Lange war die Existenz des kleinen Johnnie (1905 -1919), Onkel der heutigen Queen Elizabeth, ein Geheimnis; mit vier Jahren wurde er offiziell zum Epileptiker erklärt und litt anscheinend unter einer milden Form von Autismus, ehe er im Alter von 13 Jahren starb und - grausamerweise zur Erleichterung der Familie - in Vergessenheit geriet, bis man gegen Ende des 20. Jahrhunderts in Frankreich auf Erinnerungsstücke im Nachlass seines ältesten Bruders Edward stieß (der, der Wally Simpson einer königlichen Laufbahn vorzog).
I solve crimes and blog about it
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Samstag, 18. April 2020
Filme in Zeiten von Corona (VI): "The Lost Prince" (1999)
Lange war die Existenz des kleinen Johnnie (1905 -1919), Onkel der heutigen Queen Elizabeth, ein Geheimnis; mit vier Jahren wurde er offiziell zum Epileptiker erklärt und litt anscheinend unter einer milden Form von Autismus, ehe er im Alter von 13 Jahren starb und - grausamerweise zur Erleichterung der Familie - in Vergessenheit geriet, bis man gegen Ende des 20. Jahrhunderts in Frankreich auf Erinnerungsstücke im Nachlass seines ältesten Bruders Edward stieß (der, der Wally Simpson einer königlichen Laufbahn vorzog).
Sonntag, 12. April 2020
Gesegnete Ostern trotz (oder gerade wegen) Corona
In diesem Sinne geht in euch und an die frische Luft und seid gewiss, dass nichts euch schaden kann, wenn ihr mit Jesus geht.
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Pixabay |
1 Am Sonntagmorgen dann, in aller Frühe, nahmen die Frauen die wohlriechenden Öle, die sie sich beschafft hatten, und gingen zum Grab.
2 Da sahen sie, dass der Stein vom Grabeingang weggerollt war.
3 Sie gingen hinein, doch der Leichnam von Jesus, dem Herrn, war nicht mehr da.
4 Während sie noch ratlos dastanden, traten plötzlich zwei Männer in strahlend hellem Gewand zu ihnen.
5 Die Frauen fürchteten sich und wagten sie nicht anzusehen; sie blickten zu Boden.
Die beiden sagten zu ihnen: »Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
6 Er ist nicht hier; Gott hat ihn vom Tod auferweckt! Erinnert euch an das, was er euch schon in Galiläa gesagt hat:
7 'Der Menschensohn muss den Menschen, den Sündern, ausgeliefert und ans Kreuz genagelt werden und am dritten Tag vom Tod auferstehen.'«
8 Da erinnerten sich die Frauen an seine Worte.
9 Sie verließen das Grab und gingen zu den Elf und allen Übrigen, die bei ihnen waren, und berichteten ihnen alles.
10a Es waren Maria aus Magdala und Johanna und Maria, die Mutter von Jakobus, sowie die anderen Frauen, die mit ihnen am Grab gewesen waren.
Quelle: Deutsche Bibelgesellschaft
Mittwoch, 8. April 2020
Filme in Zeiten von Corona (V): "The Others" (2001)
Sonntag, 5. April 2020
Filme in Zeiten von Corona (IV): "Topkapi" (1964)
Inhalt: In einem psychedelisch gefärbten und gewöhnungsbedürftig anmutenden Vorspann führt die exaltierte Klepto- und Nymphomanin Elizabeth Libb (ein bisschen overacting von Melina Mercouri) durch das Topkapi-Museum in Instanbul und zeigt uns das Objekt ihrer Begierde, bei dessen Anblick nicht nur ihre Augen feucht werden.
Gemeinsam mit ihrem Komplizen und Gelegenheitsliebhaber Walter Harper/Häberli (Maximilian Schell) will sie den unschätzbar wertvollen Dolch des Sultans im Glaskasten aus dem Museum entwenden. Dazu fertigt sie eine Kopie des Dolchs an, um sie mit dem echten zu ersetzen. Die Hauptarbeit geht an den eleganten Walter, der als Schweizer präzise wie ein Uhrwerk den bombensicheren Coup austüftelt. Nicht nur seine unleugbare Herkunft wirkt anziehend auf Elizabeth - beide sind wohl ein wenig außergewöhnlich in ihren sexuellen Vorlieben, was in den 1960er Jahren natürlich nur mehr oder weniger vage angedeutet werden kann, etwa mit komplizierten Knoten, die - höhö! - beim Pfadfinderlager erlernt wurden.
Der Coup wird von dem an der türkisch-griechischen Grenze lebenden Arthur Simpson (Peter Ustinov) unbeabsichtigt vereitelt, den sich das kinky Paar gemeinsam mit drei weiteren Beteiligten als neutralen Amateurdieb erwählt. Dummerweise fliegt er mit dem Gangsterwagen beim Zoll auf und soll fortan für den türkischen Geheimdienst spionieren, um zu beweisen, dass er keiner terroristischen Organisation angehört. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem der arme Arthur nicht nur einmal an die Grenzen seiner physischen und psychischen Belastbarkeit kommt.
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"Vernünftig ausgeben. Zwei Packungen Klopapier, verstanden?" |
Meinung: Lang lang ist's her, dass dieser Film zu meinen Top-Favoriten zählte, auch wenn er nach wie vor einen ganz eigenen Charme hat und - abgesehen von Mercouri, die mich in ihrer Penetranz wirklich genervt hat - bis in die Nebenrollen der türkischen Polizisten und Geheimagenten grandios besetzt ist. Die Bilder sind toll und atmosphärisch, teilweise erstaunlich historisch und fangen das Flair des Mittelmeerraums in der 1960ern ein. Fast wirken einzelne Szenen von der Bevölkerung und von maroden Häusern wie in einem alten Reisemagazin. Ein bisschen primitiv und angestaubt auch, nicht nur die Bilder, sondern auch die Methoden, mit denen der Geheimdienst seine Pflicht erfüllt. Ich musste schmunzeln, als Arthur vom Geheimdienst angewiesen wird, wie er seine Meldungen betreffs der Tätigkeit der Gangster übermitteln muss: in einer leeren Zigarettenschachtel, die er auf die Straße wirft und die dann von einem VW Käfer aufgesammelt wird. Da würde selbst der junge Connery-Bond den Kopf schütteln, oder? Sei's drum, es war irgendwie nett und garantiert wanzenfrei.
Ein Highlight ist natürlich die Szene des raffinierten Diebstahls, die minutenlang ohne Musik oder Dialog gedreht wurde. Da hält man als Zuschauer unweigerlich den Atem an und bangt mit Julio, der nicht nur aufgrund seiner athletischen Fähigkeiten ausgewählt wurde, sondern dem es zudem noch zum Vorteil gereicht, dass er stumm ist und somit nicht aufschreien kann, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Das war schon sehr clever und schweizerisch gedacht von Walter. Überführt werden die sympathischen Ganoven dann doch trotz aller Akribie und Arthurs widerwilliger Hilfe, nämlich von einem Spatz. Und so sagt der Geheimdienstchef Ali Tufkan beim Treffen mit der Bande mit einem süffisanten Grinsen, dass ihm ein kleines Vögelchen etwas gezwitschert hätte. Jetzt wissen wir, wo die Redewendung herkommt... (O;
Fazit und Bewertung: Früher habe ich "Topkapi" geliebt. Oft angeschaut auch, denn die Dialoge kenne ich selbst nach Jahren noch. Aber wenn ich ehrlich bin, hat sich mein Geschmack anscheinend ein wenig geändert, oder es war in der Tat *nur* Herr Schell, der meine Faszination für den Film ausgelöst hat. Kein Zweifel, der Film ist unterhaltsam und zu Unrecht mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Doch die Machart und die markigen Sprüche sind schon sehr speziell und nicht das, was man zeitlos nennen würde. Zumindest für mich schien der Film an einigen Stellen etwas altbacken, was aber auch daran liegen mag, dass es schon ewig her ist, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Trotzdem gebe ich gute
💫💫💫💫
Samstag, 4. April 2020
Filme in Zeiten von Corona (III): "Sag kein Wort" (2001)
Eigentlich hatte ich diesen Film aus der Kategorie "typische Psychothriller aus den 1990/2000ern" bereits aussortiert, um ihn zum Verkauf anzubieten. Warum, wurde mir jetzt wieder klar.
