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Donnerstag, 24. Juni 2021

Eine australische Ikone: Phar Lap

 Schon seit einiger Zeit kenne ich die Legende von Phar Lap (1926 - 1932), dem australischen Rennchampion, der seinerzeit weltweit für Schlagzeilen sorgte. Das liegt daran, dass ich Pferde im Allgemeinen faszinierend finde und auch das Land, aus dem Phar Lap stammt (wobei er genaugenommen in Neuseeland geboren wurde).  

Jetzt habe ich endlich sein "Biopic" gesehen, das 1983 gedreht wurde, und es hat mich irgendwie - wenn überhaupt emotional berührt - traurig gemacht. 

 

Der ewig imposante Phar Lap im Melbourne Museum

 

Der Film selbst wirkte auf mich bis auf die Atmosphäre und das Setting nicht wirklich toll; daran war zum großen Teil die schlechte Synchro schuld, die den Lippenbewegungen der mir unbekannten Schauspieler völlig hinterherhinkte. Was mich aber wirklich verstört und fassungslos zurückgelassen hat, war die Habgier der Menschen, für die das arme Pferd Rennen lief. Es gab keine Schonung von Trainer Harry Telford, der zudem total unsympathisch dargestellt wurde, und auch fast alle anderen, die mit Phar Lap zu tun hatten, meinten es nicht gut mit ihm. Ausnahmen waren nur sein Stallbursche Tom Woodcock und sein australischer Jockey Jimmy Pike. Doch sie können nichts ausrichten gegen die Neider und die harten Trainingseinheiten.

Bereits auf heimatlichem Boden kommt es zu Attentatversuchen, als Phar Lap ein wichtiges Turnier gewinnen oder zugunsten seiner Konkurrenten am besten gar nicht daran teilnehmen soll. Sein legendäres Talent, fast jedes Rennen für sich zu entscheiden, wird auch im weit entfernten Amerika zur Kenntnis genommen, und so reist er gemeinsam mit Tom Woodcock und seinem Besitzer David Davis dorthin, um in Mexiko und Kalifornien anzutreten. Immer wieder ist er schon vorher aufgrund der Profitgier und den Schikanen seiner Besitzer, Buchmacher und Rennveranstalter krank, erschöpft oder leidet unter gespaltenen Hufen; trotzdem gibt es kein Pardon und keine Pause: Rennen um Rennen läuft das Wunderpferd, von denen es über dreißig von insgesamt 55 in seiner Karriere gewinnt. Und das scheinbar aus eigenem Willen, nachdem er als Fohlen eher "ein Reinfall" zu werden drohte und als "Missgeburt" bezeichnet wurde (so ein schönes Pferd, das kann doch nicht sein!).


Historische Aufnahme, ca. 1930

Sein qualvoller Tod in Kalifornien kurz nach einem Rennen gibt bis heute Rätsel auf, obwohl ich finde, dass es gar nicht verwunderlich ist, wenn ein Tier, das so geschunden wird, nicht lange leben kann. Lange dachte man, er wäre absichtlich vergiftet worden, doch spekuliert bzw. vermutet wird heute, nach einer DNA-Analyse der Mähne aus dem Jahr 2008, dass Tom Woodcock als neuernannter Trainer in den USA die Dosierung des von Harry Telford speziell gemischtem Futter falsch angesetzt hat. Telford glaubte nämlich, dass Arsen und Strychnin (!) als Bestandteil des Heus appetitanregend wirken.

Zwar ist Phar Lap bis heute vor allem in Australien bekannt, wo er sorgsam präpariert im Museum in Melbourne bewundert werden kann, doch ich hätte dem sanften Riesen ein ruhigeres und vor allem artgerechtes Leben gewünscht. Und viel Liebe, die er zumindest im Film nicht bekommen hat. Alles, was zählte, waren Leistung und das Geld, das damit gescheffelt wurde. Sein Ruhm, gemeinsam mit Errol Flynn und Vegemite als typisch australische Errungenschaft angesehen zu werden, war teuer erkauft. 

"Live fast, die young" trifft nicht nur auf zweibeinige Promis zu. Und wenn man es so sieht, wäre es besser für Bobby / Phar Lap (thailändisch für "schneller Blitz") gewesen, keine Legende zu werden.


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