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Montag, 7. April 2014

Alfred Hitchcock ~ Rebecca (1940)

Dieser Film nach dem Roman von Daphne du Maurier ist wohl mein Lieblings-Hitchcock, wobei ich mich nicht als Kenner des Regisseurs bezeichnen möchte und nicht alle seine Filme gesehen habe. Ich mag die Geschichte. Knifflig, romantisch, überraschend, anrührend und von einer bitteren Wahrheit ist sie, die der neuen Mrs. de Winter (entzückend in ihrer Rolle als täppisches Lämmchen: Joan Fontaine)  bis fast zum Schluss verborgen bleibt.

 


Es geschieht nicht oft, dass ich mit der weiblichen Hauptfigur empfinde; bei "Rebecca" ist das der Fall. Klar, Laurence Olivier (noch jung und erstaunlich attraktiv) kommt anfangs ziemlich chauvimäßig daher, indem er seiner Monte Carlo-Bekanntschaft verbietet, erwachsen zu werden und sie mit einer Nonchalance und Selbstverständlichkeit herumkommandiert, die der emanzipierten Frau von heute die Nackenhaare aufstellen. Und die Tatsache, dass sich das Lämmchen das alles gefallen lässt und sogar noch dankbar für seinen scheinbar oft rüden Ton ist, gibt Verfechterinnen der Gleichberechtigung sicher den Rest.

Trotzdem. Im Lauf des Films wird klar, warum der melancholische Witwer Maxim de Winter so handelt, und warum er sich nach der schillernden, allseits beliebten Rebecca ein unscheinbares Mäuschen angelt. Die jedoch fühlt sich den Anforderungen auf dem mondänen Anwesen Manderley nicht gewachsen, und vor allem nicht der Konfrontation mit der Hauswirtschafterin Mrs. Danvers (grandios und subtil dämonisch: Judith Anderson), die Maxim de Winters verstorbene Ehefrau Rebecca vergöttert hat und es selbst nach deren rätselhaftem Tod noch tut, indem sie der unsicheren Nachfolgerin das Leben auf Manderley zur Hölle macht.

Erst durch eine Nacht, in der ein gekentertes Segelboot gefunden wird (das ironischerweise Je reviens heißt, wie uns die Romanvorlage verrät), gewinnt das scheue Rehlein / die neue Mrs. de Winter Selbstvertrauen und beginnt Maxims Verhalten zu verstehen, das sie bis hierher als Trauer um den Verlust seiner schönen, begehrenswerten ersten Frau gedeutet hat. Er erzählt ihr von Rebecca, wie sie ihn mit ihrer Schönheit geblendet und dann erpresst hat, als er sich scheiden lassen wollte. Zu spät hat er bemerkt, dass Rebecca nicht lieben kann und ihre Ehe zum Scheitern verurteilt war. In seiner neuen Bekanntschaft (Joan Fontaine bleibt namenlos und wird nur als Mrs. de Winter erwähnt) findet er Qualitäten, die Rebecca völlig abhanden gingen: Mitgefühl, Liebe, eine erfrischende Naivität und Ehrlichkeit. Zu dumm, dass er damit nicht früher vor ihr herausrückt, denn die arme Joan kämpft lange gegen die zwar verblichene, aber immer noch allgegenwärtige Rebecca an und fühlt sich in ihrem Schatten minderwertig und langweilig. Darin unterstützt sie die perfide Haushälterin mit allen Mitteln - bis diese sich selbst in ihrem Wahn, Rebeccas Position an der Seite von Maxim zu verteidigen, eine Grube gräbt.

 

Tama66 /Pixabay

 

Ein psychologisch ausgefeilter und atmosphärisch düsterer Klassiker, den man immer gerne anschaut und der von seiner Aktualität auch nach fast 75 Jahren (Oh Schreck - so alt schon!) nichts eingebüßt hat. Vielleicht wirkt er auf viele Rebeccas altbacken, aber für Zuschauer, die den Wert eines guten Herzens kennen und wissen, dass innere Werte mehr zählen als der bloße Schein, erzählt der Film eine berührende und komplexe Geschichte, die durchaus realistisch in Szene gesetzt wurde. Ach und ganz nebenbei: hübscher und graziler als Joan Fontaine konnte Rebecca auch nicht sein.

Und einen Trend gesetzt hat die kleine Schwester von Olivia de Havilland ebenfalls: die saloppe Strickjacke, die sie häufig im Film trägt, darf in keiner Garderobe einer modebewussten Frau fehlen und ist bis heute noch in vielen Ländern als "Rebecca"-Style bekannt.
 

Mein Lieblingsdarsteller war neben "Shere Khan" George Sanders übrigens Jasper der Cockerspaniel.


Bewertung: volle Punktzahl!

         





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