Ich gebe zu, ich bin mitunter von gestern. Eine von denen, die noch die alte Rechtschreibung gelernt und sich lange gegen die neuen Regeln gesträubt haben. Auch war ich ein großer Scharf-S-Fan, das nun bis auf wenige Ausnahmen (nämlich bei langem Vokal) ausgedient hat. Richtig einleuchten wollte mir das nie - was für einen Autor freilich nicht eben günstig ist. Glücklicherweise habe ich jemanden kennengelernt (kennen gelernt?), der mir das *ss* und das *ß* sehr gut erklärt hat, als mir klar wurde, dass ich die neuen Regeln befolgen möchte. Schließlich will man nicht verstaubt erscheinen, und für einen Klassiker hat (noch) keines meiner Bücher das Zeug.
Einige Regeln sind aber nach wie vor verwirrend. Die der Zusammen- und / oder Getrennt-Schreibung, zum Beispiel. Ich weiß nicht, warum man dazu übergegangen ist, fast alles auseinander zu schreiben, und weshalb es dann doch wieder Ausnahmen gibt, die man lernen muss. Auch die Großschreibung von "Es tut mir Leid" (weil ich dir Leid angetan habe) oder "Er hat Recht" (Das Recht ist auf seiner Seite) erscheint mir merkwürdig. Ist das überhaupt noch aktuell, oder darf man mittlerweile wieder minimieren ohne den Rotstift zu kassieren? Warum wird aus Greuel *Gräuel*? Stammt es von Grau ab?
"Schnäuzen" finde ich auch furchtbar, allein schon deshalb, weil sich jedesmal (jedes Mal!) beim Lesen eine dicke schnaufende Walross-Antje vor mein inneres Auge hievt. Da macht es keinen Unterschied, ob sich ein zierliches elfenhaftes Wesen oder ein seehundartiger Herr die Nase putzt... sorry, das ist einfach respektlos und fast unfreiwillig komisch.
Ach ja. Es ist halt so. Und irgendwie wäre es auch öde, wenn alles immer gleich bliebe. Wie gesagt, mit dem Doppel-S habe ich mich angefreundet. Und ich will nicht sagen, dass die Rechtschreibre-reform sinnlos wäre. Verwirrend schon, aber sinnlos? Eigentlich nicht. Trotzdem bin ich froh, dass ich kein Deutschlehrer geworden bin. Ich könnte "Schnäuzen" nicht mit meinem Sinn für Ästhetik vereinbaren.
Bildquelle: geralt / Pixabay
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