Merkwürdigerweise ging es mir fast genauso mit "Mary Shelley's Frankenstein", der gestern im Fernsehen lief. Aus demselben Jahr wie der Beethoven-Film, ließ er sich für mich auf dieselbe Formel reduzieren: Sämtliche Schauspieler nerven mit einem Over-Acting, das irgendwie deplatziert und melodramatisch wirkt - selbst in Szenen, in denen keine Melodramatik nötig oder weniger mehr gewesen wäre. Dass der Hauptdarsteller Kenneth Branagh einen Hang zur Selbstdarstellung hat und sich gerne in Szene setzt, ist ja kein Geheimnis und auch ok, wenn man sich daran gewöhnt hat.
Doch pathetisch-symbolische Hilfsmittel wie die blutrote, kilometerlange Schleppe der geliebten Adoptivschwester, minutenlanges Greinen im Close-Up und Robert de Niros gummiartige Frankenstein-Kreatur gingen mir nach spätestens einer halben Stunde auf den Senkel. Na gut, widerwillig amüsiert habe ich mich auch. Und mich gefreut, dass ich einige Schauspieler sah, die nur in den 1990ern gefragt waren und danach wieder in der Versenkung verschwanden wie beispielsweise der unheimlich blauäugige Aidan Quinn, den ich in weiteren Filmen sehr mag und der in Frankenstein einen kleinen Auftritt als Polarforscher hatte.
Auch hier gefielen mir die sorgfältige Kostümierung und das Setting, aber das mitunter videoclipartige Flair und Sir Kenneths demonstrativ zur Schau gestellter Waschbrettbauch waren mir einfach too much und haben die positiven Aspekte unangenehmerweise aufgewogen.
Ich frage mich, ob sich das Zuschauerverhalten bzw. meine Wahrnehmung geändert hat oder man allgemein in neueren Filmen subtiler agiert. Denn ehrlich: hochkarätige Mimen, als die zumindest Gary Oldman und Robert de Niro ja ehrfürchtig bezeichnet werden, stelle ich mir souveräner und weniger theatralisch vor. So ganz hinter einer Maske zu verschwinden und den Berserker oder das Enfant terrible zu geben, ist in meinen Augen keine allzu große Kunst.
Aber vermutlich bin das nur ich. Zu Gary Oldmans Ehre muss ich hinzufügen, dass ich ein Fan von ihm war / bin und ihn in anderen Rollen in weitaus besserer Erinnerung habe - vielleicht aber auch deshalb, weil die Figuren, die er dort spielt, keine teutonischen Wurzeln haben. Jedenfalls wandert "Immortal Beloved" demnächst auf meine Liste der ausgedienten Filme.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen