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Montag, 24. Februar 2014

Klolektüre: Lesetipps fürs stille Örtchen

Ein bisschen anrüchig klingt er ja schon, der Begriff Klolektüre. Und trotzdem kann man in ausgewählten Haushalten im Badezimmer oder dem Gäste-WC ein speziell eingerichtetes Regal mit locker-flockiger Lektüre oder sogar Rätselhefte und Sudokukataloge finden - auch in meinem, wobei ich kein ausgesprochener Ratefuchs bin und das geschriebene Wort bevorzuge. Natürlich handelt es sich dabei ausschließlich um leichte Kost. Schwerverdauliches hat man bei extrem privaten Sitzungen nicht so gerne, oder^^?




Beliebt sind bei uns momentan das "Millionärswissen" und das "House-Buch für Hypochonder", in dem zwei Ärzte das Verhalten und vor allem die Handlungen der Figuren in der gleichnamigen Serie unter die Lupe nehmen, und zwar recht gnadenlos. Die "rücksichtsvolle, gütige" Dr. Allison Cameron kommt dabei am schlechtesten weg. Irgendwie ist einem ein kompetent-distanzierter Arzt dann doch lieber als einer, der einem beim Sterben das eiskalte Händchen tätschelt und nichts unternimmt, um dein Leben zu retten.

Am niedrigsten im Kurs stehen "Paperweight" von Stephen Fry (das man - wenn überhaupt - besser im Original liest), und das überflüssige "...and good is", eine Vera****e über "deutsches" Amerikanisch. Wer glaubt, so seinen Wortschatz aufpolieren zu können, muss schon echt bekloppt sein, und ich finde, es hat sich nicht so wirklich gelohnt. Immerhin erzählt John Madison recht unterhaltsam von seinen Landsleuten und amerikanischen Skurrilitäten, die man eigentlich eher den Briten zugetraut hätte...

Sehr informativ dagegen und ein Buch, in dem ich mich immer festlese, ist das bereits erwähnte "Millionärswissen". Ich glaube zwar nicht, dass ich es je auf Günther Jauchs heißen Stuhl schaffe, aber ein bisschen mehr Allgemeinwissen kann nicht schaden. Was allerdings sonderbar ist: aus dem Stegreif könnte ich keinen einzigen Fakt nennen, über den ich in diesem Buch schon mehrmals gestolpert bin, so denkwürdig viele auch sind.

Wer's lieber humorvoll mag, ist mit den Garfield-Comicbüchern oder "Niveau ist keine Hautcreme" gut beraten. In letzterem findet man Sprüche für alle Lebenslagen, die so komisch sind, dass man zuweilen den eigentlichen Grund vergisst, weswegen man das stille Örtchen aufgesucht hat. Aber auch hier hapert es ebenso wie beim "Millionärswissen" an der praktischen Umsetzung: wann und zu welcher Gelegenheit ist man mal so schlagfertig, genau den passenden coolen Spruch zu rezitieren? Und sind die Sprüche mittlerweile nicht überhaupt veraltet? Wie auch immer, die Sammlung an sprachlichen Absurditäten hat uns bereits kurz nach dem Kauf in einem Café zu hemmungslosen Lachkrämpfen inspiriert. Und einige Begriffe daraus haben sich sogar im Alltagsleben etabliert. "Ich muss Bröckchen lachen" hört sich schließlich viel netter an als "Ich muss kotzen". Das sagt man allerdings auf beide Arten nicht so gern und so oft. Und in akuter Situation auch nicht mit dem nötigen Funken Humor.

Was lest ihr denn so auf dem stillen Örtchen? Eure Empfehlungen sind im Kommentarbereich gut aufgehoben.




Samstag, 22. Februar 2014

Souvenirs, Souvenirs...

Könnt ihr euch noch an euer allererstes Souvenir erinnern? Ich glaube, meines war ein gelb-oranger Plastikhammer aus Venedig, der beim Hämmern ein lustiges Quietschgeräusch gemacht hat. Meine Großeltern haben ihn mir mitgebracht und damit sozusagen den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich hatte unglaublich viel Spaß mit dem kitschigen Hammer. Das war viel besser als eine Miniaturgondel oder für was die Stadt sonst noch berühmt-berüchtigt ist.

Das erste Reiseandenken, das ich selbst ausgesucht habe, war dann in der Schweiz eines dieser Trachtenpüppchen aus sträflich rosafarbenem Celluloid, die so schrecklich mit den Augen klimpern konnten. Ich weiß gar nicht, ob sie noch populär sind oder es sie überhaupt noch gibt. Meines ist im Lauf der Zeit abhanden gekommen, und schade ist es nicht wirklich darum. Ziemlich fad sah sie aus und entsprach schon beim Kauf nicht wirklich meinem Geschmack. Meine beste Freundin hatte eine ähnliche, die ich scheinbar toll fand, und wahrscheinlich wollte ich nicht zurückstehen; manchmal hat man solche Anwandlungen als Kind.^^



Ich habe mal ein bisschen gekramt und noch ein paar Souvenirs gefunden. Teilweise hat es mich überrascht, was sich da alles an Staubfängern angesammelt hat.

Schon lustig, wenn man überlegt, wo man sie her hat und warum wir eigentlich dazu neigen, im Urlaub Nippes zu kaufen, um den wir auf heimischem Boden einen weiten Bogen machen würden. Und trotzdem ist es faszinierend, welche Geschichten diese Gegenstände zu erzählen hätten. Das älteste hier ist vermutlich das polnische Hochzeitspaar - auch in Tracht - das mir vererbt wurde. Ich selbst habe in Polen noch keinen Urlaub gemacht, obwohl ja gerade die masurische Seenplatte eine Reise wert sein soll. Ich merke beim Betrachten des Fotos, dass viele meiner Reiseandenken aus dem osteuropäischen bzw. nahöstlichen Raum stammen. Den mit Reis gefüllten Frosch ganz rechts habe ich auf dem Bazar in Tel Aviv gekauft, und die folkloristische Deko-Trinkflasche hat mir eine ungarische Schulfreundin aus ihrer Heimat mitgebracht. Der Holzesel und das Kamel sehen mir ebenfalls verdächtig nach Israel aus. Der Holzschmuck und das Klapperkletterspiel dahinter kommen aus Costa Rica und Mexiko.




Kennt jemand noch das Geheimnis des "Flaschenteufels"? Der steht links zwischen der Madeira-Flasche und der Lucky Cat (aus Haidhausen in München, nicht aus Nippon), und es wundert mich, dass ich ihn noch besitze, so winzig wie er ist. Man steckt ihn in eine Flasche mit Wasser, verstöpselt sie mit dem Gummiverschluss und lässt das Teufelchen mithilfe des Unterdrucks Kapriolen ausführen - und das damals stundenlang. Erstaunlich, womit man früher die Kids unterhalten konnte. Heute würde man damit nicht einmal Dreijährige hinterm Gameboy Advanced vorlocken. Hmm... ich komm' mir gerade richtig alt vor und beende meinen Bericht mal besser, um mich unters Sauerstoffzelt zu legen.

Dienstag, 18. Februar 2014

Bubenhafte Charmeure: Hundemänner

Nach den sensiblen, freiheitsliebenden Katzenmännern bin ich den robusten, energetischen Hundeliebhabern einen Artikel schuldig (und wenn ich von Hunden spreche, dann meine ich *Hunde* - keine glubschäugigen, mitleiderregend überzüchteten Taschenwölfe). Denn die haben ebenfalls durchaus Charme. Ich täte ihnen Unrecht, wenn ich sagen würde, dass mir Hundemenschen per se unsympathischer sind als solche, die Katzen bevorzugen. Natürlich müsste ich mich mit einem Hundemann irgendwie erst zusammenraufen oder einen Kompromiss schließen, wie wir entweder beide Tierarten halten könnten oder ganz darauf verzichten. Zum Glück bin ich bisher nie in die Verlegenheit gekommen.

