Darin geht es um eine mysteriöse Familie auf einem abgelegenen Anwesen in Mittelengland um 1916. Drei Ärzte werden "notgedrungen" von dem aus Frankreich heimkehrenden Soldat Francis Fairlight als Gäste aufgenommen, als sie auf dem Weg zu einem Medizinerkongress nach London eine Reifenpanne haben.
Dieses Buch ist ein Beispiel für detailiertes Setting, da der "Star" des Romans der düstere, buchstäbliche Herrensitz ist. Ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr in Kleinigkeiten verloren - ein Schönheitsfehler, der mir hin und wieder unterläuft, wenn mir Szenen allzu bildhaft vor Augen stehen.^^
Feel-Good-Reader beware: "Fairlight" behandelt delikate Themen, die weder für Kinder noch für Sensibelchen geeignet sind.
Bildquelle: Pixabay
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Unschlüssig
sahen sich die Besucher in ihrem vorläufigen Quartier um, wie bestellt und
nicht abgeholt.
"Auf Traditionen scheint man hier nicht viel zu geben“, konstatierte Vaughan in charakteristisch weinerlichem Tonfall, nachdem er einen Blick auf seine Taschenuhr geworfen hatte. "Von einem Fünf-Uhr-Tee war noch gar nicht die Rede."
"Auf Traditionen scheint man hier nicht viel zu geben“, konstatierte Vaughan in charakteristisch weinerlichem Tonfall, nachdem er einen Blick auf seine Taschenuhr geworfen hatte. "Von einem Fünf-Uhr-Tee war noch gar nicht die Rede."
Thorpe
schlug vor, die Küche aufzusuchen, was von Raeburn und Vaughan verworfen wurde.
Das Haus war viel zu riesig, höchstwahrscheinlich würden sie sich verirren,
eine Peinsamkeit, die keiner von ihnen verwinden würde. Sie waren britische
Gentlemen und würden, wenn es sein musste, bis zum Ende der Welt in diesem
kalten, verlassenen Raum auf einen Fairlight warten. Ganz so lange mussten sie
sich nicht gedulden; Francis stob atemlos mit fliegenden Rockschößen herein und
lächelte verbindlich. In seinem dunkelbraunen, jetzt verstrubbelten Haar
steckten Späne und Stroh, wie Raeburn belustigt feststellte. Die ganze Zeit
schon hatte er sich gefragt, warum er bei der lästigen Prozedur des Striegelns
und Abreibens des schweißnassen Pferdes solch ein geruhsames Tempo vorgezogen hatte.
Er legte den Zeigefinger vor den Mund, um ein Schmunzeln zu verbergen.
"Entschuldigen
Sie, Gentlemen." Die eigentümlich kehlige Stimme klang zerknirscht.
"Mein Bruder ist ein netter Kerl, aber zuweilen ein wenig zerstreut. Er
meint es nicht persönlich. Mrs. Falkenberg erwartet Sie. Bitte kommen Sie mit
mir."
Trotz
seiner bestenfalls durchschnittlichen Körpergröße, oder gerade deswegen, war
sein Gang weitausgreifend und federnd. Die Doktoren hatten Mühe, ihm auf den
Fersen zu bleiben, da sie sich allein aus Interesse an dem alten Haus
gemächlicher vorwärtsbewegten. Das gesamte Mobiliar – ohnehin sparsam verteilt
– bestand in pedantischer Ordnung aus gediegenen Chippendalestücken, die in den
oft abgedunkelten Räumlichkeiten nicht unbedingt eine wohnliche Atmosphäre
vermittelten. Francis hüpfte die Stufen zur entlegenen Küche hinab, Thorpe
fühlte sich bemüßigt, seine Verletzung zu berücksichtigen.
"Um
eine Untersuchung kommen Sie nicht herum, Francis. Bis dahin befolgen Sie artig
ärztlichen Rat und schonen sich."
"Die
Sache mit Ihrem Kongress ist bedauerlich“, entgegnete der junge Mann, als hätte
er den leisen Vorwurf nicht vernommen. "Mein Vater hat den Wagen. Ich
könnte Ihnen die Kutsche anbieten, doch wenn Sie damit London erreicht haben,
tagt schon der nächste. Außerdem -" Er kicherte, als würde ihn die
folgende Tatsache eher amüsieren statt zu verärgern, "- ist sie wie das
Auto verschwunden, sowie unsere beiden zuverlässigsten Droschkengäule. Ich
werde Florey zur Rede stellen müssen, aus Langeweile hat er sie anscheinend
veräußert, der kleine Schuft."
