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Sonntag, 13. April 2014

Rezension "Die Fackeln der Freiheit" von Diana Gabaldon

Eigentlich wollte ich das Buch bereits nach einem Drittel abbrechen. Da ich jedoch weder Ehre noch Prinzipien habe, und auf der anderen Seite wieder doch (immerhin hatte ich die ersten beiden Teile der Lord John-Reihe gelesen, und das mit großem Vergnügen), habe ich mich nun doch durch den ganzen Wust aus Verschwörungen, süßlichen Kleinkindszenen, unfreiwilliger Komik und mysteriösen "..."-Sätzen und -Fragen geackert.




Die Handlung ist schnell erzählt und wenig interessant oder fesselnd: Lord John holt Jamie Fraser aus seinem "Gefängnis" Helwater, einem Gut in Schottland, aus dem er sich als Gefangener nicht entfernen darf. Er genießt dort gewisse Privilegien und ist in der Lage, seinen kleinen unausstehlichen unehelichen Sohn William zu sehen, der das Imperium einmal erben wird. Als Lord John Grey rätselhafte Papiere in die Hände fallen, deren Inhalt auf Gälisch verfasst ist, bittet er Jamie Fraser um Hilfe und um seine Begleitung nach Irland, um eine in der Luft liegende jakobitische Verschwörung aufzudecken. Wenngleich Jamie Fraser durch seine verschollene und in die Zukunft gereiste Frau Claire weiß, dass jede diesbezügliche Anstrengung zum Scheitern verurteilt ist, nimmt er die Aufgabe an. Auf den restlichen 300 von ca. 550 Seiten wird gekämpft, duelliert, dümmlich gereimt, gebetet, unpassend blumige Vergleiche gezogen und vor allem spekuliert mit diesen unsäglichen unvollendeten Sätzen, aus denen kein noch so aufmerksamer Leser schlau wird.

Meine Meinung: Man soll nicht behaupten, ich hätte es nicht versucht - aber ich verstehe nicht, warum man Diana Gabaldon mit diesem Buch über den grünen Klee lobt und es als "Spiegel-Bestseller" in die Literaturannalen eingegangen ist. Selten habe ich mich so gelangweilt, um nicht zu sagen geärgert über einen Roman. Schlechter Stil, ordinäre Wortwahl, zu wenig Gefühl und zu viele Wiederholung wie der galoppierende Reiter im Galopp haben mir die Vorfreude auf den heiß ersehnten dritten Teil gründlich verdorben. Hinzu kommt, dass man die ersten beiden Lord John-Romane ohne Hintergrundwissen zur Highland-Saga mit Jamie Fraser lesen kann - in diesem werden häufig Andeutungen aus letzterer gemacht, was mich als Nicht-Fraser / Randall-Fan völlig irritiert hat. Empfehlen kann ich "Die Fackeln der Freiheit" nicht, obwohl mir immerhin Lord John trotz seines lüsternen Froschgequakes ein wenig sympathischer wurde und auch Jamie Fraser mich gegen Ende nicht mehr so genervt hat wie zu Beginn - wohl, weil ich mich an seine Perfektion gewöhnt hatte und es mir irgendwie gefiel, wenn ein bisschen Gefühl wenigstens gedanklich gezeigt wurde, sobald Lord John seiner ansichtig wurde (der "prachtvolle Hirsch"-Vergleich war allerdings wie das Gequake recht abtörnend).

Irgendwann habe ich mich schließlich gefragt, ob die Übersetzung zumindest eine "Teilschuld" trägt an der miesen Qualität. Formulierungen und Sätze wie "Du hast aber eine großen Schniedel, Onkel John!", "der haarige Arsch" und "Der leise Hauch von Scheiße", der Jamie Fraser endgültig Gewissheit darüber verschafft, dass er seinen Sohn liebt, fand ich absolut überflüssig und fast schon vulgär und ekelhaft.

Fazit: Wahrscheinlich haben Fans von beiden Reihen ihre Freude an einem Wiedersehen zwischen Lord John Grey und Jamie Fraser, die ein Geheimnis im Stall von Helwater verbindet, hinter das ich nicht gekommen bin. Mich selbst hat Frau Gabaldon leider gar nicht überzeugt. Ich weiß nicht, ob ich einen vierten Teil durchstehe - falls es ihn gibt - obwohl ich den schneidigen John Grey immer noch recht gelungen finde. In jedem Fall war ich erleichtert, dass die letzten 30 Seiten aus Danksagungen, Recherchequellen und Informationen bestanden, die mich noch weniger interessierten als der Roman an sich.


Bewertung: 



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