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Mittwoch, 24. Dezember 2014

Alle Jahre wieder...


Derzeit befindet sich mein Blog im Winterstarre-Modus, wofür ich mich bei all meinen Lesern und Freunden aufs Zerknirscheste entschuldige. Es klingt paradox, aber in der Weihnachtszeit ist bei mir einfach nicht viel passiert - zumindest nichts, was es wert wäre, mit der Öffentlichkeit zu teilen. Nach dem Besuch des schockierenden Hobbits verliefen die Tage mehr oder weniger gleich - ohne Schnee, mit viel Sturm und einige davon sogar ohne Internet.





Halt! Eine tolle Überraschung gab es doch in den Adventstagen: Auf Facebook wurde ein Zitat aus "Das Bildnis des Grafen" von Sandra Schmidt auf ihrer Seite "Bruchstücke" veröffentlicht. Eine Bombenidee für Indie-Autoren, wie ich finde. Und es sieht so edel aus mit den Rubik-Würfelstücken. Sandra freut sich über Zuschriften, und so ist beiden Beteiligten - Betreiber der Seite und Autoren - geholfen und sorgt für einen höheren Bekanntheitsgrad. Das ist doch mal ein schöner Grundgedanke, gerade zu Weihnachten.

Womit ich beim Stichwort wäre. Ich möchte es nicht versäumen, allen ein frohes, besinnliches und entspannendes Weihnachtsfest zu wünschen, mit nicht zu viel Völlerei (denkt an die Figur und an die armen polnischen Mastgänse!), den passenden und lang ersehnten Geschenken und natürlich viel Zeit für euch selbst. Lasst es euch gutgehen zwischen den Jahren und euch mal wieder an Körper und Seele verwöhnen, mit einem Massage-Gutschein bei Mydays.de oder einem Besuch im Erlebnisbad eurer Wahl mit sämtlichen Schikanen - es lohnt sich. Oder lest mal wieder ein gutes Buch. Das wird bestimmt einer meiner Vorsätze fürs nächste Jahr, die ich doch nie einhalte. *schäm*




Und da es dieses Jahr absolut nicht nach weißer Weihnacht aussieht, soll sie zumindest virtuell auf meinem Blog sein. Dieses Bild stammt von 2010 und wurde auf einem meiner Spaziergänge gemacht, erstaunlicherweise kurz vor Weihnachten.

Gern hätte ich - wie letztes Jahr - ein kleines adäquates Gedicht gepostet. Leider bin ich im Selbst-Reimen furchtbar schlecht. Und nachdem das letzte Mal eher besinnlich war, hätte ich ganz gern den komischen Denglisch-Text von Udo Jürgens genommen. Aber das erscheint mir drei Tage nach seinem unerwarteten Ableben heuchlerisch, denn wenn ich ehrlich bin, mochte ich seine Lieder nie. Außer Griechischer Wein. Und wenn überhaupt Schlager / Liedermacher, dann fand ich Reinhard Meys Texte meist spritziger und ergo cooler. Trotzdem geht mit Herrn Bockelmann ein Bruchstück meiner Kindheit. Schlimm war's bei Peter Alexander. Soll ich jetzt leise "Mutti" sagen? (O; Laut jedenfalls wünsche ich


Allen 
Freunden, Followern und Lesern 
ein gesegnetes Weihnachten
und 
viel Spaß und Erfolg
 im Jahr 2015!



Mittwoch, 10. Dezember 2014

"Thorin, die Adler kommen!" Review Der Hobbit ~ Die Schlacht der fünf Heere.

Der dritte Teil der Hobbit-Saga war besser als meine Erwartungen, denn natürlich liest man im Vorfeld Kritiken. Die allgemeine Beurteilung des Films war eher mies, und nachdem mir der Vorgänger schon nicht mehr so gut gefiel wie der erste Teil, bin ich eher missmutig ins Kino geschlichen (das - Oh Wunder! - in der Nachmittagsvorstellung trotz Premierentag nicht einmal voll besetzt war).





Bereit, mich kneifen zu lassen, wenn ich doch anfinge zu plärren, nahm ich mit Popcorn bewaffnet eine vermutete zweieinhalbstündige opulente Langeweile auf mich. Schließlich ist der knuffige Bilbo Beutlin nicht mehr als Staffage in den meisten Szenen, und Drache Smaug verendet schon im Vorspann grässlich zeternd im Feuersee der Stadt Bree.

Was soll da jetzt noch groß passieren, habe ich mich als Mittelerde-Banause gefragt. Ja, ganz ehrlich, selbst jetzt bekomme ich die fünf Heere des Titels nicht wirklich zusammen. Zwerge, Elben, Menschen, Orks, Raketenwürmer...?! Zu viele obskure Gestalten sind da aus der Erde gekrochen und aus Gundalbad als Quelle des Bösen gestürmt.

Aber ich mochte den Film und habe mich wirklich gut unterhalten. Das Gemetzel hielt sich in erträglichen Grenzen, und wenn Legolas als Super Mario an den Füßen einer Fledermaus durch die Gegend schwirrt und mit tänzerischer Eleganz über hinabbrechenden Brückensteinen den bösen bösen Bolg-Ork zur Strecke bringt, guckt frau gerne zu. Auch wenn Elben scheinbar rückwärts altern.

Sein über allem erhabener Vater und Waldelbenkönig Thandruil auf dem Elch wirkte fast albern und irgendwie wie aus diesen PC-Spielen, bei denen man eine Stadt aufbauen oder erobern muss, und auch Thorin auf dem Widder und dessen Cousin Dain auf seiner animierten Wollsau machen keine besonders glückliche Figur. Trotzdem habe ich beim schmerzerfüllten Aufquieken des durchbohrten Reittiers einen Moment lang gegen aufsteigende Tränen ankämpfen müssen. Die arme Sau.

Womit wir beim Thema wären. Ich habe nämlich geplärrt, tatsächlich. Und das merkwürdigerweise an einer Stelle, bei der ich es mir am wenigsten zugetraut hätte.  

ACHTUNG: MEGASPOILER!!!

Alle Mittelerde-Fans wissen ja bereits aus dem kleinen, legendären Kinderbuch von J. J. R. Tolkien, dass die Schlacht der Zwerge um ihren Berg Erebor mit zahlreichen Verlusten - auch auf der guten Seite - verbunden ist. Nicht nur, dass ihr Anführer Thorin sich mit der "Drachenkrankheit" infiziert und dem Wahn anheimfällt, die Zwerge sind auch sonst nicht sehr beliebt. Thranduil zieht sich zurück, nachdem zu viel Elbenblut vergossen wurde, und die Menschen haben genug damit zu tun, ihre eigene Haut zu retten, als die Orks Bree einnehmen. Drei der heldenhaften Zwerge fallen der Schlacht zum Opfer, und, wie ich spitzfindig annehme, ausgerechnet die Publikumslieblinge. Und nicht nur das: mit ihrem Ableben steht auch die blaublütige Linie des erst wieder eroberten Zwergenreichs auf wackeligen Füßen.

Das Ende der Brüder Fili und Kili war schon krass und echt gemein, aber wirklich getroffen hat mich Thorin Eichenschilds erbitterter Kampf gegen den Ork-Anführer und seine letzten weisen Worte an Bilbo Beutlin, der die Schlacht weitgehend verpeilt hat und dann zu spät herbeieilt, um dem schwer verwundeten Zwergenkönig helfen zu können. Das war ein so emotionaler Augenblick, dass ich dachte, ich muss gleich losheulen, um nicht zu platzen (dass ich mich am Popcorn verschluckt habe, ist eine andere Sache und war recht peinlich).

Auch sonst hat mir Thorin gut gefallen und mich überzeugt als einer, der dem Wahnsinn nahe ist und vom Reichtum geblendet und verführt. Und dabei hatte er doch bisher nicht viel mehr zu tun in der Trilogie als schön zu sein und dem wenig schmeichelnden Zwergen-Image zu spotten. Hier hat Richard Armitage mir gezeigt, dass er mehr kann als gut aussehen. Respekt!

Mein Fazit: Sehr viel eindrucksvoller als Teil 2, so gut wie der erste und trotz Überlänge und einiger überflüssiger Handlungsstränge (Tauriel und der Bürgermeistergehilfe Alfred Speichellecker (?)) kurzweilige Unterhaltung, für die man gerne mal einen Abend opfert.

P.S: Es sind doch die Adler! Das fünfte Heer.