"Was
ist mit der Bahn?" erkundigte sich Edward, diese Alternative lockte ihn
weit mehr als die vertrackten Vorgänge eines Automobils. Der Gedanke, einen
weiteren ihm nicht vertrauten Wagen zu Schrott zu fahren, schmeichelte ihm
nicht sonderlich.
"Ich
würde gerne einige Tage hier verweilen, sofern es Ihnen genehm ist, Mr.
Fairlight... Francis“, wagte Raeburn einzuwenden. An diesen staubtrockenen
Medizinerbeweihräucherungen konnte teilnehmen, wer wollte; ihn beschäftigte der
Junge, in dem er seine Herausforderung erkannte.
Gleichgültig
zuckte Fairlight die Achseln. "Mich wundert es, dass Sie sich schon vor
einer Kostprobe von Mrs. Falkenbergs Geschmortem dafür entscheiden. Sie ist
eine Fritz, aber ein fabelhafter Koch und eine geistreiche Unterhalterin."
In
der Küche, die noch großzügiger angelegt war als die übrigen Gemächer,
fuhrwerkte Mrs. Falkenberg zwischen Töpfen und Kesseln herum; sie war eine
korpulente Mittvierzigerin aus Bayern mit einem großen Herzen für 'ihre beiden
Kinder' Francis und Florey unter ihrem wogenden Busen. Tatsächlich ersetzte sie
dem Jüngeren die früh verlorene Mutter, zumindest bildete sie sich das gerne
ein, und bis zu einem gewissen Grad entsprach es sogar der Wahrheit. Vor Jahren
hatte sie Tränen über ein aufgeschrammtes Knie oder einen toten Vogel
getrocknet, geduldig zugehört, wenn Eugene mit einem scheinbar unlösbaren
Problem zu ihr flüchtete. Das einzige, was sie an dem Jungen störte, war sein
mangelnder Appetit. Als Francis die Küche betrat, schlug sie die Hände über dem
Kopf zusammen.
"Jesusmariaundjosef!"
rief sie fassungslos. "Der Herr Francis!"
"Ursula!"
Stürmisch umhalste der nun zerbrechlich wirkende Francis seine matronenhafte
Ziehmutter, die ihn mindestens genauso stürmisch abküsste. "Ich bin wieder
da. Haben Sie mich vermisst?"
"Mein
Gott, Bub! Was können Sie fragen! Der Florey hat mich informiert, dass Besuch
kommt, aber mit Ihnen habe ich ja gar nicht gerechnet! Wie sehen Sie denn
aus?"
"Ich
hätte mich in Schale geworfen, extra für Sie, Ursula. Wenn ich bloß einen Frack
im Schrank hätte."
Mrs.
Falkenberg, die nahe am Wasser gebaut hatte und sich in ihren freien Stunden
hinter billigen Groschenromanen vergrub, schluchzte.
"Sie
sind so romantisch, Herr Francis."
Raeburn
bemerkte aus den Augenwinkeln ein herbes Mädchen, das aus einem nebulösen
Hintereingang erschien und eilends ihre Diensthaube zurechtrückte, ihr großer
Mund, aus dem pfeifend der Atem entwich, verzerrte sich dabei vor Anstrengung.
Dann strich sie ihre Schürze glatt und trippelte auf Francis zu, um einen
höfischen Knicks vor ihm und seinen Begleitern anzudeuten. Von dem Idealbild
einer barocken Schönheit meilenweit entfernt, war ihr Gesicht blass und
knochig, ihre Figur knabenhaft; der Doktor assoziierte sie unverzüglich mit dem
hässlichen kleinen Entlein aus Andersens Märchen. Ihre störrische schwarzbraune
Mähne wollte sich nicht unter das Häubchen zwängen lassen, darüber ungehalten,
stieß sie ein tierisches Knurren aus. Francis grinste, er streckte die Hand, um
das magere Ding zärtlich-kameradschaftlich in die kaum vorhandene aschfahle
Wange zu kneifen.
"Sieh
an. Die kleine Nellie. Wo hast du dich wieder rumgetrieben, hm?"
Raeburn
konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Nellie nicht nur für die
Küchenarbeit und das Heizen des Kamins zuständig war. Wenn ihn nicht alles
täuschte, hatte er vorhin einen Strohhalm auf ihrem Rock entdeckt.
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