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Sonntag, 27. April 2014

Hammer, der Horror! ~ Dracula von 1958



Gelegentlich liebe ich Trash. Das manifestiert sich besonders im Anschauen alter B-Movies wie denen aus der Hammer-Produktion der 1950 - 1960er Jahre. Natürlich mit Peter Cushing. Den finde ich großartig - ob als Van Helsing oder Sherlock Holmes oder auch als Mensch, denn er war offensichtlich ein sehr liebenswerter Mann (was man ihm auf den ersten Blick in sein Habichtsgesicht nicht ansieht).

Dieser Dracula-Film von 1958 markiert Christopher Lees erster Auftritt in der Rolle, die ihn berühmt gemacht hat. Ich muss gestehen, ich finde ihn eher ein bisschen gelackt und affig im Vergleich zu seinen blutsaugenden Kollegen Béla Lugosi oder auch Gary Oldman, der sich immerhin noch die Mühe macht, einen osteuropäischen Akzent zu imitieren. Christopher Lee hatte ihn allerdings hier nicht nötig: das Setting ist in einem fiktiven Dörfchen in Deutschland angelegt (ich nehme an, nahe der tschechischen Grenze - das war den Briten wohl noch exotischer als Transsilvanien). Obwohl die Handlung nicht ausschließlich damit nur sehr lose auf dem Roman von Bram Stoker basiert, halte ich diese Version für absolut gelungen und am unterhaltsamsten von allen Dracula-Filmen, die ich gesehen habe.

Das liegt nicht nur an den üppigen Kulissen in grellen Farben, den oft überzogenen Gesten und der beinahe pathetischen Ernsthaftigkeit, mit der die Schauspieler ihre manchmal für heutige Verhältnisse albernen Texte aufsagen oder weil ich Hammer-Filme generell gut finde, da sie eine eigene Atmosphäre haben. Es ist ziemlich mutig, einen Klassiker so auseinanderzupflücken, dass eine absurde Geschichte entsteht, die dennoch Kult-Status erreicht hat. Zu verdanken ist das neben den aufgeführten Faktoren, denke ich, vor allem dem Trio Peter Cushing, Christopher Lee und Michael Gough, Minas Ehemann (Mina ist eigentlich laut Bram Stoker Jonathan Harkers Verlobte, der in dieser Version mit ihrer Schwägerin Lucy verlobt ist - uff, kompliziert!), der jüngeren Zuschauern vielleicht aus Sleepy Hollow ein Begriff ist, wo er einen der starrköpfigen Dorfältesten spielt.

Das Highlight war für mich natürlich Peter Cushing als Van Helsing in seiner umwerfenden Garderobe wie Pelzkragenmantel und rotem Samtrock. Allein seine scharfe, deutliche Theaterstimme und die britische Aura, die ihn selbst an angeblich Deutscher umgibt, wären in meiner Beurteilung schon fünf Sterne wert. Und der Showdown zwischen ihm und dem bösen Grafen ist wirklich zum Gruseln und so herrlich trashig.




Ich mag auch, dass sich dieser Film nicht so furchtbar ernst nimmt im Gegensatz zu Francis Ford Coppolas Version, in der man sich penibel an die Romanvorlage gehalten hat. Und dass Klischees wie der Knoblauch und das Kreuz im Kampf gegen die Untoten immer noch wirksam sind. Wenn es mir auch leid tat um den vornehmen Jonathan Harker, der schon bald nach der Ankunft in Draculas Schloss in den Vampirmodus verfällt und leider nicht mehr (für die sichtbare Welt) gerettet werden kann, sondern unter Van Helsings barmherzigem Pflock und Pfahl zu Asche werden darf.

Es war gestern genau die Art von Unterhaltung, die ich brauchte. Dazu ein Teller voll mit Liebe gekochtem, unblutigem Hühnerfrikasse, und der Abend war perfekt.

