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Dienstag, 31. März 2015

Kein verfrühter Aprilscherz: Facebook Resümee, und warum ich eine Pause einlege.

Obwohl ich mich ja lange dagegen gewehrt habe, bin ich nun seit über einem halben Jahr regelmäßig auf Facebook aktiv. Ein besonderes Anliegen ist mir dabei meine Autorenseite, die ich in der Tat mit viel Herzblut pflege, auf der ich Leseproben poste und so manchen themenverwandten Psychotest, der mir in meiner Chronik begegnet. Und es macht mir sogar Spaß, mich in gewissen (selbst ausgewählten!!!) Gruppen rege zu beteiligen bzw. auch Sinn und Unsinn zu posten, wo es erlaubt ist oder lieb zu kommentieren (böse Kommentare oder solche zu schrecklichen Tragödien im Tagesgeschehen erspare ich mir, das sollen andere machen, die sich auf diese Art Luft verschaffen mögen). 

Ich habe schnell *Freunde* gewonnen, verschollen Geglaubte gefunden, und natürlich freue ich mich über Anfragen / Gefällt mir der eigenen Beiträge / putzige Tiervideos und über brandaktuelle und seltene Bildchen meiner Lieblingsstars. 

 

Pixabay / EsaRiutta


Und da wäre ich bereits beim Knackpunkt: ich bin zu häufig auf Facebook, genau wie ich es anfangs befürchtet habe. Plagt mich die Langeweile, logge ich mich eben kurz mal ein. Das geht fix und zu jeder Zeit. Ist auch nichts dabei, schließlich erfährt man auf diese Art das Allerneueste von ganz vielen verschiedenen Leuten mit verschiedenen Meinungen. Aber für mich ist das auf Dauer nicht das Gelbe vom Ei (Ostern naht!). 

Manchmal wächst mir die Flut von Informationen über den Kopf oder deprimiert mich - leider bin ich seit ein paar Jahren psychisch nicht mehr so belastbar wie früher. Und ehrlich gesagt, das andere ist doch eigentlich nur Zeit-Totschlag. Zudem lenkt es mich vom Wesentlichen und meiner Arbeit ab.

Teilweise wundere ich mich auch, wie manche User sich entblößen oder Banalitäten posten, um sie dem Rest der weiten Facebook-Welt mitzuteilen. Und wie schnell man sich nach einer Freundschaftsbestätigung in einer obskuren oder für einen selbst völlig uninteressanten Gruppe findet. Von Spam und unerwünschten Markierungen will ich gar nicht erst anfangen. 

Notorische Jammerlappen und ewige Nörgler gehören leider auch zu meiner Freundesliste und tragen nicht unbedingt zur Verbesserung des Betriebsklimas bei. Ich frage mich dann schon, ob es nicht gescheiter wäre, ihnen zu kündigen, selbst wenn ich sie eigentlich ganz gern mag und weiß, dass es im Grunde sympathische Menschen sind, die durch das Mitteilen ihrer Probleme aufblühen - sowas soll es geben. Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sind jedoch kein Ersatz für ein persönliches Gespräch mit einem guten Freund, der sich das Problem in aller Seelenruhe anhört und, sofern gewünscht, gut gemeinte, individuelle Lösungen anbietet. Vielleicht sollte man das überdenken, ehe man praktisch Fremde tagtäglich damit behelligt und dann noch hofft, bei allen Mitleid einzuheimsen Verständnis zu wecken.

Die Chatfunktion habe ich schon länger deaktiviert, weil ich Facebook ursprünglich nicht für Privatgespräche nutzen wollte, wenngleich es ganz nett und praktisch ist, hin und wieder von "richtigen" Freunden zu hören, die man schon länger aus anderen Foren kennt, die dieselben Interessen haben oder die man nicht oft persönlich sieht.

Trotzdem habe ich beschlossen, in Kürze dasselbe mit meinem Konto zu tun. Deaktivieren nämlich. Wahrscheinlich nicht für immer, aber doch eine Zeitlang, in der ich lediglich als Administrator unter anderem Namen bzw. auf anderen Konten fungiere. Meine Autorenseite bleibt demnach erhalten und aktiv, doch das "Hauptkonto" verschwindet fürs Erste, zumindest für ein paar Wochen. Ich hoffe, meine FB-Freunde bleiben mir trotzdem gewogen - ein bisschen stolz bin ich schon auf sie.^^ Und komplett aufgeben werde ich Facebook nicht. Dazu ist es wohl schon zu spät. Also, wer mich evtl. vermisst im Selfie-Camp: I'll be back.







Dienstag, 17. März 2015

Das Phänomen "Passiver Protagonist"

Man erfährt und lernt ja so einiges, wenn man im Internet surft. Oft stolpert man dabei über Dinge oder Begriffe, die man noch nie gehört hat, die aber irgendwie neugierig machen. In Facebook z. B. lief mir gestern ein passiver Protagonist über den Weg.

 

Wikiimages /Pixabay

 Was um Himmels Willen ist das denn?! Ich kenne mich im Schreiben doch einigermaßen mit Protagonisten und Antagonisten aus, aber das? Noch nie gehört. Und dann die Feststellung dazu, dass der passive Protagonist in neunzig Prozent aller Romane einen festen (und verpönten) Platz besetzt. Ich musste unbedingt wissen, was es mit ihm auf sich hat. Ist er wirklich so schlimm, wie der Artikel impliziert?

Ehrlich gesagt, ich denke nicht. Obwohl ich in meinen eigenen Romanen mehr Frodos habe als Hamlets (für mich das klassische Beispiel eines passiven Protagonisten), hat Hamlet durchaus eine Daseins-Berechtigung. Nicht nur, weil man mit ihm fühlen kann, sondern auch, weil er - anders als der aktive Protagonist - kein makelloser Held ist und sich in den meisten Fällen von den Ereignissen um sich herum überrumpelt fühlt. Wie man sich selbst oft im richtigen Leben. Klar, jeder taucht gern in fremde Welten ab und fiebert mit dem Helden, erlebt atemberaubende Abenteuer an seiner sicheren Seite, die er in unerschrockener Kühnheit beeinflusst und meistert. Und noch lieber wäre jeder selbst gern ein bisschen mehr aktiver Protagonist. Aber hat der passive Protagonist nicht auch seine Vorzüge?

Mir fällt da mein eigener Roman "Vom Ernst des Lebens" ein. Auf den ersten Blick wäre der selbstbewusste Miles der aktive Protagonist, während der eher zögerliche und scheue Rupert den passiven Part (uiuiui - nicht missverstehen!) übernimmt. Allerdings stellt sich im Lauf der Geschichte heraus, dass Rupert durchaus den Lauf der Handlung beeinflusst; vielleicht genauso sehr wie sein gegensätzlicher Freund. Anfangs wirkt er neben Miles ängstlich und apathisch, aber er versteht es bereits im zweiten Kapitel, Unternehmungslust zu zeigen, mit der er dem Roman eine Wende verleiht, die es ohne sein beherztes Handeln nicht gegeben hätte. Überhaupt: ganz ohne das Eingreifen des Protagonisten - sei er aktiv oder passiv - erzählt sich keine Geschichte, oder? Mir zumindest fiele ad hoc kein Beispiel ein, in der eine Hauptfigur völlig lethargisch am Geschehen vorbeischwimmt. Selbst Hamlet greift zum Schwert (Giftpott? Sehr beliebt und das Mittel der Wahl in der Renaissance), wenn ich es richtig in Erinnerung habe.

Eine mir bekannte Figur gibt es jedoch, die tatsächlich wenig bis gar nichts zum Geschehen beiträgt. Edmund Talbot aus William Goldings "Rites of Passage" / "To the Ends of the Earth" (deutscher Titel "Äquatortaufe"). Er kommt als Aristokrat an Bord eines Schiffes, das nach Australien unterwegs ist, und wird Zeuge der "Animalisierung" auf engstem Raum während der strapaziösen Reise von Großbritannien nach Down Under. Dabei bleibt er stets Beobachter und folglich größtenteils distanziert. Seine einzigen Tätigkeiten beschränken sich auf seine Tagebucheintragungen, fast peinliche, der Handlung meist undienliche Ausrutscher oder verdutzte Blicke (sehr schön veranschaulicht von einem noch extrem jungen Benedict Cumberbatch in der Miniserie "To the Ends of the Earth" von der BBC aus dem Jahr 2005).

Und dennoch ist William Golding mit diesem Roman von 1989 ein moderner Klassiker gelungen. Ich glaube, gerade weil Mr. Talbot so unbeholfen und passiv wirkt und scheinbar kein Fettnäpfchen auslässt, gewinnt er Sympathien unter Lesern und Zuschauern. Viele können sich mit ihm besser identifizieren als mit dem forschen Helden, der die Geschichte zu seinen Gunsten in die Hände nimmt und stets auf den eigenen Vorteil bedacht ist oder die Geschicke einer Welt / eines Volkes lenken muss wie Frodo.

Vielleicht habe ich den Artikel aber auch völlig falsch verstanden. Dann bitte ich um Entschuldigung. Ich bin jedenfalls beim Durchlesen insgeheim ein bisschen froh gewesen, dass in all meinen Romanen kein Protagonist so passiv ist, dass man behaupten könnte, er sei überflüssig für die Story.




Mittwoch, 11. März 2015

"Ich schreib' dir eine Rezension. Versprochen."

Einige meiner Leser sind Kollegen (also Indie-Autor wie ich), und kennen sicher das, was ich versuche, hier zu erklären: Rezensionen für ein eher unbekanntes Buch einzuheimsen, ist nicht einfach, wenn man sie sich auf ehrliche Weise verdienen möchte. Und wenn man keine tausend Freunde hat, die einen unterstützen in Sachen Buchmarketing. Dabei ist es so simpel, etwas Gutes zu tun.

Nicht, dass ich um Bewertungen oder Meinungen zu meinen Romanen betteln gehen würde oder wollte. Ich will auch niemanden zwingen oder bezahlen für einen Eindruck auf Amazon / auf Leserforen und Bücherportalen.

Manchmal finde ich es dennoch schade, wenn ich feststelle, dass Versprechungen nicht eingehalten werden, die auf ein Geben und Nehmen basieren. Natürlich haben viele, die beim Überreichen beteuern, mein Buch nach getaner Lektüre zu rezensieren, oft Wichtigeres zu tun oder etwas kommt dazwischen, oder der SuB wächst ins Unermessliche, oder oder oder... Ich verstehe das, und es ist noch lange kein Grund, sich deswegen zu grämen.

