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Freitag, 21. August 2020

Bilanz zum bisherigen Corona-Jahr 2020

Zeit, mal wieder ein bisschen philosophisch zu werden, und dieses Jahr bietet bisher eine Menge dazu. Denn es ist ein Jahr, das keiner von uns ähnlich erlebt hat, gelten doch Pandemien in der westlichen Hemisphäre als so gut wie ausgerottet. Das Corona-Virus hat uns eines Besseren belehrt. Als wir so feucht-fröhlich ins neue Jahrzehnt hineingefeiert haben, jeder voller Pläne und Hoffnung, hatte noch niemand an Einschränkungen des öffentlichen Lebens und "social distancing" gedacht, obwohl das Virus bereits im Umlauf war. Lange wurde die Gefahr ignoriert, und als sie schließlich Europa erreichte und publik wurde, war meine erste Reaktion "Das kann doch nicht sein!" und "Falls doch, ist da etwas Merkwürdiges im Labor passiert, das man uns verschweigen möchte, damit nicht die ganze Welt in Panik verfällt."

 

 

Wirklich ernst genommen habe ich persönlich die Situation erst Mitte März, als plötzlich Veranstaltungen selbst in unserer kleinen Stadt auf unabsehbare Zeit verschoben oder komplett abgesagt wurden und ich in meiner Bankfiliale auf den herzigen Spruch stieß "Wir begrüßen Sie mit Herz, nicht mit der Hand". Mittlerweile ist diese Filiale seit Monaten nur noch für "Laufkunden" zugänglich, die Geld ein- oder auszahlen. Und natürlich betritt man sie mit Maske und maximal zu dritt. Ich habe damals ein bisschen geschmunzelt, als eine Freundin mir erzählte, in Italien sei das der Normalfall auch in Läden. Kurze Zeit später kam er dann auch zu uns, der unabwendbare Lockdown. Ein letzter Einkauf in der Kurzwarenabteilung meines Vertrauens, und wir hatten sie - oder besser, sie hatte uns - die Ausnahmesituation Corona. Zum Glück sind meine Familie und ich bei guter Gesundheit, ernähren uns ausgewogen und haben den festen Glauben in Gott, dass alles gut wird. Ich glaube, hätte ich auf all die (Fake-)News und Nachrichten Wert gelegt, wäre ich wohl ausgeflippt.

Gelitten haben wir unter dem Lockdown nicht wirklich, auch wenn mir die lokalen Einzelhändler, Gastronomen und Kulturschaffende, die auf ein Publikum und Tantiemen angewiesen sind, leid getan haben bzw. leid tun (kann es als ehemalige Einzelhandelskauffrau gut nachempfinden) und ich es immer noch tragisch finde, dass z.B. Schausteller nicht arbeiten dürfen und Schulkinder dauerhaft Masken tragen müssen. Überhaupt, die Kinder... aber das Thema würde ausufern, daher möchte ich es hier nicht vertiefen. 

Unser Online-Shop, über den wir Rollläden und Zubehör verkaufen, ging überraschend gut weiter, sogar besser, da viele Menschen wohl endlich Zeit hatten, etwas zu Hause in Angriff zu nehmen, was lange liegengeblieben ist. Das sah man ja auch in den Baumarktketten, die erstaunlicherweise geöffnet blieben; anders als kleine Läden, die jetzt mehr denn je um ihre Existenz ringen. Allerdings wurde man dort auch erfinderisch und bot einen Lieferservice an, markierte Schaufenster für die Kunden, damit die Ware genau beschrieben werden konnte und offerierte Tagesmenüs auf Rädern, teilweise sogar angeliefert mit Oldtimern vom Museum.

Bekannte von mir bestellten über Facebook ihre Püppchen-Doppelgänger. Wohl auch, um mich in den schweren Zeiten finanziell zu unterstützen und mich häkelmäßig zu beschäftigen. Die Auslandspost, mit der ich normalerweise verschicke, war ja praktisch lahmgelegt. Selbst jetzt kommen Päckchen ausschließlich mit horrend hochpreisigem Premiumversand nach den USA, wo meine Stammkundschaft sitzt. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Sabina, Stefan und Klaus! Es war mir ein Vergnügen, euch bzw. euren Liebling im Miniformat zu kreieren.