Bewertung:




Sonntag, 7. Dezember 2014

Amigurumi allerorten

Ein großes Hobby von mir ist das Häkeln, seit ich es mir vor ein paar Jahren nach vehementer Handarbeitsabstinenz von Nadeln und Wolle wieder selbst beigebracht habe. Der Auslöser dafür waren die aus Japan stammenden aufkommenden Häkelfiguren, die ihre Vorbilder in Manga-Comics und der Super Mario-Welt gefunden hatten. Zu süß waren die, um mich nicht selbst an ihnen zu versuchen.

Mittlerweile habe ich eine ganze kleine Welt voller Amigurumi-Püppchen, für die der Platz bald nicht mehr ausreicht, so dass ich sie hin und wieder auch gerne hergebe. Meinen Etsy-Shop "Tinnef" habe ich vorerst aufgelöst, aber falls jemand ein Maskottchen erwerben möchte, kann er sich gerne an mich wenden.


Tea, Sherlock?


Wenn ich heute an Zeitschriftenauslagen im Bahnhofskiosk vorbeischlendere, sehe ich mindestens drei knallig bunte Hefte mit dem Thema Amigurumi, und es erstaunt mich schon ein bisschen, dass der Boom anscheinend nicht abflaut. Einige dieser Hefte habe ich mir zugelegt, wobei mir das Niedliche an den Figuren inzwischen nicht mehr so sehr gefällt und ich auch eigene Entwürfe herstelle, die zwar im Gros der Anleitung des Rundhäkeln folgen, die aber nach Lust und Laune meinen Stempel aufgedrückt bekommen. Mit zusätzlicher Übung werden die Figuren immer individueller, und ich muss gestehen, ich mag meine Püppchen. Sie sind eigenwillig und entsprechen nicht immer dem Kindchen-Schema mit großen Augen und runden Köpfen wie ihre asiatischen Kollegen aus Nintendo und Comics. Wenn sie es dennoch tun, dann nur, weil ich zu bequem war, sie auf meine Art anzupassen.






Mein Amor, das letzte Werk, finde ich besonders entzückend. Die Anregung dazu habe ich aus einem Heft, mich dann aber entschlossen, ihn anders zu gestalten - nämlich so, wie ich mir einen kleinen frechen Cupido vorstelle. Die tragen keine Windelhöschen, um sich schamhaft zu bedecken und haben ausdrucksvolle und schelmische Kulleraugen statt seelenlose Knopfaugen.




Und weil ich an den Locken *ewig* dran gesessen bin, kommt hier noch einmal ein Foto, auf dem man die ganze Haarpracht und die Flügel sieht.




Ehrlich gesagt, ich war mir ein bisschen unsicher darüber, ob ich ihn mit einem "Zipfelchen" ausstatten sollte. Aber irgendwie schien es mir nach kurzer Überlegung richtig, wenn ich mich so in der Kunst und der menschlichen Anatomie umsehe. Kein Cupid oder Cherub macht einen Hehl aus seiner Geschlechtszugehörigkeit oder trägt einen Lendenschurz, und da mein Amor eindeutig ein Bub ist, sollte er seinen großen Brüdern in nichts nachstehen. (O; Außerdem passt er so besser zu meinen barbusigen Meerjungfrauen, die auch gern ein bisschen angeben und provozieren mit ihren körperlichen Reizen...



Wo ist das Wasser besser und nasser als unter dem Meer...?


Die schönsten und kindgerechtesten Amigurumis hat übrigens die sympathische Ana Paula Rimoli entworfen. Mit ihren Büchern hat mich erst richtig die Lust und Inspiration gepackt, eigene Figuren zu entwerfen. Zu jedem ihrer Amigurumis erzählt sie eine Geschichte und wie sie darauf gekommen ist, gerade dieses Tier oder Püppchen zu häkeln. Es sind nette und ansprechende Bücher, die trotz englischer Sprache auch für Anfänger (im Häkeln und der Sprache) leicht zu verstehen sind.


Montag, 1. Dezember 2014

Schon wieder Weihnachten!

Ich habe versucht, mich ein wenig in weihnachtliche Stimmung zu bringen. Gar nicht so leicht als Weihnachtsmuffel. Und ehrlich gesagt, geglückt ist es mir nicht wirklich. Vielleicht hätte ich mir doch "Last Christmas" kaufen sollen oder die unsagbar grottige neue deutsche Version von Band Aid. Konzessionen bei Weihnachtsliedern mache ich allerdings nur an Dean Martin, den "Little Drummer Boy" und an eine selbst zusammengestellte CD mit viktorianischen Klassikern.

Nein, ich weiß nicht, was das Gedudel und der Heckmeck in den Adventstagen bedeuten soll, und warum man das Fest der Liebe nicht entspannter feiern kann. Geschenke und Konsum, Glitzer und Kerzen und Lametta sind zwar nett anzusehen, aber wenn man es genauer überlegt, landet das Meiste spätestens nach Neujahr im Müll, weil man das zehnte Paar Socken nicht mehr sehen kann oder das Douglas-Parfüm die sexy betörende Muskatnote vermissen lässt. Von Herzen werden Geschenke doch eigentlich selten ausgesucht - Hauptsache, keiner in der Verwandtschaft und im Bekanntenkreis kommt zu kurz. Man könnte ja beleidigt sein oder für das kommende Jahr die Freundschaft aufkündigen.


Unser aufgehübschter Adventskranz


Seit einigen Jahren schenke ich nichts mehr zu Weihnachten, auch wenn ich teilweise meine Wohnung mit Lichterketten verziere und Adventskränze bastle. Nicht, weil ich mich dem Konsum verweigere oder der Geldbeutel zu klein ist (beides trifft zu, ist aber nicht der Hauptgrund), sondern weil ich finde, dass Geschenke, wenn sie denn gemacht werden, freiwillig und ohne Hintergedanken gemacht werden sollten. Wenn mir danach ist, verschenke ich auch mal ein Buch, Blumen oder eine DVD übers Jahr. Warum nicht? Sich mit einer Kleinigkeit für die Existenz seiner Lieben zu bedanken, hängt nicht von einer Jahreszeit oder einem kalendarischen Anlass ab.

Klar, für Kinder sind Advent und die Vorfreude auf Weihnachten und die Geschenke toll. Aber als Erwachsener ist man nicht vom Glitzerglanz, Konsum und geschmücktem Tannenbaum abhängig, um eine besinnliche Zeit zu erleben ( die - unter uns - den meisten Kindern und auch den Großen am A**** vorbei geht). Obwohl ich mich gelegentlich mit nostalgischer Verklärung an unsere früheren Familienfeiern erinnere, bei denen die meisten es kaum erwarten konnten, wieder nach Hause zu gehen, bin ich doch insgeheim froh, dass mir der Sinn von Weihnachten wichtiger ist als das Brimborium drum herum.

Na gut, ich gebe es zu: manchmal sehne ich mich nach dem Sauerbraten und den selbstgeschabten Spätzlen meiner Oma zurück, aber die Völlerei auf Kommando und das Ächzen und Beklagen von zusätzlichen Pfunden nach den Feiertragen  ist ebenfalls etwas, das mir unverständlich ist. Wahrscheinlich hat beides - Konsum und Besinnlichkeit - seine Vor- und Nachtteile. Ein gutes Mittelmaß zu finden wäre wünschenswert.



Der Rest vom Christmas Pudding. Lecker!

Mareike, falls du diesen Artikel liest: Heute wurde bewiesen, dass du das Christmas Pudding Rezept traditionell und fachgerecht verarbeitet hast und der Stolz eines jeden Briten sein kannst. Ich habe den Rest heute aufgewärmt und er war immer noch so köstlich wie letztes Jahr! Danke, denn er hat am meisten dazu beigetragen, dass bei mir doch noch ein wenig Weihnachtsfeeling  im herkömmlichen Sinn aufkam.




Mittwoch, 19. November 2014

Abschied ist ein scharfes Schwert...

... das wusste bereits Roger Whittaker, der Schmusebarde aus Südafrika, der seine deutschen Schlager phonetisch lernte. Aber wo er Recht hat, hat er Recht, denn nicht selten sind die Binsenweisheiten von Schlagern direkt aus dem Leben gegriffen.

Nicht nur persönliche Abschiede sind scharfe Schwerter. Manchmal ist es der Verzicht einer Gewohnheit, eines Rituals, die Veränderung einer Lebenssituation, die uns wehmütig aufseufzen und in nostalgischen Erinnerungen verharren lassen. Zum Glück ist der Mensch in der Regel flexibel und sucht sich nach einem solchen Einschnitt und Verlust nach dem Wundenlecken neue Freunde, Partner und Gewohnheiten, so dass der Abschied des Alten nach einer gewissen Zeit nicht mehr gar so schmerzhaft ist.

