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Dienstag, 9. Juni 2015

Warum *stinkt* Eigenwerbung eigentlich?

In letzter Zeit fiel es mir auf, und darin sind wir uns bestimmt alle einig: Aufdringliche und ständige Werbung nervt. Besonders, wenn sie unerwartet irgendwo am Rand des Bildschirms aufpoppt und nur unter Mühen wieder zu beseitigen ist (oder gar nicht). Merkwürdigerweise sind die aggressivsten Werberiesen ohnehin gut laufende Ketten und Filialen. Trotzdem wird beworben bis zum Erbrechen, und mit den blödesten Sprüchen und absurdesten Versprechungen Kunden angelockt.

 

Pixabay / Bru-nO
 
Es gibt aber auch die Art Werbung, die klein unter Bekannten und Freunden anfängt und hofft, zarte und später bunte Blüten zu treiben. Gemeint ist die Werbung der Selfmademen bzw. Selfpublisher, über die recht viele Leser insgeheim die Nase rümpfen, ohne je einen Blick in ihre Werke geworfen zu haben.

Eine tolle Werbemöglichkeit bietet für mich Facebook, was auch der Grund ist, weshalb ich es nicht gänzlich boykottiere (ok, ich pflege auch Kontakte mit netten Leuten, lerne neue Freunde kennen und unterhalte mich hin und wieder auch gern über "Belangloses"). Nicht nur meine Bücher, auch mein Geschäft und meine Tätigkeit bewerbe ich dort. Nicht pausenlos, aber regelmäßig. Weniger aus Spaß an der Freud', sondern weil ich davon leben muss. Es ist ein wenig mühsam, doch auf einer Plattform, auf der sich Millionen tummeln, war das nicht auszuschließen. Trotzdem finde ich es praktisch und unterhaltsam, auf so unkomplizierte Art recht viele Menschen zu erreichen.

Und da bin ich beim Punkt: einige können damit absolut nicht umgehen und reagieren extrem empfindlich. Entweder man wird entfreundet oder gerüffelt, weil man es wagt, ihnen mit Eigenwerbung auf die Nerven zu gehen. Wird man höflich ignoriert, hat man noch Glück gehabt. Obwohl ich selbst viel zu viele Aufforderungen zum "Gefällt mir" erhalte, versuche ich, entspannt damit umzugehen, solange sich diesselben Absender nicht häufen. Ich bilde mir sogar ein, dass wir trotz meinen gelegentlichen Absagen gute Freunde bleiben, soweit das virtuell möglich ist. Denn eines ist von meiner Seite aus sicher: ich will nicht auf Biegen und Brechen die Leute dazu bringen, meine Romane zu lesen, daher denke ich, dass Freunde und Kollegen das ähnlich sehen.

Schließlich steht es jedem frei, Werbeangebote abzulehnen; keiner wird gezwungen, etwas zu kaufen, für das er kein Interesse aufbringt. Doch bevor man das weiß und darüber wettert, könnte man zumindest einen kurzen Blick darauf werfen: es tut garantiert nicht weh. Und vielleicht ist das Angebot gerade das, wonach man schon lange sucht, sei das neuer Lesestoff, eigenwillige Kunst, individuelle Dienstleistungen oder einen biologisch abbaubaren Schimmelpilzvernichter. Viele Kaufentscheidungen werden ja erst in allerletzter Sekunde getroffen.

Ja, ich stehe dazu: Ich möchte etwas verkaufen, wie die meisten Menschen, die etwas zu bieten haben. Dass ich Indieautor bin, macht keinen Unterschied. Natürlich wäre es schön, wenn andere für mich werben würden oder ich mir große Kampagnen leisten könnte wie die großen Verlage für Verlagsautoren. Dann wäre Werbung anscheinend nicht halb so anrüchig. Aber muss ich deswegen mein Licht unter den Scheffel stellen? Bin ich nur sympathisch und "vertrauenswürdig", wenn ich mich mäuschenklein in eine Ecke drücke?

Auf das, was ich geschrieben habe, bin ich stolz. Es hat mir Freude bereitet, es zu erschaffen, und ich teile meine Freude gerne. Schade, wenn man dafür abgewatscht wird, weil man nach Wegen sucht, die Arbeit seiner Hände bekannt zu machen und zu hoffen, dass andere im besten Fall davon profitieren und selbst ein paar vergnügliche Stunden mit der eigenen Idee verbringen. Oder sich gern darüber unterhalten bzw. Fragen dazu haben.

Jedes Produkt, das hergestellt wurde, hat das Recht darauf, beworben zu werden, gleich ob von großen Firmen oder dem kleinen Mann von nebenan. Und wenn niemandem dabei geschadet wird oder Rufmord betrieben ("Meins ist viel besser als..."), sehe ich nichts Verwerfliches an Eigenwerbung.

Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei allen bedanken, die meine Arbeit und mich mit Däumchen, Rezensionen, lieben Kommentaren, dem Teilen meiner Beiträge und Werbemöglichkeiten unterstützen!



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