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Donnerstag, 29. Mai 2014

Almost done

Den Vatertag  / Christi Himmelfahrt habe ich dazu genutzt, an meinem Mobile weiterzuwurschteln. Ein bisschen bringe ich dafür fast so viel Begeisterung auf wie für das Schreiben. Gewütet habe ich in unserem Atelier, denn dort habe ich viel Platz und Ruhe. Die *menschlichen* Wasserbewohner sind nun fertig - die Mädels habe ich mit einem aufgestickten Lidstrich versehen, und natürlich geizen sie nicht mit weiblichen Reizen, was zu heiteren Lachanfällen in meiner Familie geführt hat. Die Mädchen werden übrigens lieber angefasst als die Kerls, da sie sich ergonomisch und mit angenehmer Haptik in die Hand schmiegen. Ich glaube zumindest, dass das der Grund ist für ihre Beliebtheit (O;

Recht tricky sind die Haare. In der Regel werden sie bei Häkelfiguren eingeknüpft, aber das lässt wenig Spielraum für verschiedene Stylings, und so habe ich die Grundfrisur mithilfe von Stecknadeln aufgefädelt, angenäht und anschließend individuell ausgeschmückt und eventuelle Lücken in der Kopfhaut mit Zusatzfäden aufgefüllt.




Ziemlich aufwändig, doch wenn man Routine entwickelt hat, geht es. Zeitraubender als einzelne Fäden einknüpfen ist die Prozedur jedenfalls nicht. Und wenn die Arbeit Spaß macht, gehört ein wenig Mühe manchmal dazu. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, und ich muss sagen, irgendwie bin ich auch stolz darauf. Vielleicht sollte ich eine Anleitung verfassen und sie für weitere Entwürfe archivieren, die dann in frühestens zehn Jahren als "Christines verrücktes Handarbeitsbuch" auf den Markt kommen.

Im Ernst, ich habe schon einige Amigurumis entworfen, dabei aber nie daran gedacht, die einzelnen Herstellungsschritte aufzuschreiben oder ich war einfach zu faul. Sollte ich mal machen. Immerhin habe ich mir bereits ein spezielles Notizbuch gekauft.

Das Foto habe ich gleich im Atelier geknipst, nachdem die letzte Schönheit (zweite von links) gekrönt wurde. Jetzt muss ich die Algen noch ordentlich fixieren, und danach gehts ans Häkeln der Unterwasserwelt, in der sich meine Meermädels und -buben tummeln. Das Ausbalancieren des Mobiles überlasse ich dann geschickteren Händen...





Mein Verbrauch an Material beschränkt sich auf vier Plastikkrönchen von Tilda, einen kompletten Knäuel Altrosa "Bravo" der Firma Schachenmayr für drei Puppen (viel - das hat mich überrascht!), ein viertel Knäuel in Bravo-Rosa für den blassen Herrn ganz links, ein paar Reste in Lindgrün und Hellgrün für die Algen, Stickgarn in Schwarz, Braun und Rot, weißer Filz für die ausdrucksvollen Frauenaugen und den Strahlemund des blonden Meermanns, Filz in Blau und Türkis für die Iris, leichtes Rouge für die Nippel, und vom blauen Effektgarn habe ich tatsächlich noch so viel übrig, dass es für einen kleinen Fisch reichen könnte.


Samstag, 24. Mai 2014

WIP ~ Work in Progress

Diesmal nur ein kurzer Beitrag bzw. eine Zwischenbilanz über die Entstehung meines Unterwasser-Mobiles, von dem ich bereits berichtet habe. Es macht mir immer noch viel Spaß, auch wenn ich glaube, dass es vom Aufwand und der Arbeit her unbezahlbar sein wird... aber ich finde immer mehr Details, die ich mit einbringen kann, so zum Beispiel die Krönchen für meine zwei mit Algen bekränzten feschen Meermänner. Ich fand es schon immer toll, in Restekisten zu wühlen, denn da kommen oft wahre Schätze zutage, für die man bisher kaum Verwendung hatte. Ich weiß gar nicht mehr, für was die süßen Kronen ursprünglich gedacht waren; auf den Häuptern meiner Amigurumis sitzen sie jedenfalls perfekt.