Schriftsteller sind da keine Ausnahmen. Obwohl ich das "Method Acting" unter Schauspielern eher lächerlich finde und keineswegs gesund oder lobenswert, könnte ich mich wohl unguten Gewissens als "Method Author" bezeichnen. Ich liebe meine erschaffenen Protagonisten, leide mit ihnen, wenn es ihnen schlecht geht, und freue mich, wenn sie glücklich sind und ihre Geschichte einen guten Verlauf nimmt, den sie verdient haben. Manchmal ertappe ich mich sogar dabei, wie mich beim Schreiben einer traurigen Szene ein Kloß im Hals würgt oder ich mich emotional kaum abschotten kann von dem, was in meinem Kopf und auf dem Rechner vor sich geht.

 Aber es ist nicht nur das. Jeder Schriftsteller sollte sich schließlich in seine Charaktere hineinversetzen können bzw. mit ihnen sympathisieren, oder sie zumindest einigermaßen verstehen.

Bei mir ist es so, dass mir mitunter meine Figuren derart ans Herz wachsen, dass ich die Geschichte (von der ich weiß, dass es keine Fortsetzung geben wird) ein wenig hinauszögere, um dasselbe mit dem unausweichlichen Abschied zu tun. Ich kann mich erinnern, dass mir die Protagonisten vom "Bildnis des Grafen" die Trennung ganz und gar nicht leicht gemacht haben. Wenn man sich über zwei Jahre mit einer Sache so intensiv befasst, fehlt einem plötzlich etwas, das mit Worten kaum zu beschreiben ist.

Ist es nicht dennoch ein bisschen albern, um fiktive Charaktere zu trauern, weil mit dem letzten Kapitel ihre Geschichte erzählt ist? Vielleicht. Und trotzdem hat man so viel erlebt mit seinen Figuren, hat sie durch schwere Zeiten geschickt, und nicht immer gab es für alle ein Happy End. Wer kann es einem Autor verübeln, seine *Geschöpfe* zu vermissen und eine heimliche Träne zu vergießen, wenn schon Millionen Zuschauer von Jack und Rose derart gerührt waren, dass sie mit rotgeweinten Augen aus dem Kino strömten?




Je länger ich mich mit etwas beschäftige, desto schärfer ist das Schwert, wenn der Abschied naht. Dieses Phänomen kennt sicherlich jeder aus Erfahrung, doch für einen Autor, der Welten erschafft, die von Personen bevölkert werden, die ebenfalls von ihm mit Eigenschaften und Biografien ausgestattet werden, ist es fast noch schwerer, Liebgewonnenes loszulassen. Natürlich freut man sich auf den fertigen Roman, ist happy, wenn man das eigene Werk in Händen hält. Meist überwiegt auch die Freude daran und lässt einen vergessen, wie schwer der Abschied nach dem Schluss-Satz fiel. Immerhin kann man seine Figuren ja immer wieder besuchen, indem man das Buch aufschlägt (merkwürdigerweise ist das bei mir eher selten der Fall).

Und früher oder später laufen einem neue Gesichter über den Weg respektive in den Kopf. Neue Ideen und neue interessante Figuren, die etwas erzählen, sich zum Leben zwischen den Seiten erwecken lassen möchten. Und später ein erneuter Abschied.



Sonntag, 9. November 2014

Fazit Leserunde und Rezension "Haus der Geister" / This House is Haunted von John Boyne

Selten habe ich mich bei einer Leserunde so rege beteiligt wie an dieser, und zugleich so viel Frust mit dem Buch gehabt. Insofern muss John Boyne doch etwas richtig gemacht haben, denn wenn ein Roman für kontroverse Diskussionen sorgt, kann er so schlecht nicht sein, zumal sich der Großteil der Teilnehmer - wenn schon nicht gegruselt - dann doch gut unterhalten hat.




Mit gutem Willen und in schauriger Erwartung habe ich angefangen, um schon nach wenigen Kapiteln festzustellen, dass mich die Geschichte aufgrund ihrer Unoriginalität und Vorhersehbarkeit nicht fesseln konnte. Das war sehr schade, denn ich finde, dass John Boyne originell schreibt und für mich auch ein Autor ist, der es wagt, auf gute Art Regeln zu brechen. Die wenigen, die er in seiner "Schauergeschichte" gebrochen hat, sind m. M. nach ordentlich misslungen und der Schuss nach hinten losgegangen.

Was seine Ich-Erzählerin Eliza Caine (Insider-Referenz an Hugh Craine, den Schlossbesitzer aus "Bis das Blut gefriert") im Jahre 1867 in London und Norfolk als Gouvernante zweier zunächst offenbar elternloser Kinder erlebt, habe ich in den diversen Filmen besser umgesetzt gesehen, von denen sich Boyne "inspirieren" ließ. Miss Giddens, Miles und Flora lassen grüßen.

Seine gruseligen Elemente (oder die, die es sein sollen) wirken plakativ und Hollywood-mäßig effekthascherisch, und sind nicht selten unfreiwillig komisch. Etwa die Hände, die Eliza herumwirbeln, sie des nachts unter die Bettdecke zerren und natürlich der von den  Baskervilles ausgeliehene geifernde schwarze Hund am Strand von Great Yarmouth, der es auf sie abgesehen hat.




Atmosphärisch und mitunter witzig geschrieben ist das Buch immerhin, doch mir reicht das nicht, wenn ich eine spannende und Gänsehaut erzeugende Story lesen will und auf Grusel eingestellt bin. Und dabei ist doch auf der Rückseite des Buches von "unexpected twists" die Rede, auf die ich so sehnlichst gewartet habe. Überraschungen? Knifflige Rätsel? Pustekuchen. Alles nach Plan und wie erwartet. Unwichtige Details wie geisterhaft erscheinende Kinder auf dem Friedhof werden dabei so aufgeblasen, dass man meint, man müsse sie für eine spätere Auflösung im Hinterkopf behalten, doch sie versanden im Nichts und lassen mich als Leser mit einem Gefühl der Vera****e zurück.

Ein recht großer Fauxpas waren einige heikle, sensible und populistische Themen, die in einer klassisch altmodischen  Schauergeschichte einfach nichts verloren haben, wie ich finde. Regelbruch hin oder her. Ich hätte einem renommierten Schriftsteller zugetraut, auf weniger billige Plot-Devices zurückgreifen zu müssen.

Die Charaktere blieben ohne Tiefe, und es war mir nicht möglich, zu irgend jemanden in der Geschichte eine Verbindung herzustellen oder etwas zu empfinden, außer Mitleid für den Geist und den dahinvegetierenden Gatten in der Geheimkammer. Das Ende - angeblich ein Feuerwerk an Originalität - mag für Neueinsteiger in das Genre gewaltig sein, ich fand es eher klischeebeladen.

Besonders - Achtung Spoiler! - die Tatsache, dass Satina ihren Mann nur deshalb beim Schürhaken-Attentat verschont hat, um in der Zwischenwelt bleiben zu können und den Gouvernanten eins auszuwischen, war zwar originell, aber fast *zu* haarsträubend. Welcher Mensch sieht schon voraus, in welcher Welt er nach dem Tod landen wird und welche Fähigkeiten er dann hat? Oder ob er überhaupt dort ankommt? Vielleicht aber war Santina überhaupt nie ein Mensch, sondern eine Kreatur der Untoten, die zufällig einen Engländer geheiratet hat?

Das Positive am Buch waren Kapitel 13, bei dem mir tatsächlich ein Schauer über die Arme lief, und die Leserunde. Ich mochte sie sehr, denn trotz verschiedener Meinungen hatten alle viel Spaß und waren mit Eifer bei der Sache; etwas, das gerade bei Online-Veranstaltungen nicht selbstverständlich ist. Am liebsten würde ich mit denselben Leuten noch einmal eine Buchbesprechung starten - eine, in der ich mit nicht ständig als Spaßbremse outen müsste, die mit ihren Vermutungen die gesamte Handlung verrät.

Bewertung:
 
und ein halber dazu




Dienstag, 4. November 2014

The Flight of The Phoenix ~ Der Flug des Phoenix (1965)

Als Eigentum der Tochter eines Ex-Segelfliegers und Modellbauers hat dieser Film jeden Aussortierungsrappel überlebt, der mich zuweilen bezüglich meiner DVD-Sammlung befällt. Neulich habe ich ihn wieder zum gefühlten hundertsten Mal angeschaut und festgestellt, dass er einfach nicht langweilig wird. Viel sagen muss man zu "Der Flug des Phoenix" eigentlich nicht, außer dass man das schwache Remake von 2004 tunlichst vermeiden sollte.^^




Im Original von 1965 gibt sich jeder die Klinke in die Hand, der damals Rang und Namen hatte in Hollywood, angeführt von einem großartig knurrigen James Stuart aka Captn. Frank Towns, der im Privatleben tatsächlich den Pilotenschein besaß. Eine wahnsinnstolle und oscarreife Vorstellung liefert Hardy Krüger ab, der den Deutschen Heinrich Dorfmann mit erstaunlich akzentfreiem Englisch verkörpert und sich auch nicht zu schade war, die eine oder andere "Nazi-Spitze" des Drehbuchs stoisch zu ertragen - nur nicht den Spott darüber, dass er "Spielzeugflugzeuge" konstruiert.

