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Samstag, 26. April 2025

Immer noch traurig...

Manchmal denke ich, ich bin nicht normal. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht den Tränen nah bin, weil mir etwas mit Mama einfällt. Eine gute Erinnerung, die Wanderungen, ihre liebevolle Art, ihr Humor und ihr verschmitztes Lachen.
 
 
Wir imitieren Orgelpfeifen


 Alles, was mit ihr zu tun hat, macht mich traurig. Und dabei weiß ich, dass ihr das so gar nicht gefällt. Anfangs, ja, da trauert man. Aber dass es so lange anhält und womöglich nie vergeht, macht mir zu schaffen. Ich habe heute im Radio eine Frau gehört, die nach langer Ehe vor acht Monaten ihren Mann verloren hat. Sie erzählte es der Psychologin am anderen Ende der Leitung und brach plötzlich in Tränen aus - und ich mit ihr. Das war mir irgendwie peinlich, aber ich konnte sie so gut verstehen. Vorher war sie eine lebensbejahende, fröhliche Frau gewesen, sagte sie, und nun sei alles weg. Ich weiß nicht mehr, was die Psychologin geraten hat außer die Trauer zuzulassen und mit Bekannten zu reden, die sich anbieten. Wahrscheinlich meinte sie, dass der Schmerz irgendwann nachlässt, denn es sei ja erst vor kurzem geschehen im Vergleich zu der Dauer ihrer Ehe. Ich wünsche mir auch, dass er nachlässt, der Schmerz, ohne dass Mama zur Erinnerung verblasst (das kann eh nie passieren).

Hin und wieder überlege ich, Trauerportalen beizutreten oder einer entsprechenden Gruppe auf Facebook. Aber dort wird das Trauern nahezu zelebriert, und ich fürchte, dass mir das nicht hilft. Es ist sicher richtig, dass das Leben ohne den geliebten Menschen sich massiv verändert, und das nicht zum Guten. Dennoch hoffe ich, dass wir noch eine relativ gute irdische Zeit haben werden. Vielleicht bricht die Traurigkeit bei manchen Gelegenheiten wieder durch, aber das wäre besser, als ständig den Schmerz des Abschieds mit sich herumzutragen und beim nächstbesten Anlass loszuweinen. 

 

Mama auf Kur mit Kurschatten, 1970er

 

Ich denke auch, dass es schwierig ist, Trauer zu verstehen, wenn man kein besonders gutes Verhältnis zu den Eltern hat, was bei vielen meiner Bekannten der Fall ist. Manche haben / hatten sogar lange keinen Kontakt mehr zu Mutter und Vater. Daher mag ich auch gar nicht mehr darüber reden. Die Antwort auf meine Trauer ist fast immer die gleiche. "Ihr wart halt als Familie so eng beisammen." Das trifft auf die Jahre 2020 - 23 zu, und ich bin froh, dass es so war. Unsere Wanderungen sind so wertvoll gewesen, weil wir uns während der Corona-Zeit etwas geschaffen hatten, das uns im Elend der weltpolitischen und inneren Spaltung zusammengeschweißt hat. 

Mir fällt oft ein, wie abwechslungsreich Mamas Leben hier war. Wie viel sie gemacht, um wie viel sie sich gekümmert hat. Stillstand gab es bei ihr nie. Manchmal hätte sie sich vielleicht mehr Freizeit gewünscht, mehr Zeit mit ihrem Schatz und fürs Reisen, aber sie hat alles in Liebe getan. Wenn es ihr nicht leichtfiel, hat sie sich ermahnt, und ich weiß, ihre Hingabe und Liebe zu den Dingen, die sie anpackte, war immer authentisch. Nur mit dem Computer - da tat sie sich wirklich schwer. Aber es spricht für sie und ihre Neugier, dass sie es versucht hat. 

 

Mamas türkisfarbener Pullover


Da sie auch gern gehäkelt, gestrickt und genäht hat, wollte ich das auch wieder aufnehmen, habe es aber noch nicht geschafft. Der Gedanke, ich käme nicht weiter mit einem Schnittmuster und müsste im Internet nachschauen statt Mama zu fragen, die mir alles geduldig erklärt und gezeigt hat, ist immer noch schmerzlich. Der Pullover, den ich auf dem Foto trage, ist ihrer. Ich habe ihn aufgehoben als eine der wenigen Sachen, die noch im Haus sind von ihr. Es klingt vielleicht hart oder wehleidig, aber wir wollten alle nicht von persönlichen Habseligkeiten abhängig sein. Es gibt eine von Nicole zusammengestellte Familiengalerie im Eingangsbereich (überwiegend Fotos vom Wandern), und auch handschriftliche Aufzeichnungen (ihre schöne Schrift, die ich stets bewundert habe, bringt mich zum Weinen), Klamotten und Schuhe - ein paar wenige, die man nicht weitergeben kann. Mama nimmt uns das nicht übel, das weiß ich. Ich habe sie mehr im Herzen und weiß sie bei Gott als dass ich mich an etwas klammere, das ihr gehört hat hier auf Erden. Eine Freundin, der wir eine Patchworktischdecke von Mama geschenkt haben, sagt immer, wenn wir dort sind: "Und guckt, die Elvi ist auch wieder dabei." Obwohl auch sie weiß, wo Mama in Wirklichkeit ist, tröstet mich dieser flapsige Spruch jedes Mal. 

 


Es ist merkwürdig, dass jeder Mensch etwas hinterlassen will, wenn er geht. Auch Mama hat das gesagt, irgendwann mal, als es ihr nicht mehr so gut ging, selbst da sie es sicher besser wusste. Aber immerhin hat sie so viel bewegt hier, vieles ausprobiert und auch vielen Leuten in Gesundheitsangelegenheiten geholfen. Und das Allerwichtigste ist glaube ich, dass man seine Persönlichkeit entwickelt und sich und andere auf die Ewigkeit vorbereitet, ohne das Leben hier zu vernachlässigen. In der Ewigkeit geht der Spaß dann erst richtig los. Und das ist meine volle Überzeugung. Ohne Scheiß. Wenn ich bis dahin traurig sein muss, dann sei es so. Aber es wäre strenggenommen ein Rückschritt. 

Auf dem Autorenportal "Pagewizz" habe ich nach Joschis Heimgang vor dreizehn Jahren einen Artikel über Trauerbewältigung geschrieben - und muss heute erkennen, dass es doch ein Unterschied ist, wenn Mensch oder Tier unwiderbringlich nicht mehr da sind. Allerdings habe ich um Joschi viele Jahre getrauert, wenn auch nicht so schmerzerfüllt und ständig wie um Mama. 





 

 

Dienstag, 22. April 2025

Weitere Gedichte aus meiner Feder

Das erste Gedicht ist für Toby, der sich als vehementer Freiheitskämpfer entpuppt. Anders als sein Bruder Mikkel will er ständig Neues erleben, die Umgebung erkunden und am liebsten den ganzen Tag bei jedem Wetter draußen sein. Es tut uns sehr leid, dass wir ihm diesen Wunsch nicht erfüllen können, da wir in einer extrem verkehrsreichen Gegend wohnen und beide Bürschchen keine Freigänger-Erfahrung haben. Aber auch im anderen Fall wäre es für uns nicht mehr so selbstverständlich wie früher, unseren Katzen Freigang zu gewähren. Wenn ich daran denke, wie unbekümmert wir Knitz und Joschi selbst in der Innenstadt laufen ließen, muss ich mich heute wundern. Und uns bewundern. Aber es war einfach eine andere Zeit: langsamer, nicht so verrückt, und es gab mehr Scheunen, in denen sie auf Mäusejagd gingen und somit weitgehend der Straße fernblieben (soweit ich das beurteilen kann).

Toby
 
Mein Toby, das ist ein ganz Schlauer
Ständig liegt er auf der Lauer
Nach einem Weg, der in die Freiheit geht
Wenn ihm der Wind ums Näschen weht
 
Doch ist er erst einmal ganz draußen
Bekommt er großes Muffensausen
Die Freiheit ist dann viel zu mächtig
Da fühlt sich Toby mittelprächtig
 
 
Freiheit oder nicht, das ist keine Frage!

 
 Er sucht das Tor, das ihm vertraut
Wo Bruder Mikkel ihm laut nachmiaut:
Der Toby macht auf dicke Hose
Dabei öffnet man doch nur zuhaus die Dose!
 
So spricht Mikkel, der es besser weiß
Die Sicherheit hat ihren Preis
Toby will das nicht recht glauben
Die Freiheit, die muss doch was taugen
 
 
Hier ist's doch auch Gutsein!
 
 
 Ach Goldmann, das kann ich gut verstehen
Doch vielleicht kannst du's irgendwann auch sehen:
Die Freiheit die macht oft anstrebt
Zuweilen auch daneben geht.
 
 
Das nächste Gedicht handelt von schlaflosen Nächten, auf vorwiegend heitere Weise. Ich habe oft Gedanken, die mich nicht schlafen lassen, und von denen ich weiß, dass sie nichts bringen außer weitere Schlaflosigkeit. Trotzdem kann man sie nicht abstellen; das kennt sicher jeder.
 
 
Gute Nacht!

