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Freitag, 18. Oktober 2024

Warum spricht niemand über Mama?

 Mein Leben hat sich verändert ohne Mama. Kein Zweifel, nicht zum Besseren. Ich bin oft sehr traurig, und oft weine ich auch. Sie fehlt mir unendlich. Viel mehr, als ich es mir je hätte vorstellen können, habe ich mich doch nie als "Mama-Kind" betrachtet. 


Demnächst auch als Hörbuch.

 

Sie war / ist mir viel mehr als Mama. Als es mir aufgrund meiner Depression so schlecht ging, wollte sie meine Freundin sein. Und das ist sie. Je länger sie fehlt, desto mehr wird mir bewusst, wie wertvoll nicht nur ihre Liebe und Fürsorge waren, sondern auch ihr Wissen in ganzheitlicher Naturmedizin. Mit dem sie letztendlich dem Grund meiner Depression auf die Schliche kam. 

Ihr Lachen, das oft so laut war, dass man es im Nachbarhaus hören konnte. Und ihr Talent, mit Menschen umzugehen. Neugierig und offen zu sein für andere, ihre jeweiligen Geschichten und Nöte. Sie hat das Leben so vieler Leute berührt, und wenn es nur war, um sich gut mit ihr zu unterhalten. Ihre Offenheit hat sie mit vielen verschiedenen Frauen und Männern zusammengebracht. Ihr Witz und ihr Humor waren besonders. Wenn man in geselliger Runde saß, konnte man sich auf Mama als anpassungsfähige Gesprächspartnerin verlassen. Auch, weil sie an allem interessiert war, was man ihr erzählte, seien das geistliche Dinge oder die Schwärmerei für einen Popstar. Tatsächlich hat sie es nie abgelehnt, sich mit meinen albernen Teenagersorgen zu befassen. Oder Anrufe entgegenzunehmen von Menschen, die fünfmal am Tag mit ihr sprechen wollten, weil sie alleine nicht weiter wussten. Ihre Sensibilität hat möglicherweise mit dazu beigetragen, dass sie irgendwann überfordert war. Doch es war ihr nie zuwider, anderen zu helfen und sie anzuhören. Außerdem verfügt sie durch ihren Glauben an Jesus über eine große Anziehungskraft, die unser Haus zum Leuchten gebracht hat.

 

Auf unserer Terrasse im Rittersbruch
 

Umso mehr schmerzt es mich, dass fast niemand aus unserem Bekannten- und Verwandtenkreis mit uns über sie spricht. Es ist, als würde man es vermeiden. Oder als hätte man sie vergessen. Verstehen kann ich das nicht. Sie war kein unauffälliges Mäuschen, das zwar lieb, aber ansonsten nicht weiter erwähnenswert gewesen wäre. Im Gegenteil. Für viele war sie unbequem mit ihren Überzeugungen und ihrer Meinung. Aber nie feindselig oder unversöhnlich. Und für noch viel mehr war sie eine helfende Hand, für manche sogar ein Engel.

Oder fürchtet man, wir könnten davon emotional überwältigt werden? Ich würde mich freuen, wenn jemand mal über Mama sprechen würde. Nette Erinnerungen mit uns teilen. Neulich war eine ihrer Freundinnen zu Besuch, mit der sie oft telefoniert hatte. Sie erzählte meiner Schwester, dass sie manchmal weint, wenn sie an Mama denkt, weil sie ihr so sehr fehlt. Dass sie sich oft fragt, was Mama ihr in ihrer aktuellen Situation geraten hätte. Und ehrlich, das hat gut getan! Selbst wenn es die Freundin traurig macht, zeigt es doch, dass sie ihr wichtig ist. Mama sagte irgendwann im letzten Jahr zu Nicole: "Was bleibt denn von mir, wenn ich mal nicht mehr hier bin?" Sie hat viel hinterlassen, ihre Aufzeichnungen, ihre Bücher über Gott und über Naturheilkunde. Das, was sie uns als ihren Töchtern weitergegeben hat. Aber am allerwichtigsten ist das liebevolle Angedenken, das ich bei unseren Freunden und Verwandten irgendwie vermisse. 

 

Im Art-Café, Dezember 2022

Allerdings: noch viel wichtiger ist ihr Platz im Himmel, und den hat sie sicher, das weiß ich. Ein Platz in meinem Herzen wird sie immer haben. Und durch mein Buch, das demnächst auch als Hörbuch erscheint, können sie viele weitere Menschen kennenlernen und lesen / hören, was für eine besondere Mama sie ist. Wer sie dann nicht ins Herz schließt, dem kann ich auch nicht helfen...


Freitag, 11. Oktober 2024

Ich lese gerade... Schaurige Nächte ~ Unheimliche Geschichten für den Winter

 Ich bin ein Grusel-Fan. Schon immer. Am liebsten subtil, ohne Blut, ohne Splatter, plakative Effekte oder Horrorfratzen. Einsame, verlassene Herrenhäuser mit Geheimnissen und Rätseln üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus. Daher griff ich bei meinem letzten Buchhandlungsbesuch zu "Schaurige Nächte", eine Zusammenstellung von unheimlichen Geschichten, die mir bisweilen eine Gänsehaut über die Arme jagen. 

 


Die Autoren sind aktuell und für ihre Vorliebe für Mysteriöses bekannt, so etwa Laura Purcell, die mit der viktorianischen Geistergeschichte "Die stillen Gefährten" ihren Durchbruch hatte. 