Doch im Großen und Ganzen bin ich ein bisschen enttäuscht. Ich gebe meine Romane kostenlos an interessierte Leser weiter, veranstalte Gewinnspiele und stelle Gutscheine für ebooks zur Verfügung, und wenn ich den Aufwand vergleiche, den ich dafür betreibe, sieht das Ergebnis bzw. die Rezensionsanzahl meiner Bücher doch recht mau aus. Andererseits ist es ein zweischneidiges Schwert, (subtil) um eine öffentliche Meinung zum Werk zu bitten. Dabei kommt nicht immer das heraus, was man erwartet. Kritik - besonders destruktive - kann schon sehr weh tun. Aber man muss als Autor damit rechnen und hoffen, dass andere Leser das Buch trotzdem interessiert und sie ein tolles Erlebnis beim Schmökern haben. Dass der Inhalt hält, was der Klappentext verspricht. Und dass eventuell die negative Meinung von einer guten neutralisiert wird (klingt das zu sehr nach Star Trek?).

Die Leser, die mir begeistertes Feedback hinterlassen, sind für mich ungeheuer hilfreich und wichtige Weggefährten im Dschungel der Selfpublisher und Bestsellerautoren, und ich möchte ihnen auf diesem Weg ganz herzlich danken. Was die anderen denken, weiß ich nicht, und vielleicht ist es sogar besser für den Seelenfrieden eines sensiblen Künstlers (*räusper*), es nie zu erfahren, als Dinge über seinen Roman lesen zu müssen, die ungerechtfertigt erscheinen und einem selbst völlig unverständlich. Vielleicht machen sich die wenigsten Leser darüber Gedanken, doch auch Indie-Autoren sind stolz auf ihre Werke und haben sie in der Regel mit viel Akribie, Recherche und Herzblut verfasst, auf Orthographie und Grammatik geachtet, auf korrekte Infinitivanwendung und Logik in der Geschichte.

Wer mir versprochen hat, eine Rezension zu schreiben oder es gerne tun möchte und nicht so recht weiß, wie: Bitte traut euch und nehmt euch die Zeit. Es kostet nichts außer ein bisschen Aufwand, muss kein Roman sein und würde mir viel Freude machen. Im besten Fall nämlich genauso viel wie euch das Lesen meiner Bücher.

Die Kollegen unter euch würde ich gern fragen, wie ihr das handhabt mit den Rezensionen. Bestecht ihr eure Leser mit Zuckerl? Im Kommentarbereich ist Platz für Antworten.




Übrigens: Heute wurde mir "Das Bildnis des Grafen" mit neuem Cover zugesandt. Ich dachte, ich zeige es euch mal. Schick, oder?




Donnerstag, 5. März 2015

Adieu, Anton! ~ Oder wie der Graf ein neues Kleid bekam

Eines muss ich gestehen: ich bin leider ein Gewohnheitstier. Ich mag das, was sich bewährt hat und vor allem das, was mir über lange Zeit gefällt. Für Experimente bin ich zwar generell zu haben, aber eigentlich schneide ich seit einer Weile alte Zöpfen ungern ab (uncool, ich weiß, aber wenigstens ehrlich).




Neulich machte mich eine Freundin darauf aufmerksam, dass das Cover meines Romans "Das Bildnis des Grafen" wenig aussagekräftig wirkt. Auf dem Cover der Printausgabe sieht man einen Jungen namens Anton zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der sich in das Jugendporträt meines Titelhelden verwandelt hat, und auf das ich recht stolz war. Eigene Cover zu entwerfen, ist trotz der Vielfalt der Angebote online nicht einfach. Glücklicherweise habe ich graphisch ein recht gutes Händchen (denke ich), so dass ich überzeugt davon war, es sei total gelungen. Doch bei näherer Überlegung kam ich immer mehr zu dem Schluss, dass es stimmt: irgendwie ist das Cover langweilig. Außerdem erscheint das Foto in der Originalgröße ein bisschen verpixelt, und das war etwas, das seit jeher meine Freude am Buch etwas getrübt hat.

Daher habe ich heute beschlossen, zwei meiner Bücher einen neuen Anstrich zu verpassen, und zwar genanntes und "Vom Ernst des Lebens". Auch bei diesem Roman war die Pariser Reiseimpression durch die Größe leicht verschwommen - etwas, das nun dank des angepassten Fotos, geschossen vom Dach einer Kathedrale - nicht mehr der Fall ist. Ich habe vergessen, einen Screenshot des neuen Covers zu machen, doch beim "Grafen" habe ich daran gedacht. Es gibt einen Eindruck des Inneren des Schlosses wieder und den Blick auf die Galerie, auf der sogar - man höre und staune - das Porträt eines Adeligen hängt. Das war aus dem Grund witzig und passend, weil das Bildnis des verschollenen Grafen eine wichtige Rolle spielt, wie der Romantitel betreits erahnen lässt.





Auf der Rückseite wird es neben der Kurzbeschreibung auch eine kleine Biografie mit Autorenfoto geben. Tatsächlich weiß ich nie genau, was ich über mich erzählen soll, ohne dass es zu weitschweifig oder zu persönlich wird, was ich auch bei anderen Leuten nicht besonders schätze, die ich nur durch ihre Arbeit bzw. ihre Kunst kenne oder interessant finde.




Aber ich finde, der Klappentext macht neugierig und das Cover und der Einband insgesamt passen nun viel besser zur Geschichte. Ein bisschen gruselig und düster, geheimnisvoll und irgendwie auch nostalgischer als es mein Anton je vermitteln konnte. Wenn ich ihm auch trotzdem nach ein bisschen nachtrauere, das gebe ich zu. Genau genommen war er die Inspiration zum Grafen, und ich habe nun fast ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn völlig aus dem Projekt bzw. dem Roman verbannt habe. Aber immerhin befindet der Gute sich noch auf der Kindle-Ausgabe. Die neue Taschenbuchausgabe wird in wenigen Tagen erhältlich sein.




Montag, 2. März 2015

Total verschwitzt...

... habe ich blogtechnisch den Monat Februar. Das liegt an vielerlei Dingen. Erstens meine Lethargie, aus der ich seit einiger Zeit schwer herausfinde. Meist möchte ich morgens einfach im Bett liegenbleiben und stelle fest, dass ich nichts dagegen hätte, ein Bär oder Igel zu sein. Also ein Waldbewohner, der dem tiefen Dornröschenschlaf bis zum Frühlingsanfang frönt.

Apropos Schlaf und Schwitzen: Ein Muntermacher zumindest stoffwechselmäßig ist da unsere neu aufgebaute Sauna. Ich kann nicht sagen, wie sehr ich das vermisst habe! Als Kind war ich häufig saunieren, doch irgendwann kam der Umzug und ich hatte meine kleine Schwitzoase nicht mehr. Als Teenager habe ich sie aus falschem Schamgefühl sowieso kaum benutzt, und später ging sie mir aus den Augen bzw. dem Sinn.




Zu Unrecht, natürlich. Denn was gibt es Schöneres, als sich bei fast 100 °C ordentlich aufheizen zu lassen in der kalten Jahreszeit, den Dreck auszuschwitzen und in den Pausen ein köstliches Wasserglas und einen vitaminbombigen, frisch gepressten Smoothie zu sich zu nehmen und nach getaner Rosskur eiskalt abzuduschen? Das Tolle dabei: Ich kann saunieren, wann immer ich will. Die Oase ist ein abgeschlossener Raum, in dem man so richtig ausspannen kann; wer möchte, sogar mit Musik. Ich hoffe, dass die Saunagänge irgendwann auch dazu beitragen, meine Winterschläfrigkeit abzuschütteln. Zum Bäumeausreißen reicht es noch nicht ganz...

Der zweite Grund meiner Nachlässigkeit bezüglich des Blogs liegt in meiner beruflichen Karriere außerhalb des Schriftstellertums verborgen. Wir sind fleißig dabei, unser WIRTHs HAUS auf Vordermann zu bringen mit dem neuen Konzept. Dazu gehören Vorbereitungen zu Malworkshops, Raumvermietung, und das (mitunter leidige) Herumtreiben auf sozialen Netzwerken, das doch ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt.

Besonderen Spaß gemacht hat mir neulich der Blinde-Kontur-Workshop, bei dem wir mit Pastellkreide unsere Objekte mit den Augen "ertastet" haben. Es kam nicht darauf an, detailgenau zu zeichnen, sondern darauf, ein grob gehauenes Motiv auf dem leeren Blatt zu haben, das man weiterentwickeln kann - entweder realistisch oder fantasievoll.




Das ist meine Ausbeute inklusive Vorübungen. Ich bin ein bissl stolz darauf, denn bisher kam ich mit Kreide nicht so wirklich zurecht. Meine bevorzugte Technik ist eigentlich Aquarell. Was mir total gut gefallen hat - da es eine neue Erkenntnis war - war die Tatsache, dass man die Schichten der Pastellkreide von Dunkel nach Hell auftragen kann, um einen satten Farbton zu erhalten, und dass man sich richtig lange und intensiv mit dem Bild beschäftigen kann. Manchmal kommen dabei zufällige Effekte heraus, die einen selbst überraschen. Und ich liebe es, mich angenehm überraschen zu lassen. Jetzt geht's gleich ans unfertige Bild, das noch auf der Tischstaffelei sitzt. *Freu*




Freitag, 30. Januar 2015

Musikalische Untermalung beim Kreativ-Sein

Mit Musik geht alles besser, sagt man ja so. Aus meiner Erfahrung kann ich das hundertprozentig unterschreiben. Lästige Hausarbeiten, Bügeln und Geschirrspülen gehen leichter von der Hand, wenn nebenher das Radio läuft oder die Lieblings-CD. Momentan bin ich an einer kleinen Spielerei bzw. als Co-Autorin bei einer Fantasy-Geschichte tätig. Der Einstieg war recht einfach; wenn man eine zündende Idee hat, setzt man sie im Normalfall mit Leidenschaft in die Tat um. Was aber, wenn man irgendwann mittendrin hängt und feststellt, dass es vielleicht an der nüchternen Umgebung liegt, in der man arbeitet? Wir waren ein bisschen verzweifelt, als uns klar wurde, dass es einfach zu ruhig ist im Zimmer und wir beide gern mit Musik im Hintergrund schreiben.

Allerdings - etwas Aufregendes und Modernes durfte es nicht sein, damit die Grundstimmung nicht verloren geht. Mehr die orchestral-epische Schiene. Etwas, das zu unserer Geschichte passt, die geheimnisvoll ist und von einer fremden Welt handelt. Also die YouTube-Kanäle nach epischer Instrumentalmusik abgeklappert. Es gibt dort eine Menge davon. Eigentlich viel zu viele, um die Musik zu finden, die einem vage im Kopf herumschwirrt. Häufig nervt das total Bombastische, ein andermal stört der Mönchsgesang im Hintergrund. Bis ich auf einen Soundtrack stieß, der genau das ist, was wir suchten.






