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Samstag, 9. August 2014

Der fesche Knabe auf dem Coverbild vom "Grafen"



Einige meiner Leser haben mich gefragt, wer denn der junge Mann auf dem Cover meines historischen Romans "Das Bildnis des Grafen" ist. Ich fand die Frage sehr aufmerksam und interessant, denn es steckt in der Tat eine Geschichte dahinter, die mit einem meiner Hobbies zu tun hat, dem Sammeln alter Fotografien.

Zunächst einmal muss ich leider alle enttäuschen, die eine mehr oder weniger entfernte Ähnlichkeit zu mir zu erkennen glauben: der junge Mann ist weder verwandt noch verschwägert mit mir - zumindest nicht, dass es mir bekannt wäre. Ich habe dieses Foto auf dem Trödelmarkt erstanden, als wir noch auf der Jagd nach einer Wanddekoration für unsere Gästetoilette waren. So manches hängt inzwischen in der Küche, aber die meisten der auf Pappkarton aufgezogenen Aufnahmen stapeln sich bisher noch im Schrank.




Das Originalbild meines jugendlichen Grafen, das im Roman Erwähnung findet, sieht man hier in der Mitte des Fotos, das eine kleine Auswahl meiner Sammlung repräsentiert. Es ist eine Ganzkörperaufnahme, die vermutlich einen Konfirmanden Anfang des 20. Jahrhunderts zeigt. Dafür sprechen der elegante Anzug und der Hut, der neben ihm auf dem Tisch liegt - vielleicht eine Art Uniform bzw. Tracht zur damaligen Zeit. In der linken Hand hält er ein Buch, und ich nehme an, es ist die Bibel. Ein Pfarrer a.D. ließ mich das wissen. In der ersten Ausgabe des Romans befindet sich das Foto noch im Original.




Hier ist die Rückseite der Fotoplatte. Das Foto wurde in einem Stuttgarter Atelier aufgenommen, und irgendwann später der Name des Abgebildeten mit Kugelschreiber dahinter verewigt. Die Schrift selbst sieht sehr alt aus (also wie die Schrift eines alten Menschen) und witzigerweise ein bisschen wie die meines Opa selig, der auch aus dem Schwäbischen stammte. Der Junge hieß wohl Adolf Nägele, wenn ich das richtig entziffere. Ich habe ein wenig gegoogelt und herausgefunden, dass es in Stuttgart eine Einzelhandelsfirma dieses Namens gab, die 1876 gegründet wurde, heute aber nicht mehr existiert. Es wäre möglich, dass es sich bei dem Buben um einen Sohn des Kaufmanns handelt.

Wenn Adolf Nägele wüsste, dass sein hübsches Jungengesicht für einen englischen Grafen aus einem Roman verwendet wurde, wäre er dann geschmeichelt oder verärgert?

Glücklicherweise verletze ich aufgrund des Alters der Fotografie keine Urheberrechte, da diese - sofern nicht anders angegeben - nach siebzig Jahren erlöschen. Aber es wäre trotzdem nicht unspannend zu erfahren, welche Geschichte wirklich hinter dem geheimnisvoll wirkenden jungen Mann steckt.



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