Bewertung: 




Bildquelle: Pinterest


Montag, 21. April 2014

Walt Disney ~ Das Dschungelbuch (1967)

Zugegeben und Asche auf mein Haupt: als neulich im Privatfernsehen mein Lieblings-Disney lief, habe ich ihn verpasst. Dabei war das so etwas wie ein Großereignis, trendete es doch auf Twitter und allen möglichen anderen Sozialmediaplattformen. Manche der Diskutierenden haben diesen Film zum ersten Mal gesehen - irgendwie eine merkwürdige Vorstellung, wenn einen Baghira, Balu, Mogli, Shir Khan, Kaa und King Louis schon seit seiner Kindheit begleiten (Oh, ich fühle mich alt!).

 


"Das Dschungelbuch" muss mein erster Besuch ins Kino gewesen sein. Es kam zu irgendeinem Jubiläum neu heraus und wurde in ausgewählten Lichtspielhäusern gezeigt. Ich war so was von geplättet. Schon der Anfang, als der Panther Baghira zu atmosphärischer Musik auf seinem Routinegang durch den indischen Dschungel streift, hat etwas Magisches. Die Bewegungen der Raubkatzen, die typischen Eigenheiten der Figuren, die Zeichnungen und die Wärme, mit der die Geschichte des Findelkindes Mogli erzählt wird, suchen heute m. M. in der Disney-Fabrik ihresgleichen. Man sagt, "Das Dschungelbuch" sei die letzte Produktion gewesen, die Onkel Walt persönlich überwacht hat, und ich meine, das ist zu sehen und zu spüren.

Am liebsten mochte ich als Kind - anders als die meisten - die Großkatzen. Das lag vermutlich daran, dass ich selbst Katzen hatte und extrem beeindruckt war von der Detailgenauigkeit, mit der die Zeichner die Geschmeidigkeit und Eleganz von Panther und Tiger einfingen. Als Shir Khan zum ersten Mal auftaucht und zum Sprung auf das Reh ansetzt, konnte ich wahrscheinlich zwischen Trick und Realität nicht mehr unterscheiden. Ich war dann doch froh, dass es ihm entwischt und nicht wie Bambis Mama ein so traumatisches Ende findet.

Wenn ich mir den Film heute ansehe, dann lache ich über die Schlange Kaa und die vorwitzigen Affen, und groove mit bei "Ich wär' so gern wie du" von dem Affenkönig und dem Boogie-Beat, mit dem Balu ihn von seiner menschlichen Beute abzulenken gedenkt. Dieses Lied ist eines der wenigen, das ich in Deutsch fast besser finde als in der Originalversion. Ich liebe Balu den Bär, weil ich hin und wieder gern so wäre wie er. Auf den ersten Blick scheint er ein Faulpelz und Tunichtgut, aber eigentlich weiß er genau, worauf es ankommt. Wenn er Mogli seine Lebensphilosophie vermittelt, fühle ich mich mehr denn je angesprochen. Wenn's nur so einfach wäre...




Das Dschungelbuch ist für mich Disneys Meisterwerk. Auch wenn sich alle Disney-Filme mit diesem Prädikat schmücken dürfen, so hat es meiner Meinung nach nur und mit Abstand dieser verdient. Kein Vergleich zum "König der Löwen" in dem es zum Großteil pathetisch und düster zugeht und der Humor in Relation zum Dschungelbuch platt wirkt.

Die Charaktere sind liebenswert (selbst die zerrupften Beatles-Geier, die sich für Mogli als Retter in der Not bewähren und der starrköpfige und vergessliche Colonel Hathi)), man fühlt mit Mogli, der im Dschungel bleiben will und dann doch sein wahres Zuhause in der Menschensiedlung findet - zur großen Erleichterung seines Babysitters Baghira. Das Ende, als sich Balu widerwillig mit dem Ausgang der Geschichte arrangiert und sich den verdutzten Panther unter die Pranke klemmt, um mit ihm zum Dschungel zurückzuschlendern, ist für mich eines der schönsten überhaupt - schon der Gedanke daran beschert mit eine Gänsehaut von Kopf bis Fuß.