Ich kenne die Serie nicht einmal, aber die Musik hat mich sofort gepackt, auf emotionaler und kreativer Basis. Unaufdringlich und trotzdem unglaublich atmosphärisch und gänsehauterzeugend, bietet sie einen üppig und wunderschön gewebten Klang-Perserteppich und schickt die Fantasie auf Reisen in vergangene Zeiten und in gigantische Landschaften und Szenen, die vor dem inneren Auge entstehen. Egal, ob man auf dem Sofa relaxt, vor dem Schreibtisch sitzt oder den Pinsel schwingen möchte.

Ich habe mir den Soundtrack ganz altmodisch auf Tonträger schicken lassen, doch er ist auch als Download erhältlich und eine lohnende investition für jeden, der eine Schwäche hat für epische, folkloristische Orchestralmusik so wie ich. Und vielleicht auch für andere.




Freitag, 23. Januar 2015

Leseprobe "Fairlight" (III)



"Fairlight" ist eine meiner früheren Geschichten. Damals war ich fasziniert von allem, was britisch ist, von der Belle Epoque, opulent ausgestatteten Filme darüber und dem Ersten Weltkrieg. Allerdings vermeide ich es, zu detailliert auf Schlachtenszenen einzugehen. Der Krieg bildet nur die Rahmenhandlung und die Zeitspanne, in der einige meiner Romane spielen. Manchmal dient er dazu, meine Protagonisten zu dem gemacht zu haben, was sie nun sind, oder um Traumata aufzudecken und pathologisches Verhalten zumindest teilweise zu erklären.

Im engeren Sinn eine Familiengeschichte, handelt "Fairlight" von abgelegenen Herrenhäusern, deren unheimlichen und rätselhaften Bewohnern und drei dort zufällig gestrandeten Medizinern, von denen einer, Dr. John Raeburn, ganz besonderes Interesse an dem jüngsten der Fairlight-Brüder hegt und später herausfindet, dass es für seinen Beschützerinstinkt tatsächlich einen tiefer gehenden Grund gibt.

Das Thema ist nicht ganz leicht zu verdauen, düster wie die Atmosphäre des Buches und die Sprache gelegentlich ein bisschen altmodisch. Dazu stehe ich - ich mag es nicht, wenn in historischen Romanen modernes bzw. hippes Deutsch verwendet wird oder Ausdrücke darin vorkommen, die auf keinen Fall in die entsprechende Periode passen. Das nimmt nach meinem Empfinden die Glaubwürdigkeit.




Zur Leseprobe geht es unter "weitere Informationen"


Donnerstag, 15. Januar 2015

Neujahrsvorsätze ade (Warning: Mecker-Post)!

Ehrlich gesagt, ich verstehe sowieso nicht, warum man sie sich jedes Jahr aufs Neue vornimmt, die guten Vorsätze. Aber vielleicht ist es ein bisschen so ein Zwang der menschlichen Natur, weil es keinen geeigneteren Zeitpunkt gibt, um mit schlechten Gewohnheiten zu brechen. Könnte ich mir vorstellen. Meine letzten jedenfalls habe ich wieder nicht halten können, dabei waren sie gar nicht so unmöglich utopisch; zumindest ein paar davon nicht.


Pixabay / nickgesell

 

Allein der Wunsch, wieder öfter ins Kino zu gehen, ließ sich nach einem viel versprechenden Auftakt nicht realisieren. Mein Filmgeschmack ist weitgehend anders als der des hiesigen Programms und der Mehrheit der Zuschauer. Wenn ich mir Familien-, Migranten- oder *humorige* Betroffenheits-Filme wie "Honig im Kopf" von und mit Til Schweiger ansehen müsste, würde ich alternativ lieber einen Handstand mit Überschlag machen. Und leider kamen von der Sorte viel zu viele Filme dieses Jahr. Insgesamt habe ich es 2014 zwei mickrige Male auf einen roten Chintzstuhl geschafft. Vielleicht sollte ich mir für die Zukunft vornehmen, ein Programmkino zu betreiben, das jedes Wochenende "Lawrence von Arabien" zeigt.^^

Lesen, ja. Das habe ich mir auch vorgenommen, weil es mit dem Schreiben derzeit ein wenig hapert. Romane wie auch Filme können da eine gute Inspiration sein, doch auch hier schraube ich meine Ansprüche anscheinend zu hoch. Früher konnte mir der Schmöker nicht dick genug sein. Letztes Jahr war ich froh, dass ich mich mal zu einer Leserunde aufraffen konnte. Das Buch selbst war zwar eine ziemliche Enttäuschung, aber der gute Wille zählt, und es hat mir im Endeffekt richtig gefallen, mal wieder mitreden zu können. Inzwischen bin ich an einem weiteren kleinen Roman, den mir meine Tante letzte Woche geschenkt hat. Einer dieser Tierromane, die seit "Ein Kater namens Bob" wie Pilze aus dem Boden schießen. Bisher ist er ganz nett, zugegeben, auch wenn der Erzähler mit seiner selbstherrlichen Art nervt und die Scottish Fold "Norton" ein solcher Wunderkater ist, dass ich dem Autor die biografische Glaubwürdigkeit nicht so ganz abnehme. Und dann nennt man die Neuauflage des Buches auch noch "Klappohrkatze"! Als wäre Bob nicht schon ein kräftiges Zugpferd, muss auch noch Til Schweiger Pate stehen. Naja. Die Marketingstrategen halt.

Was meine weiteren Vorsätze und Erwartungen betraf, so ist die Bilanz nicht allzu rosig. Ich hatte mir vorgenommen, wieder entspannter zu sein, lustiger und aktiver. Nicht dass ich faul wäre, aber bestimmt gäbe es das eine oder andere, das mir mehr Spaß bringen und mein Leben wieder abwechslungsreicher machen würde. Eine neue Sportart oder eine neue Fremdsprache lernen. Öfter zu verreisen. Die finanziellen Mittel für ein paar Extravaganzen haben. Mich nicht von anderen beeinflussen zu lassen und mich deswegen mies zu fühlen.

Das sind Dinge, die häufig schwer durchführbar sind, wenn man es mal soweit hat kommen lassen. Manchmal denke ich auch, diese ganzen Facebook-Weisheiten von wegen "Be yourself!" und Veränderungen sind überbewertet. Früher hat man das von selbst und ganz normal gemacht, ohne ständig mit der Nase darauf gestoßen zu werden. Wahrscheinlich ist es das, was es den meisten Leuten so schwer macht, Veränderungen an sich und anderen zu akzeptieren, sich entweder beschwingt den Gegebenheiten anzupassen oder ihnen bewusst zu trotzen und dennoch kein schlechtes Gewissen zu haben. Und das ist vielleicht der nächste Vorsatz nach einem halben Jahr Facebook, das sich, unter uns, nicht wirklich lohnt (Korrektur: mein Fehler! Ich werbe einfach nicht clever genug): ich halte mich ab jetzt zurück und logge mich nicht jeden Tag dort ein. Mal sehen, wie lange ich den Vorsatz halten kann...





Donnerstag, 1. Januar 2015

"Austenland" (2013) Review

Wie angekündigt, kommt meine Rezension zu "Austenland", der die Ehre hatte, der letzte Film des alten Jahres zu sein. Gepasst hat das wie die Faust aufs Auge zu Silvester: knallig bunt, abgefahren, und irgendwie auch romantisch mit einem Neuanfang, der kitschig und schön zugleich war.

 Wer mein Blog ein bisschen verfolgt, wird wohl wissen, dass ich per se keine Liebesfilme oder -komödien mag. Und trotzdem fand ich "Austenland" recht gelungen und habe mich richtig gut dabei unterhalten. Die weibliche Hauptfigur hätte ich mir weniger forsch gewünscht (schließlich ist sie Jane Austen-versiert und somit nicht zwingend ein Vamp, der allen Männern den Kopf verdreht), aber die originelle Idee und die übrige Besetzung haben mich dafür ein wenig entschädigt.




Inhalt: Die Amerikanerin Jane Hayes ist um die dreißig und immer noch Single. Schuld daran sind laut ihrer Freundin Jane Austen und deren Kreation des aufrechten und illusorischen Mr. Darcy, der in Gestalt einer Pappfigur von Colin Firth in ihrer Wohnung haust.

Um ihrem echten Mr. Darcy zu begegnen, reist Jane nach London ins Austenland, einem Themenpark, der komplett auf die Regency-Zeit und Jane Austen ausgerichtet ist und Fans aus der ganzen Welt anlockt. In England angekommen, freundet sie sich mit einer Gleichgesinnten (unheimlich komisch: Jennifer Coolidge) an. Gemeinsam erkunden sie den Park und stoßen dabei auf verkleidete Schauspieler, die angewiesen wurden, ein Auge auf sie zu werfen, um das Jane-Austen-Feeling des gebuchten Pauschalpakets bei den Gästen nicht vermissen zu lassen, denn was wäre Jane Austen ohne Männlein und Weiblein auf Freiersfüßen?

Jane erwählt ihren Mr. Darcy in Stallknecht Martin, doch sie ahnt nicht, dass die teils exaltiert, teils gelangweilt wirkenden Angestellten des Parks nach einer strikten Regel handeln, die da heißt, die Mauerblümchen heftigst zu umwerben... schließlich soll der Urlaub in einer anderen Zeit unvergessen bleiben und weiterempfohlen werden. Es kommt, wie es kommen muss, und dann doch wieder ganz anders. Jane Austen-mäßig eben.

Meine Meinung: In einem Themenpark aus vergangenen Epochen wäre ich auch gerne mal Gast, besonders, wenn die Männer vollendete Kavaliere sind und einer Frau kurzerhand aus rein praktischen Gründen den Unterrock zerreißen, nämlich um sie im Herrensitz galant aufs Pferd vor sich zu platzieren und sie danach auf Händen tragen. Von den schmucken, niedlichen Zimmern und der damaligen Mode ganz zu schweigen. Schade, dass Austenland nur fiktiv ist.

JJ Feild parodiert seine Rolle als Gentleman der BBC-Austen-Verfilmungen mit Bravour (auch wenn er als Henry Nobley anfangs ein wenig blutleer wirkt), und die laute und geradlinige Elizabeth "Charming" (Jennifer Coolidge) hat mir gut gefallen. In ihrer unbekümmerten Art hat sie der betont auf Emanze gemachten Hauptdarstellerin Keri Russell schon beim ersten Zusammentreffen die Show gestohlen. Die Nebendarsteller sind allesamt irgendwie schrullig und daher liebenswert - auch wenn sie ihren beiden amerikanischen Gästen nur Blendwerk bieten. Ein Highlight war für mich das aufgeführte Theaterstück, in dem die Schauspieler gewollt hölzern und unprofessionell agieren.

