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Mittwoch, 11. Januar 2023

Serie "Heidi" mit René Deltgen und Katia Polletin (1978)



Die Rede ist hier nicht von der bekannten Anime-Serie aus den frühen 1970er Jahren, sondern der Realverfilmung des Klassikers von Johanna Spyri, auch in Serienform mit 24 Folgen. Sie entstand vier Jahre später als die Zeichentrickserie, ist (leider) nicht so populär im Sinne von bekannt wie diese und wird von uns als Familie gerade begeistert gesuchtet und gefeiert. Erstaunlicherweise kann es jeder von uns kaum abwarten, bis es Abend wird und wir uns zu einem weiteren Hei(di)-light vor dem Fernseher treffen.

 

Das erste Kennenlernen.

Die Handlung und Geschichte des Schweizer Alpenmädels Heidi ist wenig komplex und doch ungeheuer lehrreich. Als achtjährige Waise kommt sie auf die Alm zu ihrem Großvater, den man im Dörfli unten nur als "Alp-Öhi" kennt und fürchtet. Er soll jemanden umgebracht und auch sonst empörend viel auf dem Kerbholz haben. Außerdem meidet er die Bewohner des Dörflis und lebt das Dasein eines Eremiten. Nur der Geißen-Peter kommt hin und wieder, um Bärli und Schwänli, die Ziegen des Öhis, zu hüten. Entsprechend abwertend redet man über den Öhi  und will ihm das Kind wegnehmen oder zumindest dafür sorgen, dass es zur Schule geht und unten im Dorf wohnt. 

Wider Erwarten verstehen er und Heidi sich nach anfänglichen Angewöhnungsschwierigkeiten besser, als beide gedacht hätten. Heidi kann sich keinen Ort vorstellen, am dem sie glücklicher wäre als in den Bergen beim Großvater, und der Öhi entdeckt seine Freude daran, Heidi das Leben zu erklären und ein richtiges Naturmädl aus ihr zu machen. 

Bald jedoch endet die Idylle: Tante Dete holt Heidi als "Gespielin" für die kranke Klara Sesemann nach Frankfurt. Dort ist es vorbei mit frischer Luft, der Ungezwungenheit und Freiheit, musste Heidi beim Öhi doch nicht einmal das ABC lernen. Jetzt wird ihr Etikette eingetrichtert von Klaras Gouvernante Fräulein Rottenmeier, die im Bestreben, ihrem Dienstherrn (in den sie verliebt ist) zu gefallen, häufig besonders streng mit der armen Heidi umgeht. Außerdem glaubt sie, dass Heidi unzurechnungsfähig und zurückgeblieben ist. Nur der Diener Sebastian hat Mitleid und erweist Mamsell Adelheid mehrere Gefallen oder wird zu ihrem heimlichen Verbündeten.


Als vornehmes Mamsellchen in Frankfurt.

Obwohl sie und Klara beste Freundinnen werden, vermisst Heidi ihre Berge und den Großvater so sehr, dass sie krank wird und zurückgeschickt werden muss. Aber sie freut sich sehr auf den angekündigten Besuch von Klara in die Schweiz zu ihr und dem Öhi - sehr zum Missfallen des eifersüchtigen Geißen-Peters, der sich zu einer folgenschweren Handlung hinreißen lässt, als der Besuch aus Deutschland endlich eintrifft...



 

Meinung: Wie gesagt, wir sind begeistert! Und das durch die Bank weg jeder, was wirklich etwas heißen will. Die Schauspieler sind authentisch und so treffend ausgewählt, dass man kaum glauben mag, dass sie nur in die ihnen zugedachten Rollen geschlüpft sind, angefangen von René Deltgen als Alp-Öhi über Brigitte Horney als Großmutter Sesemann und sämtliche "Nebencharaktere" wie der Geißen-Peter, seine Familie und die Dorfbewohner oder aber die Dienerschaft in Frankfurt. Die entzückende, erfrischende und natürlich spielende Titelheldin alias Katia Polletin wechselte danach das Fach und wurde Architektin. Ihre Heidi ist die bei weitem beste, die ich gesehen habe und der empathischen Vorlage am nächsten, ebenso wie die Handlung, die sich auch vor unbequemen Themen und essentiellen Fragen nicht scheut. Dazu gehört auch die tiefe Gläubigkeit von der freigeistigen und progressiven Oma Sesemann, die Heidi über ihr Heimweh hinweghilft und ihr sogar das Lesenlernen erleichtert. Nicht zuletzt beschließt Gott, Heidi wieder nach Hause zu schicken, aber erst, nachdem sie im Hause Sesemann Gutes bewirkt hat. Jedenfalls versteht es Heidi so, und tatsächlich hat sie recht damit.

Das Tempo ist schweizerisch beschaulich, mit wenig Aufregern und Dramen, wobei es auch davon einige gibt. Besonders schön ist freilich neben dem feinen Cast die imposante Landschaft mit den Bergen und die Sorgfalt, mit der die Kulisse ausgesucht wurden (es wurde im Engadin und naheliegenden historischen Altstädten rund um Frankfurt gedreht).

 

Katharina Böhm als die zarte Klara.

Fazit: Einfach bezaubernd, liebevoll gemacht und zeitlos trotz der im TV oft angestaubten 1970er Jahre, ist "Heidi" eine tolle und ungewöhnlich tiefsinnige Unterhaltung für Groß und Klein, die noch nach dem Anschauen zu gegenseitigem Diskutieren einlädt. 

Wenn eine der unzähligen "Heidi"-Verfilmungen, dann diese! Und das am liebsten mehrmals hintereinander.

 

Bewertung:  💫💫💫💫💫



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