Fazit: Ein Klassiker und toller Familienfilm mit großen Gefühlen, witzigen Einlagen und liebevollen Zeichnungen. Überwaltigend! Für mich das Beste, was Disney je auf die Beine gestellt hat!

Bewertung: 


                                 








Samstag, 19. April 2014

Frohe Ostern!

Etwas Schockierendes: An Ostern wird bei uns kein süßes Lämmchen verzehrt oder sonst irgendwie geschlemmt und auch keine Eier gesucht. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir zuletzt Ostern im traditionellen Sinn gefeiert haben, aber eigentlich vermisse ich es auch nicht. Somit wird mein Ostern *nur* eine kleine Auszeit von der Routine sein. Ich hoffe mal, dass das Wetter noch besser wird, damit ich mich ein bisschen auf den Balkon setzen und mich sonnen kann.




Ein handgemalter Ostergruß will sich doch noch auf mein Blog schleichen - ich dachte schon beim Entstehen daran, dass es sich dabei um nichts anderes als um ein Ei handeln kann, das für die christliche Symbolik der Auferstehung durchaus einen Sinn macht, was ich bis vor kurzem nicht wusste. Das ausgeblasene Ei ist so leer wie Jesu Grab, das die Jünger drei Tage nach seiner Kreuzigung öffneten. Zumindest könnte man es so interpretieren. Warum man die Eier allerdings bemalt und aufhängt, entzieht sich meiner Kenntnis und scheint eher heidnischen Ursprungs zu sein.


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Ich wünsche allen Lesern und Kollegen ein schönes Fest. Vergesst über all dem Suchen und Schlemmen nicht ganz den Grund, warum Ostern gefeiert wird.


Sonntag, 13. April 2014

Rezension "Die Fackeln der Freiheit" von Diana Gabaldon

Eigentlich wollte ich das Buch bereits nach einem Drittel abbrechen. Da ich jedoch weder Ehre noch Prinzipien habe, und auf der anderen Seite wieder doch (immerhin hatte ich die ersten beiden Teile der Lord John-Reihe gelesen, und das mit großem Vergnügen), habe ich mich nun doch durch den ganzen Wust aus Verschwörungen, süßlichen Kleinkindszenen, unfreiwilliger Komik und mysteriösen "..."-Sätzen und -Fragen geackert.




Die Handlung ist schnell erzählt und wenig interessant oder fesselnd: Lord John holt Jamie Fraser aus seinem "Gefängnis" Helwater, einem Gut in Schottland, aus dem er sich als Gefangener nicht entfernen darf. Er genießt dort gewisse Privilegien und ist in der Lage, seinen kleinen unausstehlichen unehelichen Sohn William zu sehen, der das Imperium einmal erben wird. Als Lord John Grey rätselhafte Papiere in die Hände fallen, deren Inhalt auf Gälisch verfasst ist, bittet er Jamie Fraser um Hilfe und um seine Begleitung nach Irland, um eine in der Luft liegende jakobitische Verschwörung aufzudecken. Wenngleich Jamie Fraser durch seine verschollene und in die Zukunft gereiste Frau Claire weiß, dass jede diesbezügliche Anstrengung zum Scheitern verurteilt ist, nimmt er die Aufgabe an. Auf den restlichen 300 von ca. 550 Seiten wird gekämpft, duelliert, dümmlich gereimt, gebetet, unpassend blumige Vergleiche gezogen und vor allem spekuliert mit diesen unsäglichen unvollendeten Sätzen, aus denen kein noch so aufmerksamer Leser schlau wird.