Das Ende hat mich dann doch überrascht. Na ja, nicht wirklich. Obwohl ich ihre Bücher nicht kenne, weiß ich doch so viel, dass  sich Jane Austen auf die kurze Formel "Jedes (optional widerspenstige) Töpfchen findet mal sein Deckelchen" (oder umgekehrt?) zusammenfassen lässt. Und genau so war's in Austenland. Vorhersehbar, aber irgendwie zum Seufzen schön. Denn just nachdem Jane von ihrer Jane Austen-Manie ein für alle Mal geheilt ist, findet sie ihren Mr. Darcy. Oder besser gesagt, er sie.

Fazit: Ein Familienfilm, der natürlich besonders die Austen-Liebhaber/innen begeistert. Da ich keine bin, und den Film dennoch sehr nett fand ( mit JJ als Bonus...), würde ich ihn jedem Zuschauer empfehlen, der ungewöhnliche romantische Geschichten zu würdigen weiß - oder besser gesagt: jeder Zuschauerin. Für die Mehrzahl der Männer dürfte "Austenland" zu wenig actiongeladen sein - aber ist ja bei Jane Austen nicht anders.


Bewertung:
👍👍👍 und ein halber 👍





Mittwoch, 24. Dezember 2014

Alle Jahre wieder...


Derzeit befindet sich mein Blog im Winterstarre-Modus, wofür ich mich bei all meinen Lesern und Freunden aufs Zerknirscheste entschuldige. Es klingt paradox, aber in der Weihnachtszeit ist bei mir einfach nicht viel passiert - zumindest nichts, was es wert wäre, mit der Öffentlichkeit zu teilen. Nach dem Besuch des schockierenden Hobbits verliefen die Tage mehr oder weniger gleich - ohne Schnee, mit viel Sturm und einige davon sogar ohne Internet.





Halt! Eine tolle Überraschung gab es doch in den Adventstagen: Auf Facebook wurde ein Zitat aus "Das Bildnis des Grafen" von Sandra Schmidt auf ihrer Seite "Bruchstücke" veröffentlicht. Eine Bombenidee für Indie-Autoren, wie ich finde. Und es sieht so edel aus mit den Rubik-Würfelstücken. Sandra freut sich über Zuschriften, und so ist beiden Beteiligten - Betreiber der Seite und Autoren - geholfen und sorgt für einen höheren Bekanntheitsgrad. Das ist doch mal ein schöner Grundgedanke, gerade zu Weihnachten.

Womit ich beim Stichwort wäre. Ich möchte es nicht versäumen, allen ein frohes, besinnliches und entspannendes Weihnachtsfest zu wünschen, mit nicht zu viel Völlerei (denkt an die Figur und an die armen polnischen Mastgänse!), den passenden und lang ersehnten Geschenken und natürlich viel Zeit für euch selbst. Lasst es euch gutgehen zwischen den Jahren und euch mal wieder an Körper und Seele verwöhnen, mit einem Massage-Gutschein bei Mydays.de oder einem Besuch im Erlebnisbad eurer Wahl mit sämtlichen Schikanen - es lohnt sich. Oder lest mal wieder ein gutes Buch. Das wird bestimmt einer meiner Vorsätze fürs nächste Jahr, die ich doch nie einhalte. *schäm*




Und da es dieses Jahr absolut nicht nach weißer Weihnacht aussieht, soll sie zumindest virtuell auf meinem Blog sein. Dieses Bild stammt von 2010 und wurde auf einem meiner Spaziergänge gemacht, erstaunlicherweise kurz vor Weihnachten.

Gern hätte ich - wie letztes Jahr - ein kleines adäquates Gedicht gepostet. Leider bin ich im Selbst-Reimen furchtbar schlecht. Und nachdem das letzte Mal eher besinnlich war, hätte ich ganz gern den komischen Denglisch-Text von Udo Jürgens genommen. Aber das erscheint mir drei Tage nach seinem unerwarteten Ableben heuchlerisch, denn wenn ich ehrlich bin, mochte ich seine Lieder nie. Außer Griechischer Wein. Und wenn überhaupt Schlager / Liedermacher, dann fand ich Reinhard Meys Texte meist spritziger und ergo cooler. Trotzdem geht mit Herrn Bockelmann ein Bruchstück meiner Kindheit. Schlimm war's bei Peter Alexander. Soll ich jetzt leise "Mutti" sagen? (O; Laut jedenfalls wünsche ich


Allen 
Freunden, Followern und Lesern 
ein gesegnetes Weihnachten
und 
viel Spaß und Erfolg
 im Jahr 2015!




Mittwoch, 10. Dezember 2014

"Thorin, die Adler kommen!" Review Der Hobbit ~ Die Schlacht der fünf Heere.

Der dritte Teil der Hobbit-Saga war besser als meine Erwartungen, denn natürlich liest man im Vorfeld Kritiken. Die allgemeine Beurteilung des Films war eher mies, und nachdem mir der Vorgänger schon nicht mehr so gut gefiel wie der erste Teil, bin ich eher missmutig ins Kino geschlichen (das - Oh Wunder! - in der Nachmittagsvorstellung trotz Premierentag nicht einmal voll besetzt war).

 



Bereit, mich kneifen zu lassen, wenn ich doch anfinge zu plärren, nahm ich mit Popcorn bewaffnet eine vermutete zweieinhalbstündige opulente Langeweile auf mich. Schließlich ist der knuffige Bilbo Beutlin nicht mehr als Staffage in den meisten Szenen, und Drache Smaug verendet schon im Vorspann grässlich zeternd im Feuersee der Stadt Bree.

Was soll da jetzt noch groß passieren, habe ich mich als Mittelerde-Banause gefragt. Ja, ganz ehrlich, selbst jetzt bekomme ich die fünf Heere des Titels nicht wirklich zusammen. Zwerge, Elben, Menschen, Orks, Raketenwürmer...?! Zu viele obskure Gestalten sind da aus der Erde gekrochen und aus Gundalbad als Quelle des Bösen gestürmt.

Aber ich mochte den Film und habe mich wirklich gut unterhalten. Das Gemetzel hielt sich in erträglichen Grenzen, und wenn Legolas als Super Mario an den Füßen einer Fledermaus durch die Gegend schwirrt und mit tänzerischer Eleganz über hinabbrechenden Brückensteinen den bösen bösen Bolg-Ork zur Strecke bringt, guckt frau gerne zu. Auch wenn Elben scheinbar rückwärts altern.

Sein über allem erhabener Vater und Waldelbenkönig Thandruil auf dem Elch wirkte fast albern und irgendwie wie aus diesen PC-Spielen, bei denen man eine Stadt aufbauen oder erobern muss, und auch Thorin auf dem Widder und dessen Cousin Dain auf seiner animierten Wollsau machen keine besonders glückliche Figur. Trotzdem habe ich beim schmerzerfüllten Aufquieken des durchbohrten Reittiers einen Moment lang gegen aufsteigende Tränen ankämpfen müssen. Die arme Sau.

Womit wir beim Thema wären. Ich habe nämlich geplärrt, tatsächlich. Und das merkwürdigerweise an einer Stelle, bei der ich es mir am wenigsten zugetraut hätte.  

ACHTUNG: MEGASPOILER!!!

Alle Mittelerde-Fans wissen ja bereits aus dem kleinen, legendären Kinderbuch von J. J. R. Tolkien, dass die Schlacht der Zwerge um ihren Berg Erebor mit zahlreichen Verlusten - auch auf der guten Seite - verbunden ist. Nicht nur, dass ihr Anführer Thorin sich mit der "Drachenkrankheit" infiziert und dem Wahn anheimfällt, die Zwerge sind auch sonst nicht sehr beliebt. Thranduil zieht sich zurück, nachdem zu viel Elbenblut vergossen wurde, und die Menschen haben genug damit zu tun, ihre eigene Haut zu retten, als die Orks Bree einnehmen. Drei der heldenhaften Zwerge fallen der Schlacht zum Opfer, und, wie ich spitzfindig annehme, ausgerechnet die Publikumslieblinge. Und nicht nur das: mit ihrem Ableben steht auch die blaublütige Linie des erst wieder eroberten Zwergenreichs auf wackeligen Füßen.

Das Ende der Brüder Fili und Kili war schon krass und echt gemein, aber wirklich getroffen hat mich Thorin Eichenschilds erbitterter Kampf gegen den Ork-Anführer und seine letzten weisen Worte an Bilbo Beutlin, der die Schlacht weitgehend verpeilt hat und dann zu spät herbeieilt, um dem schwer verwundeten Zwergenkönig helfen zu können. Das war ein so emotionaler Augenblick, dass ich dachte, ich muss gleich losheulen, um nicht zu platzen (dass ich mich am Popcorn verschluckt habe, ist eine andere Sache und war recht peinlich).

Auch sonst hat mir Thorin gut gefallen und mich überzeugt als einer, der dem Wahnsinn nahe ist und vom Reichtum geblendet und verführt. Und dabei hatte er doch bisher nicht viel mehr zu tun in der Trilogie als schön zu sein und dem wenig schmeichelnden Zwergen-Image zu spotten. Hier hat Richard Armitage mir gezeigt, dass er mehr kann als gut aussehen. Respekt!

Mein Fazit: Sehr viel eindrucksvoller als Teil 2, so gut wie der erste und trotz Überlänge und einiger überflüssiger Handlungsstränge (Tauriel und der Bürgermeistergehilfe Alfred Speichellecker (?)) kurzweilige Unterhaltung, für die man gerne mal einen Abend opfert.

P.S: Es sind doch die Adler! Das fünfte Heer.


Bewertung:
👍👍👍👍





Sonntag, 7. Dezember 2014

Amigurumi allerorten

Ein großes Hobby von mir ist das Häkeln, seit ich es mir vor ein paar Jahren nach vehementer Handarbeitsabstinenz von Nadeln und Wolle wieder selbst beigebracht habe. Der Auslöser dafür waren die aus Japan stammenden aufkommenden Häkelfiguren, die ihre Vorbilder in Manga-Comics und der Super Mario-Welt gefunden hatten. Zu süß waren die, um mich nicht selbst an ihnen zu versuchen.

Mittlerweile habe ich eine ganze kleine Welt voller Amigurumi-Püppchen, für die der Platz bald nicht mehr ausreicht, so dass ich sie hin und wieder auch gerne hergebe. Meinen Etsy-Shop "Tinnef" habe ich vorerst aufgelöst, aber falls jemand ein Maskottchen erwerben möchte, kann er sich gerne an mich wenden.


Tea, Sherlock?