Gute Nacht sagt man so leicht
Doch häufig dann der Schlaf nicht reicht
Man wälzt sich hin, man wälzt sich her
 
Es fällt aus dem Bett der Teddybär
Die Decke ist auch viel zu warm
Oder man umklammert deinen Arm
Der wird lahm
 
Taub leider auch
Das ist bei Umklammerungen Brauch
Im Halbschlaf man dann pinkeln geht
Und sich das ganze Zimmer dreht
 
 

 
 
Schnell wieder in die Heia, Schäfchen zählen
Sich mit fiesen Gedanken quälen
Bis die Schäfchen hilflos straucheln
Und die Gehirnzellen raucheln
 
Die Lösung ist die Flasche Bier
So hofft man, doch die wurde getrunken um Vier (am Nachmittag, natürlich)
Irgendwann, so kurz nach Ach
Ist man plötzlich wieder wach
Und die Uhr zeigt schon halb sieben
Wo ist die gute Nacht geblieben?



Dienstag, 15. April 2025

Witzgedichte

Ein schlummerndes Talent habe ich vor kurzem in mir entdeckt. Ich kann dichten! Manchmal etwas holprig, aber ich finde das nicht schlimm, macht der Stil doch deutlich, dass ich frei von KI meine geistigen Ergüsse niedertippe. Und das erstaunlicherweise innerhalb weniger Minuten am Smartphone. Ich teile sie dann in meinem FB-Account, finde aber, dass ein paar es durchaus wert sind, auch im Blog Beachtung zu finden. Einige meiner Gedichte erzielen immerhin weit über hundert Likes. Das beliebteste bisher ist 

 

Die Reise ins Ich 

Wenn ich nun die Augen schließe
Und mich sanft verführen ließe
Von meinen Gedanken
Ohne Schranken
Wo würde ich landen?

 



 

In meinem Kopf, Herz oder Bauch
Vielleicht in manchen Abgründen auch
Die mir bisher fremd gewesen
Weil man sie nur hielt für Thesen
Oder wollte sie nicht lösen

Es gibt sie versteckt in mir
Und ganz sicher auch in dir
Doch ist da jemand, dem sie nicht verborgen
Der uns kennt und unseren Morgen
Wozu also sich sorgen?

Was mich bringt zu dem Schluss
Ohne Bedauern, Enttäuschung und Verdruss
Die Reise ins Ich
Ist philosophisch interessant
Aber für mich nicht relevant

 

Was mich beim Dichten selbst überrascht, ist der oft unbeabsichtigt tiefere Sinn. Aber meine Favoriten sind die echt albernen, z. B. das über meinen Teddybär, der sich in einen Präriehund verwandelt. Auch dieses Gedicht könnte beim Lesen zwischen den Zeilen einen ernsten Hintergrund enthalten. Wie passt man sich an fremde Sitten und Kulturen an? Meinem Teddy ist das im Gedicht besser gelungen als mir. 

Hier kommt es: 

 

In der Prärie

War ich noch nie
Drum hab ich meinen Bär genommen
Um nicht zu reisen so beklommen
Ganz allein so weit
Ging über meine Möglichkeit

Die Lage wurd' alsbald prekär
Er hielt sich für 'nen Präriebär
Nun habe ich ihn schon recht lang
Mir wurde um ihn etwas bang
Wie willst du denn hier überleben
Bei der Hitze, und das Land so eben!

Da hinten seh ich Berge
Es leben dort nach Tolkien Zwerge
Die haben Schätze ohne Ende
Was kümmert mich das flach' Gelände?
Gastfreundlich sind sie zwar nicht
Doch ich mach' ein Knuddelbärgesicht 

 



 

Du kommst jetzt mit, sag' ich sehr streng
Da macht es auf einmal Peng!
Der Bär, einst nett und rund
Verwandelt sich zum Präriehund
Ich heule jetzt mit den Kojoten
Sprach er und schüttelt in einer Drohgebärd' die Pfoten

Geschwind eilt er über die Weite
Bevor ich weiter mit ihm streite
Jetzt wart' ich einsam und verlassen
Am Lagerfeuer, um die Meute abzupassen
Zu deren Anführer man ihn erkoren
So hab ich meinen Bär verloren

Mit Marshmellows will ich ihn fangen
Die locken auch herbei die Schlangen
Hilfe, ruf' ich wie von Sinnen
Da kommen mein Bär und die Meute von hinnen
Was folgt, ist das Präriegesetze
Das man besser nicht verletze

Nach dieser unschönen Geschicht'
Erkennt mein Bär die notwendige Pflicht
Seinen Menschen zu bewahren
Vor weiteren Wildwest-Gefahren
Lass uns heimkehr'n, sagt er dominant
Die Prärie ist nicht dein Land



Weitere Gedichte werde ich hier nach und nach einstellen. Irgendwann starte ich dann eine Karriere als Poetin.