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Montag, 15. Mai 2017

Mads Mikkelsen "Die Jagd" (Jagten), 2012, von Thomas Vinterberg

Diesen Film habe ich mir mehrmals angesehen, auch in der Originalsprache Dänisch. Er wurde mehrfach prämiert, hat tolle Darsteller und erzählt eine ungewöhnliche Story mit ungeschönter Offenheit, und dennoch hat man als Zuschauer das Gefühl, nicht recht zu wissen, wie man den Film bewerten soll. Ich versuche es trotzdem.




Inhalt: Der 42-jährige Lukas lebt geschieden von Frau und Sohn in einem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt. Es wird gerne Hygge gemacht, das Geheimrezept der glücklichen Dänen. Man trifft sich, lacht und trinkt miteinander und macht allerhand Blödsinn. Einer Arbeit geht Lukas neben Hygge natürlich auch nach: er ist Kindergärtner, nachdem die Schule, an der er unterrichtet hat, schließen musste. Seinen neuen Job liebt er und ist mit ganzem Herzen dabei. Vielleicht ein bisschen zu sehr, denn Clara - Tochter seines besten Kumpels Theo - verliebt sich in ihn. Sie macht ihm Geschenke und küsst ihn während einer ausgelassenen Spielrunde auf den Mund. Lukas stellt sie zur Rede, doch die Kleine ist beleidigt und hat außerdem einen großen Bruder, der mit einem Freund Internetpornos guckt. Das macht schlau. Sie erzählt der Kindergärtnerin Grethe etwas, das dem gutmütigen Lukas keiner zugetraut hätte. Die allmähliche Ausgrenzung und die oft handgreiflichen Drohungen der übrigen Bewohner scheinen berechtigt zu sein, als alle anderen Kinder plötzlich von ähnlichen Erfahrungen berichten. Hündin Fanny muss dafür mit dem Leben bezahlen, und das ist erst der Anfang.

Nur sein heimlich zu ihm ziehender Teenager-Sohn und dessen Patenonkel halten zu ihm und lassen sich von der allgemeinen Feindseligkeit nicht einschüchtern. Nachdem Lukas in U-Haft genommen wird, stellt sich heraus, dass das Haus, in dem er die Kinder missbraucht haben soll, keinen Keller hat, obwohl der von jedem Kind detailiert beschrieben wird. Aber ist das der Beweis für Lukas' Unschuld? Und wem glaubt man mehr? Einem Erwachsenen, der seine Unschuld beteuert, oder einem Kind, das sich schließlich aus Scham oder Angst nicht mehr erinnern kann und als Missbrauchsopfer betrachtet wird, selbst wenn es eingesteht, eine Dummheit erzählt zu haben?

Meinung: Wie bereits erwähnt, ist das Thema des Films eines, das Beklemmung hinterlässt und zum Nachdenken anregt. Nicht, weil Mads Mikkelsen als Lukas einfach gnadenlos sympathisch ist oder man die kleine Clara gern schütteln möchte, was nicht einmal der Fall ist. Sie erzählt eine Lüge, über deren Konsequenzen sie sich nicht bewusst ist; und wie sollte sie? Als sie später versucht, es wiedergutzumachen, verrennt sie sich dabei noch mehr.





"Die Jagd" ist kein Plädoyer für unschuldige *Täter* in einer ähnlichen Situation wie Lukas. Denn vielleicht hätte sich dann am Ende alles aufgeklärt und alle könnten sich wieder hyggelig zusammensetzen und die Sache vergessen. So aber leidet man mit Lukas und fragt sich während des gesamten Films, wie man sich an Stelle der Eltern verhalten hätte. Lukas jedenfalls erlebt die totale soziale Ausgrenzung, und das Misstrauen, das ihm seit der Geschichte mit Clara entgegenschlägt, bleibt. Kein noch so überzeugendes Argument oder Indizien seiner Unschuld können sein Stigma als vermeintlicher Kinderschänder ausradieren.

Der Schluss, der zeitlich zehn Monate nach seiner Anklage und Freilassung angesetzt ist, zeigt Lukas als stolzen Vater, der seinem Sohn zu dessen Reife eine Jagdflinte schenkt - ein Anlass, der, ganz im Zeichen von Hygge, ausgiebig gefeiert wird. Alles ist wieder gut: die Freundin ist zurückgekehrt, Lukas' Ruf wiederhergestellt. Scheinbar zumindest. Doch die jahrzehntelange Freundschaft zwischen Lukas und Theo und Hygge gehören der Vergangenheit an.