 

bboellinger / Pixabay


Lustigerweise fällt mir auf, dass gerade unter Schauspielern / Filmstars, die sich mit Hunden umgeben, sehr viele Reiter sind, und zwar richtig gute. Jeremy Irons, Errol Flynn und auch "Old Shatterhand" Lex Barker sind / waren bekannt dafür, sowohl mit Hunden als auch mit Pferden einen fast ebenbürtigen Umgang (gehabt) zu haben. Was sicher kein Zufall ist: Hundemenschen müssen wenn nötig streng und Respekt einflößend handeln, um Hund zu erziehen und zu zeigen, wer die Hosen anhat. Gleiches gilt für Pferde. Vielleicht hat es bei mir deshalb nie so wirklich geklappt mit dem höchsten Glück der Erde. Jedenfalls bewundere ich Leute, denen ein autoritäres Auftreten quasi in den Schoß fällt.

Trotzdem liest man in den Biografien von Lex Barker und Errol Flynn rührende Geschichten über ihre vierbeinigen Freunde, denen sie scheinbar oft mehr verbunden waren als den Frauen, die eine Zeit mit ihnen teilten. Der Schnauzer Arthur hat Errol Flynn treu auf seinem Schoner "Zaca" begleitet und ist mit ihm in sämtliche Winkel der Erde gesegelt, während Mr. Barkers deutscher Schäferhund Pulco (leider nicht im Bild) solch große Sehnsucht nach seinem stets herumreisenden Herrchen hatte, dass die Haushälterin ganz verzweifelt im Hotel am anderen Ende der Welt anrief, um Pulco den Telefonhörer ans Ohr zu halten, durch den Mr. Barker mit ihm gesprochen hat. Danach soll Pulco sich laut Zeugenaussagen beruhigt haben. Übrigens tanzt Errol Flynn - ganz seiner experimentierfreudigen Natur gemäß - auch in Sachen Hund oder Katze auf mehreren Hochzeiten.

Einen, von dem ich jetzt tatsächlich nicht vermutet hätte, dass er Hundefreund war, ist der englische Schauspieler Cary Grant. Man vergleicht ihn ja gerne mit George Clooney bzw. letzteren mit Cary Grant, und da ich herausgefunden habe, dass Mr. Clooney neben seinem verstorbenen Hängebauchschwein vor allem die Gesellschaft von Katzen schätzt, habe ich diese Vorliebe automatisch auf Mr. Grant gemünzt. Außerdem wirkt er auf mich in seinen Filmen immer eher wie ein Katzenmann: ein bisschen weltfremd und tollpatschig, aber auf nette Art. So kann man sich täuschen.

Fazit: Man kann Menschen nicht in Hunde- und Katzen-Kategorien unterteilen. Aber es gibt sie doch, wenn auch nur in Einzelfällen, die schmusigen, empfindsamen Katzenmänner und die tatkräftigen, pragmatischen Hundefreunde.





Sonntag, 16. Februar 2014

Sympathische Zeitgenossen: Katzenmänner

Die Maler Gustav Klimt und Pablo Picasso, Mark Twain, Ernest Hemingway (der auf Jamaica ein Heim für Streuner einrichtete) und Heinrich Heine dekorierten sich gern und oft mit Katzen oder / und priesen deren Unabhängigkeit. Viele Schriftsteller und Dichter setzten ihrer Katze ein lyrisches Denkmal. Vermutlich liegt es daran, dass Künstler und Katzen so gut miteinander harmonieren. Die Katze lässt sich ebenso wenig sagen, was sie tun oder wie sie sich verhalten soll, und genauso wenig ist sie bereit, sich unterzuordnen. Schon deshalb gefällt mir das Wesen der Katze besser als das eines Hundes, wenngleich ich zugebe, dass auch Hunde über Charakter verfügen.

 

Pexels / Pixabay

 

Merkwürdig ist ja, dass man im Allgemeinen behauptet, Frauen und Katzen seien das ideale Paar, weil sie beide hinterhältig und trügerisch sanft sein können, um bei der erstbesten Gelegenheit die Krallen auszufahren. Währenddessen hält man die Symbiose Mann und Hund für edel, ehrlich und rechtschaffen. Die meisten Männer scheinen mit Katzen in den Augen der Allgemeinheit kein glückliches Händchen zu haben. Aber auch hier wird mit Klischees gespielt. Ich zumindest kenne einen ausgesprochenen Katzenmann, und das ist mein Vater. Er besaß von klein auf stets Katzen, und als wir eigene in der Familie hatten, konnte man ein Phänomen beobachten, das allen gängigen Klischees Lügen straft: Unsere Kater liebten den Mann in der Familie über alles. Während wir anderen zwar auch gelegentlich gnädigerweise unsere Momente bekamen (schließlich öffneten wir tagtäglich die Dosen für sie), wurde mein Vater mit überlautem Schnurren, spielerischem und manchmal auch blutigem Kräftemessen und Sprüngen auf den Bauch beglückt, wo sich die kleinen pelzigen Sieger dann stundenlang zu einem Schläfchen zusammenrollten

Und ist es nicht irgendwie seltsam, dass gerade durch das Klischee, Männer seien nicht gemacht für Katzen, es einem ganz warm ums Herz wird, wenn man das Gegenteil bewiesen bekommt? Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass Sean Connery zum Dreh von James Bond ein Kätzchen mitnimmt. Oder dass Marlon Brando nur in Gegenwart seiner Katze Text gelernt hat. Das sind doch Kerle, zu denen - rein klischeemäßig - eher ein unterwürfiger Hund passt. Aber anscheinend schätz(t)en Brando und Co. das freie, unberechnenbare Wesen der Katze genauso wie viele Künstler vor ihnen, die für ihre Sensibilität und Freiheitsliebe bekannter waren. Solche Bilder und Anekdoten haben dann doch einen gewissen Überraschungseffekt, oder?

Weniger überraschend dagegen die Tatsache, dass auch Mr. Spock bekennender Katzenmann ist. Schließlich sehen wir ihn in "Star Trek" selten die Contenance verlieren (außer zu Ponfarr-Zeiten^^), er ist intelligent, findet stets die Lösung zum Problem und hat mehrere Leben, wie es eben Katzenart ist. Kein Wunder also, dass sich Schmusetiger wohlfühlen bei ihm.








Freitag, 14. Februar 2014

Statt Blumen... durch die Blume

Überraschung! Das stand auf dem Tisch, als ich am Morgen vom Schwimmen heimkam.




 Man hat mich am Valentinstag nicht vergessen, auch wenn mir versichert wurde, dass das Geschenk einfach "mal so" sein sollte. Ich fand's jedenfalls total süß und freue mich riesig! Ich liebe Kakteen und Sukkulenten nicht nur deshalb, weil sie weniger empfindlich sind als andere Pflanzen, sondern weil ich sie wirklich dekorativ finde. Wobei es mir ja schon ein bisschen merkwürdig vorkommt, dass das Geschenk so stachelig ist. Hoffentlich wollte man mir da nicht etwas durch die Blume bzw. den Kaktus zu verstehen geben... (O;

Ich wünsche allen einen schönen, liebevollen Valentinstag!


Donnerstag, 13. Februar 2014

Und schlägt die Stirn auch Falten, wir bleiben stets die Alten.

Habe ich bereits erwähnt, dass ich alte Dinge mag und sogar gelegentlich ein wenig konservativ bin? Mein Haus sieht von außen und innen ein bisschen wie ein Museum aus, und wenn die Sachen nicht echt antik sind, dann doch bitte Retro, wie mein Guten-Morgen-Radio im Esszimmer und die Kettenspülung im Bad.

Vor dem Erwerb einer E-Mailadresse hat's mich lange gegraust, bis mir 2005 gezwungenermaßen eine aufgedrückt wurde. Ich habe bis dato echt geglaubt, man könne auch ohne Internet, ich Depp. Und dass ich ewig gebraucht habe, um "dass" mit *ss* zu schreiben und mich an die nicht mehr nagelneue Rechtschreibung zu gewöhnen, ist ebenfalls typisch (verstehe das allerdings heute nicht mehr so ganz...)

Da wir häufig auf Trödelmärkten unterwegs sind und auch mal bei Online-Auktionshäusern fündig werden, stelle ich hier einen unserer Schätze vor. Besonders stolz bin ich darauf, wie toll wir ihn ohne professionelle Hilfe restauriert haben. Leider habe ich kein "Vorher-Bild", um zu verdeutlichen, was ich meine. Wir haben unseren alten Klepper neu frisiert (die Mähne war total verzottelt und verfilzt) und ein bisschen aufgepeppt, und sogar die einst feindselig flach angelegten Ohren kann er jetzt dank Lack und Liebe wieder einigermaßen spitzen.



Eine Zahnsanierung und die Generalüberholung des Gestells waren ebenfalls nötig, wobei wir uns bemüht haben, den Originalzustand so weit wie möglich zu erhalten. Schade, dass er ohne Sattel angaloppiert kam, aber dafür passte ihm die Trense meines Miniponys wie angegossen.^^

Ist er nicht ein Prachtstück? Jeden Morgen schaut er mir beim "Wii-hen" zu (Wortspiel!), und ich wünsche mir manchmal, dass er mir erzählen könnte, was er schon alles erlebt hat in seinem betagten Alter und woher er stammt bzw. wer ihn gezüchtet und dressiert hat. Irgendwie rühren und inspirieren mich solche Gedanken.

Abgeholt haben wir ihn seinerzeit aus dem tiefsten Süden Deutschlands, aber der ehemalige Besitzer konnte keine Angaben zur Herkunft machen. Meist heißt es ja ganz profan und lapidar "Dachbodenfund". Auf jeden Fall hat er wohl in einem feinen Haus gedient - ich schätze so um 1900 bis 1920. Wer Näheres weiß und Experte in Sachen alte Schaukelpferde ist, darf sich gern im Kommentarbereich ausbreiten.


Freitag, 7. Februar 2014

Der-aus-dem-Rahmen-fällt

Es gibt einen neuen Roman von mir. Eigentlich und wenn ich ehrlich bin, ist er gar nicht mehr so neu. Aber ich habe das Manuskript überarbeitet und ein paar Veränderungen angebracht, nachdem ich die Geschichte nach einiger Zeit wieder gelesen habe. Sie fällt aus dem Rahmen, weil es die einzige ist, in der ich aus dem Blickwinkel einer jungen Frau berichte. Sie lebt mit einem älteren Mann zusammen, der es ihr nicht leicht macht und sie trotzdem auf die richtige Fährte bringt, was ihren weiteren Lebensweg angeht. Meine Erzählerin ist psychisch labil und alles andere als selbstbewusst und tough - ihre Kindheit ist gezeichnet von Verlustängsten und kindlichen Traumata. Gemeinsam mit Milan deckt sie nach und nach die Geister ihrer Vergangenheit auf und lernt, mit ihnen umzugehen.




Auch wenn der Roman in einem etwas ungewöhnlichen Stil und der Ich-Perspektive verfasst ist, so trägt er keine autobiografischen Züge. Natürlich wurden eigene Erfahrungen darin verarbeitet, aber es ist mir doch wichtig, zu erwähnen, dass das Werk fiktional ist - allein die Zeit, in der es spielt, ist mir fremd. Aber gerade das ist meiner Ansicht nach das Schöne am Schreiben - dass man seiner Fantasie freien Lauf lassen und sich etwas ausdenken kann, das so ganz anders ist als das, was man normalerweise kennt. Und natürlich - damit es trotz aller Fantasie noch glaubwürdig und authentisch ist - die Recherche, mit der ich es tatsächlich sehr genau nehme.

Eine Liebegeschichte im herkömmlichen Sinn ist mein Roman nicht; es geht um die Suche nach sich selbst und darum, sich von Ängsten und Abhängigkeit zu befreien. Ein ziemlich philosophischer Ansatz also, dem ich hoffentlich gerecht werde. Immerhin war ich zum Zeitpunkt der Entstehung der Geschichte genauso alt bzw. jung wie die Protagonistin.

Eine Leseprobe folgt unter weitere Informationen.


Mittwoch, 5. Februar 2014

So ein Zufall!

Meinen freien Nachmittag wollte ich heute *sinnvoll* nutzen: ich bin Richtung Speyer gedüst, um mal wieder ein bisschen zu bummeln, aber vor allem, um das Museum und den Wilhelmsbau zu besuchen, in dem man durch die Zeitgeschichte von Kuriositäten wandern kann - von mechanischen Musikinstrumenten über Spielzeug, Mode und Kultur. Bei dem schlechten Wetter bietet sich das doch geradezu an, und außerdem kann ein Museumsbesuch unglaublich inspirierend sein.

Als ich sah, welcher Film im IMAX gezeigt wurde, stand mein Entschluss fest: zuerst ins Kino! Denn dort wurde eine Dokumentation von National Geographic über Jerusalem gezeigt - mit Benedict Cumberbatch als Erzähler! Unnötig zu sagen, dass mein *inner Fangirl* total ausgeflippt ist. Ich wusste nämlich nicht, dass er hierzulande in die IMAX-Kinos kommt; das war sozusagen eine angenehme Überraschung. Na gut, leider werden die Filme bei uns ja synchronisiert, aber er war trotzdem soooo toll! Statt Benny sprach der deutsche Sherlock-Sprecher, und er klang durch das fantastische Dolby-Surround-System fast genau so sexy wie das Original *schmacht*.






Abgesehen davon lohnt sich der Film für alle geschichtlich Interessierten, und die Musik (auf die ich immer sehr achte) hat das Ganze richtig atmosphärisch und majestätisch untermalt. Teilweise war ich so überwältigt, dass ich einen Kloß im Hals hatte oder mir ein Tränchen aus dem Auge wischen musste, was vielleicht auch meiner Verbundenheit zu Israel geschuldet sein mag. Gigantische Panorama-Aufnahmen, sympathische Menschen, die den Zuschauer durch die Farbenpracht der Altstadt führen, und ein Gänsehautmoment, als man die drei Mädchen der drei Weltreligionen zusammen in einer Szene sieht. Schon erstaunlich, dass man in Jerusalem, einer doch verhältnismäßig kleinen Stadt, als Jude, Christ und Moslem nebeneinander her lebt und selten Kontakt zu anderen hat, was sich doch viele Bewohner offenbar wünschen. Auch verblüfft hat mich, dass sich im Felsendom tatsächlich ein Felsen verbirgt und nicht etwa ein runder Gebetsteppich, wie ich immer annahm. Dieser Felsen wird als Wiege der Menschheit betrachtet und hat überhaupt eine ziemlich geschichtsträchtige Vergangenheit. So glaubt man zum Beispiel, dass König David die Bundeslade hierher gebracht hat und Salomons Tempel dort errichtet wurde.

Unter der Stadt befinden sich viele Ruinen, Relikte und Schriftzeichen, die Archäologen ausgraben und einzuordnen versuchen, doch wirklich lösen lassen sich die Rätsel der Stadt wohl nie. Schon faszinierend, finde ich.




Ich war schon einmal in Israel, aber leider noch nie in der Hauptstadt. Das muss ich unbedingt nachholen! Denn wie sagt man so schön: "Nächstes Jahr in Jerusalem".

Samstag, 1. Februar 2014

Walt Disney ~ Der Glöckner von Notre Dame (1996)

Seien wir mal ehrlich: an diesen Film denkt kaum jemand, wenn man nach einer Auflistung von Walt Disney-Filmen gefragt wird. Mir zumindest ist er überhaupt nicht mehr präsent gewesen, und das, obwohl ich eben jenes Plakat in meinem Zimmer hängen hatte und den Zigeuner-Anführer / Narr Clopin und den von Klaus-Jürgen Wussow grandios synchronisierten Richter Frollo total dufte fand. Bestimmt habe ich ihn mir im Kino mehrmals angesehen, obwohl ich mich merkwürdigerweise auch daran kaum erinnere. 




Als ich den "Glöckner" neulich wieder angeschaut habe, wusste ich, warum. Der Film war einfach so gar nicht meiner. Was umso komischer ist, da ich ihn mal wirklich gemocht habe und sogar vor Happy Meal-Tüten nicht zurückschreckte, in denen Figuren der Disney-Produktion versteckt waren. Richter Frollo, ja, der war irgendwie immer noch cool, und die Botschaft, dass man Andersartige nicht ausgrenzen und als gleichwertig behandeln soll, ist wichtig und auch verständlich. Das kann man nicht früh genug lernen.

Was mich aber stört, ist das eindeutig zu Gruselige für kleine Kinder. Liedzeilen wie "Das Feuer der Hölle" und "...hatte Angst um seine Seele nach dem Tod" gehören meiner Meinung nach genauso wenig in einen Familienfilm wie die ständig düstere Atmosphäre, Frollos sexueller Frust in Bezug auf die Zigeunerin und die dick aufgetragene Melodramatik. Außerdem findet Frollo einen zu grausamen Tod - es ist das Volk, das Quasimodo verspottet, und selbst da Frollo ihn nur aus Angst um seinen eigenen Seelenfrieden versteckt und beschützt, so sagt er doch die Wahrheit, als er meint, dass die Welt schlecht ist für deformierte Kreaturen wie Quasimodo.

In der Realität würde der vermutlich sein Kathedralen-Gefängnis am Ende zu schätzen wissen. Ich muss mir mal den gefühlten 100 000 Seiten-Schinken von Victor Hugo vorknöpfen - oder die Verfilmung mit Anthony Quinn, um zu sehen, wie die Geschichte ursprünglich endet. Bestimmt tragisch, so dass die weichgespülte Disney-Variante doch eine willkommene Alternative ist, auch wenn der arme Quasi nicht die Prinzessin bekommt, weil der Hauptmann Phoebus natürlich viel fescher ist. *Das* wäre doch der Kracher fernab jeglicher Klischees gewesen.

Die Lieder haben allesamt bis auf die von Frollo nur genervt. Binsenweisheiten, lahme Motivationspaukenschläge, schräge närrische Töne ("Heute sind die Leute doof") und plumpe Anschuldigungen der superheißen Esmeralda an den Allmächtigen ("Gott deine Kinder") haben mich gedanklich häufig zu Ohropax greifen lassen. Ist der letzte weinerliche Song allen Ernstes mit einem Oscar ausgezeichnet worden? Da hör' ich mir lieber noch mal den bösen Frollo an.





Nett waren die drei Gargoyles, mit denen sich der einsame Quasimodo unterhält, um im Glockenturm nicht komplett zu versauern. Besonders der besonnene Victor hat mir gut gefallen. Leider war er der einzige Pluspunkt, und es wurden teilweise Vorurteile aufgefahren, die den Machern vielleicht gar nicht bewusst waren und in denen sich der rassistische Richter wohl bestätigt gefunden hätte:  Die Zigeuner - angeblich friedlebend und unauffällig - horten in ihrem "Hof der Wunder" in der Kanalisation von Paris Skelette und machen mit Eindringlingen in ihr Allerheiligstes kurzen Prozess. Das wirft nicht gerade ein gutes Licht auf sie, denn das Lied, mit dem Clopin die "Exekution" einleitet, wirkt primitiv und blutrünstig. Natürlich haben Außenstehende das Recht, sich zu verteidigen, aber sie hätten Quasimodo und den tumben Hauptmann wenigsten anhören können, bevor sie die Stricke für sie drehen.

Fazit: Es tut mir leid, es sagen zu müssen, doch "Der Glöckner von Notre Dame" ist nicht von ungefähr einer der schlechteren Disney-Filme, die trotz einiger guter Figuren keine Klassiker-Qualitäten entwickeln. Wahrscheinlich wurde das Thema verfehlt - soweit ich weiß, ist es der erste und einzige Versuch bisher, einen Erwachsenenroman zu verfilmen und in Familienunterhaltungsformat zu quetschen. Und dann auch noch mit einem Sujet, das Kinder überfordert. Nee, das war quasi ein Schuss in den Ofen. Kein Film, den man an die große Glocke hängen möchte.


Bewertung:

 

dank Klaus-Jürgen Wussow, der als einziger Sprecher / Schauspieler auch die mitunter anspruchsvollen Gesangspassagen übernommen hat.