Meine Meinung: Man soll nicht behaupten, ich hätte es nicht versucht - aber ich verstehe nicht, warum man Diana Gabaldon mit diesem Buch über den grünen Klee lobt und es als "Spiegel-Bestseller" in die Literaturannalen eingegangen ist. Selten habe ich mich so gelangweilt, um nicht zu sagen geärgert über einen Roman. Schlechter Stil, ordinäre Wortwahl, zu wenig Gefühl und zu viele Wiederholung wie der galoppierende Reiter im Galopp haben mir die Vorfreude auf den heiß ersehnten dritten Teil gründlich verdorben. Hinzu kommt, dass man die ersten beiden Lord John-Romane ohne Hintergrundwissen zur Highland-Saga mit Jamie Fraser lesen kann - in diesem werden häufig Andeutungen aus letzterer gemacht, was mich als Nicht-Fraser / Randall-Fan völlig irritiert hat. Empfehlen kann ich "Die Fackeln der Freiheit" nicht, obwohl mir immerhin Lord John trotz seines lüsternen Froschgequakes ein wenig sympathischer wurde und auch Jamie Fraser mich gegen Ende nicht mehr so genervt hat wie zu Beginn - wohl, weil ich mich an seine Perfektion gewöhnt hatte und es mir irgendwie gefiel, wenn ein bisschen Gefühl wenigstens gedanklich gezeigt wurde, sobald Lord John seiner ansichtig wurde (der "prachtvolle Hirsch"-Vergleich war allerdings wie das Gequake recht abtörnend).

Irgendwann habe ich mich schließlich gefragt, ob die Übersetzung zumindest eine "Teilschuld" trägt an der miesen Qualität. Formulierungen und Sätze wie "Du hast aber eine großen Schniedel, Onkel John!", "der haarige Arsch" und "Der leise Hauch von Scheiße", der Jamie Fraser endgültig Gewissheit darüber verschafft, dass er seinen Sohn liebt, fand ich absolut überflüssig und fast schon vulgär und ekelhaft.

Fazit: Wahrscheinlich haben Fans von beiden Reihen ihre Freude an einem Wiedersehen zwischen Lord John Grey und Jamie Fraser, die ein Geheimnis im Stall von Helwater verbindet, hinter das ich nicht gekommen bin. Mich selbst hat Frau Gabaldon leider gar nicht überzeugt. Ich weiß nicht, ob ich einen vierten Teil durchstehe - falls es ihn gibt - obwohl ich den schneidigen John Grey immer noch recht gelungen finde. In jedem Fall war ich erleichtert, dass die letzten 30 Seiten aus Danksagungen, Recherchequellen und Informationen bestanden, die mich noch weniger interessierten als der Roman an sich.


Bewertung: 



Samstag, 12. April 2014

Leserunde Nr. 2

Noch zehn Tage bis zum Start meiner zweiten Online-Leserunde - dieses Mal zu "Vom Ernst des Lebens". Ob ich aufgeregt bin? Schon ein bisschen. Vielleicht nicht mehr gar so hibbelig wie bei der ersten, aber es ist doch immer etwas Besonderes, seinen eigenen Roman mit mehreren Leuten zeitnah zu diskutieren.




Ich bin froh, dass mir der Büchertreff diese Möglichkeit gibt - auch wenn es für Indie-Autoren nicht so einfach ist wie für Autoren von großen Verlagen, eine Leserunde zu organisieren, so war zumindest bei der ersten zum "Bildnis des Grafen" der Aufwand durchaus lohnenswert. Ich hatte sehr viel Spaß mit meinen Meisterdetektiven, und es war toll, zu lesen, wie gut ihnen die Geschichte gefallen hat und wie sehr sie mitgefiebert haben. Das wiegt so manch harsche Kritik wieder auf, der sich ein Autor naturgemäß stellen muss. Nicht, dass ich etwas gegen andere Meinungen habe, doch ich finde, wenn man ein Buch schon verreißen muss, sollte die Kritik sachlich und gut begründet sein und vor allem sollte man es zu Ende gelesen haben, ehe man sich zu persönlichen Beleidigungen versteigt.

Was "Vom Ernst des Lebens" betrifft, so bin ich wie beim "Grafen" recht zuversichtlich und zähle auf die Leseerfahrenheit der Teilnehmer und das allgemein hohe Niveau des Forums. Natürlich wird es Kritikpunkte geben, die eine oder andere Verhaltensweise meiner Protagonisten Miles und Rupert hinterfragt werden und / oder ein verständnisloses Kopfschütteln ernten; ehrlich gesagt, geht es mir heute zuweilen so, wenn ich den Roman so durchblättere. Aber das macht eine Diskussion erst aus, und ich werde auch nicht versuchen, das letzte Wort zu behalten oder alles aufzuklären, was evtl. auf den ersten Blick wenig nachvollziehbar ist. Ruperts neurotische Ader beispielsweise. Er war für mich das krasse Gegenteil zu Miles, der ihn nach Paris "entführt", um ihn scheinbar davon zu überzeugen, dass die Welt mehr zu bieten hat als Bücher, die Routine des Alltags und ein Leben als Literaturprofessor in Cambridge. Rupert allerdings tickt anders als Miles. Er meidet zwischenmenschliche Beziehungen weitgehend, ist zufrieden mit dem, was er hat und fühlt sich am wohlsten, wenn man ihm seine Ruhe lässt. Durch Miles und Paris ändert sich sein Leben, doch er hat Schwierigkeiten, sich in der "neuen" Welt zurechtzufinden, auch wenn ihm Miles' aufmerksame Freundschaft durchaus schmeichelt.

Es gibt ein paar Stellen im Buch, die ich heute vermutlich anders schreiben würde. Ich glaube, ganz so neurotisch würde ich Rupert nicht mehr anlegen, obwohl ich nach wie vor finde, dass er nach seiner Überzeugung verständlich handelt und auch mit den etwas überzogenen Phobien und Macken menschlicher wirkt als Miles. Der wurde von einigen meiner Leser als "zu begabt" beschrieben - er ist eloquent, überraschend, selbstbewusst, spricht fließend Französisch, weiß immer einen Rat und setzt diesen auch unverzüglich in Taten um. Ein strahlender Held ist Miles allerdings mitnichten. Tief im Inneren bewegt ihn eine traumatische Vergangenheit und eine ungewisse Sicht auf die Zukunft, die ihn vielleicht sogar zu einem größeren Zweifler macht als der von ihm gekidnappte Freund.

Ich bin jedenfalls supergespannt auf unsere Runde und hoffe, dass jeder sich gut während der Lektüre unterhält. Nichts anderes will ein Autor mit seinen Geschichten ja erreichen.



Montag, 7. April 2014

Alfred Hitchcock ~ Rebecca (1940)

Dieser Film nach dem Roman von Daphne du Maurier ist wohl mein Lieblings-Hitchcock, wobei ich mich nicht als Kenner des Regisseurs bezeichnen möchte und nicht alle seine Filme gesehen habe. Ich mag die Geschichte. Knifflig, romantisch, überraschend, anrührend und von einer bitteren Wahrheit ist sie, die der neuen Mrs. de Winter (entzückend in ihrer Rolle als täppisches Lämmchen: Joan Fontaine)  bis fast zum Schluss verborgen bleibt.

 


Es geschieht nicht oft, dass ich mit der weiblichen Hauptfigur empfinde; bei "Rebecca" ist das der Fall. Klar, Laurence Olivier (noch jung und erstaunlich attraktiv) kommt anfangs ziemlich chauvimäßig daher, indem er seiner Monte Carlo-Bekanntschaft verbietet, erwachsen zu werden und sie mit einer Nonchalance und Selbstverständlichkeit herumkommandiert, die der emanzipierten Frau von heute die Nackenhaare aufstellen. Und die Tatsache, dass sich das Lämmchen das alles gefallen lässt und sogar noch dankbar für seinen scheinbar oft rüden Ton ist, gibt Verfechterinnen der Gleichberechtigung sicher den Rest.

Trotzdem. Im Lauf des Films wird klar, warum der melancholische Witwer Maxim de Winter so handelt, und warum er sich nach der schillernden, allseits beliebten Rebecca ein unscheinbares Mäuschen angelt. Die jedoch fühlt sich den Anforderungen auf dem mondänen Anwesen Manderley nicht gewachsen, und vor allem nicht der Konfrontation mit der Hauswirtschafterin Mrs. Danvers (grandios und subtil dämonisch: Judith Anderson), die Maxim de Winters verstorbene Ehefrau Rebecca vergöttert hat und es selbst nach deren rätselhaftem Tod noch tut, indem sie der unsicheren Nachfolgerin das Leben auf Manderley zur Hölle macht.

Erst durch eine Nacht, in der ein gekentertes Segelboot gefunden wird (das ironischerweise Je reviens heißt, wie uns die Romanvorlage verrät), gewinnt das scheue Rehlein / die neue Mrs. de Winter Selbstvertrauen und beginnt Maxims Verhalten zu verstehen, das sie bis hierher als Trauer um den Verlust seiner schönen, begehrenswerten ersten Frau gedeutet hat. Er erzählt ihr von Rebecca, wie sie ihn mit ihrer Schönheit geblendet und dann erpresst hat, als er sich scheiden lassen wollte. Zu spät hat er bemerkt, dass Rebecca nicht lieben kann und ihre Ehe zum Scheitern verurteilt war. In seiner neuen Bekanntschaft (Joan Fontaine bleibt namenlos und wird nur als Mrs. de Winter erwähnt) findet er Qualitäten, die Rebecca völlig abhanden gingen: Mitgefühl, Liebe, eine erfrischende Naivität und Ehrlichkeit. Zu dumm, dass er damit nicht früher vor ihr herausrückt, denn die arme Joan kämpft lange gegen die zwar verblichene, aber immer noch allgegenwärtige Rebecca an und fühlt sich in ihrem Schatten minderwertig und langweilig. Darin unterstützt sie die perfide Haushälterin mit allen Mitteln - bis diese sich selbst in ihrem Wahn, Rebeccas Position an der Seite von Maxim zu verteidigen, eine Grube gräbt.

 

Tama66 /Pixabay

 

Ein psychologisch ausgefeilter und atmosphärisch düsterer Klassiker, den man immer gerne anschaut und der von seiner Aktualität auch nach fast 75 Jahren (Oh Schreck - so alt schon!) nichts eingebüßt hat. Vielleicht wirkt er auf viele Rebeccas altbacken, aber für Zuschauer, die den Wert eines guten Herzens kennen und wissen, dass innere Werte mehr zählen als der bloße Schein, erzählt der Film eine berührende und komplexe Geschichte, die durchaus realistisch in Szene gesetzt wurde. Ach und ganz nebenbei: hübscher und graziler als Joan Fontaine konnte Rebecca auch nicht sein.

Und einen Trend gesetzt hat die kleine Schwester von Olivia de Havilland ebenfalls: die saloppe Strickjacke, die sie häufig im Film trägt, darf in keiner Garderobe einer modebewussten Frau fehlen und ist bis heute noch in vielen Ländern als "Rebecca"-Style bekannt.
 

Mein Lieblingsdarsteller war neben "Shere Khan" George Sanders übrigens Jasper der Cockerspaniel.


Bewertung: volle Punktzahl!

         





Freitag, 4. April 2014

*Luxus-Problem*

Zum besseren Verständnis: Ich hasse diesen Ausdruck. Nicht nur, weil Luxusprobleme eigentlich gar keine Probleme sind, sondern weil es viele Wörter und Ausdrücke gibt, die ich absolut nicht ausstehen kann, da man sie an jeder Ecke hört und sie mittlerweile zu Phrasen und "Wort-Hülsen" verkommen sind (Googlebots könnten davon wahrscheinlich ein Lied singen, wenn sie musikalisch wären). Obendrein klingt es furchtbar angeberisch und überheblich, das Luxusproblem per se.

Zurück zu *meinem* Luxusproblem: ich bin klein und schmal und schon immer gewesen. Daher finde ich selten etwas zum Anziehen, das mir auf Anhieb steht, weil ich es meist umändern muss, wenn ich es denn unbedingt haben will. Die Kinderabteilung ist leider keine Alternative mehr - irgendwann wirkt man in den knallbunten Sachen nur noch lächerlich. Und da ich vor kurzem eine abschreckende Reportage über H&M und C&A gesehen habe, kann ich dort auch nicht mehr unbeschwert shoppen gehen, abgesehen davon, dass ich schon von Glück sagen kann, wenn es mal Hosen beim Stadteinkauf in Größe 32 gibt und die auch noch passen.

Heute wollte ich mir ein oder zwei T-Shirts kaufen. Ich habe streng genommen nur eines, das Halbärmel hat (also ein T-Shirt im ursprünglichen Sinn ist), und das muss ab und zu eben gewaschen werden. Also war ich in der Stadt, um auf Beutefang zu gehen. Ich weiß, dass Esprit nicht viel fairer wirtschaftet als die oben genannten Konzerne, aber die Klamotten scheinen mir doch ein wenig hochwertiger zu sein, zumindest ist das mein Eindruck (der vermutlich täuscht). Jedenfalls war ich da und habe mich schon sehr gefreut, dass einige T-Shirts in XS auf Lager waren. Super! Und die Auswahl war nicht ohne. Bestimmt finde ich was, dachte ich und habe mich durch das Angebot gewühlt. Tja. Fehlanzeige. Die Größe hat teilweise zwar gestimmt, aber wieso gibt es in diesem Jahr entweder diese scheußlichen Fotodrucke oder total altbacken wirkende T-Shirts, in denen nur noch die Schulterpolster eingenäht gehören, um daraus ein 80er Jahre-Relikt zu machen? Die Foto- und Grafik-T-Shirts sind nicht viel besser. Meist noch trist schwarz-weiß und formlos. Das Zebra ist offenbar ein beliebtes Motiv, gleich nach der schmollenden Lolita, die in verschiedene Segmente eingeteilt wird oder mit wahlweise sinnigen Facebook-Weisheiten oder *rotzfrechen* Sprüchen ("Your look sucks!") und Pailetten bedruckt und bestickt. Wieder lassen die 80er grüßen.

Da würde ich mir lieber meine eigenen Foto-T-Shirts drucken lassen, so wie ich das als Teenager gemacht habe. Die wären mir allerdings heute peinlich. Ich meine, "I believe in Sherlock Holmes"  ist genau so abgenudelt und out wie jedes Fratzenbuch-Zitat.

Na ja. Bleiben mir halt meine handgearbeiteten Tops, meine Blüschen mit lieblichem Blumenmotiv oder die karierten und dezent gestreiften, die ich schon vor fünf Jahren im Second Hand erstanden habe. Die sind immer noch tragbar und zeichnen mich außerdem als Individualisten aus.








Dienstag, 1. April 2014

Auf ein neues: Gratis-Coupon zum Download von "Vom Ernst des Lebens"

Kein Aprilscherz: für genau fünf Tage (1. April - 6. April) biete ich meinen Roman "Vom Ernst des Lebens" erneut als kostenlosen Download an. Auf dem Büchertreff  haben wir demokratisch über drei meiner "handlicheren" Geschichten abgestimmt, welche zur Auswahl für eine virtuelle Leserunde stehen, und die von Miles und Rupert im Paris der 1950er Jahre  hat das Rennen gemacht.


Liebe Büchertreff-Mitglieder und alle, die die erste Aktion im März verpasst haben: hier könnt ihr den

Couponcode 

 84A39FB5C4


kopieren und ihn dann auf www.xinxii.com einlösen, indem ihr ihn beim Ausloggen (zuerst anmelden, sofern nicht bereits geschehen) in das entsprechende Feld einfügt. "Vom Ernst des Lebens" wird dann gratis auf euren PC geladen. 

 



Ein Termin für unsere Leserunde auf dem Büchertreff steht noch nicht fest, aber ich schätze, dass wir uns auf nach Ostern (Ende April / Anfang Mai) einigen können. Das würde auch sehr gut zur Jahreszeit passen, in der das Buch spielt.

Weitere Interessenten sind herzlich willkommen, an der Runde teilzunehmen! Ich bin gespannt darauf, mich mit euch über meinen Roman auszutauschen (und nicht mehr gar so aufgeregt wie bei meiner Leserunden-Premiere vom "Bildnis des Grafen") und würde mich nach dem Beenden der Lektüre besonders über Rezensionen freuen!