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Freitag, 11. Februar 2022

Jeden Tag zur guten Nacht 365 neue Geschichten / 365 Grains de Sable von Evalisa Agerthon u.a.

 Es gibt Bücher in meinem Leben, die ich schon lange nicht mehr besitze, an die ich mich jedoch erinnere und sie gelegentlich auch gern wieder hätte. Eines davon ist das unten abgebildete. Ich kann gar nicht genau sagen, was für mich die Faszination ausmacht, doch ich war überglücklich, als ich es auf Booklooker für einen guten Preis in einem altersgemäß tollen Zustand (die Ausgabe ist von 1978) erwerben konnte.

 


Das farbenfrohe Cover mit dem lockenköpfigen, schnurrbärtigen Sandmann/Zauberer (damals topmodisch!) ist einer der Faktoren, die mich begeistern und heimlich erfreuen. Ich meine, welcher Zauberer sieht denn heute noch so aus geschweige denn traut sich, in einem so spießigen Outfit einem Kind zu erscheinen? Überhaupt die Zeichnungen. Ich wage zu behaupten, dass ihnen das 1970/80er Jahre Flair anzumerken ist. Irgendwie sind die Illustrationen so bunt, liebenswert einfach, ein bisschen altbacken und trotzdem kunstvoll. So, wie schlichte Kinderbücher zu jener Zeit eben waren. Wenngleich verschiedene Texter und Zeichner am Werk waren, wirkt es sehr einheitlich. Das Format gefällt mir auch, und nicht zuletzt rankt sich eine kleine Geschichte um dieses Buch.

 


Gesehen habe ich es zum ersten Mal bei einer Freundin, die es entweder mir oder einer weiteren gemeinsamen Schulkameradin geschenkt hat, weil wir beide große Begeisterung bekundet haben (ich behaupte mal, dass ich die Glückliche war, kann es aber nicht mehr genau sagen). Da nicht ganz klar war, wem der Schatz nun gehörte, kam es zu Streit. 

Die großzügige Freundin war inzwischen umgezogen, und ich forderte das Buch zurück, das ich ausgeliehen hatte (oder es gehörte ohnehin dem anderen Mädchen... ziemlich verwirrend!). Um es mir mit der Freundin nicht zu verscherzen, die ich trotz allem sehr mochte, habe ich ihr das Buch überlassen und lange Zeit nicht mehr daran gedacht. Bis irgendwann der Rappel und Ehrgeiz kamen, alte Jugendbücher wieder aufzutreiben. Das war trotz Internet gerade bei diesem Buch schwieriger als gedacht. Ich wusste weder Autor/en noch den genauen Titel oder Verlag, und Gute-Nacht-Geschichten gibt es wie Sand am Meer. Irgendwann habe ich es doch wiedergefunden, doch der Kauf entpuppte sich als Enttäuschung. Der Einband mehrfach mit farbigem Tesaband geklebt, innen teilweise Gekritzel, das war nicht in der Artikelbeschreibung zu lesen gewesen. Hätte es sich um meine eigenen Gebrauchsspuren gehandelt, hätte es mich nicht gestört, so aber habe ich das Buch als Schandfleck in meinem "Kinderbuchregal" empfunden (ja, ich bin mitunter ein kleiner Monk).

 


Umso mehr freut es mich jetzt, das Buch, das mir so viel bedeutet hat, unversehrt wieder zu besitzen. Da hatte ich ähnliches Glück wie mit dem Märchenbuch, das unvermuteterweise eine Leserin im Büchertreff erwähnt hatte. 

Und obwohl es völlig sinnlos ist, solche Bücher im Erwachsenenalter sein eigen zu nennen, erfüllt es mich mit Nostalgie und fast Glück, wenn ich es zur Hand nehme und durchblättere. Die kleinen Verse sind oft anrührend, lustig, teilweise fast skurril oder zum Nachdenken. Ein bisschen auch Zeitgeist, denn Kinder von heute kann man mit solchen Kurzgeschichten nicht mehr wirklich verzaubern.


Mittwoch, 9. Februar 2022

Meine Zeichnung "Draußen im Feld"

 Da letzten Sonntag unsere Wandertour aufgrund von Dauerregen und Sturmböen zum ersten Mal seit Karfreitag 2021 ausfiel (meh!), habe ich mal wieder zu Blei- und Buntstiften gegriffen. Obwohl wir im KUNSTraum mehrere Techniken anbieten, drücke ich mich immer ein bisschen vorm Zeichnen, ich weiß nicht warum.

Früher habe ich nämlich ausschließlich mit Bleistift skizziert, und das nicht mal schlecht. Vielleicht traut man sich später gerade deshalb nicht mehr - man könnte es ja verlernt haben und sich blamieren. Was Blödsinn ist. Selbst wenn es nicht mehr so gelingt wie früher, muss man eben wieder üben.



Jedenfalls war ich mutig und habe einfach angefangen, mit einer vagen Idee im Kopf, die nicht einmal besonders spektakulär war. Gefreut hat es mich, dass ich auf Anhieb zufrieden war mit dem Ergebnis. Es war jedoch deutlich, dass die Skizze nicht fertig war. Nun stellte sich die Frage: schwarzweiß ausarbeiten oder farbig? Farbe verwende ich im KUNSTraum relativ oft, so dass eine Schwarzweiß-Zeichnung verlockend schien, entweder mit Schraffur oder / und Kohle  veredelt.



Entschieden habe ich mich letztendlich doch für die Kolorierung, und zwar sehr dezent, da das Motiv an sich illustrativen Charakter hat und von pastös deckenden Kreiden oder Gouachefarben erschlagen werden würde. Wie so oft habe ich hinterher gedacht, ich hätte es lassen sollen, aber ich glaube, durch die Farbe gewinnt das Bild etwas mehr an Tiefe. Und man erkennt mehr von der Landschaft. 

Falls es jemand erwerben möchte, es steht auch zum Verkauf. Besonders toll würde es sich in Kinderzimmern machen oder als Geschenk für einen Jäger. In echt sieht es bunter aus als auf den vergleichsweise blassen Fotos.



 

Weitere Bilder von mir findet ihr unter meinem Instagram-Account ChrisArt

Ich freue mich über Follower und besonders auch Interessenten, die mich gern anschreiben können und meine Zeichnungen und Gemälde bei sich zuhause zu einem günstigen Preis aufhängen möchten. Noch sind sie erschwinglich... 😁


Mittwoch, 2. Februar 2022

Saving Mr. Banks (2013) ~ ein Disney der besonderen Art

 Bis gestern war es mir ein Rätsel, warum Tom Hanks als Mr. Banks gerettet werden muss. Von dem Film hatte ich zwar gehört, mich aber nie genauer informiert, um was es geht. Mehr aus Langeweile gab ich ihm dann eine Chance. Und war richtig gerührt von den Schauspielern und der herzerwärmenden Story.

 


Handlung: Seit über zwanzig Jahren versucht Walt Disney (unglaublich authentisch: Tom Hanks) an die Lizenzrechte von "Mary Poppins" der Kinderbuchautorin P. L. Travers (Emma Thompson) heranzukommen, Lieblingslektüre seiner Töchter. Doch die allein in London lebende 60jährige stellt sich stur, bis ihr Agent sie angesichts der finanziellen Lage dazu überredet, nach Los Angeles zu fliegen, um sich wenigstens anzusehen, wie die Verfilmung ihres Buches vorangehen könnte. 

Pamela erweist sich als äußerst britisch für amerikanische Verhältnisse: unterkühlt, starrsinnig und humorlos. Nach einer Woche ist sie mit den Nerven am Ende - ebenso wie der geduldige, aber genauso hartnäckige Onkel Walt, der "Mary Poppins" als Musical verfilmen möchte. Ein No-Go für die Autorin. Auch soll es kein Zeichentrickfilm sein und die Farbe Rot nicht darin vorkommen (!).

Ohne einen Kompromiss zu erzielen, trennt man sich wieder trotz einiger Lichtblicke, die die Autorin nicht überzeugen können. Walt Disney reist ihr nach und besucht sie in England auf eine Tasse Tee, während der die beiden nicht nur Milch und Whisky, sondern sich auch gegenseitig ihr Herz ausschütten - wobei Pamela nicht alles von sich preisgibt; das erfährt nur der Zuschauer aus Rückblenden und erahnt der intuitive Walt mit psychologischem Gespür. 

Als Travers 1964 zur Premiere von "Mary Poppins" erscheint, erleben alle Mitwirkenden eine Überraschung...

 

"Kind sein ist das Wichtigste im Leben!" "Ach nee!"

 

Meinung: Anfangs skeptisch, hat mich die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte mitgerissen und berührt. Sehr schön gemacht waren die Rückblenden in die australische Kindheit der spröden Pamela, die als Mädchen ihren sehr phantasie- und liebevollen Vater (toll: Colin Farrell) vergöttert. Der ist als Direktor einer Bank überfordert und greift immer häufiger zur Flasche. Die verzweifelte Mutter (Ruth "Jane Eyre" Wilson) ruft nach einem von Scham und Existenzangst getriebenen gescheiterten Selbstmordversuch ihre resolute Schwester Ellie auf den Plan, die Ordnung in das familiäre Chaos bringen soll. Dennoch gelingt es nicht, die frühere Harmonie zwischen Travers Goff und seinen vier Mädchen wiederherzustellen. Als die kleine Helen (und spätere Pamela) dem suchtkranken Vater auf dessen Drängen eine Whiskyflasche ins Bett schmuggelt und die Konsequenz einschneidend ist, hadert sie ein Leben lang mit Schuldgefühlen.

 

Mr. Travers Goff aka Mr. Banks

 

  Auch Walt Disney hat Probleme mit seinem Vater Elias, von denen er später erzählt. Und wie Pamela den ihren, liebt er ihn und verzeiht ihm seine Fehler; genau wie die Britin nach der Begegnung mit Disney lernt, ihre eigenen zu verzeihen.

Fazit: Unerwartet tiefsinnig, mit lustigen, traurigen und bittersüßen Momenten, ist "Saving Mr. Banks" eine der besten Disney-Realverfilmungen, die ich je gesehen habe oder erinnere. Der Cast ist überzeugend, wobei mich besonders Tom Hanks positiv überrascht hat. Sein Walt Disney ist genauso, wie man den geschäftstüchtigen Phantast und Tycoon aus Dokumentationen kennt - zwar streng und zielstrebig, aber auch mitfühlend und verständnisvoll. 

 


 

Eine besonders berührende *Beziehung* haben der Chauffeur Ralph (Paul Giamatti) und die "Missus", wie er Pamela Travers nennt. Sie geht nicht in die Tiefe und ist trotzdem fein und eindrucksvoll ausgearbeitet, indem die Autorin ihm bescheinigt, der "einzig nette Amerikaner" zu sein, den sie getroffen hat.

Und auch, wenn ich jetzt schon gespoilert habe, wer der echte Mr. Banks ist, ist der Film nicht nur für Mary Poppins-Kenner eine blitzblanke Empfehlung.


 Bewertung: 💫💫💫💫💫