Wenn ich heute an Zeitschriftenauslagen im Bahnhofskiosk vorbeischlendere, sehe ich mindestens drei knallig bunte Hefte mit dem Thema Amigurumi, und es erstaunt mich schon ein bisschen, dass der Boom anscheinend nicht abflaut. Einige dieser Hefte habe ich mir zugelegt, wobei mir das Niedliche an den Figuren inzwischen nicht mehr so sehr gefällt und ich auch eigene Entwürfe herstelle, die zwar im Gros der Anleitung des Rundhäkeln folgen, die aber nach Lust und Laune meinen Stempel aufgedrückt bekommen. Mit zusätzlicher Übung werden die Figuren immer individueller, und ich muss gestehen, ich mag meine Püppchen. Sie sind eigenwillig und entsprechen nicht immer dem Kindchen-Schema mit großen Augen und runden Köpfen wie ihre asiatischen Kollegen aus Nintendo und Comics. Wenn sie es dennoch tun, dann nur, weil ich zu bequem war, sie auf meine Art anzupassen.






Mein Amor, das letzte Werk, finde ich besonders entzückend. Die Anregung dazu habe ich aus einem Heft, mich dann aber entschlossen, ihn anders zu gestalten - nämlich so, wie ich mir einen kleinen frechen Cupido vorstelle. Die tragen keine Windelhöschen, um sich schamhaft zu bedecken und haben ausdrucksvolle und schelmische Kulleraugen statt seelenlose Knopfaugen.




Und weil ich an den Locken *ewig* dran gesessen bin, kommt hier noch einmal ein Foto, auf dem man die ganze Haarpracht und die Flügel sieht.




Ehrlich gesagt, ich war mir ein bisschen unsicher darüber, ob ich ihn mit einem "Zipfelchen" ausstatten sollte. Aber irgendwie schien es mir nach kurzer Überlegung richtig, wenn ich mich so in der Kunst und der menschlichen Anatomie umsehe. Kein Cupid oder Cherub macht einen Hehl aus seiner Geschlechtszugehörigkeit oder trägt einen Lendenschurz, und da mein Amor eindeutig ein Bub ist, sollte er seinen großen Brüdern in nichts nachstehen. (O; Außerdem passt er so besser zu meinen barbusigen Meerjungfrauen, die auch gern ein bisschen angeben und provozieren mit ihren körperlichen Reizen...



Wo ist das Wasser besser und nasser als unter dem Meer...?


Die schönsten und kindgerechtesten Amigurumis hat übrigens die sympathische Ana Paula Rimoli entworfen. Mit ihren Büchern hat mich erst richtig die Lust und Inspiration gepackt, eigene Figuren zu entwerfen. Zu jedem ihrer Amigurumis erzählt sie eine Geschichte und wie sie darauf gekommen ist, gerade dieses Tier oder Püppchen zu häkeln. Es sind nette und ansprechende Bücher, die trotz englischer Sprache auch für Anfänger (im Häkeln und der Sprache) leicht zu verstehen sind.



Montag, 1. Dezember 2014

Schon wieder Weihnachten!

Ich habe versucht, mich ein wenig in weihnachtliche Stimmung zu bringen. Gar nicht so leicht als Weihnachtsmuffel. Und ehrlich gesagt, geglückt ist es mir nicht wirklich. Vielleicht hätte ich mir doch "Last Christmas" kaufen sollen oder die unsagbar grottige neue deutsche Version von Band Aid. Konzessionen bei Weihnachtsliedern mache ich allerdings nur an Dean Martin, den "Little Drummer Boy" und an eine selbst zusammengestellte CD mit viktorianischen Klassikern.

Nein, ich weiß nicht, was das Gedudel und der Heckmeck in den Adventstagen bedeuten soll, und warum man das Fest der Liebe nicht entspannter feiern kann. Geschenke und Konsum, Glitzer und Kerzen und Lametta sind zwar nett anzusehen, aber wenn man es genauer überlegt, landet das Meiste spätestens nach Neujahr im Müll, weil man das zehnte Paar Socken nicht mehr sehen kann oder das Douglas-Parfüm die sexy betörende Muskatnote vermissen lässt. Von Herzen werden Geschenke doch eigentlich selten ausgesucht - Hauptsache, keiner in der Verwandtschaft und im Bekanntenkreis kommt zu kurz. Man könnte ja beleidigt sein oder für das kommende Jahr die Freundschaft aufkündigen.




Unser aufgehübschter Adventskranz


Seit einigen Jahren schenke ich nichts mehr zu Weihnachten, auch wenn ich teilweise meine Wohnung mit Lichterketten verziere und Adventskränze bastle. Nicht, weil ich mich dem Konsum verweigere oder der Geldbeutel zu klein ist (beides trifft zu, ist aber nicht der Hauptgrund), sondern weil ich finde, dass Geschenke, wenn sie denn gemacht werden, freiwillig und ohne Hintergedanken gemacht werden sollten. Wenn mir danach ist, verschenke ich auch mal ein Buch, Blumen oder eine DVD übers Jahr. Warum nicht? Sich mit einer Kleinigkeit für die Existenz seiner Lieben zu bedanken, hängt nicht von einer Jahreszeit oder einem kalendarischen Anlass ab.

Klar, für Kinder sind Advent und die Vorfreude auf Weihnachten und die Geschenke toll. Aber als Erwachsener ist man nicht vom Glitzerglanz, Konsum und geschmücktem Tannenbaum abhängig, um eine besinnliche Zeit zu erleben ( die - unter uns - den meisten Kindern und auch den Großen am A**** vorbei geht). Obwohl ich mich gelegentlich mit nostalgischer Verklärung an unsere früheren Familienfeiern erinnere, bei denen die meisten es kaum erwarten konnten, wieder nach Hause zu gehen, bin ich doch insgeheim froh, dass mir der Sinn von Weihnachten wichtiger ist als das Brimborium drum herum.

Na gut, ich gebe es zu: manchmal sehne ich mich nach dem Sauerbraten und den selbstgeschabten Spätzlen meiner Oma zurück, aber die Völlerei auf Kommando und das Ächzen und Beklagen von zusätzlichen Pfunden nach den Feiertragen  ist ebenfalls etwas, das mir unverständlich ist. Wahrscheinlich hat beides - Konsum und Besinnlichkeit - seine Vor- und Nachtteile. Ein gutes Mittelmaß zu finden wäre wünschenswert.



Der Rest vom Christmas Pudding. Lecker!


 

Mareike, falls du diesen Artikel liest: Heute wurde bewiesen, dass du das Christmas Pudding Rezept traditionell und fachgerecht verarbeitet hast und der Stolz eines jeden Briten sein kannst. Ich habe den Rest heute aufgewärmt und er war immer noch so köstlich wie letztes Jahr! Danke, denn er hat am meisten dazu beigetragen, dass bei mir doch noch ein wenig Weihnachtsfeeling  im herkömmlichen Sinn aufkam.





Mittwoch, 19. November 2014

Abschied ist ein scharfes Schwert...

... das wusste bereits Roger Whittaker, der Schmusebarde aus Südafrika, der seine deutschen Schlager phonetisch lernte. Aber wo er Recht hat, hat er Recht, denn nicht selten sind die Binsenweisheiten von Schlagern direkt aus dem Leben gegriffen.

Nicht nur persönliche Abschiede sind scharfe Schwerter. Manchmal ist es der Verzicht einer Gewohnheit, eines Rituals, die Veränderung einer Lebenssituation, die uns wehmütig aufseufzen und in nostalgischen Erinnerungen verharren lassen. Zum Glück ist der Mensch in der Regel flexibel und sucht sich nach einem solchen Einschnitt und Verlust nach dem Wundenlecken neue Freunde, Partner und Gewohnheiten, so dass der Abschied des Alten nach einer gewissen Zeit nicht mehr gar so schmerzhaft ist.

Schriftsteller sind da keine Ausnahmen. Obwohl ich das "Method Acting" unter Schauspielern eher lächerlich finde und keineswegs gesund oder lobenswert, könnte ich mich wohl unguten Gewissens als "Method Author" bezeichnen. Ich liebe meine erschaffenen Protagonisten, leide mit ihnen, wenn es ihnen schlecht geht, und freue mich, wenn sie glücklich sind und ihre Geschichte einen guten Verlauf nimmt, den sie verdient haben. Manchmal ertappe ich mich sogar dabei, wie mich beim Schreiben einer traurigen Szene ein Kloß im Hals würgt oder ich mich emotional kaum abschotten kann von dem, was in meinem Kopf und auf dem Rechner vor sich geht.

 Aber es ist nicht nur das. Jeder Schriftsteller sollte sich schließlich in seine Charaktere hineinversetzen können bzw. mit ihnen sympathisieren, oder sie zumindest einigermaßen verstehen.

Bei mir ist es so, dass mir mitunter meine Figuren derart ans Herz wachsen, dass ich die Geschichte (von der ich weiß, dass es keine Fortsetzung geben wird) ein wenig hinauszögere, um dasselbe mit dem unausweichlichen Abschied zu tun. Ich kann mich erinnern, dass mir die Protagonisten vom "Bildnis des Grafen" die Trennung ganz und gar nicht leicht gemacht haben. Wenn man sich über zwei Jahre mit einer Sache so intensiv befasst, fehlt einem plötzlich etwas, das mit Worten kaum zu beschreiben ist.

Ist es nicht dennoch ein bisschen albern, um fiktive Charaktere zu trauern, weil mit dem letzten Kapitel ihre Geschichte erzählt ist? Vielleicht. Und trotzdem hat man so viel erlebt mit seinen Figuren, hat sie durch schwere Zeiten geschickt, und nicht immer gab es für alle ein Happy End. Wer kann es einem Autor verübeln, seine *Geschöpfe* zu vermissen und eine heimliche Träne zu vergießen, wenn schon Millionen Zuschauer von Jack und Rose derart gerührt waren, dass sie mit rotgeweinten Augen aus dem Kino strömten?




Je länger ich mich mit etwas beschäftige, desto schärfer ist das Schwert, wenn der Abschied naht. Dieses Phänomen kennt sicherlich jeder aus Erfahrung, doch für einen Autor, der Welten erschafft, die von Personen bevölkert werden, die ebenfalls von ihm mit Eigenschaften und Biografien ausgestattet werden, ist es fast noch schwerer, Liebgewonnenes loszulassen. Natürlich freut man sich auf den fertigen Roman, ist happy, wenn man das eigene Werk in Händen hält. Meist überwiegt auch die Freude daran und lässt einen vergessen, wie schwer der Abschied nach dem Schluss-Satz fiel. Immerhin kann man seine Figuren ja immer wieder besuchen, indem man das Buch aufschlägt (merkwürdigerweise ist das bei mir eher selten der Fall).

Und früher oder später laufen einem neue Gesichter über den Weg respektive in den Kopf. Neue Ideen und neue interessante Figuren, die etwas erzählen, sich zum Leben zwischen den Seiten erwecken lassen möchten. Und später ein erneuter Abschied.



