Translate

Samstag, 15. Dezember 2018

"Ausnahmsweise doppelgleisig" kostenloser Download

Für alle Kindle-Besitzer gibt es zum dritten Adventswochenende meinen humorvollen Schutzengelroman statt für € 2,99 zum Preis von € 0,00. Einfach unten auf den Link klicken. Die Aktion läuft bis zum Montag, den 17. Dezember. Ich freue mich über interessierte LeserInnen!

Inhalt und Leseprobe:

Die Ehe des erfolgreichen Unfallchirurgen Branko Schuster steht auf der Kippe; er und seine Frau Annika leben getrennt voneinander, da er jahrelang ein Verhältnis mit der wesentlich jüngeren Krankenschwester Carolin Cremer hatte.
Auf der Beerdigung seiner dreiundachtzigjährigen Mutter sieht er einen Mann bei Annika und der gemeinsamen Tochter Jana stehen, von dem er annimmt, es sei Annikas neuer Lebensgefährte. Doch der Fremde folgt ihm, stellt sich als Seraphin Engel vor und scheint ein wenig wunderlich zu sein. Er redet von einer Aufgabe, die mit Branko zu tun hat und lässt sich durch nichts vertreiben. Branko nimmt ihn vorläufig bei sich auf, weiht jedoch am nächsten Morgen seinen Vorgesetzten Dr. Wolf-Horvath ein, der die psychiatrische Abteilung leitet. Allerdings gibt es keinen Insassen dieses Namens, auch in der näheren Umgebung nicht. Branko nimmt den Fremden wieder mit nach Hause, der sich erstaunlich anhänglich und hilfsbereit zeigt. Er hilft Branko, seinen schwierigen Klinikalltag zu meistern und hat außergewöhnliche Fähigkeiten.
Bald erregt Brankos ständiger Begleiter allgemeine Aufmerksamkeit und stellt nicht nur dessen Leben völlig auf den Kopf… 




Auf der Heimfahrt beruhigte sich Branko; sein Aussetzer war ihm nun peinlich, und er war Seraphin dankbar, dass er so gelassen darauf reagiert hatte. Der saß verzückt neben ihm und beobachtete jeden Handgriff Brankos. Seine Begeisterung fürs Autofahren und das gleichzeitige Versäumnis, es je gelernt zu haben, bewogen Branko dazu, ihn zu einer Probefahrt aufzufordern.
„Was?“ Seraphin fiel aus allen Wolken, als Branko den Wagen rechts an den Straßenrand fuhr und anhielt. „Ich darf ans Steuer?“
„Natürlich! Ich bring’s dir bei, das hab’ ich doch versprochen. In der Stadt fahr’ ich wieder, aber hier herrscht ja so gut wie kein Verkehr. Vielleicht bist du mit Autos auch so ein Naturtalent wie mit Kindern. Wenn du einen Fehler machst, ist das auch nicht tragisch, ich sitz’ ja gleich nebendran und kann eingreifen.“
Sie wechselten die Sitze, und Branko stellte sich auf eine gemächliche Tour mit vielen Getriebevergewaltigungen und Motorabsaufungen ein. Der BMW war sowieso schon alt, er würde sich demnächst einen neuen kaufen. Er war es Seraphin schuldig, ihm seine Freundschaft zu beweisen. „Mit dem linken Pedal gibst Gas, das aber nur ganz vorsichtig antippen für den Anfang. In der Mitte liegt die Bremse, rechts kuppelst... wenn du einen anderen Gang einlegst, verstehst du? Also wenn du langsamer oder schneller fährst. Und wenn du den Zündschlüssel umdrehst, dann ganz vorsichtig mit Gefühl die Kupplung...“
Verdutzt unterbrach er sich. Seraphin wendete den Wagen, fuhr einmal im Kreis und spritzte dann mit hundert Sachen über die Landstraße. Trotz des Tempos fuhr er sicher und völlig unbefangen. „Wahnsinn“, schrie er und johlte vor Freude. „Das ist der Wahnsinn! Nicht so schnell wie früher, aber immerhin.“
„Du bist schon mal Auto gefahren“, argwöhnte Branko, der sich nicht sicher war, ob er in die Euphorie miteinstimmen sollte oder es mit Anfängerglück zu tun hatte.
„Nein!“ beteuerte Seraphin lachend. „Wirklich nicht! Aber es ist eine Mordgaudi! Lass uns das öfter machen!“
Schließlich entspannte sich Branko, der Bursche war tatsächlich ein Genie. So, wie er den Wagen steuerte, würde er sich sogar im Getümmel der Stadt durchbeißen, da hatte er überhaupt keine Zweifel. Es hatte fast den Anschein, als hauche Seraphins Fahrstil dem BMW neue Lebensgeister ein. So geschmeidig war er nicht mal als Neuwagen gelaufen, und Branko kannte sich aus mit Autos.
Dasselbe Vertrauen, als Seraphin die Beruhigungsspritze für den kleinen Buben erbeten hatte, erfüllte ihn. Grenzenloses Vertrauen, in das er sich werfen konnte ohne den rivalisierenden Geltungsdrang, es besser zu können.

Ein Schwertransporter, der Baumstämme geladen hatte, veranlasste Seraphin zu einer gedrosselten Geschwindigkeit. Branko ermahnte ihn eindrücklich, nicht zu überholen. Die Sicht nach vorne war schlecht und der Lieferwagen extrem lang.
„Ooch“, maulte Seraphin und trommelte mit den schlanken Fingern ungeduldig auf das Lenkrad. „Der versaut mir den ganzen Spaß.“ Mehrmals fingierte er ein Überholmanöver, drehte dann aber auf Brankos barschen Befehl wieder in die Mitte der einspurigen Straße.
„Warte bitte“, sagte er. „Vielleicht biegt er ja bei der nächsten Kreuzung ab.“
Plötzlich geschah etwas so unerwartetes, dass sich Branko später kaum daran erinnern konnte. Die Ladefläche des Lkw klappte auf, ein ungesicherter Baumstamm geriet über den anderen ins Rollen und bewegte sich zielstrebig auf sie zu. All das geschah so fix, dass das Auge nicht fähig war, das Gesehene an das Gehirn weiterzuleiten. Trotzdem empfand Branko besagten Sekundenbruchteil wie in Zeitlupe, er starrte entsetzt auf den widerspenstigen Baum, der sich ihrer Windschutzscheibe unaufhaltsam näherte und bildete sich ein, die Altersringe zählen zu können. Gleich würde es krachen und sie beide vor dem lieben Herrgott stehen.
Geistesgegenwärtig schlug Seraphin das Lenkrad ein und bretterte mit hoher Geschwindigkeit über die relativ steile Böschung. Vor Brankos Augen wirbelten Sterne, sein Magen verkrampfte sich und gab den Schweinsbraten wieder her, als das, was eigentlich der Schwerkraft gehorchend unten sein musste und affenartig schnell nach oben schwenkte. Der Wagen überschlug sich über einem Felsbrocken, dopste ein paar Mal über die unebene Erde und blieb dann stehen. Erst da gestattete Branko seinen Sinnen, zu entschwinden.