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Freitag, 12. Oktober 2018

"Fairlight" Testexemplar zu gewinnen!

Jüngste Aufräumarbeiten haben sie an den Tag gebracht: frühe Korrekturausgaben meiner Romane oder solche, bei denen nachträglich das Cover geändert wurde, weil ich das vorige nicht ganz passend fand. Ein solches Exemplar ist "Fairlight", die Geschichte einer dekadenten Landadelsfamilie in Mittelengland zu Beginn des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt, vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs.


*Klick*


Bis auf ein paar kleine Mängel bezüglich der Orthografie und wenige Szenen, die "zu viel des Guten" waren, unterscheidet sich der Inhalt nicht wesentlich von der Endfassung, auf der nun ein Gemälde des Landschaftsmalers John Constable zu sehen ist, das mir sehr viel besser gefällt.

Daher verlose ich die auf den Fotos abgebildete Ausgabe bis zum 22. Oktober an alle, die Interesse haben an einer  düsteren, geheimnisvollen und auch psychologischen Geschichte über vier Brüder, die nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen... eine Karte mit den original Flower Fairies von Mary C. Barker lege ich bei. Das Buch selbst ist in gutem Zustand. Es hat keine Altersempfehlung, doch da es einige recht delikate Themen und auch Erotikszenen beinhaltet, würde ich es nicht als Jugend- oder Feelgoodbuch bezeichnen.


*Klick* um den Klappentext zu lesen


Wer am Gewinnspiel teilnehmen möchte, schreibt bitte in den Kommentarbereich unter dem Beitrag. Ein knackiges "Bin dabei!" oder *indenLostopfhüpf* genügt schon. Schön wäre eine Begründung, warum ihr "Fairlight" lesen wollt; sie ist aber kein Muss. Der Gewinner wird über E-mail benachrichtigt.

Wichtig: Ich versende deutschlandweit, nicht ins Ausland. Eure E-mail-Adresse wird nur zum Zweck des Gewinnspiels gespeichert und geht nicht an Dritte.

Jedem Teilnehmer wünsche ich viel Glück! 🍀🍀🍀



Mittwoch, 3. Oktober 2018

Leseprobe "Ein Spiel zu viel" (I)

Seit Raphael Blake, ehemaliger Inspector bei Scotland Yard, zwei geheimnisvolle junge Männer in sein Haus eingeladen hat, ist es vorbei mit dem beschaulichen Landleben.


Pixabay, PublicDomainPictures

Leseprobe: 


Im Allgemeinen schlief Orest nach dem Genuss eines medizinischen Cocktails traumlos und lange. Es verwunderte ihn daher nicht, gegen Mittag eine hastig gekritzelte Nachricht von Irving auf dem Tisch vorzufinden, in der er ihm mitteilte, dass sie zum See gefahren seien auf der Suche nach Abkühlung. Wenn er Lust hätte, könne er nachkommen, aber ihm persönlich wäre es lieber, er würde bei Mr. Blake ‚nach dem Rechten schauen. ‘
Nach einem erfrischenden Bad lechzte er förmlich und fühlte nichtsdestoweniger eine unerklärbare Angst in sich aufsteigen, als er den gestrigen Tag Revue passieren ließ. Zuerst Galens Anfall und die sonderbare Art, wie er Mr. Blake abgefertigt hatte, dann Irving mit seinen Vermutungen... er wäre nicht in der Lage, ihnen heute so früh zu begegnen, vor allem nicht Irvings fragender Miene.
Auf Mr. Blake dagegen freute er sich; er konnte selbst nicht begreifen, weshalb. Flugs stieg er in seine Beinkleider, knöpfte das Hemd zu, das er Mr. Blake schuldete und verließ das Wirtshaus ohne Frühstück. Mrs. Langrish rief ihn energisch zurück, sie hatte ihm auf Irvings Geheiß ein Lunchpaket geschnürt. Orest bedankte sich pflichtbewusst, um sich anschließend ohne weitere Verzögerung auf das Fahrrad zu schwingen, das vor dem Haus noch so verdreht dalag, wie Galen es verlassen hatte. Mit fremden Gütern ging er nicht besonders sorgfältig um, dann aber auch nicht mit seinen eigenen Sachen, was der Grund dafür war, dass er nicht viel mehr sein eigen nannte als die Fetzen auf seinem Leib. Reichtum verdirbt den Charakter, zitierte er oft, wenn man ihn darauf ansprach.