Jetzt sind die Seejung*frauen* dran, damit die beiden Jungs sich nicht langweilen auf Dauer. Kopfform und Fischschwanz folgen en gros demselben Entwurf, aber den Oberkörper werde ich auf weiblich trimmen, d. h. vielleicht auch ein bisschen frech machen, denn was wären Meermädchen ohne Meerbusen? (O; 

Schade, dass das Wetter schlechter geworden ist - ich häkle am liebsten draußen auf dem Balkon, wenn ich da nicht gerade faulenze oder lese.


Mittwoch, 21. Mai 2014

The name's Sherlock Holmes. And the address is 221 B Baker Street.


Was fasziniert mich eigentlich an dem neuen, hypermodernen Format der BBC-Serie "Sherlock" (Start der dritten Staffel in Deutschland am 29. Mai auf der ARD), die derzeit als eine der weltbesten Serien gilt?

Man könnte meinen, der letzte Abschnitt und das darin enthaltene Prädikat erklären es schon, doch  das ist bei weitem nicht der Fall. Ich habe einen recht eigenen Geschmack und finde häufig Dinge, die die meisten cool finden, uncool und umgekehrt. Zudem bin ich eher altmodisch und wurde mit der Reinkarnation des viktorianischen Meisterdetektivs zunächst überhaupt nicht warm. Allein die Idee fand ich absurd. Zu sehr waren Holmes und Watson im ausgehenden 19. Jahrhundert verwurzelt, in dem noch nicht einmal ein Visionär wie seinerzeit Leonardo daVinci an Smartphones, IPads und Internet zu denken wagte. Auch bin ich nicht unbedingt großer London-Fan oder Experte in Sachen Arthur Conan Doyle.


Pixabay / becchy

 

Ausschnitte aus den Spätnachtwiederholungen haben mich nie wirklich vom Sofa gerissen, im Gegenteil. Ich hatte irgendwie keinen Bezug zu dem, was da auf dem Bildschirm in scheinbar atemberaubender Geschwindigkeit vor mir flimmerte, verstand jeden zweiten Satz nur halb oder gar nicht und wollte mir nicht einmal die Mühe machen, die technischen Spielereien zu würdigen, die ich in nicht gar so ausgefeilter Form bereits in "House MD" gesehen hatte. Die Protagonisten - obwohl in ihrer ambivalenten Beziehung zueinander angelehnt an House / Wilson respektive klassischer Holmes / Watson - fand ich nichtssagend und außerdem viel zu jung. Mein Sherlock Holmes-Bild haben gestandene Gentlemen wie Basil Rathbone und Peter Cushing geprägt. Der *kleine* Holmes war dagegen eher frech, mitunter sogar zum Fremdschämen peinlich und impertinent, etwa als er auf Nikotinentzug übertrieben inhalierend an einem Klienten schnüffelt, der eben noch eine Kippe im Gesicht stecken hatte. Heute gehört diese Szene zu meinen absoluten Highlights, gemeinsam mit dem unfreiwilligen Tanz  aus The Blind Banker. Und natürlich dem Mind Palace.

Im Forum habe ich mich schließlich mal zu Wort gemeldet im entsprechenden Thema und meine nicht gerade überschwängliche Meinung zur Serie kundgetan. Das einzige, was ich bis dahin wirklich gelungen fand, war die extra komponierte Musik wie das etwas schrullige Sherlock-Theme und besonders das Gänsehaut erzeugende, bittersüß anmutende "The Woman". Das war toll. Eine moderne Serie, die auf angesagte Popsongs verzichtet und dafür orchestrale Musikgeschichte schreibt, ist schon einen näheren Blick wert. Allerdings hatte ich keine Ahnung, weshalb jeder so begeistert an der Theorie zum "Reichenbachfall" mitgerätselt hat. Man legte mir nahe, die DVDs zu kaufen, um die Serie an einem Stück sehen zu können und am besten noch in O-Ton. Das war mir ohnehin lieber, habe ich doch auch meinen gehassliebten House nur in der Originalfassung angeschaut, da die deutsche Synchro nicht selten bemüht witzig aufbereitet und somit völlig sinnentfremdet wird. Nichts gegen Synchronisation, aber das Original bleibt doch meist unerreicht.

Lange Rede kurzer Sinn, ich habe mir die DVDs tatsächlich besorgt. Und ich mochte das, was ich sah und hörte, auf Anhieb. Allen voran die samtige Stimme von Benedict Cumberbatch. Kaum zu glauben, wie mich die beeinflusst hat. Der deutsche Sprecher Tommy Morgenstern macht einen guten Job, aber eine Stimme gehört zu einem einzigen Menschen und macht ihn in meinen Augen glaubwürdig. Plötzlich wurde die Serie viel interessanter und lebendiger. Auch Nebenfiguren wie die mütterliche Mrs. Hudson und der hochnäsige Mycroft Holmes erschienen im neuen Licht.

Die Serie hat es sogar geschafft, mein Interesse für den klassischen Holmes wieder zu wecken. Ich las ein paar Geschichten und fand es danach erheiternd, Parallelen und Referenzen in der BBC-Produktion aufzustöbern, die oft nur angedeutet werden. Doch gerade die geschickt versteckten Verbeugungen vor Holmes-Erfinder Conan Doyle und auch die mitunter offen gezeigte kindische und kindliche gezeigte Seite am Genie Holmes geben der Serie einen authentischeren Touch als jede Verfilmung zuvor.

Dass Benedict Cumberbatch nicht nur ein charismatischer Sherlock mit einer sexy Stimme, sondern privat auch ein sympathischer und attraktiver Mann ist, gibt einen für mich nicht unerheblichen Bonus... (O;




Dienstag, 20. Mai 2014

British food schmeckt manchmal gut

Schon gemerkt? Die britische Küche ist oft besser als ihr Ruf, wenn man von Scheußlichkeiten wie Hammeleingeweide aka Haggis absieht. Und selbst das ist für Mutige und Hartgesottene wahrscheinlich eine Delikatesse, vergleichbar mit dem vielzitierten Pfälzer Saumagen oder der bayerischen Haxn mit Semmelknödel. Mal ehrlich: immerhin kommen Spitzenköche wie der hippe Jamie Oliver von der Insel, die für ihre experimentellen Gaumenfreuden vor Mr. Olivers medialer Präsenz mehr auf den hinteren Plätzen rangierte. Doch das liegt - wie so vieles - an Gewöhnung, Gewohnheiten und Mentalität. Und wie man den "Ausländern" Ungewohntes schmackhaft macht.

Während eines Englandurlaubes habe ich über pappsüßen Kuchen gestaunt, der von nicht minder gesüßtem Custard-Pudding überschwemmt war, und trotzdem fand ich den Nachtisch nicht schlecht, auch wenn ich ihn nicht jeden Tag serviert haben möchte - nicht nur, weil es eine echte Kalorienbombe war. Die damals in Lunch-Portionen ausgeteilten Tüten Chips (landläufig "Crisps", wohl um Verwechslungen mit Fish 'n Chips zu vermeiden) mit Essig-Geschmack sind heute in fast jedem internationalen Supermarktregal zu finden und ergo keine Seltenheit mehr. Wir haben uns noch darüber amüsiert, bis uns vor lauter Säureschock nach dem ersten Biss der Mund geschrumpft ist.

Das ausgiebige Breakfast mit bacon, baked beans und verschiedenen (Blut-)Wurstsorten ist für mich nach wie vor ein Rätsel der britischen Esskultur. Obwohl ich durchaus für ein reichhaltiges Frühstück bin und Landesgepflogenheiten gegenüber aufgeschlossen (behaupte ich mal), wäre das zu früher Stunde meinem Magen zu üppig. Auch sonst gibt es einige Kuriositäten, die den Unterschied zwischen britischen und deutschen Essgewohnheiten deutlich machen. An einem Morgen saßen wir mit Walisern am Tisch, die sich darüber wunderten, dass wir *uns* wunderten, weshalb die Butter gesalzen war, wenn man doch Marmelade aufs Brot streichen will. Sie fragten uns dann sehr höflich, ob man in Continental Europe denn extra salze, worauf wir sicher noch perplexer dreinschauten als das alte Ehepaar. Gesalzene Butter gehört seit längerem, glaube ich, auch zum Standardsortiment eines Supermarktes. So ändern sich Zeiten und Geschmäcker.




Aber - oh Wunder! - neben all den deftigen und exotischen Gerichten und Nahrungsmitteln findet man in Großbritannien noch Rice Krispies, das Produkt, das ich hierzulande seit kurzer Zeit schmerzlich vermisse. Ja, es stimmt leider, wir mussten sie uns schicken lassen, denn die Zufriedenheit einzelner Kunden geht den großen Supermarktketten natürlich und irgendwie verständlicherweise am A**** vorbei. Doch ohne Crackle, Pop und Snap fängt der Tag nur halb so gut an. Das Porto ist nicht gerade von Pappe, so dass wir noch eine Einheit Hula Hoops und ein Glas Lemon Curd bestellt haben, das bedauerlicherweise nicht von Prinz Charles' Biofarm stammt, aber trotzdem köstlich schmeckt. Die Hoops sind ein Kartoffelsnack, ebenfalls sehr lecker und kommen in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen, wobei die Originalen ein bisschen fade sind.

Man tut der englischen Küche allerdings Unrecht, wenn man sie als unkulinarisch oder geschmacklos im wahrsten Sinne des Wortes verunglimpft. Denn auch vor Jamie Oliver verstanden der britische Gentleman und die feine Lady, wie man aus verschiedenen, auf den ersten Biss kaum zusammenpassenden Zutaten eine Nationalspeise kreieren und kombinieren kann, die der ohne Vorurteile behafteten und aufnahmebereiten Zunge mehr an Lob entlocken kann als nur ein "Good Lord! How very British indeed!"


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Hier bestelle ich in Zukunft öfter: British American Food

Und im Victorian House in München kann man auch außerhalb der Insel gepflegt britisch speisen. Allein die Scones sind einen Besuch wert!






Samstag, 17. Mai 2014

Tagelang ohne Internet...

... ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn ich so überlege, nicht allzu tragisch, außer dass man sich ein bisschen rückständig fühlt. Weder litt ich unter Entzugserscheinungen noch habe ich etwas Wichtiges verpasst nur die unschönen Nachrichten, was mich beruhigt hat. Da mein PC von dem jetzt nervigen und nutzlosen Windows XP zum neuen Programm geupgradet wurde, hatte ich ihn eine Weile nicht, und so habe ich mich anderweitig beschäftigen müssen. Fast habe ich die Zeit ohne Internet genossen, denn irgendwie besinnt man sich dann wieder ein wenig mehr auf sich selbst.




Ich häkle gern. Am liebsten kleine Figuren und Maskottchen. Und ich habe eine Vorliebe für Unterwasserwelten und die darin lebenden Fantasiewesen wie Meerjungfrauen und Wassermänner. Mir kam die Idee, ein Mobile herzustellen, das aus ein paar Meeresmenschen besteht, die von Fischen und Pflanzen umgeben sind. Den Entwurf dazu arbeite ich selbst aus. Das macht Spaß, verlangt aber eine ganze Menge Konzentration und vor allem Disziplin und mathematisches Geschick, das mir normalerweise abhanden geht. Aber die Mühe lohnt sich.




Auch die Suche nach dem passenden Garn. Mir scheint, dass Glitzerwolle und Effektfaden aus der Mode gekommen sind, so dass ich in meiner Stamm-Handarbeitsabteilung nicht fündig wurde. In einem kleinen Woll-Laden habe ich der Inhaberin meinen Plan erklärt, und sie hat mir extra für den Fischschwanz der Wassermännlein ein Effektgarn in Türkis mit silbernen Lurexfäden aus einer Tüte hervorgezaubert, das sie mir zum Sonderpreis verkauft hat, weil es ein Einzelteil war. Das nenn' ich Service! Vor allem, weil wir beide glücklich waren.




So sieht das erste Exemplar aus. Das Gesicht wurde aufgestickt und die Augen mit Filz und Acrylfarbe gestaltet. Ehrlich, die Feinarbeiten nach dem Zusammennähen sind für mich nicht so prickelnd. Ich zeichne gern, aber wenn man eine genaue Vorstellung von einer Mimik hat und die nicht korrekt umsetzen kann, ist das manchmal schon ein Grund für mich, noch einmal neu anzufangen, bis ich einigermaßen zufrieden bin. Das geht auf gehäkeltem Garn nicht so leicht wie mit dem Zeichenstift auf Papier. Trotzdem finde ich ihn recht gelungen. Er bekommt jetzt noch einen surferblonden Spielkameraden, und wenn ich danach noch Zeit und Muße habe, werde ich den Buben noch zwei Mädels zur Seite bzw. Flosse stellen. Für die würde ich am liebsten rosa Garn haben statt Türkis, um sie so richtig tussimäßig aufzuhübschen.
 

Ein Blick auf meine Amigurumis (Auswahl)


Witzig und zugleich ein wenig bitter ist die Tatsache, dass ich bis vor einem Jahr in meinem eigenen Laden an unentbehrliches Zubehör wie Filz, Holzperlen und Textilkleber gekommen wäre. Jetzt, da wir die Bastelabteilung nicht mehr führen, wird mir klar, welches *exklusive* Sortiment wir hatten.^^ Das nächste Bastelgeschäft, in dem ich die Filzplatten geholt habe, ist 50 km entfernt.

Mein PC ist jetzt auch wieder exklusiv - ohne aufpoppende Werbung, ohne unerwünschte Aufforderungen zu Erwachsenen-Online-Games, Mediaflash-Upgrades und Fehlermeldungen. Wie toll das ist, weiß ich jetzt ordentlich zu schätzen!

Samstag, 10. Mai 2014

Fazit zu meiner zweiten Leserunde als begleitende Autorin

Ende April fiel der Startschuss für die Leserunde zu "Vom Ernst des Lebens" auf dem Büchertreff. Insgesamt waren wir (anfangs) zu fünft, und ich war guter Dinge, dass die Sache aufgrund der bereits vorhandenen positiven Meinungen rund laufen würde - was vielleicht naiv war.

Nicht dass es schlimm gewesen wäre, im Gegenteil. Aber zu Beginn doch recht durchwachsen. Während die Teilnehmer sich bei meiner erster Autoren-Leserunde zum "Bildnis des Grafen" sehr neugierig und fragewütig zeigten und auch Hintergrundinfos wie die Idee zur Entstehung und die Geschichte zum Coverfoto wissen wollten oder die Atmosphäre des Romans lobten, hatte ich den Eindruck, dass die Protagonisten Miles und Rupert in "Vom Ernst des Lebens" nicht besonders gut ankamen. Man schoss sich ziemlich auf die zwei und ihre markanten und bisweilen etwas überspitzten Eigenschaften ein und ließ dabei alles andere wie Setting, interagierende Charaktere und den Plot ein wenig außen vor. Vielleicht reagiere ich da zu empfindlich und mimosenhaft (Stichwort *Drama Queen* hehe!), aber ich hatte in der ersten Zeit das Gefühl, man mache sich über meinen Roman lustig. Und irgendwie ist das nicht unbedingt ermutigend, wenn es sich dabei nicht um ein absichtlich witziges Buch und obendrein noch das eigene handelt.




Es wurde später allerdings besser, nachdem sich die Teilnehmer an die Charaktere gewöhnt hatten und an die Geschichte, die doch innerhalb 200 Seiten recht überraschende Wendungen nimmt und vielleicht auch mal nicht ganz der Realität entspricht. Vor allem nicht der des Post-Millenniums - darum habe ich die Handlung in die 1950er Jahre gesetzt.

Erstaunlicherweise sind ja viele Leser eher mit ihrer Lektüre zufrieden, wenn die Ereignisse so ihren Lauf nehmen, wie der Leser es erwartet. Das hat mich erst mal verdutzt, denn andererseits wird oft abfällig von "vorhersehbarer" Handlung und ewig gleichen Mustern gesprochen. Bricht man daraus aus, wird man kritisch hinterfragt ("Wie ist das denn möglich?"). Andererseits muss ich aber sagen, dass Überraschungen in der Runde im Allgemeinen wohlwollend aufgenommen wurden, auch wenn ein "Da musste ich erst mal schlucken" und "Ich war baff" die Folge war.

Jedenfalls hatte ich dann doch Spaß daran, meine Leser *logisch* zu verblüffen, und ich glaube, besonders das Ende, in dem Miles mit dem wahren Grund seiner Abreise nach Paris herausrückt, ist ziemlich nicht so, wie man es nach Miles' Verhalten Rupert gegenüber eigentlich erwartet, aber dann doch wieder plausibel.

In "Vom Ernst des Lebens" muss man, wie in allen meinen Romanen, ein bisschen zwischen den Zeilen lesen, sich vor allem Zeit nehmen und aufmerksam sein, um mitzuverfolgen, wie die Handlung sich entwickelt und wie sich Ereignisse und Informationen auf die Figuren auswirken, denn die haben meist einen direkten Bezug zu deren Verhalten. Auf die Charakterisierung meiner Helden und Antihelden lege ich viel Wert, so dass sie trotz aller Extreme, in die sie hin und wieder fallen, glaubwürdig sind und ihrem Wesen im Großen und Ganzen treu bleiben. Eine Verwandlung von der grauen Maus zu Superman innerhalb eines kurzen Romanes fände ich nicht so prickelnd.