Inhalt: Die achtjährige Tochter des New Yorker Psychologen Nathan Conrad (irgendwie creepy in der Rolle: Michael Douglas) wird von Sean Bean und Komplizen entführt. Zur Freigabe wollen die Gangster kein Geld in Millionenhöhe, sondern eine Zahl aus dem Kopf von Elizabeth (ein bisschen nervig wie immer, dann aber auch wieder überzeugend: Brittany Murphy), einer jungen Frau, die nach einer scheinbar grundlosen Attacke auf einen Mann in der Psychiatrie sitzt und vor sich hindämmert. Conrad hat acht Stunden Zeit, ihr den Code zu entlocken, sonst wird er seine Tochter Jessie nie wiedersehen. Der Anfang ist schwierig, doch Elizabeth fasst Vertrauen zu Nathan (warum auch immer), und er hat bessere Karten als der Kollege (Oliver Platt), dessen Freundin ebenfalls entführt wurde - weil auch er Kontakt zu Elizabeth hat und sie ursprünglich seine Patientin ist. Im Gegensatz zum Kollegen erweist sich Conrad trotz aller Druckmittel cool und patent. Am Ende gelingt es ihm, den Spieß umzudrehen und in einem Westernmäßig inszenierten Showdown den Kopf der Bande zu überwältigen. Es ist wahrscheinlich kein Megaspoiler, wenn ich an dieser Stelle verrate, dass Sean Bean ein Ende findet, das an Horror kaum zu überbieten ist.
Meinung: Obwohl ich Michael Douglas ganz gern sehe und ihn für einen tollen Schauspieler halte, hätte ich mir als Erstes eine andere Besetzung gewünscht. Gefunkt hat es zwischen Douglas und Murphy gar nicht - ihr Verhältnis als Arzt und Patientin war trotz Händchenhalten und tröstenden Umarmungen so klinisch und karg wie die unglaublich versiffte Anstalt, in der Elizabeth untergebracht war (Ehrlich, *das* sollte eine Einrichtung aus dem 21. Jahrhundert sein?!).
Und ständig tanzte mir Harrison Ford vor Augen, der in den zwei besagten Jahrzehnten den Archetyp des aufrechten, guten und gewitzten Amerikaners gepachtet hatte und wahrscheinlich eine bessere Figur als Psychiater abgegeben hätte. Im Vergleich mit Mr. Ford war Michael Douglas meiner Meinung nach die klassische Fehlbesetzung. Dazu gehörte auch die jovial-anbiedernde "Guter-Onkel-Masche", mit der er Patienten jeden Geschlechts und Frau und Tochter umgarnt. Fand ich echt zu plakativ für einen Psychologen, beinahe schon gruselig. Apropos Frauen: die müssen neben tough vor allem sexy sein. Sowohl die ermittelnde Polizistin als auch die zur Untätigkeit verdammte Mrs. Conrad im Bett mit Gipsbein sahen aus wie einem Hochglanzmagazin entsprungen, mit den weiblichen Kurven an den richtigen Stellen. Da bekam ich fast ein bisschen Komplexe. Die Zeiten haben sich zum Glück auch in Hollywood ein wenig geändert.
Die Story an sich ist temporeich und auch ziemlich originell. Was sich hinter der Zahlenkombination verbirgt, derer Sean Bean & Co. habhaft werden wollen, und wie es zudem dazu kam, da musste ich tatsächlich den Hut ziehen. Allerdings gab es für mich auch einige Lücken im Plot, etwa woher die Gauner wussten, dass Elizabeth sich die Zahl gemerkt hatte. Vielleicht bin ich bei der Szene aber auch einfach mal kurz eingenickt oder war für kleine Mädchen.
Jedenfalls bin ich von Michael Douglas ein besseres und subtileres Spiel gewöhnt.
Bewertung: Kein Reißer, obwohl ich mir vorstellen kann, dass es viele Fans dieser Art Filme gibt, auch wenn sie ein bisschen angestaubt wirken. Ich meine mich zu erinnern, dass mich "Sag' kein Wort" beim ersten Mal Anschauen recht gut unterhalten hat, daher
Sonntag, 29. März 2020
Filme in Zeiten von Corona (II): "Perfect Strangers" (Miniserie, 2001)
Inhalt: Daniel Symon (Matthew MacFadyen) ist über ein Wochenende mit seinen Eltern (Michael Gambon und Jill Baker) zu einem großen Familientreffen in einem Londoner Hotel eingeladen, wo er Leute trifft, die er trotz Blutsbande zum ersten Mal sieht. Der Patriach Ernest und dessen Schwägerin Alice (Lindsay Duncan) haben das Fest akribisch und mit individuellen Terminen unter den Mitgliedern organisiert; Ernest und Stephen, der "Archivmann", interessieren sich für Ahnenforschung und möchten daher bei dieser Gelegenheit alles über ihre weitverzweigte Familie herausfinden. Letzterer ist dabei geradezu besessen von Familienstammbäumen und macht Ahnenforschung sozusagen zu seiner Berufung. Weshalb das so ist, erfährt der Zuschauer übrigens später in Stephens berührendem Teil der Symons-Familienereignisse.
Daniels Vater Raymond ist nicht begeistert vom Treffen, war sein Vater doch das schwarze Schaf, dessen Geld ihm zwischen den Fingern zerronnen ist, als Raymond als Nachfolger das Möbelgeschäft mit unkonventionellen Methoden weiterzuführen versucht hat. Innerhalb der Familie ist er daher der Pechvogel, dem absolut nichts gelingen will. Besonders deutlich wird das in seiner im betrunkenen Zustand gehaltenen Rede des "Familienkaraoke", die fast alle peinlich berührt, besonders den Sohn.
Umso faszinierter ist Daniel von seinen mondänen Cousins Rebecca (Claire Skinner) und Charles (Toby Stephens), die als Geschwister eine ungewöhnlich innige Beziehung zueinander pflegen. Schnell fühlt er sich trotz der Klassenunterschiede mit ihnen verbunden, während Charles und Rebecca ihn ebenfalls als Dritten im Bunde willkommen heißen und ihm sogar teuere Geschenke wie einen Ledermantel machen. Daniel kann sich die Großzügigkeit und Zuneigung der Upperclass-Geschwister nicht recht erklären, doch er spürt, dass ihnen beiden etwas fehlt. Was, wird ihm erst klar, als er die Kopie des Familienstammbaumes von Ernest genauer untersucht...
Überhaupt, die Familie. Das sind schon richtig schräge Vögel mit vielen Leichen im Keller. Da sind die drei alten Schwestern mit ihrem unerschöpflichen Vorrat an Keksen, die Daniel und seiner Mutter ihre fast unglaubliche Geschichte erzählen. Violet und Edith sollen im Krieg Wolfskinder gewesen sein, die stumme und apathische Grace leidenschaftlich verliebt? Auch "Archivmann" Stephen lebt mit einem Geheimnis, von dem Daniel nichts wusste, und nicht zuletzt sein Vater Raymond und er selbst. An seine eigene Geschichte kann Daniel sich nicht einmal erinnern, doch während er denen seiner Verwandten lauscht, kommt er ihr nach und nach immer mehr auf die Spur. Und sie ist nicht weniger skurril als die der anderen...