Bevor er auf dem Gehöft eintraf, ahnte er, dass etwas geschehen war, das die Bürger und Nachbarn in Unruhe versetzte; Bauern und einfache Bürger rotteten sich auf der Straße zusammen und vertieften sich in hitzige Debatten. Mehrmals schnappte er den Namen Raphael Blake auf, war jedoch zu schüchtern, sich durch die Gruppe zu winden und der Sache auf den Grund zu gehen. Die vage Befürchtung, ihm könne etwas geschehen sein, löste Panik in ihm aus, und so radelte er halsbrecherisch weiter.
Er lehnte das Rad an die Hauswand und erklomm die Stufen. Vor der Haustür prallte er zurück: Rotbraune Markungen strotzten wie Artefakte auf dem alten Holz, auch der Türgriff war voll klebriger Farbe. Einen Moment überfiel ihn die Reminiszenz an den Auszug aus Ägypten und das Pessachfest, das anlässlich der Verschonung der israelitischen Sklaven gefeiert wurde. Um zu unterscheiden zwischen ihnen und den Tyrannen, hatte Gott die Haustüren seines Volkes mit Blut gekennzeichnet, nur schien es in diesem Fall auf perverse Weise umgekehrt.
Der gepflasterte Hinterhof war gesäubert worden, aber wenn man genau hinsah, konnte man rote Farbe in den Ritzen zwischen den Steinen erkennen. Der Besitzer war nirgends zu sehen. Überhaupt schien das Anwesen wie ausgestorben; kein Blöken, Gackern oder Wiehern begrüßte ihn, die Stille tat beinahe weh.
All seine Sinne geschärft, wagte er es eigenartigerweise nicht, Mr. Blake zu rufen. Während er den Zaun passierte stutzte er abermals. Das bis zur trockenen Erde abgeäste Gras war ebenfalls mit Farbe beschmiert; Schwärme von Mücken fielen darüber her. Da erst dämmerte ihm, dass es sich nicht um Farbe, sondern um eine biologische Flüssigkeit handelte, die auf dem gesamten Grundstück in Spuren verteilt war. Bestürzt drückte er die Hand auf den Mund, sein anderer Arm ruderte, als er einer Ohnmacht nahe das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Sie hatten Mr. Blake etwas angetan! Wie hatte er nur so leichtgläubig Irvings Trank akzeptieren können. Mit Logik war ihr Plan rasch zu durchschauen, doch bar jeglicher Beweise würden sie davonkommen: Heimlich hatten sie sich in den Morgenstunden aufgemacht und ihn zu Tode gefoltert, danach spülten sie die Indizien mit dem brackigen Wasser eines Badesees fort. Aufgrund der Hitzewelle schöpfte keiner Verdacht, der sie planschen sah. Aber warum hatten sie Galen mitgenommen? Hatte Irving ihn letztendlich doch eingeweiht, weil er ihm am Tag zuvor eventuell ein Geständnis abgepresst hatte, wo er und Orest gewesen waren? Galen war bei seinen Freunden als äußerst skrupellos bekannt, an Ausdauer und Kampftaktik Irving weit überlegen. Anders als dieser bezeichnete er sich nicht als Gentlemankämpfer, der weder kratzte noch biss und die Regeln einer Prügelei respektierte. Wenn Galen rang, dann mit dem gesamten Körpereinsatz; der Gegner, der sich zuvor über seine Schmächtigkeit mokiert hatte, besaß von vorneherein nicht den Hauch einer Chance, unabhängig von seiner Konstitution.
