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Freitag, 7. Januar 2022

Drama mit Liam Neeson und Meryl Streep: "Davor und danach" (1996)

 Dieser Film fand sich auf meiner Liste in Disney+. Ich hatte ihn vor langer Zeit gesehen und hatte ihn zwar als deprimierend und grau, aber ziemlich clever in Erinnerung. Jedoch hat mich beim zweiten Faktor mein Gedächtnis im Stich gelassen.

 


Inhalt: Der 15-jährige Jacob (ein elegisch-phlegmatischer Edward Furlong), Sohn des Ehepaares Dr. Caroline und Ben Ryan (interessante Kombination: Meryl Streep und Liam Neeson) wird des Mordes an einem gleichaltrigen Mädchen verdächtigt, mit dem er befreundet war. Als der Sheriff das abgelegene Anwesen aufsucht, ist Jacob verschwunden. Doch Vater Ben entdeckt Blutspuren am Chevy, mit dem der Sohn unterwegs gewesen ist. Rasch beseitigt er sie, bevor die Polizei den Wagen konfisziert. Caroline und Ben beauftragen einen windigen Anwalt (Alfred Molina) mit der Verteidigung von Jacob. Gemeinsam mit Ben und Jacob tüfteln sie eine Version aus, in der Jacob als unschuldig hervorgeht, weil er beim Verbrechen angeblich nicht anwesend war. Aber der erzählt die wahre Geschichte, mit der Mutter Caroline als Zeugin vor Gericht aussagt. Jacob muss in den Jugendknast, und Ben verbüßt eine Haftstrafe für Meineid.

Meinung: Obwohl ich den Film schon beim ersten Mal nicht den Burner fand, war ich doch sehr enttäuscht von der unoriginellen und vorhersehbaren Story. Ja, Liam Neeson und Meryl Streep als Ehepaar in Nöten des nach außen hin braven, aber impulsiven Filius, das hatte was, aber irgendwie war selbst die Interaktion der beiden eher lau, passend zu Eddie Furlongs blutleerem Auftreten, dem man genausogut den Twilight-Vampir abgekauft hätte. 

Die kleine Schwester, die als Off-Erzählerin zu Beginn und Ende agiert, bleibt ebenfalls blass. In der Kurzbeschreibung hieß es, dass die Ryans mit aufbrausenden Bewohnern der Kleinstadt in Konflikt geraten. Doch außer Drohanrufen, die so nebenbei passieren, merkt man als Zuschauer wenig vom Bürgerterror, sieht man von Bens abgefackeltem Kunstwerk im Garten mal ab. 

Emotional hat mich der Film nicht abholen können; dazu waren mir die Schauspieler und der Plot nicht überzeugend genug. Nur der Besuch der Eltern von Jacob in Untersuchungshaft ließ einen Hauch von Gefühl erahnen und hat dann auch prompt ein wenig auf die Tränendrüse gedrückt ("Ich hätte nicht gedacht, dass ihr mich so sehr liebt").

 

 

In der Anfangsszene gab es eine falsche Fährte, von der ich mir mehr versprochen hatte: Martha Taverner, das ermordete Mädchen, trägt rote Handschuhe und einen blauen Anorak. In Jacobs Erzählung (in Rückblenden) trägt sie etwas anderes. Ich dachte daher die ganze Zeit, es käme noch eine dritte Version heraus, quasi die Wahrheit, aber so, wie es aussah, handelte es sich um einen in Film und Fernsehen berüchtigten Anschlussfehler, der vermutlich den wenigsten Zuschauern aufgefallen ist. 

Witzig waren immerhin die für die 1990er typischen Oversized-Klamotten selbst für Bären wie Liam Neeson und Flanellhemden für Mädchen. Und der Gedanke, dass man damals noch kein Internet im Film hatte, obwohl alle so modern bzw. mit der Zeit waren. Insofern ist der Film eindeutig *Davor*.

Bewertung: 

💫💫 und ein halber 💫


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