Fazit: Ein unter die Haut gehender, aber schwer verdaulicher Film mit grandiosen Schauspielern zwischen fünf und fünfzig, und ein ungewöhnlich sensibler und verletzlicher Mads Mikkelsen. Auch die schönen Bilder und der Soundtrack überzeugen. Trotz des sich nie einstellenden Hygge-Gefühls vergebe ich die volle Punktzahl.





Freitag, 5. Mai 2017

Die Püppchen-Mama im Fangirl-Himmel

Fans der US-Serie "Turn - Washington's Spies" werden meine Aufregung verstehen, wenn sie sich die Fotos im Beitrag ansehen und die Abenteuer meines kleinen Major John André halbwegs verfolgt haben, der mittlerweile sogar einen eigenen Twitter-Account hat, auf dem er von seinen Reisen berichtet.

"Gotcha!"

Unter anderem besucht er mit seiner Adoptivmama Holly des öfteren die Drehorte der Serie in Colonial Williamsburg und ist dort bereits zu einem den Schauspielern fast ebenbürtigen Bekanntheitsgrad aufgestiegen.

Am ersten Mai sind beide wieder dorthin gefahren in der Hoffnung, ein paar der Hauptdarsteller zu treffen, die gestern den allerletzten Drehtag hatten. Die lange Wartezeit wurde belohnt: nach zwei Stunden trafen His Excelleny George Washington (Ian Kahn) ein, sein Adjutant und André-Gegenspieler Ben Tallmadge (Seth Numrich), dessen Kumpel Caleb Brewster (der sehr herzliche Australier Daniel Henshall, der sein Püppchen-Doppelgänger über Twitter kennengelernt hat) und später auch der John André-Kollaborateur Benedict Arnold (Owain Yeoman).


"Haven't seen that one before, have I?"

 Eigentlich war ich nie wirklich ein Fan von Ben / Seth - irgendwie war er mir zu glatt und zu hübsch - aber seit dem Selfie oben bin ich es! Denn kaum hatte er das Püppchen entdeckt und als John André erkannt, riss er es der völlig überrumpelten Holly aus der Hand, nahm sein Smartphone und schickte ein Foto von sich und dem kleinen Major an seinen leider seit Staffel 3 nicht mehr anwesenden Kollegen JJ Feild!!! Dieses Selfie wurde danach noch einmal von Hollys Smartphone aufgenommen, damit die Fans und natürlich meine Freundin auch etwas davon haben.

Ich habe fast geheult vor Rührung, als Holly es mir erzählt hat... alle waren begeistert und entzückt von meinem kleinen Major, der ja nun fast am Ziel seiner Reise war, nämlich seinem großen Vorbild vorgestellt zu werden. Das beweisen auch die Fotos, die ich mit freundlicher Genehmigung von Holly hier poste.


"Phew! I'm safe. Holly won't let him capture me again."


Schon ziemlich verrückt, denn ich habe nicht wirklich daran geglaubt, dass die Schauspieler mal mit einer meiner "Turn"- Kreationen auf Tuchfühlung gehen. Wenn ich die Bilder betrachte, regt sich schon ein bisschen Stolz auf meine Arbeit und Bewunderung für meine Freundin, die als Besitzerin meines Püppchens zur Premiere der vierten und letzten Staffel gehen wird und sich das Treffen mit den Stars mehr als verdient hat!


"Pointing with fingers is not polite, General."

Holly und der kleine Major setzen auf jeden Fall ihre Reisen ins historische Amerika fort, wobei André demnächst vermutlich einen Zwischenstopp in Europa machen muss, um sich divenmäßig die kunstvolle Frisur richten zu lassen, die nach zwei Jahren Sturm- und Drangzeit doch etwas in Unordnung geraten ist. Eigentlich hatte ich ihm auch angeboten, sich ein bisschen mehr herauszuputzen, nachdem er nun so berühmt ist, aber er meinte, Abzeichen und Epauletten seien ihm auf seiner abenteuerlichen Mission nur hinderlich.


"Look at that sneaky traitor smile!"


Beim Klick auf den Link unten erhaltet ihr mehr Informationen über die Serie. Amazon Prime-Kunden (zu denen ich nicht gehöre, *sniff*) können die gesamte Staffel anschauen und sicher meine und Hollys Faszination für den britischen Gentleman-Spion Maj. John André verstehen... ich hoffe ja immer noch, dass trotz des immer beliebter werdenden Streamings die Serie hierzulande komplett auf DVD und Blu Ray erscheint.


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