Inhalt: Schon lange ein Klassiker, erzählt "Der Flug des Phoenix" die Geschichte einer Gruppe unterschiedlichster Männer, die unvermutet mitten in der Sahara strandet und in einem Zeitalter ohne Smartphone scheinbar dem sicheren Tod geweiht ist. Captn Towns, ein verantwortungsvoller und aufrichtiger Pilot, kommt nur schwer über den Verlust der Leben hinweg, die der Absturz fordert, und auch für die Verletzten und weiteren Opfer der Wüste fühlt er sich verantwortlich. Doch es geht darum, so lange wie möglich zu überleben und auf Hilfe zu hoffen. Anfangs sind sich alle Männer nicht wirklich grün und auf ihren eigenen Vorteil bedacht, aber im Lauf des Films erfahren sie trotz Meinungsverschiedenheiten Solidarität durch das gemeinsame Ziel, ihrem Schicksal zu entrinnen.

Der Konstrukteur Dorfmann weist sie an, das Flugzeug auseinanderzubauen und zu einem leichteren, flugfähigen Modell umzugestalten. Er erwähnt jedoch nicht, dass er Designer von Modellflugzeugen ist und keine Ahnung von "wirklichen" Flugzeugen hat. Keiner fragt ihn schließlich danach, und jeder tut das, was er anordnet, mehr oder weniger widerwillig. Ein Sympathieträger ist der besserwisserische Dorfmann in der Nachkriegszeit nämlich ganz und gar nicht.

Viel Dialog gibt es nicht im Film, auch keine Liebesgeschichte, keine Erotik und keine Actionszenen, und dennoch ist er etwas Besonderes mit seinen vielschichtigen, eigenwilligen Charakteren und den Landschaftsaufnahmen der Wüste. Etwas so Besonderes, dass man unweigerlich in die Hände klatschen und mitjubeln möchte, wenn Captn Towns im engen Cockpit des "Phoenix" Platz nimmt und die Patronen zündet, die das umgestaltete Flugzeug nach einer kurzweiligen Überlänge von zwei Stunden zum Abheben bringen und die um ihn herumstehenden Männer johlen und vor Erleichterung fast in Ohnmacht fallen.




Fazit: Von den Bildern und der Musik erinnert "Der Flug des Phoenix" ein bisschen an den anderen monumentalen Wüstenklassiker "Lawrence von Arabien", doch das ist kein Manko, zumal die Geschichte eine völlig andere ist. Eine sehenswerte, auf jeden Fall. Packend, dramatisch, psychologisch und charmant zeitgemäß. Und er zeigt, dass Vorurteile falsch sind, Individualismus belohnt wird und Unmögliches möglich ist, wenn man nur daran glaubt.

Ein Spitzenfilm mit überzeugenden Darstellern und atemberaubenden Szenen. Nicht nur für Modellbauer eine Empfehlung.

Bewertung:



Freitag, 31. Oktober 2014

Start der Leserunde "Haus der Geister" von John Boyne

Vor knapp zehn Tagen schrieb mich eine liebe Online-Freundin an, um mich zu fragen, ob ich Lust hätte, mal wieder gemeinsam ein Buch zu lesen und mich mit ihr darüber auszutauschen. Ich war ein bisschen skeptisch, denn obwohl unsere erste "private" Lesung der Pendragon Legende von Antal Szerb mir sehr viel Spaß gemacht hat, laboriere ich seit längerem an einer Leseflaute und bin zudem damit beschäftigt, eine kleine Fantasy-Geschichte mitzuentwickeln, um die meine Gedanken kreisen.


Uiuiui, ist das schaurig...


Ganz vorsichtig habe ich nachgehakt, ob es in Ordnung wäre, wenn wir "Haus der Geister", der neue Roman von John Boyne, in Angriff nehmen würden. Und wir haben festgestellt, dass wir beide das Buch schon länger auf unserer Wunschliste haben. Das sah ich als ein Zeichen, endgültig zuzusagen und den inneren Schweinehund in Form meiner Leseunlust zu überwinden, denn erfahrungsgemäß ist der Anreiz zu lesen größer, wenn man mit anderen über die Handlung diskutiert und deren Meinungen überdenkt. Oft verhelfen weitere Ansichten zu einer völlig anderen Betrachtungsweise - etwas, das ich total spannend finde. Flugs wurde das Buch bestellt, damit ich pünktlich zu Halloween mit den Hufen scharren kann.

Mittlerweile sind wir fünf Teilnehmer auf unserem Forum, die sich über den Schauerroman austauschen möchten. Mich hat nun doch so eine Art freudige Erwartung erfasst, nachdem ich die ersten beiden Kapitel gelesen habe. Subtiler Grusel und Schauerromane sind ja nicht mehr so en vogue wie zu Zeiten von Edgar Allan Poe, und trotz mehrheitlich positiver Rezensionen schneidet Mr. Boyne mit seinem aktuellen Werk nicht bei allen Lesern gut ab. Der Roman bedient sich angeblich ungeniert Elementen aus Klassikern wie "Das Durchdrehen der Schraube / Das Schloss des Schreckens" oder dem Film "Bis das Blut gefriert". Verwerflich finde ich es allerdings nicht, wenn es gut verpackt und nicht 1:1 übernommen wurde. Immerhin kommt beim Lesen bzw. Anschauen besagter Klassiker den meisten von uns das Grausen. Knarrende Dielen, rotierende Türknäufe und scheppernde Fensterläden sind nach "Bis das Blut gefriert" nie mehr dieselben.

Bisher ist von Spuk und Plagiat im Roman wenig zu spüren. Die einzige Parallele, die mir beim Durchlesen der Beschreibung auffiel, ist die Personenkonstellation: zwei mysteriöse Kinder und eine junge, unerfahrene Nanny. Aber irgendwie vertraue ich darauf, dass mir der Roman trotz der offensichtlichen Gemeinsamkeiten gefallen wird. Schon "Das späte Geständnis des Tristan Sadler" des Autors war für mich ein außergewöhnliches Buch, das nie an Glaubwürdigkeit verlor. "Haus der Geister" schätze ich ähnlich ein. Auch wenn ich es als reine Unterhaltung betrachte und es mich sicher nicht so nachhaltig beeindrucken wird wie der Tristan.


Montag, 27. Oktober 2014

Halloween-Aktion Gratis-Download "Das Bildnis des Grafen"



Passend zur gespenstischen Jahreszeit und der früh einsetzenden Dunkelheit starte ich eine Gutschein-Aktion auf Xinxii, bei der ihr meinen historischen Gruselkrimi "Das Bildnis des Grafen" kostenlos herunterladen könnt.


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Alles, was ihr dafür tun müsst, ist, euch bei Xinxii zu registrieren (falls ihr nicht schon Mitglied seid), den obigen Code kopieren und ihn beim Ausloggen einlösen. Sehr freuen würde ich mich über eine anschließende Meinung von euch, entweder als Rezension direkt bei Xinxii, auf Amazon und / oder eurem Blog.

Ein kleiner Hinweis für die "Realitäts"-Leser: trotz sorgfältiger historischer Recherche kommen im Roman fantastische Elemente vor bzw. die Handlung erschließt sich teilweise aus der Sicht eines traumatisierten Soldaten, die nicht unbedingt auf Vernunft basiert. "Das Bildnis des Grafen" versteht sich daher nicht als reiner historischer Krimi, sondern als eine Mischung zwischen diesem und einer klassischen Schauergeschichte.

Die Anzahl der Gutscheine ist begrenzt; wer zuerst zugreift, liest zuerst. Die Aktion läuft vom 27. Okt. - 1. November.

Viel Glück bei der Teilnahme und viel Freude, Gänsehaut und Spannung beim Lesen!



Dienstag, 21. Oktober 2014

Benedict Cumberbatch ~ nie hölzern, aber jetzt wächsern!

Schon lustig, irgendwie: die wenigsten in meinem engeren Umfeld (und wahrscheinlich die meisten über Dreißigjährigen) kennen weder die Serie "Sherlock" noch deren aparten Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch, und dennoch wurde heute in Madame Tussauds in London feierlich sein wächsernes Ebenbild enthüllt; eine Ehre, die nur wirklich bedeutenden Persönlichkeiten zuteil wird - wie es sich in seinem Fall gehört, mit zügellosen Selfies und quietschfidelen Cumberbabes.

