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Montag, 1. Juli 2013

Beruflicher Neustart und ein paar philosophische Gedanken dazu

Leichtgefallen ist uns der Entschluss allen nicht: nach einigen beschwerlichen Jahren als kleines Einzelhandelsgeschäft, das sich nach einer Sortimentsänderung auf Unikate und Geschenkideen spezialisiert hat, werden wir nun den herkömmlichen Verkauf nach fast vierzig Jahren Kaufmannserfahrung mit einer Sommeraktion ausklingen lassen.




Irgendwie ist das schon ein komisches Gefühl, auch wenn ich ahne, dass der Fachhandel, so wie er über Jahrhunderte bestand, wohl aus der Mode kommt. Ich bin in diesem Laden praktisch großgeworden, habe mich eingebracht und ihn stolz übernommen, nachdem ich meine Lehre als Einzelhandelskauffrau abgeschlossen hatte. Und ich hatte viel Spaß, solange er brummte und ich den Kunden mein Wissen über diverse Basteltechniken bei Beratungen oder Kursen weitergeben konnte - auch wenn ich nicht die geborene Verkäuferin bin.

Er hat viele Metamorphosen durchlaufen, der Laden - für einige Kunden fast zu viele. Oft waren sie ganz schockiert und fielen aus allen Wolken, wenn sie feststellen mussten, dass es nach dreißig Jahren nun mal kein Makrameezubehör und  Peddigrohr mehr gibt und stattdessen losen Tee und Knabbereien aus biologischem Anbau. Weil man sich an Altes eher gewöhnt und Neues in der Regel erst mal misstrauisch beäugt. Das geht mir nicht anders.

Und trotzdem möchte ich nach vorn schauen und optimistisch in die Zukunft - Veränderungen sind nicht schlecht, sondern öffnen Türen und erweitern den Horizont.  

Der Laden wird nicht geschlossen (aller Unkenrufe zum Trotz). Er verändert sich nur, wie schon so oft in vier Jahrzehnten.

Unsere Kunden haben sich immer wohlgefühlt bei uns, und das soll auch weiterhin so sein. Viele bezeichnen unseren Laden als "Kleinod", der in einer Großstadt wie Heidelberg die Aufmerksamkeit erhielte, die er verdiene. Es ist schon ein bisschen traurig, dass man wirklich viel Liebe und Herzblut in den Laden gesteckt hat in der Hoffnung, etwas Außergewöhnliches zu bieten, an dem die Leute Freude haben  - und dann feststellen zu müssen, dass Individualismus und Qualität gar nicht mehr so sehr gefragt sind. Aber wenn alles neu ist, kann alles ganz anders werden.

Und jetzt muss ich doch ein paar Tränchen verdrücken... entschuldigt mich bitte.


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