Meinung: Einfühlsam, bittersüß, zum Nachdenken, perfekt inszeniert mit brillanten Darstellern und nicht zuletzt höchst unterhaltsam, das ist für mich "Perfect Strangers." Halb autobiografisch lässt Stephen Poliakoff die Episoden innerhalb der Familie Symon Revue passieren, und das mit einer Leichtigkeit und einem Gefühl für die vielen Protagonisten, dass man vor Ergriffenheit einfach mal kurz ein paar Tränchen fließen lassen möchte. Dafür sorgt auch der atmosphärisch komponierte Soundtrack. Anfangs wirken alle bis auf den bambiäugigen und sympathisch linkisch auftretenden Daniel ein bisschen gaga, doch im Lauf der Geschichten, die häufig einen tragischen und unerwarteten Verlauf nehmen, wird ihr Verhalten verständlich und die Figuren liebenswert, was selbst Daniel bemerkt.
Da ich selbst an solch groß organisierten Familientreffen teilgenommen habe, konnte ich mich sehr gut in Daniel hineinversetzen, auch wenn die Kontakte zu den Verwandten bei mir eher oberflächlich blieben, während Daniel neue Erkenntnisse und sogar Freunde gewinnt.
Wie gesagt, es ist schade, dass es diese kleine Serie nur auf Englisch gibt. Der Stoff, den sich Poliakoff vornimmt, ist keineswegs belangloses Geschwafel um britische Familientraditionen und -werten (was man erwarten könnte), sondern universell und wirklich toll umgesetzt. Ich glaube, jeden spricht etwas darin an oder man kann sich in einem der Symons wiederfinden. Denn irgendwie sind die "Perfect Strangers" gar keine Fremden, sondern Menschen wie du und ich.
Bewertung: Auch wenn JJ Feild als Richard ein echt hartes Schicksal widerfährt und er nur in Rückblenden und auf Fotografien auftaucht, verdient die Serie bei mir die volle Punktzahl von
Montag, 23. März 2020
Filme in Zeiten von Corona (I): "The Yearling" (1946)
Inhalt: 1848: Der Farmer Ezra "Penny" Baxter lebt mit seiner Frau Ora und dem zwölfjährigen Sohn Jody in einem Sumpfgebiet Floridas, das die Familie gemeinsam bewirtschaftet und urbar zu machen versucht. Mit zur Plantage gehört ein kleiner Viehbestand und Jagdhunde zur Selbstversorgung. Das Leben der Baxters ist hart, besonders für Ora, die vor Jody drei Kinder verloren hat und dem "nichtsnutzigen" Sohn keine echte Liebe entgegenbringen kann / will, aus Angst, ihn ebenfalls zu verlieren. Ganz anders als Ezra, der den verträumt wirkenden Jody häufig zur Feldarbeit mitnimmt und trotz aller Anstrengung bemüht ist, ihm eine unbeschwerte Jugend zu ermöglichen.
Jody wünscht sich nichts mehr als einen Spielgefährten. Zwar hat er in dem in unmittelbarer Nachbarschaft wohnenden, fragilen und phantasievollen Fodderwing (ätherisch: Donn Gift) einen Freund, doch aufgrund der nicht unbeträchtlichen Entfernung sehen sich die beiden selten. Während eines Nachspiels von einem Tauschhandel mit Fodderwings Familie kommt zum zweiten Mal nach einer Bärenjagd Dramatik auf: Ezra wird von einer Klapperschlange gebissen und erschießt ein zufällig auftauchendes Reh, dem Jody als Erste-Hilfe-Maßnahme Herz und Leber entnehmen muss. Dabei entdeckt er später ein kleines Bambi, das verzweifelt nach seiner Mutter blökt. Jody überredet seine Eltern, das Kitz behalten und großziehen zu dürfen. Als er Fodderwing um einen besonderen Namen für den Findling fragen möchte, muss er beim Besuch der Nachbarn feststellen, dass der zarte, tierliebende Junge unerwartet verstorben ist.
Es gibt viele Tränen im "Yearling". Diese Szene und das darauffolgende Gebet, das Ezra während der Beerdigung des kleinen Fodderwing spricht, waren für mich neben der Schlussszene die bewegendsten. Einer von Fodderwings unzähligen Brüdern erzählt Jody, dass Fodderwing Jodys Reh "Flag" genannt hätte, und genauso heißt es fortan. Zunächst geht alles gut, und alle bis auf Ora, die den neuen Mitbewohner mehr oder weniger duldet, sind glücklich. Doch als Flag in die Pubertät kommt, wird er flegelhaft und vernichtet mehrmals die mühsam eingesäte und sorgsam abgesteckte Ernte. Sämtliche Maßnahmen wie hohe Zäune greifen nicht, so dass Ma Baxter irgendwann die Geduld verliert und Flag anschießt. Dabei verletzt sie ihn so schwer, dass Jody ihn erlösen muss. Zornig und hasserfüllt läuft er davon und irrt durch die Sümpfe. Nach vier Tagen, in denen er Hunger leidet und sich nach seinem Pa sehnt, kehrt er zurück und versöhnt sich mit den Eltern, nachdem er ein berührendes Mann-zu-Mann-Gespräch geführt hat. Ora, die nicht aufgehört hat, nach Jody zu suchen, schließt ihn erleichtert und zum ersten Mal liebevoll in die Arme.
Meinung: Altmodisch, nahezu antiquiert wirkt der Film, angefangen von der patriotisch-pathetischen Widmung an die amerikanischen Siedler im Vorspann über die Gottesfurcht der Familie bis hin zu der gewöhnungsbedürfig salbungsvollen deutschen Synchronisation - und dennoch sind es gerade diese Faktoren, die den besonderen Reiz von "The Yearling" ausmachen. Der gutaussehende Hauptdarsteller ist ohnehin einer davon (den Reizen), und seine Interaktion mit dem Jungen und auch die zu Jane Wyman ist glaubwürdig und trotz ihrem etwas rauen Umgang als Ehepaar vertraut, partnerschaftlich und liebevoll, fast zärtlich. Man nimmt den beiden ab, dass sie durch entbehrungsreiche und harte Zeiten gehen bzw. gegangen sind. Gregory Peck verkörpert das Idealbild des aufrechten, patenten Pioniers perfekt und vor allem sympathisch. Er ist nicht unfehlbar und manchmal sogar ein bisschen schlitzohrig, etwa beim Handel mit dem unbrauchbaren Hund, der folgenschwere Konsequenzen hat. Mit Ora und Jody, der anfangs etwas verwöhnt und weinerlich daherkommt, musste ich dagegen erst warm werden. Trotzdem sind die Schauspieler durch die Bank weg großartig und nachvollziehbar. Der außergewöhnliche Fodderwing, der nur einen kurzen Auftritt hat, bildet da keine Ausnahme.
Man könnte den Titel des Filmes auch auf Jody anwenden: im Jahr des Rehes verändert er sich, lernt Verantwortung zu übernehmen und wird erwachsen, als er die Entscheidung trifft, nicht zur See fahren zu wollen, sondern gemeinsam mit der Familie weiterhin die Farm zu betreiben.
Vielleicht erscheint "The Yearling" - immerhin über 70 Jahre alt und zu einer Zeit gedreht, die wir uns heute nicht mehr vorstellen können - für heutige Verhältnisse etwas zu schwülstig, zu fromm und ein wenig behäbig, und andererseits täte es uns allen gut, ein bisschen mehr wie die Familie Baxter zu sein und Gott zu danken für ein nicht immer leichtes, aber schönes Leben. Mir jedenfalls hat der Film so gut gefallen und mich so berührt, dass ich ihm die volle Punktzahl gebe.
Bewertung:
Mittwoch, 11. März 2020
Review "Goodbye Christopher Robin" (2017)
Inhalt: Winnie the Pooh kennt jedes Kind. Weniger bekannt ist die Biografie seines Schöpfers Alan A. Milne (dargestellt von Domhnall Gleeson), der im Ersten Weltkrieg ein Shellschock-Trauma erleidet und seitdem von einer Schreibblockade heimgesucht wird. Nach der Geburt des Sohnes Christopher Robin, den alle Billy Moon nennen, entschließt sich die kleine Familie aufs Land zu ziehen, wo sie das Kindermädchen Olive "Nou" (wunderbar: Kelly MacDonald) engagieren. Sie wird Christophers beste Freundin.