Sonntag, 9. November 2014

Fazit Leserunde und Rezension "Haus der Geister" / This House is Haunted von John Boyne

Selten habe ich mich bei einer Leserunde so rege beteiligt wie an dieser, und zugleich so viel Frust mit dem Buch gehabt. Insofern muss John Boyne doch etwas richtig gemacht haben, denn wenn ein Roman für kontroverse Diskussionen sorgt, kann er so schlecht nicht sein, zumal sich der Großteil der Teilnehmer - wenn schon nicht gegruselt - dann doch gut unterhalten hat.




Mit gutem Willen und in schauriger Erwartung habe ich angefangen, um schon nach wenigen Kapiteln festzustellen, dass mich die Geschichte aufgrund ihrer Unoriginalität und Vorhersehbarkeit nicht fesseln konnte. Das war sehr schade, denn ich finde, dass John Boyne originell schreibt und für mich auch ein Autor ist, der es wagt, auf gute Art Regeln zu brechen. Die wenigen, die er in seiner "Schauergeschichte" gebrochen hat, sind m. M. nach ordentlich misslungen und der Schuss nach hinten losgegangen.

Was seine Ich-Erzählerin Eliza Caine (Insider-Referenz an Hugh Craine, den Schlossbesitzer aus "Bis das Blut gefriert") im Jahre 1867 in London und Norfolk als Gouvernante zweier zunächst offenbar elternloser Kinder erlebt, habe ich in den diversen Filmen besser umgesetzt gesehen, von denen sich Boyne "inspirieren" ließ. Miss Giddens, Miles und Flora lassen grüßen.

Seine gruseligen Elemente (oder die, die es sein sollen) wirken plakativ und Hollywood-mäßig effekthascherisch, und sind nicht selten unfreiwillig komisch. Etwa die Hände, die Eliza herumwirbeln, sie des nachts unter die Bettdecke zerren und natürlich der von den  Baskervilles ausgeliehene geifernde schwarze Hund am Strand von Great Yarmouth, der es auf sie abgesehen hat.

Atmosphärisch und mitunter witzig geschrieben ist das Buch immerhin, doch mir reicht das nicht, wenn ich eine spannende und Gänsehaut erzeugende Story lesen will und auf Grusel eingestellt bin. Und dabei ist doch auf der Rückseite des Buches von "unexpected twists" die Rede, auf die ich so sehnlichst gewartet habe. Überraschungen? Knifflige Rätsel? Pustekuchen. Alles nach Plan und wie erwartet. Unwichtige Details wie geisterhaft erscheinende Kinder auf dem Friedhof werden dabei so aufgeblasen, dass man meint, man müsse sie für eine spätere Auflösung im Hinterkopf behalten, doch sie versanden im Nichts und lassen mich als Leser mit einem Gefühl der Vera****e zurück.

Ein recht großer Fauxpas waren einige heikle, sensible und populistische Themen, die in einer klassisch altmodischen  Schauergeschichte einfach nichts verloren haben, wie ich finde. Regelbruch hin oder her. Ich hätte einem renommierten Schriftsteller zugetraut, auf weniger billige Plot-Devices zurückgreifen zu müssen.

Die Charaktere blieben ohne Tiefe, und es war mir nicht möglich, zu irgend jemanden in der Geschichte eine Verbindung herzustellen oder etwas zu empfinden, außer Mitleid für den Geist und den dahinvegetierenden Gatten in der Geheimkammer. Das Ende - angeblich ein Feuerwerk an Originalität - mag für Neueinsteiger in das Genre gewaltig sein, ich fand es eher klischeebeladen.

Besonders - Achtung Spoiler! - die Tatsache, dass Satina ihren Mann nur deshalb beim Schürhaken-Attentat verschont hat, um in der Zwischenwelt bleiben zu können und den Gouvernanten eins auszuwischen, war zwar originell, aber fast *zu* haarsträubend. Welcher Mensch sieht schon voraus, in welcher Welt er nach dem Tod landen wird und welche Fähigkeiten er dann hat? Oder ob er überhaupt dort ankommt? Vielleicht aber war Santina überhaupt nie ein Mensch, sondern eine Kreatur der Untoten, die zufällig einen Engländer geheiratet hat?

Das Positive am Buch waren Kapitel 13, bei dem mir tatsächlich ein Schauer über die Arme lief, und die Leserunde. Ich mochte sie sehr, denn trotz verschiedener Meinungen hatten alle viel Spaß und waren mit Eifer bei der Sache; etwas, das gerade bei Online-Veranstaltungen nicht selbstverständlich ist. Am liebsten würde ich mit denselben Leuten noch einmal eine Buchbesprechung starten - eine, in der ich mit nicht ständig als Spaßbremse outen müsste, die mit ihren Vermutungen die gesamte Handlung verrät.

Bewertung:
 
👍👍 und ein halber dazu 👍





Dienstag, 4. November 2014

The Flight of The Phoenix ~ Der Flug des Phoenix (1965)

Als Eigentum der Tochter eines Ex-Segelfliegers und Modellbauers hat dieser Film jeden Aussortierungsrappel überlebt, der mich zuweilen bezüglich meiner DVD-Sammlung befällt. Neulich habe ich ihn wieder zum gefühlten hundertsten Mal angeschaut und festgestellt, dass er einfach nicht langweilig wird. Viel sagen muss man zu "Der Flug des Phoenix" eigentlich nicht, außer dass man das schwache Remake von 2004 tunlichst vermeiden sollte.^^




Im Original von 1965 gibt sich jeder die Klinke in die Hand, der damals Rang und Namen hatte in Hollywood, angeführt von einem großartig knurrigen James Stuart aka Captn. Frank Towns, der im Privatleben tatsächlich den Pilotenschein besaß. Eine wahnsinnstolle und oscarreife Vorstellung liefert Hardy Krüger ab, der den Deutschen Heinrich Dorfmann mit erstaunlich akzentfreiem Englisch verkörpert und sich auch nicht zu schade war, die eine oder andere "Nazi-Spitze" des Drehbuchs stoisch zu ertragen - nur nicht den Spott darüber, dass er "Spielzeugflugzeuge" konstruiert.

Inhalt: Schon lange ein Klassiker, erzählt "Der Flug des Phoenix" die Geschichte einer Gruppe unterschiedlichster Männer, die unvermutet mitten in der Sahara strandet und in einem Zeitalter ohne Smartphone scheinbar dem sicheren Tod geweiht ist. Captn Towns, ein verantwortungsvoller und aufrichtiger Pilot, kommt nur schwer über den Verlust der Leben hinweg, die der Absturz fordert, und auch für die Verletzten und weiteren Opfer der Wüste fühlt er sich verantwortlich. Doch es geht darum, so lange wie möglich zu überleben und auf Hilfe zu hoffen. Anfangs sind sich alle Männer nicht wirklich grün und auf ihren eigenen Vorteil bedacht, aber im Lauf des Films erfahren sie trotz Meinungsverschiedenheiten Solidarität durch das gemeinsame Ziel, ihrem Schicksal zu entrinnen.

Der Konstrukteur Dorfmann weist sie an, das Flugzeug auseinanderzubauen und zu einem leichteren, flugfähigen Modell umzugestalten. Er erwähnt jedoch nicht, dass er Designer von Modellflugzeugen ist und keine Ahnung von "wirklichen" Flugzeugen hat. Keiner fragt ihn schließlich danach, und jeder tut das, was er anordnet, mehr oder weniger widerwillig. Ein Sympathieträger ist der besserwisserische Dorfmann in der Nachkriegszeit nämlich ganz und gar nicht.

Viel Dialog gibt es nicht im Film, auch keine Liebesgeschichte, keine Erotik und keine Actionszenen, und dennoch ist er etwas Besonderes mit seinen vielschichtigen, eigenwilligen Charakteren und den Landschaftsaufnahmen der Wüste. Etwas so Besonderes, dass man unweigerlich in die Hände klatschen und mitjubeln möchte, wenn Captn Towns im engen Cockpit des "Phoenix" Platz nimmt und die Patronen zündet, die das umgestaltete Flugzeug nach einer kurzweiligen Überlänge von zwei Stunden zum Abheben bringen und die um ihn herumstehenden Männer johlen und vor Erleichterung fast in Ohnmacht fallen.




Fazit: Von den Bildern und der Musik erinnert "Der Flug des Phoenix" ein bisschen an den anderen monumentalen Wüstenklassiker "Lawrence von Arabien", doch das ist kein Manko, zumal die Geschichte eine völlig andere ist. Eine sehenswerte, auf jeden Fall. Packend, dramatisch, psychologisch und charmant zeitgemäß. Und er zeigt, dass Vorurteile falsch sind, Individualismus belohnt wird und Unmögliches möglich ist, wenn man nur daran glaubt.

Ein Spitzenfilm mit überzeugenden Darstellern und atemberaubenden Szenen. Nicht nur für Modellbauer eine Empfehlung.

Bewertung:

👍👍👍👍👍



Freitag, 31. Oktober 2014

Start der Leserunde "Haus der Geister" von John Boyne

Vor knapp zehn Tagen schrieb mich eine liebe Online-Freundin an, um mich zu fragen, ob ich Lust hätte, mal wieder gemeinsam ein Buch zu lesen und mich mit ihr darüber auszutauschen. Ich war ein bisschen skeptisch, denn obwohl unsere erste "private" Lesung der Pendragon Legende von Antal Szerb mir sehr viel Spaß gemacht hat, laboriere ich seit längerem an einer Leseflaute und bin zudem damit beschäftigt, eine kleine Fantasy-Geschichte mitzuentwickeln, um die meine Gedanken kreisen.

Ganz vorsichtig habe ich nachgehakt, ob es in Ordnung wäre, wenn wir "Haus der Geister", der neue Roman von John Boyne, in Angriff nehmen würden. Und wir haben festgestellt, dass wir beide das Buch schon länger auf unserer Wunschliste haben. Das sah ich als ein Zeichen, endgültig zuzusagen und den inneren Schweinehund in Form meiner Leseunlust zu überwinden, denn erfahrungsgemäß ist der Anreiz zu lesen größer, wenn man mit anderen über die Handlung diskutiert und deren Meinungen überdenkt. Oft verhelfen weitere Ansichten zu einer völlig anderen Betrachtungsweise - etwas, das ich total spannend finde. Flugs wurde das Buch bestellt, damit ich pünktlich zu Halloween mit den Hufen scharren kann.