 



Als ein solches habe ich im Vorfeld davon gewusst und war sehr skeptisch, wie man seine doch recht eigenwillige Physiognomie wohl umsetzen würde. Selbst klassisch *schöne* Menschen wie Johnny Depp und Angelina Jolie finde ich wenig geglückt. In Hamburg im Panoptikum war Udo Lindenberg am lebensechtesten von allen dort ausgestellten Puppen, und der trug eine Sonnenbrille...

Aber ich muss sagen, ich war dann doch positiv überrascht. Auf dem Foto zumindest fällt Benny eigentlich nur durch seine teilnahmslos wächserne Miene aus dem Rahmen. Ich hätte mir zuerst lieber einen Sherlock-Ben mit dunklen Locken gewünscht, aber wenn ich es genau überlege, gefällt er mir so "privat" fast besser - immerhin ist er auf dem besten Weg, sich zu einem ernst zunehmenden Charakterdarsteller zu etablieren. Der Anzug wurde von ihm gespendet, und das Haar, das vielen missfällt, ist zwar nicht sein eigenes, kommt aber seinem ungefärbten rötlichen Schopf verblüffend nah. Und von einem müden oder verheulten Ausdruck, der moniert wurde, kann ich nichts feststellen. Dass er als Püppchen ein bisschen blasiert wirkt, liegt offenbar in seiner noblen Gentleman-Natur.

Ich finde die Figur jedenfalls supertoll, echt kunstvoll und richtig klasse und hoffe, dass ich sie in naher Zukunft mal besuchen kann, bevor Benedict Cumberbatch für die übernächste Generation nur noch ein komischer Name ist und der schmucke Dressman aufgrund abnehmender Popularität in den Schmelztiegel zum Recycling muss... okay, das war fies und eigentlich ein Scherz. Wahrscheinlich hat er das Zeug zum Dauerbrenner - immerhin ist sein Abbild in Madame Tussauds ein guter Grund und Ansporn, es zu bleiben bzw. zu werden.

Dieses recht interessante Video zeigt ein wenig, wie die Figuren in der Werkstatt hergestellt werden. Jeder potentielle "Kunde" wird abgemessen, der Kopf vormodelliert und schließlich eine Negativform aus Gliedmaßen und Körper gemacht, um die Wachsteile hohl zu gießen und zusammenzusetzen. Die Haarsträhnen werden einzeln eingeknüpft, und trotzdem sind die Figuren in der Regel innerhalb von drei Monaten fertig. Wahnsinn! Klingt ziemlich aufwendig und diffizil, aber ich glaube, an dem Job hätte ich auch Spaß. Besonders, wenn öfter mal solche lohnenden und feschen Modelle reinschneien... (O;



Donnerstag, 16. Oktober 2014

Das Doodle / Gekritzel

Peinlich: lange Zeit habe ich echt nicht gewusst, was *doodeln* (neudeutsch) eigentlich heißt. Ich dachte, es handelt sich um eine vorübergehende Erscheinung unter Teenagern, so ähnlich wie es eine Zeitlang in war, den Hosenboden bis zu den Kniekehlen herunterhängen zu lassen, also die *Baggy Pants*. Bis ich herausfand, dass ich bereits in der Schule gedoodelt habe, nur nannte man es damals noch "kritzeln".  Die Ränder der Schulhefte mit Kuli und unbewussten Tintenstrichen verziert und dem Lehrer nur mit halbem Ohr zugehört, dafür die verbliebenen anderthalb Ohren für den heiß ersehnten Pausengong und zwei Augen auf die entstehenden Kunstwerke.




Beim Telefonieren tue ich es selten bis gar nicht - ich telefoniere nicht gerne, vor allem nicht lange. Überhaupt habe ich mir so einiges abgewöhnt, was ich früher getan habe. Vieles traue ich mir einfach nicht mehr zu bzw. habe die Muse. Auch das Doodeln gehört dazu. Neulich habe ich mich bewusst hingesetzt, um unbewusst herumzukritzeln. Und zwar nicht nur mit Kuli, sondern mit Aquarellfarben und Farbstiften.

Die Ergebnisse haben mich verblüfft. Sie sind nicht so geworden, wie ich mir es vorgestellt hatte, aber darauf kam es auch nicht an. Schön ist was anderes. Und trotzdem hat sich das Doodeln gelohnt. Mir gefällt es, wenn ich in der Malerei - anders als beim Schreiben - etwas kreieren kann, das auf den ersten Blick nicht meine Handschrift verrät. Wenn es mir gelingt, Flächen und Formen einfach stehen zu lassen und sie nicht *perfektionieren* zu wollen. Merkwürdigerweise bin ich dann, wenn ich meine Werke selbst nicht mehr erkenne, am zufriedensten mit mir. In der Kunst, auch wenn sie "nur" ein Hobby ist, möchte ich neue Wege gehen und experimentieren. Im Bereich der Schriftstellerei sind Experimente nicht unbedingt von Vorteil. Das unterscheidet wohl die bildende Kunst von der literarischen. Wobei ich zugeben muss, dass das untere Bild (das mein erster Versuch war) schon sehr stark an Dalí erinnert. Allerdings haben das meine Ur-Doodles auch schon. Vielleicht war Dalí ja der Urheber der Doodles, ohne es zu ahnen.^^





Wer in unserem Atelier einmal mitdoodlen und experimentieren möchte, ist herzlich eingeladen in das WIRTHs HAUS. Als nächstes versuche ich mich an Gouache-Farben auf einem größeren Format - das wird ein Spaß!




Sonntag, 12. Oktober 2014

The Deep Blue Sea ~ "Weit wie das Meer" (2011)

Woran erkennt frau untrüglich, dass sie einen Schauspieler mag? Sie schaut plötzlich Filme an, die sie unter normalen Bedingungen nicht einmal mit der Kneifzange aus dem Kaufregal geholt hätte. So geschehen vor kurzem bei "Deep Blue Sea", mit Tom Hiddleston (*Schmacht*) und Rachel Weisz in den Hauptrollen.




Im Grunde bin ich absolut kein Liebesfilm-Fan, doch irgendwie war ich durch die Inhaltsangabe von diesem verführt zu glauben, die Geschichte einer unerlaubten Liasion in den 1950er Jahren könne mich überraschen und ähnlich berühren wie "Das Ende einer Affäre" mit Ralph Fiennes und Julianne Moore. Außerdem - Tom Hiddleston! Auf den ersten Blick so gar nicht mein Typ und äußerlich eher britisch Gentleman-mäßig blass wie Leslie Howard (wer erinnert sich nicht an Rhet Butlers schärfsten Konkurrenten in "Vom Winde verweht"?), fiel er mir erst in den Marvel-Verfilmungen als schwarzhaariger Schurke Loki auf.

Ich weiß nicht, was es ist, das ihn zumindest im Internet zu einem so begehrten Frauenschwarm macht. Die stattliche Größe von 187 cm? Der - zugegeben - perfekte und langgliedrige Body? Die leuchtend blauen Kinderaugen über den hohen Wangenknochen und sein Lachen? Der Oxfordakzent? Das alterslose und doch irgendwie gezeichnete Bubengesicht mit dem clownesken Ausdruck, der in Sekundenschnelle von traurig zu heiter wechseln kann? Seine elegisch schlanke Erscheinung, die an mütterliche Instinkte appelliert? Oder weil er sich ganz nebenbei für eine bessere Welt einsetzt und offenbar ein Kavalier der alten Schule ist? Auf jeden Fall hat er eine Leinwandpräsenz, die schier unwiderstehlich ist und bei mir nach drei Filmen gewirkt hat.

Leider nicht so richtig bei "Deep Blue Sea". Der Film war, um es kurz zu machen, eine Qual. Er basiert auf dem Theaterstück eines bereits verstorbenen Dramatikers (keine Wertung hier!) namens Terence Rattigan, und genauso muffig und miefig wurde es für die Leinwand übernommen - sechs Jahrzehnte nach seiner Entstehung.