Als Milnes Frau Daphne genug hat von der Untätigkeit ihres Mannes und vorübergehend zurück nach London reist, nähern sich Vater und Sohn allmählich einander an, die bis dahin ein eher distanziertes Verhältnis hatten. Bei Spaziergängen im nahegelegenen Wald erwecken sie Christophers Stofftiere zum Leben und erfinden Geschichten über und mit ihnen. Abends liest Milne seinem Sohn selbstverfasste Gedichte vor und wird gefragt, ob er nicht auch ein Buch für ihn - Billy Moon - schreiben könnte. Fortan werden die Geschichten im Wald in Schrift und Bild mit der Hilfe eines befreundeten Zeichners dokumentiert. Nach der Veröffentlichung wird "Winne the Pooh" ein Bestseller und Christopher Robin eine Art erster Harry Potter, so groß ist der Medienrummel um ihn. Das einzige, was ihm hilft, mit der Situation fertigzuwerden, ist sein Trost, dass er nicht Christopher Robin, sondern Billy Moon ist. Doch bald fühlt er sich überfordert und manipuliert, zumal seine geliebte Nou den Haushalt verlässt, um zu heiraten, nicht ohne zuvor den Eltern die Leviten zu lesen.
Milne schwört reumütig, niemals wieder eine Geschichte über Winnie the Pooh und seinen Sohn zu schreiben, aber der Schaden ist bereits angerichtet. Christopher Robin fühlt sich ungeliebt und unverstanden ohne sein Kindermädchen. Im Internat wird er aufgrund seines Starruhms gemobbt und verspottet. Als er seine Schulbildung beendet, gehen Daphnes schlimmste Befürchtungen und Prophezeiung seit der Geburt des Sohnes in Erfüllung: er meldet sich zum Militär und zieht in den zweiten Weltkrieg. Mit der Nachricht, er sei verschollen und vermutlich gefallen, stürzen die Eltern in Verzweiflung.
Meinung: Zunächst war ich ein bisschen enttäuscht, dass der kleine Christopher Robin (Will Tiltson) nicht wie der in der Disney-Verfilmung aussah. Das war aber bald vergessen, denn er hat süße Grübchen und macht seine Sache wirklich gut. Gemeinsam mit dem ätherisch und fast zerbrechlich wirkenden Domhnall Gleeson dominiert er den Film, wandert mit ihm durch beeindruckend inszenierte Fantasiewelten und nennt seinen Vater (fast hippiemäßig) liebevoll Blu wie seine Mutter Daphne. Er hilft ihm, sein Kriegstrauma zu überwinden, da die Streifzüge durch den Wald häufig ein jähes Ende finden, etwa durch einen Bienenschwarm oder eine freundschaftlich angehauchte Balgerei. Ganz toll fand ich die Szenen, in denen Skizzen und Realbilder geschickt miteinander verwoben werden. Überhaupt, technisch ist der Film erstaunlich und perfekt. Die psychologische Komponente kam mir dennoch und trotz der guten schauspielerischen Leistungen irgendwie zu kurz. Mir schien, als könne man sich nicht richtig entscheiden, ob nun der Vater oder der Sohn im Mittelpunkt steht. Ich hätte gern mehr darüber erfahren, warum Christopher Robin wirklich so verbittert war, dass er auch später nie Tatiemen aus dem Verkauf des Produkts "Winne the Pooh" angenommen hat und ob der Bär ihm tatsächlich derart die Kindheit ruiniert hat. Für mich sah Milnes Handeln jetzt nicht nach grob fahrlässiger Kindesmisshandlung aus. Allerdings tat mir der Kleine schon leid, etwa bei einem Telefongespräch zwischen dem Vater in den Staaten und Christopher zuhause in England, das ohne dessen Wissen für die Öffentlichkeit aufgezeichnet wurde.
Interessant und für mich neu waren die Hintergrundinfos wie z.B. der Bär zu seinem Namen kam oder dass Pooh schon zu Lebzeiten ein Megastar war und nicht erst von Walt Disney groß rausgebracht wurde. Es ist bis heute das beliebteste Kinderbuch der Welt. Und ich mochte die mir bis dahin unbekannten Schauspieler in ihren Rollen, allen voran Domhnall Gleeson, der mich optisch oft an eine Mischung zwischen Benedict Cumberbatch und David Bowie als Thin White Duke erinnert hat.
Fazit: Sehenswerter Familienfilm, dem ich als Zufallstreffer gerne vier Sterne gebe.
Sonntag, 1. März 2020
"Kramer gegen Kramer" (1979) Review (weitgehend spoilerfrei)
Seitdem gehört "Kramer vs. Kramer" zu meinen Evergreens, die ich immer wieder gucken und mitsprechen kann. So wie gestern nach recht langer Zeit mal wieder. Und es hat mich verwundert, dass es noch keine Rezension dazu auf meinem Blog gibt, was ich hiermit nachzuholen gedenke.
Inhalt: Der erfolgreiche Werbefachmann Ted Kramer lebt für seinen Job. Abends kommt er oft spät nach Hause, tüftelt an neuen Ideen und hat wenig Zeit für seine Frau Joanna (Meryl Streep) und den kleinen Sohn Billy (Justin Henry). Bis Joanna ihn vor vollendete Tatsachen stellt: Buchstäblich zwischen Tür und Angel eröffnet sie ihm, sich von ihm zu trennen, und da ihr Grund der ist, sich selbst finden zu müssen und sie sich für eine wenig geeignete Mutter hält, beschließt sie schweren Herzens, Billy in der Obhut seines Vaters zu lassen. Dieser glaubt zunächst an einen Scherz oder eine vorübergehende Phase, doch Joanna, unglücklich in ihrer Ehe und entfremdet von Ted, macht Nägel mit Köpfen. Sie zieht aus, wohin, weiß keiner. Nicht einmal die Nachbarin und Freundin Margarethe Phelps (Jane Alexander), die der Familie freundschaftlich verbunden bleibt und Ted im Lauf der Geschichte besser kennenlernt.
Von nun an bleibt Ted nichts anderes übrig, als Job und Familie unter einen Hut zu bringen. Nach anfänglichen Hindernissen und Missverständnissen werden Vater und Sohn ein eingespieltes Team, und Ted erlebt die Höhen und Tiefen eines alleinerziehenden Elternteils, wobei liebgewonnene Rituale wie das abendliche Vorlesen die alltäglichen Dramen wie der böse Sturz vom Klettergerüst auf dem Spielplatz überwiegen. Kurz, Ted und Billy sind happy. Obwohl der Kleine sich nach Streitigkeiten mit Daddy hin und wieder nach der Mutter sehnt, wird der Vater zu seiner wichtigsten Bezugsperson.
Nach achtzehn Monaten taucht Joanna wieder auf, behauptet, sich mithilfe einer Psychologin vollkommen geändert zu haben und fordert ihren Sohn zurück. Ein erbitterter Kampf um das einzige Kind beginnt... und scheint aussichtslos, als Ted gekündigt wird.
Es sind die kleinen Momente, die anrühren und von denen man als Zuschauer der wachsenden Beziehung Zeuge wird. Das stille gemeinsame Frühstück zum Beispiel oder das Fahrradfahrenüben im Central Park mit einem vor Stolz strahlenden Papa. Aber besonders schön und vielleicht meine Lieblingsszene ist die, als Ted versucht, Billy zu erklären, warum Joanna sie beide verlassen hat, nachdem Billy sich sorgenvoll erkundigt, ob sein Dad ihn nun auch allein lässt, weil er ungehorsam war. Ich glaube, eine so herzzereißende Szene habe ich zwischen einem Kind und Erwachsenen im Film noch nicht gesehen. Oder ist es doch die, in der Billy Ted weinend fragt, wer ihm von nun an seine Gute-Nacht-Geschichten vorlesen wird?
