Meine Tante liest viel. Noch viel mehr, seit ihr langjähriger Partner, mein Onkel, recht überraschend im Frühling starb. Abends liest sie im Bett, bis ihr die Augen zufallen, sagt sie. Und sie liebt Katzen. Leider hatten sie und mein Onkel keine mehr, nachdem sie älter wurden, und nun kommt keine Katze mehr ins Haus. Dafür liest sie dann gern Tiergeschichten. Ich habe ihr einige Bücher von mir ausgesucht, von denen ich annahm, sie könnten ihr gefallen. Eins dieser Bücher habe ich jetzt selbst gelesen, nämlich "Katze fürs Leben" von Stefanie Zweig.

Inhalt: Die Siamkatze Cleo verirrt sich auf der Flucht vor ihren Besitzern in das gemütliche und katzenkompatible Haus der Therapeutin Julia, die sie sich als neues Personal aussucht. Bald ist auch der Therapeutin mit menschlichen Fehlern klar, dass sie mit "Sissi" eine perfekte Symbiose eingegangen ist: Sissi entpuppt sich als weise, manchmal knallharte Kollegin, die die mitunter hilflose Julia nach besten Kräften unterstützt und ihr auch mal zeigt, wie man die Krallen ausfährt. Nicht nur die Patienten profitieren von der neuen Psychologin - auch Julia verändert sich...
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Meinung: Anfangs hatte ich fast einen Widerwillen gegen die etwas eingebildete und merkwürdig erzählende Siamkatze, die ihren ursprünglichen, lieblosen Dosenöffnern ausbüxt und eine Therapeutin findet, die zwar ahnungslos im Umgang mit Samtpfoten ist, aber ihr mithilfe eines katzenkundigen Patienten immerhin den Namen "Sissi" verpasst. Puh, dachte ich. Wie kitschig. Und wie kitschig manche Sätze, bemüht und irgendwie komisch. Besonders grinsen musste ich bei diesem Satz: "Schlimm war nur, dass bei uns fortan die Fleischeslust nur noch für besondere Tage galt". Der war unmissverständlich missverständlich... es geht darin um die Ernährung, nicht um das, was man gemeinhin unter Fleischeslust versteht. Ansonsten habe ich mich jedoch an ihre blumigen Wortschöpfungen und Formulierungen bald gewöhnt und fand sie mit der Zeit sogar irgendwie goldig. Dass Sissi ein eigenwilliges Wesen ist, merkt man bereits ihrer Sprache an. Und das ist ein ziemlich origineller Kniff.
Gemessen daran, dass Stefanie Zweig eine Bestsellerautorin ist, die vor allem über ihre Kinderheimat Afrika und über die historische Rothschildallee geschrieben hat, in der sie danach wohnte, ist "Katze fürs Leben" sicher nur eine kleine "Schnurre" gewesen (Mann, jetzt muss ich mich selbst beglückwünschen für das originelle Wort!), aber sie hat mich doch erreicht, selbst wenn es ein bisschen gedauert hat und ich mit Sissi erst spät, mit Julia gar nicht warm geworden bin. Die Geschichte ist unterhaltsam und kurzweilig; genau das Richtige, wenn man den Kopf abschalten will. Und da ich noch mehr Tierbücher habe, hat sie in mir die Lust geweckt, dort auch mal wieder reinzulesen.
Bewertung: 😺😺😺😺