Aus dem Stall näherte sich eine Gestalt, die er aus den Augenwinkeln nur als Schatten registrierte. Instinktiv begann er Luft zu holen, um einen Schrei auszustoßen, als die Silhouette hinter ihn trat, welche ihm grob den Mund verschloss und ihm den Arm um die Mitte legend ein Stück vom Boden hievte.
„Schschscht... nicht schreien, mein Junge.“ Das sonore, leicht nuschelnde Organ war nicht Irvings und auch nicht Mr. Blakes, er verrenkte die Augäpfel und erhaschte einen enormen Nasenrücken wie einen Erker in einem schwammigen Gesicht hervorspringen. Sobald der Reverend Orests erlahmenden Widerstand registrierte, ließ er ihn herunter. Aufgeregt kippte Orests Stimme über, als er zu sprechen begann.
„Mr. de Vere... Reverend. Was ist passiert? Wo ist Mr. Blake?“
De Vere schüttelte den Kopf. „Beim Abdecker, ein paar Lämmer entsorgen.“
Ein Stein fiel Orest vom Herzen. Er lebte, und er hatte Schafe geschlachtet. Das Natürlichste der Welt für einen Farmer. Eimer und Putzlumpen aufnehmend beachtete de Vere ihn nicht weiter und machte Anstalten, den Hausaufgang zu reinigen. Orest stiefelte hinterher, obwohl der Mann nicht harmloser wirkte als bei ihrer ersten Begegnung.
„Wann wird er wiederkommen?“
„Bald. Er ist seit fünf Uhr auf den Beinen. Der arme Mann. Als hätte er es nicht schon schwer genug... heute Nacht hat irgendein Verrückter einige der Lämmer abgeschlachtet und ein wahres Blutbad angerichtet. Überall hat er es hingeschmiert, wie in einem grässlichen Hexenritus. Unter den Kadavern waren auch Tiere, die ihm anvertraut wurden. Das ist das Schlimmste an der Sache.“ Während er das sagte, verschmälerte er die Augen in einer Weise, die Orest glauben ließ, er verdächtige ihn dieser Aktion. Ganz falsch lag er damit wohl nicht; er war sich fast hundertprozentig sicher, dass Irving dahintersteckte. Indigniert wich er einen Schritt zurück; de Vere schrubbte die Klinke und hatte ihn zu diesem Zweck grob geschubst. Da er ihn jetzt nicht ansah, tastete sich Orest weiter vor.
„Wird die Polizei davon erfahren?“
„Wenn es nach mir ginge, schon. Mr. Blake will jedoch keinen unnötigen Wirbel veranstalten; er meint, wenn es bei einem einmaligen Ereignis bliebe, würde er davon absehen. Er ist viel zu milde, wenn Sie mich fragen. Dieses Pack rechnet doch mit seiner Untätigkeit.“
In diesem Augenblick bog Mr. Blake um die Hausecke, er sah müde und verzweifelt aus. Orest wandte sich um, plötzlich zappelig vor Angst. Nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt bohrte Blake die Hand in seine Schulter, seine Finger brannten wie glühendes Eisen und dirigierten ihn in Richtung der Straße.
„Ich will Sie nie mehr auf meinem Grundstück sehen.“
„Warum?“ quiekte Orest, er erkannte seine eigene Stimme nicht wieder. Blake nickte de Vere zu. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden...“
„Sie können gehen, Reverend. Ich muss ein Wörtchen mit meinem neuen Freund reden.“
Devot deutete der Geistliche einen Diener an und verschwand von der Bildfläche. Auch ihm schien Blake Respekt einzuflößen. Steif und merkwürdig kleinlaut wie ein armes Sünderlein stand Orest vor Mr. Blake. Etwas verständnisvoller als eben bat dieser ihn ins Haus.