Bewertung: Von mir gibt es die volle Punktzahl, und das wirklich nicht nur wegen der schönen schwarzen Haare von Mr. Hoffman...
Dienstag, 11. Februar 2020
"Ein Spiel zu viel" ~ Leseprobe ~ (II)
Vor der Veröffentlichung hatte ich lange überlegt, in welchem Genre die Erzählung am besten aufgehoben wäre - und bin mir bis heute nicht ganz schlüssig. Historisch verbürgte Elemente werden weniger beleuchtet, dafür die Beziehung der fünf jungen Männer untereinander und ihre jeweiligen Charaktere. Ein zentraler Punkt in der Geschichte ist die Verbindung des impulsiven Galen zu dem charismatischen "Anführer" der Truppe, Irving Van Sander, und wie sie sich wandelt, als Galen etwas über ihn herausfindet, das lange Zeit ein Geheimnis bleibt und die bis dahin mehr oder weniger harmonische Gruppendynamik verändert.
Insofern bezeichne ich den Roman gern als historischen Psycho-Thriller, auch wenn es keinen Serienmörder im engen Sinn oder allzu blutige Szenen gibt. Vielmehr handelt der Roman von Verlustängsten und wohin sie jemanden treiben können, der sich seiner selbst nicht sicher ist und Bestätigung in der seelischen und physischen Abhängigkeit Anderer sucht. Oder wozu man fähig ist, wenn man jemanden nicht loslassen kann.
In der ausgewählten Leseprobe kehrt Galen zum zweiten Mal zu seinem früheren Adoptivvater Raphael Blake zurück, nachdem er einige persönliche Sachen geholt hat, um für einen längeren Zeitraum bei ihm zu wohnen und eine Schuld abzuarbeiten. Beide wissen nicht eindeutig um die Identität ihres Gegenübers, da sie durch unglückliche Umstände recht früh wieder voneinander getrennt wurden und Galen als Sechsjähriger in den Gassen Londons verschwand. Erst nach und nach lernen sie sich besser kennen. Wenn das der eifersüchtige Irving wüsste...
Freitag, 10. Januar 2020
Bimbo oder ein Trip in die Kindheit
Ich hatte befürchtet, dass die Dias verblichen und die Filme vom Alter brüchig sind und war positiv überrascht, wie frisch die Farben auf beiden Medien noch leuchten. Fast als hätte man sie gestern erst geknipst bzw. produziert. Und ich hatte noch etwas viel Wichtigeres festgestellt. Nämlich wie glücklich und frei und bunt meine Kindheit war. Auf den Bildern lache ich viel, beim Malen und Schaukeln, beim Spielen und Unsinn machen mit meiner Schwester, zu der ich - wie auch zu meinen Eltern - bis heute einen super Draht habe. Dass das nicht selbstverständlich ist, weiß man im Alltag oft gar nicht zu schätzen. Die nostalgische Reise auf der Leinwand hat mir aufs Neue bewusst gemacht, wie viel wir als Familie erlebt haben, ob im Urlaub oder zuhause, und wie schön das Leben sein kann. Es war nicht immer alles eitel Sonnenschein, aber die Film- und Diaabende haben gezeigt, wie viele schöne Momente es gab, und nur ein Bruchteil davon hat mein Papa mit der Kamera festgehalten.
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Seltener Kinderkummer: Bimbo muss trösten. |
Besonders berührt haben mich neben den plötzlich auftauchenden Erinnerungen und Geschichten die damalige Mode, das Handarbeitsgeschick meiner Mutter (fast alle unsere Hemden, Jacken und Hosen waren liebevoll auf unsere Lieblingsfarben abgestimmt und selbstgemacht) und mein Spielzeug. Ich hatte nicht so viel, wie ich immer dachte, dafür aber über Jahre heißgeliebte Stücke wie Bimbo der Affe und Bububär, ein roter Plastikbär (oder eine Maus?), dessen große Ohren ich damals als Zahnring zweckentfremdet hatte. Im Gegensatz zu Bimbo ist er mir irgendwann abhanden gekommen, doch er bleibt unvergessen wie mein Kater Oskar und meine Großeltern, die ich hoffentlich in einem späteren Leben wiedersehe (Bububär wird wohl nicht dabeisein, aber was soll's?).
Ganz durch sind wir noch nicht mit unseren Familienschätzen; zwei oder drei Filme gibt es noch zu gucken. Die Zeit verflog so schnell beim Anschauen der Bilder und Filme, und es war ein ganz sonderbares Gefühl, sich mal wieder als Baby und Kind zu sehen. Eine Prinzessin war ich nie und wurde auch nie zu einer gemacht; mir hat es viel besser gefallen, auf Baustellen im Dreck zu spielen, zu toben und dabei Latzhosen zu tragen. Im Rückblick ist das auch Freiheit und Dankbarkeit meinen Eltern gegenüber, die uns nie etwas aufgezwungen haben. Vielleicht war ich deshalb zwar immer schon ein bisschen der Schelm in der Familie, aber (fast) immer brav, ohne langweilig zu sein. Und dafür kann ich meinen Eltern nicht genug danken.
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Bimbo und ich heute |
Freitag, 6. Dezember 2019
"Arctic" mit Mads Mikkelsen (2019)
Inhalt und Meinung: Der Polarforscher Overgard ist schon längere Zeit in der Arktis mit seinem Flugzeug gestrandet. Jeden Tag schaufelt er unter enormer Kräftezehrung ein riesiges "SOS" in den Schnee, doch seine Hoffnung auf Hilfe hat er weitgehend aufgegeben. Seine Zehen sind trotz dicker Wollsocken erfroren, er ernährt sich von rohem Fisch und testet immer mal wieder das Funkgerät, das beim Absturz des Fliegers gelitten hat. Verzweifelt wirkt er nicht, eher stoisch und fast resigniert.
Doch bei einem seiner zur Routine gewordenen Ausflüge zur nächsten Hügelkette naht Rettung: ein Helikopter schwebt heran. Overgard kann sein Glück kaum fassen, als im nächsten Moment ein Schneesturm den Heli herumwirbelt, ihn abdriften und am nächsten Felsen zerschellen lässt. Eine junge Frau überlebt schwerverletzt. Und da findet eine geistige Wendung in Overgard statt: er kümmert sich um die Frau, die ihn nicht versteht und während des gesamten Filmes nur ein oder zwei Worte spricht, da sie mehr oder weniger ohne Bewusstsein vor sich hindämmert.
"Es ist alles gut. Sie sind nicht allein" und "Drücken Sie meine Finger!" sind anscheinend die einzigen kommunikativen Brücken, die Overgard ihr bauen kann. Rührend, obwohl er meist nicht viel Gefühl zeigt: er besorgt das Foto ihrer Familie aus dem Helikopter und steckt es in ihre Brusttasche oder legt es ihr in die Hand. Auch ein Feuerzeug befindet sich im Helikopter, und so kann er mithilfe seines Campingkochers endlich Feuer machen und mit der Frau eine köstliche Forellensuppe teilen. Die Mimik von Mads Mikkelsen - sparsam und trotzdem beredt - sagt in Situationen wie dieser mehr als Worte es getan hätten.
Mit der Verantwortung für einen zweiten, hilflosen Menschen setzt erneut der Überlebenswille ein. Overgard beschließt, nach Norden zu gehen, von wo aus Helikopter nach vermissten Personen suchen. Die Route rechnet er sich anhand einer Karte aus, packt die junge Frau auf einen Schlitten und marschiert los, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Doch der Weg erweist sich als schwierig und gefährlich. In der Szene, in der er den Schlitten und anschließend die im Schlafsack vermummelte ohnmächtige Frau bergan über vereistes Geröll zieht, leidet man als Zuschauer vermutlich mehr als der entkräftete Overgard. Damit nicht genug. Die Höhle, die er und seine vor sich hindämmernde Begleitung zur Nacht aufsuchen, ist nicht unbewohnt. So viel sei gesagt: es sind keine gastfreundlichen und hilfsbereiten Innuit, die Overgard einen Besuch abstatten. Man zittert und bangt und fühlt sich selbst elend, wenn in dem eher ruhig erzählten Film Dinge geschehen, die einfach nicht sein dürfen und die so tückisch über den armen Mann hereinbrechen und irgendwie doch vorhersehbar sind.