Auffällig für mich ist die ausgefeilte Erzählweise, die bisher jeder Episode eigen ist. Wobei das schnell ins etwas gekünstelte abdriftet. "Die Aal-Sänger" von Natasha Pulley z.B. hat so ausführliche und weitschweifende Fußnoten, dass man nach deren Lesen komplett die eigentliche Geschichte vergisst. So etwas mag innovativ sein auf schriftstellerischer Basis, stört meinen Lesefluss aber doch erheblich. Am besten gefallen hat mir bisher "Eine Studie in Schwarzweiß" von Bridget Collins. Darin mietet sich ein zufällig Vorbeifahrender in einem Haus ein, das früher offenbar einem Schachliebhaber gehört hat und in dem der neue Mieter seltsame Dinge erlebt. Die war wirklich spooky!

 

Tama66 / Pixabay

Bisher sind es Geschichten aus vergangenen Zeiten, was nicht wunder nimmt. Die viktorianische Epoche scheint für Gruselexperten am meisten Potential zu bieten, was unerklärliche Phänomene angeht. Kenne ich auch von mir selbst, obwohl mein Roman "Das Bildnis des Grafen" zeitlich etwas später angesiedelt ist. Bisher kann ich das Buch mit den relativ kurzen, aber griffigen und unheimlichen Begebenheiten jedem Leser empfehlen, der wie ich ein Faible dafür hat. Ein paar Abzüge gibt's für die Aal-Sänger, denn die waren echt anstrengend zu lesen.



Donnerstag, 3. Oktober 2024

Digital Creator bei Facebook - nicht so leicht, wie man denkt.

Letztes Jahr im Februar habe ich darüber berichtet, dass ich zum Digital Creator ernannt wurde. Eine Ehre, mit der ich nicht allzu viel anzufangen wusste. Mittlerweile freue ich mich sehr über die Wahl, mein Konto aufgewertet zu haben. Denn ich verdiene nun tatsächlich Geld damit. Auch ohne Sterne, die mir meine Follower schicken dürfen, dafür aber von Herrn Zuckerberg vorher zur Kasse gebeten werden, was ich ein bisschen unfair finde.

 


Die Testphase begann irgendwann im Frühjahr und nannte sich Bonusprogramm; über mehrere Wochen habe ich unterschiedlich viel Geld durch meine Reichweite, Kommentare und geteilte Beiträge eingenommen. Einmal sogar fast $ 170.00 in einem Monat. Das ist schon ein beträchtliches Zubrot (was für ein altmodisches Wort)! Am allerwichtigsten ist die Reichweite, und man erhält Tipps, was, wann und wie viel man posten kann. Postet man z.B. etwas "Anrüchiges" oder auch nur Inhalte Dritter, kann die Reichweite empfindlich eingeschränkt werden. Manchmal bin ich da ein wenig naiv und ahnungslos. Ich als leichtbekleidete Siebenjährige im Planschbecken, Luftpumpengitarre spielend, wurde schwer geahndet.

Außerdem gibt es die wöchtentliche Challenge. Manchmal packt mich der Ehrgeiz und ich mache mit; meist versuche ich sie aber zu ignorieren, denn sie ist nicht leicht zu meistern. Die vorgeschriebene Mindestanzahl an Beiträgen posten, Reels erstellen und auf Kommentare zu reagieren lässt sich noch einigermaßen bewerkstelligen, doch für die 50 Follower, die man in einer Woche gewinnen muss, hat es bisher selten gereicht. 

Ich ertappe mich dabei, dass ich öfter aufs Handy schaue als früher. Eigentlich, sagen mir viele, hat Herr Zuckerberg dich damit total unter der Fuchtel. Und vermutlich haben sie recht. Und trotzdem freue ich mich über jeden Cent, den ich mit dem Posten verdiene. Für mich ist das keine Pflicht; nach einer gewissen Eingewöhnungszeit war ich gern auf Facebook unterwegs. Schlechte Erfahrungen habe ich dort keine gemacht, und was einem nicht so gut gefällt, kann man ja ignorieren bzw. blöde Kommentare überlesen. Mit meinem Account habe ich mittlerweile eine kleine Marke aufgebaut: ich poste meine Katzen, Humorvolles, Rezepte / Bilder vom Mittagessen, und auch in der Tat eine Art Online-Tagebuch ohne allzu persönliche Details. Durch meine FB-Freunde habe ich auch viel Trost und Verständnis in meiner Trauer um Mama erhalten. Das tut mir immer gut, denn obwohl wir jetzt über ein Jahr ohne sie sind, fehlt sie so sehr, dass ich noch oft weinen muss. 

 

Auf dem Sachsweg

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass die Trauer mal nicht mehr so stark sein wird - obwohl ich es mir so sehr wünsche. Auch da lenkt mich Facebook ein wenig ab. Ich glaube, Mama würde und wird sich freuen, dass ich den Schritt zum Digital Creator ernstnehme und mir der Status dennoch Spaß macht. Wenn es möglich ist, möchte ich weiter dranbleiben. Da so viel Mist gepostet wird, finde ich es auch gut, einen Beitrag für positive und / oder hintergründige Nachrichten zu leisten, ohne jemandem wehzutun. In der Hinsicht kann Herr Zuckerberg mit mir zufrieden sein, glaube ich.

Ich bin übrigens happy über jeden neuen Follower! Hier geht's zu meinem Profil: Christine Wirth.