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Freitag, 24. September 2021

Ich lese gerade: John Taylor ~ In the Pleasure Groove - Love, Death & Duran Duran

Ich war großer Fan der Popgruppe Duran Duran. Als solcher hat mich - obwohl ich ihre Musik heute nicht mehr höre - die Biografie des Bassisten und Mädchenschwarms der Band interessiert, die ich mir jetzt, nach inaktiven Jahren meiner Fangirlphase, gekauft habe. 

 

 

Bisher bin ich positiv überrascht: schon die ersten Seiten ließen mich eintauchen in die Geschichte der Taylors - Jean, Jack und Nigel (wie John Taylor als Kind hieß) -, so anschaulich und lebendig beschreibt John Taylor seinen Alltag in Hollywood, einem für heutige Verhältnisse spießigen Vorort von Birmingham in England. Aufgewachsen als behütetes Einzelkind, hat er Schwierigkeiten, Freunde zu finden. In der Schule wird er aufgrund seiner Brille gehänselt (wie sich die Zeiten ändern - Joanne K. Rowling sei Dank!), und außerdem ist er ein echter Nerd, der sich lieber mit Modellbau und Musik befasst statt mit schulischen Glanzleistungen - Konkurrenz und Beurteilungen, wie sie dort an der Tagesordnung sind, lehnt er intuitiv ab. 

Wissbegierig zeigt er sich vor allem zuhause bei seinen Eltern, die sich viel Zeit für ihn und seine Interessen nehmen und manche davon sogar teilen, wie die vaterseitige Liebe zu Autos (sehr zum Leidwesen des Vaters wird die Mutter nie den Führerschein machen) und Musiksendungen im Radio, das im Haus Taylor selten stillsteht. Schon morgens wacht er zu Radiomusik auf.

Sehr nett finde ich die kleinen Details und Anekdoten, mit denen er den Leser unterhält und die bisweilen auch melancholisch wirken. Etwa das Zusammengehörigkeitsgefühl in der römisch-katholischen Kirche, wenn alle dasselbe Lied singen, das der kleine Nigel und seine Mutter nur lippensynchron begleiten, weil in der Familie keiner singt, aus Angst, einen falschen Ton zu treffen. Doch Kirchenmusik ist etwas, das ihn sein Leben lang fasziniert. 

 

Was vom Fangirl übrigblieb.

 

 Man fühlt die Zuneigung und Wärme, die John Taylor als Kind erfahren hat, sogar zwischen den Zeilen. Als er zehn ist, stellt Vater Jack ihm einen collageartigen Wandschmuck zusammen, der neben dem Kruzifix als Poster aufgehängt wird: Bilder von fremden Orten und eine schwarzhaarige Schönheit auf einem schwarzen Pferd. Vielleicht hat das den kleinen Nigel mehr geprägt, als er damals ahnt, hat er als berühmter Popstar doch viele exotische Länder bereist und freie Auswahl bei der Damenwelt. 

Davon ist in seinen Kinder- und Jugendjahren wenig zu spüren. Schüchtern, kurzsichtig, linkisch und unsportlich, entspricht er in keiner Weise dem Ideal eines Sexsymbols. Aber er weiß, was er will, nachdem er mit Cousin Eddie den Glamrock entdeckt: Popstar werden. Einer, der nicht im Rampenlicht steht, aber Teil einer Band ist. Die zweite Geige ist für ihn buchstäblich verlockender als das größte Stück vom Kuchen. 

Durch einen Nachbarsjungen namens David Twist lernt er mit 13 den zwei Jahre jüngeren Nick Bates kennen, der vom Glück begünstigt zu sein scheint und Nigel in vielem voraus ist. Beide lieben David Bowie und Roxy Music - eine Musikrichtung, die Duran Duran nachhaltig beeinflusst.

Aufs Weiterlesen freue ich mich sehr, denn soviel Humor und Selbstreflektion hätte ich John Taylor nicht zugetraut. Und obendrein liest sich das Buch richtig locker, obwohl ich die englische Ausgabe besitze.



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