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Keuch... Schnauf... |
Zwei wirkliche Schockmomente gab es für mich, bei denen ich mich gefragt habe, was denn jetzt eigentlich tatsächlich passiert ist. Alle beinahe übermenschlichen Anstrengungen führen nämlich nicht zum Ziel, und ich glaube, dass Overgard - so sehr er sich um die Frau bemüht - nach ein paar Tagen des Herumirrens feststellt, dass ihm eine weitere Person eher hinderlich ist, wobei diese Szene in der Tat Interpretationssache bleibt: er lässt die apathische Frau in einer windgeschützten Eisnische zurück, nachdem sie nicht mehr auf Befehl seine Finger drückt. Doch diesmal dreht er sich um, sieht unerwarteterweise ein Heidekraut aus dem Schnee sprießen und - fällt in ein schneebedecktes Loch im Boden. Da lagen meine Nerven bereits blank. Bevor ich aber zu viel verrate, lege ich jedem, der gut gemachte Survivalfilme mit Tiefgang und überwältigende Naturaufnahmen mag, "Arctic" ans Herz. Obwohl ich mich als Fan von Mads Mikkelsen bezeichne (der Mann ist selbst mit Zottelbart und im unförmigen Michelinanzug sexy!), habe ich nicht damit gerechnet, einen so fesselnden und undramatisch dramatischen Film zu sehen, in dem Mads Mikkelsen vermutlich die Rolle seines Lebens spielt. Von mir gibt es satte fünf
Bildquelle: Amazon
Donnerstag, 26. September 2019
Warum ich kein Greta-Anhänger bin... und auch kein "Hater".
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Bildquelle: Mysticsartdesign / Pixabay |
Auf den ersten Blick finde ich das gut. Oder besser gesagt, fand ich gut. Anfangs. Nämlich für diejenigen, die wahrscheinlich bis Greta nichts über Umweltschutz und Klimawandel gehört hatten bzw. sich nicht / wenig darum scherten. Das gibt es doch sicher auch, oder? Zwar ein wenig merkwürdig, wenn man bedenkt, dass Umweltschutz seit über dreißig Jahren ein Thema ist, aber ok. Wenn Greta eine Veränderung im eigenen Denken (und Handeln) in Bezug auf Respekt für den Planeten bewirkt, dann bravo.
Was mir jedoch negativ auffällt, ist Gretas grenzenlose Wut, ihre Hoffnungslosigkeit, ihre Weltuntergangsstimmung und vor allem die Schuldzuweisungen an alle, die ihrer Meinung nach für den Zustand der Erde verantwortlich sind.
Eindrucksvoll bewiesen hat sie das während ihrer Rede vor den Vereinten Nationen. Sich selbst und ihre Generation klammert sie dabei aus, denn sie ist ja noch ein "Kind" (sonderbar, wenn sich eine Sechzehnjährige so bezeichnet), das nichts weiter tun kann, als auf die Missstände aufmerksam zu machen, die ihre Träume und Kindheit zerstört haben. Ja, irgendwie bewundere ich sie auch dafür. Für diese "Ich bin Kind mir steht alles zu"-Einstellung. Aber selbst mit sechzehn und als Asperger-"Patient" sollte man reif genug sein, sich klarzumachen, dass jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist. Jeder Schritt zählt. Nicht nur die der großen Politik. Die im Übrigen in Sachen Klimaschutz nicht so untätig ist, wie Greta ihr das vorgeworfen hat. Man muss nur die Augen offenhalten und sich informieren. Wer will, kann etwas ändern. Kann ausbrechen aus dem "Nach-mir-die-Sintflut"-Massenverhalten, indem man bewusst einkauft und auf Nachhaltigkeit achtet. Man wird dann zwar schnell als Freak angesehen, aber hey, das passiert Greta ja alle naslang. Und irgendwann macht das eigene Verhalten evtl. Schule und findet Beifall, wer weiß?
Jüngst habe ich einen Bericht über Greta von dem von mir sehr geschätzten Journalisten Henryk M. Broder gelesen, der mit gewohnt scharfem Blick das Medien-Phänomen Thunberg betrachtet und analysiert. Mit allen Punkten, die er anführte, war ich nicht einverstanden, und doch ist mir aufgegangen, dass der Artikel im Kern unbequeme Wahrheiten enthält, die man nicht gerne hört.
Und ich dachte mir, dass Greta, ohne es zu beabsichtigen, die Meinungen selbst unter umweltbewussten Menschen weiter spaltet statt sie zu einigen und ihre Energie zu bündeln für das große Ziel, die Erde zu retten. Bei allem Respekt für ihre Taten und Reden kommt es mir vor, als kämpfe sie ohne Bandagen und ein Lächeln gegen den Rest der Welt. Oder auch gegen Windmühlen. Denn mit Drohungen und Schmähungen, die sich dann auch in den Hass-Kommentaren der Greta-Anhänger und Greta-Gegnern spiegeln, hat noch niemand etwas zum Positiven verändert.
Mittwoch, 11. September 2019
Altes Eisen und keine Wertschätzung mehr?
Ich besitze eine Tisch-Drehpendeluhr aus den 1970er Jahren der Firma Kundo, Erbstück meines Opas. Obwohl sie keinen besonderen Wert hat, mag ich sie und möchte sie trotz ihres etwas nervigen Schlagwerks nicht missen. Das liegt vermutlich daran, dass ich mit dieser Uhr schöne Stunden bei meinen Großeltern verbinde. Irgendwie war sie immer da und hat trotz ihrer geringen Größe gravitätisch das gesamte Wohnzimmer dominiert. Jetzt steht sie bei uns im Esszimmer, und manchmal schaue ich - wie früher - gern dem beruhigend meditativen Kreisen der Drehpendel zu.
Vor etwa zehn Jahren habe ich sie zum Juwelier gebracht, da das Schlagwerk verstummt war und sie nicht mehr korrekt lief. Schon damals gab es die Herstellerfirma nicht mehr, doch der Chef - ein Tüftler und Uhrenliebhaber - versprach mir ganz enthusiastisch, sich darum zu kümmern, obwohl ich versicherte, dass der halbstündlich erschallende Klang nicht unbedingt wieder hergestellt werden musste. Dennoch. Er wurde, mitsamt allem anderen, was nicht in Ordnung gewesen war: Nachmittags konnte ich eine fast wie nagelneue Uhr wieder abholen.
Mittlerweile spinnt sie wieder. Geht bis zu einer Stunde nach oder schlägt vierzehnmal (!) hintereinander. Da ich beim Juwelier so gute Erfahrungen gemacht hatte, ging ich dort wieder hin in der Hoffnung, man könne ihre Altersmacken ein zweites Mal beheben.
Der Senior-Chef ist allerdings nicht mehr da oder war gerade anderweitig beschäftigt, und der Nachfolger hat sich kaum die Mühe gemacht, der Uhr fünf Minuten zu widmen, nachdem er lapidar festgestellt hatte, dass diese Art Uhren nicht für Reparaturen gemacht wurde (weil's ja wohl ein billiges G'lump ist, mit dem man damals ältere Leute auf Kaffeefahrten gelockt hat).
Mehr oder weniger durch die Blume gab er mir zu verstehen, dass ich mir entweder eine neue kaufen, oder, wenn ich so sehr an der alten hänge, mich im Internet schlaumachen, eine andere bestellen und das Uhrwerk austauschen soll. Damit und mit einem schief eingesetzten Batteriedeckel in meiner Uhr hat er sich dann wieder ohne ein Wort des Abschieds in sein Kabuff zurückgezogen.