Sehr süß war der Wunsch einer Leserin, den Bildband, den Miles und Rupert als "Hobbyfotografen" veröffentlichen, in echt in Händen halten zu dürfen, weil sie ungewöhnliche Aufnahmen wie rivalisierende Kater auf einem Friedhof machen oder kamerabehängt auf den Obelisk steigen.

Alles in allem bin ich zufrieden mit der Leserunde und den Bewertungen, die besser ausfielen, als ich gedacht hatte. Es wäre schön gewesen, wenn alle Teilnehmer dabei geblieben wären bis zum Schluss, aber wenn jemandem das Buch nicht gefällt, muss ich akzeptieren, dass es abgebrochen wird. Manchmal - ich gebe es zu - geht mir Rupert mit seinen Eskapaden ja auch auf die Nerven. Trotzdem finde ich bei aller mir angeborenen Bescheidenheit, dass es nicht immer nötig ist, Sympathieträger zu erschaffen, um eine originelle und tiefsinnige Story auf die Beine zu stellen. Und das habe ich - mit Verlaub - in "Vom Ernst des Lebens" getan. (O; Da würde ich es sogar wagen, meine Mitleserinnen zu zitieren, die mir versichert haben, dass der Roman sie noch nachhaltig auf gute Art beschäftigt. Und ganz ehrlich: toll mitgemacht haben alle, sogar die spätere Aussteigerin.





Sonntag, 4. Mai 2014

Oh my Gawd! Ein Award winkt!




Völlig überraschend wurde mein Blog von Jay, dem Betreiber von Bücher wie Sterne, für den "Liebster Blog-Award" nominiert. Ich höre zum ersten Mal davon und hoffe, ich mache es richtig, denn es geht darum, in einer Art Kettenbrief-Aktion unbekannte Blogs bekannter zu machen. Man empfiehlt Blogs auf dem eigenen und stellt den Nominierten Fragen. Diese hier hat Jay gestellt, und ich werde mein Bestes geben, sie zu beantworten. Los geht's!


1. Was hat Dich dazu gebracht zu bloggen?
In erster Linie die Idee, Hintergrundinfos und Leseproben meiner eigenen Romane zu veröffentlichen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen bin ich bei Blogger geblieben und sehr zufrieden mit der Benutzerfreundlichkeit. Da ich nicht besonders viel Ehrgeiz habe, bin ich selbst erstaunt über mein Durchhaltevermögen und meine doch recht große Leserschaft. Inzwischen ist Bloggen ein richtiges Hobby geworden. Ich berichte über alles, was ich für Blog-tauglich halte mit dem Schwerpunkt auf Büchern, Filmen und Rezensionen dazu.

2. Welche Bücherreihe magst Du am liebsten und warum?
Obwohl ich kein großer Fan von Reihen bin, mag ich die Monk-Romane von Anne Perry recht gern und auch die Inspector Rutledge-Bände von Charles Todd. Beide Serien spielen in Zeiten, die mich faszinieren (Viktorianische bzw. Edwardianische Epoche).

3. Was ist Dein Lieblingsessen?
Wenn ich nur eines nennen darf: Hühnerfrikassee. Erinnert mich an meine Oma, die ich sehr mochte.

4. Wenn Du in eine fiktive Welt aus einer Deiner Bücher wechseln könntest, in welche würdest Du vielleicht wechseln?
Meine eigenen Romane sind um die Jahrhundertwende angesiedelt, und ich glaube, da würde ich mal gern in einer Zeitmaschine hinreisen. Die Mode damals war toll.

5. Welche Musikrichtung magst Du am liebsten?
Ich mag Pop, Folk und manchmal Klassik, wenn ich in Stimmung bin. Alles zusammen geht gar nicht.

6. Welche berühmte Persönlichkeit (evtl. auch schon verstorben) würdest Du gerne einmal treffen?
Oscar Wilde. Dann wäre ich nie um eine Antwort verlegen, denn die würde bei jedem Statement von Mr. Wilde lauten: "I wish I had said that."

7. Was ist/war Dein Lieblingsfach in der Schule?
Englisch und Deutsch.

8. Welche Jahreszeit gefällt Dir am besten und warum?
Sommer!!!! Mir kann es nie zu heiß sein. Am liebsten hätte ich immer über 30°C, um mit Flipflops und Shorts rumzulaufen.

9. Welche Autorin/welchen Autor hast Du zuletzt getroffen?
Ein Autorentreffen gehört eigentlich nicht so zu meinem Alltag, aber ich kenne die Schriftstellerin Lilo Beil und  die Lyrikerin Marietta Dörtzbach, beides sehr nette und sympathische Damen.


10. Ein Buch, das Dich sehr bewegt hat und das Du empfehlen kannst?
"Zeit der Nähe" von William Maxwell.

11. Taschenbücher, Hardcover oder ebooks?
Mir egal. Hauptsache lesbar. 


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Meine 11 nominierten Blogs sind folgende:



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Hier sind meine Fragen für euch:

  •  1. Was ist deine liebste Kindheitserinnerung?
  •  2. Wenn du ein Autor wärst, welche Geschichte würdest du schreiben (Genre / Handlung) ?
  •  3. Wenn du für einen Tag in eine andere Haut schlüpfen könntest, wen wärst du gerne?
  •  4. Welches Tier kommt deinem Charakter am nächsten und warum?
  •  5. Wo würdest du am liebsten wohnen?
  •  6. Was ist deine Definition von Glück?
  •  7. Welches Buch / welcher Film hat dich nachhaltig beeindruckt?
  •  8. Was möchtest du unbedingt in diesem Leben noch machen?
  •  9. Hund oder Katze?
  • 10. Dracula oder Frankensteins Monster?
  • 11. Worüber bloggst du am liebsten?

Und so funktioniert die Liebster-Award-Aktion:

1. Setze einen Link zu der Person, die Dich nominiert hat auf deinen Blog.
2. Beantworte elf Fragen, die diese Person Dir gestellt hat.
3. Nominiere auch Du elf Blogger mit weniger als 200 Followern.
4. Stelle ihnen ebenfalls elf Fragen.
5. Informiere die Nominierten über die Weitergabe des Liebster Awards.

Samstag, 3. Mai 2014

Es crackelt, poppt und snappt nicht mehr...

Meine Müslischale ist ohne Rice *You have exactly one minute to enjoy your breakfast* Krispies nicht komplett. Eigentlich verbindet mich mit den Kellogg's Frühstücksflocken weit mehr als nur der morgendliche (und gelegentlich auch abendliche) Genuss.

 

 

Ich bin fast süchtig danach, und der Geschmack und die Konsistenz beschwören angenehme Erinnerungen daran, wie ich beim Wandern in den Waliser Alpen stets eine Mini-Schachtel besagter Reisflocken als Proviant dabei und eine super Zeit hatte. Ist doch auch praktisch im Freien: da fliegen die Dinger nicht in den Sofaritzen herum (sie sind auch dort, wenn man manierlich am Tisch isst). Dass sie nicht schmelzen können und nicht mit Schokolade umhüllt sind, werte ich als ebenso vorteilhaft wie den eher neutralen Geschmack. Morgens ist meine Zunge noch nicht an derb Süßes gewöhnt, dafür aber total an Rice Krispies, die sich mild und knackig in meinen Mund schmeicheln und sich zwischen den Zähnen mit Obst und Spucke zu einer unbeschreiblich leckeren Hafer- / Reis- / Nostalgiesymbiose vermengen.

Lange Zeit habe ich darauf verzichtet, weil sie seit einigen Jahren nur noch in ausgewählten Supermärkten zu haben waren, was ich nicht wusste. Als man mir endlich mal steckte, dass sie bei Edeka zum Standardsortiment gehör(t)en und es sie später auch bei Rewe gab, war das für mich der Frühstückshimmel auf Erden.

Leider kann das anscheinend niemand wirklich nachvollziehen: mit Schrecken musste ich neulich feststellen, dass es alle möglichen gleichen Sorten in verschiedenen Formen im Cerealien-Regal gibt, nur meine einzigartigen Rice Krispies nicht mehr, und das sowohl bei Edeka als auch bei Rewe! Wie das? Sind Rice Krispies tatsächlich in deutschen Gaumen aufgrund ihrer geringen Süße so unbeliebt, dass sie hierzulande nicht mehr vertrieben werden? Ich bin verzweifelt, denn allein für mich wird kein Supermarkt erneut Crackle, Pop und Snap vorübergehend Asyl gewähren. Am liebsten würde ich eine "Save Rice Krispies"-Petition starten (bitte melden, wenn ihr mitmachen wollt (O;), aber ich fürchte, da haben bedrohte Tierarten Vorrang.

