedacht, es handle sich um die Version mit Ewan McGregor, die ein Jahr später produziert wurde. Etwas verwirrend, aber ich bin nicht unglücklich darüber, denn die Geschichte war unterhaltsam, anrührend und auch künstlerisch anspruchsvoll in schönen Bildern erzählt.




Inhalt: Winnie the Pooh kennt jedes Kind. Weniger bekannt ist die Biografie seines Schöpfers Alan A. Milne (dargestellt von Domhnall Gleeson), der im Ersten Weltkrieg ein Shellschock-Trauma erleidet und seitdem von einer Schreibblockade heimgesucht wird. Nach der Geburt des Sohnes Christopher Robin, den alle Billy Moon nennen, entschließt sich die kleine Familie aufs Land zu ziehen, wo sie das Kindermädchen Olive "Nou" (wunderbar: Kelly MacDonald) engagieren. Sie wird Christophers beste Freundin.

Als Milnes Frau Daphne genug hat von der Untätigkeit ihres Mannes und vorübergehend zurück nach London reist, nähern sich Vater und Sohn allmählich einander an, die bis dahin ein eher distanziertes Verhältnis hatten. Bei Spaziergängen im nahegelegenen Wald erwecken sie Christophers Stofftiere zum Leben und erfinden Geschichten über und mit ihnen. Abends liest Milne seinem Sohn selbstverfasste Gedichte vor und wird gefragt, ob er nicht auch ein Buch für ihn - Billy Moon - schreiben könnte. Fortan werden die Geschichten im Wald in Schrift und Bild mit der Hilfe eines befreundeten Zeichners dokumentiert. Nach der Veröffentlichung wird "Winne the Pooh" ein Bestseller und Christopher Robin eine Art erster Harry Potter, so groß ist der Medienrummel um ihn. Das einzige, was ihm hilft, mit der Situation fertigzuwerden, ist sein Trost, dass er nicht Christopher Robin, sondern Billy Moon ist. Doch bald fühlt er sich überfordert und manipuliert, zumal seine geliebte Nou den Haushalt verlässt, um zu heiraten, nicht ohne zuvor den Eltern die Leviten zu lesen.

Milne schwört reumütig, niemals wieder eine Geschichte über Winnie the Pooh und seinen Sohn zu schreiben, aber der Schaden ist bereits angerichtet. Christopher Robin fühlt sich ungeliebt und unverstanden ohne sein Kindermädchen. Im Internat wird er aufgrund seines Starruhms gemobbt und verspottet. Als er seine Schulbildung beendet, gehen Daphnes schlimmste Befürchtungen und Prophezeiung seit der Geburt des Sohnes in Erfüllung: er meldet sich zum Militär und zieht in den zweiten Weltkrieg. Mit der Nachricht, er sei verschollen und vermutlich gefallen, stürzen die Eltern in Verzweiflung.


Bildquelle: MadalinCalita / Pixabay


Meinung: Zunächst war ich ein bisschen enttäuscht, dass der kleine Christopher Robin (Will Tiltson) nicht wie der in der Disney-Verfilmung aussah. Das war aber bald vergessen, denn er hat süße Grübchen und macht seine Sache wirklich gut. Gemeinsam mit dem ätherisch und fast zerbrechlich wirkenden Domhnall Gleeson dominiert er den Film, wandert mit ihm durch beeindruckend inszenierte Fantasiewelten und nennt seinen Vater (fast hippiemäßig) liebevoll Blu wie seine Mutter Daphne. Er hilft ihm, sein Kriegstrauma zu überwinden, da die Streifzüge durch den Wald häufig ein jähes Ende finden, etwa durch einen Bienenschwarm oder eine freundschaftlich angehauchte Balgerei. Ganz toll fand ich die Szenen, in denen Skizzen und Realbilder geschickt miteinander verwoben werden. Überhaupt, technisch ist der Film erstaunlich und perfekt. Die psychologische Komponente kam mir dennoch und trotz der guten schauspielerischen Leistungen irgendwie zu kurz. Mir schien, als könne man sich nicht richtig entscheiden, ob nun der Vater oder der Sohn im Mittelpunkt steht. Ich hätte gern mehr darüber erfahren, warum Christopher Robin wirklich so verbittert war, dass er auch später nie Tatiemen aus dem Verkauf des Produkts "Winne the Pooh" angenommen hat und ob der Bär ihm tatsächlich derart die Kindheit ruiniert hat. Für mich sah Milnes Handeln jetzt nicht nach grob fahrlässiger Kindesmisshandlung aus. Allerdings tat mir der Kleine schon leid, etwa bei einem Telefongespräch zwischen dem Vater in den Staaten und Christopher zuhause in England, das ohne dessen Wissen für die Öffentlichkeit aufgezeichnet wurde.

Interessant und für mich neu waren die Hintergrundinfos wie z.B. der Bär zu seinem Namen kam oder dass Pooh schon zu Lebzeiten ein Megastar war und nicht erst von Walt Disney groß rausgebracht wurde. Es ist bis heute das beliebteste Kinderbuch der Welt. Und ich mochte die mir bis dahin unbekannten Schauspieler in ihren Rollen, allen voran Domhnall Gleeson, der mich optisch oft an eine Mischung zwischen Benedict Cumberbatch und David Bowie als Thin White Duke erinnert hat.




Fazit: Sehenswerter Familienfilm, dem ich als Zufallstreffer gerne vier Sterne gebe.





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