Mir kam der Gedanke, dass die unselige Konsumwegwerfgesellschaft wohl auch deswegen entstanden ist, weil es immer weniger Handwerker gibt, die sich mit Mechanik auskennen und es selbst für fachkundige Verkäufer zu aufwendig und teuer ist, alte Dinge wertzuschätzen und zu reparieren. Das fand ich schon traurig.
Meiner Uhr hat der Ausflug in die Stadt wohl gefallen: seitdem läuft sie auf mysteriöse Weise wieder auf ein paar Minuten genau. Mal sehen, wie lange noch. In Ehren gehalten wird sie übrigens so oder so.
Sonntag, 11. August 2019
Lokalmatador ~ Ich und meine Püppchen in der Zeitung!
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Sabina und ich |
Das war ein großes Plus, denn unser Interview ging fast eine Stunde lang, in der ich manchmal selbst nicht recht schlau wurde aus meinem Geschwafel. Zum Glück ist meine Freundin Sabina eine aufmerksame Zuhörerin. Tonaufnahmen hat sie keine gemacht, sondern sich alles in Stichworten liebenswert altmodisch auf einen kleinen Block notiert. Herausgekommen ist ein super informativer und langer Artikel, der beinahe alles wiedergibt, was mir so eingefallen ist. Ich hätte wohl noch mehr erzählen können, so unglaublich hat sich die Geschichte meiner Kreationen entwickelt und so viele kleine Anekdoten gibt es über sie.
Der Artikel ist nun - welche Ehre - in der Wochenendausgabe meiner Zeitung zu lesen. Eine halbe Seite groß, mit Bildern und dem Link zu meinen Etsy Shop. Es ist das erste Mal, dass ich mit einem Thema, das mein eigenes ist, in der Öffentlichkeit erscheine. Ziemlich aufregend, und ich habe halb erwartet, dass mich von nun an jeder in der Stadt anspricht... naja, es ist vielleicht besser, wenn es nicht so ist. Ich denke jedenfalls, dass es nicht allzu lange dauert, bis der volksnahe Bürgermeister auf mich zukommt und einen ganz speziellen Wunsch äußert... (O;
Hier ist der Link zum Bericht:
Meine Püppchen sind auch Therapie
Mittwoch, 7. August 2019
Die Macht des Grals (Gwydion, Band II) ~ Peter Schwindt
Inhalt: Im zweiten Band der Gwydion-Reihe erfährt der jugendliche Held etwas über seine mysteriöse Herkunft, die mit dem Auftauchen eines lang verschollenen Ritters offenbar wird. Dieser folgt Gwyn auf dem Rückweg in sein Dorf, ist aber verwirrt und im Fieberwahn. Als Gwyn zuhause ankommt, leisten er und seine Schwester Muriel Erste Hilfe, doch schon bald wird klar, dass nur ein versierter Heilkundiger den Ritter retten kann: Merlin auf Camelot. Also macht sich Gwyn wieder auf den Weg dorthin, denn das Schicksal des Ritters lässt ihn nicht kalt. Der stellt sich bald als der legendäre Lancelot vom See heraus, der geschlagene vierzehn Jahre auf der Suche nach dem Gral war und unterwegs nicht nur seine Aufgabe, sondern auch das Gedächtnis verloren hat.
Gwyn, der jetzt Merlins Schüler ist, und sein Freund Rowan werden von Merlin beauftragt, Medizin und Kräuter bei einer Wald- und Wiesenzauberin zu besorgen, um Lancelots Überlebenschancen zu sichern. Doch Artur ist nicht erfreut, seinen einstigen ersten Ritter und besten Freund wieder an der Tafelrunde zu wissen und lässt den Rat einberufen. Mit Ausnahme von Sir Kay - Rowans Vater und Arturs Milchbruder - und Artur selbst, stimmen die Ritter für eine Wiederaufnahme.
Der genesende Lancelot muss eine Bewährungsprobe bestehen, bei der ihm Gwyn als neu zugeteilter Knappe unerwarteterweise unter die Arme greift. Und es scheint, dass er mit seinem Auftauchen nicht nur einen Keil zwischen den König und seine Gemahlin treibt (das Verhältnis zwischen Lancelot und Gwynivere ist hier nur - fürs Erste - Nebensache), sondern ein Geheimnis am Wirken ist, das den Leser neugierig auf den dritten Band macht...
Meinung: "Die Macht des Grals" fand ich noch spannender und aufregender als "Der Weg nach Camelot." Ich musste mich zwar wieder erst an das Methusalem-Alter der Tafelrunde und an einen gebrechlichen Lancelot gewöhnen, doch Peter Schwindt versteht es, die Sage mit eigener Interpretation so unterhaltsam zu gestalten, dass ihm die für mich etwas übertrieben betagten Ritter verziehen seien. Schließlich wird das hohe Alter in den Folgebänden wohl noch erklärt bzw. aufgeklärt. Hoffe ich zumindest.
Schön zu lesen waren die Beziehungen zwischen den Protagonisten, und auch das Mystische im Wald und auf der lange verlassenen Burg, auf der der Geist eines uralten britannischen Königs seiner Erlösung harrt, hat mir gut gefallen. Der junge Gwyn entpuppt sich zusehens als Visionär und Merlin ebenbürtig, nicht nur, weil der ihm durch Aileens Zofe Katlyn Zugang zum Lesen und Schreiben verschafft. Obwohl die Teenager-Romanze mich nicht so wirklich anspricht, hoffe ich sehr, dass Gwyn mit der etwas unscheinbaren Katlyn zusammenkommt und nicht der oberflächlichen Prinzessin erliegt, für die nun Gwyn der Held ist und die ihren versprochenen Rowan ohne Wimpernzucken in den Wind schießt. Das wird sich vermutlich rächen.
Arturs eher düstere Rolle in dem Ganzen ist mir übrigens immer noch rätselhaft. Aber irgendwie macht das direkt den Reiz der Figur und der Handlung aus.
Fazit: Wieder ein großes Lesevergnügen für Jung und Junggebliebene, vor allem denen, die sich ein bisschen mit der Artus-Sage auskennen und ihre Helden von einer Seite erleben, die ein völlig anderes Licht auf sie wirft. Originell und auf jeden Fall fünf Sterne wert.
Bewertung:
Sonntag, 28. Juli 2019
Der Weg nach Camelot (Gwydion, Band I) ~ Peter Schwindt
Von Anfang an empfindet man Sympathie mit dem jugendlichen Protagonisten Gwyn, dem Schweinehirt aus Cornwall, dessen sehnlichster Wunsch es ist, Ritter zu werden und in der legendären Tafelrunde zu dienen, die jeder eigentlich nur für ein Märchen hält. Es ist erstaunlich, wie häufig der Ausgangspunkt dieser Geschichten sich ähnelt und was jeder Autor nach seiner eigenen Phantasie daraus weiterstrickt.
Inhalt: Als Gwyn eines Abends vom Schweinehüten nach Hause kommt, findet er sein Dorf verwüstet vor. Die Sachsen haben seine Familie überfallen, zu der außer Gwyns Vater sein älterer Bruder Elwin und Schwester Muriel gehören. Elwin wird den Hof erben, also stiehlt sich Gwyn heimlich fort, da es ihn ohnehin in die weite Welt hinaustreibt. Unterwegs begegnet er dem alten und etwas tollpatschigen Humbert Llwanwick, der einst davon träumte, einer von Artus' Gefolgsleuten zu werden, jedoch in Ungnade fiel.