Wenn ihr einen Tipp habt, wo ich meine geliebten Krispies herbekommen kann ohne gleich ein Vermögen  inklusive Porto auszugeben, schreibt mir. Das ist kein Scherz. Ich bin dankbar für jeden Hinweis, der mich ihnen näher bringt.




Donnerstag, 1. Mai 2014

"Behind the Candelabra" ~ Liberace mit Michael Douglas und Matt Damon (2013)

Mutig, das Leben des Exzentrikers und Entertainers Liberace für Hollywood zu verfilmen - noch mutiger, die Hauptrollen mit zwei großen Stars zu besetzen, die sich lieben, küssen, einander schmeicheln, streiten und ganz hollywoodlike ihre Hängebacken wegoperieren bzw. das wenig ausgeprägte Kinn richten lassen. Steven Soderbergh hatte den Mut und dazu einen tollen Film abgeliefert, der mich trotz meiner Vorbehalte gegen den m. M. nach eigentlich blassen Matt Damon in der Rolle des jungenhaften Liebhabers der alternden Diva Michael Douglas vorzüglich unterhalten hat!




Den Film wollte ich bereits im Kino sehen, habe ihn dort aber nicht erwischt, da er in unserem Dorf höchstens eine Woche als Matineevorstellung lief. Ich sehe Filme mit Michael Douglas ganz gern, weil er - wie er in "Behind the Candelabra" (Originaltitel) wieder eindrücklich bewiesen hat - ein vielseitiger und überzeugender Charakterdarsteller ist. Mit Matt Damon hatte ich erst Probleme. Die Perücke saß nicht richtig (ok, die von Mr. Douglas auch nicht - es wird aber im Drehbuch offensichtlich, dass Liberace ein Haarteil trägt - ein Schock für den neu eingeführten Liebhaber nach fünf Monaten "wilder Ehe"), und ich mag Mr. Damon nicht besonders gern - irgendwie ist er mir zu sehr netter Kerl von nebenan und ein bisschen langweilig. Tom Hanks-Riege eben.

In "Liberace" musste ich mein Urteil über ihn revidieren. Eine bessere Besetzung als die beiden kerligen Kerle hätte man nicht finden können für dieses leise und doch grelle Biopic des Vorgängers von Siegfried und Roy, oder - Parallelen sind nicht beabsichtigt, drängen sich jedoch auf - des Münchner Paradiesvogels und Modezars Rudoph Mooshammer. Auch Liberace lebt mit Hunden in seiner Villa und pflegt ein enges Verhältnis zu seiner greisen Mutter.

Mir gefiel die Geschichte, weil sie ganz ohne Effekthascherei und Spezialeffekte auskommt (sieht man von den Face-Lifting Exzessen und einem kaum wiederzuerkennenden Rob Lowe einmal ab) und sowohl durch die Performances der Schauspieler als auch dem sorgfältigen Setting von den 1970ern in die 80er Jahre authentisch wirkt. Obwohl ich Michael Douglas so einiges zutraue, war ich verblüfft, mit wie viel Energie und Hingabe er den Las Vegas-Pianist Liberace verkörpert, und wie hemmungslos er mit Matt Damon / Scott Thorson flirtet, in dem Liberace seine große Liebe findet. Als hätte er nie etwas anderes getan.

Fazit: Vermutlich hätte man den Künstler, der sich für ein Genie hielt und dem aufgrund seiner Homosexualität der Wunsch nach einer eigenen Familie verwehrt blieb, auch karikieren oder unsympathisch darstellen können - Michael Douglas und der Regisseur verzichten darauf und schaffen somit einen ganz besonderen, atmosphärischen Film, der durch Warmherzigkeit und eine unaufgeregte und urteilsfreie Erzählweise neugierig auf einen heute vergessenen Showstar macht. Mit in der DVD gibt es noch ein 60minütiges Special zu den Dreharbeiten und dem Leben von Liberace. Angucken!

Bewertung: Glanzvolle