Die profane Handlung: Die Richtersfrau Hester hat ein Verhältnis mit dem Piloten Freddie, der ihr das Gefühl gibt, als Frau begehrt zu sein im Gegensatz zu ihrem liebenden, aber mehr väterlich agierenden Ehemann. Als dieser Hester bei einem verfänglichen Telefongespräch mit ihrem Liebhaber belauscht, verweigert er ihr die Scheidung, die sie obendrein wohl gar nicht gewollt hätte, da Freddie ihr nicht die Sicherheit gibt, die sie von Gatte William gewohnt ist. Dennoch ist sie bereit, mit Freddie über alle Berge zu verschwinden, bis dieser sie brüsk zurechtweist und ihr unverblümt zu verstehen gibt, dass er sie nicht liebt und als Ehemann ohnehin versagen würde. Schweren Herzens lässt Hester nach langem Hin und Her ihren Geliebten am Ende ziehen und steht mit leeren Händen da. Doch immerhin ist da noch der langweilige William, der auf eine gemeinsame Zukunft hofft. Wahrscheinlich kehrt sie zu ihm zurück, obwohl sie Freddie verspricht, sich zu emanzipieren.

Meinung: Zu viel Kunstgedöns, kalte und trist ausgeleuchtete Bilder, zu wenig, dafür plakative Dialoge und ausgewalzte bedeutungslose und dann wieder symbolträchtige Szenen, die fast schmerzhaft anzusehen sind. Im Theater mag so etwas noch funktionieren, hier strapaziert es die Geduld der Zuschauer und zerrt an den Nerven, etwa wenn in einer Rückblende im U-Bahn-Schacht während eines Bombenalarms minutenlang "Molly Malone" von einem der Schutzsuchenden (immerhin passabel!) gesungen wird und in das alle miteinfallen. Ganz zu schweigen von dem grässlichen allgegenwärtigen Geschrammel, das man kaum als Soundtrack bezeichnen kann. Rachel Weisz hat in ihrer Rolle bei mir trotz gelegentlichem Verständis wenig punkten können - wahrscheinlich, weil die Protagonisten außer Simon Russell Beale als gehörnter, aber blutleerer Ehemann recht emotionslos und kalt geblieben sind. Nicht einmal der Hallodri Freddie hat mich überzeugt, obwohl man Tom Hiddleston außer einem blendenden Aussehen auch keineswegs Talent absprechen kann. Allerdings wurde zu viel und zu laut geschrieen. Das ist ganz ok auf der Bühne - für einen eher leisen Film wie diesen zu melodramatisch nach meinem Empfinden.

Die große Weisheit und Moral von der Geschicht' lautet: "Wahre Liebe lässt dem anderen Freiheiten und ihn ziehen, wenn er gehen möchte". Das hat bestimmt vor sechzig Jahren noch beeindruckt - heute kann ich nur müde darüber gähnen. Genau wie über die nahezu neunzig Minuten vorher.

Fazit: Nur etwas für Hardcore-Hiddleston-Fans oder Liebhaber von uralten, angestaubten Schwarzweiß-Theaterstücken, die man manchmal 1:1 auf der Mattscheibe am Nachmittag vorbeiflimmern sehen kann.


 Bewertung inklusive Hiddles-Bonus

 


Montag, 6. Oktober 2014

Offenes Ende und Unhappy Ending ~ anregend oder ärgerlich?

Vielleicht kennt der eine oder andere dieses Gefühl: man ist gerade so mittendrin in der spannenden Lektüre, fiebert nägelkauend den letzten Seiten entgegen, um zu erfahren, wie alles ausgeht... man überspringt vor Aufregung ein paar Sätze... stutzt, und hängt plötzlich ohne Vorwarnung in der Luft. Die so spannende Lektüre endet mit einem offenen Schluss bzw. einem fiesen Cliffhanger. Verblüfft liest man den letzten Abschnitt ein zweites und drittes Mal, doch die Buchstaben und der Sinn, der erst mal keiner zu sein scheint, bleiben die gleichen. Nichts mit eindeutiger Auflösung, kein Happy End (jedenfalls kein offensichtliches), keine weiteren Erklärungen.

Sind dem Autor die Ideen ausgegangen? Wusste er selbst nicht, worauf er hinauswollte und hat er gehofft, dass der Leser klüger wäre? Als Schriftsteller und Fan von offenen Enden kann ich, wenn ich von mir selbst ausgehe, versichern, dass keine der angeführten Vermutungen der Fall ist. Im Gegenteil: Romane mit offenen Enden trauen dem Leser viel zu, nehmen ihn sozusagen mit unter die Decke desjenigen, der sich die Geschichte ausgedacht hat. Für mich sind offene Enden richtige Schätze, denn es gibt sie nicht häufig in der Belletristik. Ich fühle mich nach Beendigung einer solchen Lektüre angeregt, noch einmal genau über das Gelesene nachzudenken, mich damit auseinanderzusetzen. Und meist erkenne ich, dass es dem Autor um mehr ging, als nur eine unterhaltsame Story zu erzählen. Oft steckt ein tieferer Sinn hinter einem scheinbar offenen Ende, die Aufforderung, sich selbst ein Bild zu machen. Eigeninterpretation ist gefragt. Vielleicht kommt man nicht zum selben Schluss wie der Autor, aber ist das so unbedingt nötig? Jeder Mensch denkt und interpretiert schließlich auf seine Art.


Engin_Akiurt / Pixabay

Dasselbe gilt für die allgemein unbeliebten "Unhappy Endings". Wo keines ist, hat der Autor etwas bezweckt. Manchmal geht es nicht anders, und ein von den Lesern geliebter Charakter muss sterben oder nimmt sonstwie ein schreckliches Ende. Ja, es stimmt, und ich habe es selbst schon erlebt: wenn man sich allzu sehr hineinbegeben hat in die Geschichte und die Figuren fast Freunde geworden sind, tut das ziemlich weh. Ich bange schon jetzt um das Schicksal eines Protagonisten in einer Trilogie, deren letzter Teil gerade in der Mache ist. Noch bin ich unsicher, ob ich ihn mir nach Erscheinen antun möchte, ohne mich vorher rückzuversichern, dass alles gut wird.

Aber mal ehrlich: oft ist das Leben in Romanen nicht so viel anders als in der Realität, und manchmal sind auch in Phantasiewelten die Helden nicht unsterblich, egal ob wir Fantasy, Krimis, Liebesromane oder Erzählungen bevorzugen. Wäre in Büchern alles rosarot wie in denen, deren pastellzarte Coverfarbe schon verrät, wie sie ausgehen, dann könnte ich aufhören, zu lesen und zu schreiben. Denn mich langweilt eine vorhersehbare Geschichte genauso wie eine, in denen ich als Leser alles haarklein erklärt bekomme, als sei ich nicht fähig, mir eigene Gedanken dazu zu machen. Natürlich interpretiert auch das jeder nach seiner Fasson (die Bücher und meine Schlussfolgerung), und ich finde es auch völlig ok, wenn jemand gern Heile-Welt-Bücher liest, um dem tristen Alltag zu entfliehen und sich mit den Protagonisten zu freuen, nachdem diese Liebeskummer und Herausforderungen meistern mussten und siegreich daran gewachsen sind. Mir persönlich laufen solche Bücher zu sehr nach Schema F ab. Was aber nicht heißt, dass ich ihnen das Existenzrecht abspreche: Leser glücklich zu machen, ist immerhin ein erfreulicher Nebeneffekt des Schreibens und für viele Autoren das größte Ziel.

Meine eigenen Werke beinhalten nach meinem Verständnis keine offenen Enden (aber glückliche meist schon), doch tatsächlich wurde mir das in "Vom Ernst des Lebens" *zur Last gelegt*, was übrigens nicht als Kritik zu verstehen war. Darin sehe ich ein weiteres Plus des offenen Endes: eigentlich ist das Buch für mich sowie für meine Leser abgeschlossen, und dennoch bleibt mir die Möglichkeit, mich irgendwann an einem zweiten Teil zu versuchen, der aufgrund der Beliebheit meiner beiden Protagonisten Miles und Rupert bereits eine Stammleserschaft hätte.

In diesem Sinn bleibe ich neugierig und offen wie manche Enden...









Samstag, 4. Oktober 2014

Black Beauty in Zeiten des Krieges: "Gefährten" (War Horse) von 2011

Filme von Steven Spielberg sind für mich persönlich keine Empfehlung, außer es geht um "Schindlers Liste" , "Indiana Jones" oder "Der weiße Hai". Die fand ich großartig. Alle anderen, die ich kenne, sind mir zu schwülstig.



 Die Geschichte des Wunderpferdes Joey macht da keine Ausnahme. Wie in fast allen Spielberg-Blockbustern entwickeln dort Tiere und Kinder besondere Fähigkeiten, die sie aus heiterem Himmel anfallen. Bei ersteren fehlt nur noch, dass sie sprechen können, und Spielberg-Kinder bzw. -Jugendliche gehen mir auf die Nerven mit ihrer altklugen Art und dem Gefühl, den dummen Erwachsenen überlegen zu sein. Die wiederum sind oft abgrundtief und hassenswert böse, so wie der feiste Grundstücksvermieter, der sich Joey unter den Nagel reißen will und den rechtschaffenen Bauern droht, ihnen im Falle einer Verweigerung die Existenz zu entziehen. Klar, das gehört zu Spielbergs Erfolgsrezept und ist sein Markenzeichen, doch ich bin vielleicht zu sehr Realist, um mich davon begeistern zu lassen. Oder ich würde gerne mal vernünftige Erwachsene in Spielberg-Filmen sehen.

"Gefährten" habe ich mir gestern auf Pro7 angeschaut, weil Benedict Cumberbatch und sein Kumpel Tom Hiddleston sich extrem sexy und hoch zu Ross ein Duell liefern, das natürlich das intelligente, pfeilschnelle und makellose Wunderpferd für sich entscheidet. Und ich muss leider sagen, dass das Rennen für mich das einzige Highlight war, bevor in den nächsten Minuten sowohl Captain Cumberbatch als auch dessen Untergebener Hiddleston das Zeitliche segnet, die beide nicht nur vor ihrem heldenhaften Ausscheiden blass bleiben wie der Rest der menschlichen Darsteller. Danach wie auch davor musste ich mehrmals ein Gähnen unterdrücken.

Die beschwerliche Odyssee des Hengstes Joey (seit wann werden Hengste zum Kriegsdienst eingespannt? Na, Schwamm drüber - wer will schon eine kastrierte Hauptfigur?) hat mich merkwürdigerweise weitgehend kalt gelassen. Das lag nicht an der Leistung des Pferdes, sondern am für mich sehr unglaubwürdigen Drehbuch und den naseweisen Kindern, durch deren Hände er geht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei dieser banalen Geschichte selbst bei Kate Middleton die königliche Zurückhaltung flöten ging. Aber die Briten und die Royals im Besonderen haben ja eine erstaunlich enge Beziehung zu ihren Haustieren, wie auch "Gefährten" beweist - die bösen Deutschen schinden nämlich die treuen Gefährten des Menschen zu Tode, während Engländer und Franzosen sie als gleichberechtigte Kameraden behandeln und trotz Armut bereit sind, dafür ein Vermögen springen zu lassen. Für den klugen Hengst sowieso, denn jeder merkt sofort, wie charismatisch und besonders er ist. Bay Beauty statt Black Beauty eben.

Ja, ich gebe es zu: der Film hat emotionale Momente, und als der Schwarze, der sich ehemals zwischen den Beinen von unter Mr. Cumberbatch profilieren durfte, in "deutscher Gefangenschaft" vor Erschöpfung zusammenbricht und Joey sich besorgt und fragend schnobernd über ihn beugt, flossen die Tränchen tatsächlich ein wenig. Oder als Joey sich im Niemandsland kopflos im Stacheldraht verheddert. Das waren Szenen, die mein ehemaliges Reiterherz berührt und empört haben. Und ich war doch froh, dass es für das Pferd und den viel zu gefühligen, halbwüchsigen Besitzer Albert am Ende ein Wiedersehen und eine Heimkehr in einer effekthascherischen "Vom-Winde-verweht"-Kulisse kam, bei der das Pferd wehmütig-weise in die Ferne blickt, während seine Menschen sich trunken vor Glück und Wiedersehensfreude in den Armen liegen.

Aber auch das schien mir zu dick aufgetragen, wobei ich Melodramen durchaus nicht rundweg abgeneigt bin. Leider übertreibt es Spielberg dabei häufig, und wo die Stimmung aufgelockert werden soll, gelingt das meist nur mit Witzen und Zufällen, die so vorhersehbar sind, dass Spielberg noch überraschen könnte, wenn er darauf verzichten würde.

Fazit: Ein für viele Zuschauer tränenreiches Hollywood-Melodram, das man nicht gesehen haben muss, aber gerade bei Pferdefreunden und "Hiddlebatch"-Liebhabern (trotz der Miniauftritte) hoch im Kurs steht. Und da ich in gemäßigter Form beides bin, gibt es von mir mit gutem Willen, den ich gerne zeigen möchte, drei Sterne.


 



Samstag, 27. September 2014

Einmalige Gelegenheit! Signierte Bücher!

Kurz und knackig; ich bin noch ein bisschen groggy vom gestrigen Abend, am dem wir im WIRTHs HAUS eine Vernissage organisiert und ausgerichtet haben (ich Depp habe vor lauter Aufregung vergessen, Fotos zu machen!). Es war schön, war aber im Vorfeld mit ziemlichem Aufwand verbunden, besonders, wenn man nicht weiß, wie viele der eingeladenen Gäste kommen. Am Ende kamen weniger als erwartet, und wir müssen unseren restlichen Flammkuchen wohl oder übel bis zum nächsten Event auf Eis legen... (O;

Ein herzliches Danke an alle, die da waren für gute Gespräche und an Achim für die grandiose Akkordeon-Livemusik!!!




Aber jetzt zum Wesentlichen^^: Für alle Interessierten und Fans von fantastischen und humorvollen Geschichten (und mir) besteht die Möglichkeit, "Ausnahmsweise Doppelgleisig" direkt über mich mit Signatur und Widmung zum Preis von € 10,00 (inklusive Porto innnerhalb Deutschlands) zu beziehen, solange der Vorrat reicht.

Kontaktiert mich einfach über meine Email-Adresse oder den Kommentarbereich.



Sonntag, 21. September 2014

Knallharte Realität oder dichterische Freiheit?

Wie lege ich meinen Roman an? Als reine Fiktion, als Tatsachenbericht oder als etwas ganz Anderes, nie Dagewesenes à la Terry Pratchetts "Scheibenwelt" (ach halt, die gibt es schon!)? Und vor allem, was will der geneigte Leser? Was erwartet er? Spannung, Drama, Abenteuer, Grusel, Kuriositäten, Fakten, neue Welten oder eine Mischung von allem?

Diese Fragen stellt sich vermutlich jeder Autor früher oder später, der in der Branche der Unterhaltungsliteratur seine Werke veröffentlicht respektive es vorhat. Ich habe mich letzthin damit beschäftigt, weil in meinem historischen Kriminalroman "Das Bildnis des Grafen" Gruselelemente miteingeflochten wurden, die maßgeblich für die Geschichte und die Lösung des Geheimnisses zwischen den beiden Familien Whitehurst und Escaray sind.




Mit der Einteilung und Kategorisierung des Genres meiner Romane habe ich mich nie leicht getan, und ich glaube, ich weiß jetzt, woran es liegt: ich möchte mich nicht akademisch oder sklavisch daran halten, welche Elemente typisch und klassisch sind für einen Krimi, einen Fantasyroman oder einen Psycho-Thriller. 

Seien wir mal ehrlich. Irgendwann werden die "klassischen" Krimis mit dem ewig gleichen Muster wenig überraschend oder sogar langweilig: Inspektor / Kommissar(in) entdeckt grausiges Verbrechen, jagt den Täter und befragt dabei Verdächtige und Zeugen und bringt den Schurken am Ende zur Strecke. Das alles liest der Krimi-Fan in mehr oder weniger abweichenden Variationen, mal mit dem Schwerpunkt auf der traumatischen Kindheit des Täters, mal im Fokus der privaten Probleme des Ermittlers. Klar, das kann man ausschmücken und jeder Autor hat dabei einen Stil, der einzigartig ist. Außerdem ist das "Whodunnit"-Motiv nie ausgereizt und regt zum Miträtseln an. Trotzdem. Mein Fall ist das nicht unbedingt, dieses "So-muss-es-sein-und-nicht-anders". Jedenfalls nicht, wenn ich selbst am PC sitze und Geschichten erfinde.

Anne Perry, so toll sie schreibt, hat mich nach dem dritten Inspektor William Monk-Fall ziemlich kalt gelassen, weil mir das Schema F und die unterkühlte Art der Hauptfiguren schon bald unangenehm aufgefallen sind (ich habe dennoch fast jeden Monk gelesen - wahrscheinlich aus Loyalität).

Irgendwann hatte ich es satt, ständig in seitenlangen, immer gleich ablaufenden Gerichtsverhandlungen schwelgen zu müssen. Die Fälle waren entweder *too much* (wie Kindesmissbrauch) oder zu trockene Kost. Nie bricht sie aus ihrem Erfolgsmuster wie etwa mit überraschenden Wendungen aus und definiert es neu, die gute Frau Perry. Zugute halten muss man ihr, dass sie, wie viele andere Meister(innen) ihres Fachs, eine weltweite Fangemeinde hat, die es so von ihr erwartet. Vielleicht wären die Leser sogar enttäuscht, wenn Monk und Hester leidenschaftlich übereinander herfielen und sich in der Hitze des Gefechts einen feuchten Kehricht um den aktuellen Fall scheren würden.

