Translate

Montag, 30. September 2013

Gepflegte Langeweile ~ Brideshead Revisited

Dieses Postermotiv war das Netteste, was die Serie von 1981 mir zu bieten hatte, sieht man von Jeremy Irons (rechts im Bild) einmal ab. Mein Urteil ist wirklich gnadenlos schlecht, was mich einigermaßen verblüfft. Ich liebe diese Zeit und so genannte *Sittengemälde*, was "Brideshead" eindeutig ist, und ja, die Bilder sind super, und auch an der Ausstattung und den Schauspielern gibt's bis auf wenige Ausnahmen nichts zu mäkeln. Wenn bloß nicht diese betuliche Tranigkeit wäre!
 
 
 


 

Insgesamt gibt es an die sechs oder acht Folgen in Spielfilmlänge (mir kommt's länger vor), in denen rein gar nichts passiert. Wen interessieren schon die Problemchen der Upper Class, zu der Charles Ryder (Jeremy Irons) und sein bemitleidenswert erzkatholischer Intimus Lord Sebastian Flyte (Anthony Andrews) zählen? Mich nicht. Einfach nur furchtbar langweilig. Ich werde die Serie wohl abbrechen, nachdem ich mich mühsam zum Ende der zweiten Folge gequält habe. Obwohl mir Charles eigentlich recht sympathisch ist und ich Männerfreundschaften sehr interessant finde, werde ich mit den Charakteren nicht warm. Sebastian und sein komischer Bär gehen mir auf die Nerven, aber das ist noch gar nichts gegen die latent schwule Gesellschaft, in der sich Bär und Mann bewegen. Scheinbar sind alle Studenten in Oxford homosexuell und mehr oder weniger heimlich in ihresgleichen verliebt. So jedenfalls klingt es, wenn man Charles Ryder in blumigen Ausdrücken über den kindischen Lord sinnieren hört. Nicht falsch verstehen - ich mag England um die Edwardianische Epoche herum, und ich mag es auch, wenn Männer offen zu ihren Gefühlen stehen. Aber dieses Schwülstig-Verklemmte, das in der Serie und vielleicht auch in der Buchvorlage dominiert, ist echt zu viel des Guten.

Und nebenbei bemerkt: Die Väter der beiden - dargestellt von den lorbeerbekränzten Recken Sir Laurence Olivier und Sir John Gielgud (Mr. Ryder senior) wirken wie Karikaturen auf mich, und ich kann von Glück sagen, dass beide nur kurze Auftritte haben.

Merkwürdig, wie anders und glaubwürdiger ich dagegen den Großen Gatsby fand. Auch da ging es um die Oberschicht, und trotzdem war das Thema interessant und unterhaltsam aufbereitet. Etwas, das ich von "Brideshead" leider nicht sagen kann. Haben die beiden denn nun oder haben sie nicht...? Natürlich muss es nicht zwangsläufig so sein. Freundschaft kommt in den unterschiedlichsten Facetten, so dass ich selbst Sebastians Eifersucht ein bisschen nachvollziehen kann und verstehe, weshalb er Charles von seiner ach so makellosen Familie fernzuhalten versucht. Dass Charles Schwester Julias Charme erliegen wird - weil sie ihn an ein weibliches Pendant von Sebastian erinnert - ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Ehrlich gesagt, das weiß ich genau. Ich habe die Serie vor grauer Urzeit gesehen, und bin jetzt umso enttäuschter, weil ich sie damals wirklich gern gesehen habe und sie eine große Inspiration war. So ändern sich die Meinungen und Geschmäcker. Trotzdem - ich weiß nicht, warum das so war. An Jeremy Irons allein lag es doch bestimmt nicht. Nicht einmal der reißt mich aus meiner Trance beim Anschauen. Ich glaube, vor ein paar Jahren wurde ein Film nach dem Roman gedreht, der offenbar zu der klassischen Literatur gehört. Versteh' ich nicht. Für mich ist "Brideshead" der Stoff, aus dem die Langeweile ist. Naja... Langweile und Klassiker gehören ja offenbar zusammen. Darum gibt es von mir einen einsamen gelangweilten klassischen Stern. Sorry, Mr. Irons.






 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen