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Sonntag, 28. Juli 2019

Der Weg nach Camelot (Gwydion, Band I) ~ Peter Schwindt

Mal wieder mache ich einen Abstecher in den Jugendbuchsektor. Und muss sagen, dass ich nach der enttäuschenden Wolfgang Hohlbein-Trilogie um die Sage von König Artus wirklich positiv überrascht bin.

Von Anfang an empfindet man Sympathie mit dem jugendlichen Protagonisten Gwyn, dem Schweinehirt aus Cornwall, dessen sehnlichster Wunsch es ist, Ritter zu werden und in der legendären Tafelrunde zu dienen, die jeder eigentlich nur für ein Märchen hält. Es ist erstaunlich, wie häufig der Ausgangspunkt dieser Geschichten sich ähnelt und was jeder Autor nach seiner eigenen Phantasie daraus weiterstrickt.






Inhalt: Als Gwyn eines Abends vom Schweinehüten nach Hause kommt, findet er sein Dorf verwüstet vor. Die Sachsen haben seine Familie überfallen, zu der außer Gwyns Vater sein älterer Bruder Elwin und Schwester Muriel gehören. Elwin wird den Hof erben, also stiehlt sich Gwyn heimlich fort, da es ihn ohnehin in die weite Welt hinaustreibt. Unterwegs begegnet er dem alten und etwas tollpatschigen Humbert Llwanwick, der einst davon träumte, einer von Artus' Gefolgsleuten zu werden, jedoch in Ungnade fiel.

Gwyn schließt sich ihm mehr oder weniger freiwillig als Knappe an und erlebt Abenteuer, die ihn manchmal wünschen lassen, zu seinem geruhsamen Leben als Bauernbub zurückkehren zu können. Welcher Wunsch ist wohl stärker, nachdem er sich am Ziel seiner Träume glaubt, nämlich an Artus' Hof Ruhm einzuheimsen und dessen Enkelin Aileen zu gewinnen? Und was hat Ritter Humbert mit Gwyns verstorbener Mutter Valeria zu tun, deren Namen er in seiner Todesstunde rief? Kann der böse Mordred, der in dieser Reihe Vater einer Tochter ist, daran gehindert werden, den Untergang Camelots herbeizuführen und somit das bedrohte Britannien wieder in die Dunkelheit stürzen?


Meinung: "Der Weg nach Camelot" von Peter Schwindt ist der Auftakt zu einer vierteiligen Reihe, die man auf jeden Fall an einem Stück lesen sollte. Denn in Gwyns jungem Leben gibt es einige Geheimnisse, die im ersten Band aufgerollt, aber nicht gelöst werden. So kann ich es kaum abwarten, zu erfahren, was es mit Ritter Llanwick und Valeria auf sich hat. Das Rätsel um Gwyns Einhorn-Medallion scheint mir da weniger knifflig, obwohl sich der Zauberer Merlin in der Hinsicht sehr bedeckt gibt.

Das Buch ist spannend und jugendgerecht geschrieben, wobei letzteres mich teilweise etwas gestört hat, etwa wenn Gwyns Knappenkameraden sich betont schnippisch und männlich geben oder die toughe Aileen auf Mordreds schwerfälligem Schlachtross das sächsische Heer austrickst. Aber Schwamm drüber, Großmäuligkeit und weiblicher Heldenmut sind bei (literarischen) Teenagern schließlich keine Seltenheit. Gut gefallen hat mir Gwyn, der eigentlich immer besonnen handelt und sich nicht ins Bockshorn jagen lässt.

Ein Wermutstropfen, der mich allerdings nicht davon abhält, den zweiten Band in Angriff zu nehmen, ist die Tatsache, dass Artus bereits ziemlich alt sein muss bzw. Gwyn nicht einmal wusste, dass der König noch lebt. Ich mag die Vorstellung eines jungen, frischen Königs, der erst später altern darf, wenn die Reihe sich dem Ende zuneigt.

Allerdings hat es damit sicher auch etwas Mysteriöses auf sich. Vielleicht haben Artus und seine Tafelrunde noch eine zweite Chance erhalten und doch bereits den heiligen Gral sichergestellt, der Ewiges Leben verheißt. Das und mehr gilt es nun herauszufinden.


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