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Samstag, 17. November 2018

"Versailles" Serie über den Sonnenkönig Louis XIV

Herumgeschlichen bin ich um "Versailles" ja schon früher - und ich meine nicht damals als Fünfzehnjährige während des Schüleraustausches in Frankreich. Die drei Staffeln umfassende Serie hat mich nach "Turn: Washington's Spies" irgendwie angeschrien, geguckt zu werden. Da ich aber weder besonders frankophil bin noch die Schauspieler kenne, bin ich standhaft geblieben.




Bis ich Ende Oktober den Auftrag erhielt, den Bruder des Königs gemeinsam mit seinem lebenslangen Liebhaber als Püppchen herzustellen. PNs gingen hin und her, und irgendwann schreibt mein Kunde (auch ein Turn-Fan): "You should watch the show. It's so good!"

Empfohlen bekommen, getan. Anfangs eher wenig begeistert, hatte ich mehr Mühe, die ungewohnten französischen Namen zu behalten als der etwas zähen Story zu folgen, die sich vor allem um Hofintrigen und einen zügellosen und geltungssüchtigen Sonnenkönig (George Blagden) in seinen ersten eigenmächtigen Regierungsjahren dreht, in denen er rebellisch sein Schloss außerhalb der Stadt Paris verlegt und seinen gesamten Hofstaat zwingt, mit ihm dort zu leben.






Und plötzlich, nach etwa der Hälfte der ersten Staffel, hat es geklickt. Ich kann nicht genau mal sagen, was es war, das mich zu einem so großen Fan der Serie gemacht hat, dass ich es kaum erwarten kann, bis die dritte und letzte Staffel auf blu-ray erscheint. Die bombastische Anfangssequenz, die tollen Perücken und die üppige Ausstattung sind es wohl nicht, obwohl es unbestreitbar dazugehört. Auch die Geschichte bietet (vorerst) keine Überraschungen oder besonders emotionalen Momente. Aber die Schauspieler sind fantastisch!


"O là là! Très chic! Zut alors! Allons-y!"
 
Nach kurzer Eingewöhnungszeit sind mir besonders das "odd couple" Phillippe und der Chevalier de Lorraine ans Herz gewachsen. Die zwei haben etwas Erfrischendes in ihrem Umgang miteinander, das ich so in einer Serie noch nicht gesehen habe, zumal auf albernes "Rumgetucke" komplett verzichtet wird. Ihre Beziehung erlebt Höhen und Tiefen, die sogar in Duellierversuchen ausartet. Trotz Philippes Homosexualität musste er nach höfischer Etikette nämlich verheiratet sein, was zuweilen sehr am vorgetäuschten Selbstbewusstsein des frivolen Chevaliers nagt. Überhaupt: die Figuren sind nicht immer das, was sie zunächst scheinen. Auch der von sich selbst überzeugte Louis zweifelt tief im Inneren und wird im Lauf der Zeit menschlicher, wenn auch nicht unbedingt sympathisch. Muss aber auch nicht sein. Das wäre vielleicht langweilig. Obwohl - (verkappte) Schurken und vor allem Giftmischer gibt es in Versailles mehr als genug. Und was die wahren Romanzen angeht, so werden sie unter den Höflingen nur dezent angedeutet (außer die von Monsieur und dem Chevalier) oder bleiben unerfüllt. Auch etwas, das ich als Schnulzenbanause sehr schätze. Umso bittersüßer sind dann die ernstgemeinten, die nicht sein dürfen.


"Gemach, Bruder! Nur noch 11 Tage bis zur dritten Staffel."

Gleich nach Turn avanciert "Versailles" zu meiner Lieblingsserie. Ein bisschen grenzwertig empfinde ich die dargestellte Gewalt bei Folterszenen, die von dem stoischen Polizeichef Fabien Marchal (meinem heimlichen Liebling) angewendet wird. Teilweise musste ich weggucken, während mich die traurigen Szenen tatsächlich häufig zu Tränen gerührt haben. Besonders kurios: als Henriette, Philippes erste Frau und Lieblingsmätresse des Königs, mit einer rätselhaften Vergiftung im Sterben liegt und offen ihre Angst vor dem Tod eingesteht, musste ich ein Taschentuch holen, obwohl sie eine der Figuren war, mit der ich die gesamte erste Staffel lang nicht warm wurde. Die Königin dagegen - ein Kind von Traurigkeit trotz heißblütiger spanischer Abstammung - hat irgendwie mein Mitgefühl. Sie ist die einzige, die sich dem dekadenten Treiben auf Versailles bisher hartnäckig verweigert und den Klerus in den abgeschiedenen Palast holt, und das, fürchte ich, wird noch schwerwiegende Konsequenzen haben.


"Ich hab' die Haare schön(er)."

Ich freue mich jedenfalls, die zweite Staffel zu Ende zu sehen und dann Ende des Monats mit der dritten und leider letzten anzufangen. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass geplant abgeschlossene Serien qualitativ meist besser sind als solche, die man bis zur Ödnis ausschlachtet. Eine klare Empfehlung von mir!


Bildquelle: Amazon


Dienstag, 6. November 2018

Lesen nach Jahreszeit?

Eigentlich macht man das ja nicht, oder? Zumindest nicht im Strandurlaub oder wenn das Wetter schön ist, weil man dann vielleicht lieber anderen Freizeitaktivitäten nachgeht oder es dem Bücherwurm ganz einfach schnurz ist, was ihm an Lesefutter in die Hände fällt, solange die Geschichte stimmt und spannend ist. 


Pixabay / Peggychoucair

Anders verhält es sich allerdings im Herbst / Winter. Häufig wird in entsprechenden Foren und Social Media-Gruppen dann nach den schönsten Weihnachts- und Winterromanen gefragt. Ich finde das irgendwie amüsant, da mir mit jedem Näherrücken von Weihnachten vermehrt auffällt, wie sehr sich die LeserInnen nach duftenden Plätzchen, Mandelkern und heimeliger Stimmung sehnen, und sei es nur in Buchtiteln.

Was sind eure Erfahrungen und Vorlieben in Sachen "Jahreszeiten-Lesen", wenn es sie denn gibt? Und habt ihr Beispiele für einen absoluten "Jahreszeiten-Roman"? Vielleicht auch einer, der euch total an einen coolen Frühling, einen heißen Sommer oder einen rotgelben Herbst erinnert? Ich freue mich über Antworten. Schreibt mir in den Kommentarbereich oder auf meiner Fanseite bei Facebook (Link unten anklicken).