Gwyn schließt sich ihm mehr oder weniger freiwillig als Knappe an und erlebt Abenteuer, die ihn manchmal wünschen lassen, zu seinem geruhsamen Leben als Bauernbub zurückkehren zu können. Welcher Wunsch ist wohl stärker, nachdem er sich am Ziel seiner Träume glaubt, nämlich an Artus' Hof Ruhm einzuheimsen und dessen Enkelin Aileen zu gewinnen? Und was hat Ritter Humbert mit Gwyns verstorbener Mutter Valeria zu tun, deren Namen er in seiner Todesstunde rief? Kann der böse Mordred, der in dieser Reihe Vater einer Tochter ist, daran gehindert werden, den Untergang Camelots herbeizuführen und somit das bedrohte Britannien wieder in die Dunkelheit stürzen?
Meinung: "Der Weg nach Camelot" von Peter Schwindt ist der Auftakt zu einer vierteiligen Reihe, die man auf jeden Fall an einem Stück lesen sollte. Denn in Gwyns jungem Leben gibt es einige Geheimnisse, die im ersten Band aufgerollt, aber nicht gelöst werden. So kann ich es kaum abwarten, zu erfahren, was es mit Ritter Llanwick und Valeria auf sich hat. Das Rätsel um Gwyns Einhorn-Medallion scheint mir da weniger knifflig, obwohl sich der Zauberer Merlin in der Hinsicht sehr bedeckt gibt.
Das Buch ist spannend und jugendgerecht geschrieben, wobei letzteres mich teilweise etwas gestört hat, etwa wenn Gwyns Knappenkameraden sich betont schnippisch und männlich geben oder die toughe Aileen auf Mordreds schwerfälligem Schlachtross das sächsische Heer austrickst. Aber Schwamm drüber, Großmäuligkeit und weiblicher Heldenmut sind bei (literarischen) Teenagern schließlich keine Seltenheit. Gut gefallen hat mir Gwyn, der eigentlich immer besonnen handelt und sich nicht ins Bockshorn jagen lässt.
Ein Wermutstropfen, der mich allerdings nicht davon abhält, den zweiten Band in Angriff zu nehmen, ist die Tatsache, dass Artus bereits ziemlich alt sein muss bzw. Gwyn nicht einmal wusste, dass der König noch lebt. Ich mag die Vorstellung eines jungen, frischen Königs, der erst später altern darf, wenn die Reihe sich dem Ende zuneigt.
Allerdings hat es damit sicher auch etwas Mysteriöses auf sich. Vielleicht haben Artus und seine Tafelrunde noch eine zweite Chance erhalten und doch bereits den heiligen Gral sichergestellt, der Ewiges Leben verheißt. Das und mehr gilt es nun herauszufinden.
Bewertung:
Mittwoch, 12. Juni 2019
Verlosung meiner "Kurzen" als Print bis zum 19. Juni
Vielleicht sind die LeserInnen ja zu höflich, um Kritik zu üben, aber solange die nicht grundlos ist oder superpersönlich wird (was ich auch schon erlebt habe), ist es vollkommen in Ordnung, auf etwas hinzuweisen, das einem nicht so gut gefallen hat. Der umgekehrte Fall ist natürlich wünschenswert. Wie schön ist es für Autoren, wenn die Begeisterung für ein eher unbekanntes Buch nicht nur im stillen Kämmerlein stattfindet. Auch das ist schon vorgekommen, wenn auch eher selten.
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*Klick* zum Vergrößern |
Oder meine Romane liegen vergessen auf den SUBs, die - wie wir ja wissen - oft die gefühlten Ausmaße eines Mount Everest haben. Ich warte nicht mehr auf Rezensionen auf dem großen A oder in einschlägigen Blogs und Foren, nachdem mir klar wurde, dass sich damit viele LeserInnen unter Druck gesetzt fühlen. Eine Rückmeldung an mich als Autorin wäre nett. Das kann auch ein kurzer Kommentar auf dem Blog oder bei Facebook sein.
Ich hoffe, das klang jetzt nicht miesig oder negativ. Denn schließlich meine ich es gar nicht so und wünsche mir viele Interessierte an meinem kleinen Gewinnspiel. (O:
Was müsst ihr tun, um teilzunehmen? Wählt ein Buch aus dem Bild aus und schreibt mir in der Kommentarfunktion, warum ihr es lesen möchtet. Infos und Leseproben zu den Büchern findet ihr z. B. auf meiner Homepage.
Am 19. Juni um 19.00 Uhr wirbelt dann die Glücksfee und benachrichtigt den Gewinner. Eure Daten werden nicht gespeichert und nur zum Zweck des Gewinnspiels verwendet, gehen also nicht an Dritte.
ACHTUNG: Verlost wird *ein* Buch an den Gewinner mitsamt der Goodies, nicht alle Romane auf dem Foto.
Dienstag, 30. April 2019
BUGA 2019 Bundesgartenschau in Heilbronn
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Karl, das unbeliebte Maskottchen |
Gestern haben wir spontan einen Familienausflug nach Heilbronn zur Bundesgartenschau geplant, und ich war fast närrisch vor Freude. Die eher negative Publicity und den Boykottaufruf aufgrund fahrlässig ertrunkener Entenküken und dem für viele Leute grotesken Gartenzwerg Karl kann ich nicht nachvollziehen. Natürlich ist das mit den Entchen tragisch und hätte vermieden werden können, aber ganz ehrlich, mit Absicht ist es bestimmt nicht geschehen, und den kleinen Karl-Kerl in verschiedenen Variationen im Gelände fand ich recht niedlich.
Vielleicht waren aber auch die doch recht saftigen Eintrittspreise, der Montag und das durchwachsene Wetter schuld am geringen Publikumsverkehr. Aber gerade darum und weil wir als Familie endlich mal wieder etwas gemeinsam unternommen haben, war der Tag etwas Besonderes für mich. Von 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr gab es wogende Blumenmeere, riesenhafte Wüstenkakteen, Gartenzwerge im Materialmix und verschiedene Ökosysteme und neue Technologien nach dem Vorbild der Natur zu bestaunen. Selbst als Kaiser konnte man auf dem hölzernen Thron posieren oder sich auf dem Kletterspielplatz tummeln.
Die Genussmeile musste natürlich auch abspaziert werden, nur um dann festzustellen, dass man in der alten Reederei am Anfang der Meile lieber mal schwäbische Spezialitäten wie das "Böckinger Feldgschrei" ausprobiert hätte. Das entpuppte sich ein bisschen als Enttäuschung, denn das Wurzelgemüse mit Spätzle und Rindfleisch wurde in einem bedienunfreundlichen Einweckglas serviert (man kann's auch übertreiben mit der sprichwörtlichen Sparsamkeit).
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Ein Highlight. Kakteen wie im Südwesten der USA. |
Das ist allerdings mein einziger Kritikpunkt, und irgendwie war es dann doch ganz originell und witzig, sobald man sich daran gewöhnt hatte. Geschmeckt hat es auch, und das ist ja die Hauptsache. Immer wieder stießen wir auf Ruheoasen wie Strandkörbe (wo leider kein Cappuccino serviert wurde), gewaltige Ruhekissen auf den Rasenflächen und Hängematten. Schön war auch die Markthalle, in der exotische Gewächse und Verkaufsläden untergebracht sind.
Entzücken rufen natürlich die Dauergäste hervor. Und zwar nicht unbedingt die menschlichen Bewohner inmitten des Geländes in unterschiedlich gestalteten "Riesenbienenkörben", die eine Art isolierte Stadt bilden und wohl das Wohnen der Zukunft sind, sondern die vielen Enten, Gänse und Schwäne, die nun mit ihrem Nachwuchs umherwatscheln und sich von den Besuchern scheinbar nur wenig bis gar nicht gestört fühlen.
Die BUGA in Heilbronn findet noch bis Mitte Oktober statt. Ich würde es jedem empfehlen, ob Blumenfreund, mit Familie oder Single. Auf keinen Fall die Kamera vergessen. Und den pinkfarbenen Karl als Schlüsselanhänger. Wetten, dass der irgendwann Kult ist?
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Auch Papa kommt auf seine Kosten: Schippern im Schiff-Shuttle. |