Beffan für Hannah

 

Einfallsreich war man also, auch wenn es natürlich bis heute nicht an die üblichen Umsätze heranreicht. Trotzdem fand ich den Lockdown und die damit einhergehenden Regeln nicht so schlimm, bin ich ohnehin gern daheim und habe es mir dort gemütlich und kuschelig gemacht. Gerade in der kalten Jahreszeit war das keine Strafe. Auch wenn es abgedroschen klingt: es hatte auch etwas Gutes, mal runterzufahren und sich bewusst zu machen, in welchem Überfluss und Luxus wir leben, den wir als selbstverständlich und unser gutes Recht betrachten, genau wie die Freiheit, die derzeit kontrovers diskutiert wird. Aber im Großen und Ganzen finde ich, dass wir die Krise ganz gut meistern. Fast ein wenig Panik geschoben habe ich nur, als das Klopapier an der Börse hätte gehandelt werden können und so knapp war, dass ich mir wie ein Schatzsucher vorkam, als ich die letzte Packung auf der am Morgen gelieferten Palette abgreifen konnte. Der Run auf Klopapier - das "weiße Gold" - war in der Tat ein bisschen Weltuntergangsstimmung, wäre es nicht so hysterisch komisch gewesen und auch ärgerlich für die Zuspätgekommenen, zu denen ich lange gehört habe.

 

Kruzifix!

 

Als Corona anfing, den Alltag zu beherrschen mit Maskenpflicht, Verschwörungstheorien, Verharmlosungen und selbsternannten und beglaubigten Virologen, von denen jeder eine andere Meinung hat, habe ich gehofft, der Spuk sei spätestens im Sommer vorbei, wenn die Temperaturen steigen. Wie man sieht, habe ich mich ziemlich verrechnet. Denn jeder hat das Recht auf Urlaub und Fernreisen, vom dem der Deutsche freilich Gebrauch macht, Risiko hin oder her. Und so verbreitet sich das Virus munter weiter. Auch das ist etwas, das ich nicht verstehe. Die Sturheit, mit der auf Dinge beharrt wird, die in "normalen Zeiten" dazugehören. Vielleicht meint mancher, in diesem verrückten Jahr stehe ihm Urlaub und somit ein Stück Gewohnheit mehr zu denn je, aber mal ehrlich: sind überfüllte Strände und kulturelle Besuche unter einer Schwitzmaske, die man nur selten abnehmen darf, Erholung? Da bleibe ich lieber auf Balkonien und mache es mir zuhause schön. Hin und wieder gehen wir auswärts essen, denn das war schon früher eher die Ausnahme und daher immer ein Erlebnis. Was Kultur und Sehenswürdigkeiten angeht, haben wir das Familienwandern mit Picknick für uns entdeckt. Bei heißem Wetter suchen wir waldige Wege, und wir sind erstaunt, wie viele sehenswerte Plätze es in unserer Umgebung gibt und wie viel Spaß wir alle haben. Mittlerweile sind unsere Wandertage ein Highlight der Woche, auch wenn das Wetter in letzter Zeit etwas zu schwül war, um weite Touren zu unternehmen.


Mmmm... leckerlecker!

Ich bin optimistisch gestimmt, dass Corona bald der Vergangenheit angehört wie die Spanische Grippe vor hundert Jahren, die in Europa immerhin zwei Jahre lang grassiert hat. Allerdings habe ich auch von Pessimisten gehört, Covid-19 würde nun zum Alltag werden wie andere, harmlosere Virenerkrankungen. Dann hoffe ich, dass genug geforscht wird, um die Menschen vor schweren Verläufen der Krankheit zu schützen. In erster Linie kann jeder selbst etwas dafür tun. Nicht nur die verordneten Maßnahmen einhalten, sondern das Immunsystem stärken mit Obst und Gemüse und evtl. Nahrungsergänzung. Wer Näheres zum Selbstschutz erfahren und eigenverantwortlich handeln möchte, kann sich gerne hier mal umsehen und schlau machen. Es lohnt sich, etwas Neues zu wagen und ausgetretene Pfade zu verlassen. Und nicht vergessen: immer flexibel und vernünftig bleiben, vor allem in Zeiten wie diesen. Die Demokratie geht uns deshalb nicht verloren, dafür aber hoffentlich bald Corona.

 

2 Kommentare:

  1. Sehr gut geschrieben, liebe Christine!
    WerteVolle Grüße
    Günter

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    1. Vielen lieben Dank! Freue mich sehr, dass du den Weg auf mein Blog gefunden und einen Kommentar dagelassen hast. Wünsche dir ein schönes Wochenende und bleibt alle gesund. Viele Grüße nach Österreich!

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