Drinnen goss er ihm eine Tasse schwarzen Kaffees ein, der auf dem Herd vor sich hingeköchelt hatte und bereits einen angebrannten Nachgeschmack nachwies, aber Orest war dankbar für eine Tasse des starken Gebräus.
„Sicher hat Ihnen de Vere mitgeteilt, was geschehen ist. Ich habe hier keine Feinde, darum glaube ich, dass der Täter jemand von außerhalb sein muss. Ich wollte Sie nicht belasten, aber es ist schwer zu begreifen, weshalb jemand so etwas Sinnloses und Barbarisches tut. Ich weiß nicht, aus welchem Grund... wissen Sie, zuerst glaubte ich, es sei etwas Persönliches, doch ich bin mit keinem der Nachbarn zerstritten. Im Gegenteil, sie sind alle sehr hilfsbereit. Und selbst wenn ich Ärger hätte, gäbe es andere, vernünftige Maßnahmen, ihn aus der Welt zu räumen. Folglich muss ein Irrer sein Unwesen treiben. Das könnte für die umliegenden Gehöfte böse Konsequenzen haben.“
Orest zog einen Stuhl hinter sich, ohne Mr. Blake aus den Augen zu lassen. Trotz seines miserablen Gefühls bezüglich Irvings gedachte er sich zu vergewissern, dass Mr. Blake nicht ihn für den Täter hielt. Es war ihm auf einmal wichtig, das zu beweisen
„Was ist mit Ihrem Hund? Hat er gar nichts bemerkt?“
Zeichen innerer Abgekämpftheit spiegelten sich in Blakes Grimasse, und er massierte seine Nasenwurzel. Orest bewunderte seine Ruhe.
„Meist lasse ich ihn oben auf den Moorweiden, wo er dringender gebraucht wird. Hier sind die Tiere eigentlich in Sicherheit. Wir sind mitten im Dorf; normalerweise kein Ort, an dem Verbrecher ungehindert operieren können. Der Täter muss etwas vom Schlachten verstehen und die Tiere sofort getötet haben; ich habe keinen Laut gehört. Er hat ihnen professionell die Kehlen durchtrennt und sie ausbluten lassen.“
Orest zog unbehaglich die Schultern zusammen, er fühlte sich schuldig. Eines war klar: Irving machte reinen Tisch, wie es seine Gewohnheit war. Schächten konnte er, darin hatte er es als Metzgergeselle zum Meister gebracht wie auf jedem Gebiet. Die Anekdoten, die er ihm zu Dutzenden im Detail erzählt hatte, wenn er abends nach Hause kam, hatten Übelkeit und Appetitlosigkeit in dem kleinen Bruder hervorgerufen, was Irving in seinem Eifer, den Meister an Geschick zu übertreffen, ganz und gar nicht verstehen konnte. Falls es gekonnt ausgeführt wurde, litten die Tiere entgegen der weitläufig verbreiteten Ansicht nicht, sondern waren sofort tot. Was daran abstieß, war einzig das Blut, das aus religiösen Gründen abzufließen hatte. Als der Meister erfuhr, dass sich sein Stift im Schächten übte, feuerte er ihn fristlos.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Wir wollten den Zaun streichen. Galen kommt nicht, aber ich kann es auch alleine tun.“
„Das ist nett, aber nicht nötig. Ich werde mir Zeit lassen und nachdenken. Es ist nicht so einfach, jetzt zur Tagesordnung überzugehen. Wo ist Ihr Freund?“
„Ihm geht es heute nicht gut“, log er, aber dann wiederum wusste er ja nicht, ob es nicht doch stimmte; schließlich hatte er heute noch keine Gelegenheit gehabt, sich nach Galens Wohl zu erkundigen.
„Schade.“ Echtes Bedauern lag in diesem Wort. „Bestellen Sie ihm Grüße.“