Auch was man bereits auf wenigen Seiten alles erfährt, macht mich staunen. Ich hatte z.B. nicht gewusst, dass es auch Sklaven unter Weißen gab, die sowohl von Weißen als auch von Schwarzen "gehalten" wurden, oder dass die schwarzen Sklaven als wertvoller erachtet wurden und mit Schmuck und Perlen erkauft, während die weißen meist von Freibeutern gekapert und häufig auf ensprechenden Märkten in Hafenvierteln verschachert wurden.
Kurzum, der Erzählstil und Robinsons Verhalten wirken höchst befremdlich; zumindest jetzt noch. Ich bin gespannt, ob das Tempo beschaulicher wird, wenn Robinson auf seiner Insel festsitzt. Auf jeden Fall hat der Roman schon jetzt ein besonderes Flair, das vor allem geschichtlich nicht uninteressant ist. Man fragt sich unwillkürlich, ob der Mensch in drei Jahrhunderten zu gefühlig geworden ist und in früheren Zeiten eine gewisse Härte vonnöten war, um überleben zu können. Das soll nicht heißen, dass ich Robinsons / Defoes Anschauungen verstehe (besonders der unfaire Löwenkampf hat mich empört), doch da mich die Geschichte bisher sehr an Errol Flynns Jugendjahre in seiner Biografie von 1959 erinnert, versuche ich, urteilsfrei zu lesen, ohne mir den Spaß an der unbestreitbar abenteuerlichen und originellen Geschichte nehmen zu lassen.
Auf jeden Fall bleibe ich dran. Vielleicht lernt Robinson ja noch von Freitag, dass die Hautfarbe nichts mit Hilfsbereitschaft und Respekt zu tun hat. Das ist sogar sehr wahrscheinlich und das Vorhersehbarste, sieht man davon ab, dass Robinson am Ende doch noch gerettet wird. Ganz wie seine reale Inspiration, der Seemann Alexander Selkirk, der zwar aufgrund von Streitigkeiten auf eine Insel verbannt, aber von dem berüchtigten Piratenkapitän Woode Rogers nach vier Jahren auf derselben 1709 gefunden und zur Zivilisation zurückgeführt wurde.
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