Mittlerweile sind wir fünf Teilnehmer auf unserem Forum, die sich über den Schauerroman austauschen möchten. Mich hat nun doch so eine Art freudige Erwartung erfasst, nachdem ich die ersten beiden Kapitel gelesen habe. Subtiler Grusel und Schauerromane sind ja nicht mehr so en vogue wie zu Zeiten von Edgar Allan Poe, und trotz mehrheitlich positiver Rezensionen schneidet Mr. Boyne mit seinem aktuellen Werk nicht bei allen Lesern gut ab. Der Roman bedient sich angeblich ungeniert Elementen aus Klassikern wie "Das Durchdrehen der Schraube / Das Schloss des Schreckens" oder dem Film "Bis das Blut gefriert". Verwerflich finde ich es allerdings nicht, wenn es gut verpackt und nicht 1:1 übernommen wurde. Immerhin kommt beim Lesen bzw. Anschauen besagter Klassiker den meisten von uns das Grausen. Knarrende Dielen, rotierende Türknäufe und scheppernde Fensterläden sind nach "Bis das Blut gefriert" nie mehr dieselben.

Bisher ist von Spuk und Plagiat im Roman wenig zu spüren. Die einzige Parallele, die mir beim Durchlesen der Beschreibung auffiel, ist die Personenkonstellation: zwei mysteriöse Kinder und eine junge, unerfahrene Nanny. Aber irgendwie vertraue ich darauf, dass mir der Roman trotz der offensichtlichen Gemeinsamkeiten gefallen wird. Schon "Das späte Geständnis des Tristan Sadler" des Autors war für mich ein außergewöhnliches Buch, das nie an Glaubwürdigkeit verlor. "Haus der Geister" schätze ich ähnlich ein. Auch wenn ich es als reine Unterhaltung betrachte und es mich sicher nicht so nachhaltig beeindrucken wird wie der Tristan.



Montag, 27. Oktober 2014

Halloween-Aktion Gratis-Download "Das Bildnis des Grafen"



Passend zur gespenstischen Jahreszeit und der früh einsetzenden Dunkelheit starte ich eine Gutschein-Aktion auf Xinxii, bei der ihr meinen historischen Gruselkrimi "Das Bildnis des Grafen" kostenlos herunterladen könnt.


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Alles, was ihr dafür tun müsst, ist, euch bei Xinxii zu registrieren (falls ihr nicht schon Mitglied seid), den obigen Code kopieren und ihn beim Ausloggen einlösen. Sehr freuen würde ich mich über eine anschließende Meinung von euch, entweder als Rezension direkt bei Xinxii, auf Amazon und / oder eurem Blog.

Ein kleiner Hinweis für die "Realitäts"-Leser: trotz sorgfältiger historischer Recherche kommen im Roman fantastische Elemente vor bzw. die Handlung erschließt sich teilweise aus der Sicht eines traumatisierten Soldaten, die nicht unbedingt auf Vernunft basiert. "Das Bildnis des Grafen" versteht sich daher nicht als reiner historischer Krimi, sondern als eine Mischung zwischen diesem und einer klassischen Schauergeschichte.

Die Anzahl der Gutscheine ist begrenzt; wer zuerst zugreift, liest zuerst. Die Aktion läuft vom 27. Okt. - 1. November.

Viel Glück bei der Teilnahme und viel Freude, Gänsehaut und Spannung beim Lesen!




Donnerstag, 16. Oktober 2014

Das Doodle / Gekritzel

Peinlich: lange Zeit habe ich echt nicht gewusst, was *doodeln* (neudeutsch) eigentlich heißt. Ich dachte, es handelt sich um eine vorübergehende Erscheinung unter Teenagern, so ähnlich wie es eine Zeitlang in war, den Hosenboden bis zu den Kniekehlen herunterhängen zu lassen, also die *Baggy Pants*. Bis ich herausfand, dass ich bereits in der Schule gedoodelt habe, nur nannte man es damals noch "kritzeln".  Die Ränder der Schulhefte mit Kuli und unbewussten Tintenstrichen verziert und dem Lehrer nur mit halbem Ohr zugehört, dafür die verbliebenen anderthalb Ohren für den heiß ersehnten Pausengong und zwei Augen auf die entstehenden Kunstwerke.




Beim Telefonieren tue ich es selten bis gar nicht - ich telefoniere nicht gerne, vor allem nicht lange. Überhaupt habe ich mir so einiges abgewöhnt, was ich früher getan habe. Vieles traue ich mir einfach nicht mehr zu bzw. habe die Muse. Auch das Doodeln gehört dazu. Neulich habe ich mich bewusst hingesetzt, um unbewusst herumzukritzeln. Und zwar nicht nur mit Kuli, sondern mit Aquarellfarben und Farbstiften.

Die Ergebnisse haben mich verblüfft. Sie sind nicht so geworden, wie ich mir es vorgestellt hatte, aber darauf kam es auch nicht an. Schön ist was anderes. Und trotzdem hat sich das Doodeln gelohnt. Mir gefällt es, wenn ich in der Malerei - anders als beim Schreiben - etwas kreieren kann, das auf den ersten Blick nicht meine Handschrift verrät. Wenn es mir gelingt, Flächen und Formen einfach stehen zu lassen und sie nicht *perfektionieren* zu wollen. Merkwürdigerweise bin ich dann, wenn ich meine Werke selbst nicht mehr erkenne, am zufriedensten mit mir. In der Kunst, auch wenn sie "nur" ein Hobby ist, möchte ich neue Wege gehen und experimentieren. Im Bereich der Schriftstellerei sind Experimente nicht unbedingt von Vorteil. Das unterscheidet wohl die bildende Kunst von der literarischen. Wobei ich zugeben muss, dass das untere Bild (das mein erster Versuch war) schon sehr stark an Dalí erinnert. Allerdings haben das meine Ur-Doodles auch schon. Vielleicht war Dalí ja der Urheber der Doodles, ohne es zu ahnen.^^





Wer in unserem Atelier einmal mitdoodlen und experimentieren möchte, ist herzlich eingeladen in das WIRTHs HAUS. Als nächstes versuche ich mich an Gouache-Farben auf einem größeren Format - das wird ein Spaß!





Sonntag, 12. Oktober 2014

The Deep Blue Sea ~ "Weit wie das Meer" (2011)

Woran erkennt frau untrüglich, dass sie einen Schauspieler mag? Sie schaut plötzlich Filme an, die sie unter normalen Bedingungen nicht einmal mit der Kneifzange aus dem Kaufregal geholt hätte. So geschehen vor kurzem bei "Deep Blue Sea", mit Tom Hiddleston (*Schmacht*) und Rachel Weisz in den Hauptrollen.

 



Im Grunde bin ich absolut kein Liebesfilm-Fan, doch irgendwie war ich durch die Inhaltsangabe von diesem verführt zu glauben, die Geschichte einer unerlaubten Liasion in den 1950er Jahren könne mich überraschen und ähnlich berühren wie "Das Ende einer Affäre" mit Ralph Fiennes und Julianne Moore. Außerdem - Tom Hiddleston! Auf den ersten Blick so gar nicht mein Typ und äußerlich eher britisch Gentleman-mäßig blass wie Leslie Howard (wer erinnert sich nicht an Rhet Butlers schärfsten Konkurrenten in "Vom Winde verweht"?), fiel er mir erst in den Marvel-Verfilmungen als schwarzhaariger Schurke Loki auf.

Ich weiß nicht, was es ist, das ihn zumindest im Internet zu einem so begehrten Frauenschwarm macht. Die stattliche Größe von 187 cm? Der - zugegeben - perfekte und langgliedrige Body? Die leuchtend blauen Kinderaugen über den hohen Wangenknochen und sein Lachen? Der Oxfordakzent? Das alterslose und doch irgendwie gezeichnete Bubengesicht mit dem clownesken Ausdruck, der in Sekundenschnelle von traurig zu heiter wechseln kann? Seine elegisch schlanke Erscheinung, die an mütterliche Instinkte appelliert? Oder weil er sich ganz nebenbei für eine bessere Welt einsetzt und offenbar ein Kavalier der alten Schule ist? Auf jeden Fall hat er eine Leinwandpräsenz, die schier unwiderstehlich ist und bei mir nach drei Filmen gewirkt hat.

Leider nicht so richtig bei "Deep Blue Sea". Der Film war, um es kurz zu machen, eine Qual. Er basiert auf dem Theaterstück eines bereits verstorbenen Dramatikers (keine Wertung hier!) namens Terence Rattigan, und genauso muffig und miefig wurde es für die Leinwand übernommen - sechs Jahrzehnte nach seiner Entstehung.

Die profane Handlung: Die Richtersfrau Hester hat ein Verhältnis mit dem Piloten Freddie, der ihr das Gefühl gibt, als Frau begehrt zu sein im Gegensatz zu ihrem liebenden, aber mehr väterlich agierenden Ehemann. Als dieser Hester bei einem verfänglichen Telefongespräch mit ihrem Liebhaber belauscht, verweigert er ihr die Scheidung, die sie obendrein wohl gar nicht gewollt hätte, da Freddie ihr nicht die Sicherheit gibt, die sie von Gatte William gewohnt ist. Dennoch ist sie bereit, mit Freddie über alle Berge zu verschwinden, bis dieser sie brüsk zurechtweist und ihr unverblümt zu verstehen gibt, dass er sie nicht liebt und als Ehemann ohnehin versagen würde. Schweren Herzens lässt Hester nach langem Hin und Her ihren Geliebten am Ende ziehen und steht mit leeren Händen da. Doch immerhin ist da noch der langweilige William, der auf eine gemeinsame Zukunft hofft. Wahrscheinlich kehrt sie zu ihm zurück, obwohl sie Freddie verspricht, sich zu emanzipieren.

Meinung: Zu viel Kunstgedöns, kalte und trist ausgeleuchtete Bilder, zu wenig, dafür plakative Dialoge und ausgewalzte bedeutungslose und dann wieder symbolträchtige Szenen, die fast schmerzhaft anzusehen sind. Im Theater mag so etwas noch funktionieren, hier strapaziert es die Geduld der Zuschauer und zerrt an den Nerven, etwa wenn in einer Rückblende im U-Bahn-Schacht während eines Bombenalarms minutenlang "Molly Malone" von einem der Schutzsuchenden (immerhin passabel!) gesungen wird und in das alle miteinfallen. Ganz zu schweigen von dem grässlichen allgegenwärtigen Geschrammel, das man kaum als Soundtrack bezeichnen kann. Rachel Weisz hat in ihrer Rolle bei mir trotz gelegentlichem Verständis wenig punkten können - wahrscheinlich, weil die Protagonisten außer Simon Russell Beale als gehörnter, aber blutleerer Ehemann recht emotionslos und kalt geblieben sind. Nicht einmal der Hallodri Freddie hat mich überzeugt, obwohl man Tom Hiddleston außer einem blendenden Aussehen auch keineswegs Talent absprechen kann. Allerdings wurde zu viel und zu laut geschrieen. Das ist ganz ok auf der Bühne - für einen eher leisen Film wie diesen zu melodramatisch nach meinem Empfinden.

Die große Weisheit und Moral von der Geschicht' lautet: "Wahre Liebe lässt dem anderen Freiheiten und ihn ziehen, wenn er gehen möchte". Das hat bestimmt vor sechzig Jahren noch beeindruckt - heute kann ich nur müde darüber gähnen. Genau wie über die nahezu neunzig Minuten vorher.

Fazit: Nur etwas für Hardcore-Hiddleston-Fans oder Liebhaber von uralten, angestaubten Schwarzweiß-Theaterstücken, die man manchmal 1:1 auf der Mattscheibe am Nachmittag vorbeiflimmern sehen kann.


 Bewertung inklusive Hiddles-Bonus

  👍👍


Montag, 6. Oktober 2014

Offenes Ende und Unhappy Ending ~ anregend oder ärgerlich?

Vielleicht kennt der eine oder andere dieses Gefühl: man ist gerade so mittendrin in der spannenden Lektüre, fiebert nägelkauend den letzten Seiten entgegen, um zu erfahren, wie alles ausgeht... man überspringt vor Aufregung ein paar Sätze... stutzt, und hängt plötzlich ohne Vorwarnung in der Luft. Die so spannende Lektüre endet mit einem offenen Schluss bzw. einem fiesen Cliffhanger. Verblüfft liest man den letzten Abschnitt ein zweites und drittes Mal, doch die Buchstaben und der Sinn, der erst mal keiner zu sein scheint, bleiben die gleichen. Nichts mit eindeutiger Auflösung, kein Happy End (jedenfalls kein offensichtliches), keine weiteren Erklärungen.

Sind dem Autor die Ideen ausgegangen? Wusste er selbst nicht, worauf er hinauswollte und hat er gehofft, dass der Leser klüger wäre? Als Schriftsteller und Fan von offenen Enden kann ich, wenn ich von mir selbst ausgehe, versichern, dass keine der angeführten Vermutungen der Fall ist. Im Gegenteil: Romane mit offenen Enden trauen dem Leser viel zu, nehmen ihn sozusagen mit unter die Decke desjenigen, der sich die Geschichte ausgedacht hat. Für mich sind offene Enden richtige Schätze, denn es gibt sie nicht häufig in der Belletristik. Ich fühle mich nach Beendigung einer solchen Lektüre angeregt, noch einmal genau über das Gelesene nachzudenken, mich damit auseinanderzusetzen. Und meist erkenne ich, dass es dem Autor um mehr ging, als nur eine unterhaltsame Story zu erzählen. Oft steckt ein tieferer Sinn hinter einem scheinbar offenen Ende, die Aufforderung, sich selbst ein Bild zu machen. Eigeninterpretation ist gefragt. Vielleicht kommt man nicht zum selben Schluss wie der Autor, aber ist das so unbedingt nötig? Jeder Mensch denkt und interpretiert schließlich auf seine Art.

Dasselbe gilt für die allgemein unbeliebten "Unhappy Endings". Wo keines ist, hat der Autor etwas bezweckt. Manchmal geht es nicht anders, und ein von den Lesern geliebter Charakter muss sterben oder nimmt sonstwie ein schreckliches Ende. Ja, es stimmt, und ich habe es selbst schon erlebt: wenn man sich allzu sehr hineinbegeben hat in die Geschichte und die Figuren fast Freunde geworden sind, tut das ziemlich weh. Ich bange schon jetzt um das Schicksal eines Protagonisten in einer Trilogie, deren letzter Teil gerade in der Mache ist. Noch bin ich unsicher, ob ich ihn mir nach Erscheinen antun möchte, ohne mich vorher rückzuversichern, dass alles gut wird.

Aber mal ehrlich: oft ist das Leben in Romanen nicht so viel anders als in der Realität, und manchmal sind auch in Phantasiewelten die Helden nicht unsterblich, egal ob wir Fantasy, Krimis, Liebesromane oder Erzählungen bevorzugen. Wäre in Büchern alles rosarot wie in denen, deren pastellzarte Coverfarbe schon verrät, wie sie ausgehen, dann könnte ich aufhören, zu lesen und zu schreiben. Denn mich langweilt eine vorhersehbare Geschichte genauso wie eine, in denen ich als Leser alles haarklein erklärt bekomme, als sei ich nicht fähig, mir eigene Gedanken dazu zu machen. Natürlich interpretiert auch das jeder nach seiner Fasson (die Bücher und meine Schlussfolgerung), und ich finde es auch völlig ok, wenn jemand gern Heile-Welt-Bücher liest, um dem tristen Alltag zu entfliehen und sich mit den Protagonisten zu freuen, nachdem diese Liebeskummer und Herausforderungen meistern mussten und siegreich daran gewachsen sind. Mir persönlich laufen solche Bücher zu sehr nach Schema F ab. Was aber nicht heißt, dass ich ihnen das Existenzrecht abspreche: Leser glücklich zu machen, ist immerhin ein erfreulicher Nebeneffekt des Schreibens und für viele Autoren das größte Ziel.

Meine eigenen Werke beinhalten nach meinem Verständnis keine offenen Enden (aber glückliche meist schon), doch tatsächlich wurde mir das in "Vom Ernst des Lebens" *zur Last gelegt*, was übrigens nicht als Kritik zu verstehen war. Darin sehe ich ein weiteres Plus des offenen Endes: eigentlich ist das Buch für mich sowie für meine Leser abgeschlossen, und dennoch bleibt mir die Möglichkeit, mich irgendwann an einem zweiten Teil zu versuchen, der aufgrund der Beliebheit meiner beiden Protagonisten Miles und Rupert bereits eine Stammleserschaft hätte.

In diesem Sinn bleibe ich neugierig und offen wie manche Enden...










Samstag, 4. Oktober 2014

Black Beauty in Zeiten des Krieges: "Gefährten" (War Horse) von 2011

Filme von Steven Spielberg sind für mich persönlich keine Empfehlung, außer es geht um "Schindlers Liste" , "Indiana Jones" oder "Der weiße Hai". Die fand ich großartig. Alle anderen, die ich kenne, sind mir zu schwülstig.


pferdefotograf_meurer / Pixabay



Die Geschichte des Wunderpferdes Joey macht da keine Ausnahme. Wie in fast allen Spielberg-Blockbustern entwickeln dort Tiere und Kinder besondere Fähigkeiten, die sie aus heiterem Himmel anfallen. Bei ersteren fehlt nur noch, dass sie sprechen können, und Spielberg-Kinder bzw. -Jugendliche gehen mir auf die Nerven mit ihrer altklugen Art und dem Gefühl, den dummen Erwachsenen überlegen zu sein. Die wiederum sind oft abgrundtief und hassenswert böse, so wie der feiste Grundstücksvermieter, der sich Joey unter den Nagel reißen will und den rechtschaffenen Bauern droht, ihnen im Falle einer Verweigerung die Existenz zu entziehen. Klar, das gehört zu Spielbergs Erfolgsrezept und ist sein Markenzeichen, doch ich bin vielleicht zu sehr Realist, um mich davon begeistern zu lassen. Oder ich würde gerne mal vernünftige Erwachsene in Spielberg-Filmen sehen.

"Gefährten" habe ich mir gestern auf Pro7 angeschaut, weil Benedict Cumberbatch und sein Kumpel Tom Hiddleston sich extrem sexy und hoch zu Ross ein Duell liefern, das natürlich das intelligente, pfeilschnelle und makellose Wunderpferd für sich entscheidet. Und ich muss leider sagen, dass das Rennen für mich das einzige Highlight war, bevor in den nächsten Minuten sowohl Captain Cumberbatch als auch dessen Untergebener Hiddleston das Zeitliche segnet, die beide nicht nur vor ihrem heldenhaften Ausscheiden blass bleiben wie der Rest der menschlichen Darsteller. Danach wie auch davor musste ich mehrmals ein Gähnen unterdrücken.

Die beschwerliche Odyssee des Hengstes Joey (seit wann werden Hengste zum Kriegsdienst eingespannt? Na, Schwamm drüber - wer will schon eine kastrierte Hauptfigur?) hat mich merkwürdigerweise weitgehend kalt gelassen. Das lag nicht an der Leistung des Pferdes, sondern am für mich sehr unglaubwürdigen Drehbuch und den naseweisen Kindern, durch deren Hände er geht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei dieser banalen Geschichte selbst bei Kate Middleton die königliche Zurückhaltung flöten ging. Aber die Briten und die Royals im Besonderen haben ja eine erstaunlich enge Beziehung zu ihren Haustieren, wie auch "Gefährten" beweist - die bösen Deutschen schinden nämlich die treuen Gefährten des Menschen zu Tode, während Engländer und Franzosen sie als gleichberechtigte Kameraden behandeln und trotz Armut bereit sind, dafür ein Vermögen springen zu lassen. Für den klugen Hengst sowieso, denn jeder merkt sofort, wie charismatisch und besonders er ist. Bay Beauty statt Black Beauty eben.

Ja, ich gebe es zu: der Film hat emotionale Momente, und als der Schwarze, der sich ehemals zwischen den Beinen von unter Mr. Cumberbatch profilieren durfte, in "deutscher Gefangenschaft" vor Erschöpfung zusammenbricht und Joey sich besorgt und fragend schnobernd über ihn beugt, flossen die Tränchen tatsächlich ein wenig. Oder als Joey sich im Niemandsland kopflos im Stacheldraht verheddert. Das waren Szenen, die mein ehemaliges Reiterherz berührt und empört haben. Und ich war doch froh, dass es für das Pferd und den viel zu gefühligen, halbwüchsigen Besitzer Albert am Ende ein Wiedersehen und eine Heimkehr in einer effekthascherischen "Vom-Winde-verweht"-Kulisse kam, bei der das Pferd wehmütig-weise in die Ferne blickt, während seine Menschen sich trunken vor Glück und Wiedersehensfreude in den Armen liegen.

Aber auch das schien mir zu dick aufgetragen, wobei ich Melodramen durchaus nicht rundweg abgeneigt bin. Leider übertreibt es Spielberg dabei häufig, und wo die Stimmung aufgelockert werden soll, gelingt das meist nur mit Witzen und Zufällen, die so vorhersehbar sind, dass Spielberg noch überraschen könnte, wenn er darauf verzichten würde.

Fazit: Ein für viele Zuschauer tränenreiches Hollywood-Melodram, das man nicht gesehen haben muss, aber gerade bei Pferdefreunden und "Hiddlebatch"-Liebhabern (trotz der Miniauftritte) hoch im Kurs steht. Und da ich in gemäßigter Form beides bin, gibt es von mir mit gutem Willen, den ich gerne zeigen möchte, drei Sterne.


  👍👍👍