Mir gefallen Wendungen in Büchern, mit denen ich nicht gerechnet habe. Freilich müssen sie logisch erklärt werden, doch auch wenn die Erklärung nicht sofort mit dem Holzhammer daherkommt, kann ich gut damit leben. Ich mag es, mitzudenken. Und obwohl ich weder Fantasy-Autor noch -Leser bin, schätze ich durchaus in einem historischen Roman nicht nur fundierte Recherche über die Gepflogenheiten, der Umgebung und der Sprache der damaligen Zeit, sondern auch phantastische Dinge, die sich der Autor ausgedacht hat und mit denen er somit die Regeln des genannten Genres bricht bzw. sie zu seinen Gunsten verändert, indem er zum Beispiel physikalische Gesetze außer Kraft setzt. Das relativ junge Genre "Steampunk" trifft diese Beschreibungen wohl ganz gut. Dort kommen nicht nur wunderliche Maschinen wie fliegende Stühle zum Einsatz; es werden Welten erschaffen, die halb Realität und halb Fantasy sind. Fantasy ohne Zwerge, Elfen und sonstiges Gelichter der Nacht, sondern eine Welt, in der (fast) alles möglich ist. Irgendwie gefällt mir die Vorstellung.

Was spricht dagegen, wenn in einen Roman, der in der Vergangenheit spielt und auf historischen Begebenheiten fußt, dennoch ein wenig Grusel und Mystik eingebaut wird? Wir kennen das aus "Das Durchdrehen der Schraube" von Henry James oder aus aktuellen Beispielen wie John Boynes "Haus der Geister". Diese Geschichten haben durchaus realen Charakter, daher kategorisiert man sie in die Genres "Klassiker" bzw. "historische Romane". Und das Gruseln und das Unerklärliche kommen trotzdem nicht zu kurz.

Ein besonders grandioser Phantast und realistischer Träumer war Karl May. Keines seiner Abenteuer hat er selbst erlebt, und bekannterweise bereiste er erst in hohem Alter die Schauplätze seiner Romane, aber er beschreibt seine Helden, die fremden Sitten und die damit einhergehende Exotik auf so anschauliche Art und Weise, dass man ihm seine Geschichten begeistert abnimmt und sogar seinen Alter Ego "Scharlie" / Kara Ben Nemsi trotz schier unerträglicher Aufschneiderei und Superkräfte irgendwie sympathisch findet. Noch größere Glaubwürdigkeit hat er sich unter seinen Fans dadurch verschafft, indem er die Villa Shatterhand erbaute und dort in seiner selbst erdichteten Realität weiterlebte.

Wenn ich ehrlich bin, wünsche ich mir mehr solcher Autoren und mehr Mut zu Originaliät, ohne zu fürchten, dass der Gedanke, der einem gerade durch den Kopf spukt, unglücklicherweise überhaupt nicht in das Genre passt, für das man bekannt ist oder bekannt werden will. Schreiben ist Handwerk, unbestreitbar, und wer die Regeln nicht kennt, muss sie erst erlernen und zumindest einige beherzigen. Aber Schreiben ist auch und vor allem Emotion, sich führen lassen und Einfallsreichtum in alle Richtungen. Und letztendlich zählt Schreiben zu den musischen und schönen Künsten, nicht zur unumstößlichen Wissenschaft. Deshalb würde ich sie nicht gar so bitterernst nehmen wollen und mit dem Zeigefinger rügen, wenn Neues probiert wird.

Eines der schönsten Komplimente, das ich bezüglich meiner Romane je erhalten habe, war übrigens das Prädikat "Ungewöhnlich - aber gut!" Solche Bücher möchte ich lesen. Und schreiben.




Mittwoch, 17. September 2014

Herbstlicher Buchtrailer

Oh, ich liebe das Animoto-Videoprogramm! Damit kann man wirklich tolle Sachen in relativ kurzer Zeit machen. Empfehlenswert für jeden, der gern ein wenig spielt und experimentiert und die Neugier auf sein Produkt / seine Dienstleistung auf unterhaltsame Art wecken möchte. Auch Technik-Dummies wie ich kommen gut zurecht.




Schwupps hat man das Video auf Youtube hochgeladen und es auf sozialen Plattformen geteilt. Was länger dauert, ist die vorangehende Entscheidung, welchen Style und Song man verwenden soll, denn da hat man die Qual der Wahl.

Speziell herbstlich ist mein Video übrigens nicht (auch das gibt es, mit bunten fallenden Blättern), doch da es nun so oder so auf die kältere Jahreszeit zugeht (*bibber*), und viele Leser sich mit einer Tasse Tee und dicken Wollsocken gemütlich auf dem Sofa einkuscheln, kommt hier ein Tipp bzw. sieben Tipps für graue diesige Tage.


Sonntag, 7. September 2014

Trash Horror "Ghost Ship" (2002)

Ich habe es getan: mir eine weitere "Bomb" aus Gabriel Byrnes großer und erstaunlich abwechslungsreicher Filmografie angesehen. Diesmal war es der Grusel-Streifen "Ghost Ship". Vor Jahren geguckt und danach sofort komplett vergessen. Wahrscheinlich, weil ich das Ensemble bis auf Mr. Byrne weder kannte noch mochte und Horrorfilme nicht so wirklich mein Ding sind. Jedenfalls nicht, wenn sie zu blutig daherkommen.




In letzterer Hinsicht hätte "Ghost Ship" schlechte Karten, denn sensiblen Gemütern wie mir bliebe schon beim Vorspann das Popcorn im Hals stecken (theoretisch, da ich meist keines zur Hand bzw. in der Schüssel habe). Doch abgesehen von einiger Ekelszenen und zuweilen hölzern wirkender Schauspieler hat dieser Film eine richtig unterhaltsam-abgefahrene Story zu bieten, bei der man sich gern unter die Kuscheldecke gruselt.

Inhalt: Captain Sean Murphy und seine Spät-Grunge Crew erhalten den Auftrag, ein Schiff zu bergen, das seit 1962 steuerlos auf dem Ozean herumtreibt und den erfahrenen Murphy voll dunkler Vorahnung Seemannsgarn über die "Mary Celeste" spinnen lässt. Und in der Tat handelt es sich bei der "Antonia Graza" ebenfalls um ein Geisterschiff, denn von Kapitän, Besatzung und Passagieren fehlt jede Spur, als Murphy den Luxusdampfer inspiziert.

Jedes Crewmitglied macht unheimliche Entdeckungen auf dem verlassenen Schiff, u.a. sieht die toughe Epps immer wieder ein kleines Mädchen auftauchen und wieder verschwinden. Scheinbar will es die Crew vor etwas warnen, doch Epps bringt es lange nicht über sich, den anderen davon zu erzählen, glaubt sie doch selbst ihren Augen und Ohren nicht und fürchtet, für verrückt erklärt zu werden. Doch auch die Kollegen zweifeln bald an ihrem eigenen Verstand.

Und was hat es eigentlich mit dem mysteriösen Fremden auf sich, der Murphy und seine Crew angeheuert und auf die "Antonia Graza" gelockt hat? Ist er wirklich so harmlos, wie sein unscheinbares James Blunt-Aussehen glauben machen will oder gar am Ende der fliegende Holländer in Verkleidung?





Fazit: Meiner Meinung nach hat der Film das Zeug zum Halloween-Klassiker, mit wohldosierten Special Effects wie zum Beispiel der eindrucksvollen Verwandlung des halb verrotteten Schiffs zum damaligen Glanz des Ozeanriesen, die sich vor den Augen eines Crewmitgliedes abspielt, ehe er mit der Sängerin Francesca ein Tänzchen inmitten der befrackten Herren und der vornehmen Damen von 1962 wagt. Einige Szenen sind sogar recht lustig und brachten mich zum Kichern, während mir bei anderen wiederum senkrecht die Haare zu Berge standen. Auch fand ich, dass die Handlung bei aller Absurdität gut durchdacht war. Außerdem liebe ich Schauergeschichten jeder Art. Manchmal ist "Ghost Ship" nicht ganz so subtil, wie ich es bevorzuge, aber auch die gruseligen Phänomene an Bord waren amüsant anzuschauen.

Kurz, ich habe mich prächtig unterhalten und empfehle Ghost Ship jedem, dem die bis zur Schmerzgrenze unerschrockene Julianna Margulies und eine dümmliche Grunge-Crew mit Kurt Cobain-Nacheiferern nicht allzu sehr auf die Nerven gehen.


Bewertung:
 


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